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Womit wir leben können
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Womit wir leben können
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Womit wir leben können

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About this ebook

Diese von Jörg Zink erstmals 1963 vorgelegte Auswahl zentraler Texte der Bibel stellte erstmals den traditionellen Bibelworten Martin Luthers eine Übertragung in eine verständliche, zeitgemäße Sprache gegenüber. Sie wurde mit einer Auflage von über 1,6 Millionen Exemplaren im deutschen Sprachraum eines der erfolgreichsten christlichen Bücher des 20. Jahrhunderts.

Texte für jeden Tag spannen den Bogen vom Jahresbeginn über Passions- und Osterzeit, Entstehung und Auftrag der christlichen Gemeinde, Lieder und Gebete der Bibel, bis zur leiblichen Ankunft des Christus und zum Beginn seiner Wirksamkeit.

– E-Book-Ausgabe mit Texten der neu bearbeiteten Bibelübertragung des Autors
– sorgfältige Optimierung für das Lesen auf E-Book-Readern
– Bibelstellenverzeichnis für einen direkten Zugriff auf einzelne Texte
– erläuternde Kurztexte zu den zitierten Büchern der Bibel
LanguageDeutsch
Release dateJun 30, 2011
ISBN9783864740831
Womit wir leben können

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    Book preview

    Womit wir leben können - Jörg Zink

    >>

    Inhaltsübersicht

    Hinweise für das Lesen mit E-Book-Readern

    Die »Edition Jörg Zink«

    Vorwort

    Januar

    Februar

    März

    April

    Mai

    Juni

    Juli

    August

    September

    Oktober

    November

    Dezember

    Verzeichnis der Bibelstellen und kurze Erläuterungen zu den Quellen

    Dieses Buch und sein Autor

    Impressum

    >>

    Hinweise für das Lesen mit E-Book-Readern

    Das E-Book ist für eine Wiedergabe in mittlerer bis kleiner Schriftgröße optimiert.

    Es wird empfohlen, eine linksbündige Wiedergabe einzustellen und bei Wahl größerer Schriften im Querformat zu lesen, um den Zeilenaufbau des Originals zu erhalten.

    Im Verzeichnis der Bibelstellen sind Erläuterungen zu den einzelnen Büchern der Bibel zu finden. Die in manchen Lesegeräten angebotenen Wörterbücher enthalten dagegen Informationen, die den Lesefluss stören können. Wir empfehlen, sie zu deaktivieren.

    Die Bearbeitenden sind dankbar für Hinweise auf Mängel und Fehler in dieser Ausgabe. Sie erreichen uns unter nachricht@joergzink.de.

    >>

    Die »Edition Jörg Zink«

    Die Edition versammelt durchgesehene, in enger Abstimmung mit dem Autor entstandene Ausgaben zentraler Bücher und Bilder aus dem Lebenswerk des Pfarrers und Publizisten Jörg Zink.

    Ihr Schwerpunkt liegt in der sorgfältigen Anpassung der Buchausgaben an die veränderten Möglichkeiten des elektronischen Lesens. Sie hat das Ziel, bleibend bedeutsame Beiträge des Autors zu Grundfragen des christlichen Glaubens in seinem Sinn zugänglich zu halten und weiter zu verbreiten.

    Eine kurze Biographie des Autors und Angaben zu Hintergrund und Entstehung des vorliegenden Buchs sind im Abschnitt Dieses Buch und sein Autor zu finden.

    Die Schreibung von Eigennamen und Orten der Bibel erlebte im christlichen Schrifttum manches Experiment, um sie zu vereinheitlichen. Die Edition verwendet hier alltagssprachlich übliche Schreibweisen.

    Christoph Zink

    Zur Internetseite von Jörg Zink mit weiteren Links:

    > www.joergzink.de

    >>

    Vorwort

    Wer leben will, braucht neben dem Brot, das er isst, das Wort von Menschen. Er muss einem Gesicht begegnen, er muss jemanden finden, der Vertrauen zu ihm hat oder seine Liebe erwidert, der zu ihm spricht und ihm zuhört. Wer leben will, sagt die Bibel, braucht ein Wort von dem, der das Leben gegeben hat und ohne den es nicht besteht. Gott sprach – und es entstand die Welt. Er sprach – und es entstand der Mensch, ein Wesen, das Gott gegenübersteht und die Fähigkeit besitzt, ihn zu hören und ihm zu antworten. Der Mensch wird darum, sagt die Bibel, sich selbst nicht verstehen und den Sinn seines Lebens nicht finden außer in diesem Gespräch, und wir fügen hinzu: Er hat auch in dieser verwirrten Zeit mit ihrer Klugheit, ihrem Hochmut und ihrem Elend nirgends Halt und Stand als in ihm.

    Das Buch, in dem wir finden, was Gott spricht, ist die Bibel. Gewiss, auch in ihr erzählen, dichten, singen und klagen Menschen. Andere Menschen haben nach ihnen weiter erzählt, abgeschrieben und das Ihre hinzugefügt. In allen Jahrhunderten danach haben die Menschen dieses Wort von einer Sprache in die andere übertragen oder auch in die Sprache einer neuen Generation, und es sind Menschen, die in dieser Bibel lesen oder sie auslegen. Aber durch die Worte der vielen Menschen hindurch hören wir, wenn Gott es so will, ihn selbst.

    Es ist eine menschliche Geschichte. Ein Nomadenvolk der alten Welt findet seinen Weg, indem es seinen Gott findet. Es verirrt sich, indem es sich von ihm abwendet. Es weigert sich bis auf einige Wenige, aus dem Mund des Mannes Jesus von Nazareth aufs Neue und anders zu hören, was Gott ihm sagt.

    Durch das Wort aber, das Jesus spricht, finden sich andere Menschen zusammen. Die erzählen uns, was er gesagt und getan hat, wie er litt und starb. Sie bekennen, dass er auferstanden sei und lebe. Sie bezeugen, dass in ihm Gott wirke und dass er gegenwärtig sei, wo immer Menschen zusammenkommen, um ihn zu hören und ihm zu antworten. Und in all diesen Erzählungen und Bekenntnissen von Menschen finden wir uns unversehens Gott selbst gegenübergestellt.

    »Ich bin das Brot, von dem die Menschheit lebt«, sagt Jesus. »Wer mein Wort hört, wer das Gespräch mit mir sucht, wird leben.« Wenn wir heute fragen, womit und wovon wir leben können, werden wir immer und immer wieder auf ihn zurückkommen. Kein Volk, keine Kultur, kein Denker und kein Dichter haben an die Stelle seiner Worte je Besseres und Wichtigeres gesetzt.

    Das Buch, das in Ihrer Hand liegt, bringt Geschichten, Reden, Lieder und Briefe aus der Bibel. Es erklärt sie nicht, sondern bringt sie nur in einer Übertragung, von der ich meine, sie sei nicht viel schwerer verständlich als die Sprache, in der Sie sonst mit Menschen reden.

    Sie können zum Tagesbeginn darin lesen oder zum Tagesausklang, jeden Tag eine Seite. Es ist so viel, dass Sie genug nachzudenken haben, und so wenig, dass Sie ohne Hast jedes Wort aufnehmen können. Sie kommen dabei im Laufe eines Jahres an den wichtigsten Stücken der Bibel vorbei und haben am Ende das Wesentliche im Kopf und vielleicht, was noch besser ist, im Herzen.

    Sie können das Buch auch lesen wie einen Roman. Nicht ganz in einem Zug, aber doch in längeren Abschnitten, vor allem in den erzählenden Teilen, im Laufe einiger Wochen, immer dann, wenn Sie eine ungestörte Stunde haben oder einen freien Sonntag. Sie können aber auch einfach darin blättern, wenn Sie vom Umtrieb des Tages Abstand gewinnen und einem Wort von Gott begegnen wollen. Denn die Worte, die Sie lesen, sind Fragen und Antworten aus dem Gespräch, das Gott mit Ihnen führt, heute und morgen, vom Anfang bis zum Ende Ihres Lebensweges, weil er will, dass Sie leben.

    Jahrhundertelang las unser Volk die Bibel in der Sprache Martin Luthers, und wahrscheinlich wird, solange deutsch gesprochen wird, die Übersetzung Luthers geliebt und gelesen werden. Aber an vielen Stellen spricht sie heute nur noch zu denen, die seit ihrer Kindheit mit dem christlichen Glauben vertraut sind. Wer die Briefe des Paulus in Luthers Sprache versteht, beweist damit, dass er viele Jahre lang mit seiner Bibel gelebt hat.

    Es ist kein Zeichen der Geringschätzung Luthers, wenn heute viele versuchen, das Wort der Bibel in eine moderne, einfachere Sprache zu fassen, sondern der Sorge, dass uns mit der Sprache Luthers die Bibel verloren geht. Luther wäre der Letzte, der eine fast 500 Jahre alte, noch so schöne Sprache für unantastbar hielte. Wir sind freilich nicht am Ziel, und es wird noch einige Jahre dauern, bis wir eine Bibel in Händen haben, die allen verständlich ist und die Christen aller Konfessionen verbindet.

    Der Versuch, den dieses Buch unternimmt, besteht darin, dass es umschreibt. Wenn ein schweres, vielschichtiges Wort wie Gerechtigkeit, Gnade, Versöhnung, Geist, Reich Gottes nicht mehr so verstanden wird, wie die Bibel es gebraucht, und wir doch ein anderes Wort an seiner Stelle nicht haben, dann bleibt nichts übrig, als genau hinzusehen, was denn da zwischen Gott und uns geschieht – und dann in einem ganzen Satz von fünf oder zehn oder mehr Wörtern zu umschreiben, was das biblische Wort praktisch sagen, zeigen, schildern, erzählen will.

    Man könnte, was hier versucht wird, eine Übersetzung nennen. Es ist aber eher eine Übertragung, oder besser eine Umschreibung, ein Gespräch mit der Leserin, dem Leser von Vers zu Vers. Es liegt nichts daran, wie man es nennt, vor allem auch deshalb, weil nicht jeder Abschnitt nach demselben Verfahren wiedergegeben ist. Der eine ist wörtlich übersetzt, weil alle Leser ihn auch wörtlich verstehen, der andere ist freier übertragen, weil er sich so besser öffnet, und einige Psalmen sind in ganz freier Wiedergabe nachgeschrieben, damit die alten Gebete sich in unsere eigenen verwandeln.

    Es liegt nicht viel an der Einheitlichkeit der Form. Wichtiger ist, dass jedes Wort der Bibel eine Gestalt findet, in der ein Gespräch mit ihm beginnen kann, ein Hören und ein Antworten. Denn wichtig ist allein, dass wir mit diesem Wort leben können.

    Jörg Zink

    >>

    1. ‍Januar

    nach Psalm 121

    Ein Psalm zum neuen Jahr

    Ich habe nur einen, der mir hilft.

    Ich lasse den Kopf nicht hängen. Ich hebe ihn

    und schaue auf zu dir, über die Berge hinauf zu dir.

    Du, Gott, hast den Himmel gemacht und die Erde,

    mein kleines Schicksal kommt aus deiner Hand.

    Du gibst meinem Schritt Klarheit,

    Sicherheit und Kraft. Du behütest mich.

    Du bist mir nahe. Du schläfst nicht.

    Du bist mir ein kühler Schatten,

    der über einen Menschen fällt in einer glühenden Wüste.

    Keine Gefahr kann mich bedrohen

    im Sonnenlicht, da ich mein Werk tue,

    oder bei Nacht, da ich ruhe

    und Zweifel im Herzen ist, Angst oder Schuld.

    Ich bin behütet.

    Gott ist um mich, Schutz meiner Seele.

    Er geleitet mich, wenn ich etwas anfange

    und in allem, was ich vollende.

    Er hat meinen Ausgang im Auge und meine Heimkehr

    von heute an und in Ewigkeit.

    *

    2. ‍Januar

    Psalm 23

    Einer sorgt für mich: Gott selbst.

    Wozu mache ich mir Sorgen?

    Was ein Hirte ist für ein Tier,

    das ist für mich Gott, mein Vater.

    In reicher Aue ist meine Weide.

    Frisches Wasser quillt für mich,

    wohin immer er mich führt.

    Lebensfülle gibt er und Kraft.

    Mein Weg kann nicht irren,

    denn er ist es, der mich führt.

    Und wenn ich wandere im Tal des Todes,

    so gehe ich doch im Frieden.

    Aber mehr noch: In seinem Haus

    deckt er mir einen Tisch.

    Kein Feind wird mir folgen,

    keine Schuld und kein Fluch.

    Er macht meine Seele rein

    und schmückt mich festlich.

    Der Becher, den ich trinke,

    fließt über von erfrischendem Trank.

    Mit Güte und Freundlichkeit

    umgibt mich Gott, solange ich lebe,

    und ich habe Wohnrecht in seinem Haus,

    jetzt und in Ewigkeit.

    *

    3. ‍Januar

    Psalm 63

    Mein Gott, dich suche ich.

    Meine Seele verlangt nach dir.

    Ich dürste nach dir

    wie trockenes Land nach dem Regen dürstet.

    Ich schaue nach dir,

    deine Nähe zu erfahren.

    Denn deine Güte allein

    gibt meinem Leben Sinn.

    So will ich dich rühmen mein Leben lang

    und meine Hände ausstrecken

    nach dir, der so nahe ist,

    und dich mit ganzem Herzen preisen.

    Das ist meines Herzens Freude und Wonne,

    dich mit fröhlichem Munde zu rühmen.

    Wenn ich mich zu Bette lege,

    so denke ich an dich.

    Wenn ich wach liege,

    sinne ich deinem Geheimnis nach.

    Denn du bist mein Helfer,

    in deinem Schutz bin ich glücklich.

    Meine Seele hängt an dir,

    und deine Hand ist mein Halt.

    *

    4. ‍Januar

    Psalm 139,1–12

    Du siehst mich, Gott. Du kennst mich.

    Ich sitze oder stehe – du weißt es.

    Du kennst meine geheimsten Gedanken.

    Ich gehe oder liege, so bist du um mich.

    Mit allen meinen Wegen bist du vertraut.

    Ich rede kein Wort,

    ich denke es nicht einmal,

    das du nicht hörtest.

    Von allen Seiten umgibst du mich

    und hältst deine Hand über mir.

    Das ist zu wunderbar, zu unbegreiflich,

    zu hoch für meine Gedanken.

    Wohin soll ich gehen, wenn du um mich bist?

    Wohin fliehen, wenn du mich ansiehst?

    Stiege ich hinauf an den Himmel,

    so wärest du da.

    Machte ich mir ein Bett bei den Toten,

    so wärest du auch dort.

    Wehte ich über den Himmel

    wie die Schleier der Morgenröte,

    wie das Morgenrot flieht vor der Sonne,

    flüchtete ich mich hinter das äußerste Meer,

    so würde mich deine Hand dort finden

    und deine Rechte mich packen.

    Sagte ich: »Finsternis soll mich verhüllen,

    statt des Tages soll Nacht um mich sein«,

    so wäre auch Finsternis nicht finster für dich.

    Die Nacht würde leuchten wie der Tag.

    Denn von dir bin ich umgeben, ganz und gar.

    *

    5. ‍Januar

    Psalm 139,13 ‍–18

    Von dir bin ich ganz und gar umgeben, mein Gott.

    Du hast mich geschaffen,

    meinen Leib und meine Seele.

    Du warst es, der mich so fein verwoben hat

    im Leib meiner Mutter.

    Ich danke dir, dass ich so herrlich geschaffen bin,

    so wunderbar. Ich sehe das wohl.

    Ja, wunderbar sind deine Werke.

    Du kanntest mich, du sahst mich schon,

    als ich, menschlichen Augen verborgen,

    entstand und meine Gestalt fand.

    Du sahst mein Schicksal vor dir,

    alle meine Tage, alle meine Jahre.

    In deinem Buch waren sie verzeichnet,

    sie wurden vorausgeschaut, aufgeschrieben,

    als sie noch längst nicht begonnen hatten.

    Deine Gedanken sind so schwer und groß,

    o Gott, wie gewaltig ist ihre Zahl.

    Wollte ich anfangen zu zählen, so wäre es,

    als zählte ich die Sandkörner am Meer.

    Und schliefe ich darüber ein,

    so zählte ich weiter im Traum

    und merkte erwachend,

    dass ich weiter zählte und an kein Ziel kam.

    Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz,

    auch was mir selbst verborgen ist,

    damit ich nicht, ohne es zu wissen,

    auf dem Wege ins Unheil bin.

    Leite mich, dass ich mein Ziel finde,

    jetzt und in Ewigkeit.

    *

    6. ‍Januar

    Psalm 36

    Gott, deine Güte reicht

    so weit der Himmel ist,

    und deine Wahrheit

    so weit die Wolken gehen.

    Wie die Berge fest stehen über den Tälern,

    steht deine Gerechtigkeit

    fest über der Welt.

    Wie das Meer unendlich sich breitet,

    so ohne Grenzen ist deine Macht.

    Wie kostbar ist deine Güte, o Gott.

    Bei dir finden wir Menschenkinder Schutz.

    Wir werden satt von den reichen Gütern,

    die deine Erde darreicht,

    und du tränkst uns mit Wonne

    wie mit einem Strom.

    Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,

    und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

    *

    7. ‍Januar

    Lukas 4,16 ‍– ‍22

    Die Gewähr für das, was die Psalmen sagen, liegt in Jesus Christus. Ihm gilt unsere Achtsamkeit. Seine öffentliche Tätigkeit begann so:

    Eines Tages führte ihn sein Weg nach Nazareth, wo er seine Kindheit und Jugend zugebracht hatte. Am Sabbat ging er in den Gottesdienst. Dort gab man ihm eine Rolle des Propheten Jesaja, und er fand das Wort:

    »Gott wirkt durch mich. Er hat mich berufen.

    Er hat mich gesandt mit dem Auftrag,

    den Armen zu sagen, dass er sie liebt,

    die wunden Herzen zu verbinden,

    den Gefangenen die Freiheit zu bringen,

    den Blinden das Licht zu geben

    und die Misshandelten zu erlösen.«

    Er schloss die Rolle und sprach weiter:

    »Jetzt ist die Stunde, in der Gott Heil gibt.

    Heute erfüllt sich, was ihr hört.«

    Und sie bestätigten, dass das wahr sei

    und dass Gottes Freundlichkeit

    zu ihnen gesprochen hatte.

    Aber sie zweifelten doch,

    denn sie kannten ihn von klein auf,

    und fragten:

    »Ist das nicht einer von den Unseren?

    Ist das nicht Josefs Sohn?«

    *

    8. ‍Januar

    Matthäus 9,9 ‍–13

    Auf seinen Wanderungen durch das Land kam Jesus durch eine Zollstelle. Dort saß einer, der die Gebühren einzog, Matthäus. Den sprach er an: »Komm! Lass das! Geh mit mir!« Und der Mann stand auf und ging mit ihm.

    Später an jenem Tag

    war Jesus im Haus des Matthäus zu Gast.

    Die Kollegen des Matthäus,

    die verhassten Leute vom Zolldienst,

    die mit den Römern zusammenarbeiteten

    und als Betrüger galten,

    und andere verrufene Gestalten kamen dazu

    und saßen mit Jesus und seinen Begleitern zu Tisch.

    Die Pharisäer sahen das und fragten die Jünger:

    »Warum macht euer Meister

    sich mit Betrügern gemein

    und mit Ausbeutern?«

    Als Jesus das hörte, gab er zur Antwort:

    »Die Gesunden brauchen den Arzt nicht,

    wohl aber die Kranken.

    Geht nach Hause und lernt,

    was Gott meint, wenn er sagt:

    ›Ich freue mich über barmherzige Menschen

    und nicht über Frömmigkeit.‹

    Ich bin nicht gekommen,

    die Gerechten zu bestätigen,

    sondern den Verstoßenen nahe zu sein.«

    *

    9. ‍Januar

    Lukas 15,1–7

    Man kann dieses gemeinsame Essen zwischen Jesus und den Verachteten und Verhassten im Volk der Juden als das charakteristische Zeichen seiner Wirksamkeit betrachten. Nichts ist so bezeichnend für ihn wie dies. Wir lesen:

    Die Frommen und die Gesetzeslehrer aber

    besprachen sich und stellten fest:

    »Dieser Jesus, der ein Gottesgesandter sein will,

    macht sich mit Betrügern und Ausbeutern gemein

    und hält mit ihnen Tischgemeinschaft.«

    Da redete Jesus sie mit einem Gleichnis an:

    »Ich kann mir nicht denken,

    dass einer unter euch anders verfährt

    als jeder vernünftige Schafhirt.

    Nehmt an, er hat hundert Schafe.

    Eins davon läuft ihm weg.

    Er lässt auf der Stelle

    die neunundneunzig in der Steppe allein

    und macht sich auf die Suche

    nach dem einen verlorenen.

    Er geht ihm nach, bis er es findet.

    Wenn er es gefunden hat,

    nimmt er es auf die Schulter und freut sich,

    und wenn er nach Hause kommt,

    ruft er seinen Freunden und Nachbarn zu:

    ›Freut euch auch! Ich habe das Schaf wieder,

    das weggelaufen war!‹

    Ich sage euch: So freut man sich im Himmel

    über jeden einzelnen Gottlosen, der zu Gott umkehrt,

    – mehr als über neunundneunzig Fromme und Gerechte.«

    *

    10. ‍Januar

    Lukas 15,11–19

    So erzählt Jesus:

    Es war ein Mann, Vater von zwei Söhnen.

    Der Jüngere unter ihnen kam eines Tages zu ihm

    und bat ihn: »Vater,

    gib mir das Teil deiner Güter, das mir zusteht.«

    Da teilte der Vater das Vermögen,

    das ihnen zustand, unter die beiden.

    Nicht lange danach packte der jüngere Sohn

    zusammen, was er hatte,

    und wanderte in ein fernes Land.

    Dort lebte er in Saus und Braus.

    Als er alles verbraucht hatte,

    kam ein schwerer Hunger über jenes Land,

    und er geriet in Not.

    Er schloss sich einem Bürger des Landes an.

    Der schickte ihn als Schweinehirt auf seine Felder,

    und er hätte gern seinen Bauch

    mit dem Schweinefutter gefüllt,

    aber das war den Schweinen vorbehalten.

    Endlich überlegte er:

    »Dafür bin ich doch nicht

    in das große Abenteuer gegangen.

    Zu Hause gibt es Brot,

    während ich hier am Hunger sterbe.

    Ich will nach Hause gehen

    und zu meinem Vater sagen:

    ›Vater! Es war Unrecht, was ich getan habe,

    gegen Gott und gegen dich.

    Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.

    Mach mich zu einem deiner Tagelöhner.‹«

    Und er ließ den Schweinestall hinter sich

    und begab sich auf den Heimweg.

    *

    11. ‍Januar

    Lukas 15,20 ‍– ‍24

    Das Fest, das nun folgt, deutet den Sinn der gemeinsamen Mahlzeiten Jesu mit den Ausgegrenzten seiner Heimat:

    Während der junge Mann

    auf sein Elternhaus zuging,

    sah ihn sein Vater von weitem.

    Es tat ihm weh, ihn so zu sehen,

    und er tat ihm leid.

    Da eilte er ihm entgegen,

    fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

    Der Sohn wehrte sich: »Vater!

    Ich habe Unrecht getan gegen Gott und gegen dich!

    Ich bin nicht mehr wert,

    dass du mich als deinen Sohn bezeichnest.«

    Da rief der Vater seinen Knechten zu:

    »Schnell, bringt das beste Kleid und legt es ihm an.

    Steckt ihm einen Ring an seinen Finger

    und gebt ihm Schuhe an die Füße.

    Holt das gemästete Kalb und schlachtet!

    Und dann lasst uns essen und fröhlich sein!

    Denn der hier – mein Sohn! –

    war tot und ist wieder lebendig geworden.

    Wir hatten ihn verloren und haben ihn wiedergefunden.«

    Und sie fingen an, ein Fest zu feiern.

    *

    12. ‍Januar

    Lukas 15,25 ‍– ‍32

    In unserer Geschichte tritt nun der Bruder auf. Er steht für die Frommen draußen auf der Straße, die sich über die Tischgemeinschaft Jesu mit den »schlechten Menschen« ärgerten:

    Der ältere Sohn war eben auf dem Feld.

    Als er zurückkam und auf das Haus zuging,

    hörte er Musik und Reigentanz.

    Da rief er einen der Knechte und fragte:

    »Was soll das bedeuten?«

    Der antwortete: »Dein Bruder ist wieder da!

    Da hat dein Vater das gemästete Kalb geschlachtet,

    weil er ihn gesund wiederhat.«

    Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.

    Der Vater sah ihn von drinnen,

    kam heraus und bat ihn: »Komm herein!«

    Der antwortete:

    »Das musst du verstehen!

    Ich arbeite bei dir so viele Jahre

    und befolge jede Anordnung von dir!

    Aber für mich gibst du nie ein Fest

    oder für meine Freunde.

    Jetzt aber, da er, dein Sohn, kommt,

    der dein Geld mit den Huren verludert hat,

    schlachtest du für ihn das gemästete Kalb!«

    Der Vater antwortete: »Kind, du bist immer bei mir.

    Alles, was mir gehört, gehört auch dir.

    Es ist aber wichtig,

    dass wir ein Fest feiern und uns freuen,

    denn er – dein Bruder! –

    war tot und ist wieder lebendig geworden.

    Wir hatten ihn verloren und haben ihn wiedergefunden.«

    *

    13. ‍Januar

    Lukas 7,36 ‍– ‍50

    Einmal war Jesus von einem der Frommen zum Essen eingeladen. Eine Hure, die in jenem Ort lebte, brachte ein Glas mit Salbe, trat von hinten her zu seinen Füßen und weinte, netzte sie mit ihren Tränen, wischte sie mit ihrem Haar ab, küsste sie und rieb sie mit der Salbe ein.

    Als das der Gastgeber sah,

    machte er sich seine Gedanken:

    »Wäre der ein Prophet,

    so wüsste er, was das für eine Frau ist!«

    Da wandte sich Jesus an den Gastgeber:

    »Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner.

    Der eine war ihm tausend Silberstücke schuldig,

    der andere hundert.

    Als er es ihnen beiden schenkte –

    wer wird ihm dankbarer gewesen sein?«

    Simon meinte: »Ich vermute der,

    dem er mehr geschenkt hat!«

    »Richtig!«, antwortete Jesus,

    »siehst du diese Frau?

    Ich bin in dein Haus gekommen,

    du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben.

    Sie aber hat sie mit ihren Tränen genetzt

    und mit ihrem Haar getrocknet.

    Du hast mir keinen Kuss gegeben.

    Sie aber küsst unaufhörlich meine Füße.

    Du hast für mein Haar kein Öl gehabt.

    Sie aber gibt mir die kostbare Salbe.

    Daran siehst du: Ihr sind viele Sünden vergeben.

    Wem wenig vergeben wird,

    der hat auch wenig Liebe zu geben.«

    Und er wandte sich an sie:

    »Deine Sünden sind dir erlassen.

    Geh! Du wirst Frieden finden.«

    *

    14. ‍Januar

    Lukas 14,7–14

    Bei einem Essen fiel Jesus auf,

    dass die Gäste sich bemühten,

    möglichst weit oben am Tisch zu sitzen.

    Da redete er mit ihnen:

    »Wirst du von jemandem zur Hochzeit eingeladen,

    dann setze dich nicht ans obere Ende,

    sonst kommt möglicherweise ein besonders vornehmer Gast

    und der Hausherr nimmt dir deinen Platz und sagt:

    Lass den hier sitzen!

    Und du suchst dir noch ganz unten einen Platz

    und bist herabgesetzt vor der ganzen Gesellschaft.

    Bist du eingeladen,

    dann setze dich ganz unten auf den letzten Platz.

    Dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen:

    Freund, dein Platz ist weiter oben!

    Denn wer mehr aus sich macht, als er ist,

    dem

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