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Detektiv Exotisch
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Detektiv Exotisch

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About this ebook

Der Detektiv Romeo besucht seine Mutter in Bangkok. Als der geplante Entspannungsurlaub langweilig zu werden droht, übernimmt er für sie eine Gefälligkeitsmission auf einer exotischen Insel. Was er als leichte Übung eingeschätzt hatte, mündet in eine schonungslose Abrechnung mit der Inselmafia vor dem Hintergrund einer schrecklichen Bluttat. Der begnadete Ermittler Romeo ist wieder da!

LanguageDeutsch
PublisherProglen
Release dateOct 9, 2017
ISBN9786167817965
Detektiv Exotisch
Author

J. Toring

J.Toring hat im mittleren Drittel seines Lebens beschlossen, sich auf die Suche nach einem geeigneten Alterswohnsitz zu machen. Das Klima in Österreich hat ihm nicht behagt. Januar, Februar, März hat er nur gefroren. Im März, April und Mai ist er von seiner Pollenallergie geplagt worden. Juni ist halbwegs Ok gewesen. Die Monate Juli und August sind die heißesten des Jahres, da hat er sich wohlgefühlt. Auch seinen Bronchien hat die Wettersituation behagt. Sein Lieblingsmonat ist der September gewesen, da ist er meist im Wald umhergewandert auf der Suche nach Schwammerln. Die trostlosesten Monate sind Oktober, November und Dezember gewesen: Grau, lichtlos, verregnet, nasskalt, einfach schrecklich. Er hat aufgehört zu arbeiten und hat sich aufgemacht. Er hatte genug verdient gehabt. Seine Sehnsucht nach einem ausgeglichenen Klima hat ihn in die Tropen und in Meeresnähe geführt: Karibik, Nord- und Südamerika, Indien, Malaysia, Indonesien, Philippinen und Thailand. Nach Durchsicht aller Einflussgrößen ist er schließlich in Thailand hängen geblieben. Er lebt jetzt in Roiet nahe der Grenze zu Laos und genießt das ausgeglichene Klima, die Liebenswürdigkeit der Leute und die angenehme Lebenssituation. Hier ist zumindest 10 Monate im Jahr September.

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    Book preview

    Detektiv Exotisch - J. Toring

    1. Kapitel

    Romeo schob die Blende hinauf und blickte aus dem Fenster. Der Landeanflug könnte nicht spektakulärer sein. Die Maschine nahm direkten Kurs in die aufgehende Sonne. Das gleißende Licht spiegelte sich im endlosen Mosaik gefluteter Reisfelder. Aus dem Dunst tauchte in der Ferne die Silhouette einer gigantischen Stadt auf, zuerst als Ahnung, gewann langsam an Konturen und wurde Realität: Bangkok. Romeo lehnte sich zurück und schloss die Augen, vor der Sonne und wegen seiner Ergriffenheit. In wenigen Minuten würde er an die Stätte seiner Geburt zurückkehren. Urplötzlich setzte sich in seinem Kopf die Textzeile eines berühmten österreichischen Songs fest: „Do bin i her, do kear i hin". Der erste Teil traf hundertprozentig auf ihn zu, den zweiten bezweifelte er stark. Sein Lebensmittelpunkt hatte sich verschoben. Seine Heimatgefühle für Bangkok und Thailand waren in der langen Zeit seiner Abwesenheit nach und nach verblasst, doch jetzt spürte er eine starke Regung. Er malte sich aus, wie er in der Ausgangstüre des Flugzeuges verharren, den Blick schweifen und die betörende Atmosphäre der Stadt einsaugen würde. Dann wollte er langsam die Gangway hinabsteigen und jeden seiner Schritte auskosten. Der launige Gedanke, sich unten dann niederzuknien und den Boden zu küssen, belustigt ihn bestenfalls. Das wäre ihm zu pathetisch und nicht sein Stil. Die Maschine landete sanft, rollte zügig zu ihrer Parkposition und dockte an. Damit waren Romeos Träumereien hinfällig. Seine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Das Signal zum Abschnallen ertönte. Sofort sprangen einige Passagiere auf, wie immer nach Langstreckenflügen, bewegten die Beine, streckten und dehnten sich. Romeo ließ sich Zeit. Er befreite sein jungfräulich gebliebenes Taschenbuch aus der Klappe im Vordersitz, erhob sich gemächlich und stieg behutsam über seine immer noch friedlich schlummernde Sitznachbarin. Man würde sie später wecken. Vorsichtig öffnete er das übervolle Gepäcksfach. Die verlebte Blondine stand bereits hinter ihm. Ihr Gesichtsausdruck war unverändert missmutig. Sie war vorm Abflug als Letzte an Bord gekommen und hatte sichtlich genervt einen freien Platz für ihr voluminöses Handgepäck gesucht. Dann hatte sie es mit Gewalt in eine kleine Lücke im Gepäcksfach über Romeo gestopft und lautstark vor sich hin fluchend ihren Sitzplatz aufgesucht. Romeo wollte ihr die Tasche herunterreichen, doch sie riss sie ihm mit übertriebener Hektik aus der Hand. Sie landete auf ihrem Kopf und zerbrach ihre Sonnenbrille. Sie hatte sich die Brille ins Haar gesteckt. Warum sich die Frau wie eine Irre gebärdete, war für Romeo nicht ersichtlich, und es interessierte ihn auch nicht. Ihre bösartigen Verwünschungen überging er mit eisiger Miene, hob sein eigenes Bordcase herunter und reihte sich in die Schlange der anderen Passagiere zum Ausgang des Flugzeugs ein. Dummheit gepaart mit schlechten Manieren war ihm ein Gräuel. Ihre Herkunft konnte Romeo nur ungefähr lokalisieren. Auf Grund der gutturalen Laute in ihrer Sprechweise vermeinte er, einen slawischen Dialekt zu erkennen. Sie war kein glücklicher Mensch. Ein freudloses Leben hatte an ihr offenkundig deutliche Spuren hinterlassen. Zwischen der angedockten Passagier-Brücke und der Außenwand des Flugzeuges war ein schmaler Spalt. Romeo presste sein Gesicht dagegen und atmete tief ein. Die Luft war mit Kerosinabgasen erfüllt und trotz der frühen Morgenstunde brütend heiß. Das war ebenfalls nicht das, was er sich gewünscht hatte. Rasch ging er weiter. Er wollte die nachdrängenden Mitreisenden nicht behindern. Die Blondine hinter ihm hatte bereits Luft geholt für eine weitere Schimpftirade. Romeo vergaß den unschönen Zwischenfall augenblicklich, als er den Boden der Brücke unter seinen Füßen spürte. Auf dem tiefen Teppich mit weichen Sportschuhen zu gehen, war nicht angenehm. Auch die Räder des Handgepäcks sanken tief ein. Das Muster war ebenfalls nicht nach jedermanns Geschmack. Schlechtes Design dieser Teppich, dachte Romeo und war froh, auf verfliestes Terrain zu kommen. Er folgte den Hinweisschildern zuerst zu den Toiletten und dann zu den Einreiseschaltern. Vom Teppich abgesehen war der neue Flughafen Bangkoks hervorragend gelungen. Er musste riesig sein. Die vielen Förderbänder für die Fluggäste machten die endlos langen Wege erträglich. Romeo stellte seinen kleinen Koffer am Band ab und ließ sich entspannt transportieren. So konnte er die Architektur des Gebäudes ausgiebig bewundern. Es war eine schöne, von Sonnenlicht durchflutete Konstruktion aus Stahl und Glas. Romeo fühlte einen Anflug patriotischen Stolzes in sich. Seinem detektivischen Blick entging nicht die Vielzahl an gewaltigen, gut getarnten Schächten für die Klimatisierung. Die Lufttemperatur war entsprechend angenehm. Romeo hatte seine Sonnenbrille aufgesetzt, sein Sakko ausgezogen und es sich lässig über die Schulter geworfen. Immer wieder drängten Passagiere eilig an ihm vorbei. Die Beschilderung wies deutlich darauf hin, man sollte links auf den Förderbändern stehen und rechts gehen. Viele Reisende folgten den gewohnten, heimischen Gepflogenheiten und hielten es genau umgekehrt. Für Eilige baute sich dadurch ein unübersichtlicher, schwer zu überwindender Slalom auf. Einige Passagiere wirkten ganz und gar nicht asiatisch in sich ruhend, sondern vielmehr europäisch unausgewogen. Aber das berührte Romeo in keiner Weise. Leicht enervierend empfand er nur die automatischen Warnungen am jeweiligen Ende jedes Bandes, jetzt käme das Ende des Bandes. Die monotone weibliche Stimme war sicher nicht dazu geeignet, verschlafen ankommende Urlauber wachzurütteln. Romeo hatte einen guten Flug hinter sich. Er hatte ausgiebig Schlaf gefunden und von seiner Mutter geträumt. Nach langer Zeit würde er sie endlich wieder in die Arme schließen. Jetzt, da er sie in wenigen Stunden wiedersehen würde, wurde ihm fast schmerzhaft bewusst, was sie für ihn bedeutete, und wie sehr er sie vermisst hatte. Und er freute sich sehr auf den bevorstehenden Urlaub. Pläne gab es keine. Er wollte vier Wochen ausspannen, ohne Termine und ohne Verpflichtungen. Sein innerer Frohsinn zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Viele Menschen auf der entgegenkommenden Seite der Förderbänder lächelten ihn an. Romeo waren auch die freundlichen und offenen Blicke einiger attraktiver Frauen nicht entgangen. Ganz junge Mädchen kicherten hinter vorgehaltenen Händen zu ihm herüber, manche auch hinter ihren Smartphones. Womöglich hielten sie ihn für einen koreanischen Fernsehsuperstar. Bereits im Wartebereich für den Abflug in Wien hatten ihn einige Asiatinnen interessiert gemustert. Romeo hatte es ohne wirkliches Interesse zur Kenntnis genommen. Wie ihm bekannt war, arbeiteten die meisten Frauen in Bars und Massagesalons in Wien. Sie waren im Begriff, ihre Heimaturlaube anzutreten. Beim Einchecken hatte sich plötzlich die Frau unmittelbar vor ihm in der Warteschlange umgewandt und ihn sichtlich erfreut begrüßt:

    „Oho, der Herr Magister will also mit mir zusammen nach Bangkok fliegen".

    Romeo war aus seinen Gedanken aufgeschreckt und hatte perplex einen diplomatisch höflichen Laut von sich gegeben. Ob das ein Ja oder ein Nein wäre, bliebe der Adressatin überlassen. Die Überraschung hatte ihn wohl einsilbig werden lassen. Immerhin hatte seine wieder gewonnene Fassung für ein Begrüßungslächeln gereicht, nachdem er die Frau erkannt hatte. Sie hatte ihn vor ein paar Monaten beauftragt, ein Problem mit einem lästigen Verehrer zu beseitigen. Romeo hatte über den Mann recherchiert und das Problem elegant und zur vollsten Zufriedenheit seiner Klientin gelöst. Später im Flugzeug hatte er jedoch nicht neben ihr gesessen, sondern eine sehr gepflegte, und wie sich herausgestellt hatte, pensionierte Ärztin als Sitznachbarin gehabt. Sie hatte ihn fröhlich begrüßt, als er neben ihr Platz genommen hatte. Es war ein Vergnügen für Romeo gewesen, sich lange mit der alten Dame über Gott und die Welt zu unterhalten. Er wünschte sich, wenn er in ihrem Alter wäre, über einen ähnlich regen Verstand und ein ungebrochenes Interesse für die Dinge des Lebens zu verfügen. Schließlich waren beide entschlummert. Da war das Flugzeug bereits über Indien gewesen.

    Die Einreiseprozedur verlief schleppend. Endlose Warteschlangen hatten sich vor den vielen Schaltern gebildet. Thailand war trotz der Vorkommnisse der letzten Jahre immer noch ein attraktives Reiseziel. Romeo präsentierte seinen österreichischen Reisepass. Der Einreisebeamte blätterte versonnen darin, musterte Romeo ausführlich und fragte ihn dann auf Englisch, zu welchem Zwecke er nach Thailand gekommen wäre. Romeo antwortete lächelnd auf Thai, er wollte in seinem Mutterland ein paar Wochen Urlaub machen. Auch der Beamte lächelte nun. Die Antwort schien ihm zu gefallen. Es war einfach nett und erfreulich, wieder im Land des Lächelns zu sein. Romeo trat für das Erkennungsfoto in die am Boden eingezeichneten Fußabdrücke. Für die Aufnahme war Lächeln allerdings nicht gestattet. Der Beamte stempelte Pass und Einreisekarte ab und winkte ihn mit einem freundlichen Willkommensgruß weiter. Nach langer Zeit der Abwesenheit hatte Romeo wieder Thailändischen Boden betreten. Es war ein eigenartiges Gefühl, beinahe so wie Heimkommen. Am Förderband drehten sich bereits einige Koffer im Kreise. Romeo ließ es links liegen. Alle seine Habseligkeiten für den Urlaub befanden sich in seinem Handgepäck. Im Hause seiner Mutter waren noch viele seiner Utensilien und Kleidungsstücke gehortet. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, alles vollständig vorzufinden. In der Halle der Gepäcksaufnahme befand sich ein Kiosk der Siam Commercial Bank. Im Vorbeigehen warf Romeo einen flüchtigen Blick auf die Wechselkurse des Thailändischen Baht. Der Euro schwächelte. Für Urlauber aus Europa war das nicht sehr erfreulich. Auch der Amerikanische Dollar war abgesackt, oder der Baht hatte zugelegt. Das war nur schwer zu verstehen, bei der unausgeglichenen politischen Lage Thailands. Es brodelte im Königsreich. Uniformierte Organe des Zolles konnte Romeo nirgends entdecken. Niemand schien sich für die Inhalte der vielfach voluminösen Koffer der Einreisenden zu interessieren. Er trat in die Ankunftshalle hinaus. Das ferne Geschrei hatte er bereits beim Einreisschalter wahrgenommen. Jetzt war es zu einem Höllenlärm angeschwollen. So ungefähr musste sich ein Matador fühlen, wenn er die Arena mit den enthusiastisch johlenden Zuschauern betrat. Menschentrauben in mehreren Reihen hinter der kreisförmigen Absperrung warben lautstark um die Aufmerksamkeit der Ankommenden. Viele hielten Schilder mit Namen von Reisenden, Hotels, Transportmittel und manches mehr in die Höhe. Schwer zu übersehen waren zwei halbnackte Tänzerinnen. Sie waren offenbar für einen stilgerechten Empfang eines Passagiers in der sündigen Stadt engagiert worden. Niemand in Romeos Umkreis hätte auf so eine abwegige Idee kommen können. Darüber war er froh. Eine auffällige Aktion wie diese wäre ihm äußerst peinlich. Er verließ den abgesperrten Bereich und erspähte sofort den langdienenden Chauffeur seiner Mutter. Er stand in der Zone für die Abholung von VIP-Gästen. Seine Körperhaltung drückte erwartungsvolle Spannung aus. Er hielt seine Kappe ergeben vor der Brust und musterte suchend die Ankommenden. Sein weißes Haar war wieder ein wenig schütterer geworden, seit ihn Romeo das letzte Mal gesehen hatte. Die dezente Uniform stand ihm nach wie vor ausgezeichnet. Seinen richtigen Namen hatte Romeo vergessen oder nie gewusst. Alle nannten ihn in schöner Englischen Tradition James. Romeo trat vor ihn hin und grinste ihm breit ins Gesicht.

    „Hallo James, lange nicht gesehen".

    Im Gesicht James zeichnete sich nur zögerliches Wiedererkennen ab.

    „Herr Romeo?"

    „Na, auf wen wartest du denn?".

    James klemmte sich die Kappe unter die Achsel und begrüßte Romeo freudestrahlend mit einem ehrerbietigen Wai.

    „Du hast dich aber verändert, zum Vorteil natürlich".

    Romeo musste lachen.

    „Das wäre sehr ungewöhnlich, wenn nicht. Wir haben uns sechs Jahre nicht gesehen, aber du hast dich überhaupt nicht verändert".

    Das war als Kompliment gedacht. James nahm Romeo den kleinen Koffer ab und schritt würdevoll voran zum VIP-Parkplatz des Flughafens. Den Wagen, den Mutter geschickt hatte, kannte Romeo noch nicht. Es war ein wunderschöner dunkelblauer Bentley. Sie hatte eine Vorliebe für Luxuskarossen und besaß sicher mehr als fünf davon. James hatte ihn offensichtlich auf Hochglanz poliert.

    „Mama wartet zu Hause auf dich. Sie ist sehr glücklich. Du hast wieder heimgefunden".

    Romeo verzichtete auf eine Entgegnung. Seine Heimat war jetzt Österreich und seine Existenz in Wien tief verwurzelt. Aber er wusste, seine Mutter wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn hier bei ihr zu haben. Er sollte für immer in Bangkok leben. Diesen Wunsch konnte ihr Romeo aus einigen Gründen nicht erfüllen. Er hatte sich gewappnet. Sie würde ihn mit vielen raffiniert-emotionalen Mittel bearbeiten und versuchen, ihn zur Rückkehr nach Thailand zu bewegen. Sie hatte ihm am Telefon vor seiner Abreise versichert, mit einem Kurzbesuch ebenso zufrieden zu sein, wenn er nicht für immer bleiben wollte oder könnte. Romeo hatte ihr natürlich kein Wort geglaubt. Seine Mutter war der Prototyp der nach thailändischen Kulturdogmen lebenden Frau. Der Wahrheitsgehalt einer Aussage wurde von ihr stets dem zu erzielenden Effekt untergeordnet. Das gebuchte und bezahlte Rückflugticket würde Romeo die nötige Stärke verleihen, nach vier Wochen unbeirrt das paradiesische Leben im goldenen Käfig hinter sich zu lassen und zurück nach Wien zu fliegen, dessen war er fast sicher. James öffnete für Romeo die hintere Wagentüre. Die Herrschaft

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