Verlorenes Lachen: Kurfürstenklinik 42 – Arztroman
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Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist.
Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich.
»Wie geht es eigentlich Ihrer Schwester, Adrian?« erkundigte sich Carola Senftleben bei ihrem jungen Nachbarn Dr. Adrian Winter, den sie an diesem Donnerstag, wie so häufig, in ihrer gemütlichen Küche mit einem ausgezeichneten Abendessen verwöhnte.
»Esther und Herr Laufenberg sind heute für ein verlängertes Wochenende aufs Land gefahren«, antwortete Adrian und strich sich die widerspenstigen dunkelblonden Haare aus der Stirn. Esther Berger war seine Zwillingsschwester. Sie hatte Medizin studiert wie er, arbeitete jetzt jedoch als Kinderärztin an der Charité, während Adrian die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg leitete. Er war einer der jüngsten Chefärzte dort. Die Notfallmedizin war sein Spezialgebiet, über das er regelmäßig viel beachtete Artikel veröffentlichte.
»Siezen Sie Herrn Laufenberg immer noch?« fragte Frau Senftleben verwundert. Sie war eine sehr gepflegte Frau von Ende Sechzig, mit der Adrian sich immer gern unterhielt, da sie vielseitig interessiert und geistig ausgesprochen rege war. »Er wird ja vielleicht einmal Ihr Schwager, Adrian.«
»Ich weiß, Esther hat mich neulich auch schon mal danach gefragt, Frau Senftleben«, antwortete er.
Während er sprach, wirkte er leicht verlegen, und seine Nachbarin wußte genau, warum das so war. Thomas Laufenberg, Esthers Freund, war nämlich vor nicht allzu langer Zeit der neue Verwaltungsdirektor der Kurfürsten-Klinik geworden. Adrian hatte ihn seinerzeit heftig bekämpft, weil er glaubte, der andere werde sich nicht für das medizinische Personal stark machen, sondern nur weitere Einsparungen vornehmen. Doch Adrian hatte sich geirrt, was er offen zugab, wenn es ihm auch nicht angenehm war. Thomas Laufenberg und ihn verband noch nicht direkt Freundschaft, aber sie kamen mittlerweile bestens
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Verlorenes Lachen - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik –42–
Verlorenes Lachen
Ein junges Paar steht plötzlich vor dem Nichts
Roman von Nina Kayser-Darius
»Wie geht es eigentlich Ihrer Schwester, Adrian?« erkundigte sich Carola Senftleben bei ihrem jungen Nachbarn Dr. Adrian Winter, den sie an diesem Donnerstag, wie so häufig, in ihrer gemütlichen Küche mit einem ausgezeichneten Abendessen verwöhnte.
»Esther und Herr Laufenberg sind heute für ein verlängertes Wochenende aufs Land gefahren«, antwortete Adrian und strich sich die widerspenstigen dunkelblonden Haare aus der Stirn. Esther Berger war seine Zwillingsschwester. Sie hatte Medizin studiert wie er, arbeitete jetzt jedoch als Kinderärztin an der Charité, während Adrian die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg leitete. Er war einer der jüngsten Chefärzte dort. Die Notfallmedizin war sein Spezialgebiet, über das er regelmäßig viel beachtete Artikel veröffentlichte.
»Siezen Sie Herrn Laufenberg immer noch?« fragte Frau Senftleben verwundert. Sie war eine sehr gepflegte Frau von Ende Sechzig, mit der Adrian sich immer gern unterhielt, da sie vielseitig interessiert und geistig ausgesprochen rege war. »Er wird ja vielleicht einmal Ihr Schwager, Adrian.«
»Ich weiß, Esther hat mich neulich auch schon mal danach gefragt, Frau Senftleben«, antwortete er.
Während er sprach, wirkte er leicht verlegen, und seine Nachbarin wußte genau, warum das so war. Thomas Laufenberg, Esthers Freund, war nämlich vor nicht allzu langer Zeit der neue Verwaltungsdirektor der Kurfürsten-Klinik geworden. Adrian hatte ihn seinerzeit heftig bekämpft, weil er glaubte, der andere werde sich nicht für das medizinische Personal stark machen, sondern nur weitere Einsparungen vornehmen. Doch Adrian hatte sich geirrt, was er offen zugab, wenn es ihm auch nicht angenehm war. Thomas Laufenberg und ihn verband noch nicht direkt Freundschaft, aber sie kamen mittlerweile bestens miteinander aus. Allerdings, wie Frau Senftleben ganz richtig festgestellt hatte, hielten sie noch immer vorsichtige Distanz zueinander.
»Vielleicht haben Sie recht«, setzte Adrian nun hinzu. »Es fällt mir in diesem Fall allerdings schwer, den ersten Schritt zu tun.«
»Das geht Herrn Laufenberg sicher nicht anders«, vermutete seine Nachbarin. Sie hatte den Verwaltungsdirektor einmal kennengelernt und sofort sympathisch gefunden, was sie Adrian auch umgehend mitgeteilt hatte.
»Ja, da könnten Sie recht haben«, gab Adrian zu. Er hob den Kopf und lächelte sie an. »Ich denke noch einmal darüber nach, Frau Senftleben, ich verspreche es Ihnen.«
Sie nickte nur und beschloß, das Thema zu wechseln. Es war nicht ihre Absicht gewesen, ihn in Verlegenheit zu bringen. Ihre Erfahrung war jedoch, daß es manchmal hilfreich sein konnte, seinen Mitmenschen einen kleinen Schubs zu versetzen, wenn sie einen solchen ganz offensichtlich brauchten. Und was den Verwaltungsdirektor der Kurfürsten-Klinik, der zugleich der Freund seiner Zwillingsschwester war, betraf, da hatte Dr. Adrian Winter schon mehr als einen Schubs gebraucht.
Sie lächelte bei diesem Gedanken, und sofort wollte er wissen: »Worüber freuen Sie sich denn so?«
»Das möchte ich lieber für mich behalten«, antwortete sie. »Erzählen Sie mir lieber endlich, was es Neues in der Klinik gibt. Darüber haben wir heute noch gar nicht gesprochen.«
Das tat Adrian gern und während er weiter mit großem Appetit aß, beschrieb er ihr einige der interessantesten Fälle, die er in den letzten Tagen behandelt hatte.
*
»Na, wie gefällt es dir hier?« fragte Dr. Esther Berger ihren Freund Thomas Laufenberg am Samstag Morgen. »Wir sind ja nun seit Donnerstag hier, jetzt müßtest du doch eigentlich schon einen Eindruck haben.« Sie standen am Rande einer großen Koppel in einem Dorf bei Köpenick. Hier bewirtschaftete die Familie Langhammer, bei der Esther ihre temperamentvolle braune Stute Luna untergestellt hatte, einen Bauernhof.
Esther war eine leidenschaftliche Reiterin, und sie arbeitete, wann immer es ihre Zeit erlaubte, auch mit behinderten Kindern, die sie sehr behutsam an den Umgang mit Pferden gewöhnte. Die großen Erfolge, die sie damit bei vielen erzielte, spornten sie stets von neuem an.
Mit Thomas war sie zum ersten Mal hier. Er selbst war kein Reiter, bewunderte jedoch Esthers Engagement und freute sich über den Anblick ihrer schönen Stute. »Es ist herrlich, Esther«, antwortete er voll ehrlicher Begeisterung. »Wir sollten uns öfter die Zeit nehmen, am Wochenende hierher zu fahren.«
Sie schlang einen Arm um seine Hüfte. Anders als ihr Zwillingsbruder Adrian Winter war Esther sehr zierlich, Thomas überragte sie um mehr als einen Kopf. Er zog sie noch näher zu sich heran und gab ihr einen Kuß. »Was hältst du davon?«
Sie lachte vergnügt. »Na, ich wäre begeistert. Aber du weißt ja, wie die Realität aussieht. Ich habe öfter Wochenenddienst – und du verbringst ja samstags oder sonntags auch regelmäßig etliche Stunden an deinem Schreibtisch in der Kurfürsten-Klinik, um Dinge zu erledigen, für die dir während der Woche die Zeit fehlt.«
»Auch wieder wahr«, gab er zu.
Hinter ihnen rief jemand laut: »Guten Morgen. Wieso sitzen Sie noch nicht auf Luna, Frau Dr. Berger?«
Sie drehten sich um. Ein junges Paar kam auf sie zu, beide dunkelhaarig und schlank, beide sehr attraktiv. Sie hielten einander an den Händen und leuchteten förmlich vor Glück.
Esther hatte Thomas am vergangenen Abend bei ihrer Ankunft erzählt, daß Ramona und Michael Harkenroth erst vor kurzem geheiratet hatten. »Eine richtige Liebesheirat«, waren ihre Worte gewesen. »Sie haben sich hier beim Reiten kennengelernt, ich war dabei. Liebe auf den ersten Blick, Thomas. Da hat wirklich der Blitz eingeschlagen. Das ist erst ein halbes Jahr her, und jetzt sind sie schon verheiratet.«
Er hatte nur gemurmelt: »Bei uns hat auch der Blitz eingeschlagen, erinnerst du dich?« und sie so leidenschaftlich geküßt, daß sie nicht einmal mehr hatte antworten können.
»Guten Morgen!« sagte Esther jetzt, und Thomas schloß sich an. Esther hatte ihn am Abend zuvor mit den Harkenroths bekannt gemacht.
Das junge Paar stand jetzt vor ihnen. Ramona sah fragend von einem zum andern. »Sie wollen sich uns also bei unserem Ausritt nicht anschließen?«
Thomas fand, daß es an der Zeit war für ein Geständnis. »Ich reite gar nicht«, sagte er verlegen. »Ich habe nur meine Freundin hierher begleitet, weil sie mir immer so viel vorgeschwärmt hat von diesem Dorf, von den Pferden, von den Menschen – und von der schönen Umgebung hier. Und ich muß sagen, sie hat nicht übertrieben.«
Fassungsloses Erstaunen in den Gesichtern ihm gegenüber. »Sie reiten nicht?« wiederholte Michael Harkenroth. »Aber dann müssen Sie es unbedingt lernen, Herr Laufenberg!«
»Ich bin zu alt«, wehrte Thomas ab. »Wenn mich so ein Pferd abwirft, dann breche ich mir garantiert jeden Knochen, weil ich völlig untrainiert bin. Nein, nein, ich sehe Ihnen sehr gern zu, wie Sie elegant über die Felder fliegen, aber ich bleibe lieber fest auf meinen beiden Beinen stehen. So fühle ich mich am wohlsten.«
»Das kann ich gar nicht glauben«, entgegnete Ramona. Sie drehte mit einigen energischen Handgriffen ihre langen Haare zusammen und stopfte sie unter die Reiterkappe, die sie nun aufsetzte. »Sie sollten es wenigstens probieren, Herr Laufenberg, sonst können Sie das doch gar nicht richtig beurteilen.«
»Es ist aussichtslos, Frau Harkenroth«, versicherte