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Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3
Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3
Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3
Ebook60 pages40 minutes

Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3

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About this ebook

Die Völkerwanderung von Hermann Lingg ist ein Nachdruck der Originalfassung in 3 Bänden (1866-1868).


Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3 umfasst:

Sechster Gesang. Odoaker.

Siebenter Gesang. Odoaker und Theodorich.
LanguageDeutsch
PublisherBoD E-Short
Release dateSep 21, 2017
ISBN9783744849210
Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3
Author

Hermann Lingg

Hermann Lingg (1820-1905) gehörte dem Dichterkreis um König Max II. an und war ein berühmter bayerischer Epiker und Lyriker.

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    Die Völkerwanderung - Hermann Lingg

    Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3

    Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3

    Sechster Gesang. Odoaker.

    Siebenter Gesang. Odoaker und Theodorich.

    Impressum

    Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 3

    Autor: Hermann Lingg

    Nachdruck der Originalfassung (1866-1868, erschienen im Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart)

    Sechster Gesang. Odoaker.

    Aus Berghöh'n lebte tief im finstern Mähren 

    Ein Sohn des Edekon. Er hatte jetzt 

    Nach einem heißen Kampf mit einem Bären 

    Sich ausgestreckt im Wald und sich geletzt 

    Am Blut des Thiers. Sein Kleid war rauh und hären, 

    Von Wunden war ihm Arm und Brust zersetzt, 

    So lag er da; es sank auf seine Stirne 

    Ein Strahl der sich erhebenden Gestirne.

    An alter Zeiten Glück im Hunnenlande, 

    Denkt Odoaker, an sein vieles Gut, 

    Den reichen Schmuck, die köstlichen Gewande – 

    Und wie das Alles nun dahin wie Fluth. 

    Er selbst gleich einem morschen Schiff am Strande, 

    Hat nichts als seinen unbesiegten Muth. 

    Die Seinen, wenn nicht todt seit Jahr und Tagen, 

    Sind überall umher zerstreut, verschlagen.

    Entwurzelt neben ihm, vom Sturm zerknittert, 

    Am Boden lag ein alter Eichenbaum, 

    Die Wipfel rauchen noch, vom Blitz zersplittert, 

    Und aus der Erde aufgewühltem Raum 

    Erscheint ein Glanz und leuchtet, blinkt und zittert 

    Wie Mondenlicht, und winkt ihm wie ein Traum. 

    Vor Odoaker liegt im wunderbaren Prangen, 

    Ein Schatz von Münzen, Ringen, goldnen Spangen.

    Ha! traf um solchen Hort der Blitz die Eiche, 

    Und zündete bis in den Grund hinab, 

    Und schlug entzwei die Krone mit dem Streiche? 

    Zeigt sich eröffnet hier ein Königsgrab? 

    Gewaltiger, wo sind nun deine Reiche, 

    Der Geist, der diesen Waffen Allmacht gab? 

    Wie – oder hätte Schuld mit diesen Gaben, 

    Der Erde ein Geheimniß eingegraben? –

    Verwundert sieht er aus dem Münzenrunde 

    Das Bild des längst erschlagnen Gratian. 

    Ein Ring – und jetzt erkennt er in dem Funde 

    Den Schatz, den einst hier eingesargt sein Ahn! 

    So ward es ihm verheißen, dort im Grunde 

    Die Burg des Arbogast; von dort heran 

    Zog in den Krieg, den Orient zu verheeren, 

    Sein Ahne mit, um nicht mehr heimzukehren.

    Reichst du die Hand mir aus dem Schooß der Erde 

    Und rüstest, alter Heldengeist, mich aus, 

    Damit ich Erbe deiner Thaten werde, 

    Und neu begründe deines Stammes Haus? 

    Heraus denn aus der Nacht Schiff, Lanzen, Pferde! 

    Und so versuch' ich's mit der Stürme Braus: 

    Empor rafft Odoaker sich und rege, 

    Von neuem Leben späht er nach dem Wege.

    Ein Vogel schwingt sich südwärts durch die Lüfte, 

    Auf! dem nach ruft's in ihm, die ew'ge Stadt, 

    In ihr blüht noch ein Heil! So durch die Klüfte 

    Fort schleppt er sich, noch von der Wunde matt; 

    Bald steht er an der Donau, mildre Lüfte 

    Umwehn ihn hier, es rauscht der Linde Blatt, 

    Der Rebe Laub und in der Tannen Wildniß 

    Blickt hier und dort herab ein Gnadenbildniß.

    Kaum ist er durch den Wald hindurchgeschritten, 

    Da kommen über einen Wiesenplan 

    Entgegen ihm Bewaffnete geritten, 

    Die erst erstaunt und finster sich ihm nahn; 

    Dann aber grüßen sie nach ihren Sitten, 

    Mit Zuruf ihn, und sprengen auf ihn an, 

    Die Rosse tummelnd, Schlachtenlieder singend, 

    Und um den Helmbusch ihre Lanzen schwingend.

    »Er ist es,« rufen sie, »sein ganzes Wesen 

    Verräth den Sohn des edlen Edekon. 

    Der Herrscher Roms will unsre Schaar erlesen: 

    Zieh' mit uns zu des Abendlandes Thron.« 

    »Laßt erst von meinen Wunden mich genesen,« 

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