Angst um die Baronin: Der kleine Fürst 145 – Adelsroman
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Luna Dettmann blieb stehen. Die Siebzehnjährige starrte sprachlos auf die große dunkle Limousine, aus der in diesem Augenblick ein noch junger Mann in Chauffeursuniform stieg. Er hatte Luna und ihren Freund Sebastian Roeder bereits entdeckt und lächelte den beiden Siebzehnjährigen freundlich zu. Es war Per Wiedemann, der Chauffeur auf Schloss Sternberg, der gekommen war, um sie abzuholen. Prinz Christian von Sternberg persönlich hatte die Einladung ausgesprochen, knapp zwei Wochen zuvor.
»Nur keine Angst«, sagte Sebastian leise, obwohl er nicht weniger beeindruckt war als Luna. Einen solchen Wagen hatte er noch nie aus der Nähe gesehen, und noch nie war er von einem Chauffeur gefahren worden. Von einem Taxifahrer schon gelegentlich, aber nicht von einem Chauffeur. Er wusste, dass in jeder Wohnung des Hauses Menschen an den Fenstern standen und sie beobachteten. Luna und er waren DAS Tagesgespräch.
Sie hatten beide ihre besten Sachen angezogen, schließlich wollten sie sich im Schloss nicht blamieren. Luna trug einen hübschen bunten Rock und eine Seidenbluse, Sebastian hatte sich für dunkle Hosen und ein helles Hemd entschieden. Es war angenehm warm, auf Jacken hatten sie beide verzichtet.
Per Wiedemann stellte sich höflich vor, denn sie waren einander bisher nicht begegnet. »Sind Sie bereit zur Abfahrt? Ich soll Ihnen von Prinz Christian ausrichten, wie sehr er sich freut, dass Sie sich entschlossen haben, seine Einladung anzunehmen.« Er hoffte, den beiden Teenagern durch diese Worte die Scheu zu nehmen, die er im Übrigen sehr gut nachvollziehen konnte.
»Danke, Herr Wiedemann«, sagte Sebastian, der sich endlich gefangen hatte. »Wir freuen uns auch.«
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Book preview
Angst um die Baronin - Viola Maybach
Der kleine Fürst –145–
Angst um die Baronin
… und eine böse Abfuhr für einen alten Freund
Viola Maybach
Luna Dettmann blieb stehen. Die Siebzehnjährige starrte sprachlos auf die große dunkle Limousine, aus der in diesem Augenblick ein noch junger Mann in Chauffeursuniform stieg. Er hatte Luna und ihren Freund Sebastian Roeder bereits entdeckt und lächelte den beiden Siebzehnjährigen freundlich zu. Es war Per Wiedemann, der Chauffeur auf Schloss Sternberg, der gekommen war, um sie abzuholen. Prinz Christian von Sternberg persönlich hatte die Einladung ausgesprochen, knapp zwei Wochen zuvor.
»Nur keine Angst«, sagte Sebastian leise, obwohl er nicht weniger beeindruckt war als Luna. Einen solchen Wagen hatte er noch nie aus der Nähe gesehen, und noch nie war er von einem Chauffeur gefahren worden. Von einem Taxifahrer schon gelegentlich, aber nicht von einem Chauffeur. Er wusste, dass in jeder Wohnung des Hauses Menschen an den Fenstern standen und sie beobachteten. Luna und er waren DAS Tagesgespräch.
Sie hatten beide ihre besten Sachen angezogen, schließlich wollten sie sich im Schloss nicht blamieren. Luna trug einen hübschen bunten Rock und eine Seidenbluse, Sebastian hatte sich für dunkle Hosen und ein helles Hemd entschieden. Es war angenehm warm, auf Jacken hatten sie beide verzichtet.
Per Wiedemann stellte sich höflich vor, denn sie waren einander bisher nicht begegnet. »Sind Sie bereit zur Abfahrt? Ich soll Ihnen von Prinz Christian ausrichten, wie sehr er sich freut, dass Sie sich entschlossen haben, seine Einladung anzunehmen.« Er hoffte, den beiden Teenagern durch diese Worte die Scheu zu nehmen, die er im Übrigen sehr gut nachvollziehen konnte.
»Danke, Herr Wiedemann«, sagte Sebastian, der sich endlich gefangen hatte. »Wir freuen uns auch.« Luna und er stiegen in den Fond der Limousine.
Per Wiedemann nahm wieder hinter dem Steuer Platz, geschmeidig setzte sich der Wagen in Bewegung. Auf der Fahrt behielt der Chauffeur seine Fahrgäste unauffällig im Auge. Sie gefielen ihm beide, aber die Hauptperson war natürlich Sebastian Roeder. Wer ihm vor einigen Wochen gesagt hätte, dass er ausgerechnet diesen Jungen ins Schloss bringen würde, dem hätte er wohl ins Gesicht gelacht.
Es lagen schwere Monate hinter den Schlossbewohnern. Sebastians Mutter Corinna, die auf ihren Prozess wartete, hatte in einem Brief behauptet, sie habe rund zwanzig Jahre zuvor eine Beziehung mit Fürst Leopold von Sternberg gehabt, der im vergangenen Jahr gemeinsam mit seiner Frau bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war. Aus dieser Beziehung sei ein Sohn hervorgegangen, der heute siebzehnjährige Sebastian. Er sei also der Erstgeborene des Fürsten und nicht sein ehelicher Sohn, der anderthalb Jahre jüngere Christian von Sternberg. Sie brauche Geld für Sebastians Ausbildung, da er hochbegabt sei und ihr die Mittel für die angemessene Förderung seiner Talente fehlten.
Corinna Roeder hatte ›Beweise‹ für ihre Behauptungen vorgelegt, und eine Zeit lang hatte es schlecht für die Sternberger ausgesehen. Die öffentliche Meinung richtete sich gegen den verstorbenen Fürsten, der sehr beliebt gewesen war und als untadeliger Charakter gegolten hatte. Und dieser Mann hatte vermutlich nicht nur seine Frau und seine Familie, sondern auch die Öffentlichkeit jahrelang belogen und betrogen! Corinna Roeder wurde als furchtlose Frau angesehen, die es endlich wagte, dem mächtigen Fürstenhaus die Stirn zu bieten.
Doch nach und nach war das Lügengebäude zusammengebrochen. Es hatten sich Zeugen gefunden, die ausgesagt hatten, dass Sebastians Mutter eine Zeit lang mit einem Mann zusammen gewesen war, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Fürst Leopold gehabt hatte. So erklärten sich dann auch die Fotos, auf denen sie angeblich mit dem Fürsten zu sehen war und die Ähnlichkeit ihres Sohnes mit Leopold.
Es war eine lange, schmutzige Auseinandersetzung, und für die Sternberger eine überaus schmerzvolle Zeit gewesen. Am meisten gelitten hatte zweifellos der fünfzehnjährige Prinz Christian unter der sogenannten ›Affäre‹. Er hatte im Jahr zuvor seine Eltern verloren und versuchte noch immer, das zu verarbeiten, als diese neue Tragödie begonnen hatte. Aber er war fest entschlossen gewesen, den Ruf seines Vaters wiederherzustellen. Dass ihm das schließlich gelungen war, hatte er auch Sebastian zu verdanken, der gegen den ausdrücklichen Willen seiner Mutter von einem Auslandsjahr in den USA zurückgekehrt war, um sich hier einer Gen-Untersuchung zu unterziehen, die für endgültige Klärung sorgen sollte.
Sebastians Rückkehr hatte Corinna Roeder schließlich zum Aufgeben bewogen – und zu einem umfassenden Geständnis: Ja, die ganze Geschichte war von A bis Z erfunden, sie hatte gelogen. Es war Sebastians Vater, Sven Helmgart, gewesen, der sie überredet hatte, jenen verhängnisvollen Brief an die Sternberger zu schreiben. Von Sven Helmgart freilich fehlte nach wie vor jede Spur.
»Das Schloss!«, rief Luna und riss Per Wiedemann dadurch aus seinen Gedanken.
Er lächelte und nahm den Fuß vom Gas. Weit vor ihnen ragte Schloss Sternberg auf seiner Anhöhe auf. Es war ein überwältigender Anblick, selbst für ihn, der daran gewöhnt war. »Noch schöner ist es in der Abenddämmerung«, sagte er. »Jedenfalls an schönen, sonnigen Tagen, wenn der Himmel hinter dem Schloss sich rot färbt. Es gibt zahllose Fotos davon. Und ich glaube, die vielen Haltemöglichkeiten hier an der Straße haben auch damit zu tun: Man wollte den Leuten die Möglichkeit geben, anzuhalten und den Anblick in Ruhe zu genießen.«
»Ich wusste nicht, dass es so schön ist«, sagte Luna. »Es ist ein berühmtes Gebäude, das wusste ich natürlich, aber jetzt begreife ich erst, warum alle Leute immer so schwärmen, wenn die Rede auf Schloss Sternberg kommt.«
»Es wird gleich aus unserem Blickfeld verschwinden«, erklärte Per Wiedemann. »Wir biegen dann von dieser Straße ab und fahren den Sternberg hinauf.«
»Heißt der wirklich so?«
»Nein, aber fragen Sie mich bitte nicht nach seinem richtigen Namen«, lachte Per Wiedemann. »Ich glaube, den wissen nur noch ein paar Historiker. Alle Leute nennen ihn den Sternberg, und das passt ja auch. Wenn das Schloss dann wieder zu sehen ist, sind wir ihm schon ganz nahe, und ich verspreche Ihnen, auch das ist ein Anblick, den Sie nicht vergessen werden.«
Sie erreichten die kleine Straße, die zum Schloss führte, wenige Minuten später. Noch immer war sie durch eine Schranke und Wachleute gesichert, das war im Zuge der ›Affäre‹ nötig geworden. Zu viele Fotografen hatten sich auf den Weg gemacht, um Bilder einer Familie im Ausnahmezustand aufzunehmen. Die Schlossbewohner hatten sich dadurch empfindlich gestört gefühlt und daher die Schranke errichten lassen.
Die beiden Wachleute grüßten freundlich, die Schranke wurde geöffnet, sie konnten passieren. Per Wiedemann rief ihnen einen Gruß zu.
Die Straße, die zum Schloss führte, war schmal und kurvig. Sie schlängelte sich durch dichten Mischwald, der nie schöner war als im Frühjahr. Das helle frische Grün der Bäume leuchtete im Sonnenlicht.
»Wie schön es hier ist«, sagte Sebastian. Seine Stimme klang fast andächtig.
»Ja, das empfinden alle so«, erwiderte Per Wiedemann.
»Sag mir schnell noch mal, wer zur Familie gehört.« Jetzt klang Luna nervös. »Du hast ja alle schon einmal gesehen, als deine Mutter vernommen wurde, aber ich kenne niemanden.«
Christian