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Hein Knutzen: und das Hexenhaus in Niendorf
Hein Knutzen: und das Hexenhaus in Niendorf
Hein Knutzen: und das Hexenhaus in Niendorf
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Hein Knutzen: und das Hexenhaus in Niendorf

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About this ebook

Hein Knutzen und das Hexenhaus in Niendorf.

Mein Name ist Hein Knutzen, ich bin ein Druide, wahrscheinlich der Letzte. Mein Geld verdiene ich als Schriftsteller und als Chef einer Detektei. Nebenbei arbeite ich als Berater bei einem Sonderkommissariat der Hamburger Polizei. Diese befassen sich mit Kriminalfällen, deren Tatbestände sich mit dem bloßen reinen Menschenverstand nicht erklären lassen.

In meiner ersten Geschichte berichte ich von einem Hexenhaus, das ich in Hamburg Niendorf kaufte.
Nebenbei löste die Detektei einen kniffligen Diebstahl, um eine unschuldige Frau aus dem Gefängnis zu holen. Ein Glamour musste unschädlich gemacht werden und eine cholerische und rachsüchtige Hexe, die in Hamburg und Umgebung ihr Unwesen trieb, wurde außer Gefecht gesetzt und eingefangen. Damit noch nicht genug, denn ich verliebte mich auch noch.

Also eine Geschichte aus dem ganz normalen Leben eines Druiden.
Nur gut, dass ich die eine und andere Fähigkeit besitze, die ich dabei nutzen konnte!
LanguageDeutsch
Release dateSep 13, 2017
ISBN9783744828307
Hein Knutzen: und das Hexenhaus in Niendorf
Author

Hein Ennak

Hein Ennak, einst ein Experte im Bereich Controlling, hat in seiner früheren Karriere die Welt der Zahlen und Analysen beherrscht. Er absolvierte ein Studium in Betriebs- und Verwaltungswirtschaft. In einem renommierten Telekommunikationskonzern machte er sich als Controllerexperte einen Namen und verfasste mehrere angesehene Fachbücher, die Aufmerksamkeit in der Welt des effizienten Controllings erlangten. Doch hinter der Fassade des analytischen Verstandes brodelte eine Leidenschaft für das Geschichtenerzählen, die in den ruhigen Momenten zum Vorschein kam. Im Jahr 2016 entschied sich Hein Ennak für einen beruflichen Neuanfang und widmete sich fortan der Schriftstellerei. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau in Hamburg. Sein Arbeitszimmer ist ein Hort der Kreativität. Bücherwände umgeben ihn, und auf seinem Schreibtisch stapeln sich Notizbücher, gefüllt mit Skizzen und Ideen für Geschichten. Hier, im sanften Schein einer Schreibtischlampe, verbringt Hein seine Tage damit, sich in fiktive Welten zu vertiefen, Charaktere zum Leben zu erwecken und die Leser mit seinen Worten zu verzaubern. "Jeder von uns hat viele Seiten", sagt er in einem Interview, "und ich habe gelernt, dass es nie zu spät ist, ein neues Kapitel aufzuschlagen."

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    Book preview

    Hein Knutzen - Hein Ennak

    48

    1

    DIENSTAG 05.04.2016 10:00 UHR, LANGENHORN, MEINE WOHNUNG:

    Das Telefon klingelte zum achten Mal, bevor ich ranging. »Hein Knutzen«, sagte ich, nachdem ich den Hörer aufgenommen hatte. »Kommen sie sofort in die Bahrenfelder Straße! Stürmer hier!«, schrie jemand ins Gerät, gab noch die Adresse an und legte auf.

    Kriminalhauptkommissarin Sabine Stürmer, Leiterin des BAO 82 im Landeskriminalamt Hamburg, welches für außergewöhnliche Tatbestände und Kriminalfälle geschaffen wurde, ist vor einem Jahr in dieses Team versetzt worden. Ihr unterstehen drei Kriminalkollegen.

    BAO heißt ›Besondere Aufbau Organisation‹. In den Medien tauchen sie immer als SoKo auf. Das BAO 82 beschäftigt sich mit Kriminalfällen, deren Tatbestände sich mit dem reinen Menschenverstand nicht erklären lassen.

    Drei Minuten später saß ich im Auto, gab die Adresse in das Navigationssystem ein und steuerte in Richtung Altona.

    Mein Tagesplan sah eigentlich etwas anders aus. Ich wollte mir ein Haus in Niendorf anschauen: Lage, Größe und Umfeld. Schon seit zwei Monaten suchte ich ein Anwesen mit Garten in ruhiger Lage innerhalb Hamburgs. In einem lokalen Wochenblatt hatte ich am Vorabend eine Anzeige gelesen, die durchaus interessant klang. Meine kleine Eigentumswohnung am Langenhorner Markt würde ich dann vermieten. Das musste aber jetzt warten.

    Dem Polizeipräsidenten hatte ich sechs Jahre zuvor versprochen, sein damals neues BAO 82 mit Rat und Tat zu unterstützen, wenn Sachverhalte in Fällen auftauchten, die sich nicht logisch erklären ließen. So hatte ich neben meiner Arbeit als Schriftsteller immer wieder Gelegenheit Polizeiarbeit hautnah mitzuerleben und zu unterstützen. Allerdings war meine Hilfe, seit Frau Stürmer die Abteilung übernommen hatte, nicht mehr in Anspruch genommen worden: »Zivilisten gehören nicht in eine polizeiliche Sonderabteilung«, war ihre Meinung.

    DIENSTAG 05.04.2016 10:20 UHR, BAHRENFELDER STRAßE:

    Natürlich fand ich keinen Parkplatz vor dem Gebäude in der Bahrenfelder Straße. Drei Polizeiwagen und der weiße Scirocco der Hauptkommissarin standen bereits vor dem Haus. Ich fuhr rechts in die nächste Seitenstraße und bekam dort gleich eine Parkmöglichkeit.

    ›Pension Schneider im zweiten Stock‹, las ich auf einem Schild im Eingangsbereich, als ich das Haus betrat. Ein Streifenbeamter versperrte mir den Zutritt: »Hier können sie jetzt nicht weiter, hier wird polizeilich ermittelt! Oder wohnen sie hier?«

    »Nein – bitte sagen sie der Kriminalhauptkommissarin Stürmer, dass Hein Knutzen da ist! Wir sind hier verabredet«, erwiderte ich. Lange warten musste ich nicht.

    Da kam sie auf mich zu, eins fünfundsechzig groß, kräftig und stabil gebaut. Ich wusste, dass sie im Polizeisportverein aktiv Sport betrieb. Kugelstoßen, Speerwurf und Diskus werfen, hatte ich in der Zeitung gelesen.

    »Da sind sie ja endlich. Wir sind hier schon fast fertig. Die Spurensicherung packt schon ein. Kommen sie herein und schauen sie sich den Tatort an«, drängelte Frau Stürmer.

    ›Eine etwas abgefahrene Begrüßung‹, dachte ich mir.

    »Die Pension gehört einer Frau Schneider. Sie hat hier drei Pensionszimmer mit Frühstück und Familienanschluss. Kommissar Oliver Meier, mein Mitarbeiter, spricht gerade mit ihr. Jetzt kommen sie weiter, hier ist der Tatort. – Das Opfer ist Doktor Gerhard Schwärtzer, zweiundfünfzig Jahre, Jurist und zurzeit Leiter eines CDU-Untersuchungsausschusses. – Er ist laut dem Doktor gestern zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Uhr erwürgt worden. Der Täter muss stark sein. Es hat keinen Kampf gegeben, denn eine Gegenwehr von Herrn Schwärtzer kann ausgeschlossen werden«, führte sie aus.

    »Jo!«, erwiderte ich und schaute mir den Toten genauer an.

    Bereits als ich den Raum betrat, nahm ich magischen Staub wahr.

    Magischen Staub kann man nicht sehen, aber man kann ihn fühlen, wenn man weiß, wonach man suchen muss. Er entsteht immer dann, wenn magische Energie oder Kräfte gebraucht wurden, und hier war reichlich Staub vorhanden.

    Im Raum befanden sich fünf Beamte von der Spurensicherung, die in weiße Overalls gekleidet waren, der Rechtsmediziner, zwei Polizisten aus dem »Polizei Kommissariat« PK 21 und KHK Stürmer. Ich beobachtete, dass die Zimmertür zu diesem Appartement von außen aufgebrochen war, der Zimmerschlüssel steckte noch von innen und alle Fenster waren geschlossen. Auf dem Fußboden, um den Toten herum, standen sechs Nummernschilder, die Spuren markierten.

    Der Mediziner packte seinen Koffer. Ein Kommissar von der Spurensicherung machte noch Aufnahmen vom Zimmer und vom Toten. Zwei Personen betraten den Raum und warteten im Hintergrund, dass der Doktor die Leiche zum Abtransport freigab. Frau Stürmer sprach mit dem Einsatzleiter und einem Kommissar von der Spurensicherung.

    Ich machte mit meinem Smartphone ein paar Fotos vom Toten und dem Würgemal am Hals, bevor die Leiche dann zur Obduktion in einen schwarzen Leichensack eingepackt und abtransportiert wurde. Nachdem die Spurensicherung noch ein paar Fotos gemacht hatte, packten sie ihre Utensilien ein und verließen das Pensionszimmer. Anschließend war ich mit Frau Stürmer allein im Raum.

    »Die Leiche geht in die Rechtsmedizin. – Das Problem hier ist: Wir können nicht feststellen, wie der Täter herein- und wieder hinausgekommen ist. Das Zimmer hat Herr Schwärtzer gestern um sechzehn Uhr dreißig gemietet. Er hatte eine Aktentasche und eine kleine Umhängetasche dabei. Die Aktentasche ist bis auf ein Notizbuch mit Adressen und Schreibutensilien leer. In der Umhängetasche sind Klamotten für eine Übernachtung. Frau Schneider ging mit Herrn Schwärtzer hier rauf und zeigte ihm die Räumlichkeiten. Sie ist sich sicher, dass sich keine weitere Person im Zimmer aufhielt. Herr Schwärtzer kam alleine und schloss gleich das Zimmer ab, nachdem Frau Schneider den Raum verlassen hatte. Er wollte heute früh um sieben Uhr geweckt werden. Besuch hat er nicht mehr bekommen. Herr Schwärtzer war der einzige Gast in der Pension. Ein Zugang zu seinem Zimmer ist nur über die Rezeption möglich, die Pensionseingangstür ist immer verschlossen. Damit können wir einen Besucher von außen als Täter ausschließen. Frau Schneider scheidet als Mörder aus, da sie zu klein und auch nicht kräftig genug ist, wie der Doktor erwähnte. Weitere Personen sind und waren nicht hier«, berichtete Frau Stürmer.

    Kommissar Oliver Meier betrat den Raum: »Frau Schneider versuchte um sieben, sieben Uhr fünfzehn, sieben Uhr dreißig und um acht Uhr Herrn Schwärtzer zu wecken. Um acht Uhr dreißig rief sie die Polizei. Die Feuerwehr verschaffte sich dann um neun Uhr fünfzehn gewaltsam den Zugang zum Zimmer und fand den Toten«, vervollständigte er den Bericht der Ermittlungsergebnisse.

    »Wie ist der Täter hier hereingekommen, und vor allen Dingen, wie kam er nach der Tat wieder raus, wenn die Tür von innen verschlossen war, und die Fenster nicht als Fluchtweg genutzt wurden? Fingerabdrücke gibt es auch nur von Herrn Schwärtzer und von Frau Schneider. Jetzt sind sie dran!«, forderte die Hauptkommissarin mich auf.

    »Jo, – das ist nicht gerade trivial!«, erwiderte ich und ging zum Fenster: »Das muss ich mir noch genauer anschauen. Ich habe zwar eine Idee, was passiert sein könnte, gebrauche allerdings noch zwei bis drei Stunden, um eine Lösung aufzuzeigen und zu beweisen«, sagte ich und fotografierte aus dem Fenster die Straße und das gegenüberliegende Haus.

    »Okay! Okay – wir sehen uns dann um sechzehn Uhr dreißig in meinem Büro. Bis dahin habe ich auch noch einige Details zum Toten«, bestimmte sie.

    Sie ging Richtung Tür und sprach weiter: »Nur, weil wir sie hier einbeziehen, ändert das nichts an meiner Meinung, dass Zivilisten keine Polizeiarbeit machen sollten! – Dies ist hier der dritte Mordfall in Hamburg innerhalb von einigen Monaten, den wir nicht aufklären können, weil wir nicht verstehen, wie der Täter die Morde bewerkstelligt hat. Dem Polizeipräsidenten habe ich versprechen müssen, sie jetzt mit einzubeziehen.« Sie drehte sich ohne einen Gruß um und ging. Kommissar Oliver Meier folgte ihr.

    ›Ein bisschen stressig ist die Dame schon‹, dachte ich und setzte mich in einen Sessel. Alle Personen waren aus dem Zimmer. Ich war allein. Ich konzentrierte mich auf diesen Raum, auf den magischen Staub und die Atmosphäre.

    »Einen Täter muss es geben. Keiner kann sich selbst erwürgen. Der magische Staub zeigt, dass hier übernatürliche Kräfte genutzt wurden. Aber wie?«

    Ich schaute mir das Foto von dem Würgemal am Hals auf meinem Smartphone an und vergrößerte die Würgeabdrücke. Fingerspuren waren nicht erkennbar. Bei einem normalen Erwürgen hat man mehrere Fingerwürgemale. Das war hier nicht so. Auch keine Schnur und kein Seil kamen in Frage, da diese andere Abdrücke hinterlassen. Es sah fast so aus, als wenn ein Ring oder ein Kranz, der immer enger wurde, den Tod verursacht hatte. Bei einem einzelnen großen Würgemal müsste der Druck auf den Hals gleichzeitig an allen Stellen gleich stark sein. ›Das mit Magie zu bewerkstelligen ist schon eine Aufgabe, die eine gewisse magische Stärke und Erfahrung voraussetzt. Das sollte ich überprüfen, testen und ausprobieren, ob das überhaupt funktioniert‹, dachte ich.

    ›Dabei muss der Täter mindestens Sichtkontakt zum Opfer haben, sonst lässt sich die Kraft nicht positionieren‹, bedachte ich.

    Ich stand auf und ging zum Fenster. ›Sichtkontakt ist nur von dem links gegenüberliegenden Gebäude möglich, zweite oder dritte Etage rechts‹, überlegte ich weiter.

    Ich sah mich noch einmal um und verließ das Haus, nachdem ich mich von Frau Schneider verabschiedet hatte. Auf dem Bürgersteig angekommen schoss ich noch mit dem Smartphone einige Aufnahmen, auch von der gegenüberliegenden Seite.

    Ich überquerte die Straße, und in diesem Augenblick verließ ein Junge das besagte Gebäude durch die Eingangstür. Ich griff nach der Tür, bevor sie zuschlug, und betrat das Haus. Mein Ziel war die zweite oder dritte Etage jeweils die rechte Wohnung. An der Klingel in der dritten Etage stand: ›S. Maschmann, K. Queller, O. Sauer‹. Eine Wohngemeinschaft? In der zweiten Etage war an der rechten Wohnung das Schild am Klingelknopf entfernt worden. Diese Wohneinheit war unbewohnt.

    »Möchten sie sich die Wohnstätte anschauen? Haben sie sich zur Wohnungsbesichtigung angemeldet? Ich bin der Hausmeister hier!«, sprach mich ein übergewichtiger Fünfzigjähriger in einem grauen Kittel, mit Elbsegler auf dem Kopf und Hauslatschen an den Füßen an.

    »Nein, aber einen Blick würde ich schon gerne dort hineinwerfen. Und eine Flasche Bier ist mir das auch wert«, entgegnete ich. Das war das Schlüsselwort. Er schloss die Wohnungstür auf und ich bemerkte sofort den magischen Staub in dieser Wohnung.

    »Haben sie gestern Nachmittag oder Abend noch jemandem diese Räumlichkeiten gezeigt, oder war sonst jemand hier drin?«, fragte ich.

    »Nein, gestern war ich den ganzen Nachmittag im Krankenhaus und habe meine Schwester besucht. – Lungenentzündung«, antwortete der Hausmeister: »Erst zur Tagesschau war ich wieder zurück.« »Jo, danke. Ich vermute, die Polizei, oder Frau Stürmer, wird sie heute noch kontaktieren. Bitte lassen sie keine weiteren Personen in die Wohnung! Frau Stürmer ist bei der Kripo und sie ermittelt in einem Mordfall«, erwähnte ich, während wir aufbrachen.

    »Schiet …! Ich will nirgends hineingezogen werden. Hier im Erdgeschoss wohne ich. Fiete Kranz, Friedrich Kranz ist mein Name«, stotterte er.

    Ich verließ das Haus, nachdem ich Herrn Kranz fünf Euro für ein großes Bier in die Hand gedrückt hatte.

    Den Namen ›Friedrich Kranz‹ notierte ich mir auf dem Weg zum Gemüsehändler, der ein Stückchen die Straße weiter seinen Laden hatte. Ich kaufte drei große Zucchini, bevor ich nach Hause fuhr. Unterwegs rief ich noch Frau Stürmer an, gab den Namen und die Adresse des Hausmeisters durch, dass die leere Wohnung, zweite Etage rechts, durch die Spurensicherung untersucht werden sollte und so weiter.

    2

    DIENSTAG 05.04.2016 16:25 UHR, POLIZEISTERN, POLIZEIPRÄSIDIUM:

    Sechzehn Uhr dreißig, ich war einmal pünktlich. Die Fahrt zur City Nord zum Hamburger Polizeistern, dem Polizeipräsidium am Bruno-Georges-Platz 1, verlief ausnahmsweise mal ohne Stau. Ich ging die Treppe hinauf zum Eingangsbereich und durch die Besucher-Eingangsschleuse. Dort meldete mich eine Polizistin bei Frau Stürmer an. Ich wurde von einem Polizisten dann in den fünften Stock zum Büro von Frau Stürmer begleitet. Auf dem Türschild stand nur ›Stürmer BAO 82‹. Ohne zu klopfen, ging der Beamte in den Raum. Frau Stürmer saß an einem großen, altmodischen Schreibtisch. Der Polizeibeamter flüsterte ihr etwas ins Ohr und ging aus dem Raum, ohne die Tür zu schließen. »Was ist mit der Wohnung? Hat das mit unserem Fall zu tun, oder was sollte die Aktion?«, knurrte sie mich an.

    ›Ihre Laune ist immer noch nicht besser!‹, dachte ich und legte die Zucchini auf den Besuchertisch. »Was wollen sie denn jetzt mit der Gurke? Soll ich für sie einen Salat schnitzen?«, grummelte sie.

    »Die Gurke ist eine Zucchini und damit ein Kürbis. Ich gebrauche ihn, um Ihnen den Tatvorgang zu erläutern und zu demonstrieren. Die Zucchini ist das Opfer«, entgegnete ich und nahm einen leeren Kaffeebecher von ihrem Schreibtisch, stellte den Becher in die Mitte des Besuchertisches und steckte die Zucchini aufrecht dort herein.

    »Das ist das Opfer. Ich werde jetzt den Herrn Zucchini erwürgen.« Dazu ging ich so weit rückwärts durch die noch offene Tür aus dem Raum, bis Frau Stürmer mich nicht mehr sehen konnte. Ich konzentrierte mich auf die Zucchini und würgte sie magisch. Mit einem Knall platzte der Kürbis in der Mitte auf, die Tasse fiel um und Zucchiniteile flogen im Raum herum.

    Frau Stürmer sprang auf, der Schreibtischstuhl krachte an die Wand und knallte hin. Sie schrie: »Was war das?«

    »So ist Gerhard Schwärtzer gestorben, genauso wie diese Zucchini hier! Das ist mit starker Zauberei gezielt gemacht worden«, entgegnete ich, während ich den Raum wieder betrat, und erklärte: »Der Täter war in der gegenüberliegenden Wohnung und hat von dort aus die Magie heraufbeschworen.«

    »Das kann ich kaum glauben. Wie soll ich so was in meinem Untersuchungsbericht oder in eine Anklageschrift schreiben. – Der Täter, ein Zauberer, schwingt den Zauberstab – Hokuspokus – und das Opfer stirbt daran. Das ist wie in einem schlechten Fantasyfilm. Sind wir bei Harry Potter hier?«, schrie sie mich an.

    »Jo; das sind und waren immer schon die Probleme in diesem Sonderkommissariat. Das war in der Vergangenheit so und wird sich auch in der Zukunft nicht ändern. Man muss viel Fantasie aufwenden, um Tatbestände oder Vorfälle zu beschreiben beziehungsweise zu umschreiben. Schauen sie sich die alten Akten und Vorgänge, die in diesem BAO bearbeitet wurden, einmal an. Wenn sie Erläuterungen gebrauchen, stehe ich gerne zur Verfügung«, versuchte ich sie zu beruhigen.

    »Was ist eigentlich mit dem alten BAO-Team vor einem Jahr passiert?«, wollte sie von mir wissen. »Das darf ich Ihnen nicht erzählen. Nur so viel: Sie wurden befördert und dann in eine Bundesbehörde versetzt. Von dort aus arbeiten sie in zentralen europäischen Projekten«, antwortete ich. »Also keine Strafversetzung?«, fragte sie und schaute mich überrascht an.

    »Nein, ganz im Gegenteil. Das ganze Team ist die Treppe hinaufgefallen«, erläuterte ich.

    »Okay, machen wir im Fall weiter!«, wechselte sie das Thema: »Herr Schwärtzer war kein beliebter Mensch. Er hatte mehr als nur einen Widersacher. Wir werden in seinem Umfeld weitersuchen, um ein Tatmotiv zu finden. Was ist ihre Meinung, war der Straftäter ein Auftragskiller?«

    »Jo, kann sein. Das würde ich jetzt nicht ausschließen. Dazu müsste man die Täterspur weiterverfolgen und den Zusammenhang – Täter und Opfer – beleuchten«, antwortete ich.

    »Wissen Sie, wer das Pensionszimmer gemietet hatte, oder die Reservierung gemacht hatte? War es Herr Schwärtzer selber, seine Sekretärin, oder eine dritte Person? Gibt es Parallelen zu ihren anderen Fällen?«, fragte ich.

    »Und was ist aus der Spurenuntersuchung der rechten Wohnung, zweiter Stock, im gegenüberliegenden Haus geworden?«, wollte ich von ihr wissen.

    »Die Spurensicherung hat viele Fingerabdrücke gefunden. Gestern war der Hausmakler mit einer zierlichen Frau, um die fünfundvierzig Jahre alt, zu einer Wohnungsbesichtigung in den Räumlichkeiten. Laut Aussage vom Makler war das allerdings schon um sechzehn Uhr dreißig. Die Besichtigung hat etwa zwanzig Minuten gedauert. Den Namen und die Anschrift der Person wird er uns noch zufaxen. Wir werden die Frau befragen, sobald wir Name und Adresse haben. Ansonsten war in den letzten drei Tagen keiner in der leeren Wohnung«, beantwortete sie meine Frage.

    »Was ist mit den anderen beiden Mordfällen, von denen sie heute Nachmittag sprachen?«, bohrte ich noch einmal nach.

    Ihre Miene verfinsterte sich: »Ich glaube nicht, dass diese Tatbestände sie was angehen!«, erwiderte sie mit lauter Stimme. Nach einer zweiminütigen Pause sprach sie viel ruhiger weiter: »Ein Mord an einem Taxifahrer, schwere Quetschungen im Bauch- und Brustbereich, Tod durch Herzstillstand, und zweitens ein Todesfall durch Stoßen vor den einfahrenden Zug. Die Überwachungskamera zeigte eindeutig, dass die Person, ein zweiundfünfzigjähriger Politiker, vor den Zug geschubst wurde, einen Täter allerdings kann man auf dem Video, der Überwachungskamera, nicht erkennen«, führte die Hauptkommissarin aus, holte aus der Schreibtischschublade eine Papierserviette, ging zum Besuchertisch, sammelte und wischte die Zucchini-Bruchstücke zusammen und brachte das alles in die Teeküche.

    In dem Moment, als sie zurückkam, wurde mein Amulett, das ich immer um den Hals trage, warm.

    So ein Amulett ist wie ein Frühwarnsystem eines Druiden. Es hat die Eigenart, warm oder kalt zu werden. Wenn unmittelbar Gefahr droht, wird der Anhänger warm. Die Energie, die durch diese Wärme abgegeben wird, kann zum Beispiel genutzt werden, um einen Schutzschild aufzubauen. Wird das Amulett kalt, ist eine übernatürliche oder magische Energiequelle in der Nähe.

    Kurz darauf kam Kommissar Oliver Meier in den Raum: »Was machen sie denn hier? Sie haben hier nichts zu suchen. Wir wollen ihren Hokuspokus nicht! Bei uns zählen nur Fakten!«, schrie er mich an, stellte sich vor mir auf und griff in meinen Pullover.

    »Lassen sie mich und meine Chefin in Ruhe, oder ich verpasse Ihnen gleich eine Extradröhnung!«, bedrohte er mich.

    Ich war über diese plötzliche Attacke zuerst verwundert und dann verärgert. Mein Blutdruck stieg, und ich überlegte mir Gegenmaßnahmen.

    Es war bestimmt nicht vorteilhaft, in einem Polizeigebäude einen Polizisten zu verhauen. Also versuchte ich mich wieder zu beruhigen. – Das gelang.

    Ich konzentrierte mich auf die Wespe, die im Zimmer am Fenster herumschwirrte. In dem Moment, in dem die Wespe dem Meier in den Hintern stach, verließ ich den Raum und das Gebäude.

    DIENSTAG 05.04.2016 17:15 UHR, AUF DEN WEG NACH LANGENHORN:

    Auf dem Weg nach Hause beglückwünschte ich mich, dass ich die Ruhe bewahrt hatte. Es gab Zeiten, da hätte ich anders reagiert.

    ›Ich glaube nicht, dass ich zukünftig mit so einem Team zusammenarbeiten möchte‹, überlegte ich und steuerte mein Auto Richtung Langenhorn.

    DIENSTAG 05.04.2016 20:00 UHR, AM HAMBURGER MICHEL:

    Am Abend war ich noch mit meinem Freund Thomas, Doktor Thomas Dresden, am Hamburger Michel verabredet.

    Ich lernte Thomas kennen, als ich im Frühling 2006 spät abends auf der A7 Richtung Flensburg unterwegs war. Kurz hinter der Auffahrt Bahrenfeld kam ich an einen Unfallort. Ein Dreißigtonner schob seinen Mercedes auf einen Kranwagen und verkürzte das Auto um fast zwei Meter. Er hatte Glück, denn ich hatte den gleichen Weg wie er. Nachdem ich ihn mit magischer Kraft aus dem Schrottauto befreit und ihn wiederbelebt hatte und mit Magie die Reparatur der vielen Brüche und inneren Quetschungen eingeleitet hatte, kam der Rettungsdienst der Feuerwehr und brachte ihn ins Krankenhaus.

    Vier Wochen später tauchte er bei mir zu Hause auf und bedankte sich bei mir für den lebensrettenden Einsatz. Er fand mich oder besser mein Konterfei, in einem Buch von mir. Seit damals feiern wir an jedem 5. April seinen zweiten Geburtstag. Nun muss ich an dieser Stelle aber einräumen, dass er mich 2010, nachdem ich unfreiwillig an einem Banküberfall teilgenommen hatte und dabei etliche Schusswunden einstecken musste, wieder zusammenflickte. In den Folgejahren entwickelte sich eine Freundschaft. Er erfuhr von meiner Druidenkunst und ich lernte viel über die moderne Medizin von ihm.

    Thomas hatte wie jedes Mal einen Tisch im Old Commercial Room reserviert. Wir aßen wie immer eine Hamburger Aalsuppe und Labskaus.

    Ich erzählte von dem magisch erwürgten Juristen, und er schwärmte von seiner Freundin Yvonne. Nach dem Essen berichtete er von einer entstellten jungen Frau, die er bei einem Besuch in einer Münchner Klinik gesehen hatte. Thomas beschrieb, dass dieses Mädchen eine Odyssee durch etliche Transplantations- und Plastische Chirurgien hinter sich hatte und dass dabei viel Pfusch passiert war, dass die Ärzte sie von einer Stelle zur anderen schickten und dass sie keine Klinik mehr stationär aufnehmen und behandeln wollte.

    »Ich konnte nicht anders. Und so habe ich mich bereit erklärt, die Frau in Hamburg zu behandeln. Sie wird in den nächsten Tagen nach Hamburg überführt werden! Hein, ich habe eine ganz große Bitte an dich. Bitte hilf mir, dieses Mädchen wieder so herzustellen, dass sie am Leben teilnehmen kann!«, bat Thomas. Ich konnte deutlich sehen, dass das Schicksal dieser Frau ihm naheging.

    Natürlich versprach ich ihm zu helfen. Gegen dreiundzwanzig Uhr und nach etlichen Bieren ließen wir uns von einem Taxi heimbringen.

    3

    MITTWOCH 06.04.2016 9:00 UHR, KLEINES HAUS IN NIENDORF:

    Meine Wohnung in Langenhorn war mir zu klein geworden. Allein die Bibliothek war inzwischen so groß, dass ich die Bücher auf dem Flur lagern musste. Außerdem wünschte ich mir ein eigenes, kleines Haus mit einer großen Terrasse und mit Blick in den Garten. Schon seit Monaten studierte ich die Zeitungsanzeigen.

    Die Anzeige in der lokalen Werbezeitung klang interessant: kleines Haus mit Garten, direkt an einem Park- und Waldgebiet gelegen; 230.000 €.

    Bevor ich das Anwesen besichtigte, wollte ich mir die Umgebung etwas genauer anschauen. Also fuhr ich nach Niendorf. Die achteckige und barocke Kirche mit dem schönen Friedhof, der Niendorfer Tibarg mit dem Einkaufscenter und das für Hamburger Verhältnisse große Waldgebiet, das Niendorfer Gehege, beeindruckten mich. Eine schöne Wohngegend hier: ruhig, sauber und viel Grün. Perfekt, für meine Ideen, meine Wünsche und meine Ansprüche. Ich war positiv überrascht und konnte mir durchaus vorstellen, dass man hier sein Lebenszentrum aufbauen könnte.

    Ich fuhr mit dem Auto am Gebäude vorbei und parkte etwa dreihundert Meter weiter auf der dem Haus gegenüberliegenden Straßenseite. Das Grundstück lag günstig, direkt am Niendorfer Gehege. Der Garten sah ein wenig verwildert aus, hatte aber die richtige Größe und einen alten Baumbestand von Buchen, Eichen und in der Mitte ein paar alte Obstbäume. »Der Vorgarten könnte ein wenig Pflege gebrauchen. Die achtzig Zentimeter hohe Buchsbaumhecke hinter dem Gartenzaun müsste dringend geschnitten werden«, registrierte ich.

    Ich stieg aus, um mir das Haus aus der Nähe anzuschauen. Eine Gruppe von fünf jungen Leuten ging vor mir auf dem Bürgersteig. Einer von ihnen sagte: »Das ist ja ein schnuckeliges Hexenhaus da!«

    »Ja«, sprach ein anderer: »Und die passende Hexe kommt gerade aus dem Haus.«

    Automatisch schaute ich auch in Richtung Gebäude. Eine hübsche Frau, vielleicht dreißig bis fünfunddreißig Jahre alt, ging durch den Vorgarten auf das Gartentor zu. In diesem Moment passierten zwei Dinge: Mein Amulett wurde plötzlich eiskalt und ich bekam einen großen Schwall Hexenaura oder magische Hexenenergie ins Gesicht.

    Ich kann nicht verstehen, warum manche Hexen eine solche Aura aus reiner magischer Kraft ausströmen. Es gibt sogar normale Menschen, die diese Kraft empfinden oder wahrnehmen können. Allerdings wissen sie nicht, was sie auslöst und woher sie stammt. Dabei sind Hexen durchaus in der Lage, die magische Aura so zu verbergen, dass sie sich nicht preisgeben.

    Sie trug ein enges, kniefreies, weißes Kleid, was ihre gute Figur betonte. Ein dünnes buntes Seidentuch hing ihr wie eine Stola über den Schultern und war vorne zusammengelegt. Sie ging vom Haus den Gartenweg hinunter bis zum Gartentor, machte es auf und hinter sich wieder zu. Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig kam sie mir entgegen.

    Dann nahm sie den Schal vorne in die Hände und zog ihn sich über ihren Kopf. Sie zog ihn weiter herunter, bis in Brusthöhe. – Sie wurde unsichtbar. Sie löste sich ganz einfach auf.

    ›Wow‹ – in diesem Moment beschloss ich, über diesen Wahnsinnseffekt noch einmal nachzudenken.

    ›War das jetzt Magie aus dem Schal, oder war das die magische Kunst der Hexe?‹, überlegte ich.

    Ich vermutete, nach der Kälte des Amuletts, das sie eine Hexe war, konnte aber nicht verstehen, dass sie es so öffentlich und offensichtlich zeigte.

    Das hatte ich bisher noch nicht erlebt.

    ›Irgendwann werde ich das noch auflösen müssen! Oder kann nur ich das sehen?‹, spielte ich mit meinen Gedanken.

    Die kleine Personengruppe vor mir hatte das gar nicht wahrgenommen. Sie gingen weiter und diskutierten über Hexenhäuser, und dass es so etwas in einer großen Stadt wie Hamburg nicht geben könnte.

    Ich wechselte die Straßenseite und betrat das Grundstück durch die Gartenpforte. Hier hatte es einmal sehr schön ausgesehen. Die Blumenbeete rechts und links vom Weg waren schon ein Jahr nicht mehr gepflegt worden. Ich ging auf die grüne, hölzerne Eingangstür zu und klingelte. Das Haus strahlte eine ruhige, sympathische und einladende Stimmung aus.

    »Die Tür ist offen. Hast du was vergessen?«, hörte ich nach einer Weile eine weibliche Stimme von innen.

    »Hallo! – Ich würde mir gerne das Anwesen anschauen«, rief ich, als ich die Haustür öffnete.

    »Ach du Schreck. Ich bin noch gar nicht so weit. Ich habe gar nicht aufgeräumt für eine Hausbesichtigung. Eben dachte ich, meine Tochter hätte was vergessen«, sagte eine etwa sechzigjährige Dame, die mir im Hausflur entgegenkam. Die grauhaarige Person sah schlank, drahtig und charmant aus. Wenn das gerade die Tochter gewesen war, die Mutter war jedenfalls keine Hexe. Ich verspürte keine magischen Kräfte an ihr.

    Man sah der Frau deutlich an, dass sie vorher geweint hatte.

    »Ist ja auch egal – entschuldigen Sie. Kommen sie herein! Trinken sie eine Tasse Tee mit mir?«, schluchzte sie.

    »Jo, gerne. Aber nur dann, wenn es keine Umstände macht«, antwortete ich.

    »Ich habe im Wochenblatt die Anzeige zum Hausverkauf gelesen und würde mir das Haus und das Grundstück gerne einmal anschauen«, erklärte ich.

    »Natürlich. Mein Name ist übrigens Hannelore Steinbutt. Das Anwesen gehört meiner Tochter und mir. Ich wollte vorher noch etwas aufräumen, die Kleidung ausräumen und wegbringen, die alten Bücher einpacken und verschenken, den Boden entrümpeln, Staub wischen und den Garten auf Vordermann bringen«, erklärte sie und führte mich in die Küche.

    »Den Tee habe ich gerade gekocht. Es ist genug da. Da können sie gerne eine Tasse mittrinken«, ergänzte sie.

    Die Küche war ein quadratischer Raum von etwa fünf mal fünf Metern mit einer Tür in den Garten. Wir setzten uns an den Küchentisch und konnten durch die Gartentür auf die alten Obstbäume schauen.

    »Das Grundstück mit diesem kleinen Hexenhaus kauften mein Mann und ich 1985. Vor sechs Jahren haben wir uns getrennt, freundschaftlich. Ich wohne gleich hier um die Ecke zur Miete in einem dieser Wohnblocks. Mein Mann ist vor zwei Jahren in Spanien ums Leben gekommen«, sprach sie und stellte die beiden Tassen mit Tee und Zucker auf den Tisch.

    »Möchten sie Milch in den Tee?«, wollte sie von mir wissen.

    »Nein, danke. – Warum wollen sie dieses schöne Anwesen abgeben?«, fragte ich, während ich einen Löffel Zucker in den Tee gab.

    »Wir müssen verkaufen. Die Bank droht mit einer Zwangsversteigerung. Das Haus ist mit 180.000 Euro verschuldet oder belastet, wie die Bänker wohl sagen, und meine Tochter hat auch noch 50.000 Euro Schulden. So kommt der Betrag von 230.000 Euro zustande. Was das Grundstück und das Haus für einen eigentlichen Wert haben, kann ich nicht sagen. Die Bank ist der Meinung, dass der Wert geringer ist«, erläuterte sie.

    »Kommen Sie, ich führe sie rum!«, forderte sie mich auf, nachdem wir den Tee ausgetrunken hatten.

    Im oberen Dachgeschoss war ein geräumiges Schlafzimmer mit einem Einbauschrank, der die Dachschräge verdeckte, ein großes Bad mit Toilette, Badewanne und Dusche, ein Kinderzimmer, das als Gästezimmer genutzt wurde, und eine vollgestellte Rumpelkammer – Dachboden eben.

    Im Erdgeschoss zeigte sie mir eine überschaubare Vorratskammer, gleich neben der Eingangstür, ein kleineres Badezimmer mit Toilette, Dusche und einem Waschbecken, und dann die Küche, die ich schon kannte.

    Von dort gingen wir durch eine Tür in ein großes Wohnzimmer. Dieser Raum zeigte eine große Fensterfront zum Garten mit einer Tür, die zu einer großen Terrasse führte.

    Im hinteren Bereich der guten Stube war noch eine Tür, die zu einem Büro führte.

    Sowohl im Arbeitszimmer als auch im Wohnzimmer waren Bücherregale mit alten, in Leder eingebundenen Büchern.

    »Wow …!«, sagte ich: »Wo haben sie die vielen alten Bücher her?«

    »Die gehörten meinem Mann«, antwortete sie. »Er hat sie über Jahre gesammelt und sehr viel darin gelesen und studiert. Die meisten sind in griechischer, lateinischer oder altdeutscher Sprache geschrieben. Ich verstehe nicht viel davon. Markus, mein Gatte, sagte immer, dass die Bücher eigentlich gar keinen Wert hätten. Nur für ihn seien sie wichtig und sehr nützlich«, erklärte sie mir.

    Ich ging auf das Regal zu, um mir die alten Bücher genauer anzuschauen. Vor mir stand eine Abschrift der ›Papyri Graecae magicae‹ in griechischer Sprache und einige weitere Bücher mit Zaubersprüchen, Formeln und Flüchen, wie die Merseburger Zaubersprüche,

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