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Die dritte Seite der Münze: Wirklichkeit unter der Lupe
Die dritte Seite der Münze: Wirklichkeit unter der Lupe
Die dritte Seite der Münze: Wirklichkeit unter der Lupe
Ebook459 pages5 hours

Die dritte Seite der Münze: Wirklichkeit unter der Lupe

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About this ebook

Wie viele Seiten hat die Münze? Wenn Ihre Antwort „zwei“ lautet, dann ist dies das richtige Buch für Sie. Der Autor untersucht nämlich die dritte Seite der Münze – dieser zusätzliche Gesichtspunkt wird übersehen. Zwölf Kapitel – soziale, politische und philosophische – befassen sich damit, wie diese dritte Seite zum Ausdruck kommt. Schließen Sie sich dem Autor an und erkunden Sie mit ihm zusammen die bunte Unterschiedlichkeit der Fakten, die der Autor mit seiner praktischen Philosophie dem Leser näherbringt: von der Ameisengesellschaft (wie viel haben wir mit ihr gemeinsam?) bis zur Untersuchung der Krankheit Terror (wie krank sind wir?). Dies ist Philosophie im Sinne ihres Auftrags: für jedermann. Lesen Sie mit offenen Augen und Sie werden dem Dialog des Autors mit Toleranz leicht Folge leisten können.
LanguageDeutsch
Release dateDec 3, 2015
ISBN9783837217537
Die dritte Seite der Münze: Wirklichkeit unter der Lupe

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    Book preview

    Die dritte Seite der Münze - Martin Kari

    978-3-8372-1753-7

    Widmung

    Allen voran widme ich auch die Gedanken dieses Buchs meiner Frau Arja und bedanke mich für ihre genaue englische Sprachstütze in meinem Buch „The Third Face Of Coins", das ich vor diesem deutschen Buch geschrieben habe. Mein deutsches Buch ist keine Übersetzung, sondern ein neues Buch mit deutschen Gedanken und deutschem Sprachgut, möglichst einfach und für jedermann verständlich ausgerüstet. Meine Leser lade ich ein, den Dialog in diesem Buch weiterzuführen.

    Inhaltsverzeichnis

    Widmung

    Einführung

    Kapitel 1 – Die Ameisengesellschaft

    Vorwort

    Beobachtungen an Ameisen

    Die Struktur der Ameisengesellschaft

    Weitere Gedanken

    Menschen- und Ameisengesellschaft

    Schlusswort

    Kapitel 2 – Die Demokratie und ihre Schattenseiten

    Vorwort

    Geschichte der Demokratie

    Herausforderungen in einer Demokratie

    Demokratien im Schatten von heute

    Schlusswort

    Kapitel 3 – Die Wirtschaft

    Vorwort

    Anfänge einer Wirtschaft

    Multinationale Wirtschaft

    Schlusswort

    Kapitel 4 – Die multinationale Gesellschaft

    Vorwort

    Von früher Zivilisation zur Kultur

    Multinationale Gesellschaft auf dem Prüfstein

    Schlusswort

    Kapitel 5 – Die Umwelt

    Vorwort

    Umweltbelange von heute

    Antarktis

    Schlusswort

    Kapitel 6 – Die Ausbildung

    Vorwort

    So alt wie die Menschheit

    Ausbildung heute

    Ausbildung in der Zukunft

    Schlusswort

    Kapitel 7 – Gesundheit

    Vorwort

    Gesundheit, ein zeitloser Begriff

    Schlusswort

    Kapitel 8 – Rechtsprechung

    Vorwort

    Aus der Vergangenheit in die Neuzeit

    Schlusswort

    Kapitel 9 – Die Krankheit Terror

    Vorwort

    Einführung

    Erste Analyse: Symptome der Krankheit Terror

    Zweite Analyse: Diagnosen zur Krankheit Terror

    Dritte Analyse: Maßnahmen zur Heilung von Terror

    9/11 WORLD TRADE CENTRE, NEW YORK

    Analyse der Symptome

    Analyse: Diagnose

    Maßnahme: Heilung der Krankheit Terror

    Schlusswort

    Kapitel 10 – Die Religion

    Vorwort

    Religion in der Vergangenheit

    Schlusswort

    Kapitel 11 – Die Militärmacht

    Vorwort

    Erläuterungen

    Negative und positive Seiten

    Den Haag und Genfer Konvention

    Militärische olympische Spiele

    Schlusswort

    Kapitel 12 – Liebe, Eifersucht, Hass und Krieg

    Vorwort

    Genauere Betrachtungen

    Schlusswort

    Schlussfolgerung – Die dritte Seite der Münze

    Über den Autor

    Leserurteile

    Quellen

    Dankeschön – „Ende gut, alles gut"

    Einführung

    Wie viele Seiten hat eine Münze? Die eine Seite zeigt eine Zahl, die andere ein Bild, was zwei Seiten ergibt. Welche ist dann die dritte Seite? Ziehen wir die Zufälligkeit hinzu, so geben uns beim Münzwurf die zwei Seiten eine von zwei Wahlen: Zahl oder Bild. Die dritte Möglichkeit ist eine dritte mögliche Seite mit dem Herz im Mittelpunkt.

    Genau so sollte es mit dem Beschreiben einer Aufgabe bestellt sein, in der ein vernünftiger und kritischer Dialog weiter mit anderen Menschen geführt wird, denen wir sonst nicht begegnen würden. Unser Dasein kann uns auch heute noch reichlich Kopfzerbrechen bereiten. Dabei immer alles unter einen Hut zu bringen, ist eine Forderung, der wir nicht immer gewachsen sind. Um aus solch einer „engen Gasse wieder herauszukommen, war das schon immer ein guter Rat: „Kleine Schritte können uns besser sagen, wohin es geht.

    Die zwölf Kapitel von der „Ameisengesellschaft bis zur „Religion werfen Licht auf die Belange der Gesellschaft und wie der Einzelne einer sich ständig verändernden Welt gegenübersteht. Auf der Suche nach Antworten auf alle uns betreffenden Fragen kommen wir nie an ein Ende. Wir sollten aber in unserem Leben das auf einen neuen Stand bringen, was uns überliefert wurde. Wir wollen immer weiterkommen; die notwendigen Schritte bereiten uns allerdings die „Bauchschmerzen", die wir meist nur in letzter Instanz loswerden – ersparen wir uns, solange es geht, die mit Veränderungen verbundenen Schmerzen.

    Dabei schauen sich die Experten die Aufgaben oder Fragen gerne aus zu geringer Distanz an, oft auch mit den bekannten Scheuklappen, wobei sie den notwendigen weiteren Blick in ihrer Umgebung leicht verlieren können. Denn viele Menschen verbringen ihr Leben im Schutz von „Glashäusern, in denen sie ihre gezüchteten Ansichten ausprobieren. Irgendwann muss irgendjemand zu gegebenen Zeitpunkten auch einmal aus den „Glashäusern heraustreten und feststellen, wie die Welt draußen wirklich ist. Nur so entsteht ein nützlicher Dialog zwischen Bewohnern der verschiedenen „Glashäuser. Solche Schritte hinaus aus den „Glashäusern verdienen Anerkennung, weil sie schöpferischer Natur sind. Zwar verfügen wir alle mehr oder weniger über Kenntnisse, welche aber nur auf dem Papier und in unseren Köpfen nicht viel nützen, solange sie nicht hinausgetragen werden und in der Anwendung die Prüfungen erfahren.

    Besonders beim Schreiben werden Gedanken für eine bessere Übersicht gesammelt, in der sich ein Leser einem gewissen Dialog anschließt oder ihn auch infrage stellt. Hier ist wiederum die Erkenntnis wichtig, die Vergangenheit nicht zu übersehen, woher wir gekommen sind. Ohne diese Voraussetzungen fehlt der Gegenwart das Fundament: das Vorhandene auf einen neuen Stand zu bringen, festgefahrene Strukturen wieder für Erneuerungen zu öffnen, wobei konstruktive Kritik unerlässlich ist, um die Zukunft verantwortlich anzugehen.

    Nachdem solche Grundlagen zur Kenntnis genommen wurden und in einem Dialog weitergeführt werden, kommt die Forderung auf den Tisch, selbst mit praktischen Schritten dazu beizutragen, sobald sich die Gelegenheit bietet. Wissen, welches nicht den praktischen Prüfstein erfahren hat, haftet nur oberflächlich und ist nur wenig wert. Meine Zeilen sehe ich nicht als oberflächlich an, sondern als einen Auftrag, einen Beitrag zu liefern.

    Der Leser ist hier nicht gebunden, in allem übereinzustimmen. Viel ist in meinem Auftrag schon allein erreicht, wenn mitgedacht wird, um bessere praktische Antworten außerhalb unserer „Glashäuser zu finden. Solange wir nicht gedankenlos handeln, hat jede Überlegung einen Wert in einem Fortschritt. Geschichtliche, zeitgemäß realistische, soziale, psychologische, philosophische, biologische und zukunftsorientierte Überlegungen sind in dem Buch herangezogen worden in einem allgemein verständlichen Rahmen, sodass jeder Leser dem Text ohne besondere Voraussetzungen folgen kann. Auch ich kann nur versuchen, der Empfehlung von Albert Einstein (1879–1955) gerecht zu werden: „Wenn wir etwas einem sechs Jahre alten Kind nicht erklären können, dann haben wir es in Wirklichkeit selbst nicht richtig verstanden.

    Jeder fasst seine Gedanken unterschiedlich auf; ein Unterschied besteht allerdings zwischen persönlichem Wunschdenken und Schreiben, da Gedanken Augenblicken zugeordnet sind, während Schreiben das Sammeln von Gedanken über einen Zeitraum hinweg ermöglicht. Gedanken auf Papier können geordnet werden und zu einem besseren Überblick beitragen, dem ein Leser folgen und mit seinem Verständnis und Wissen vergleichen kann. Mit seinem Schreiben öffnet ein Autor die Stimmung und Ansichten des Lesers.

    Belassen wir es dabei und kommen zur Zusammenfassung: Der Autor ist überzeugt, dass es sinnvoll ist, eigene Gedanken zu sammeln, zu ordnen und mit ihnen hinauszugehen in die Leserwelt, um zu erfahren, wie sie ankommen und eventuell weitere Kreise ziehen.

    Kapitel 1 Die Ameisengesellschaft

    Vorwort

    Alle Gesellschaften unterliegen im Lauf der Geschichte Veränderungen, welche ihren Ursprung sowohl in inneren als auch äußeren Entwicklungen haben. Im Lauf der Geschichte erfuhren Gesellschaften außerdem sowohl Auf- als auch Abwärtsentwicklungen, welche stets ihre Spuren hinterlassen haben, teils gewollt, teils ungewollt. Welchen Lauf haben solche Veränderungen genommen? Solange Erklärungen ihnen zu Hilfe kamen und noch kommen, bleibt alles „unterm Teppich. Erst aus der Distanz mit einem Rückblick auf die Geschichte werden die wirklichen Veränderungen besser erkannt. Wohin sind diese Veränderungen bis heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, gekommen, zum Beispiel mit ihren Namen „demokratisch, „sozialistisch oder was auch immer der Name sein mag?

    In diesem Kapitel 1 erfährt der Leser, dass alle Lebensformen, einschließlich uns Menschen, bestimmten Grundlagen folgen. Schenkt man den Ameisen genug Aufmerksamkeit, kann man erkennen, dass ihr Entwicklungsstand, oder auch Evolutionsstand, eher als fortgeschritten bezeichnet werden kann. Die Ameisen sind für uns die sichtbare „Megagesellschaft, aus der wir lernen können in unserem Streben nach einer „Megamenschengesellschaft. Der Autor wünscht seinen Lesern viel Spaß beim Lesen und möglichst weitgehende Übereinstimmung in einem gemeinsamen Verständnis.

    Beobachtungen an Ameisen

    An einem schönen, warmen Sonntag ging ich im Sommer am Waldrand spazieren. Meine Schritte verlangsamten sich, je näher ich dem Wald kam. Es hätte überall da sein können, wo die Axt einen Wald noch weitgehend verschont hat. Eine Holzbeige lag in sauber, auf gleiche Länge geschnittenen Baumstämmen am Wegrand vor dem Wald. Sie lud mich ein, mich auf ihr niederzusetzen, nach dem Stück Weg zu Fuß aus der Stadt heraus. In einem einzigen Sprung schwang ich mich rückwärts auf die Baumstämme und genoss die Stille der wärmenden Sonntagnachmittagssonne.

    Lange dauerte es allerdings nicht, bis ich gestört wurde: Ameisen marschierten bereits an meinen Beinen, welche an den Stämmen nach unten hingen, munter zu mir nach oben. Ich musste sofort meinen Platz verlassen und zusehen, wie ich die Ameisen mit den Händen von meinen Beinen wieder wegbekam. Woher waren diese „Biester" gekommen?

    Nur um die Ecke der Holzbeige, in einer Linie mit der Front der Holzbeige, befand sich ein gleichmäßig geformter Haufen von Tannennadeln, von unten rund nach oben kegelförmig. Ein Ameisenhaufen befand sich direkt neben dem Ende der Holzbeige. Seine Ameisen ließen mich durch ihre schnellen Boten wissen: Du hast unser Gebiet betreten und bist so nicht willkommen! Und in der Tat, die ersten Bisse der Ameisen an meinen Beinen veranlassten mich sofort, den Platz auf der Holzbeige zu verlassen. Sie hingegen waren nicht in Eile, von mir abzulassen – im Gegenteil: Von meinen Schuhen kam neuer Nachschub. Der einzige Weg, die Ameisen möglichst schnell wieder loszuwerden, war, mit meinen Beinen fest auf den Boden stampfen, um so die kleinen Angreifer abzuschütteln.

    Die Sonnenstrahlen erreichten noch den Ameisenhaufen und halfen, die Wärme in ihm auch von außen aufrechtzuerhalten. Da ich außer dem Spaziergang nichts anderes vorhatte, nahm ich mir die Zeit, das muntere Leben auf dem Ameisenhaufen zu beobachten. Mein Schatten auf dem Ameisenhaufen veranlasste die Ameisen allerdings auf der Stelle, ihre Bewegungen zu verändern. Sobald ich auf die Seite ging und die Sonne den Schatten ausräumte, bewegten die Ameisen sich wieder genauso wie vor der Unterbrechung durch den Schatten. Ihr Kreuz- und Querlauf wechselte sofort in geradlinige Richtungen.

    Die vielen eiligen Ameisen machten den Eindruck, als ob der ganze Haufen in Bewegung war, dem Augenschein nach ein lebhaftes Durcheinander. Um dies weiter beobachten zu können, musste ich einen Standort einnehmen, welchen die Sonne nicht blockierte, weder zu nah bei der Holzbeige noch am Ameisenhaufen; einfach einen Ort, der auch den Ameisen gefiel.

    Ihren Weg in den Wald musste ich auch meiden, sodass lediglich eine Ecke, einen halben Meter vom Geschehen der Ameisen entfernt, für meine Beobachtung infrage kommen konnte.

    Schon wenige Minuten später war alles wieder zu einem normalen geschäftigen Ameisenleben auf und um den Haufen zurückgekehrt. Für mich war dies eine Gelegenheit, einmal aus der Nähe und mit Zeit zu erfahren, was sich auf und um einen Ameisenhaufen so alles abspielt. Je länger ich hinschaute, desto mehr erkannte ich, dass das auf den ersten Blick scheinbare Durcheinander in Wirklichkeit gut organisiert war.

    Vom Haufen zum Wald führte eine Spur über den steinigen, staubigen Weg, auf dem in beiden Richtungen eilige Ameisen unterwegs waren. Der „Verkehr aus dem Wald schleppte Abfälle, welche oft die Größe einer Ameise übertrafen. Jedoch nicht jede Ameise schleppte dort etwas mit sich. Manche hielten sich in der Nähe der „Arbeiterinnen auf, während andere auf dem Weg in den Wald waren. Dabei waren stets mehrere „Verkehrsteilnehmer sofort bereit einzuspringen, wenn die Last einen ihrer Kollegen zu sehr an einer „Mindestgeschwindigkeit hinderte.

    Diese „freien Ameisen aus der Gegenrichtung übernahmen in erster Linie, den „Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten. Sobald eine Ameise einer heimkehrenden nahekam, tauschten sie mit ihren beiden Fühlern am Kopf und Vorderfüßen Nachrichten aus, indem sie sich berührten. Auf diesem Weg wurde wahrscheinlich auch die Zugehörigkeit zur Ameisenfamilie überprüft. Hatten sie dafür ein eigenes „Schlüsselwort"? Nur im Fall einer Bestätigung wurde Hilfe geleistet.

    Während der Verkehr in beiden Richtungen verlief, übersah ich nicht die plötzliche Anwesenheit eines Insekts unter den Ameisen. Es musste wohl ein willkommener Gast gewesen sein, der allen bekannt war und deshalb „freie Fahrt erhielt, allerdings unter andauernder Überwachung. Die Ameisen waren sehr aufmerksam, wer sich unter Umständen heimlich geschickt unter sie mischte. So landete zum Beispiel ein kleiner Käfer aus der Luft offenkundig zu nahe an der Ameisenstraße und verursachte sofort eine Unterbrechung im stetigen Verkehrsfluss der Ameisen. Sogar die „Arbeiterinnen, welche eine Last schleppten, ließen sofort davon ab und schlossen sich unverzüglich allen anderen Ameisen in der direkten Umgebung auf dem Feldzug gegen den Käfer an. Dem unerwünschten Gast blieb nicht viel anderes übrig, als dorthin zu flüchten, woher er gekommen war, und die Angreifer am Boden zurückzulassen. Der Käfer konnte seine „Überlegenheit gegenüber den kleineren Ameisen nicht unter Beweis stellen und machte sich so noch rechtzeitig auf und davon. Daraufhin übernahmen die herbeigeeilten Ameisen die verlassenenTransportgüter; nur wenige nahmen ihre Fracht wieder auf, wo sie diese zurückgelassen hatten; alle halfen, das „Schlachtfeld zu räumen. Danach nahmen alle Ameisen ihren gewohnten Lauf wieder auf.

    Kampf gehört demnach zum Alltag der Ameisen, sobald sie herausgefordert werden. Nur ein wenig später ereignete sich ein neuer Zwischenfall auf der Ameisenstraße: Zuerst dachte ich, die Ameisen hatten Streit untereinander angefangen. Bei näherer Betrachtung konnte ich feststellen, dass die Verteidigung gegen eine kleine Anzahl Ameisen gerichtet war, die zu einer anderen „Ameisenkolonie in der Gegend gehören mussten, nach der heftigen Auseinandersetzung zu schließen; sie hatten sich geschickt in die andere „Ameisenkolonie eingeschlichen, bis diese Unterwanderung einem der „Polizisten" auffiel.

    Was ich bis zu diesem Zeitpunkt gesehen hatte, war höchstens ein kleines Vorspiel gegenüber dem, was jetzt folgte: Selbst vom Ameisenhaufen her drehten sich alle Ameisen in Richtung „Feind um. Der Krieg war erklärt, und „Verteidigung mit allen Kräften lautete der Befehl. Die Eindringlinge wurden sofort von einer Lawine anstürmender Ameisen zum Einhalt gezwungen. Von außen betrachtet, konnte niemand sagen, wer Eindringling oder Verteidiger war. Der andauernde Nachschub in der Verteidigungslinie war am Ende so überwältigend, dass das Bild an Klarheit gewann: Die kleinere Anzahl Eindringlinge wurde von der überlegenen Mehrheit der Verteidiger von der Straße nicht nur in die Flucht gejagt, sondern auch noch in Stücken am Rande der Straße zerlegt als Warnung für mögliche weitere Eindringlinge.

    Dieses Mal gewannen die ortsgebundenen Ameisenstreitkräfte die Schlacht, da ihr Warnsystem rechtzeitig die Mehrzahl alarmierte, zur Verteidigung anzutreten.

    Nur außerhalb des Bereichs des Ameisenhaufens hatte eineVerteidigung schnellen Erfolg, weil eine Schlacht zu nahe am eigenen Herd ihre Königin und die „Kinderstube gefährden würde. In anderen Situationen kann es auch dazu führen, dass gewitzte fremde Ameisen sich in eine andere Ameisenkolonie unter dem Deckmantel von „guten Gästen eingeschlichen und erfolgreich die Königin zusammen mit einer großen Anzahl Eier aus der „Kinderstube" geraubt haben. Mangelnde Wache und Aufmerksamkeit in diesem Fall hätten den Verlust einer fortgesetzten Existenz der Ameisenkolonie zur Folge. Krieg findet demnach auch unter Ameisen statt. Ist dies eine Auslese, um neue Kräfte für ein Überleben zu mobilisieren?

    Sobald wieder sichtbar Frieden unter den Ameisen eingetreten war, konnten weitere Beobachtungen leichter angestellt werden. Ameisen, die am Fuß der „Haufen-Behausung ankamen, schlossen sich dem allgemeinen Nach-Hause-Kommen an, indem sie sich stets bereit erklärten, anderen Ameisen zu helfen, in das Haus zu gelangen. Im „Nahverkehr beim Haus wurden „Neuankömmlinge sehr aufmerksam auf das „Schlüsselwort hin befragt. Die vielen ungleichmäßig verteilten Löcher auf der Oberfläche des Ameisenhaufens waren offensichtlich die Ein- und Ausgänge. Ein Aufstieg an der Haufen-Behausung kam an einem Ein-/Ausgang zum Ende. Aus dem Haus kamen sichtlich größere Ameisen heraus, ein Teil von ihnen umkreiste die Neuankömmlinge, während andere mit ihren Kopffühlern und Vorderfüßen Signale mit den Lieferanten oder Helfern austauschten, bevor ihre „Mitbringsel" auf dem Weg weiter in den Ameisenhaufen übernommen wurde.

    Ein bestimmter Geruch muss in einer Ameisenkolonie in Verbindung mit ihrer Ameisenkönigin vorliegen, und wer sich mit diesem „Pass ausweisen kann, ist willkommen. Ist ein Ameisenpass für eine Kolonie nicht gültig, lösen „Polizei und „Soldaten" in der Ameisenkolonie den Kriegsalarm aus.

    Ameisen verständigen sich wie alle Insekten auch mit dem Reiben ihrer Füße, Flügel oder beidem am geriffelten Körper; eine ganze Sprache steht hinter solch einem Verhalten, welche sich ausdrückt in Stärke, Wiederholung, Ton, Zeitpunkt, Erkennung, Ausdruck und Lage; all dies können wir nur ahnen. Vieles, was ein „Homo sapiens" nicht sehen oder begreifen kann, wird leicht als nicht existierend erklärt.

    Neben der „Polizei und den „Soldaten erscheinen in der Ameisenkolonie auch noch andere Ameisengruppen an den Ein-und Ausgängen. Sie alle helfen sicherzustellen, dass alles rechtmäßig zugeht. Mehr „Arbeiterinnen kommen von innen, um die gelieferten „Waren in Empfang zu nehmen. Gelegentlich zeigt sich hier und da an Eingängen auch eine „Pflegeschwester oder auch eine junge neugierige Ameise, die erste Eindrücke von der Welt draußen sucht. Ein „guter Gast und auch „Herr Saubermann sind immer in der Nähe. Eine besondere Lieferung oder die Ankunft eines „guten Gasts löste gerne Neugierde aus bei den jungen weiblichen Ameisen, welche sich dann dem bunten Treiben anschließen, um vielleicht einen flüchtigen Blick von einem ihrer „Wunschbilder" einzufangen. Liebe findet auch bei Ameisen viele Wege.

    Aus verschiedenen Ausgängen der Ameisenbehausungen kam der Schichtwechsel für die „Arbeiterinnen" heraus. Sie machten sich unverzüglich auf den Weg in den Wald. Trotz der vielen Ameisen überall wusste jede genau, was zu tun ist, wenn die Gemeinschaft mit Arbeit, Hilfe oder auch Verteidigung angesprochen war. Auch die Ameisen haben Meister und Lehrlinge. Sie arbeiten Hand in Hand, sodass die Lehrlinge aufrücken und mit der Zeit auch Meister werden können. Ihre Vielzahl dient der Gesamtheit. Nur in der Hilfeleistung mit anderen findet die einzelne Ameise ein Betätigungsfeld. Dadurch werden die Lasten besser verteilt, weil jeder eine geringere, angemessenere Aufgabe hat und keiner zu viel zu tragen hat.

    Einen Ameisenhaufen zu beobachten, erfordert etwas Geduld. Es musste gerade die Zeit gewesen sein, in der die jungen weiblichen Ameisen aus den Eiern schlüpften und mit ihrem großen Flügelpaar ausschwärmten. Verglichen mit ihrem Körper, sind die Flügel um ein Vielfaches größer. Sie verlieren die Flügel aber sehr bald und dienen einem zufälligen Austausch der Ameisen in den Kolonien, um ihre Art besser zu erhalten. Genauso wie die jungen geflügelten Ameisen von meinem Ameisenhaufen wegflogen, fliegen genauso zufällig Ameisen von woanders zu dieser Kolonie. Werden sich auf dieser Wanderschaft genug Ameisen einig, so gründen sie eine neue Kolonie. Das Fortleben der Ameisen ist dadurch gesichert, dass jedes Ei sowohl eine männliche als auch eine weibliche Ameise hervorbringen kann, was von einer zufälligen Befruchtung eines Eies abhängt: Aus jedem Ei kommt eine Ameise, mit dem Unterschied, dass aus dem befruchteten Ei eine weibliche und aus dem unbefruchteten eine männliche Ameise hervorkommt.

    Starke, dominierende männliche Ameisen befruchten die jungen Ameisen. In der Ameisengesellschaft haben die männlichen Ameisen dann ihren Dienst getan und werden nicht mehr gebraucht. Eine Kolonie besteht überwiegend aus weiblichen Ameisen. Damit eine neue Kolonie überhaupt weiterleben kann, wird die Königin von einer Kolonie gewöhnlich in einem offenen Krieg gestohlen. Dabei sind es oft die jungen, geflügelten weiblichen Ameisen, welche die starken männlichen Ameisen ablenken, sodass die Gefolgschaft die Gelegenheit wahrnimmt, unter dem Deckmantel der Ablenkung in die andere Kolonie einzudringen. Die Königin wird im Austausch mit den jungen weiblichen Ameisen entführt. Einer Fortpflanzung innerhalb der Familie wird damit ein Riegel vorgeschoben. Helles Mondlicht während der Nacht begünstigt die Flucht, weil die mit der Wache beauftragten Ameisen ihre Aufmerksamkeit heruntergefahren haben. Selbst Schlauheit hat ihren Platz bei den Ameisen, wenn es darauf ankommt zu überleben.

    Um meiner Zeit etwas mehr Beobachtungen abzugewinnen, stellte ich ein paar Versuche mit den Ameisen an. Wie mein erster Versuch zeigte, reagierten die Ameisen sofort auf Störungen von außen. Damit die Ameisen nicht zu früh aufmerksam wurden, hob ich nur ganz langsam ein Stück Rinde vom Boden vor mir auf. Sobald ich die Rinde nahe dem Ameisenhaufen fallen ließ, kam, wie vom Blitz getroffen, in der direkten Umgebung Leben in den sonst ruhigen, gleichmäßigen Ameisentag. Alle hielten an und kehrten in Richtung Rinde um.

    Die schnelleren Ameisen ließen sich nicht von den langsameren aufhalten. Hals über Kopf rannten sie vor Ort, um mit ihren Kopffühlern und Vorderbeinen festzustellen, was mit dem fremden Gegenstand los war. Die Ersten in der Ameisenvorhut schoben mithilfe der drängenden Nachhut den „Fremden aus dem Weg der Ameisenstraße. Die weitere Arbeit, den „Fremden unschädlich zu machen und ihn weiter aus der Nähe des Ameisenhaufens zu entfernen, übernahmen nur wenige Ameisen, nachdem eindeutig geklärt war, dass keine Gefahr durch den „Fremden" bestand. Alle Ameisen gingen ihren Weg, Ruhe war wieder eingetreten.

    Daraufhin überlegte ich mir, wie ich die Ameisen mit etwas für sie Nützlicherem beobachten könnte. Eine Brotkrume aus einer meiner Taschen musste dieses Mal herhalten. Auch sie landete am Boden nahe dem Ameisenhaufen. Wiederum war die Ameisenkolonie alarmiert, dieses Mal aber vom ersten Augenblick an entschiedener. Irgendwie mussten sie erkannt haben, dass es sich dieses Mal um einen nützlichen, fremden Gegenstand handelte. Die ersten Ameisen waren gleich zur Stelle. Ihre Anzahl konnte jedoch die Brotkrume nicht richtig bewegen. Während dieser ersten eiligen Anstrengungen gerieten auch einige Ameisen unter die Last der Brotkrume. In ganzen Scharen eilten nun mehr Ameisen herbei, drückten, hoben und schoben gemeinsam ihre Kameraden frei. Daraufhin wurde die Brotkrume mit vereinten Kräften nicht wie die Rinde weggeschafft, sondern zielsicher in Richtung Ameisenhaufen gebracht. Auf dem Weg brachen kleinere Stücke von der Brotkrume ab, denen sich sofort andere Ameisen annahmen, damit nichts auf dem Weg verloren ging. Was mich überraschte: Keine der Ameisen hatte etwas von dem Brot genascht. Alles wurde zu den Eingängen des Ameisenhaufens gebracht. Dort warteten bereits die „Polizisten" mit ihrer Aufgabe, die Lieferung in Empfang zu nehmen, gutzuheißen und den Bewohnern den weiteren Transport in die Ameisenbehausung zu übergeben. Wie es dann im Ameisenhaufen weiterging, entzog sich meiner direkten Beobachtung. Die weiteren äußerlich sichtbaren Veränderungen der Ameisen erlaubten mir aber, Schlüsse auf ihr Leben zu Hause zu ziehen.

    Auf der mir gegenüberliegenden Seite des Ameisenhaufens erschienen plötzlich Ameisen, die kleine, weiße Gegenstände abwärts in Richtung Holzbeige schafften. Beim näheren Hinschauen stellte ich fest: Diese Ameisen hatte ich bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen. Jede von ihnen trug ein winzig kleines, weißes Ei mit sich. Was war der Grund, und mit welchem Ziel machten sie das? Hatte ich vielleicht zu viel gestört, sodass die Kolonie ihre Flucht vorbereitete? Eigentlich konnte ich mir dies gar nicht richtig vorstellen, zumal ich mich betont vorsichtig und ruhig verhalten hatte.

    Von anderen Beobachtungen und Quellen wusste ich aber auch, dass Ameisen bevorstehende Wetterveränderungen bereits 24 Stunden vorher wahrnehmen können.

    An diesem späten Nachmittag war es im Freien noch sehr drückend schwülwarm, was darauf hindeutete: Ein mögliches Gewitter war nicht mehr in allzu großer Ferne. Die Ameisen nahmen das auf ihre Art wahr, vielleicht im Zusammenhang mit dem tieferen Luftdruck. Jedenfalls wissen sie genau, was zu tun ist, wenn sie schweren Regen voraussehen. Wasser könnte dann in der Umgebung des Ameisenhaufens nicht schnell genug ablaufen und ihre Wohnungen besonders unter der Erde gefährden. Aus diesem Grund hatten sie früh genug angefangen, den empfindlichsten Teil ihrer Kolonie, die Eier, auf höheren Grund in Sicherheit zu bringen. Vor einem größeren Unwetter kann man die Ameisen dabei beobachten, dass sie ihre Eier an allem, was höher ist, zum Beispiel Pfosten oder Bäume, hochtragen. Meine Ameisenkolonie, wenn ich sie so nennen darf, hatte die Holzbeige als Zuflucht ausgesucht, weil sie näher als der Wald war. Jetzt wurde mir erst klar, warum die Ameisen mir den Platz auf der Holzbeige bei meiner Ankunft streitig gemacht hatten: Die Holzbeige war die Fluchtburg für die Nachkommen der Ameisenkolonie.

    Die Beschäftigungen der Ameisen drehen sich in der Hauptsache um Übereinstimmung im Hinblick auf die Aufbewahrung von Essen, innere sowie äußere Sicherheit, Hausbau und Instandhaltung, Sauberkeit, Gesundheitsfürsorge, gegenseitige Pflege, Fortpflanzung, das Großziehen von Nachkommen und die Verwaltung der Kolonie.

    Die meisten dieser Aufgaben werden im Inneren der Ameisenbehausung abgewickelt, was dem Beobachter nicht zugänglich ist. Bestimmte Verhaltensweisen der Ameisen, von außen sichtbar, lassen gewisse Schlüsse auf Verhaltensweisen im Ameisenhaufen zu. Um damit zu beginnen, ist bereits mehr oder weniger bekannt, dass die Temperatur im Inneren des Ameisenhaufens konstant zwischen 25 und 27 Grad Celsius beträgt. Dies wird durch die Anlage der Wege im Haufen erzielt. Seine Höhe steht in direktem Verhältnis zur mittleren Jahrestemperatur. Eine geringere Durchschnittstemperatur verlangt einen Ameisenhaufen geringerer Höhe, während die höhere Durchschnittstemperatur eine größere Höhe des Haufens benötigt. Noch nicht unbedingt allgemein bekannt ist, dass die Ameisenkolonie in der Erde lebt, hauptsächlich unter dem Ameisenhaufen. Der Ameisenhaufen hat lediglich die Aufgabe, die unterschiedlichen Außentemperaturen auf eine konstante Temperatur auszugleichen.

    Die Technik einer Klimaregelung ist den Ameisen schon länger bekannt, als unser Wissen zurückgeht. Klimaregulierung kann als eine Ameisenerfindung anerkannt werden. Die Anlage der Galerien im Ameisenhaufen verdichtet langsam die aufsteigende, innere warme Luft. Wenn diese mit der äußeren Luft in Berührung kommt, geschieht ein sogenannter Ausgleich mit einer mehr oder geringeren Entspannung, welche im Austausch die kühlere Luft zurückfließen lässt, je nach Temperaturdifferenz. Dieser konstante Austausch von warmer und kühlerer Luft ermöglicht die konstante Temperatur im Ameisenhaufen. Außerdem entspricht die Haustemperatur nicht zufällig der Körpertemperatur der Ameisen, weil so der Energiebedarf der Ameisen auf einem Minimum gehalten wird.

    Das Lagern von organischem Material im Ameisenhaufen ist eine wichtige Voraussetzung für die Ernährung der Ameisenkolonie. Eigene gezüchtete Bakterienkolonien helfen, die gesammelten organischen Materialien für eine bessere Ernährung vorzubereiten. Nur mithilfe dieser Biosynthese kann Zellulose in Zucker für eine Ernährung umgewandelt werden. Die Ameisen gehen hier noch einen Schritt weiter und halten eigene Lauskulturen, die sie mit diesem Zucker füttern, um dann den wertvolleren Honig den Läusen geschickt für sich selbst abzulocken.

    Die Kinderstube ist auch unter dem Erdboden im Schutz einer gleichbleibenden Temperatur. Ameisenschwestern kümmern sich dort ständig um die Ei-Kolonien. Sie drehen regelmäßig die Eier in ihrer Lage, sodass Botschaften von außen so früh wie möglich die Nachkommen für eine notwendige, gleiche Entwicklung erreichen.

    Auch nachdem die jungen Ameisen geschlüpft sind, werden sie gepflegt und gehütet. Ameisenpflegeschwestern machen gemeinsam mit den Ameisenlehrern ihren Einfluss geltend, die neue Generation in eine dieser Richtungen zu führen: Arbeiter, Soldat, Saubermann, Wächter, Verwalter, Pfleger, männliche oder weibliche Ameise. Eine solche Früherziehung und eine solche Ausbildung sichern der Ameisenkolonie eine neue Generation, die in denselben notwendigen Fußspuren der gegenwärtigen Generation folgt. Wie die Ameisen ihre Auswahl für ihre Nachfolge in jedem Fall treffen, muss ein Geheimnis der Ameisen sein. Ihr Fortleben hängt von diesen ersten Bestimmungsmaßnahmen für jede Ameise ab. Das lange Überleben der Ameisen ist Hinweis genug, dass ihre Erziehung und Ausbildung richtig sind. Die Einschränkung auf das Notwendige ist hier das Rezept zum Überleben. Bei uns Menschen könnte dies in der Wahrnehmung des Meisters gesehen werden, denn auch bei uns gilt die Regel: In der Beschränkung zeigt sich der Meister.

    Sobald die Abenddämmerung mit dem Sonnenuntergang Einzug hielt, war der Verkehr auf der Ameisenstraße verschwunden. Nur vereinzelte Ameisen bewegten sich noch verhalten in der Nähe der Eingänge. Sie waren wahrscheinlich die Nachtwächter der Kolonie. Da das Leben auf dem Ameisenhaufen zur Ruhe gekommen war, wollte ich, solange das spärliche Tageslicht es noch erlaubte, mit einem kleinen Zweig am Ameisenhaufen prüfen, ob die Ameisen auf eine, wenn auch kleine Störung noch reagierten. Die wenigen Ameisen an den Eingängen zogen sich lediglich mehr in die Eingänge zurück. Die Kolonie hatte sich sicher im Boden unter dem Haufen für die Nacht zurückgezogen. Selbst gewöhnlicher Regen läuft am Ameisenhaufen ab und schützt so die Wohnungen unter ihm im Erdreich. Ein schweres Gewitter bemerken die Ameisen schon sehr früh, sodass sie rechtzeitig höheres Gelände aufsuchen können, um besonders ihre „Kinderstube" vor übermäßigem Regenwasser in Sicherheit zu bringen.

    Holzfäller zerstören manchmal Ameisenhaufen bei ihrer Arbeit im Wald. Die Ameisen sieht man dann in alle Richtungen laufen, wo sie sich verstecken können. Wenn dann später nach der Beurteilung der Ameisen wieder Ruhe eingetreten ist, kehren sie zuerst in einer kleinen Vorhut zu ihrem zerstörten Heim zurück. An Ort und Stelle muss dann irgendein Aufnahmebestand stattfinden, der ihnen sagt, ob sich ein Wiederaufbau lohnt, oder ob man an einer anderen Stelle neu beginnt. Hier scheiden sich dann auch die Geister unter den Ameisen: Einige teilen die Auffassung für ein neues Ameisenheim, andere aber nicht, weswegen dann durchaus verschiedene Wege eingeschlagen werden. Wahrscheinlich, um der zurückliegenden Gefahr gestreut zu entgehen.

    Rein vom Hinschauen lässt sich nicht feststellen, welcher sozialen Gruppe eine oder mehrere Ameisen angehören. Außer den jungen geflügelten Ameisen sehen sie alle ziemlich gleich aus. Nur lange, wiederholte Beobachtungen können eventuell ein besseres Bild über die verschiedenen Ameisengruppen vermitteln.

    Am nächsten Tag besuchte ich die Ameisenkolonie wieder. Ein Gewitter kündigte sich bereits am Horizont an, genau 24 Stunden, nachdem die Ameisen ihre „Kinderstube" in Sicherheit gebracht hatten. Als ich bei der Ameisenkolonie ankam, war dieses Mal keine Ameise auf dem Haufen sichtbar, und zwar noch einige Zeit, bevor das Gewitter seine Schleusen öffnete. Der Blitz kam mit seinem nachfolgenden Donner immer näher, bis kräftiger Regen die Tageshitze mit sich nahm. Von den Ameisen war keine Spur zu sehen, sodass ich besser im Wald Schutz suchte, bevor ich wieder den Rückweg nach Hause antreten konnte.

    Auch am darauffolgenden Tag besuchte ich die Ameisenkolonie nochmals. Was konnte ich dieses Mal sehen? Die Ameisen waren zu ihrem Haufen zurückgekehrt. Das meiste Regenwasser war bereits aus der Nähe des Haufens gewichen und befand sich nur noch in Pfützen und Niederungen auf dem Weg. Das Ameisenleben war wieder im vollen Gang.

    Was machen die Ameisen wohl mit ihren Toten? Eine alte Ameise, die ihre Aufgabe alse Arbeiterin oder Soldat innerhalb der Kolonie nicht mehr wahrnehmen kann, wird ausgeschlossen und aus dem Haufen verdrängt. Eine solche Ameise muss ihr Schicksal außerhalb der Gemeinschaft erdulden und darf keine Last werden, weil das Weiterleben der Kolonie Vorrang hat. Nur in besonderen Fällen, wenn eine Ameise im Haufen stirbt, wird sie mit vereinten Kräften aus der Kolonie weggebracht. Dies beobachten zu können, ist eher eine Seltenheit. Ameisen haben auch für diese Phase im Leben feste Regeln.

    Lassen sich mit solchen Beobachtungen aus der Ameisenwelt Parallele zur menschlichen Gesellschaft ziehen? Am besten macht man Beobachtungen auf beiden Seiten und stellt Vergleiche an, um herauszufinden, inwieweit die Annahme Gültigkeit

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