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Chesterton für eine neue Generation: Einführung in Leben und Werk
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Chesterton für eine neue Generation: Einführung in Leben und Werk
Ebook61 pages40 minutes

Chesterton für eine neue Generation: Einführung in Leben und Werk

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About this ebook

Gilbert K. Chesterton hat nicht nur Sir Arthur Conan Doyle beim Schreiben von „Sherlock Holmes“ inspiriert. Auch der britische Literat C. S. Lewis wurde wesentlich durch sein Werk beeinflusst, besonders durch sein Werk „Der unsterbliche Mensch“. Er verfasste in atemberaubender Geschwindigkeit Artikel, Essays, Fantasy-Romane, Theaterstücke und Sachbücher. Oft trat er als Redner und – noch lieber – als Dialogpartner in öffentlichen Diskussionen auf.

Chesterton verbindet Tiefgang, philosophische und literarische Expertise mit einzigartigem Witz, überraschenden, paradoxen Einsichten und einer Bescheidenheit bezüglich sich selbst. Vor allem hält er für unsere Zeit der Spätmoderne viele wichtige Einsichten bereit.

In 10‘000 Worten erhältst du in diesem Buch eine Einführung in die Lebensgeschichte und das Werk sowie einige Impulse für das Leben im 21. Jahrhundert.
LanguageDeutsch
PublisherFolgen Verlag
Release dateAug 15, 2017
ISBN9783958931084
Chesterton für eine neue Generation: Einführung in Leben und Werk
Author

Hanniel Strebel

Hanniel Strebel, 1975, verheiratet, Vater von fünf Söhnen, wohnhaft in Zürich. Betriebsökonom FH und Theologe (MTh / USA), arbeitet in der Personal- und Führungsentwicklung. Er schloss sein Theologiestudium mit einer Arbeit über Home Education ab, die 2011 im Verlag für Kultur und Wissenschaft erschien. 2013 promovierte er an der Olivet University (PhD / USA) in Systematischer Theologie mit einer Studie über den niederländischen Denker Herman Bavinck und dessen »Theologie des Lernens«. Er bloggt täglich zu den Themen Theologie, Familie, Bildung und Selbstführung unter www.hanniel.ch.

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    Chesterton für eine neue Generation - Hanniel Strebel

    Youth

    Einstimmung: Die Logik des Elfenlandes

    Wenn der Bürovorsteher seinem Laufburschen dessen idealistischen Überschwang verweist, dann tut er das gewöhnlich mit folgenden Worten: ‘Ja, ja, solange man jung ist, hat man diese Ideale und baut sich seine Luftschlösser; aber ist man erst im gesetzteren Alter, zerplatzen sie wie Seifenblasen, und man steigt herunter in die Niederungen praktischer Rücksichten und bequemt sich dazu, mit dem zu arbeiten, was man hat, und die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.’ So jedenfalls unterwiesen mich in meiner Kindheit ehrwürdige, menschenfreundliche alte Männer, die schon lange im Frieden unter der Erde ruhen. Mittlerweile aber bin ich ein erwachsener Mensch und habe herausgefunden, dass sie die Unwahrheit sagen. Passiert ist nämlich das genaue Gegenteil von dem, was sie vorausgesagt hatten. Sie behaupteten, ich würde meine Ideale verlieren und mich dem Pragmatismus ergeben. Meine Ideale habe ich indes ganz und gar nicht verloren; meine Grundüberzeugungen sind mir unverändert erhalten geblieben. Eingebüßt habe ich vielmehr meinen kindlichen Pragmatismus. (…) Nein, Visionen sind immer etwas Solides und Zuverlässiges. Visionen sind stets Tatsachen. Die Wirklichkeit ist es, dass deren Sein sich häufig als Schein entpuppt. (…)

    Meine erste und letzte Philosophie, der ich unverbrüchlich anhänge, empfing ich in der Kinderstube. In ihren Grundzügen erhielt ich sie von einer Kinderfrau (…) Woran ich damals felsenfest glaubte und bis heute unbeirrt glaube, das sind die sogenannten Märchen. Mir erscheinen sie als der Inbegriff des Vernünftigen. Sie sind keine Phantastereien; verglichen mit ihnen ist alles andere Phantasterei. (…) Das Märchenreich ist nichts weiter als das sonnige Land des gesunden Menschenverstands. Nicht die Erde richtet über den Himmel, sondern der Himmel richtet über die Erde; für mich jedenfalls war es nicht die Erde, die den Stab über das Elfenland brach, sondern das Elfenland, das der Erde den Prozess machte. Ich kannte die magische Bohnenranke, noch ehe ich jemals Bohnen gekostet habe; ich glaubte schon an den Mann im Mond, ehe ich mir des Mondes gewiss war. (…)

    Es geht mir eine bestimmte Sicht vom Leben, die mir durch die Märchen vermittelt wurde und die mir seitdem die Empirie treu und brav bestätigt hat. Sie lässt sich folgendermaßen formulieren: Es gibt bestimmte Abfolgen von Entwicklungen (Fälle, in denen eins aus dem anderen folgt), die im Sinne des Wortes rational sind. Dazu gehören mathematische und rein logische Folgen. Wir im Feenland (die wir die vernünftigsten aller Geschöpfe sind) räumen diese Rationalität und Notwendigkeit ein. Wenn zum Beispiel die hässlichen beiden Schwestern älter sind als Aschenputtel, dann ist (in einem ironischen, schrecklichen Sinne) Aschenputtel notwendig jünger als die hässlichen beiden Schwestern. Da gibt es kein Entrinnen. Haeckel mag fatalistisch daherreden, soviel er will; hier ist ein hartes Muss. Wenn Hans der Sohn eines Müller ist, dann ist ein Müller der Vater von Hans. Die kalte Vernunft verfügt das von ihrem schrecklichen Throne herab; und wir im Feenland beugen uns ihr. (…)

    In unseren Märchen treffen wir stets diese strikte Unterscheidung zwischen der Wissenschaft geistiger Beziehungen, die wirkliche Gesetze kennt, und der Wissenschaft physikalischer Tatsachen, die keine Gesetze kennt, sondern nur eigenartige Wiederholungen. Wir glauben an leibhaftige Wunder, nicht aber an geistige Unmöglichkeiten. Wir glauben, dass eine Bohnenranke zum Himmel hinaufwachsen kann; aber das erschüttert nicht im Geringsten unsere Ansichten in der philosophischen Frage, wie viele Bohnen die Zahl fünf ergeben. (…) Zu einem Gesetz gehört, dass wir das Wesen seiner Verallgemeinerbarkeit und seines Wirkmechanismus kennen; es genügt nicht, dass wir

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