Die Göttersöhne: Die Götter der Germanen - Band 19
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About this ebook
Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar.
Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit.
Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeit der Menschen in ihr zu beschreiben.
Das Buch
Dieses Buch enthält die Betrachtungen über Hödur den Wintergott, Wali den Rächer, Widar den Himmelswanderer, Bragi den Skalden, Forseti den Richter, Hofund Tyr-Sohn, Magni den Starken, Modi den Kämpfer, Wali Loki-Sohn, Nari Loki-Sohn, Narfi Loki-Sohn und über den namenlosen Sohn des Freyr und der Freya.
Harry Eilenstein
Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 45 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 230 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2023 schreibe ich an einem achtbändigen Fantasy-Roman "Maran", in den auch alle meine Erfahrungen mit Magie, Meditation, Astrologie, Religion, Psychologie und ähnlichem miteingeflossen sind. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Schwitzhütten, Feuerläufe, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden sich ein Teil meiner Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.
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Die Göttersöhne - Harry Eilenstein
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Horoskop und Seele (120 S.)
Tarot (104 S.)
Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)
Physik und Magie (184 S.)
Der Lebenskraftkörper (230 S.)
Die Chakren (100 S.)
Meditation (140 S.)
Reinkarnation (156 S.)
Drachenfeuer (124 S.)
Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)
Schwitzhütten (524 S.)
Totempfähle (440 S.)
Muttergöttin und Schamanen (168 S.)
Göbekli Tepe (472 S.)
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Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)
Isis (508 S.)
Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)
Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)
Der Kessel von Gundestrup (220 S.)
Der Chiemsee-Kessel (76)
Cernunnos (690 S.)
Christus (60 S.)
Odin (300 S.)
Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)
Dakini (80 S.)
Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)
Eltern der Erde (450 S.)
Blüten des Lebensbaumes 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)
Blüten des Lebensbaumes 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)
Blüten des Lebensbaumes 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)
Über die Freude (100 S.)
Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)
Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)
Das Beziehungsmandala (52 S.)
Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)
König Athelstan (104 S.)
Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen"
Die Entwicklung der germanischen Religion
Lexikon der germanischen Religion
Der ursprüngliche Göttervater Tyr
Tyr in der Unterwelt: der Schmied Wieland
Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1
Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2
Tyr in der Unterwelt: der Zwergenkönig
Der Himmelswächter Heimdall
Der Sommergott Baldur
Der Meeresgott: Ägir, Hler und Njörd
Der Eibengott Ullr
Die Zwillingsgötter Alcis
Der neue Göttervater Odin Teil 1
Der neue Göttervater Odin Teil 2
Der Fruchtbarkeitsgott Freyr
Der Chaos-Gott Loki
Der Donnergott Thor
Der Priestergott Hönir
Die Göttersöhne
Die unbekannteren Götter
Die Göttermutter Frigg
Die Liebesgöttin: Freya und Menglöd
Die Erdgöttinnen
Die Korngöttin Sif
Die Apfel-Göttin Idun
Die Hügelgrab-Jenseitsgöttin Hel
Die Meeres-Jenseitsgöttin Ran
Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen
Die unbekannteren Göttinnen
Die Nornen
Die Walküren
Die Zwerge
Der Urriese Ymir
Die Riesen
Die Riesinnen
Mythologische Wesen
Mythologische Priester und Priesterinnen
Sigurd/Siegfried
Helden und Göttersöhne
Die Symbolik der Vögel und Insekten
Die Symbolik der Schlangen, Drachen und Ungeheuer
Die Symbolik der Herdentiere
Die Symbolik der Raubtiere
Die Symbolik der Wassertiere und sonstigen Tiere
Die Symbolik der Pflanzen
Die Symbolik der Farben
Die Symbolik der Zahlen
Die Symbolik von Sonne, Mond und Sternen
Das Jenseits
Seelenvogel, Utiseta und Einweihung
Wiederzeugung und Wiedergeburt
Elemente der Kosmologie
Der Weltenbaum
Die Symbolik der Himmelsrichtungen und der Jahreszeiten
Mythologische Motive
Der Tempel
Die Einrichtung des Tempels
Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe
Priester – Seher – Zauberer
Rituelle Kleidung und Schmuck
Skalden und Skaldinnen
Kriegerinnen und Ekstase-Krieger
Die Symbolik der Körperteile
Magie und Ritual
Gestaltwandlungen
Magische Waffen
Magische Werkzeuge und Gegenstände
Zaubersprüche
Göttermet
Zaubertränke
Träume, Omen und Orakel
Runen
Sozial-religiöse Rituale
Weisheiten und Sprichworte
Kenningar
Rätsel
Die vollständige Edda des Snorri Sturluson
Frühe Skaldenlieder
Mythologische Sagas
Hymnen an die germanischen Götter
Inhaltsverzeichnis
A Hödur Odin-Sohn
Hödur in der germanischen Überlieferung
Der Name „Hödur"
Der Ase Hödur
1. a) Asen-Heitis
2. b) Gylfis Vision
Der Sohn des Odin
3. a) Nafna-Thulur
Der Mörder des Baldur
4. a) Die Vision der Seherin
4. b) Gylfis Vision
4. c) Wegtam-Lied
4. d) Gylfis Vision
4. e) Die Vision der Seherin
4. f) Skaldskaparmal
4. g) Die Schädel-Inschrift von Ribe
4. h) Gesta danorum
4. i) Gesta danorum
4. j) Chronicon lethrense
4. k) Kenningar
4. l) Männernamen
4. m) Jakob Grimm: Deutsche Mythologie
Zusammenfassung
Das Aussehen des Gottes Hödur
Die Vorgeschichte des Gottes Hödur
Die heutige Bedeutung des Hödur
Traumreise zu Hödur
Hymnen an Hödur
Der blinde Gott
Ein endloser Kampf
An Hödur
B Widar Odin-Sohn
Widar in der germanischen Überlieferung
Der Name „Widar"
Der Ase Widar
2. a) Thulur
2. b) Skaldskaparmal
Odin und Widar
3. a) Grimnir-Lied
3. b) Lokasenna
3. c) Thulur
Die Widar-Mythe
4. a) Skaldskaparmal
4. b) Grimnir-Lied
4. c) Odins Rabenzauber
4. d) Gylfis Vision
4. e) Gylfis Vision
4. f) Der Seherin Vision
4. g) Gylfis Vision
4. h) Wafthrudnir-Lied
4. i) Lokasenna
4. j) Skaldskaparmal
4. k) Thorwald-Kreuz
4. l) Das Kreuz von Gosforth
4. m) Geisli
4. n) Goldhörner von Gallehus
4. o) Brakteaten
4. p) Runenstein von Ledberg
4. q) Kirchliches Utiseta-Verbot von 650 n.Chr.
Zusammenfassung
Das Aussehen des Gottes Widar
Die Vorgeschichte des Gottes Widar
Die heutige Bedeutung des Widar
Traumreise zu Widar
Hymnen an Widar
An Widar
C Bragi Odin-Sohn
Bragi in der germanischen Überlieferung
Der Name „Bragi"
Der Ase Bragi
2. a) Asen-Heitis
Bragi der Skalde
3. a) Gylfis Vision
3. b) Grimnir-Lied
3. c) Skaldskaparmal
3. d) Lokasenna
3. e) Skaldskaparmal
3. f) Thulur
3. g) Odins Rabenzauber
3. h) Sigrdrifumal
3. i) Lokasenna
3. j) Hakonarmal
3. k) Eiriksmal
3. l) Half und seine Recken
3. m) Landnamabok
3. n) Sonatorrek
3. o) Heimskringla
Der Bragi-Trunk
4. a) Hervor-Saga
4. b) Die Saga über Hakon den Guten
4. c) Helgi Hiörvard-Sohn
4. d) Snäfridardrapa
4. e) Egil-Saga
4. f) Skalden-Lohn
4. g) Ynglinga-Saga
4. h) Fagrskinna
4. i) Hervor-Saga
4. j) Die Saga über Eilifir den Weitfahrenden
Bragi der Harfner
5. a) Bosi-Saga
5. b) Beowulf-Epos
5. c) Gesta danorum
5. d) Der Seherin Vision
Zusammenfassung
Das Aussehen des Gottes Bragi
Die Vorgeschichte des Gottes Bragi
Die Biographie des Gottes Bragi
Traumreise zu Bragi
Die heutige Bedeutung des Bragi
Hymne an Bragi
An Bragi
D Wali Odin-Sohn
Wali in der germanischen Überlieferung
Der Name „Wali"
Der Ase Wali Odin-Sohn
2. a) Gylfis Vision
2. b) Asen-Heitis
Die Wali-Mythe
3. a) Wegtam-Lied
3. b) Die Vision der Seherin
3. c) Skaldskaparmal
3. d) Hyndla-Lied
3. e) Odins Rabenzauber
3. f) Wafthrudnir-Lied
3. g) Gylfis Vision
3. h) Gesta danorum
3. i) Chronicon Lethrense
3. j) Die Saga über Illugi Grid-Ziehsohn
3. k) Skaldskaparmal
3. l) Kenningar
Zusammenfassung
Das Aussehen des Gottes Wali Odin-Sohn
Die Vorgeschichte des Gottes Wali Odin-Sohn
Die heutige Bedeutung des Wali Odin-Sohn
Traumreise zu Wali Odin-Sohn
Hymne an Wali Odin-Sohn
Lied des Wali
E Wali Loki-Sohn
Wali Loki-Sohn in der germanischen Überlieferung
Der Name „Wali"
Die Wali-Mythe
2. a) Gylfis Vision
2. b) Kenningar
Zusammenfassung
Das Aussehen des Gottes Wali Loki-Sohn
Die heutige Bedeutung des Wali Loki-Sohn
F Nari und Narfi Loki-Söhne
Nari und Narfi in der germanischen Überlieferung
Die Namen „Nari und „Narfi
1. a) Der Name „Nari"
1. b) Der Name „Narfi"
Die Mythe des Nari und des Narfi
2. a) Skaldskaparmal
2. b) Lokasenna
2. c) Gylfis Vision
2. d) Ynglingatal
2. e) Alcis
2. f) Heimskringla
Zusammenfassung
G Forseti Baldur-Sohn
Forseti in der germanischen Überlieferung
Der Name „Forseti"
Der Ase Forseti
2. a) Asen-Heitis
Forseti der Richter
3. a) Gylfis Vision
3. b) Grimnir-Lied
3. c) Skaldskaparmal
3. d) Skaldskaparmal
3. e) Forsetlund
3. f) Forseti und Tyr
3. g) Die Heiligenlegenden des Liudger und des Willibrord
3. h) Die Lex Frisionum
3. i) Sankt Willibrordi, 789 n. Chr
3. j) Sankt Willehadi, ca. 710 n. Chr.
3. k) Sankt Liudger, ca. 780 n. Chr.
3. l) Die Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen
Zusammenfassung
Das Aussehen des Gottes Forseti
Die Vorgeschichte des Gottes Forseti
Die heutige Bedeutung des Forseti
Traumreise zu Forseti
Hymnen an Forseti
An Forseti
H Hofund Baldur-Sohn
Hofund in der germanischen Überlieferung
Der Name „Hofund"
Die Hofund-Mythe
2. a) Die Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen
Zusammenfassung
I Magni Thor-Sohn
Magni in der germanischen Überlieferung
Der Name „Magni"
Modi und Magni
Die Magni-Mythe
3. a) Skaldskaparmal
3. b) Gylfis Vision
3. c) Wafthrudnir-Lied
3. d) Kenningar
Zusammenfassung
J Modi Thor-Sohn
Modi in der germanischen Überlieferung
Der Name „Modi"
Modi und Magni
Modi in den Mythen
3. a) Gylfis Vision
3. b) Wafthrudnir-Lied
3. c) Kenningar
Zusammenfassung
K Fiölnir Freyr-Sohn
Fiölnir in der germanischen Überlieferung
Der Name „Fiölnir"
Die Fiölnir-Mythe
2. a) Grotten-Lied
2. b) Heimskringla
2. c) Historia norwegiae
2. d) Isländer-Buch
2. e) Gesta danorum
2. f) Grimnir-Lied
2. g) Regin-Lied
2. h) Gylfis Vision
2. i) Der Seherin Ausspruch
2. j) Veraldur-Ballade
2. k) Byggvir
2. l) Beowa
2. m) Waraldan Olmay
Zusammenfassung
L Der Sohn des Freyr
Der Sohn des Freyr und der Freya in der germanischen Überlieferung
Die Mythe über den Sohn des Freyr und der Freya
1. a) Lokasenna
Zusammenfassung
Themenverzeichnis
A Hödur Odin-Sohn
I Hödur in der germanischen Überlieferung
Hödur ist eine der Gottheiten, die in den Mythen nur eine einzige Funktion haben wie z.B. auch die Götter Wali, Bragi und Hermod oder die Göttinnen Eir, Nanna und Ran.
1. Der Name „Hödur"
Der Name dieses Gottes leitet sich von dem Substantiv „had für „Kampf, Schlacht
ab. „Hödur bedeutet somit „Kämpfer
– was ein recht merkwürdiger Name für einen blinden Gott ist.
Hödur wird daher wohl nicht schon immer ein blinder Gott gewesen sein. Vielleicht war er nur zeitweise blind oder unter bestimmten Umständen. Dazu würde z.B. die Symbolik von Odins blindem Auge passen, da Odin dadurch, daß er dieses Auge geopfert hat, nun auch im Jenseits sehen kann – mit dem „toten" Auge kann man im Reich der Toten sehen. Diese Symbolik würde am ehesten zu einem Priester- und Schamanengott wie Odin oder Hönir passen.
2. Der Ase Hödur
1. a) Asen-Heitis
Hödur findet sich als einer der Asen auch in einer Aufzählung der Namen der Asen, deren Verfasser unbekannt ist:
Ich werde euch
die Asen-Heitis sagen:
Dies sind Yggr und Thor
und Yngvi-Freyr,
Vidar und Baldur,
Vali und Heimdall,
das sind Tyr und Njörd,
weiterhin Bragi,
Hödur, Forseti,
und schließlich ist da noch Loki.
2. b) Gylfis Vision
Hödur heißt einer der Asen. Er ist blind, aber sehr stark, und die Götter möchten wohl wünschen, daß sie seinen Namen nicht nennen müßten, denn nur allzu lange wird seiner Hände Werk Göttern und Menschen im Gedächtnis bleiben.
Die „Stärke des Hödur entspricht seinem Namen, der „Kämpfer
bedeutet.
3. Der Sohn des Odin
3. a) Nafna-Thulur
In den Namenslisten am Ende der Skaldskaparmal werden die Söhne des Odin aufgezählt. Diese Liste beginnt damit, daß Burri als Vater des Odin genannt wird.
Odins Söhne:
Burri erzeugte Odin;
Baldur und Meili,
Widar und Nepr,
Vali, Ali,
Thor und Hildolfr
Hermodr, Sigi,
Skjöldr, Yngvi-Freyr
und Itreksjod,
Heimdallr, Saemingr,
Hödr und Bragi.
4. Der Mörder des Baldur
4. a) Die Vision der Seherin
Hödurs einzige Funktion in den überlieferten Mythen ist es, seinen Halbbruder Baldur durch eine List des Loki ungewollt zu töten, wodurch dann schließlich der Ragnarök begann. Dieser „lange Winter ist die Umdeutung des ständigen Wechsels von Tag und Nacht sowie von Sommer und Winter zu einem einmaligen Ereignis, dem Fimbulwinter („gewaltiger Winter
).
Die Mistel als „Tatwaffe" ist als immergrüne Pflanze vermutlich ursprünglich ein Symbol dafür gewesen, daß es nach der Nacht einen neuen Morgen, nach dem Winter einen neuen Sommer und nach dem Tod eine Wiedergeburt geben wird.
Ich sah dem Baldur, dem blutenden Gott,
dem Sohn des Odin, sein Schicksal bestimmt:
Berühmt und schön stand hoch über den Wiesen
zu voller Kraft herangewachsen, der Mistelzweig.
Aus dem Zweig, der so schlank und schön schien,
wurde ein schädlicher Stab, den Hödur schießen sollte;
aber schon nach kurzem wurde Baldurs Bruder geboren
und als er eine Nacht alt war, kämpfte Odins Sohn.
Seine Hände wusch er nicht, seine Haare kämmte er nicht,
bis er Baldurs Feind zum Todesfeuer trug.
Doch in Fensalir weinte Frigg bitterlich
um Walhalls Verlust – wollt ihr noch mehr wissen?
„Baldurs Bruder ist der Odin-Sohn Wali, der im Alter von einer Nacht schon seinen Halbbruder rächte. Diese kurze Zeitspanne erklärt sich daraus, daß Wali ursprünglich der Sonnengott-Göttervater Tyr gewesen ist, der am Abend stirbt und am Morgen wiedergeboren wird. Hödur ist der „abendliche Mörder
des Göttervaters – er hat also die Funktion des Loki in den alten, Tyr-zentrierten Mythen vor 500 n.Chr. übernommen.
Baldur ist die Verkörperung des Schönen, Guten und Richtigen. In den Mythen der Indogermanen findet sich des öfteren ein solcher Gott, von denen der griechische Apollon der bekannteste sein wird. Er ist aus einer Verselbständigung des Aspektes des Richtigkeit-Erhalters des Sonnengott-Göttervaters entstanden.
Da der Tod und die Wiedergeburt des Göttervaters und allgemein die Wiedergeburt der Toten dem Sonnenuntergang bzw. dem Sonnenaufgang gleichgesetzt wurden, hat dieser „Gott der Richtigkeit und der Schönheit" oft auch Charakterzüge eines Sonnengottes – insbesondere den zyklischen Tod.
In diesem Zusammenhang ist Hödur das, was dem Guten, dem Schönen und der Richtigkeit ein Ende bereitet: die Nacht, der Winter und das Chaos.
4. b) Gylfis Vision
Am ausführlichsten werden der Tod des Baldur und die Ereignisse, die dazu führten, in „Gylfis Vision" berichtet:
Da frug Gangleri: „Haben sich noch andere Abenteuer mit den Asen ereignet? Eine gewaltige Heldentat hat Thor auf dieser Fahrt verrichtet."
Har antwortete: „Es mag noch von Abenteuern berichtet werden, die den Asen bedeutender scheinen.
Und das ist der Anfang dieser Sage, daß Baldur, der gute, schwere Träume träumte, die seinem Leben Gefahr deuteten. Und als er den Asen seine Träume sagte, pflogen sie Rat zusammen und beschlossen, dem Baldur Sicherheit vor allen Gefahren auszuwirken.
Da nahm Frigg Eide von Feuer und Wasser, Eisen und allen Erzen, Steinen und Erden, von Bäumen, Krankheiten und Giften, dazu von allen vierfüßigen Tieren, Vögeln und Würmern, daß sie Baldurs schonen wollten.
Als das geschehen und allen bekannt war, da kurzweilten die Asen mit Baldur, daß er sich mitten in den Kreis stellte und einige nach ihm schossen, andere nach ihm hieben und noch andere mit Steinen warfen. Und was sie auch taten, es schadete ihm nicht; das dünkte sie alle ein großer Vorteil.
Aber als Loki, Laufeyjas Sohn, das sah, da gefiel es ihm übel, daß den Baldur nichts verletzen sollte. Da ging er zu Frigg nach Fensal in Gestalt eines alten Weibes.
Da frug Frigg die Frau, ob sie wüßte, was die Asen in ihrer Versammlung vornähmen.
Die Frau antwortete, daß sie alle nach Baldur schießen würde, aber ihm nichts schade.
Da sprach Frigg: „Weder Waffen noch Bäume mögen Baldur schaden: ich habe von allen Eide genommen."
Da frug das Weib: „Haben alle Dinge Eide geschworen, Baldurs zu schonen?"
Frigg antwortete: „Östlich von Walhall wächst eine Staude, Mistel genannt, die schien mir zu jung, sie in Eid zu nehmen."
Darauf ging die Frau fort; Loki nahm den Mistelzweig, riß ihn aus und ging zur Versammlung. Hödur stand zuäußerst im Kreise der Männer, denn er war blind.
Da sprach Loki zu ihm: „Warum schießt Du nicht nach Baldur?"
Er antwortete: „Weil ich nicht sehe, wo Baldur steht; zum anderen habe ich auch keine Waffe."
Da sprach Loki: „Tu doch wie andere Männer und biete Baldur Ehre wie alle tun. Ich will Dich dahin weisen wo er steht: so schieße nach ihm mit diesem Reis."
Hödur nahm den Mistelzweig und schoß nach Baldur nach Lokis Anweisung. Der Schuß flog und durchbohrte ihn, daß er tot zur Erde fiel, und das war das größte Unglück, das Menschen und Götter betraf.
Als Baldur gefallen war, standen die Asen alle wie sprachlos und gedachten nicht einmal, ihn aufzuheben. Einer sah den anderen an; ihr aller Gedanke war wider den gerichtet, der diese Tat vollbracht hatte; aber sie durften es nicht rächen: es war an einer heiligen Freistätte.
Als aber die Asen die Sprache wieder erlangten, da war das erste, daß sie so heftig zu weinen anfingen, daß keiner mit Worten dem anderen seinen Gram sagen mochte. Und Odin nahm sich den Schaden um so mehr zu Herzen, da niemand so gut wußte wie er, zu wie großem Verlust und Verfall den Asen Baldurs Ende gereichte.
Als nun die Asen sich erholt hatten, da sprach Frigg und frug, wer unter den Asen ihre Gunst und Huld gewinnen und den Helweg reiten wolle, um zu versuchen ob er da Baldur fände, und der Hel Lösegeld zu bieten, daß sie Baldur heimfahren ließe gen Asgard.
4. c) Wegtam-Lied
Wegtam (Odin):
„Schweig nicht, Wala, ich will Dich fragen
Bis ich alles weiß. Noch wüßt ich gerne:
Wer wird uns Rache gewinnen an Hödur,
Und zum Bühle bringen Baldurs Mörder?"
Wala (Jenseitsgöttin):
„Rinda wird Wali in den Hallen des Westens gebären;
dieser Odins-Sohn wird töten, wenn er eine Nacht alt ist.
Er wäscht nicht die Hand, er kämmt nicht das Haar
Bis er Baldurs Mörder zum Bühle brachte.
Genötigt sprach ich, nun will ich schweigen."
Odins Sohn Wali rächt seinen Bruder Baldur, indem er Hödur tötet.
4. d) Gylfis Vision
Snorri Sturluson berichtet auch, was nach dem Ragnarök geschieht, der mit Baldurs Tod beginnt:
Da sprach Gangleri: „Leben denn dann noch Götter und gibt es noch eine Erde oder einen Himmel?"
Har antwortete: „Die Erde taucht aus der See auf, grün und schön, und Korn wächst darauf ungesäht.
Widar und Wali leben noch, weder die See noch Surturs Lohe hatte ihnen geschadet. Sie wohnen auf dem Idafeld, wo zuvor Asgard war. Auch Thors