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Erschüttert
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Ebook324 pages6 hours

Erschüttert

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About this ebook

Kylie Bates, im dritten Jahr der Highschool, kann plötzlich Gedanken lesen. Wenn sie die Hände von Menschen berührt, kann sie deren tiefste Gedanken sehen. Und als wäre das nicht schon verrückt genug, schickt sie ihr Dad los, dem heißen Detective Sam Williams dabei zu helfen, ein vermisstes Mädchen zu finden. Viel zu viel Druck, besonders für ein Mädchen, dass sich nicht einmal  Scream ansehen kann, ohne davon Alpträume zu bekommen.

Die Suche nach dem vermissten Mädchen führt dann zu so vielem mehr, als das, worauf Kylie vorbereitet ist. Wie etwa zu erfahren, dass ihr Papa sie belogen hat. Dass sie eine Familie hat, von der sie nie etwas wusste. Dass die Mädchen Fähigkeiten haben, die den ihren ähnlich sind. Und, ach ja, dass jemand hinter ihr her ist.

Als der Cousin des Detectives, Möchtegern-Polizist Trip Williams, Kylie in der Schule abpasst und darauf besteht, dass sie ihm dabei hilft, den Fall zu lösen, entdeckt sie, dass Trip vielleicht der einzige ist, dem sie vertrauen kann, und der einzige, der ihr dabei helfen kann, die Geheimnisse zu lüften, die sich hinter ihrer mysteriösen Gabe verbergen.

LanguageDeutsch
Release dateSep 11, 2017
ISBN9781386322276
Erschüttert
Author

Susan Hatler

SUSAN HATLER è una Scrittrice Bestseller del New York Times e di USA Today. Scrive romanzi contemporanei umoristici e sentimentali e racconti per giovani adulti. Molti dei libri di Susan sono stati tradotti in tedesco, spagnolo, italiano e francese. Ottimista d’indole, Susan crede che la vita sia strabiliante, che le persone siano affascinanti, e che la fantasia sia infinita. Ama trascorrere il tempo con i suoi personaggi e spera che anche tu lo faccia. Puoi contattare Susan qui: Facebook: facebook.com/authorsusanhatler Twitter: twitter.com/susanhatler Sito internet: susanhatler.com/italiano Blog: susanhatler.com/category/susans-blog

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    Erschüttert - Susan Hatler

    Erschüttert

    Copyright © 2017 by Susan Hatler

    Alle Rechte vorbehalten. Ohne Einschränkung oben genannter Urheberrechte, darf kein Teil dieser Veröffentlichung reproduziert, in ein Abrufsystem elektronisch gespeichert oder eingestellt, oder in irgendeiner Form mit irgendwelchen Mitteln (elektronisch, mechanisch, als Fotokopie, Aufzeichnung oder anderweitig) ohne die vorherige schriftliche Erlaubnis des Urheberrechtsinhabers dieses Buches übermittelt werden. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte, Marken, Medien und Vorfälle sind entweder das Produkt der Phantasie der Autorin oder sind fiktiv verwendet.

    Lizenzanmerkungen

    Dieses E-Book ist ausschließlich für Ihr persönliches Vergnügen lizensiert. Dieses E-Buch kann nicht weiterverkauft oder an andere Menschen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses E-Book mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jede Person, mit der Sie es teilen. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht für ausschließlich Ihren Gebrauch erworben wurde, dann kaufen Sie bitte Ihr eigenes Exemplar. Wir danken Ihnen dafür, dass Sie das Werk der Autorin anerkennen.

    _________________________________________

    Übersetzt vom Englischen ins Deutsche von Selma Zejnilović

    _________________________________________

    Umschlaggestaltung von Elaina Lee, For The Muse Design

    www.forthemusedesign.com

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    Bücher von Susan Hatler

    Serie: Die Hochzeitsflüsterin

    Die Hochzeitsbrosche

    Der Hochzeitsfang

    Mein Hochzeitsdate

    Die Hochzeitswette

    Serie: Lieber ein Date als nie

    Liebe beim ersten Date

    Wahrheit oder Date

    Mein letztes Blind Date

    Rette dieses Date

    Perfectes Date auf Umwegen

    Lizenz zum Date

    Zum Date getrieben

    Hauptsache up to date

    Ein Déjà-Date

    Ein Date und nix wie weg

    Serie: Küsse in der Bucht

    Jeder noch so kleine Kuss

    Der perfekte Kuss

    Nur ein Kuss

    Der allersüßeste Kuss

    Ein weihnachtlicher Kuss

    Alles über diesen Kuss

    Serie: Traumschätze

    Ein unverhofftes Date

    Ein unverhoffter Kuss

    Eine unverhoffte Liebe

    Ein unverhofftes Angebot

    Eine unverhoffte Hochzeit

    Eine unverhoffte Freude

    Ein unverhofftes Baby

    Jugendromane

    Erschüttert

    Das Herzblatt-Dilemma

    Meinungen

    „Es war verblüffend, tempo- und actiongeladen, mit ein wenig Teenieschwärmerei! Hut ab vor Susan Hatler für ihr Fünf-Sterne-Buch!"

    — Books Are Sanity!!! über Erschüttert

    „Hatler lässt es einem warm ums Herz werden und bringt trotzdem noch Humor mit hinein."

    —Eileen Rendahl, National Bestsellerautorin

    „Die Bücher von Susan Hatler bringen mich zum Lachen, während sie gleichermaßen mein Herz berühren. Sie erinnert mich daran, mich zusammen mit ihren Figuren auf die Freuden des Lebens zu konzentrieren!"

    —Virna DePaul, New York Times Bestsellerautori

    ERSCHÜTTERT

    von

    Susan Hatler

    KAPITEL EINS

    Donnerstag, 7:05 Uhr

    Mama,

    Ich bin spät dran! Aber ich MUSS dir erzählen, was passiert ist. Kurzfassung: ich habe gestern beim unangekündigten Test von Mr. McKay eine Eins bekommen. Bist du stolz? Und das ist NICHT einmal der aufregende Teil. Rate mal, wer nach dem Unterricht an meinem Spind gewartet hat? JOEL TEMPLETON!

    Ja, Joel. Wow! Wenn ich das so niederschreibe, dann wird es plötzlich sogar noch realer. JOEL hatte sich mit seiner Schulter an meinen Spind gelehnt, und sah absolut heiß aus. Meine Handflächen schwitzten, weil ich ihm so nahe war, und ich muss wohl nervös geworden sein, weil es aus mir herausplatzte: „Dürfte ich mal? Ich kann den Code zu meinem Spind nicht wirklich eingeben, wenn dein Ellbogen mir im Weg steht."

    Ich habe vielleicht einen super Notendurchschnitt, aber wenn man Noten dafür geben würde, wie man mit Jungs spricht, würde ich sicherlich eine Sechs bekommen. Wieso kann ich nicht wie eine normale Sechzehnjährige flirten?

    Wieso kommt immer meine sarkastische Seite zum Vorschein, wenn ich mit einem heißen Kerl rede?

    Gute Neuigkeiten: Er hat mich nicht angemault. Stattdessen krümmte sich sein Mund zu diesem sexy Halblächeln, das er draufhat, und er sagte: „Ich habe gehört, dass du beim unangekündigten Test bei Mr. McKay eine Eins bekommen hast. Wenn ich mal Nachhilfe brauche, dann weiß ich, an wen ich mich wenden muss."

    Hinweis für die Zukunft, einige gute Reaktionen wären gewesen: „Ich bin die beste Nachhhilfelehrerin der Welt, „Ich habe heute nach der Schule frei, oder „Wie wär's: Ich gebe dir Nachhilfe und anschließend können wir uns einen Film ansehen."

    Was ich eigentlich sagte, war: „Nur, weil ich Mathe kapiere, bedeutet das nicht, dass ich es auch unterrichten kann."

    Lasch! Lasch! Lasch! Aus irgendeinem Grund schien ihn meine Antwort nicht weiter zu irritieren, und er sagte: „Man sieht sich später."

    OMG, ich glaube, er könnte mich mögen. Wenn ich ihn heute in der Schule sehe, schwöre ich, werde ich zur Abwechslung mal etwas Richtiges sagen. Hey, es könnten merkwürdigere Dinge passieren. Vielleicht stellt sich raus, dass Joel die Teenieversion von Edmond Dantés ist. Wieso existieren Helden wie er eigentlich nicht im wahren Leben? Jedes Mal, wenn ich Der Graf von Monte Christo lese, schaudert es mir. Ich meine, er war jahrelang in einer Zelle eingeschlossen, hat wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hat, in Isolation gelebt, und was macht er, als er wieder rauskommt? Er zieht los, um seine Liebste zu finden. Also, wenn man mich fragt, dann ist das wahre Liebe – und außerdem war er im Film ziemlich heiß.

    Oh-oh, es hat gerade an der Tür geklingelt. Wer um alles in der Welt würde so früh am Morgen zu unserer Wohnung kommen? Muss laufen. Schreibe bald mehr.

    In Liebe,

    Kylie

    Ich schmiss mein Tagebuch auf die Kommode und eilte den Flur entlang, als es wieder an der Tür klingelte.

    „Dad, kannst du bitte aufmachen?"

    Keine Antwort, also spähte ich in sein Zimmer. Nicht da. Ich lief den Gang entlang und bog nach links in die Küche ein, wo ich eine Notiz am Kühlschrank fand, gleich neben einem Foto von mir und meinem Dad von meinem Abschluss in der achten Klasse:

    Morgen Kleines,

    ein Patient hat mich rausgerufen, und ich musste früh weg.

    Hab dich lieb,

    Dad

    Es klingelte zum dritten Mal an der Tür.

    „Ich komme ja, ich komme", sagte ich, während ich zur Eingangstür lief. Ich schaute durch den Spion und sah das Profil irgendeines Typen. Seine dunklen Haare waren nach hinten gegelt, er trug einen Cordblazer über einer Jeans und hielt eine ausgeleierte Aktentasche in seiner linken Hand. Sah aus wie ein schleimiger Vertreter. War ja klar, dass Papa ausgerechnet heute früher ins Büro fahren musste.

    Ich öffnete die Tür unserer Wohnung und drückte mir selbst die Daumen, dass sich dieser Vertreter schnell aus dem Staub machen würde, denn ich würde bestimmt nichts kaufen. „Kann ich Ihnen helfen?"

    „Hallo. Ich bin Mark Hernandez, sagte er. Seine dunklen Augen musterten mich. „Sind Sie zufällig Kylie Walker?

    Walker? Ich blinzelte. So wie der Mädchenname meiner Mutter? Ähm, sie ist gestorben, als ich vier war, du Vertreter-Depp. Solltest erst einmal die Fakten auf die Reihe bekommen. „Ja, ich bin Kylie."

    Kylie Bates, aber es hatte keinen Sinn, ihn zu korrigieren. Es war ja nicht so, als würde ich auch nur einen Cent für das ausgeben, was er da verscherbelte.

    Seine Augen leuchteten auf, und er atmete durch seine geschlossenen Lippen aus. „Das ist toll. Wirklich toll. Ist deine Mutter Sandy zu Hause?"

    „Nein." Nicht, seit sie vor zwölf Jahren an einem Aneurysma gestorben ist. Wie hoch auch immer sein Gehalt war, man zahlte ihm zu viel.

    Er zog seine dichten Augenbrauen zusammen. „Kannst du mir sagen, wann du sie zurückerwartest?"

    „Hat sie nicht gesagt." Das war wohl wahr. Außerdem, ich bin nicht so streitlustig. Mein Vater kann ihn ja zur Strecke bringen, wenn er nochmal hier auftauchen sollte.

    „Darf ich reinkommen und auf sie warten?", fragte er.

    Okay, das war jetzt wirklich aufdringlich. „Ähm, ich muss eigentlich in die Schule."

    „Ach so, verstehe. Gut. Er griff in die Brusttasche seines heraushängenden Hemds und zog eine Visitenkarte heraus. „Nochmal, mein Name ist Mark Hernandez, und es ist absolut dringend, dass ich mit Sandy spreche. Sagst du ihr, sie soll mich bitte anrufen, sobald sie wieder da ist?

    „Klar." Ich steckte die Karte in meine Hosentasche, um es so aussehen zu lassen, als würde ich die Nachricht weiterleiten.

    „Auch wenn es spät werden sollte. Er schaute mich eindringlich an. „Es ist wirklich wichtig.

    „Okay." Kann man das verzweifelt nennen?

    Er stand noch einen Moment auf der Fußmatte und verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß. „Na gut, also dann. Ich schätze, das ist für den Moment auch alles. Vielen Dank für deine Zeit."

    Er streckte seinen Arm aus, um mir die Hand zu schütteln.

    Da wollte wohl jemand das Kind beeindrucken? Dieser Typ lechzte geradezu nach einem Verkauf. Ich streckte meine Hand aus und legte sie in seine… und es fühlte sich plötzlich an, als hätte ich in eine Steckdose gefasst.

    Starke Vibrationen ratterten meinen Arm hinauf, hinein in meinen Nacken und knallten mir dann in den Kopf. Bilder schossen mir ins Gehirn als liefe eine Diashow vor meinen Augen ab. Der Vertreter-Typ in einem Büro. Eine Brünette. Ihre Augen so rot und geschwollen, dass sie ihre Form verloren haben. Weiße Lichter blitzen zwischen den schnell wechselnden Bildern. Ein großer roter Schreibtisch. Sein Stift über einem gelben Block. Tränen laufen ihr das Gesicht hinunter. „Du musst sie schnell finden", hallte eine weibliche Stimme wie ein boshaftes Lachen in meinem Kopf wider.

    „Aua!" Ich zog meine Hand weg, stolperte über die Fußmatte und fiel auf den Hintern. In meinem Kopf wurde es schwarz und die Stimme klang ab.

    „Geht’s dir gut?" der Vertreter-Idiot kniete vor mir, seine schwarzen, raupenähnlichen Augenbrauen kräuselten sich.

    Ich atmete schwer und versuchte, wieder zu mir zu kommen. Was – war – gerade – passiert?

    „Miss Walker? Er wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. „Sagen Sie etwas. Geht’s Ihnen gut?

    Ich schüttelte meinen Kopf. Ich muss wohl kurz ohnmächtig geworden sein, das war alles. Was sonst konnte es sein?

    „Kylie. Er wackelte mit seinen Fingern vor meinen Augen hin und her. „Ich sagte, geht´s Ihnen gut?

    Ich öffnete meinen Mund, um ihm zu sagen, er solle sich entspannen, aber dann – Boom! – die Bilder schossen mir wie aus einem fotografischen Gedächtnis wieder in den Kopf. „Du musst sie schnell finden", kreischte die Stimme der Frau. Was war das? Eine deprimierende Szene aus dem Film der Woche mit Mark Hernandez und irgendeiner weinerlichen Heldin in den Hauptrollen? „A-Aufhören!"

    „Was ist los?" Er hörte sich frustriert an.

    Ich konnte nicht wiederholen, was ich soeben gesehen hatte. Dass ich gesehen hatte, wie er sich Notizen machte, während eine Brünette sich die Augen aus dem Kopf heulte, weil ich irgendwie wusste, dass die Szene real war, dass das wirklich passiert war – dass es irgendwie aus seinem Gehirn in meins gelangt war, was ja offensichtlich unmöglich war. Nein, die Info würde ich definitiv nicht mit ihm teilen. Er würde mich für verrückt halten. Oh, nein. War ich verrückt? Hatte irgendein Spinner mir was in die Schachtel mit meinen Vollkornflakes getan? „Es ist n-nichts. Mir geht’s gut."

    Er starrte mich an. „Sind Sie sicher?"

    Nein, bestimmt nicht, aber ich musste von ihm wegkommen, ehe ich wieder das Klagen dieser Frau hörte. Es hörte sich viel zu gepeinigt an. „Ja, super. Ich habe Ihre Karte, also, ich muss jetzt los. Tschüs."

    Ich warf die Tür zu, rannte den Gang entlang zu meinem Zimmer und vergrub meinen Kopf in mein Bett. Wie konnte das wahr sein? Halluzinationen. Ich musste wohl halluzinieren.

    Ich meine, ich hatte eine Szene aus dem Leben dieses Vertreters gesehen. Zwei Mal. Aber wie? Wir hatten uns die Hände geschüttelt, ich habe Vibrationen meinen Arm hinaufkriechen gespürt und dann – Bamm! – wurden Bilder in meinem Kopf abgespielt. Hatte mein Gehirn irgendwie in seines gespickt? Unmöglich. Aber was für eine andere Erklärung konnte es geben?

    Mir schauderte es.

    Wie jedes andere Mal, wenn ich ausflippte, wollte ich zu meinem Dad rennen. Er gibt immer ziemlich coole Ratschläge, wahrscheinlich, weil er Psychologe ist und so. Er würde mir bestimmt versichern, dass ich nicht meinen Verstand verliere, und eine gute Erklärung für das parat haben, was soeben passiert war.

    Aber er war weg. Hatte wegen eines Patienten früher gehen müssen. Aber was war mit seiner Tochter? Sie war sich wohl selbst überlassen, nicht wahr?

    Ich schaute auf meine Uhr. Wenn ich mich jetzt nicht auf zur Schule machte, würde ich zu spät kommen. Ich kam nie zu spät. Das machte bei den Lehrern einen schlechten Eindruck und sie konnten im Handumdrehen aus einer Eins eine Eins Minus machen. Jetzt war nicht die Zeit für Panik. Außerdem, wen interessierte es schon, dass ich die Gedanken eines Fremden gesehen hatte? Das musste Zufall gewesen sein. Eines dieser komischen, unerklärlichen, übersinnlichen Dinge, von denen man im Fernsehen hört und die nur einmal passieren und das war´s.

    Ich verdrängte alles aus meinem Kopf, schnappte mir meinen Rucksack aus dem Zimmer und schoss durch die Tür. Um diesen zufälligen Vorfall schneller zu vergessen, würde ich mich auf mein heutiges Ziel konzentrieren: Mit Joel auf eine Weise sprechen, die ihn wissen lassen würde, dass ich interessiert war. Kein Sarkasmus. Nur richtiges Flirten. Hörte sich einfach genug an.

    Für jeden anderen jedenfalls, außer für mich.

    * * *

    Während der Fahrt zur Sacramento Valley Highschool spielte ich „Ich werde verrückt… Ich werde nicht verrückt, indem ich die Autos in der Spur nebenan zählte. Am Ende blieb es bei „Ich werde verrückt . Nicht gut.

    Ich parkte meinen Wagen auf dem Parkplatz vor der Schule, machte den Motor aus und bekam fast einen Herzinfarkt. Zehn Meter vor meinem Auto stand Joel Templeton. Nur, dass es meine beste Freundin Julie war, die da geradezu professionell mit ihm flirtete.

    Es hatte mir Angst eingejagt, die Gedanken des Vertreter-Typen zu lesen, aber als ich sah, wie Julie Joels Arm berührte, wühlte mich das so richtig auf. Sie ist meine beste Freundin und sie weiß, dass ich momentan für Joel schwärmte (gleich nach Edmond Dantés natürlich). Was also machte sie da?

    Moment mal. Ich hatte gerade einen sehr merkwürdigen Morgen. Vielleicht interpretierte ich zu viel in diese Unterhaltung zwischen Julie und Joel hinein. Es war ja immerhin nur eine Armberührung. Konnte alles Mögliche bedeuten. Wenn ich nur wüsste, was Julie dachte.

    Hm. Da kam mir ein Gedanke. Wenn ich wirklich in Mark Hernandez´ Gehirn gespickt hatte – und das ist ein großes „Wenn" – , dann sollte ich auch in Julies spicken können. Moment, dachte ich da wirklich ernsthaft daran, dass mein Körper eine Art Superkraft eingeschaltet hatte?

    Julie lächelte Joel an, und mein Körper erstarrte. Sie flirtete total mit ihm, und ich musste herausfinden, warum. Möglichkeiten. Was waren meine Möglichkeiten? Es mit dem Gedankenlesen zu versuchen oder… oder was? Hier herumsitzen und mit den Fingern aufs Lenkrad klopfen und mich in etwas hineinsteigern?

    Ich starrte meine blonde Freundin an, konzentrierte mich stark und versuchte, ihre Gedanken zu lesen.

    Nichts.

    Ich hielt meine Hände hoch und versuchte, die Energie von ihr zu mir zu leiten. „Komm schon. Öffne ihren Geist. Macht sie sich an Joel ran oder was?"

    Nö. Ich konnte immer noch nichts sehen.

    Das war hoffnungslos. Als könnte ich wirklich jemandes Gedanken lesen. Was ´n Scherz. Außer, naja, vielleicht musste ich ihr näher sein, so wie ich dem Vertreter-Typen nahe gewesen war?

    Mit einem flauen Gefühl im Magen stieg ich aus dem Auto und lief zu Julie und Joel und hoffte auf eine rationale Erklärung. Vorausgesetzt, ich könnte mein voyeuristisches Gehirn wieder einschalten.

    Julie sah mich nicht kommen, wahrscheinlich, weil sie zu beschäftigt damit war, tief in die Augen meines Schwarms zu schauen. Aber Joel erblickte mich gleich und winkte lässig.

    „Hey, Kylie. Sein Mund formte sich zu einem müden Halblächeln. „Wie läuft´s?

    „Ging schon mal besser." Die Antwort entsprach nicht meinen gesetzten Flirtzielen, aber sie stimmte wenigstens.

    Julie schien verdutzt, aber dann lächelte sie und warf ihre blonden Haare über die Schulter. „Hey, Süße. Was gibt’s?"

    „Sag du's mir." Ich blieb einen halben Meter vor ihr stehen, starrte in ihre Augen und flehte innerlich ihre Gedanken an, in meinem Kopf aufzutauchen.

    Sie hob ihre Augenbrauen. Eine Angewohnheit, die sie hatte, immer, wenn etwas ihr Interesse weckte, sie irritierte oder ihr auf die Nerven ging… genau genommen hob sie diese angemalten Augenbrauen wirklich oft. „Ist dir eine Kontaktlinse rausgefallen oder so?"

    „Hä?"

    Sie neigte sich zu mir, und ich konnte ihren Kaugummiatem riechen. „Deine Augen sehen so starr aus."

    Ich ließ das Glotzen sein und blinzelte. Wie kam es, dass ich Mark Hernandez' Meeting mit der Brünetten hatte sehen können? Denn es schien alles so echt gewesen zu sein. Niemals konnte ich mir diese Bilder alleine ausgedacht haben. An Edmond denken? Ja. An irgendeine weinerliche Frau? Nicht wirklich. Aber, wenn ich Mark Hernandez´ Gedanken habe sehen können, wieso konnte ich Julies jetzt nicht sehen? Es ergab keinen Sinn.

    Vergessen wir den übersinnlichen Kram, von dem ich vorhin geredet habe. Rational betrachtet, wenn ich einmal jemandes Gedanken gelesen habe, dann sollte ich in der Lage sein, es wieder zu tun. Und ich musste es jetzt tun.

    Ich schlug mir immer wieder mit der Faust auf den Oberschenkel. Das war so frustrierend. Was hatte ich bei Mark Hernandez anders gemacht als bei Julie? Er hatte meine Hand geschüttelt und dann – Bamm! – Gedanken in meinem Kopf wie aus einer Seifenoper. Hmm… er hatte meine Hand geschüttelt und dann krochen mir diese komischen Vibrationen den Arm hoch. Körperkontakt! Das musste der Auslöser sein!

    Julie ließ eine pinkfarbene Kaugummiblase platzen. „Geht’s dir gut, Süße?"

    Ich lächelte, froh darüber, das fehlende Glied entdeckt zu haben. „In zwei Sekunden wird es mir schon viel besser gehen."

    Julie warf Joel einen Blick zu, aber der schien es nicht zu bemerken. Er sah mich immer noch mit einem Lächeln an, dass eines heißen Filmstars würdig war.

    Ich schielte, versuchte mir einfallen zu lassen, wie ich Julie berühren sollte, ohne dass sie mich für merkwürdig hielten. „Was zum…? Ich legte eine Hand auf ihre in Viskose gehüllte Schulter und starrte ihr in die Augen. „Hast du eine neue Mascara?

    Ich wartete darauf, dass meine Hand zu vibrieren begann, dass ihre Gedanken meinen Kopf füllten, aber alles, was ich spürte, war Julie, wie sie mit der Schulter zuckte. „Ja, die ist ziemlich neu. Ich habe sie mir vor einer Woche oder so im Einkaufszentrum geholt. Wieso? Sie zog sich an den Wimpern. „Sie klumpt doch nicht, oder?

    „Nein, sagte ich und fragte mich, ob der Stoff zwischen unserer Haut die geistige Verbindung wohl unterbrach. Ich legte eine Hand auf ihren nackten Ellbogen. „Deine Wimpern sehen fantastisch aus. Ich drückte meine Augen zu und wartete auf den elektrischen Schlag.

    Nichts passierte.

    „Wie kannst du meine Wimpern sehen, wenn du die Augen geschlossen hast? Julie hörte sich verwirrt an. „Und seit wann interessierst du dich für Make-up?

    „Tue ich nicht."

    Was mich interessierte, war herauszufinden, wieso sie mit Joel flirtete, aber das hier funktionierte einfach nicht. Ich sah ihn an, und er beäugte mich merkwürdig, dachte sich wahrscheinlich, wie oberflächlich ich doch bin. Ich meine, was für eine Art von Mädchen bekommt schon mit, wenn ihre Freundin eine neue Mascara hat?

    Julie schaute auf meine Hand auf ihrem Ellbogen. „Kylie…"

    „Vergiss es, unterbrach ich und wollte weg von diesem gescheiterten Gedankenleseexperiment, weg von Julies professionellem Flirten, weg von dem undeutbaren Ausdruck auf Joels Gesicht. „Lass uns einfach nur gehen, damit wir nicht zu spät zum Unterricht kommen. Mein Griff um Julies Ellbogen wurde fester, ich führte sie weg vom Parkplatz und weg von Joel Templeton.

    Sehen wir der Sache ins Gesicht. Julie war ein toller Flirt. Ich war grottenschlecht in diesem Jungs-Mädchen-Ding.

    * * *

    Minuten später betrat ich den Schulflur, blieb vor meinem knallroten Spind stehen und begann, den Code ins Schloss einzugeben, indem ich es nach rechts drehte. Ich war frustriert, weil ich Mark Hernandez´ Gedanken gelesen hatte und Julies nicht. Ich drehte das Schloss nach links. Vor allem, wenn Julies Gedanken doch die waren, in die ich spicken wollte. Sie flirtete mit Joel, und ich musste erfahren, warum.

    Meine Hand erstarrte am Schloss. Joel. Ich hatte Julie vom Parkplatz weggezerrt, ohne mich überhaupt von ihm zu verabschieden. Schlimm genug, dass mein Gehirn Julies Gedanken nicht lesen konnte, aber jetzt war auch noch mein Ziel, am Flirten zu arbeiten, gefloppt.

    Ich sah mich im Gang um und erblickte Julie, die auf die Tasten ihres Handys haute. Meine Paranoia setzte ein. Schrieb sie gerade Joel? Ich konnte die Spannung nicht länger ertragen und musste wissen, was mit ihr los war. Da ich ihre Gedanken nicht lesen konnte, gab es nur noch eine Möglichkeit, es herauszufinden.

    „Mit wem textest du? Meine Stimme stieg beim Wort „textest leicht an und ließ es so aussehen, als würde ich versuchen, cool zu bleiben, dabei aber eigentlich daran dachte, dass meine beste Freundin hinter meinem Schwarm her war.

    „Hä? Ach so, ich beende mein Gespräch mit Joel."

    Mein Magen drehte sich um. „Ähm, was?"

    Sie klappte ihr Handy zu und hakte sich bei mir ein. „Er hat mir gesagt, dass Brandon und Lisa Probleme habe. Ich hoffe, sie serviert ihn ab, damit ich die Reste aufsammeln kann."

    Erleichterung kam über mich. Natürlich! Brandon! Joels bester Freund! Deswegen hatte sie so angeregt mit meinem Schwarm gesprochen. Es ergab jetzt alles einen Sinn. Sie war seit der zweiten Klasse in Brandon verliebt. Leider war er mit Lisa zusammengekommen, bevor Julie zum Zug gekommen war.

    Jetzt, wo sich das mit der Paranoia erledigt hatte, schob ich mein Chemiebuch in meinen Rucksack und schloss meinen Spind. „Viel Glück in der Brandon-Sache. Halt mich auf dem Laufenden."

    „Klar. Man sieht sich", sagte sie und zog ihren Arm unter meinem raus und machte sich auf den Weg zu ihrer ersten Stunde.

    Ich flitzte auf Wolke Sieben ins Chemielabor. Meine beste Freundin war nicht hinter meinem Typen her – ähm, meinem potenziellen Typen – und ich hatte noch den ganzen restlichen Tag, um den Schaden wiedergutzumachen, den ich in der Abteilung Flirten angerichtet hatte. Das Leben war wieder gut.

    „Kylie. Mrs. Thomas – oder Mrs. T., wie ich sie nannte – legte eine Hand auf mein Kreuz und manövrierte mich weg von dem Andrang der Schüler, die ins Klassenzimmer strömten. „Ich würde dir gerne Mr. McDonald vorstellen. Er wird mich vertreten, solange ich im Mutterschutz bin. Er hat herausragende Referenzen in Naturwissenschaft.

    Ich schaute auf Mrs. T´s geschwollenen Bauch, der täglich aufgeblasener zu sein schien. Ich wusste ja, dass das natürlich war und alles, aber es konnte nicht angenehm sein, so herumzulaufen. Es sah aus, als könnte sie jeden Moment nach vorn kippen und auf dem Gesicht landen.

    „Danke, Mrs. Thomas." Mr. McDonald schob seine schwarz gerahmte Brille mit seinem Mittelfinger nach oben. „Es wird mir eine Freude sein, Ihre Klasse zu unterrichten,

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