103 Unorte in Frankfurt: Bestseller Teil 3
By Frank Berger and Christian Setzepfand
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About this ebook
Der große Erfolg der beiden ersten Teile hat uns zum Weitermachen animiert: Der dritte Band unserer beliebten Reihe zu Frankfurts unglaublichsten Orten und Unorten liegt vor. Frank Berger und Christian Setze - pfandt haben aus ihrem schier unerschöpflichen Vorrat weitere Unorte zutage gefördert und in "103 Unorte in Frankfurt" auf gewohnt charmante und süffisante Weise kommentiert und zusammengestellt. Herausgekommen ist dabei erneut ein Stadtführer der ganz anderen Art, der verborgene Plätze und Stellen Frankfurts zeigt, die im Alltag kaum ins Bewusstsein dringen. Geschichte und Gegenwart sind deutlich "gegen den Strich gebürstet", die Autoren versammeln erneut ein ganzes Kabinett ungewöhnlicher und skurriler Orte samt der zugehörigen Anekdoten. Ein Muss für alle Fans der Unorte-Reihe und ein ideales Geschenk für Freunde des "etwas anderen" Frankfurts!
Frank Berger
Frank Berger wurde 1955 in Stuttgart geboren. Er studierte Kirchenmusik und Musikpädagogik in Utrecht (NL) und lebte einige Jahre als Kirchenmusiker, Dozent für Musiktheorie und Komponist in Berlin. Ab 1982 war er auch als Übersetzer tätig und publizierte Beiträge in verschiedenen Zeitschriften. 1994 begann er als Lektor für den Verlag Urachhaus zu arbeiten. 1996–2014 hatte Frank Berger die Leitung des Urachhaus Verlages inne.
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Book preview
103 Unorte in Frankfurt - Frank Berger
Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2013 Frankfurter Societäts-Medien GmbH
Umschlaggestaltung: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
Satz: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
ISBN 978-3-95542-058-1
Inhaltsverzeichnis
Unumgänglich:
Das Vorwort
Literatur
Die Autoren
Unumgänglich
Das Vorwort
Jedes Jahr eine neue Folge mit Frankfurter Unorten, warum nicht? Jetzt sind wir bei 103 neuen Unorten angelangt. Die Abfolge korrespondiert mit der Jahresfolge, also 101 Unorte in 2011, 102 Unorte in 2012 und 103 Unorte in 2013. Eine veritable Trilogie ist geschafft: Die Frankfurter Un-Trilogie.
Die Mischung ist bekannt. Missratene Architektur, Verschandelung, Mord, Raub, Diebstahl, Explosion, Zerstörungs- und Unfallorte gesellen sich zu Unbekanntem und Unentdecktem. Immer geht es uns um das Kleine und das Verborgene. Auch wenn sich Frankfurter Mega-Unorte wie Konstablerwache, Rossmarkt, Schirn-Kunsthalle, Nordweststadt und Lerchesberg gerne in die erste Reihe drängen würden. Die lassen wir weg, weil die kennt doch jeder!
Hinweise auf einige der 103 Unorte verdanken wir unseren geneigten Leserinnen und Lesern. Vielen Dank dafür! Ebenfalls ein kleiner Dank gebührt Dr. René Heinen, dem Verlagsleiter. Er hat ohne ungebührliche Ungeduld unsere Untaten unheimlich umsichtig unterstützt. Reime mit gleichem Anlaut können anstrengend sein.
Die Texte zu diesen 103 neuen Unorten in Frankfurt haben die Autoren wiederum gemeinsam verfasst. Bitte suchen Sie die neuen Unorte auf, im Rahmen einiger Exkursionen durch unsere schöne alte kleine Kaiserstadt.
1. Unterholz
Absturz der Douglas
Stadtwald, Gehspitz
Dieser Text handelt von dem viermotorigen Propellerflugzeug Douglas DC-6 (PH-TJP) der KLM mit dem Namen „Koningin Juliana. Die Maschine wurde 1948 in Dienst gestellt. Der Flugzeugtyp galt als wirtschaftlich und zuverlässig. Einige Douglas DC-6 sind noch heute im Einsatz. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 554 km/h bei 4.100 km Reichweite. Je nach Bestuhlung fasst sie 52–70 Passagiere. Der Kapitän der „Koningin Juliana
war Lykle Emmo Jelmers Postma, geboren 1918, ein erfahrener Mann mit 5.680 Flugstunden, davon 3.740 als Kapitän.
Von Johannesburg kommend hob die DC-6 am Samstag, den 22. März 1952 um 6.38 Uhr in Rom ab. Beim Anflug auf Frankfurt herrschte Regen und Nebel. Daher musste ein Instrumentenlandeanflug durchgeführt werden. Die Maschine flog aber zu tief an. Sie hatte 60 m Bodenhöhe, wo sie 250 m hätte haben müssen. Es war 10.15 Uhr. Kapitän Postma fuhr das Fahrwerk aus. Vom Boden aus sah der LKW-Fahrer Willi Hoffmann, wie die DC-6 einen Baum streifte. Dabei brach ein Teil des Flügels ab. Am Gehspitz, beim ehemaligen Holzmann-Gelände, stürzte die Douglas ins Unterholz und explodierte. Die Absturzursache konnte nie eindeutig ermittelt werden.
Die Bilanz der Katastrophe: Von 47 Personen an Bord kamen 45 ums Leben, neun Besatzungsmitglieder und 36 Passagiere. Ganz überwiegend waren es Niederländer auf dem Heimweg nach Amsterdam. Nur zwei der ursprünglich sechs geborgenen Schwerverletzten überlebten.
2. Untäter
Anarchistenmord
Nordend, Im Sachsenlager 5
Ein kalter Wintertag in Frankfurt. Der 13. Januar 1885, halb acht Uhr abends. Polizeirat Dr. Karl Ludwig Franz Rumpff, Leiter der Frankfurter Polizei, kommt zu seinem Haus in der Straße Im Sachsenlager 5. Es schneit. Vor dem Haus sucht er den Schlüssel. Ein Schrei, zwei Messerstiche in die Brust, und er ist tot. Ein Dienstmädchen findet den Toten im Schnee einige Minuten nach der Untat. Ganz Frankfurt weiß: Der Mörder war einer der Anarchisten. Denn Dr. Rumpff war ihr erbittertster Gegner.
Der gebürtige Frankfurter war zunächst Offizier des Frankfurter Linienbataillons. Dann studierte er Jura und wurde 1867 preußischer Polizeirat. Er galt als Experte für Verschwörungen und schreckte nicht davor zurück, Spitzel in Anarchistenkreise einzuschleusen. 1883 wurde er selbst Ziel eines Sprengstoff-Anschlags. Seine Amtsstube befand sich im Clesernhof hinter dem Römer. Irgendjemand platzierte eine Ladung Dynamit unter seiner Treppe und zündete sie. Trotz schwerer Detonation wurde niemand verletzt. Die Bombe galt natürlich Rumpff.
Nach dessen Ermordung liefen die Ermittlungen auf Hochtouren. Durch Zufall geriet der 20-jährige Schustergeselle Julius Lieske aus Zossen bei Berlin in Hockenheim an der Bergstraße in das Visier der Polizei. Er gab an, nie zuvor in Frankfurt gewesen zu sein. Allerdings hatte er eine dortige Herberge bewohnt und einen Schlosser nach Polizeirat Rumpff ausgefragt. An der Hand hatte er eine frische Schnittwunde. Im Prozess sagte er: „Ich bin Anarchist." Die Beweislage gegen ihn war erdrückend. Lieske wurde schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
3 Ungehört
Alfred Andreae von Neufville
Westend, Guiollettstraße 14
Geht man über den Frankfurter Hauptfriedhof und liest die Namen der dort Beerdigten, so fällt ein Name auf. Es scheint irgendwie jeder zweite Name aus einer bestimmten Familie zu stammen, mit ihr verwandt oder verschwägert zu sein. Es geht um die Familie Andreae. Verwandt sind die Andreaes unter anderem mit den Familien Bansa, Klotz, Kotzenberg, Passavant, Rathenau, Willemer.
Die Familie stammt ursprünglich aus Straßburg. Einige Familienmitglieder