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Beiträge zur jüdisch-deutschen Sprachgeschichte: mit etymologischem Wörterbuch jüdischer Wörter in der deutschen Hochsprache
Beiträge zur jüdisch-deutschen Sprachgeschichte: mit etymologischem Wörterbuch jüdischer Wörter in der deutschen Hochsprache
Beiträge zur jüdisch-deutschen Sprachgeschichte: mit etymologischem Wörterbuch jüdischer Wörter in der deutschen Hochsprache
Ebook372 pages5 hours

Beiträge zur jüdisch-deutschen Sprachgeschichte: mit etymologischem Wörterbuch jüdischer Wörter in der deutschen Hochsprache

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Die jüdisch-deutsche Sprachgeschichte ist so alt wie die Geschichte der deutschen Sprache selbst. Jahrhunderte vor den ältesten Zeugnissen einer deutschen Sprache lebten schon Juden in vielen Teilen des Landes, die als Bürger, Bauern, Handwerker, Händler und durch Religion und Brauchtum markante Spuren in der Gesellschaft hinterließen. Der jüdische Einfluss auf die Entwicklung und Ausprägung der deutschen Hochsprache ist bedeutsam, wird aber noch immer sträflich vernachlässigt. Die Beschäftigung mit den Sprachen der Juden, insbesondere mit dem Hebräischen und dem sog. Jiddischen (sog. Judendeutsch) haben eine über 1000 Jahre alte Tradition, die dem Judentum hasserfüllt gegenübertrat und kein Mittel ausließ, um Sprache, Geschichte, Kultur und Religion der Juden verächtlich zu machen und absichtlich, wie man heute sagt fake news zu verbreiten. Ein übergroßes Heer christlicher Theologen kämpfte mit Feder und Druckerschwärze einen finsteren Kampf gegen den angeblich verderblichen Einfluss der Juden. Fast übergangslos folgten auf die antijüdischen Hebraisten antisemitische Linguisten, die sich erfolgreich darum bemühten, jüdisches Vokabular in der deutschen Sprache in das zweifelhafte Licht von arglistigen Geheim- oder gar Gaunersprachen zu rücken. Dies wirkt bis heute nach, da die Werke antisemitischer Sprachverfälscher noch heute in weiten Teilen Grundlage bilden für die Beschäftigung mit jüdischen Sprachelementen, von denen nicht wenige auch erfunden waren, während im Gegenzug viele hebräische Einflüsse auf die gewöhnliche Hochsprache unerkannt geblieben sind. Doch zeichnen gerade sie ein ganz anderes Bild über die jüdisch-deutsche Sprachgeschichte, die ein bestimmender Bestandteil der allgemeinen Geschichte ist.

Die Beiträge zu dieser Geschichte werden abgerundet von einem etymologischen Wörterbuch hebräischer und jüdischer Wörter in der deutschen Hoch- oder Allgemeinsprache, wozu es auch eine Gegenliste gibt von Begriffen, denen häufig aber fälschlich eine jüdische Herkunft unterstellt wird.
LanguageDeutsch
Release dateAug 23, 2017
ISBN9783744807869
Beiträge zur jüdisch-deutschen Sprachgeschichte: mit etymologischem Wörterbuch jüdischer Wörter in der deutschen Hochsprache
Author

Yehuda Shenef

Yehuda Shenef, Journalist, Autor, Historiker und Übersetzer

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    Beiträge zur jüdisch-deutschen Sprachgeschichte - Yehuda Shenef

    Inhalt

    Vorwort

    Zur zeitlichen Orientierung: ein sieben Phasen Modell

    – Guttural im Deutschen

    Die Geschichte vom Pferd, neu erzählt

    Zur Entstehung und Herkunft des Hebräischen

    Die Überlieferung der hebräischen Schrift

    Zur jüdisch-germanischen Sprachgeschichte

    Der „Zuchtspiegel" des Rabbi Schimon Ulmo

    Christliche Hebraisten im Mittelalter

    „Fack ju Goedsche" oder wie sich antisemitische Stereotype auch in der Gegenwart weiterverbreiten

    „Jüdisch" auf gut Deutsch gesagt

    War Deutsch einst jüdisch?

    Etymologisches Wörterbuch jüdischer Begriffe im Deutschen

    Pseudojüdische Gegenliste

    Literaturverzeichnis

    Vorwort

    Jeder Deutsche kennt eine Handvoll hebräische Wörter wie „Amen, „Halleluja, „schalom oder „Uzi. Wer sich ein wenig mit der Geschichte der Juden in Deutschland oder damit der deutschen Geschichte selbst befasst hat, weiß natürlich, dass es neben diesen allgemein bekannten Begriffen doch eine ganze Reihe weiterer gibt, die aber eher nur einem so oder so gearteten Fachpublikum zugänglich sind, wozu in erster Linie Kleriker, Philosophen, vielleicht mitunter auch Esoteriker zu zählen wären, etwa wenn es um Begriffe wie „Cherubim, „Sephirot und dergleichen geht. Man kennt auch eine Anzahl von Begriffen, die über das jüdische Idiom, dass man heutzutage auch im Deutschen meist amerikanisiert als „Yiddish oder wenigstens „Jiddisch bezeichnet, obwohl man auf gut Deutsch ganz einfach von Jüdisch sprechen könnte (und sollte). Hier treffen wir auf Vokabular oder Jargon wie „Malochen, „Massel oder „Mischpoche", Begriffe die in manchen Regionen sehr geläufig sind, ohne dass die jüdische Herkunft immer bekannt ist.

    Noch weniger geläufig ist es freilich, dass es darüber hinaus noch weit mehr Begriffe mit einer jüdischen Herkunft gibt, die sich bereits im althochdeutschen und mittelhochdeutschen Wortbestand etabliert hatten und damit eine Reihe von Fragen über das Miteinander von Juden und Germanen in der Zeit um und vor der Christianisierung im Gebiet des heutigen Deutschlands aufwerfen. Dazu zählen ganz alltägliche Begriffe wie „Erde, „Gitter, „Messer oder „Pferd, Begriffe, die kaum jemand mit einer hebräischen Herkunft in Verbindung bringen wollten, die sich aber ohne allzu große Veränderung in Bedeutung oder Lautung bereits in der hebräischen Bibel finden.

    Dass recht vieles davon bislang nicht erkannt und durchdacht wurde, hat zweifelsfrei mit dem schwierigen, mitunter auch finsteren, sogar boshaften Verhältnis deutscher Denker und Sprachwissenschaftler mit Juden und Jüdischem zu tun. Das beredtste Beispiel dafür ist zweifelsfrei der allseits bekannte pseudolinguistische Begriff des Antisemitismus, der aus der deutschen Sprachforschung auf abstruse biologistische Abwege geriet, um schließlich zur „Ausrottung" des Judentums zu inspirieren.

    (dod) zu tun haben dürfte, ist in den meisten Fällen weit davon entfernt allgemein verständlich zu sein.

    Die Materialien in diesem Buch reichen bis ins Jahr 1997 zurück. Der weit größte Teil ist in den Jahren zwischen 1997 und 1999 entstanden, in einer Zeit in welchen ich auch mit verschiedenen deutschen Gelehrten wie etwa Prof. Hans Wellmann 1936-2012), Prof. Siegfried Kreuzer (em. 2015) oder Herbert Spoenk (gest. 2009) einen umfangreichen Meinungsaustausch pflegte.

    Zur Orientierung: Ein 7 Phasen Modell

    Die Präsenz von Juden in den Gebieten des heutigen Deutschlands ist zumindest seit dem dritten Jahrhundert in römischen Provinzen historisch belegt. Die Anwesenheit von Juden reicht also lange in eine vorchristliche Zeit zurück, was insofern relevant ist, als sich daraus andere Vorzeichen der Kontakte mit nichtjüdischen Bewohnern des Landes ergeben, sieht man sonst ja nur eine übergroße christlich-deutsche Mehrheit in ihrem meist problematisch bewerteten Verhältnis mit einer, aus verschiedenen Gründen, eher unsteten und meist kleinen jüdischen Minderheit. Dieses Raster trifft auf die römische Zeit naheliegend nicht zu.

    Unter römischer Besatzung gelangten offenkundig sehr viele Soldaten aus anderen Provinzen des Reiches nach Mitteleuropa. Mit ihnen gelangten Technologien, Religionen und auch Sprachen ins Land, die den Charakter des Landes, seiner Sprache und Kultur nachhaltig veränderten und prägten. Zahlreiche Kulte sind belegt. Aus Augsburg wissen wir etwa, dass der Statthalter und Großvater der beiden Kaiser E und X in der Stadt seinen aus dem syrischen Emesa (heute Choms) stammenden Sonnenkult in der Stadt zwischen Wertach und Lech etablierte. Andere Funde weisen die Verehrung des griechisch-ägyptischen Gottes Harpokrates nach, die sich dem kindlichen Horus mit seiner Mutter Isis widmet (ähnlich in der Weise wie es später Maria mit dem Jesus-Kind im Christentum nachahmen). Mithras-Kulte sind in der Region ebenso belegt wie eine Reihe anderer aus dem Nahen Osten stammenden Kulte, am prominentesten Christentum und Judentum. In welchem Rahmen die Menschen aus Nahost vor Ort auf Einheimische trafen, oder ob sie selbst im Wesentlichen die Siedler waren, aus denen in Teilen die heutige Bevölkerung abstammt, ist spekulativ, auch wenn sich mittels DNA-Tests einige Marker belegen lassen. Relevant für unseren Kontext ist die Präsenz zu belegen, aus der sich sodann ein Kultur- und Technologietransfer ergibt, der sich im Vokabular der langsam entstehenden deutschen Sprache wiederspiegelt. In Bezug auf den Einfluss der Römer ist die von niemand bewzweifelt. Das liegt daran, dass mittels der mittelalterlichen Gelehrtensprachen und heutige Fachsprachen (Medizin, Chemie, usw.) lateinische „Fremdwörter" allgegenwärtig sind, auch wenn sie meist aus dem Englischen entlehnt sind. Aber auch sonst mangelt es nicht an lateinischen Wörtern im deutschen Sprachschatz, die geläufig sind, obwohl sie ihren Ursprung nicht verhehlen, wie z. B.:

    Bestie, Bonus, Dom (domus), Ego, Familie, Horror, Insel (insula), Lokal (locus), Minister, Person, Terror, Urin, um nur einige wenige zu zitieren, zu denen sich unzählige Fachbegriffe gesellen, die auf lateinischen Vokabeln basieren, etwa dental von dens = Zahn, Doktor von docere = lehren, unterrichten, lapidar von lapis = Stein.

    Etwas weniger offensichtlich verhält es sich allerdings mit Wörtern die früher ins Deutsche übergegangen sind und weil sie assimiliert wurden nicht mehr als lateinische Vokabeln erkennbar sind. Beispiele dafür wären Begriffe wie: Börse (bursa), donnern (tonare), Lippe (labium), Mauer (murus), Nacht (noctus), Pfeil (pilum), Rad (rota), schreiben (scribere), Siegel (sigulum), Wein (vinum), usw.

    Schließlich gibt es auch eine Reihe von lateinischen Vokabeln, die zwar allgemein geläufig sind, im lateinischen Original aber eine (etwas) andere Bedeutung haben, wie hostia (Opfertier), humor (Feuchtigkeit), hospitum (Gastfreundschaft). Dies gibt auch Laien einen Einblick in unterschiedliche Arten begrifflicher Entlehnungen und die verschiedenen Weisen, unter welchen unter leichten Veränderungen Begriffe fremder Herkunft sich einbürgern, dabei erkennbar bleiben, in einigen Fällen aber sich auch vollständig anpassen.

    Ähnlich verhält es sich nun auch mit jüdischen Einflüssen, auch hier gibt es frühe, assimilierte Begriffe, deren Ursprung man nicht mehr erkennt, dann andere, die man zwar als Fremdwörter wahrnimmt, die zugleich aber so vertraut sind wie das sprichwörtliche „Amen" in der Kirche.

    Eine Besonderheit des jüdischen Spracheinflusses besteht darin, dass sich in der Neuzeit über den Umweg der jüdischdeutschen „(jiddischen) Sprache erneut eine Reihe von hebräischen Begriffen zunächst in der Umgangssprache, dann in der Hochsprache etablierten. Da überrascht es manche dann, dass man die knochenharte Arbeit der Bergleute als „Maloche bezeichnet, einem Begriff, der sich schon im biblischen Hebräisch findet. Die Existenz jüdischer Bergleute hatte in der Propaganda zumal des letzten Jahrhunderts keinen Platz. Doch sprachliche Belege trügen nicht. Die ideologische Fixierung alles Jüdischen auf monetäre Aspekte des Lebens – denen sich niemand wirklich entziehen kann – scheitert dann auch begrifflich an einem Mangel jüdischer Begriffe für finanzielle Transaktionen oder Begebenheiten.

    Ordnet man die belegbaren hebräischen (oder: „semitischen") Einflüsse auf die deutsche Sprache zeitlich, so ergibt sich eine grobe Abfolge in sieben Phasen, die sich zeitlich u. U. auch überschneiden, dabei sind kirchliche Einflüsse von indirekten Entlehnungen aus dem Arabischen zu differenzieren.

    Prähistorische Phase. Begriffe wie „Sack" finden sich in der hebräischen Bibel ebenso wie in vielen anderen Sprachen des Mittelmeerraums.

    Antike Phase bis etwa ins 6./7. Jahrhundert, die in römischer, ggf. auch bereits in vorrömischer Zeit spezifisch in deutsche und verwandte germanische Sprachen gelangten. Es handelt sich dabei meist um Werkzeuge, landwirtschaftliche Begriffe, die einen entsprechenden Technologietransfer nahelegen.

    Die römisch-christliche Epoche (8. – 14. Jhd.) in welcher vermittelt durch lateinische Bibelübersetzungen, bzw. durch Verbreitung der Kirchenpraxis auch unveränderte Begriffe aus dem Hebräischen wie „Halleluja", „Tohuwabohu", „Amen" in den deutschen Sprachschatz übergehen.

    Kreuzfahrerzeit (12.-14. Jahrhundert). In dieser Phase gelangen Begriffe mitunter über den Umweg des Arabischen in die deutsche (und in andere europäische) Sprachen.

    Die humanistische Epoche (15.-17. Jahrhundert), in welcher europäische Gelehrte mitunter auch abseits des Christentums sich mit jüdischen Quellen auseinandersetzten: „Sephirot", „Kabbala", usw.

    Bürgerliche Phase. Im Zuge der zaghaft einsetzenden Emanzipation gelangen - oft über den Umweg der Studentensprache - jüdische, bzw. jüdisch-deutsche („jiddische") ins Deutsche. Hier treffen wir auf Ausdrücke wie „Mischpoche", „Maloche", „Knast und dergleichen, die oft den Charakter eines „Jargons haben, wozu allerdings auch zahlreiche politische, ideologische Popularisierungen im Sinne einer „Gaunersprache" erheblichen Anteil haben.

    Moderner israelischer Einfluss, ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Vokabeln wie „Schalom, „Kibbutz, „Uzi oder „Knesseth.

    Während man sich der Begriffe aus den Phasen 3, 5, 6 und 7 in der Regel bewusst ist, sind die der Phasen 1, 2 und 4 vielen völlig unbekannt.

    Der Lautwandel des – Guttural im Deutschen

    , der in germanischen Sprachen keine Entsprechung hat, wollen wir im Folgenden versuchen, diesen Übergang nachzuzeichnen.

    ist ein eigentümlicher harter Kehl-Explosivlaut, bei plötzlich geöffnetem Kehlverschluss gegen den Hintergaumen gestoßen, einem Würgelaut ähnlich. Vermutlich bestand ursprünglich ein Unterschied von härterer und weicherer Aussprache, doch wurde er z.Z. der Punktatoren sicher nicht mehr beachtet. Man umschreibt mit dem griechischen spiritus asper."¹

    Die Bemerkung spielt auf den Umstand an, dass bereits die Septuaginta-Laut, dem sich Griechen aspiriert zu nähern versuchten, mit einem vorangestellten γάμμα (Γ/ γ), d.h. einem g wiedergaben. Man sah dies als einen Beleg dafür, dass die antiken Israelis zwei verschiedene Aussprachen des Buchstabens kannten und zog Vergleiche zu südarabischen Dialekten. Demgegenüber fand Martin Flasher belegt werden, dass die Übereinstimmungen bei der Übertragung „überhaupt schwankend und widerspruchsvoll" seien.³

    Fest steht jedenfalls, dass der Buchstabe von den Punktatoren⁴ ab dem 6. Jahrhundert niemals mit einem Dagesch⁵ markiert wurde, womit man eine härtere Aussprache angezeigt hätte. So bliebe an sich das das Schema der Übertragung des gutturalen Lautes ins Griechische und in andere Sprachen etwas rätselhaft. Anhand der Septuaginta, der Schriften des Josephus Flavius, des Philo, usw. die alle hebräische Orts- und Personennamen, etc. wiedergaben, lassen sich aber dennoch gewissen Übereinstimmungen erarbeiten. Am häufigsten ist in der griechischen Umschreibung die Voranstellung eines G-Palatals anzutreffen:

    Eine interessante Parallele für die Voranstellung eines G zur besseren Modulation eines Gutturals findet sich auch im Russischen, und zwar bei der offenbar schwierigen Aussprache deutscher Wörter und Eigennamen, bzw. über die deutsche Sprache übernommene Fremdwörter:

    -Gutturals ins Griechische gibt es in weniger zahlreichen Fällen auch die Voranstellung eines i / j – Halbvokals oder eines s-Sibilanten:

    Seltener wird ein Dentallaut vorangestellt, bzw. vorgezogen:

    aber kein anderer Laut vorangestellt, weshalb wie eingangs erwähnt, man schwerlich von einer objektivierbaren Regel sprechen kann:

    - (Alef)Guttural gebildet wird, beobachtet man teilweise dieselben Phänomene. So finden sich auch hier Übertragungen mit vorangestellten i / j -Halbvokalen und s-Sibilanten:

    Beispiele für einem dem img class=inline src=../Images/14_12.jpg alt=/>-Guttural vorangestelltem G lassen sich freilich nicht beibringen, jedoch schwindet dem gegenüber in einigen Fällen der gutturale Anlaut in der griechischen Umlautung gänzlich:

    -Guttural, bei welchem es sich bei der Übertragung hebräischer Eigennamen ins Griechische dann auch ganz ähnlich verhält, wenn sich der Guttural in der Wortmitte befindet. Auch hier überwiegt mehrheitlich die Umlautung des Gutturals mit vorangestellten G-Palatals.

    Beispiele für eingeschobene s-Sibilanten wären:

    -Gutturals im Deutschen. Auch hier kam es bei der Übernahme des gutturalen Anlauts in den meisten Fällen zur Voranstellung palataler oder silbilanter Konsonanten. Naders als im Griechischen dominiert im Deutschen aber nicht der G-, sondern der K-Laut. G/K-Vertauschungen sind freilich nichts Ungewöhnliches und allerorten anzutreffen.

    -Guttural in der Wortmitte findet, auch hier wird im deutschen Lehnwort wieder ein K eingefügt:

    (iw’rit)⁶ dar, dessen Guttural ein H vorangestellt wird, weshalb aus iwri/ibri sodann auch Hebrä/isch wird (oder Englisch: Hebrew). Im französischen hébraique bleibt das H gewöhnlich stumm, wohingegen das russische еврейский (jewrjä’jskij) einen i /j- Halbvokal voranstellt.⁷

    Konjugationsklasse Pa’al -Gutturals einen au-Diphthong:

    Das Muster wird auch bei einem img class=inline src=../Images/14_12.jpg alt=/> -Guttural beibehalten

    -Gutturals ein E, so wandelt sich dieser zum einen EI-Diphthong:

    Ist die Lautfolge des hebräischen Ausgangswortes jedoch o-a, so wird dies mit einem Umlauf umschrieben:

    -Guttural auf eine u-a – Lautstellung, so wird diese mit „ur" wiedergegeben:

    -Guttural (wie auch der img class=inline src=../Images/14_12.jpg alt=/> -Guttural) im Hebräischen fast immer zwei Laute verbindet, findet auch im Deutschen seinen Wiederhall. Wann immer sich, von Anlauten abgesehen, im hebräischen Ausgangswort ein Guttural befindet, wird dieser im deutschen Lehnwort durch einen Diphthong, Dehn-, Doppel- oder Umlaut wiedergegeben.


    ¹ Joseph Prill – Einführung in die hebräische Sprache, Bonn 1932 – spiritus asper („rauer Hauch") freilich ist nicht griechisch, sondern Latein, die griechische Entsprechung dazu wäre πνεῦμα δασύ oder neusprachlich δασεία

    ² Mit dem lateinischen (!) Wort für die Zahl 70 bezeichnet die christliche Welt die vorchristliche griechische (!!) Übersetzung der hebräischen Bibel, weil einer Legende nach siebzig Übersetzer daran gearbeitet haben sollen.

    ³ Gesenius – Hebräisch- und Aramäisch-Handwörterbuch, Berlin 1962, S. 554

    ⁴ So genannt, weil sie überlieferte hebräische Texte, die ohne (echte) Vokale warne, mit Punkten versahen, die Aufschluss über die Vokale gaben und so für Ungeübte eine verlässliche Hilfe zur Aussprache gaben.

    ⁵ Eine Punktierung von Buchstaben, die in der Regel eine Verdopplung des Buchstabens in der Aussprache anzeigt, auf Deutsch z.B. mit Ofen und offen vergleichbar.

    ⁶ „Hebräisch" auf Hebräisch.

    ⁷ Das moderne Russisch übernimmt unter israelischem Einfluss иврит (iw’rit).

    Die Geschichte vom Pferd, neu erzählt

    Die Redensart (jemanden etwas/einen, bzw. keinen „vom Pferd erzählen, bedeutet sinnbildlich „übertreiben, bzw. weitschweifige Ausreden oder Lügengeschichten zu erzählen. Sie ist vor 1980 recht selten und wird seit dem berühmt gewordenem Steuerhinterziehungs-Prozess von Uli Hoeneß⁸ vielfach zitiert. Die Redewendung geht den meisten Interpreten gemäß auf die antike Belagerung von Troja zurück und soll sich auf das Trojanische Pferd beziehen. Andere Deutungen meinen, es habe etwas damit zu tun, dass jemand vom Pferd (also sozusagen vom hohen Ross) herab spricht, was aber eher in die Richtung Hochmut ginge. Manche vermuten dann auch gar einen Zusammenhang mit dem Pferdehandel, bei dem es ja immer wieder mal auch zu Schwindeleien gekommen sei. Doch auf welchen Gesellschaftsbereich träfe das nicht zu? Der Ausdruck, der schon im 19. Jahrhundert gelegentlich auftaucht, dürfte aber wohl eher mit früher bekannten Geschichte von Iwein (Yvain) „Ritter mit dem halben Pferd" aus der Artus Legende zu tun haben. Eine recht langwierige Geschichte, an deren Ende der Held schließlich heiratet.⁹ Die Geschichte vom Pferd erzählen heißt letztlich also, eine lange, aufgebauschte Geschichte erzählen, statt auf den Punkt zu kommen und die Fakten auf den Tisch zu legen. Befasst man sich nun jedoch mit der herkömmlichen Ableitung des Begriffs „Pferd selbst, wie sie in der Linguistik seit vielen Jahrzehnten kolportiert und tradiert wird, wächst die klare Einsicht, dass die „Geschichte vom Pferd zu erzählen auch sehr viel mit der etymologischen Forschungsdisziplin zu tun hat und geradezu exemplarisch für bestimmte Regungen und Regelungen ist.

    Der spätrömische Historiker Amanius Marcellinus (ca. 330 - 393 n.H.) erwähnt in seinem Hauptwerk Rerum Gestarum eine Reihe von römischen Ortschaften in den verschiedenen Provinzen des Imperiums, so auch Mogontiacus, Vangenion, Nemeta, Agrippina und Argentoratus. Anders als die Ortschaften selbst sind uns diese Namen heute nicht mehr vertraut. Allenfalls Mogontiacus kann man bei näherem Hinsehen im gegenwärtigen Ortsnamen vielleicht erahnen.¹⁰ Aus der römischen „municipia" Mogontiacus wurde über das mittelalterliche Magenza das heutige Mainz. Im ersten Schritt ist die wesentlichste Veränderung der Wegfall der Endung „-cus", wodurch Mogontiacus zu Magenza wurde, im zweiten Schritt entfiel das „g und auch das ans Ende gerückte „a ging verloren, und das übriggebliebene Maenz¹¹ führte bei nur noch wenig veränderter Aussprache auf das heutige Mainz. Ähnliche Prozesse durchlief das römische Burdigala auf seinem Weg zur heutigen Form Bordeaux,¹² während aus Lugdunensum Lyon, aus Biturigae Bourges, aus Caesaraugusta Zaragosa und aus Novaessium das belgische Vossem wurde. Das in allen Fällen übereinstimmende Merkmal ist eine Form von Kontraktion, die Namen werden vereinfacht, verkürzt.

    Das selbe Prinzip der Abwandlung begegnet uns bekanntlich vor allem auch bei Personennamen. Aus dem biblischen Namen Elisabeth entwickelten sich so unterschiedliche populäre Kurzformen Else, Liesel, Sissy oder Lisa, aus Jakob wurde über im Englischen James, die Kurzform Jimwurde über das Griechische Γιάννης zu Johannes, woraus der englische John und der deutsche Hans wurde.

    Lautwandlungen betreffen nicht nur Personen- oder Ortsnamen, und nicht nur hebräische Ursprünge, sie berühren im selben Umfang auch gewöhnliche Begriffe der Alltagssprache. So verkürzte sich ahd. thiomuoti zur nhd. Demut, krebazzo wurde zum Krebs, während aus dem griechischen monachos über das mhd. muenech unser heutiger Mönch wurde. Meist handelt es sich dabei um Verkürzungen und Vereinfachungen, die heute manchmal ganz gezielt gebildet werden.¹³

    Die menschliche Neigung Begriffe und Namen im Laufe der Zeit (bzw. bei häufigen Gebrauch) zu vereinfachen, ist eine ganz natürliche und lässt sich in allen Kulturen, Sprachen und Zeiten nachweisen. Schenkt man jedoch den etablierten

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