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Raum 5 Halb Sein, halb Schein, halb Schattenspiel
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Raum 5 Halb Sein, halb Schein, halb Schattenspiel
Ebook110 pages46 minutes

Raum 5 Halb Sein, halb Schein, halb Schattenspiel

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Das Leben zwischen Tod und Tod

Eremias, allein am nächtlichen Lagerfeuer.
Eremias summsingsang ein monotones Liedlein, eine Art Sprechliedlein, eine Art Anflugliedlein, wenn du weißt, was ich meine.
Eremias summsingsang ein kleines Liedlein:
Es ist der Tod, der dich in seinen Händen hält!
Nichts bist du, als eine Handvoll Staub! Ein Windstoß, Wind und Staub verwirbeln. Wind und Staub wirbeln und treiben davon.
Eremias, einsam und verloren:
Du entstammst der unbelebten Materie.
Und zurück geht die Reise, zurück zu einem Stück unbelebter Materie. Das Leben verknüpft diese Pole, das Leblos und das Leblos.
Das ist alles. Eigenartig, findest du nicht auch?
Ich meine, was soll dieses Lebendige, diese Winzigkeit, umgeben und bedrückt von all den leblosen Teilen des Seins.
Was soll dieses Lebendige, eingezwängt zwischen all den leblosen Teilen des Seins.
Eremias, irgendwie einsam und irgendwie verloren:
Die Situation der Menschen ist eigenartig gespalten. irgendwie schizophren.
Findest du nicht auch?
Der konkrete Tod wird bekämpft, auf Biegen und auf Brechen. Der Tod als Prinzip hingegen wird akzeptiert.

Weshalb ist das so?
Weil der Tod den Menschen unabänderlich erscheint? Aber ist es auch so?
Ist der Tod unabänderlich? ist der Tod ein unabänderliches, und deshalb ein immer und ewig zu akzeptierendes Prinzip?
Möglicherweise werden Prinzip und simples Unvermögen miteinander verwechselt.
LanguageDeutsch
PublisherTWENTYSIX
Release dateAug 24, 2017
ISBN9783740719081
Raum 5 Halb Sein, halb Schein, halb Schattenspiel
Author

Jürgen Timm

Ich gehöre in den Jahrgang 39. Ich habe lange in Schwarzafrika gelebt und gearbeitet, mehrere Jahre davon in der Kalahari. Ich hatte dort, in der Savanne, in der Wildnis, in der Einsamkeit, viel Zeit, über das Leben nachzudenken. Stimmt nicht. Ich hatte keine Zeit, ich habe mir die Zeit genommen, genaugenommen gestohlen. Gott sei es geklagt. Und nun sitze ich hier, in Lüneburg, und weiß immer noch nicht, was es mit dem Leben und dem Sterben auf sich habe, und ob es nicht doch eine Form der Unsterblichkeit geben könnte.

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    Raum 5 Halb Sein, halb Schein, halb Schattenspiel - Jürgen Timm

    verwechselt.

    Raum 5.1 Die Menschen singen etwas anders

    Bild 1 Sind es die Zecken, sind es die Menschen ebenfalls

    Eremias und Babuun, die beiden, Wanderer, Streuner. Wohin die beiden wollten?

    Ich weiß es nicht.

    Sie wanderten nach Norden, oder nach Osten, oder nach Süden, oder nach Westen. Und am Ende ist es doch auch egal, wohin du wanderst.

    Nicht so? Es ist der Tod, der wartet am Ende aller Wege.

    Eremias und Babuun, eines Tages, im Mittagsraum.

    Beide waren erschöpft. Sie rasteten unter einem Dornengestrüpp. Schwarze Zweige, dürftiges, dünnes Grün… das war alles.

    Eremias, mit dem Witz eines Erschöpften: Lass uns rasten, Babuun, nach all dem Wandern, lass uns fasten, Babuun!

    Das mit dem Fasten war in der Tat ein rechter Hohn. Seit Tagen gab es nichts zu essen!

    Ein paar Schrecken, Zikaden oder was… das war alles.

    Babuun kicherte missmutig!

    Außerdem, Babuun war eher ein Hangler, von Haus aus, denn ein Wanderer! Diese ganze, verdammte Umherwanderei hing ihm zum Halse heraus, hinaus und heraus!

    Zeckenbrut

    Zecken fielen von Zweigen und Blättern der Sträucher hinunter auf Eremias' dünnen, mageren Leib.

    Eremias sah ihnen zu:

    Sieh die Zecklein, wie hastig sie krabbeln, mit ihren winzigen, weißen Beinchen!

    Wie hastig sie krabbeln, um an die beste Stelle zu kommen… des Leibes, wo es am wärmsten ist, und am weichesten!

    Dort wird es geben das beste Blut!

    Es ist noch warm, ihr Zecken, beeilt euch, ihr Zecken, bevor es kalt wird!

    Babuun ging dazwischen, sammelte die Zecken ab und ein, zerquetschte sie zwischen harten, schwarzen Fingernägeln…

    Stück für Stück, und fraß sie auf, Stück für Stück! Na ja, auffressen… aufgnibbeln ist besser. Babuun gnibbelte sie auf.

    Eremias, sich aufbäumend:

    Zecken, welchem Zufall, welchem verdammten Zufall

    verdanken die Zecken ihr Dasein?

    Babuun, missmutig grunzend:

    Warum sollten Zecken Zufall sein? Zecken sind kein Zufall!

    Eremias, dann doch erstaunt:

    Und warum nicht?

    Babuun, missmutig grunzend:

    Beides oder nichts von beidem, Eremias!

    Sind die Zecken der reine Zufall, sind es die Menschentiere ebenfalls… sind sie ebenfalls der reine Zufall.

    Eremias und Babuun wanderten, dem Gange der Sonne folgend, Sonne um Sonne.

    Eremias und Babuun, folgten dem Gange des Mondes auch, Mond um Mond.

    Eremias und Babuun wanderten nach Westen. Ihr Ziel war der ferne Ozean.

    Bild 2 Totsäufer, sagten sie

    Eremias und Babuun, eines Nachts, am Lagerfeuer.

    Babuun, gelangweilt, grunzte und gähnte: Eremias, warum bist du hier? Weshalb kamst du ins Savannenland? Was hast du hier verloren? Eremias, unwilliges Stirngerunzel und schmollendes Schweigen.

    Babuun hingegen spottete:

    Es ist, weil du in der Gesellschaft der Menschentiere versagtest! Ist das der Grund deines Hierseins? Weil du ungeeignet warst?

    Der faule Nichtsnutz, sagte sie, er wird es zu nichts bringen! Sagten sie!

    Anstatt zu tun, und zu arbeiten, anstatt wie die anderen zu sein, wie ein jeder sonst, und sich anständig zu benehmen,

    wie jeder andere sonst, soff er, redete er irre und glotzte in die Ferne.

    War es nicht so, Eremias Kühlewind?

    Totsäufer, sagten sie! Der säuft sich noch mal tot, sagten sie. War es nicht so, Eremias Kühlewind?

    Anstatt sich in ein Weib zu verlieben, die noch nicht verheiratet, und noch nicht gebunden, an einen Mann, und an diverse Kinder…

    und an diverse Liebhaber!

    Alles hast du falsch gemacht, sagten sie. Und Recht hatten sie.

    Eremias schnappte ein.

    Er senkte seinen Kopf, in Trauer und Scham und Hilflosigkeit. Eremias, ein im Elend gebeugter Leib. Babuun konnte den Anblick nicht ertragen.

    Dieses Stück Elend. Babuun übermittelte ein Versöhnungslächeln!

    Dieses bestand aus einer Mischung: Verdunkelung der Augen, Hochziehung der Lippen nach hinten bei verdeckten Hauern und Schneidezähnen…

    aus leichtem Nachvornewippen der ansonsten eher steifen Karoohren,

    und aus einer langsamen Acht, mit dem dicken Endes des lauschigen Schwanzes gegen das Sternenlicht gezogen!

    Und siehe da, Eremias lächelte zurück!

    Allerdings, anstatt des Schwanzes, der ihm, wie allen Menschen, und wie ein jedermann weiß, im Laufe der Evolution abhandengekommen war…

    fuchtelte Eremias schnelle und langsame Achten mit langen, dürren Armen,

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