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Nanaels geheimnisvolle Weihnachtsreise
Nanaels geheimnisvolle Weihnachtsreise
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Nanaels geheimnisvolle Weihnachtsreise

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About this ebook

Wie kommt die Welt in einen Adventskalender? Und woher kommen Engel?
In Nanaels geheimnisvolle Weihnachtsreise, erlebt das Mädchen Darlene auf mysteriöser Weise, ihre wahrscheinlich aufregendste Abenteuerreise. Mit dem Öffnen des ersten Kalendertürchens und dem Eintreffen des mysteriösen Engels Nanael, beginnt für sie eine Zeit des Erlebens und der Ehrfahrungen. Darlene erlebt hautnah, wie Kinder überall auf der Welt das Fest der Liebe begehen mit all ihren Bräuchen und Sitten. Wie diese in der für Darlene völlig fremden Welt leben, wie sie denken und fühlen und was diese Kinder sich wünschen. Nicht überall geht es gleich zu und nicht überall herrscht Weihnachtsstimmung. Da muss man doch was machen können!
Mit dieser fantastischen Weihnachtsreise wird der Sinn des Weihnachtsfestes wieder näher gebracht. Mitmenschlichkeit und das Empfinden von Freude stehen im Mittelpunkt. Es kommt nicht auf die Anzahl oder die Grösse der Geschenke an, vielmehr geht es darum, wie überall auf der Welt die Kinder sich nach Liebe und Geborgenheit sehnen. Es ist so einfach, glücklich zu sein. Der Engel Nanael ermöglicht einen Blick in die Fremde und verkürzt das lange Warten auf den Weihnachtsabend. Dieses Buch stimmt den Zuhörer auf das Weihnachtsfest ein.
Nanaels geheimnisvolle Weihnachtsreise unterstützt die Kindernothilfe. Für jedes verkaufte Exemplar geht ein Spendebeitrag direkt an die Kindernothilfestiftung und hilft somit, etwas mehr Miteinander in die Welt zu bringen.
LanguageDeutsch
PublisherSpreeside
Release dateNov 27, 2006
ISBN9783939994466
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    Nanaels geheimnisvolle Weihnachtsreise - Fariba

    Rabbia, 9 Jahre, Israel

    Darlene öffnete das erste Türchen ihres Adventskalenders. Es war ein alter, schon ziemlich abgenutzter Holzkalender. Die einzelnen Türchen besaßen kleine winzige Scharniere, wobei Türchen Nummer 1 beim Öffnen besonders quietschte. Darlene musste irgendwie darüber lachen.

    Nachdem das leise Knarzen vorbei war, kam ein Schoko­laden­bonbon hervor.

    Sie steckte es sich schnell in den Mund. Mmh, das war lecker, sie hatte schon seit Tagen danach gefiebert, endlich das erste Türchen öffnen zu können und die winzige Überraschung herauszunehmen. Darlene lutschte es ganz langsam, sie wollte ja möglichst lange diesen süßen, schokoladigen Geschmack genießen.

    Dabei betrachtete sie noch eine Weile ihren Kalender. Er hatte die Form eines Hauses, wahrscheinlich aus einer längst vergangenen Zeit, vielleicht sogar aus „Tausend und einer Nacht", denn er sah nicht wie die Häuser in Deutschland aus.

    23 Türchen waren hölzerne Fenster, das letzte, die Nummer 24, war ein großes rundes Tor mit Rundbogen. Das Haus war bemalt mit Sträuchern und Bäumen, Vasen und Tonkrügen. Aber halt, das hatte Darlene noch gar nicht bemerkt, im ersten Fensterchen lächelte sie ein Kind an. Es war ein Mädchen mit langen schwarzen Zöpfen und einem frechen Blick in den Augen. Komisch, das hatte sie erst überhaupt nicht gesehen – als ob man das Mädchen gerade erst hereingezaubert hätte. Das war ein ganz besonders schöner Kalender, den besaß nicht jeder. Frank, Mamas Freund, hatte den bei seiner letzten Auslandsreise mitgebracht. In welchem Land war er eigentlich gewesen? Sie musste ihn unbedingt noch mal fragen oder am besten gleich Mama, denn sie bekam immer Postkarten von Frank, wenn er unterwegs war.

    Schließlich hüpfte Darlene aus dem Bett und zog sich an. Sie musste sich sputen, es war bereits 7.15 Uhr, in genau 15 Minuten musste sie bei Ioanna, ihrer besten Freundin, sein. Darlene hasste es, zu spät in die Schule zu kommen, deshalb geriet sie ein paar Minuten vorher immer in leichte Panik.

    Mama hatte bereits ihr Schulbrot geschmiert, als Darlene in die Küche kam. Leichte Hektik herrschte dort, denn ihre Brüder André und Sascha stritten sich wie jeden Morgen.

    Mama sah Darlene an: „Guten Morgen Kleine, hast du gut geschlafen? Hier ist dein Brot und bitte frühstücke jetzt, sonst kommst du noch zu spät", sprach’s und verschwand im Bad.

    Toll, jetzt konnte sie gar nicht von ihrem Kalender erzählen. Also aß sie brav ihr Brot, zog sich anschließend Jacke und Schuhe an, bekam noch einen dicken Kuss von ihrer Mama und ging los.

    Der Vormittag verlief ziemlich ruhig. In der Schule gab es nichts, was spannend oder aufregend gewesen wäre.

    Am frühen Nachmittag kam dann auch endlich Darlenes Mutter von der Arbeit und kurz darauf stürmten ihre Brüder herein. Hektik breitete sich aus: Hausaufgaben machen, Wohnung aufräumen, Wäsche waschen, einkaufen gehen und schwuppdiwupp war es draußen dunkel und fast wieder Schlafenszeit. Darlenes Tage waren fast immer so: laut, hektisch und manchmal kaum zu ertragen. Dennoch freute sie sich jeden Tag auf den Abend, denn da kuschelte sich Mama in ihr Bett und las Geschichten vor. Traurige, spannende, nachdenkliche oder einfach lustige. Wobei sie sich bei Letzteren dermaßen schräg lachten, dass sie ins Kissen beißen mussten und ihnen Tränen über die Wangen liefen. Manche Bilder in den Büchern waren eben so komisch, dass sie einfach nicht anders konnten. Diese Momente genossen sie beide, denn das war wie Urlaub vom Tag. Und dann küsste Mama sie und wünschte eine gute Nacht.

    So auch an diesen Abend. Als Mama ging, knipste Darlene nochmals kurz ihre Nachttischlampe an und bestraunte ihren Adventskalender: Was war wohl hinter dem zweiten Türchen? Dabei fiel ihr Blick wieder auf das erste Fensterchen, in das ein Mädchen hineingemalt war. Eine Weile betrachtete sie dieses Mädchen und schlief dann ein.

    „Hallo! ... Hallo! … Haaaallo? … Heeeeeee, kannst du vielleicht mal aufwachen? Ich hab schließlich nicht soviel Zeit, die Nacht ist kurz."

    Darlene rieb sich die Augen, wer in aller Welt ... Huch, was war denn das? Da saß ein Mädchen auf ihrem Schreibtisch. Wie und woher kam sie?

    „Wer bist du?" Darlene konnte es immer noch nicht fassen.

    „Immer dasselbe. Okay, ich bin Rabbia und 9 Jahre alt."

    „Ich heiße Darlene und bin auch 9. Was machst du hier?"

    „Na, du bist gut. Du hast mich gerufen. Ich bin Türchen Nummer 1. Schon vergessen, na gut, kann vorkommen, es ist ja auch sehr spät."

    „Gerufen ... Kalender? Du meinst, weil ich das erste Fensterchen geöffnet habe, bist du hier?"

    Bei diesem Gedanken fiel Darlene auf, dass Rabbia auf ihrem Tisch tatsächlich so aussah wie das Mädchen im Kalender. Sie blickte zum ersten Türchen und ... ja, aber was war das? Das Mädchen war verschwunden. Konnte es möglich sein, dass genau dieses Mädchen gerade auf ihrem Schreibtisch saß?

    „Ja, nun bin ich da. Ach ja, eh ich ihn wieder kränke, den da hab ich mitgebracht."

    Darlene sah in die Richtung in die Rabbia gezeigt hatte und entdeckte eine Gestalt mit einem derart hellen Schimmer, dass sie sich die Hände zum Schutz vor die Augen hielt. Sie brauchte einen Augenblick, um sich an das grelle, gleißende Licht zu gewöhnen.

    Hui, sah der schön aus. Darlene erkannte sofort, dass es ein Engel war. Sie hatte zwar noch nie einen gesehen, aber das, was sie sah, konnte nur ein himmlisches Wesen sein.

    „Guten Abend kleines Erdenkind, fürchte dich nicht, denn ich bin Nanael."

    Der Engel sprach mit solch einer schönen Stimme, dass es Darlene glatt die Sprache verschlug. Sie klang nicht tief und nicht hell, nicht schrill oder dumpf, sie war vielleicht weich und zart und sie beruhigte, er hatte eine Stimme, die sich einfach nicht beschreiben ließ.

    „Ja, ja, wir haben nicht viel Zeit. Ich muss bald zurück." Rabbia war ziemlich ungehalten und ein wenig frech, fand Darlene. Wie konnte sie sich gegenüber einem Engel nur so verhalten?

    „Schon gut, Rabbia, ich weiß, ich weiß. Sag, Darlene, möchtest du wissen, wie man Weihnachten andernorts feiert und ob man es überhaupt in jedem Land feiert? Nebenbei würdest du eine Menge über die Menschen in fernen Ländern erfahren." Der Engel Nanael schaute fragend in Darlenes völlig verwundertes Gesicht.

    „Na klar, sehr gerne! Ich weiß, dass es nicht überall gleich zugeht. Aber wie genau andere Menschen feiern, weiß ich wirklich nicht."

    Der Engel gab Rabbia ein Zeichen, diese sprang vom Schreibtisch hinunter und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. Sie ging mit leisen, langsamen Schritten im Kreis, drehte Runde um Runde und begann zu erzählen.

    „Also, noch mal von vorne: Ich bin Rabbia und 9 Jahre alt. Ich wohne in Bethlehem.

    Ich feiere kein Weihnachten wie du es kennst, denn ich bin Jüdin. Obwohl in Bethlehem schon Weihnachten gefeiert wird, das sind aber die Syrisch-orthodoxen. Wir Juden feiern am 25. Chanukka. Acht Tage vorher beginnen wir Kerzen anzuzünden, jeden Tag werden es immer mehr. Bis es schließlich richtig viele sind, das Licht erhellt unsere Herzen. Gerade in der dunkelsten Jahreszeit ist es wichtig, Kerzen anzuzünden, denn das Herz wird traurig, wenn man es im Dunklen lässt. Das machen wir seit Ewigkeiten so. Aber dieses Jahr habe ich große Sorgen.

    Sicher hast du auch schon von den schlimmen Zuständen bei uns gehört oder auch im Fernsehen Bilder gesehen. Bei uns sieht es gar nicht gut aus. Die Unruhen in unserem Land machen mich ganz krank. Das geht nun schon so lange und nimmt kein Ende.

    Bethlehem und die beiden Nachbarorte Beth Sahour und Beth Dschallah wurden zur militärischen Sperrzone erklärt. In den Cafés oder Märkten unserer Stadt sitzen bewaffnete Männer in schwarzen oder weißen Hemden und untersuchen jeden, der hereinkommt mit einem Metalldetektor. Sie suchen nach Bomben oder Waffen. Es gibt sehr viele Verletzte in unseren Krankenhäusern, meine beiden Brüder liegen auch dort. Sie wurden durch einen Anschlag verletzt und Anschläge gibt es hier genügend. Stell dir vor, sie saßen in einem Bus und plötzlich schlug die Bombe ein. Ich bin so froh, dass sie überlebt haben. Meine Mutter besucht meine Brüder jeden Tag, ich bleibe zu Hause, um den Haushalt zu erledigen. In die Schule gehen kann ich auch nicht, obwohl noch gar keine Ferien sind, das ist viel zu gefährlich, wegen der Anschläge. Ich habe solche Angst vor den Bomben, dass ich das Haus kaum verlasse. Du kannst dir sicherlich nicht vorstellen, was die für Geräusche machen. Ich lege mich dann auf den Boden und halte mir die Ohren zu. Ich bete immer ganz laut, aber den Bombeneinschlag hört man trotzdem. Ich bin nach solch einem Bombenanschlag immer noch eine ganze Weile wie taub. Ich habe große Angst, dass mich eine solche Bombe treffen könnte. Bei uns sind schon sehr viele Menschen gestorben: Väter, Mütter und sogar kleine Kinder. Denn Bomben unterscheiden nicht zwischen Großen und Kleinen. Chanukka und Krieg, das passt zwar gar nicht zusammen, aber dennoch werden wir es feiern. Ich wünschte mir, ich könnte Chanukka mit meiner Familie feiern. Mit meiner Mutter, meinen Brüdern und mit meinem Vater. Wir würden dann unsere Verwandten in Beth Sahour und Beth Dschallah besuchen, wir würden fröhlich beisammen sitzen und essen und trinken und einfach nur froh sein, dass wir uns haben. Wir würden beten und singen.

    Aber das geht ja leider nicht. Trotzdem werde ich mit meiner Mutter Kerzen anzünden und wir werden beten, beten für meine Brüder, für alle unsere Verwandten, für die Verstorbenen und Verletzten, für den Frieden und für alle Menschen dieser Erde, die an diesem Chanukka kein Friedensfest feiern können. Mo’adim Lesimkha, liebe Darlene, und bleib gesund."

    Rabbia lief auf einmal im Kreis, erst ganz langsam und dann immer schneller. Kurz darauf lief sie so schnell, dass Darlene nur noch erahnen konnte, dass es Rabbia war. Schließlich verschwand sie, wohin ließ sich nicht erraten. Wie in Luft aufgelöst. Eine ziemlich erschreckende und traurige Geschichte hatte ihr Rabbia da erzählt, keine der Weih­nachts­geschichten, die Darlene sonst kannte. War denn nicht überall an Weih­nachten Frieden? Das hatte sie so nicht gewusst, wie schrecklich. Konnte man nicht wenigstens so kurz vor Weihnachten die Waffen niederlegen? Nun war Rabbia weg ohne ein Wort des Abschieds, dabei hätte Darlene ihr noch viele Fragen stellen wollen.

    Nur Nanael war geblieben, er setzte sich auf Darlenes Bettkante.

    „Nun hast du Rabbias Geschichte gehört, nicht besonders weihnachtlich was?"

    „Nein, das finde ich ganz schlimm. Warum werden denn Kinder getötet?"

    „Wie Rabbia schon sagte: Eine Bombe unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse, Reich oder Arm, Groß oder Klein, Mensch oder Tier, Baum oder Haus. Eine Bombe tötet alles, was sich ihr in den Weg stellt, nur stellt sich ihr ja keiner freiwillig in den Weg. Aber nicht die Bombe ist Schuld an dem ganzen Elend, sondern diejenigen, die diese Bombe auf ihren Weg schicken."

    „Bomben sind doof. Die sollte man abschaffen, wegschmeißen oder hinauf ins All schießen. Wer will denn heute noch Krieg? Ich nicht und die Kinder in meiner Klasse auch nicht."

    „Die meisten Menschen wollen keinen Krieg. Aber manchmal lässt er sich nicht vermeiden, so denken zumindest ein paar Menschen. Sie haben eben keine andere Lösung für ein Problem gefunden. Schade sage ich, aber auch das werden sie noch lernen."

    Darlene dachte über Rabbia nach, was würde aus ihr werden? Würde sie das Mädchen noch einmal wiedersehen? Würde sie Chanukka feiern können?

    In diesen Gedanken vertieft fiel ihr Blick auf Nanael, sein Licht schien zu erblassen und kurz darauf verschwamm das Bild von ihm gänzlich.

    Nimm es hin, dass andere

    anders sind:

    anders denken,

    anders handeln,

    anders empfinden,

    anders sprechen.

    Gehe du den Weg,

    den Gott dir

    gewiesen hat.

    Unbekannt

    Lorenzo, 10 Jahre, Italien

    Am Morgen des 2. Dezembers wurde Darlene ziemlich früh wach. Sie hatte einen Engel gesehen und Rabbia kennen gelernt.

    Im Haus war es still, alle schliefen noch. Darlene setzte sich auf und betrachtete ihren Kalender. Im ersten Fensterchen sah sie Rabbia, Darlene lächelte und das Mädchen schien zurückzulächeln.

    Nun suchte sie nach dem 2. Fensterchen und fand es schließlich am unteren Rand. Was würde hinter diesem Fenster stecken? Dabei dachte sie diesmal nicht an Schokolade. Mit zittrigen Händen öffnete sie es sehr vorsichtig. Gespannt starrte sie hinein, entdeckte aber zunächst nur wieder das Schokobonbon. Nachdem sie es herausgeangelt hatte, blickte sie ins Fensterchen, aber ... nichts. Da war nichts!

    Sie steckte das Bonbon in den Mund und lutschte darauf herum. Dann eben nicht. Enttäuscht zog sie sich an. Nachdem sie fast fertig war, fiel ihr Blick wieder auf das 2. Fensterchen. Nanu, was war passiert? Da erkannte sie doch ein kleines Gesicht. Sie schaute genauer hin, ja es war ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren und braunen Augen.

    Wo kam der denn auf einmal her? Moment, gestern war es doch auch so, oder? Erst das Bonbon und dann Rabbia. Seltsam, war denn nicht nur der Kalender verzaubert, sondern die Bonbons obendrein? Konnte man die denn überhaupt essen oder hatten die irgendwelche Neben­wirkungen? Na ja, ihr schmeckten sie zumindest und krank fühlte sie sich auch nicht.

    „Mama, ein Engel und ein Mädchen aus Israel waren letzte Nacht bei mir. Ich habe mich mit ihnen unterhalten." Darlene schaute Mama an. Was würde die wohl jetzt antworten?

    „Ein schöner Traum, worüber habt ihr denn gesprochen?" Mama schmierte Brote und blickte noch nicht einmal auf.

    „Es war kein Traum, die beiden waren wirklich da. Rabbia hat mir erzählt wie man Weihnachten in Israel feiert und das sie Angst vor den Bomben hat." Enttäuscht darüber, dass man ihr nicht glaubte, sagte Darlene jetzt kein Wort mehr.

    Den ganzen Tag über musste sie an die letzte Nacht denken. Nur dumm, dass ihr anscheinend niemand glauben wollte. Den Rest des Nach­mittags verbrachte Darlene mit ihrer Freundin. Sie spielten und tobten bis zum Abend.

    Abends las Mama wieder Geschichten vor. Es war schön, sich an sie zu kuscheln, ihre Wärme zu spüren und mit ihr zu lachen. Aber an diesem Abend wollte Darlene, dass ihre Mama schnell ins Wohnzimmer verschwand. Sie war immer noch ein wenig sauer, weil sie ihr nicht glaubte.

    Dann ging Mama. Darlene lag in ihrem Bett und konnte nicht einschlafen.

    Was, wenn Mama Recht hatte und sie wirklich nur geträumt hatte?

    Dann war sie ganz umsonst sauer. Aber was, wenn sie nicht geträumt hatte?

    Bei diesen Gedanken merkte Darlene schon nicht mehr, wie sie einschlief.

    „Buon Natale! He, duuuu ... Wach auf, na los komm schon, pronto ... pronto."

    Darlene rieb sich die Augen und sah einen Jungen, der es sich bereits auf ihrer Bettkante bequem gemacht hatte. Ach ja, gestern Nacht hatte sie auch Besuch, stimmt ja, das 2. Türchen war geöffnet worden. Sie setzte sich auf und schaute ihn neugierig an, ihre Müdigkeit war wie weg­geblasen.

    Da stand ja auch wieder Nanael, er lächelte und gab dem Jungen ein Zeichen.

    „Noch einmal Buon Natale, das ist italienisch und heißt „Frohe Weihnachten". Ich bin Lorenzo und zehn Jahre alt. Ich wohne in Cortona, das liegt in Mittelitalien. Es ist ein ruhiges Städtchen, hat wunderschöne Olivenhänge und ist von einer Stadtmauer umgeben. Ich wohne sehr gerne dort, denn es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Ich suche in der Erde nach Schätzen längst vergangener Tage. Aber genug, du möchtest ja etwas über Weihnachten wissen.

    In Italien feiern wir Weihnachten sehr ausgiebig, musst du wissen. Das Fest beginnt schon 6 Tage vor dem Heiligen Abend.

    Für uns Italiener ist Weihnachten das größte Familienfest im Jahr. Obwohl wir auch sonst sehr gerne feiern. Großvater sagt immer, das Leben sei zu kurz, um nur zu arbeiten, man muss sich auch was gönnen.

    Zu Weihnachten kommt die gesamte Großfamilie zusammen. Der Höhepunkt des Heiligen Abends ist das Wiedersehen der Familie, die bei uns aus verschiedenen Städten angereist kommt. „Natale con i tuoi, capodanno con chi vuoi. Das heißt soviel wie: Weihnachten mit den Deinen, Silvester mit

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