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Hoch über allem: Roman
Hoch über allem: Roman
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Hoch über allem: Roman

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About this ebook

Eine einfühlsam erzählte Vater-Tochter-Geschichte - und eine vergangene Liebe
Jakob weilt mit seiner Familie im Winterurlaub, als ihn ein unerwarteter Anruf erreicht: Emma, seine Tochter aus einer früheren Beziehung, ist am Telefon, ihre Mutter Maria liegt im Krankenhaus in ihrer Südtiroler Heimat. Sofort machen sich Jakob und Emma gemeinsam dorthin auf, um zu erfahren, was Maria zugestoßen ist. Es ist seine verloren geglaubte Tochter, die der Vater auf der Fahrt in die Südtiroler Heimat behutsam, aber beharrlich zurückgewinnt. Und, wie man in Rückblenden erfährt, war es seine große Liebe - Maria, die damals als Studentin in Wien ihrer Bergbauernherkunft zu entfliehen suchte ...

Große Gefühle und kleine Erschütterungen vor der rauen Kulisse der Südtiroler Berge
Gefühlvoll zeichnet Sepp Mall mit Blick zurück in die Vergangenheit das Porträt einer zerbrechlichen jungen Frau zwischen Südtiroler Bergbauernwelt und Wiener Studentenmilieu; währenddessen überwindet in der Gegenwart ein Vater die Kluft zu seiner Tochter - zwei ineinander verschränkte Reisen, die Mall mit sanfter Eindringlichkeit schildert. Wie oft in seinen Romanen erzählt er kunstvoll von den kleinen Erschütterungen im Zwischenmenschlichen: Erschütterungen, die die Sicherheiten, in denen man sich wiegt, von einem Moment zum anderen ins Wanken bringen.
LanguageDeutsch
PublisherHaymon Verlag
Release dateAug 17, 2017
ISBN9783709938041
Hoch über allem: Roman
Author

Sepp Mall

Sepp Mall, 1955 in Graun (Südtirol) geboren, Studium in Innsbruck, lebt als Schriftsteller in Meran. Diverse Preise und Stipendien, u. a. Meraner Lyrikpreis, Staatsstipendium des österreichischen Bundesministeriums und Großes Literaturstipendium des Landes Tirol. Sein Roman »Wundränder« wurde 2005 zum »Innsbruck-liest«-Buch gewählt und ist heute Schullektüre. Zuletzt erschienen sein Roman »Hoch über allem« (Haymon 2017) und der Gedichtband »Holz und Haut« (Haymon 2020).

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    Hoch über allem - Sepp Mall

    Mara

    1. Seeseits, Winter

    Er hatte das Ferienhaus im Internet gefunden, wo es als Chalet am See für vier bis sechs Personen angeboten wurde. Zu seiner Überraschung war es über die Weihnachtsfeiertage noch frei gewesen und am nächsten Morgen hatte er gleich gebucht, ohne sich mit jemandem aus der Familie abzusprechen. Bis sie zu einer Einigung gekommen wären, hätte ihnen bestimmt ein anderer das Häuschen weggeschnappt.

    Zwei Tage vor Heiligabend fuhren er und Irene am Vormittag los, Matthias sollte mit seiner Freundin und Irenes Mutter am nächsten oder übernächsten Tag nachkommen. Ursprünglich hatte auch Josef, Jakobs ältester Freund, mit ihnen fahren wollen, in Matthias’ Van wäre Platz genug für alle gewesen, aber Joe hatte sich nicht mehr gemeldet.

    Auf der Autobahn kamen sie schnell voran, es war weniger Verkehr, als Jakob sich vorgestellt hatte. Irene war auf dem Beifahrersitz eingenickt und erst wieder aufgewacht, als er auf einer Raststätte kurz vor ihrem Ziel anhielt, um sich Zigaretten zu kaufen. Er fragte im Shop nach dem kürzesten Weg zum See und als er zum Auto zurückkehrte, sah er Irene mit dem Tankwart sprechen, einem groß gewachsenen Schwarzen. Sie standen neben einer der Zapfsäulen und Irene schien zuzuhören, während der Tankwart ihr etwas erklärte. Er hielt die Zapfpistole in der einen Hand und zeigte mit deren Spitze in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Dann beschrieb er mit seinem Arm eine Kurve und als Irene in dieselbe Richtung zeigte, wiederholte er seine ausladende Geste.

    „Wir hätten bereits bei der letzten Abfahrt raus müssen", sagte Irene, als sie sich neben ihn in den Wagen setzte.

    „Macht doch nichts, entgegnete Jakob, „wir haben noch Zeit.

    Der Besitzer des Ferienhauses erwartete sie, eingehüllt in Schal und dickem Lammfellmantel, an der Ecke, wo der Zufahrtsweg von der Uferstraße abzweigte. Er schimpfte über die Kälte, aber Jakob verstand gleich, dass damit ihre Verspätung gemeint war, und versuchte zu erklären, dass es gar nicht so einfach sei, hier heraufzufinden. Der Besitzer ließ sich die Miete für die zehn Tage aushändigen und übergab ihnen die Hausschlüssel. Sie würden schon zurechtkommen, sagte er, es sei alles an seinem Platz. Außerdem könnten sie ihn jederzeit anrufen, seine Nummer hätten sie ja. Dann sprang er in sein Auto, einen glänzenden neuen Landrover, ließ den Motor aufheulen und brauste davon.

    Das einstöckige Haus war geräumig, fast noch wohnlicher, als es die Fotos, die Jakob heruntergeladen und ausgedruckt hatte, erahnen ließen. Die zwei Schlafzimmer und das große Wohnzimmer mit ausziehbarer Couch, Esstisch und Kamin zeigten alle zur Seeseite und wenn man eins der großen Fenster öffnete, schwappte die Seeluft herein voller Feuchtigkeit und dem Geruch nach Moos und fauligem Holz. Der Kamin entpuppte sich bei näherem Hinsehen als billige Attrappe ohne Rauchabzug, nur die Simsplatte schien aus echtem Granit zu bestehen, und Jakob hatte für eine Sekunde das Gefühl, hereingelegt worden zu sein.

    Irene war zufrieden, dass es keine direkten Nachbarn gab, die einem in die Wohnung schauten; weder von den Fenstern aus noch vom Garten, der leicht zum Ufer hin abfiel, konnte man andere Häuser erblicken. Natürlich gab es welche, sie hatten ja auf der Herfahrt die Zufahrtswege und die Hinweisschilder mit den Hausnummern gesehen, aber der dichte Wald, der zwischen den Grundstücken teilweise bis ans Wasser reichte, verdeckte jede Sicht. Man hatte das Gefühl, allein zu sein mitten in der Natur, und das hatten sie ja gesucht.

    Als sie nach dem Abendessen die paar Schritte vom Haus zum See hinuntergingen, hakte sich Irene bei ihm ein und so, Arm in Arm, tasteten sie sich über die feuchte Wiese zum Ufer vor. Es war schon dunkel, im schwachen Licht, das von den Fenstern des Wohnzimmers herüberschien, konnte man gerade noch erkennen, wo der feste Uferbereich aufhörte. Das Wasser lag still vor ihnen, beinahe geräuschlos, so als schliefe der See bereits, und sie standen einige Zeit nebeneinander, vor sich nichts als das Grauschwarz einer Oberfläche. Jakob versuchte auszumachen, wo das gegenüberliegende Ufer begann, in welcher Entfernung, aber je länger er ins Dunkel starrte, desto mehr verschwammen alle Konturen.

    Irene blieb nahe bei ihm und schien zufrieden zu sein, dass sie hier waren, allein und ohne Ablenkung durch andere, ihren Sohn, der noch zu Hause wohnte, durch die Arbeit, durch ein Telefongespräch oder durch die abendliche Müdigkeit, die einen ganz und gar auf den eigenen Körper zurückwarf. Wie lang mochte es her sein, dass sie beide in so einer Situation gewesen waren, ausschließlich mit sich selbst? Diese Frage ging Jakob durch den Kopf, während er immer noch auf die Wasseroberfläche starrte und abzuschätzen versuchte, wie groß der See eigentlich war, aber er fand keine Gewissheit, weder in seinen zeitlichen noch in seinen räumlichen Anliegen. Vor drei Jahren hatten sie einen ganzen Sommermonat ohne Matthias verbracht, den die Schule zu einem Sprachaufenthalt südlich von London gedrängt hatte, ja, aber das war nicht dasselbe gewesen. Hier waren sie weg von allem, es gab kein Café in der Nähe, keine lärmende Straße, keine Nachbarn, mit denen man redete, nicht einmal einen Fernseher gab es im Chalet.

    Als ihnen die Kälte von unten in die Beine kroch, beschlossen sie, ins Haus zurückzugehen. Während sie sich vorsichtig über den Rasen tasteten, sagte Irene plötzlich, so als wären ihre Gedanken ganz woanders gewesen: „Man weiß nie, wie es weitergeht."

    „Was meinst du?", fragte Jakob.

    „Mit einem selbst, sagte sie, „mit uns zwei, mit der Welt. Man hat einfach keine Ahnung.

    „Wir sind diese Stille nicht mehr gewohnt", sagte Jakob.

    „Ich schon, sagte Irene, „früher schon, vor deiner Zeit, aber so …

    Sie hielt mitten im Satz inne, als müsste sie nachdenken, wie lange sie wohl brauchen würde, um sich an etwas zu gewöhnen, was ihr einmal nahe und vertraut gewesen war. Jakob wartete darauf, dass sie weiterreden würde, vielleicht über die Waldeinsamkeit in ihrem Vorarlberger Dorf, in dem sie aufgewachsen war, aber dann zuckte sie nur mit den Schultern, wohl mehr für sich als für ihn. Der Schlüssel der Gartentür klemmte im Schloss und erst, als Jakob die Tür an der Klinke mit Gewalt anhob, ließ er sich umdrehen.

    Sie gingen früh zu Bett und Irene schmiegte sich an seine Seite. Es war Wind aufgekommen, plötzlich, und noch durch die geschlossenen Fenster hörte man das Rauschen der Fichten und Föhren, die das Haus umstellten. Irgendwo quietschte eine schlecht geölte Jalousie, aber Jakob gelang es, das Geräusch wegzublenden. Es waren Weihnachtsfeiertage, er hatte Urlaub und konnte alles über sich ergehen lassen, alles, was außen herum passierte. Man darf sich nicht wehren, sagte er sich, dann fließen die Dinge über einen hinweg oder durch einen durch und man wird eins mit ihnen, mit dem Wind, dem Rauschen der Welt, dem Klappern eines Fensterladens. Man darf sich nicht dagegenstemmen, dann wird alles leicht.

    „Kannst du schlafen?", fragte Irene plötzlich.

    Jakob spürte, wie ihn dieser Satz aus dem Wegsinken riss, zurück auf die Ebene der Wirklichkeit.

    „Jetzt nicht mehr", murmelte Jakob und drehte sich weg, auf die andere Seite.

    Am nächsten Morgen fuhren sie gleich nach dem Frühstück ins Dorf, das sie bei der Herfahrt durchquert hatten. Jakob hatte versprochen, sich um ein Bäumchen zu kümmern, auch wenn es im Ferienhaus keinen Schmuck dafür gab. Sie würden es in einen mit Gartenerde gefüllten Topf stecken und zwei Kerzen daneben hinstellen, das müsste genügen.

    Es hatte etwas geschneit über Nacht, kaum mehr als ein, zwei Zentimeter, aber der weiße Flaum blieb doch bis in den späten Vormittag liegen, auf den Hausdächern, auf den Feldern und Brachflächen, an denen sie vorbeikamen. Auf der schmalen Schotterstraße, die vom Haus am See wegführte, schnitten die Reifen ihres Autos zwei schnurgerade dunkle Linien aus, die im Rückspiegel hinter ihnen herliefen, bis sie die Hauptstraße erreichten.

    Auch auf den Ästen einiger der kleinen Fichten, die auf einem Parkplatz hinter der Kirche zum Verkauf angeboten wurden, lag noch Schnee. Jakob wischte mit der bloßen Hand einen Schneerest weg, kaufte ein schmales Bäumchen und hoffte, dass es auch Irenes Mutter gefallen würde. Schließlich war es ihretwegen gewesen, dass Irene auf einem Weihnachtsbaum bestanden hatte. Gerade als Jakob dem Verkäufer helfen wollte, die Fichte durch die Verpackungsvorrichtung zu ziehen, rief Matthias an. Er wollte wissen, ob die Straßen zum See hinauf schneefrei waren, und sagte, dass sie gleich losfahren würden, wenn seine Großmutter nur endlich fertig gepackt hätte. Ja, sagte Jakob, sie könnten bestimmt problemlos durchfahren, das bisschen Schnee sei bis am Nachmittag garantiert geschmolzen.

    Parallelen schneiden sich erst im Unendlichen, ging Jakob durch den Kopf, während er dem Verkäufer zusah, wie er den Baum im Gepäckraum des Autos unterzubringen versuchte. Dieser Satz war plötzlich dagewesen, irgendwo aufgetaucht in seinem Kopf, und dazu ein Bild, scharf und plastisch, eine Lektion, eine Seite aus seinem Mathematikbuch in der Oberstufe, auf der dieser Lehrsatz stand, aber Jakob konnte sich nicht erklären, wieso dieser Erinnerungsfetzen nun Gestalt angenommen hatte. Was hatte das mit ihm zu tun, jetzt, während er in einem fremden Dorf einen Weihnachtsbaum kaufte?

    Einen Christbaum, hatte der Verkäufer gesagt. Vielleicht war es das gewesen, diese Parallelität der Bezeichnungen. Eigentlich hatte er darüber sinniert, ob er nicht doch eine kleine Tanne hätte nehmen sollen, die zwar unansehnlicher war, aber bestimmt langlebiger als eine Fichte. Aber dann waren diese schwarzen Linien aufgetaucht, die geradewegs in eine ferne, unerreichbare Zukunft liefen, oder was Unendlichkeit auch immer bedeuten mochte.

    „Das war’s", sagte der Verkäufer neben ihm und ließ die Hecktür des Wagens ins Schloss fallen. Das Bäumchen kostete nicht einmal die Hälfte von dem, was er in den letzten Jahren in der Stadt bezahlt hatte.

    Irene war pünktlich in der Konditorei auf dem Dorfplatz, die sie als Treffpunkt vereinbart hatten. Jakob bestellte einen Espresso, Expresso, wiederholte die Bedienung, und als sie damit angetänzelt kam, fragte er Irene, ob ihr klar sei, dass sich Parallelen erst im Unendlichen schneiden würden.

    „Parallelen schneiden sich nie", sagte Irene, und damit war das Thema für sie erledigt. Sie zählte auf, was sie im Supermarkt gekauft hatte, zeigte ihm die drei Kerzen mit den applizierten goldenen Sternen, die ihr sozusagen untergekommen waren. Dann fuhren sie zurück zu ihrem Chalet am See.

    Am späten Nachmittag kamen Matthias, seine Freundin Kristina und Erika, Jakobs Schwiegermutter. Kristina studierte Architektur in München, war im dritten Semester, und Matthias schien ein anderer Mensch geworden, seit er sie kannte. Es war nichts mehr zu spüren von der aufgeblähten Renitenz des Heranwachsenden, die Jakob immer wieder zur Weißglut getrieben hatte. Er war zum braven Hündchen geworden, das alles befolgte, was Kristina von ihm verlangte, und auch Jakob gegenüber hatte er eine Sanftmut entwickelt, eine passive Geduld, die seinen Vater verwirrte. Nur Irene wollte die eigenartige Wandlung ihres Sohnes nicht wahrhaben, sie war nicht im Geringsten besorgt darüber, und wenn sich Jakob abends im Bett darüber beklagte, dass Matthias so angepasst geworden sei und alles hinnehme, was man ihm vor die Füße werfe, entgegnete sie ihm, dass er schließlich ihr Sohn sei und er langsam die Eigenschaften entwickle, die im Verborgenen schon immer dagewesen waren und die es brauche, um unbeschadet durchs Leben zu kommen. Jakob habe Matthias’ Sensibilität und Einfühlungsvermögen nur nie sehen wollen.

    „So richtig am Arsch der Welt", platzte Kristina, kaum eingetreten, heraus, und Matthias kam beim Versuch, ihr beizupflichten und gleichzeitig ihren Worten die Spitze zu nehmen, ins Stottern.

    „Einsam, sagte er, „ja, einsam, doch, aber irgendwie auch … – er blickte auf seine Mutter – „irgendwie auch … romantisch.

    Kristina hörte ihm schon nicht mehr zu, ließ ihren Trolley stehen und war mit zwei Schritten am Fenster, von wo aus man auf den See blicken konnte, auf die Wasserfläche, in der sich die Wolken spiegelten und die schwarzen Bäume am Rand. Dort blieb sie reglos stehen, die Hände im Nacken verschränkt, bis Matthias nachtrottete, sie von hinten umarmte und seinen Kopf an ihre Schulter legte.

    Irene hatte das Gepäck ihrer Mutter hereingetragen und half ihr, das Zimmer zu beziehen, in dem sie für die zehn Tage bleiben sollte. Auch Matthias und Kristina verzogen sich. Sie würden auf der Schlafcouch im Wohnzimmer nächtigen, aber jetzt sollten erst einmal der See und die nähere Umgebung erkundet werden. Das Mädchen schob Matthias hinaus in die Kälte, sie querten Hand in Hand das Wiesengrundstück, das an das Ufer grenzte. Jakob sah ihnen vom Fenster aus zu, bis ihre roten Windjacken im Unterholz der Fichten verschwanden.

    Dann setzte er sich auf die breite Fensterbank und zündete sich eine Zigarette an. Er genoss es, den Rauch tief in seine Lungen zu ziehen, um ihn dann in breitem Strom durch seinen Mund und die zugespitzten Lippen auszustoßen. Die Dämmerung schob erste Schatten aus der Dunkelheit über den See, es sah aus, als würden sie sich an einzelnen Orten zusammenballen, unter den ausladenden Ästen der Bäume, wo das Wasser sich verlief und in festen Grund überging, oder im dichten Buschwerk der Sträucher im Garten. So als würden sie sich dort sammeln, sagte sich Jakob, um dann erstarkt weiterzuklettern, sich vorzuwühlen zu all den anderen Dingen, die auf die Nacht ­warteten und die Einebnung der Einzelheiten.

    Aus den Zimmern hinter sich vernahm er die Stimmen von Irene und Erika, sie redeten miteinander, schienen über Matthias zu sprechen, über die Autofahrt hierher, Jakob konnte kaum einen ganzen Satz verstehen. Er wollte sich aber auch nicht anstrengen. Die Ruhe, die sich in leiser, steter Bewegung über alles gelegt hatte, über das Haus, den See, die Wiesen ringsum und auch das Wohnzimmer, in dem Jakob saß, weckte in ihm auf einmal keine Ungeduld mehr. Und kein Begehren, alles mitzubekommen, alles zu verstehen.

    2. Abend, Nacht

    Dann kam der Anruf von Emma, am Weihnachtsabend gegen halb elf. Sie hatten gemeinsam gegessen und sich nachher, als eine Art zweites Dessert, wie Irene gemeint

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