Liebeskrank: Kurfürstenklinik 49 – Arztroman
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Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist.
Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich.
»Hörst du das?« fragte Dr. Adrian Winter seinen Kollegen Dr. Bernd Schäfer. Er blieb stehen und lauschte. »Das hört sich an wie eine schlimme Schlägerei, Bernd.«
Bernd Schäfer lauschte ebenfalls und nickte dann. »Stimmt. Aber sie werden sich schon nicht gerade in der Kneipe prügeln, in der wir jetzt noch ein Bier trinken wollen.«
»Nein, wahrscheinlich nicht«, gab Adrian zu. »Aber ich finde, es hört sich so an, als schlügen sich da ein paar Leute die Köpfe ein.«
Bernd seufzte. »Schon gut, ich hab' verstanden. Du willst offenbar unbedingt nachsehen, ob unsere ärztliche Kunst gefragt ist.«
Adrian lächelte zufrieden. »Genau das, du hast's erfaßt. Nun komm schon.«
»Ich weiß nicht, warum ich jetzt nicht einfach meiner Wege gehe, mein Bier genieße und mich anschließend zu Hause in mein Bett lege und schlafe«, murrte Bernd. »Wir haben einen Sechzehnstundentag in der Notaufnahme hinter uns – und du hast anscheinend immer noch nicht genug. Wir werden die Leute nicht daran hindern können, sich die Köpfe einzuschlagen, wenn sie das unbedingt wollen.«
Adrian antwortete nicht. Er leitete die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg, die Bernd, der noch chirurgischer Assistenzarzt war, und er wenige Minuten zuvor verlassen hatten. Es stimmte, was Bernd sagte: Sie hatten einen harten und überlangen Tag hinter sich, die Patientenströme in der Notaufnahme hatten kein Ende nehmen wollen. Dennoch fand er, daß es ihre Pflicht war, nachzusehen, ob Menschen in Gefahr waren. Die Schreie, die sie nun beim Näherkommen noch deutlicher hören konnten, wiesen zumindest darauf hin, daß jemand verletzt worden war.
Er lief schneller, und Bernd
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Liebeskrank - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik –49–
Liebeskrank
… und andere Katastrophen!
Nina Kayser-Darius
»Hörst du das?« fragte Dr. Adrian Winter seinen Kollegen Dr. Bernd Schäfer. Er blieb stehen und lauschte. »Das hört sich an wie eine schlimme Schlägerei, Bernd.«
Bernd Schäfer lauschte ebenfalls und nickte dann. »Stimmt. Aber sie werden sich schon nicht gerade in der Kneipe prügeln, in der wir jetzt noch ein Bier trinken wollen.«
»Nein, wahrscheinlich nicht«, gab Adrian zu. »Aber ich finde, es hört sich so an, als schlügen sich da ein paar Leute die Köpfe ein.«
Bernd seufzte. »Schon gut, ich hab’ verstanden. Du willst offenbar unbedingt nachsehen, ob unsere ärztliche Kunst gefragt ist.«
Adrian lächelte zufrieden. »Genau das, du hast’s erfaßt. Nun komm schon.«
»Ich weiß nicht, warum ich jetzt nicht einfach meiner Wege gehe, mein Bier genieße und mich anschließend zu Hause in mein Bett lege und schlafe«, murrte Bernd. »Wir haben einen Sechzehnstundentag in der Notaufnahme hinter uns – und du hast anscheinend immer noch nicht genug. Wir werden die Leute nicht daran hindern können, sich die Köpfe einzuschlagen, wenn sie das unbedingt wollen.«
Adrian antwortete nicht. Er leitete die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg, die Bernd, der noch chirurgischer Assistenzarzt war, und er wenige Minuten zuvor verlassen hatten. Es stimmte, was Bernd sagte: Sie hatten einen harten und überlangen Tag hinter sich, die Patientenströme in der Notaufnahme hatten kein Ende nehmen wollen. Dennoch fand er, daß es ihre Pflicht war, nachzusehen, ob Menschen in Gefahr waren. Die Schreie, die sie nun beim Näherkommen noch deutlicher hören konnten, wiesen zumindest darauf hin, daß jemand verletzt worden war.
Er lief schneller, und Bernd folgte ihm. Er sah jetzt selbst beunruhigt aus. Adrian unterdrückte ein Lächeln. Er kannte Bernd schon lange und wußte, daß dieser sein mitfühlendes Herz und seine Sorge um andere häufig hinter schnodderigen Reden verbarg.
Sie hatten das Lokal erreicht, aus dem das Geschrei drang und betraten es nun zügig. Ihnen bot sich ein Bild des Schreckens und der Verwüstung. Die Einrichtung lag in Trümmern, der Wirt hatte sich mit schreckensbleichem Gesicht hinter seine Theke verzogen, an den Wänden standen mehrere Gäste und rührten sich nicht – auch sie entsetzt und fassungslos.
In der Mitte des Raumes lag der Mann, der die lauten Schreie ausstieß. Er blutete aus mehreren Wunden und krümmte sich vor Schmerzen. Neben ihm stand – schwankend, aber dennoch sehr bedrohlich –, ein anderer Mann und fuchtelte abwechselnd mit einem Revolver und einem blutigen Messer herum. Er war ganz offensichtlich derjenige, der den am Boden liegenden verletzt hatte und der nun die anderen bedrohte, die Zeugen seiner Tat geworden waren.
Die Gäste starrten die beiden Neuankömmlinge an. Der bewaffnete Mann jedoch, der mit dem Rücken zum Eingang stand, bemerkte sie nicht.
Adrian und Bernd wechselten einen schnellen Blick, Worte waren nicht nötig. Der Mann wirkte wegen seiner Waffen zwar bedrohlich, aber er war stark betrunken und hatte gegen die beiden jungen Ärzte, die nüchtern und kräftig waren, nicht die geringste Chance. Mit zwei Schritten war Bernd bei ihm und umschlang ihn von hinten mit eisernem Griff, so daß er sich nicht mehr rühren konnte. »Lassen Sie die Waffen fallen!« kommandierte Bernd.
Kurz versuchte der Mann, Widerstand zu leisten, gab diesen jedoch sofort auf, als er sah, daß er zwei Gegner hatte. Er ließ Messer und Revolver fallen. Ein Aufstöhnen der anderen Gäste war zu hören, die endlich aus ihrer Erstarrung zu erwachen schienen.
Als Adrian sah, daß Bernd seine Unterstützung gar nicht brauchte, beugte er sich über den am Boden liegenden Verletzten. »Meine Güte«, murmelte er, als er sah, daß dieser förmlich in seinem Blut schwamm.
»Meiner ist auch verletzt, Adrian«, sagte Bernd in diesem Augenblick. »Offenbar sind sie beide mit Messern aufeinander losgegangen.«
Jetzt erst sah Adrian, daß der Mann, den er nun vorsichtig untersuchte, in einer Hand ebenfalls ein blutiges Messer fest umklammert hielt. Er zog sein Handy aus der Tasche und rief einen Rettungswagen. Danach rief er die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik an. »Winter hier«, sagte er knapp. »Dr. Schäfer und ich kommen gleich zurück – mit zwei verletzten Männern. Einer schwebt in Lebensgefahr – es war eine Messerstecherei.«
Sein dritter Anruf galt der Polizei. Und während allmählich wieder Stimmen in dem Lokal laut wurden, der Wirt seinen sicheren Platz hinter dem Tresen verließ und Bernd mit Hilfe zweier männlicher Gäste den Mann in Schach hielt, den er zuvor überwältigt hatte, versuchte Adrian, die Blutungen des Schwerverletzten zu stoppen und ihn so zu lagern, daß ihm das Atmen ein wenig leichter wurde.
Er hob den Kopf und sah Bernd an. »Hoffentlich kommen sie schnell«, sagte er leise. »Der Mann hat nicht mehr viel Zeit.«
*
Olaf Reinke hatte beide Hände tief in seinen Jackentaschen vergraben. Das Röhrchen hielt er fest umklammert, als müsse er sich davon überzeugen, daß er es auch wirklich bei sich hatte. Es war ein milder Abend, aber er hatte heute keinen Sinn dafür. Seine Gedanken waren bei Susanne, seiner Freundin, wie eigentlich immer in der letzten Zeit. Es kam ihm so vor, als habe nichts anderes in seinen Gedanken Platz – nur noch Susanne, Susanne, Susanne.
Er stöhnte leise auf. Wenn es wenigstens schön gewesen wäre, an sie zu denken, doch das war es nicht – im Gegenteil, es quälte ihn. Er hatte versucht, sich abzulenken, hatte sich zwingen wollen, an etwas anderes zu denken, aber alles war vergebens gewesen.
Unversehens war er in einer kleinen Grünanlage gelandet, und endlich verlangsamte er seine Schritte. Warum rannte er überhaupt so? Er hatte es doch gar nicht eilig, jetzt nicht mehr!
Eine Bank tauchte vor ihm auf, und er beschloß, sich ein paar Minuten hinzusetzen. Erst im letzten Moment bemerkte er, daß auf der Bank bereits jemand saß, eine junge Frau, die eine eigenartig gespannte Haltung eingenommen hatte. Sie hielt etwas in den Händen, das sie völlig versunken betrachtete. So versunken war sie, daß sie ihn nicht einmal bemerkte, als er sie fast erreicht hatte. Es war ja schon Abend, aber die Grünanlage war gut beleuchtet, sie hätte ihn eigentlich längst sehen müssen. Doch sie hob den Kopf nicht.
Er stand jetzt direkt neben ihr und konnte nun auch erkennen, was sie in den Händen hielt: Es war ein Röhrchen Tabletten, wie er selbst es in der Tasche hatte. Er erkannte das Etikett auf einen Blick, ohne es lesen zu müssen.
Ohne nachzudenken beugte er sich vor, griff nach dem Röhrchen, nahm es an sich und sagte heiser: »Über so etwas sollten Sie nicht einmal nachdenken! Wie sind Sie überhaupt an dieses Zeug gekommen?«
Sie sah auf, direkt in seine Augen. Eine hübsche Frau, schoß es ihm durch den Kopf. Sehr hübsch sogar. Hellbraune, glatte, ziemlich kurze Haare, braune Augen, ein weiches, sanftes Gesicht, das allerdings sehr blaß war.
Sie beantwortete seine Frage nicht, und so setzte er sich neben sie, denn er