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Globalisierung – und was nun?: Über die Chancen und Risiken der Globalisierung. Was bringen Ceta und Ttip? Was ist ökonomische Nachhaltigkeit? Und welche Dimensionen der Globalisierung gibt es? Manfred Lange erklärt das.
Globalisierung – und was nun?: Über die Chancen und Risiken der Globalisierung. Was bringen Ceta und Ttip? Was ist ökonomische Nachhaltigkeit? Und welche Dimensionen der Globalisierung gibt es? Manfred Lange erklärt das.
Globalisierung – und was nun?: Über die Chancen und Risiken der Globalisierung. Was bringen Ceta und Ttip? Was ist ökonomische Nachhaltigkeit? Und welche Dimensionen der Globalisierung gibt es? Manfred Lange erklärt das.
Ebook289 pages3 hours

Globalisierung – und was nun?: Über die Chancen und Risiken der Globalisierung. Was bringen Ceta und Ttip? Was ist ökonomische Nachhaltigkeit? Und welche Dimensionen der Globalisierung gibt es? Manfred Lange erklärt das.

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Zehn Vorschläge für eine bessere Zukunft

Über die Chancen und Risiken der Globalisierung. Was bringen Ceta und Ttip? Was ist ökonomische Nachhaltigkeit? Welche Dimensionen der Globalisierung gibt es? Manfred Lange erläutert in Globalisierung – und was nun? die Vor- und Nachteile der Globalisierung.

Die Globalisierung ist längst da und es wird viel über diese diskutiert, aber die Diskussionen sind zu einseitig, zu politisch. Globalisierung fördert auch die internationale Vernetzung und auch eine Rückbesinnung auf nationale und regionale Stärken. Die Nachfrage nach Produkten "aus der Region" wird wieder sehr wichtig.

Ist die Globalisierung nun gut oder schlecht? Dieser Diskussion stellt sich Manfred Lange, Mitglied des Vorstands des Markenverbands, und erklärt anschaulich, die Zweifel der Globalisierung, und was zu tun ist.

Für alle Interessierten an der Globalisierung!
LanguageDeutsch
Release dateMar 13, 2017
ISBN9783956012433
Globalisierung – und was nun?: Über die Chancen und Risiken der Globalisierung. Was bringen Ceta und Ttip? Was ist ökonomische Nachhaltigkeit? Und welche Dimensionen der Globalisierung gibt es? Manfred Lange erklärt das.

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    Globalisierung – und was nun? - Manfred Lange

    Manfred Lange

    Globalisierung –

    und was nun?

    Zehn Vorschläge für eine bessere Zukunft

    Mit einem Vorwort von Carsten Knop

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    Carsten Knop

    Einleitung

    I. Die Motoren der Globalisierung

    1. Staaten

    2. Wirtschaft

    3. Verbraucher

    4. Technik

    II. Die Zweifel an der Globalisierung

    1. Ist die Globalisierung an den Übeln dieser Welt schuld?

    2. Ist die Globalisierung bald am Ende?

    3. Verlieren die Nationen ihre Autonomie?

    4. Schadet die Globalisierung den Entwicklungsländern?

    5. Vernichtet die Globalisierung Arbeitsplätze?

    6. Profitieren von der Globalisierung nur die großen Konzerne?

    7. Brauchen wir wirklich Wachstum?

    8. Macht die Globalisierung nur wenige reich und viele arm?

    9. Schadet die Globalisierung dem Klima?

    10. Ist die Migration eine Folge der Globalisierung?

    11. Woran soll die Globalisierung sonst noch schuld sein?

    III. Was ist zu tun?

    1. Globalisierung leben

    2. Globalisierung transparenter machen

    3. Mehr und besser regulieren

    4. Strategische Zölle einführen

    5. Die Organe der Weltgemeinschaft stärken

    6. In der Entwicklungshilfe neue Wege gehen

    7. Die Wirtschaft verstärkt in die Pflicht nehmen

    8. Die Transportkosten verteuern

    9. Englisch offiziell zur „Zweit-Weltsprache" ernennen

    10. Mehr teilen

    IV. Zusammenfassung

    Literatur

    Der Autor

    Vorwort

    Carsten Knop (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

    Die Globalisierung treibt Hunderttausende Menschen auf die Straße, wenn es darum geht, gegen Freihandelsabkommen wie TTIP oder Ceta zu demonstrieren. Sie bringt politische Entscheidungsprozesse in der EU an den Rand des Zusammenbruchs. Und sie ist zum Teil für den Wahlsieg von Donald Trump in den Vereinigten Staaten mitverantwortlich. Die Globalisierung ist so umstritten wie unaufhaltsam.

    Vor allem das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP hat in der Öffentlichkeit keine Lobby. Globalisierungsängste mischen sich mit plumpem Anti-Amerikanismus. Auch der Besuch des in Europa eigentlich so beliebten amerikanischen Präsidenten Barack Obama in Hannover im Frühjahr 2016 konnte daran nichts ändern. Im Gegenteil fiel auf, dass Obama im Laufe seines Besuchs europa- und weltpolitischen Themen mehr Raum gegeben hat, als ursprünglich vorgesehen war. Die Ausführungen zur Zukunft des Handels hingegen gingen nicht über das hinaus, was man dazu schon vor der deutschen „Obama-Show" gehört hatte.

    Das ist schade – und konnte durch den bienenfleißigen Einsatz der damaligen amerikanischen Wirtschaftsministerin Penny Pritzker und des

    EU-Handelsbeauftragten

    Michael Froman auf der folgenden Hannover Messe nicht aufgewogen werden. Die Wahrheit ist: In den Streitthemen des Zugangs zum Beschaffungsmarkt der öffentlichen Hand, den Zöllen und Herkunftsbezeichnungen für Agrarprodukte sowie den Schiedsgerichten war man auch schon vor der Wahl von Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten weit auseinander.

    Drei bis vier Jahre Arbeit, die in das Abkommen gesteckt wurden, sind so obsolet geworden. Falls es irgendwann einmal wiederbelebt wird, sollte man vielleicht darüber nachdenken, Freihandelsabkommen mit einem festen Verfallsdatum und vorherigen, transparenten Überprüfungen zu versehen. Das könnte Emotionen aus der Debatte nehmen, bis hin zu denen von Pfarrern, Lehrern und Schwiegermüttern. Und einen guten Vertrag würde gewiss niemand mehr beenden wollen.

    Bis dahin könnte vielleicht noch mit einem weiteren Vorurteil aufgeräumt werden: Denn die Globalisierung ist zwar ein unaufhaltsames Phänomen, aber sie ist längst nicht so stark ausgeprägt, wie die Menschen glauben.

    Und die internationale Vernetzung der Handelsströme hat erst im Laufe des Jahres 2014 wieder das Niveau erreicht, das sie vor dem Ausbruch der weltumspannenden Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2007/08 hatte.

    Hinzu kommt: Schon 2015 hat sich die Expansion wieder verlangsamt, allerdings nur, wenn man ausschließlich den Handel betrachtet. Kapital, Personen und Informationen hingegen bewegen sich immer freier rund um die Welt. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des umfassenden „DHL Global Connectedness-Index, den die Deutsche Post DHL am Ende des Jahres 2016 vorgestellt hat. Die Lektüre fördert Erstaunliches zutage. So mögen zwar viele Dienstleistungen zum Beispiel in der Informationstechnologie inzwischen nach Indien verlagert worden sein. Die Geschäfte dort werden aber nach wie vor zum allergrößten Teil in Englisch abgewickelt, was zeigt, dass die Welt noch lange nicht so sehr das „globale Dorf ist, wie es der Begriff als solcher suggeriert. Denn die Sprache ist noch immer ein großer limitierender Faktor für die weitere Globalisierung.

    Das, was unter dem Begriff Globalisierung von Befürwortern und Gegnern gleichermaßen vereinfachend verstanden wird, ist in der Wirklichkeit des Alltags also ein sehr vielschichtiges Phänomen. Das tatsächliche Ausmaß der globalen Vernetzung ist immer noch viel kleiner, als man denkt, was zumindest eine Chance zur Korrektur von Missverständnissen und Ängsten geben könnte. Das Bedrohungspotential sei also viel geringer, als es die lautstarken und gut organisierten Globalisierungsgegner suggerieren. Der größte Austausch von Waren, Kapital, Personen und Informationen findet noch immer zwischen einzelnen, benachbarten Regionen statt: In die weite Ferne schweift die Globalisierung längst nicht so häufig wie gedacht.

    Das ist auch der Grund dafür, dass Europa nach wie vor die am stärksten vernetzte Region auf der Welt ist: Acht der zehn am stärksten vernetzten Länder der Erde finden sich hier – was nach Ansicht der Studienautoren daran erinnert, was auf dem Spiel steht, wenn der politische Zusammenhalt in Europa zerfällt. Europas Vorsprung spiegele sowohl seine strukturellen Merkmale (viele wohlhabende Länder in nächster Nähe) als auch die Strategien zur Förderung der Integration durch die Europäische Union (EU) und ihre Vorgänger wider. Mehr als 70 Prozent der internationalen Handels-, Kapital-, Informations- und Personenflüsse des durchschnittlichen europäischen Landes finden innerhalb Europas statt. Europa hat viel erreicht – und sehr viel zu verlieren.

    Der Global Connectedness-Index verfolgt die Entwicklung von Handels-, Kapital- und Informationsströmen sowie die Bewegungen von Menschen in den Jahren zwischen 2005 und 2015 oder dem jeweils letzten verfügbaren Jahr in 140 Ländern, die 99 Prozent der Wirtschaftsleistung der Welt und 95 Prozent der Bevölkerung umfassen. Er basiert nach den Angaben der Autoren vollständig auf „harten Daten", also echten Zahlen, nicht auf Einschätzungen, was die Objektivität der Debatte verbessern soll, in der nach Ansicht der Deutschen Post DHL sowohl die Befürworter als auch die Gegner das Phänomen als solches und seine Auswirkungen überzeichnen.

    Der Index sei der einzige seiner Art, der sowohl die Tiefe als auch die Breite der internationalen Aktivitäten der Länder erfasse. Die „Tiefe vergleiche die internationalen Handelsströme der Länder mit den Größen ihrer heimischen Volkswirtschaften. Und die tief verbundenen Volkswirtschaften sind in der Reihenfolge Singapur, Hongkong, Luxemburg, Irland und Belgien. In der „Breite wiederum wird untersucht, inwieweit die jeweiligen internationalen Waren-, Kapital-, Informations- und Menschenströme aus einem Land auf der ganzen Welt verteilt sind. Die führenden Länder in der Breite sind: Großbritannien, die Vereinigten Staaten, die Niederlande, Südkorea und Japan. Insgesamt aber sind die Niederlande das führende Land der internationalen Verbindungen; Singapur übertrifft die Niederlande nur in der Tiefe der Globalisierung und das Vereinigte Königreich in Bezug auf die Breite. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse der Länderebene wurden die zehn am stärksten vernetzten Länder 2015 (in absteigender Reihenfolge) ermittelt: Niederlande, Singapur, Irland, Schweiz, Luxemburg, Belgien, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Dänemark und die Vereinigten Arabischen Emirate.

    Schwellenländer wiederum betreiben Handel inzwischen zwar genauso intensiv wie weit entwickelte Volkswirtschaften. Diese aber sind um ein Vielfaches tiefer in die Weltwirtschaft integriert, wenn man auf internationale Kapital-, Menschen- und Informationsflüsse schaut. Die parallelen Entwicklungen von Globalisierung und Verstädterung haben zudem zu einem steigenden Interesse an „globalen" Städten geführt. Dabei führt Singapur nach den Messungen der Deutschen Post DHL die Globalisierungsindizes auf der ganzen Welt an. Die Stadt ist ein Globalisierungs-Hotspot – weil hier am intensivsten Kapital, Arbeit, Informationen und Güter bewegt werden.

    „In einer solchen Welt behalten die Entscheidungsträger einen erheblichen Einfluss darauf, ob die Globalisierung Fortschritte macht oder umgekehrt", stellen die Autoren fest. Dabei gehe es allein um die Macht der Fakten, nicht um die der Gefühle und Stimmungen, die nicht zuletzt auch die Brexit-Debatte in Großbritannien befeuert hätten. Wie wahr.

    Mit der Globalisierung und ihren Auswirkungen sind die Menschen in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion schon einmal gelassener umgegangen. Aber seitdem über Freihandelsabkommen mit unhandlichen Kürzeln wie TTIP und Ceta verhandelt wird und die Sorgen vor den Auswirkungen der Digitalisierung der Mittelschicht Angst machen, haben sich die Dinge verändert. Einem Trump hat dieses Phänomen in den amerikanischen Präsidentschaftswahlen kräftig geholfen. Und selbst in einer Nation wie Deutschland, die vor allem vom Export lebt, hat der freie Welthandel nicht mehr viele Freunde. Dabei kann vom viel bemühten „globalen Dorf" nach wie vor in der Realität allzu häufig keine Rede sein, und vom Globalisierungsrückschlag nach der Finanzkrise im Jahr 2007 hat sich die Welt gerade erst erholt. Eigentlich wäre es an der Zeit für mehr und nicht weniger Integration in der Weltwirtschaft.

    Darum geht es − ganz sachlich − in diesem Buch: Die Globalisierung ist da, sie ist aber kein Dämon und hat auch noch nicht die Größe eines Monsters. Die Diskussion über das Phänomen der Globalisierung wird zu einseitig geführt, was zu populistischen politischen Entscheidungen führt. Die auch künftig wichtige Quelle unseres Wohlstands darf aber nicht versiegen, Re-Nationalisierung wird kein einziges der anstehenden Probleme der Weltwirtschaft lösen. Wer dieses Buch liest, muss die entsprechenden Diskussionen nicht mehr den Gegnern überlassen, sondern kann im wahrsten Sinne des Wortes mitreden.

    Einleitung

    Die Debatte über die Globalisierung hat an Schärfe zugenommen. Jahrzehntelang wurde sie entweder hoch gelobt, allenfalls partiell kritisiert oder nur am Rande wahrgenommen. Inzwischen ist sie raue Wirklichkeit und tägliche Praxis. Die Welt ist ein einziger, großer Markt, manche sagen gar, ein „Dorf" geworden, in dem sich die meisten Menschen und Unternehmen nahezu frei bewegen können. Hersteller können ihre Produkte oder Dienstleistungen – mit nur noch wenigen Ausnahmen – dort erzeugen, wo die Kosten am niedrigsten sind. Verkaufen können sie diese in Ländern, in denen die Verkaufspreise am höchsten sind. Banken können ihre Gelder dort anlegen, wo die Zinsen am günstigsten sind. Händler dehnen ihre Filialnetze international immer weiter aus. Menschen können, wenn dem nationale Gesetze nicht entgegenstehen, nahezu überall auf der Welt arbeiten. Bis auf wenige Ausnahmejahre wie 2008/2009 stieg der Welthandel stärker als die globale Wirtschaft, was bedeutet, dass immer mehr Güter und Dienste grenzüberschreitend eingekauft, produziert und verkauft werden.

    Wir Verbraucher sind inzwischen daran gewöhnt, unsere Urlaube in entlegenen Winkeln der Welt zu verbringen. Wir kaufen ein, was billig ist, weil es irgendwo auf dem Globus hergestellt wurde. Spätestens seit der Verbreitung des WWW („World Wide Web") gibt es kaum noch einen Bereich unseres täglichen Lebens, der nicht von der Globalisierung beeinflusst wird. Sogar in der Tierwelt finden, begünstigt durch die weltweiten Transporte, vermehrt Migrationen über alle Kontinente hinweg statt.

    Obwohl viele Länder, besonders Deutschland, zu den eindeutigen wirtschaftlichen Gewinnern der Globalisierung gehören, nimmt der Widerstand dagegen sogar in unseren Breiten laufend zu. Wie viele Befragte sich tatsächlich gegen die Globalisierung aussprechen, ist nicht eindeutig auszumachen, hängt das Ergebnis nahezu jeder Befragung doch auch von der Art der Fragestellung und den Intentionen der Befragung selbst ab. Unbestreitbar ist, dass die Globalisierung von vielen Menschen in Frage gestellt wird und zu einem Schimpfwort für all das geworden ist, was ihnen in ihrem Land oder in der Welt nicht gefällt. Wenn sie unzufrieden sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung ihres Landes, wenn sie unter anhaltender Arbeitslosigkeit leiden, wenn sie sich mehr Lohn oder Gehalt wünschen, wenn sie sich über exorbitante Gehälter von Top-Managern und Bankern wundern, wenn sie die Ungleichheit zwischen Arm und Reich beklagen, wenn sie Angst haben vor steigenden Flüchtlingszahlen oder dem Terrorismus, ist daran ihrer Meinung nach in erster Linie die Globalisierung schuld.

    Sie sehen im Fernsehen Berichte aus Entwicklungsländern, die von der Ausbeutung von Beschäftigten, oft von Kindern, berichten, und fühlen sich schlecht, weil es ihnen selbst so viel besser geht. Sie werden Zeugen zunehmender Klimaveränderungen und fühlen sich von weit entfernten Institutionen wie der EU fremdbestimmt, die ihnen weder demokratisch legitimiert noch genügend kompetent erscheinen. Immer mehr Bürger – in Deutschland angeblich mehr als 40 Prozent – sehnen sich nach der vermeintlich „guten alten Zeit" zurück. Viele glauben offenbar, dass es eine Welt ohne Globalisierung geben könnte, die menschlicher, gerechter und umweltfreundlicher wäre.

    Immer häufiger stimmen die sogenannten „Abgehängten bei politischen Entscheidungen gegen die „Eliten und somit auch gegen ihre bisherigen politischen Führer. Dies ist nicht nur bei Parlaments- oder Präsidentenwahlen zu beobachten, sondern auch bei anderen Volksabstimmungen, die für eine „Quittung für die herrschende Politik – auch gegen die Globalisierung – instrumentalisiert werden. Diese „Abgehängten leben mehrheitlich auf dem Land oder sind sozial benachteiligt und gehören damit nicht unbedingt zu den Gewinnern der hochmodernen, international vernetzten Zeit.

    Aus welchen berechtigten und unberechtigten Gründen auch immer: Es gibt ein zunehmendes Unbehagen angesichts der anhaltenden Veränderungen und Bedrohungen unseres täglichen Lebens und die immer undurchsichtigeren Zusammenhänge in der Welt. Würden unvermeidliche Veränderungen langsamer oder Schritt für Schritt eintreten, könnte man sich eher an sie gewöhnen oder sich gar mit ihnen anfreunden. So sind viele Menschen von der zunehmenden Hektik unserer Zeit – die sie oft genug selbst verursachen –, vom permanenten Informationsstrom digitaler Medien, von der Vielzahl neu auftauchender Probleme und von den nicht enden wollenden Konflikten schlichtweg überfordert.

    Nahezu die Hälfte der Einwohner Europas äußert sogar „Angst vor der Globalisierung, die sich vermutlich weniger an den wirtschaftlichen Konsequenzen der Globalisierung festmacht, von der viele Bürger ja profitieren, sondern in erster Linie an der zunehmenden Anzahl von Ausländern in ihren Ländern. Sie fühlen sich angesichts des Anblicks von immer mehr fremdländisch aussehenden, sprechenden und z. T. anders gekleideten Menschen in ihrem eigenen Land nicht mehr wohl. Sie befürchten eine „Überfremdung und den Verlust ihrer ursprünglichen Heimat. Und sie fragen sich, ob diese für alle unerwartete und für viele nicht erwünschte Entwicklung nicht auch auf die Globalisierung zurückzuführen sei. Bislang sei die Globalisierung eine „Einbahnstraße von Nord nach Süd gewesen, jetzt würde sich sozusagen „der Spieß rumdrehen. Statt der „Ware von Nord nach Süd würden nun „Menschen von Süd nach Nord ziehen. Aber hat das eine (Flüchtlinge) mit dem anderen (Globalisierung) überhaupt etwas zu tun? Und gilt die Formel tatsächlich, die da lautet: „Keine Globalisierung – keine Flüchtlinge!"?

    So kann es nicht überraschen, dass sich immer mehr politische Parteien diese Gefühle zunutze machen, um die Globalisierung anzuprangern und eine Rückkehr zu nationalstaatlicher Autonomie und eigener Stärke zu propagieren. „Make America Great Again lautete demzufolge der eingängige und sehr erfolgreiche Wahlslogan von Donald Trump. Gefordert wird eine verstärkte Förderung der regionalen Wirtschaft, um (wieder) mehr Jobs anbieten zu können. Hinzu kommt nicht selten eine kritische Bewertung einer einseitig an Wachstum orientierten Wirtschaft, ja sogar eine immer offener geäußerte Ablehnung eines einseitig auf Wachstum und Gewinn ausgerichteten Wirtschaftssystems („Degrowth-Debatte).

    Da viele Kritiker die Globalisierung als eine rein „kapitalistische Veranstaltung ansehen, wird auch die Kritik am Kapitalismus immer lauter. Dieser sei zwar sehr effektiv bei der Schaffung von Werten, bei deren Verteilung hingegen versage er. Die Schere zwischen armen und reichen Menschen gehe immer weiter auseinander. Die Globalisierung würde einseitig von Großkonzernen wie Nestlé und von Großmächten wie den USA dominiert. Letzterer Vorwurf ist neben der unverständlichen Geheimniskrämerei bei den Verhandlungen und der Forderung nach unabhängigen Schiedsgerichten einer der Gründe, warum viele das Ceta-Abkommen („Comprehensive Economic and Trade Agreement) zwischen der EU und Kanada sowie TTIP („Transatlantic Trade and Investment Partnership") zwischen der EU und Amerika ablehnen. Zumal den meisten Bürgern nicht wirklich klar ist, welche Vorteile sie selbst von derartigen Freihandelsvereinbarungen haben sollen. Die Demokratie würde dadurch geschwächt und die Rechte der Verbraucher ausgehebelt, heißt es immer wieder.

    Nun kommt auch noch der Welthandel ins Stocken. Die jahrzehntelang gewohnten hohen Zuwachsraten des weltweiten Wirtschaftswachstums haben sich zuletzt deutlich verlangsamt. Gleich wird die Frage diskutiert, ob damit das Ende der Globalisierung eingeläutet wird oder ob sich zumindest deren grundlegende Veränderung anbahnt. Hat die Globalisierung also ihren Höhepunkt überschritten und wird sie womöglich sogar rückabgewickelt? Erleben wir bald eine umfassende „Re-Nationalisierung und eine Kündigungswelle internationaler Freihandelsvereinbarungen? Werden die Nationalstaaten zu Lasten internationaler Abkommen in Zukunft wieder gestärkt, die Grenzzäune um sie herum wieder hochgezogen? Wird man sich im Sinne einer „Regionalisierung vermehrt auf solche Produkte beschränken (müssen), die in unmittelbarer Umgebung hergestellt wurden? Oder liegt die Lösung umgekehrt in noch mehr statt weniger Globalisierung? Kennen viele Kritiker eigentlich die tatsächlichen Hintergründe und wirklichen Auswirkungen der Globalisierung? Machen sie sich überhaupt eine Vorstellung davon, wie es den Menschen auf der Welt – also auch ihnen selbst – ginge, gäbe es die Globalisierung nicht?

    Ist die Globalisierung nun gut oder schlecht? Ist sie eher ein Fluch oder ein Segen für die Menschen wie für die Natur? Oder ist sie beides: ein Segen (für die einen) und ein Fluch (für die anderen)? Hat sie überhaupt eine Zukunft, und wenn ja, wie könnte diese aussehen? Was konkret wird denn der Globalisierung vorgeworfen, woran machen sich die Zweifel an ihr fest? Könnte man die kritisierten Folgen der Globalisierung eventuell beseitigen? Was ist zum Beispiel dran am Vorwurf, nur der ohnehin schon reiche Westen profitiere von der Globalisierung, er vermehre seinen Wohlstand sozusagen „auf dem Rücken der Entwicklungsländer? Was ist dran an der zunehmenden Kritik der dominanten Ausrichtung der Weltwirtschaft an Kapital, Wachstum und Gewinn? Wurde in den letzten Jahrzehnten mit der Globalisierung vielleicht „das Kind mit dem Bad ausgeschüttet, also auch das globalisiert, was besser im eigenen Lande verblieben wäre? Wäre weniger Globalisierung nicht sogar sinnvoller? Oder gibt es unter Umständen eine bessere Globalisierung, ein System also, das die erzielten Vorteile stabilisiert, die immer offensichtlicheren Nachteile aber vermeidet?

    In der Tat entwickelt sich bereits heute parallel zu dieser eher verbal geäußerten Skepsis gegenüber der Globalisierung eine Rückbesinnung auf nationale oder örtliche Stärken, beispielsweise bei der Nachfrage nach Produkten „aus der Region, bei der Forderung nach „schonender Tierhaltung, beim immer beliebter werdenden Einkauf von „biologisch oder „fair erzeugten Agrarprodukten, beim „Urlaub im eigenen Land" etc. Auch wenn all dies noch auf einem sehr niedrigen Niveau geschieht: Liegt darin vielleicht unsere (bessere) Zukunft? Jedenfalls wollen immer mehr Verbraucher bewusster konsumieren und möglichst genau erfahren, woher die von ihnen gekauften Produkte stammen, was genau sie enthalten und unter welchen Bedingungen sie erzeugt

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