Unglücksbringer
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About this ebook
den vorbeieilenden Fahrgästen hinterher.
Sein Entschluss steht fest. Für das, was er
getan hat, muss er büßen. Auf ewig.
Als der Junge Jeremy in sein Berliner
Bahnhofsleben tritt, nehmen die Dinge jedoch
nach und nach einen unvermuteten Verlauf...
Marie Meerberg
Marie Meerberg schreibt unter Pseudonym, gerne auf ihrer Lieblingsinsel Föhr und ansonsten überall, wo der Laptop Platz findet. Sie lebt mit ihrem Mann in ihrer Geburtsstadt Berlin und hat zwei erwachsene Söhne. Der Roman 'Doppelt und Vierfach' ist nach der Erzählung 'Unglücksbringer', den 'Berliner Freitagsgeschichten' und 'Corina und Corona' ihre vierte Veröffentlichung.
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Book preview
Unglücksbringer - Marie Meerberg
43
1
Er zitterte leicht. Es war arschkalt in seinem Zimmer. Frieda lag dicht an ihn gekuschelt. Das war wenigstens etwas. Ohne Frieda hätte er sich schon lange aufgegeben. Sie gab ihm das Gefühl, nicht alleine zu sein. Auch Frieda liebte die Muße und leistete ihm Gesellschaft, wenn er den Tag verweigerte. Als er neulich jedoch bis in die späten Nachmittagsstunden nicht aufstehen wollte, hatte sie ihm die Decke weggezogen. Es blieb ihm quasi nichts anderes übrig, als aus dem Bett zu steigen und sich anzuziehen. Na gut. Frieda wusste, was gut für ihn war. Er liebte sie. Mit ihr würde er weiter durchhalten und sein Leben ertragen.
2
Die Kälte war noch extremer geworden. Nachts durchgehend Minusgrade. Frieda wollte am liebsten den ganzen Tag in der Wärme bleiben.
Das ging natürlich nicht. Schließlich hatte sie Dinge zu erledigen, die sich nicht aufschieben ließen. Er begleitete sie, weil er sie nicht alleine laufen lassen wollte. Sie hing an ihm und er an ihr. Zu zweit waren sie wenigstens nicht einsam.
Einsamkeit war schrecklich. Da kamen immer so traurige Gedanken. Sie kreisten im Kopf herum und hämmerten im Hirn. Ließen einen nicht los.
Die konnten einen verrückt machen. Wenn er nicht mit Frieda spazieren ging, zog es ihn zu seinem Lieblingsort. Da war Ablenkung. Da bewegte sich was. Da waren Menschen. Die taten das, was er zur Zeit nicht konnte. Sie gingen ihren täglichen Verpflichtungen nach. Für ihn war es am erträglichsten, einfach nur dazusitzen. Abzuwarten. Zu beobachten. Und Geld brauchte er natürlich auch.
Die Leute, die täglich an ihm vorbei liefen, ließen sich durch ihn nicht stören. Nur wenige nahmen ihn überhaupt wahr. Und das schon zu normalen Zeiten. Momentan sahen sie alle noch beschäftigter aus als sonst. Das hing mit dem morgigen Tag zusammen. An dem die Hektik der Welt für einen kleinen Moment, wie mit einem unsichtbaren Hebel, abgestellt wurde. An dem Frieden herrschen sollte auf Erden. Und selbstverständlich eine feierliche Stimmung.
Was für ein Quatsch. Man konnte traurige Gedanken nicht einfach hinter bunten Kugeln verstecken. Oder in Geschenkpapier einwickeln.
Es würde so werden wie immer in den letzten beiden Jahren. Er würde sich von seinem Mützengeld eine Flasche Doppelkorn kaufen und in die hochprozentige Höhle des Vergessens abtauchen.
3
Er schaute auf die vorbeihastenden Passanten.
Wie gewohnt waren alle in Eile. Das neue Jahr hatte begonnen. Jeder rannte seinen guten Vorsätzen hinterher. Keiner hatte Zeit, ihn anzuschauen. Warum auch. Er war nicht das, was man als Hingucker bezeichnen würde. Im Gegenteil. Rote Augen, aufgedunsene Haut, ungepflegte Haare. Aber das war ihm egal. So wie ihm sein ganzes Leben egal war. Seit diesem einen Tag.
Er fühlte eine leichte Unruhe in sich aufsteigen.
Bene hatte sich noch nicht blicken lassen. Das war merkwürdig. Eigentlich war der Bursche zuverlässig. Meist kam er nach der Arbeit bei ihm vorbei. Er war ein guter Freund, der sich um ihn kümmerte. Das taten nur wenige. Klar. Wer war er denn noch, dass jemand ein Interesse an ihm haben könnte? Er war ein Unglücksbringer. Verdiente es, links liegen gelassen zu werden. Es machte ihm nichts aus. Er hatte