Personalmanagement - Teil 3: Vertiefungsthemen und Übungen
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Es umfasst drei Teile die miteinander verknüpft sind und aufeinander aufbauen - Teil 1 mit den erforderlichen rechtlichen/arbeitsrechtlichen Grundlagen als Basis personalwirtschaftlichen Handelns - Teil 2 mit einer prozessorientierten Betrachtung der einzelnen Funktionsbereiche des Personalmanagements von der Personalplanung bis zur Personalfreisetzung - sowie Teil 3 in dem exemplarisch Vertiefungsthemen und Übungen aus den einzelnen Funktionsbereichen dargestellt werden.
Viele anschauliche Fälle mit Leitfragen, Strukturbildern, Checklisten und Zusammenfassungen lassen eine effektive Lernerfolgskontrolle zu. Praxis und Theorie werden miteinander verknüpft und bieten die optimale Grundlage für eine bevorstehende Prüfung. Ein begleitendes Buch mit Lösungshinweisen zu Fällen und Übungen ist in Vorbereitung.
Reiner Müller
Studium an der Universität Mannheim; Schwerpunkte: Arbeits- und Wirtschaftsrecht sowie Personalmanagement mit Abschluss Diplom-Kaufmann. Danach arbeitete er langjährig als Personalreferent und Abteilungsleiter im Personal- und Sozialwesen zweier international tätiger Konzernunternehmen (Chemie- u. IT-Branche). Vor ca. 10 Jahren wechselte er in den Bildungssektor und arbeitet derzeit als Dozent und Tutor für verschiedene Hochschulen (Bachelor / Master) und Bildungsinstitute; als Prüfer und Korrektor ist er im Rahmen der Abnahme von Prüfungen bei der Industrie- und Handelskammer aktiv. Des Weiteren ist er als Gesellschafter eines Consulting-Unternehmens mit der Beratung von Unternehmen im Rahmen von arbeitsrechtlichen und personalwirtschaftlichen Fragestellungen betraut.
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Personalmanagement - Teil 3 - Reiner Müller
Geschlecht.
Abschnitt 1:
Entgeltfortzahlung
Abschnitt 1: Entgeltfortzahlung
Einleitende Situationsbeschreibung 1
Arbeitnehmerin R arbeitet seit dem 01.03. d. J. bei einem Unternehmen als Controllerin. In ihrer Freizeit betreibt sie seit 5 Jahren Gleitschirmfliegen als Sportart. Am 15.03. d. J. zieht sie sich bei einer Landung mit einem Gleitschirm einen komplizierten Unterschenkelbruch zu. Sie ist bis einschließlich 13.05. d. J. arbeitsunfähig. Beurteilen Sie die entstandene Situation nach dem Entgeltfortzahlungsgesetz (siehe Prüfraster für Situationsbeschreibung 1 auf den nachfolgenden Seiten).
Einleitende Situationsbeschreibung 2
Arbeitnehmer R arbeitet seit 3 Jahren bei einem Unternehmen als Systemanalytiker. Für folgende Zeiten liegt Arbeitsunfähigkeit vor.
Nehmen Sie zu der entstandenen Situation Stellung (siehe Bearbeitungstabelle für Situationsbeschreibung 2 auf den nachfolgenden Seiten).
1. Entgeltfortzahlung im Krankheitsfalle
1.1 Grundlagen und Voraussetzungen
Grundlage der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfalle bildet das Entgeltfortzahlungsgesetz, dessen Anwendungsbereich im § 1 II EntgFG festgelegt wird. Hierin wird u. a. die Zahlung des Arbeitsentgelts an gesetzlichen Feiertagen als auch die hier näher betrachtete Fortzahlung des Arbeitsentgelts im Krankheitsfall an Arbeitnehmer geregelt.
Als weitere Voraussetzungen sind zunächst die Vorschriften des § 3 I EntgFG zu nennen:
wird ein Arbeitnehmer durch,
Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit,
an seiner Arbeitsleistung verhindert,
ohne dass ihn ein Verschulden trifft,
so hat er Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall durch den Arbeitgeber für die Zeit der Arbeitsunfähigkeit bis zur Dauer von sechs Wochen (42 Kalendertage).
Arbeitsunfähigkeit:
Nach der gängigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) wird unter Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit folgendes verstanden:
Arbeitnehmer ist objektiv nicht mehr in der Lage, die im Arbeitsvertrag festgelegte Arbeitsleistung zu erbringen oder
Arbeitnehmer kann seine Arbeitsleistung nur noch unter der Gefahr der Verschlimmerung seines Zustandes erbringen.
Dieselbe Erkrankung kann (je nach Berufsbild) bei dem einen Arbeitnehmer zur Arbeitsunfähigkeit führen, während ein anderer Arbeitnehmer trotz der Erkrankung arbeitsfähig bleibt. Folgendes Beispiel verdeutlicht dies: Nach einem Unfall muss ein Arbeitnehmer einen Gehgips an einem Bein tragen. Weitere Beeinträchtigungen liegen nicht vor. Übt der Arbeitnehmer nun eine körperliche Tätigkeit aus, die ständiges Stehen oder Gehen erfordert (z. B. Bauarbeiter, Verkäufer) wird somit Arbeitsunfähigkeit bestehen. Bei einer eher kaufmännischen bzw. sitzenden Tätigkeit kann durchaus Arbeitsfähigkeit bestehen.
Ursache und Verschulden:
Auf die Ursache der Arbeitsunfähigkeit kommt es grundsätzlich nicht an. Der Anspruch besteht also auch, wenn die Arbeitsunfähigkeit durch einen Arbeits-, Sport- oder Verkehrsunfall verursacht wurde.
Der Anspruch auf Entgeltfortzahlung besteht aber nur dann, wenn den Arbeitnehmer an der krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit kein Verschulden trifft. Ein schuldhaftes Verhalten liegt nach BAG nur dann vor „wenn der Arbeitnehmer in erheblichem Maße gegen die von einem verständigen Menschen im eigenen Interesse zu erwartenden Verhaltensweise verstößt". Sportverletzungen sind in diesem Sinne dann unverschuldet, wenn die Sportart sorgfältig und nach den anerkannten Regeln und Ausbildungsrichtlinien durchgeführt wird. Den Sprachgebrauch einer im eigentlichen Sinne „gefährlichen" Sportart hat das BAG aufgegeben. Würde jedoch eine Person einen Gleitschirmsprung in eigener Regie ohne jeglichen Kurs im Gebirge durchführen und dabei einen Unfall erleiden, so läge eine verschuldete Arbeitsunfähigkeit vor.
Wartezeit:
Ein neu eingestellter Arbeitnehmer hat jedoch nach § 3 III EntgFG in den ersten vier Wochen der Beschäftigung zunächst eine Wartezeit und somit keinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfalle. Dafür zahlt i. d. R. die Krankenkasse das Krankengeld. Besteht die Arbeitsunfähigkeit über das Ende der vierten Beschäftigungswoche hinaus, zahlt der Arbeitgeber vom Beginn der fünften Woche an das Entgelt bis zu sechs Wochen fort. Die Wartezeit verkürzt also den Fortzahlungsanspruch nicht.
Dauer des Entgeltfortzahlungsanspruches:
Die Sechs-Wochen-Frist beginnt grundsätzlich mit dem Tag nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit. Dies gilt auch dann, wenn die Arbeitsunfähigkeit während der Arbeitszeit anfängt. Wird der Arbeitnehmer allerdings an einem Arbeitstag vor Beginn der Arbeit arbeitsunfähig, zählt dieser Tag bereits mit.
Folgende Beispiele verdeutlichen diesen Sachverhalt:
Ein Arbeitnehmer wird im Laufe des 05.08. d. J. arbeitsunfähig und beendet seine Arbeit nach vier Stunden. Die Arbeitsunfähigkeit dauert bis zum 10.10. d. J. an. Die Sechs-Wochen-Frist beginnt nun am 06.08. d. J. und endet am 16.09. d. J. (42 Kalendertage). Bis zu diesem Tag leistet der Arbeitgeber Entgeltfortzahlung. Die für den 05.08. d. J. geleistete teilweise Entgeltfortzahlung wird auf die sechs Wochen nicht angerechnet.
Ein Arbeitnehmer erleidet am 05.08. d. J. auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall und ist bis zum 10.10. d. J. arbeitsunfähig.
Da er vor Beginn der Arbeit arbeitsunfähig erkrankt ist, zählt der 05.08. d. J. für die Berechnung der sechs Wochen bereits mit. Die Entgeltfortzahlung endet somit am 15.09. d. J.
Endet das Arbeitsverhältnis allerdings nach Beginn der Entgeltfortzahlung, zum Beispiel bei einer befristeten Beschäftigung, endet auch die Entgeltfortzahlung. Dies gilt allerdings nicht, wenn das Arbeitsverhältnis wegen der Arbeitsunfähigkeit gekündigt wurde. In diesem Falle ist das Entgelt auch über das Ende des Arbeitsverhältnisses hinaus zu zahlen.
Prüfraster: Einleitende Situationsbeschreibung 1