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Glaubenskämpfer: Der aufrichtige Dialog zwischen den Religionen beginnt bei uns selbst
Glaubenskämpfer: Der aufrichtige Dialog zwischen den Religionen beginnt bei uns selbst
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Ebook143 pages1 hour

Glaubenskämpfer: Der aufrichtige Dialog zwischen den Religionen beginnt bei uns selbst

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Für Sr. Johanna ist klar: Der aufrichtige Dialog zwischen den Religionen beginnt bei uns selbst. Das vorliegende Buch zeugt davon, was ein Gespräch zwischen den Vertretern verschiedener Weltreligionen auslösen kann, und welchen Erkenntnisgewinn das Miteinander-Sprechen hat. Vor allem aber macht es sich mitten in dieser verwirrenden Welt auf eine Spurensuche des christlichen »Glaubenskampfes" im besten Sinn, in der Bibel, in der monastischen Tradition und letztlich bei uns selbst.
LanguageDeutsch
PublisherCamino
Release dateAug 21, 2017
ISBN9783961579921
Glaubenskämpfer: Der aufrichtige Dialog zwischen den Religionen beginnt bei uns selbst

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    Glaubenskämpfer - Johanna Domek

    Buch.

    Der aufrichtige Dialog beginnt bei mir selbst

    Ein Jahr liegt zwischen dem Tag, an dem ich zu schreiben beginne, und dem Gespräch, mit dem diese Geschichte begann, genau ein Jahr. Jemand hatte, wie das oft geschieht, um ein Gespräch gefragt. Als wir dann sprachen, gut und lebendig und dazu noch inspirierend, zeigte sich, dass mein Gegenüber, Thomas Laue, damaliger Chefdramaturg am »Schauspiel Köln«, mich fürs Mittun an einem Theaterprojekt gewinnen wollte. Auf die Hintergründe, wie es dazu kam, werde ich gleich eingehen. Aber zuvor möchte ich auf die Quintessenz eingehen, die mich dazu inspiriert hat, dieses Buch zu schreiben.

    Das Thema des inneren Glaubenskampfes bewegt mich nachhaltig. Jedoch wurde mir nach den reichen Erfahrungen des Entstehungsprozesses der Dialoge zwischen den Religionen, im Laufe des gesamten Theaterprojektes, bewusst, worin der eigentliche Kern einer verantworteten Auseinandersetzung mit den verschiedenen Religionen liegt: in meinem persönlichen Umgang mit Religion und in meinem Gottesbild. Ich begann, auf dem konkreten Hintergrund der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation, ganz neu, die Texte der Bibel und der monastischen Tradition zu den Themen Kampf, Krieg und Schwert zu befragen. Neben Texten des Alten und Neuen Testaments, wie der Psalmen und Evangelien, traf ich dabei schnell auf Zeugnisse von Menschen, wie den Mönchsvätern Evagrius Pontikus, Antonius oder Benedikt von Nursia, die sich vor allem dem inneren Glaubenskampf gestellt haben. Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse sind brandaktuell und können uns heute, im Umgang mit dem Fremden, ein großer Schatz sein. Klar wurde dabei, dass die ehrliche Auseinandersetzung mit dem anderen erst fruchtbar zu Frieden und Respekt beitragen kann, wenn die eigenen Glaubensangelegenheiten zur Sprache kommen durften. Jede Begegnung lässt uns ja nicht nur den anderen kennenlernen, sie lädt uns vor allem ein, uns selbst besser kennenzulernen. Und eine Auseinandersetzung kann nur gut werden, soweit sie auf der Auseinandersetzung mit sich selbst aufbaut. Von diesem Herzensanliegen wird das vorliegende Buch handeln. Doch zuvor möchte ich auf die Hintergründe eingehen, die diese Auseinandersetzung erst ermöglichten.

    Der persönliche Hintergrund zu den »Glaubenskämpfern«

    Die Zusage

    Das Stück war in der Linie des sogenannten »Recherchetheaters« geplant, und hatte zum Ziel, das Wort von den »Glaubenskämpfern« aufzugreifen und zu thematisieren, das durch die aktuell weltpolitischen Entwicklungen und Brisanz bei vielen neu ins aufgewühlte Bewusstsein gebracht worden war. Das Ganze sollte an einem konkreten Ort verwurzelt sein: der Stadt Köln. Man wollte dabei gläubige Vertreter der drei monotheistischen Religionen ins Gespräch bringen, die gemeinsam mit Kölner Schauspielern – die darin die säkulare Welt zu vertreten hatten – auf der Bühne stehen und miteinander ins Gespräch kommen.

    »Der Autor und Regisseur Nuran David Calis hat Glaubende getroffen. Christen. Muslime. Juden. Er hat mit Imamen gesprochen, mit Pfarrern, Rabbinern, einer katholischen Nonne und einem ehemaligen Domprobst. Er hat Hassprediger eingeladen und ist Salafisten begegnet, Konvertiten, radikalen Fanatikern, Dogmatikern und Gelegenheitsbetern. Einige von ihnen stehen nun gemeinsam mit den Kölner Schauspielern auf der Bühne und kämpfen um nicht weniger als das: Unseren Glauben.«¹

    Dreimal habe ich Nein gesagt, auchwennmichdie Sache von Anfang an faszinierte. Zu viel schien mir dagegen zu sprechen, dass ich als Nonne das auf einer Bühne mitmache. Heute bin ich sehr froh, beim vierten Mal auf die Frage mit Ja geantwortet zu haben. Und ich bin dankbar dafür, dass die Schwestern unseres Klosters dieses Projekt, nicht ohne, dass sie viele Fragen dazu stellten, wohlwollend bejaht und in ihrer interessierten, betenden Weise mitgetragen haben.

    Ende Februar 2016 war die Premiere im großen Saal, Depot 1, im »Schauspiel Köln«. Von Anfang an war das Stück von den Medien in Presse, Rundfunk und Fernsehen stark – und bis auf wenige Ausnahmen sehr positiv – aufgenommen worden. Auch vonseiten der Kirche und der Orden gab es nicht wenig lebendiges, ermutigendes Echo. In einem Jahr wurde das Stück zwanzigmal gespielt, einmal davon im Rahmen der Autorentage am »Deutschen Theater« in Berlin, Anfang Februar 2017 im Kontext der Lessingtage am »Thalia Theater« in Hamburg.

    Die persönlichen Gründe der Zusage

    Abgesehen vom brennenden Thema des auch geistlich so wichtigen Wortes »Glaubenskämpfer«, war es natürlich das Faszinierendste, darüber hinaus in einen Prozess mit Gläubigen anderer Religionen einzusteigen – nicht für einen Abend oder in einer Podiumsdiskussion, sondern in eine länger andauernde Geschichte, in der wir uns immer wieder begegnen würden. Bestechend war auch die Tatsache, dass nicht etwa eine der Religionen, sondern die säkulare, fragende Welt dazu einlud. Das Ganze roch nach einem Glaubensabenteuer, das es zu wagen mir schließlich wert war.

    Nicht unerheblich für mich persönlich Ja zu sagen, waren zusätzlich zwei Gründe. Der eine: Vor meinem Klostereintritt, in einer Zeit, in der ich nicht loskam von der Frage nach Gott, obwohl ich nicht mehr glauben konnte, dass es einen Gott gab, hatte ich begonnen, Vergleichende Religionswissenschaft zu studieren. Auf diesem Weg konnte ich mich damals dem Religiösen wieder annähern. Nach nur zwei Semestern Studium, nach einem ersten Feldstudium in dem Kloster, in dem ich heute lebe, und einer alles neu ordnenden Gotteserfahrung dort gab ich das akademische Studium auf und trat ins Kloster ein. Aber was ich in den zwei Semestern Religionswissenschaft gewann, insbesondere auch die phänomenologische Sichtweise auf Formen der Religionen und insbesondere des Gebets, gehört zu dem, was für mein Leben und Verstehen maßgeblich geworden ist.

    Der andere Grund: Seit dem Jahr 2008 habe ich immer wieder Jahreskurse und Exerzitien zusammen mit Pater Fidelis Ruppert OSB in der Abtei Münsterschwarzach gehalten. Pater Fidelis ist bewandert und vertraut mit dem Lehr- und Erfahrungsschatz des alten Mönchtums und der benediktinischen Tradition, also der christlichen Glaubenserfahrung vieler Jahrhunderte. In diesen Kursen schöpfen wir daraus und versuchen, Impulse und Hilfe für das heutige Leben der Teilnehmenden mit ihren Fragen, Prägungen und Belastungen zu geben. Immer gehört zu den Themen, die uns da bewegen, auch das »Geistlich Kämpfen«. Die Veröffentlichungen von Pater Fidelis sind Fundgruben dafür.²

    Eine dringende Botschaft von Papst Franziskus

    Während ich noch um meine vierte Antwort rang, sah ich in den ersten Januartagen 2016 eine Videobotschaft von Papst Franziskus. Darin hieß es: »Der größte Teil der Erdbevölkerung bezeichnet sich als gläubig. Diese Tatsache sollte zu einem Dialog zwischen den Religionen ermuntern. Wir dürfen nicht aufhören, dafür zu beten und mit denen zusammenzuarbeiten, die anders denken. Und weiter: In dieser Vielfalt, in dieser Auffächerung der Religionen gibt es eine einzige Gewissheit, an der wir für alle festhalten: Wir alle sind Kinder Gottes. Es folgte die Einladung, wo es denn möglich wäre, den aufrichtige(n) Dialog zwischen Männern und Frauen der verschiedenen Religionen wahrzunehmen. Er solle Gerechtigkeit und Frieden bringen, so Papst Franziskus. Diese Videobotschaft, in der ein Rabbiner, eine Buddhistin, ein Priester und eine islamische Führungsperson stellvertretend für alle Menschen standen, kam für mich im richtigen Moment und hat mich bei der Entscheidung ermutigt.«³

    Muslimische Stimmen

    Hellhöriger geworden, hörte ich noch mehr, auch muslimische Stimmen. Denn ebenfalls im Januar 2016 trafen sich in Marakesch (Marokko) 250 Wissenschaftler, Regierungsmitglieder (Sunniten und Schiiten) aus 120 Ländern, eingeladen vom Ministerium für islamische Angelegenheiten und dem Forum für den Frieden in der muslimischen Gesellschaft, dabei auch etwa fünfzig Vertreter anderer Religionen, um miteinander über Fragen der Rechte religiöser Minderheiten in muslimischen Gebieten zu sprechen und zu einer gemeinsamen Erklärung zu finden. Diese wurde am 27. Januar 2016 unterzeichnet und fand weltweit Beachtung. Es ging um eine zeitgemäße Aktualisierung dessen, was es exemplarisch in der sogenannten Charta von Medina im siebten Jahrhundert und manchen Schutzbriefen schon gegeben hat.

    »Die Lage in verschiedenen Teilen der muslimischen Welt habe sich aufgrund von Gewalt und bewaffneten Konflikten gefährlich verschlechtert und die legitime Autorität von Regierungen geschwächt«, heißt es laut Bericht weiter in der Erklärung.

    »Die Gelehrten rufen islamische Bildungsinstitutionen und Autoritäten auf, ihre Lehrpläne zu überarbeiten. Es gebe Material, das zu Aggression und Extremismus anstifte, zu Krieg und Chaos führe und damit ›zur Zerstörung unserer geteilten Gesellschaften‹.«

    An der Konferenz nahmen neben Muftis, Richtern, Rechtsgelehrten und muslimischen Autoritäten auch Nichtmuslime teil. Zu den Rednern der dreitägigen Veranstaltung gehörte der irakische Patriarch Louis Raphaël I. Sako, der unter anderem Christenverfolgung und Diskriminierung im Irak beklagte. Mitverantwortlich für die Auslöschung der Christen im Nahen Osten machte er den Westen (kann/dtj).

    Bereits einige Jahre vorher, am 13. Oktober 2007, hatte es aus dem Königlichen »Aal-al-Bayt-Institut« für islamisches Denken in Jordanien einen Offenen Brief von 138 muslimischen Theologen mit dem Aufruf zu Frieden und Zusammenarbeit an Papst Benedikt XVI. und alle Führer von christlichen Kirchen in der ganzen Welt gegeben.

    Darin lese ich: »Die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Muslimen und Christen ist nicht einfach eine Frage des höflichen ökumenischen Dialogs zwischen ausgewählten religiösen Führern … Christen und Muslime stellen nachweislich mehr als ein Drittel beziehungsweise mehr als ein Fünftel der Menschheit … Wenn Muslime und Christen nicht miteinander im Frieden leben, kann es auf der Welt keinen Frieden geben. Angesichts der schrecklichen Waffen auf der Welt, angesichts der nie zuvor dagewesenen Verflechtung zwischen Muslimen und Christen kann keine Partei einseitig einen Konflikt gewinnen …

    Und all diejenigen, die dessen ungeachtet um ihrer eigenen Zwecke willen in Konflikten und Zerstörung schwelgen oder der Ansicht sind, letztendlich aus diesen Gewinn ziehen zu können, wollen wir sagen, dass auch unsere unsterblichen Seelen auf dem Spiel

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