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Lebenswendungen: Gedichte und Kurzgeschichten
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Lebenswendungen: Gedichte und Kurzgeschichten
Ebook62 pages39 minutes

Lebenswendungen: Gedichte und Kurzgeschichten

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. nun, dort endlos klingend – Meine Träume leben! – darf meine Stimme juchzen, sich entfalten, schweben. Mit Zeilen wie diesen entführt die Autorin den Leser in die malerische Wortwelt ihrer insgesamt sieben Gedichte und sechs Kurzgeschichten, welche sie in einem illustren Band zusammengefasst hat. ARS Annie schreibt mit einem lachenden und einem weinenden Auge über Familie, Erwachsen-Werden, Liebe und wagt eine kesse Gesellschaftskritik, wenn sie ihren Brief an die Kulturministeirn mit einem L.M.A.A. beendet, wobei ein jeder am Schluss überrascht ist, dass diese Worte eine ganz andere Bedeutung haben können als vermutet. „Lebenswendungen“ ruft das gewisse Kribbeln hervor und bringt den Bücherfreund zum Nachdenken wie zum Schmunzeln, mit einem Abwechslungsreichtum, der so groß und bunt ist wie unsere Welt, die wir bewohnen dürfen.
LanguageDeutsch
Release dateOct 6, 2015
ISBN9783837217131
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    Lebenswendungen - Annie ARS

    Bahnhof!

    Hinauf

    Schlaftrunken rausche ich

    durch Gräser, Sand und Steine,

    wie ein Nachtdieb schießt

    mir der Wandel in die Beine,

    im Licht des Mondes bleich

    mein Schlafenskleid

    breitet Schwingen aus und

    mit Lichtgeschwindigkeit

    hinauf zu all den Sternen

    und Magnetaren flieg ich,

    o Mond, in deinem Leuchten

    schlafwandelnd schwieg ich,

    nun, dort endlos klingend –

    meine Träume leben! –

    darf meine Stimme juchzen,

    sich entfalten, schweben,

    da sause ich universal

    in meine Abenteuer,

    schlaftrunken, traumerfüllt,

    rubinbeseelt, mitten ins Feuer!

    Die Hoffnung stirbt zuletzt

    Ich griff nach meinem Handy und gab die Nummer ein. Etwas aufgeregt war ich schon, aber letztlich erwartete ich nicht mehr als ein bisschen Information. Also gab es nichts, was ich verlieren könnte. Darum drückte ich auf das grüne Telefon und fand mich nur wenige Sekunden später im Gespräch mit einer Frau wieder, deren Stimme so offiziell klang, wie die Bezeichnung ihres Arbeitsplatzes: Kultusministerium MV.

    Als brave, vernünftige Unternehmerin, die ich als freiberufliche Musikerin bin, hatte ich mich entschlossen herauszufinden, wie ich für meine Arbeit Fördermittel beantragen könnte, denn ich wusste von vielen Unternehmen in anderen Branchen, die Fördermittel bekamen. Und auch unsere Theater werden regelmäßig mit Millionen gefördert.

    Na ja, mein Anruf beim Kultusministerium war schon eine kleine Provokation! Aber ich hatte mir gesagt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Und zu verlieren hatte ich ja nichts.

    „Kultur ist in Deutschland umsonst. Grundsätzlich", tönte es mir aus meinem Handylautsprecher entgegen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, ein Fisch zu sein, der hilflos auf dem Sand liegt und nach Luft schnappt.

    Ich schnappte einmal. „Kultur ist in Deutschland umsonst." Nebenbei sah ich mir den Kurzfilm vor meinem inneren Auge an. Cannesverdächtig! Ich sah die Brötchen für mein morgiges Frühstück, meinen Autofinanzierungsvertrag, meine Kontoauszüge mit den Beträgen, die ich jeden Monat für meine Wohnung überwies, und hörte das Rattern des Films. Oder ratterte da mein Gehirn? Denn ich war schon dabei, die schwierigsten Logarithmen anzuwenden, zumindest geistig, konnte aber einfach keine Lösung dafür finden, wie um Himmels Willen ich mir das alles leisten konnte!

    „Äh, machte ich und schnappte ein zweites Mal, denn nun kam mir die Frage in den Sinn, wie ich mir das alles leisten soll, wenn ich für die Kultur, die ich mache, nichts erwarten darf. Blumen, Servietten, Hotelbetten! Ich schnappte ein drittes Mal. So viel Kultur! Und alles umsonst! … Äh … umsonst? ... Sieben Prozent Mehrwertsteuer … „Äh, das versteh ich … nicht … warum … was meinten Sie mit …?, schnapp, und dann fragte ich ein paar sehr vernünftige Fragen und konnte schließlich eine Telefonnummer eines Büros des Wirtschaftsministeriums in Hamburg auf meinem Zettel notieren, voller Hoffnung, nicht ahnend, dass diese Art der Schreibkultur auch umsonst war. Als schließlich mit einem kurzen Klick die Spannung des Gesprächs endete, schloss ich die Augen und atmete tief durch.

    Und da waren sie: die Rose, die Blattläuse und die Ameisen. Ich fühlte mich so verloren!

    „Kultur ist in Deutschland umsonst."

    Dem musste man doch etwas Vernünftiges entgegnen!

    Voller Enthusiasmus nahm ich ein Stück Papier und einen Stift und schrieb:

    „Liebes Kultusministerium!

    … (mir fällt dazu nichts ein)

    Mit freundlichen Grüßen

    L.M.A.A.

    (locker musikalisch ARS Annie)

    Na, na, was habt ihr denn gedacht? Ich bin ein braves Mädchen!

    Und da die Hoffnung zuletzt stirbt, öffnete ich mit dieser schließlich meinen Online-Banking-Zugang, um nach dem Rechten

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