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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 333: Die Überlebenden der "San Mateo"
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 333: Die Überlebenden der "San Mateo"
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 333: Die Überlebenden der "San Mateo"
Ebook110 pages1 hour

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 333: Die Überlebenden der "San Mateo"

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About this ebook

Urplötzlich brach die Hölle los. Die sechs Drehbrassen des "Roten Drachen" Siri-Tongs entluden sich donnernd und fast gleichzeitig. Dabei ging man nach einer Taktik vor, die sich schon oft bewährt hatte. Da von jetzt an auch mit dem Einatz der feindlichen Drehbrassen gerechnet werden mußte, nahmen sich die Männer, die an den schwenkbaren Geschützen der Back auf Station waren, die Spanier vor, die man auf der "San Mateo" an gleicher Stelle postiert hatte. Die Männer an den Heckdrehbrassen konzentrierten sich dagegen auf die feindlichen Segel und die Takelage. Aus diesem Grunde hatten sie ihre Drehbrassen mit Kettenkugeln geladen. Und schon jetzt war ihre Wirkung zu sehen. Sie wirbelten durch das Rigg und schlugen riesige Löcher in die Segel...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateAug 11, 2017
ISBN9783954397303
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 333: Die Überlebenden der "San Mateo"

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 333 - Frank Moorfield

    10

    1.

    „O heilige Madonna! schrie der spanische Generalkapitän und deutete entsetzt auf das Vorschiff der „Vencedor.

    Obwohl das Fauchen und Brüllen des Sturms seine Stimme übertönte, erregte seine heftige Gebärde die Aufmerksamkeit einiger Decksleute, die sich an den schlampig gespannten Manntauen über die Back hangelten.

    Trotzdem war das Unglück nicht mehr abzuwenden.

    Während starke Brecher das Schiff überfluteten, neigte sich der Fockmast plötzlich mit einem häßlichen Splittern und Krachen nach Backbord und kippte dann samt Rahen, Stengen und zerfetzten Wanten der schäumenden und kochenden See entgegen.

    Zwei Männer konnten sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Ein dritter Decksmann hatte weder den Entsetzensschrei des Capitáns gehört noch seine warnende Geste wahrgenommen. Er starrte mit schreckgeweiteten Augen nach oben und versuchte in letzter Verzweiflung, sich mittels der Manntaue aus der Gefahrenzone zu bringen, aber zu spät.

    Die Taue, die bereits gestern im Auftrag des Generalkapitäns gespannt worden waren, reichten bei weitem nicht aus. Ein letzter gellender Schrei, und der gebrochene Fockmast sowie Berge von Spieren und Tauwerk begruben den Mann unter sich und rissen ihn mit über Bord. Der untere Teil des Mastes hinterließ dabei eine Schneise der Verwüstung im Schanzkleid der Back.

    Der 24. Juni im Jahre des Herrn 1593 war ein Tag des Grauens. Bleigraue Wolken schoben sich wie gigantische Berge über den Atlantik. Die Elemente tobten, als wolle die Welt zusammenstürzen. Regen und Hagel peitschten vom Himmel, und eine Sturmbö nach der anderen fegte mit jäher Wildheit durch das Rigg der prunkvollen 450-Tonnen-Galeone.

    Von Nordwesten her baute sich eine bedrohlich hohe Dünung auf, ihre riesigen Gischtfahnen leckten gierig über die Decks. Die „Vencedor" kletterte schwarze, wogende Berge hinauf und verschwand gleich darauf in tiefen Wellentälern. In der Tat schienen sich die Schlünde der Hölle geöffnet zu haben.

    Die Verbände des Schiffes ächzten und stöhnten wie eine gepeinigte Kreatur, und das Jaulen des Windes klang wie das Heulen verdammter Seelen. Der Sturm, der schon am Vortag westlich der Azoren mit Urgewalt aufgebrochen war, schien alles, was sich auf dem Wasser bewegte, für immer verschlingen zu wollen.

    Die „Vencedor" wurde von einer weiteren Woge erfaßt und krängte hart nach Backbord über.

    Ramón Firuso de Fernández, der sich auf dem Achterdeck seines Flaggschiffes aufhielt, geriet ins Taumeln, doch er hielt sich geistesgegenwärtig an den Strecktauen fest, die in ausreichender Zahl und in voller Breite über das Achterdeck gespannt worden waren. Der Wind trieb ihm den Regen ins Gesicht, seine Augen brannten, und aus seiner durchnäßten Uniform tropfte das Wasser.

    Der Generalkapitän schnitt ein grimmiges Gesicht und brüllte einige wilde Flüche in den Sturm hinaus. Daß er noch kurz zuvor, in einem Augenblick höchster Gefahr, die Madonna angerufen hatte, tat dabei nichts zur Sache. Schließlich hatte sie die zahlreichen Sturmschäden an der „Vencedor" nicht verhindert und sogar zugelassen, daß der Fockmast über Bord ging.

    Wer Ramón Firuso de Fernández kannte, wußte nur zu gut, daß seine Mißstimmung in erster Linie auf den Sturm und seine Folgeschäden zurückzuführen war, und nicht etwa auf den Verlust jenes armen Teufels, den der umgeknickte Mast erschlagen und über Bord gerissen hatte.

    Auch der Decksmann, der schön einige Stunden vorher wegen der ungenügenden Zahl von Manntauen in den brodelnden Wassermassen verschwunden war, bereitete dem Generalkapitän kein Kopfzerbrechen, o nein. Der Verlust zweier Kerle des gemeinen Schiffsvolks war seiner Meinung nach allemal zu verkraften. Viel wichtiger waren ihm seine persönlichen Pläne und sein Schiff.

    Ursprünglich hatte der kleine, etwas dickliche Mann mit dem bartlosen Gesicht und den glatten, schwarzen Haaren mit drei Kriegsgaleonen sowie vier wendigen und schnellen Karavellen den Geleitschutz für einen spanischen Verband, bestehend aus fünf dickbauchigen Handelsgaleonen, übernommen. Bei den Kriegsschiffen handelte es sich um die „Confianza, die „San Mateo und das Flaggschiff „Vencedor".

    Die „Confianza, die unter dem Kommando von Adriano de Mendoza y Castillo gesegelt war, hatte es allerdings während einer direkten Auseinandersetzung mit einer englischen Galeone namens „Isabella IX. erwischt. Sie war mit Mann und Maus in den Fluten des Atlantiks verschwunden.

    Und gerade über diesem Geschehen lastete noch immer der Hauch des Geheimnisvollen und Merkwürdigen. Wie es aussah, war auf der „Vencedor zur Zeit der Generalkapitän der einzige, der wirklich genau wußte, was während dieses harten Gefechts tatsächlich mit der „Confianza geschehen war.

    De Fernández gab seinem Ersten Offizier, Jorge Aurelio Gozálbez, einen Wink, dann zog er sich mühsam an den Strecktauen entlang, bis er das Schott, das ins Achterkastell führte, erreicht hatte.

    In der Kapitänskammer angelangt, klopfte er sich, so gut es ging, die Nässe aus der Kleidung, holte eine kleine, dickbauchige Flasche aus dem Schapp und nahm einen kräftigen Schluck Rum zu sich.

    Schließlich wurde das Schott abermals geöffnet, und Gozálbez zwängte sich mit wehenden Haaren in den Gang, der zur Kapitänskammer führte. Der Wind pfiff scharf durch die schmale Öffnung und peitschte einen Schwall Wasser hinterher. Der Erste verschloß den Eingang sofort wieder und schüttelte sich zunächst einmal wie ein nasser Hund. Dann stapfte er breitbeinig in die komfortabel eingerichtete Kammer des Generalkapitäns.

    Jorge Aurelio Gozálbez war ein mittelgroßer Mann mit breiten Schultern und dunklen Haaren. Wie viele Zeitgenossen trug er einen gepflegten Oberlippenbart.

    „Da sind Sie ja endlich!" herrschte ihn der Generalkapitän an und hielt sich an dem in den Planken verschraubten Tisch fest, um nicht durch die heftigen Bewegungen des Schiffes wegzurutschen.

    Gozálbez, dem das Haar wirr und naß im Gesicht hing, vollführte eine bedauernde Geste.

    „Es ging leider nicht schneller, Capitán. Um ein Haar wäre auch noch ein dritter Mann über Bord gegangen."

    De Fernández’ Gesicht drückte Unmut aus.

    „Ist das Ihre einzige Sorge, Señor Gozálbez? fragte er barsch. „Was, zum Beispiel, haben Sie über den Zustand unseres Schiffes zu sagen?

    Der Erste warf seinem Kapitän einen erstaunten Blick zu. Er kannte ihn zwar zur Genüge, ärgerte sich aber immer wieder über seih menschenverachtendes Gebaren.

    „Verzeihung, Capitán, sagte er. „Was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern. Die ‚Vencedor‘ hat einige üble Schäden. Sobald der Sturm nachläßt, werden wir sie wieder in Ordnung bringen. Ich finde nur, daß wir künftig mehr auf die Sicherheit der Mannschaft achten sollten. Die zwei Decksleute, die über Bord …

    „Bleiben Sie beim Wesentlichen! unterbrach ihn der Generalkapitän unwirsch. „Es geht jetzt nicht um das selbstverschuldete Unglück zweier Kerle, die nicht genug aufgepaßt haben, sondern um die Zukunft meines Schiffes. Niemand kann absehen, wie lange dieser verdammte Sturm noch anhält und welche Überraschungen er uns noch beschert. Es wird deshalb Zeit, daß eine vernünftige Entscheidung getroffen wird.

    Gozálbez nickte verärgert.

    „Der Meinung bin ich auch, Capitán, sagte er. „Ich frage mich zum Beispiel schon lange, warum wir nicht auf Biegen und Brechen versuchen, mit der ‚San Mateo‘ und den anderen Schiffen Kontakt zu halten. Im Verband ist es doch viel einfacher, die Sturmschäden zu beseitigen.

    „So? Meinen Sie? fragte de Fernández schnippisch. „Wer garantiert Ihnen denn, daß die ‚Vencedor‘, die ohnehin schon ziemlich angeschlagen ist, dieses Unwetter heil übersteht?

    „Niemand natürlich …"

    „Na also! fuhr der Generalkapitän fort. „Ich bin ein Mann der Realitäten und lege deshalb keinen Wert darauf, das Glück herauszufordern. Mein Bestreben ist, stets sinnvoll und vernünftig zu handeln und zu entscheiden. Er nahm einen weiteren Schluck aus der Rumflasche, ohne

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