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Excaliburs Rückkehr
Excaliburs Rückkehr
Excaliburs Rückkehr
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Excaliburs Rückkehr

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About this ebook

Der vierte Teil des Gral Epos berichtet von einer atemberaubenden Odyssee.

Zusammen mit seiner Gefährtin Lara gerät Peter im hohen Norden auf die arktische Insel Spitzbergen. Dort finden sie unter geheimnisvollen Umständen das Schwert Excalibur, welches viele Jahrhunderte aus dem Blickfeld der Menschheit verschwunden war. Sie gelangen zum Volk der Lys in ein unterirdisches Reich, wo sie auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden.

Während ihres Aufenthaltes in den Tiefen der Welt wird die Lage auf der Erdoberfläche sehr brisant, denn ein geheimnisvolles Gremium übernimmt nach gewaltigen Terroranschlägen weltweit die Macht. Das nahezu über Nacht etablierte System an totaler Kontrolle ist menschenverachtend.

Nach dem Lara und Peter das Volk der Lys verlassen haben, versuchen sie mit Hilfe von Excalibur, diese alles bedrohende Verdunklung zu durchbrechen, um ein dauerhaftes Erwachen unseres Planeten zu initiieren; ein Unternehmen, das zunächst fehlschlägt, da die Zeit für ein Erwachen der Menschen noch nicht ganz reif war.

Nach einer höchst geheimnisvollen Zeitreise schließt sich der Ring der Grals-Suche, der im Mittelalter mit Pater Gregorius begonnen hatte.

Am Ende einer abenteuerlichen Suche nach dem Gründer und Alleinherrscher werden einige Rätsel gelöst, unglaubliche Zusammenhänge offenbart.
Ein Ausblick auf die wahrscheinliche Zukunft des Menschen beendet diesen Mystery-Thriller; ein Ausblick, der als Wegweiser eines globalen Menschseins verstanden werden kann und die Basis zum finalen fünften Roman bildet.
LanguageDeutsch
Release dateDec 15, 2017
ISBN9783896900234
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    Book preview

    Excaliburs Rückkehr - Parzzival

    Todes)

    Dieses Buch wurde bewußt in alter deutscher Rechtschreibung verfaßt!

    Copyright © Erste Auflage 2006 by Verlag Neue Dimension

    90765 Fürth, Germany

    www.neue-dimension.eu

    Cover-Illustration: Stefan Erdle

    Lektorat: Gundula Lendt, Peter Stielicke

    Herausgeber: H. P. Neuber

    Erstauflage – ISBN: 978-3-89690-023-4

    Verlag Neue Dimension, Fürth, Bayern

    Ich glaube kaum, daß jemand fähig wäre,

    Excalibur überhaupt zu erkennen,

    der nicht zweierlei Aspekte in sich entwickelt hat:

    zum einen, die Festigkeit eines Felsens,

    um von der Kraft des Schwertes

    nicht vernichtet zu werden,

    zum anderen die unbesiegbare Kraft

    der weiblichen Schöpfungs-Harmonie.

    Doch wer ist schon in der Lage, beides zu verkörpern?

    Nonuk, Wächter des Schwerts

    Eigentlich will ich ja keine Wortspiele machen,

    aber das Wort Excalibur klingt irgendwie gar nicht

    so sehr europäisch, sondern nach einer Sanskrit-Wurzel,

    arisch-indischen Ursprungs also.

    Ex-Kali-bur … aus Kali geboren!

    Und was Kali bedeutet, wissen wir ja.

    Lara, dazu auserkoren, das Unmögliche möglich zu machen

    Du weißt ja, daß mein Name vom lateinischen Petrus kommt

    und daher Felsen bedeutet.

    In der Artus-Sage steckt Excalibur festgeschweißt in einem Felsen,

    bis der wahre König des Reiches erscheint,

    um es herauszuziehen.

    Der wahre König ist die erwachte Seele des Menschen.

    Das Reich ist die Herabkunft der Schöpfungs-Unvergänglichkeit

    in die vergängliche Materie, um sie zu verwandeln.

    Mir scheint, all dies bekommt langsam eine sehr tiefe Bedeutung.

    Und wir stecken mittendrin,

    im Beginn von etwas völlig Neuem.

    Peter, der Felsen des Schwerts Excalibur

    Excaliburs Pfad

    Äonenlang lag ungeahnt,

    die Macht des Lichts versteckt,

    und sachte hat sich angebahnt,

    daß Felsen ward entdeckt,

    worin ein heil’ges Kleinod stak,

    Vermächtnis hoher Macht;

    aus Dunkelheit kam’s an den Tag,

    weil Menschheit nun erwacht.

    O Sucher! Sieh, daß dieser Stein

    für dich das Schwert verwahrt.

    Zieh es heraus und steck es ein,

    wenn es sich offenbart.

    Nun hebe dein Excalibur

    zur Sonne, voller Mut,

    und spüre, was das Schwert erfuhr,

    in reinster Seelen-Glut.

    Das weiße Licht, nun schattenlos,

    wird dringen in dein Herz

    und transformieren Gut und Bos

    zur Wahrheit - ohne Schmerz.

    Eins sind Macht und Liebe nun

    in deinem leuchtend’ Schwert,

    dem du nun hilfst das Werk zu tun,

    wofür es dir gewährt:

    Zerstör die Krusten finst’ren Zeit,

    des alten Tieres Gier.

    Erhebe Gottheit hoch und weit.

    O Seele, schwebe hier!

    Vorbemerkung

    Wie auch in den ersten drei Romanen, wurde die zentrale Handlungsebene dieses Buchs in Ichform abgefaßt. Speziell in diesem vierten Roman könnte dies jedoch zu Mißverständnissen beim Leser führen.

    Es ist keineswegs Absicht des Autors, seinen eigenen Pfad und damit seine Erfahrungen in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr ist es dem Leser überlassen, wie stark er sich identifizieren mag mit den handelnden Haupt-Personen - von Sodon bis Ailon, von Peter bis Lara.

    Wie bei allen Bänden des Epos, besonders bei diesem vierten Band, kommt es mitunter auf einzelne Worte, Szenen an, die Puzzle-Steine für den weiteren Verlauf bilden, sich erst später zusammenfügen. Aufmerksame Leser werden es schon ahnen.

    Jeder Versuch, das Wesen umzuwandeln, ist ein Ringen mit universalen Kräften,

    die lange Zeit die Herrschaft innehatten, und es ist müßig zu erwarten,

    daß sieden Kampf bei der ersten Niederlage aufgeben werden.

    Sie versuchen - solange sie können - ihre Herrschaft aufrechtzuerhalten,

    und selbst wenn sie hinausgeworfen werden, trachten sie danach zurückzukehren

    und ihre Macht zurückzugewinnen, solange die geringste Chance einer

    Erwiderung im bewußten oder unterbewußten Bereich besteht.

    Es hat keinen Sinn, sich von diesen Angriffen entmutigen zu lassen.

    Man muß versuchen, sie mehr und mehr nach außen zu drängen und ihnen jede

    Zustimmung zu verweigern, bis sie sich erschöpfen und dahinschwinden.

    Sri Aurobindo, Briefe über den Yoga, Bd. 3, S.28

    Prolog

    Wenn ich ehrlich zu mir war, dann hatte sich verdammt wenig verändert. Zumindest rein äußerlich! Innerlich hatten sich in mir großartige Wandlungen vollzogen, ich hatte Sodon, die Macht der Finsternis demaskiert, hatte das Geheimnis der Schwarzen Sonne erfahren und in meinem innersten Wesen die Erfahrung des Kosmischen Grals machen dürfen. Unvorstellbar, in welch tiefe Schicksals-Klüfte mich das Leben dazu geführt hatte.

    Diese Erfahrungen prägten von da an mein Leben auf besondere Weise: Ich konnte stets einen weiten, intuitiven Überblick über alles Sein behalten, vermochte die Kulissen der Verlogenheiten dieser Welt zu erkennen und mich größtenteils darüber zu erheben.

    Dazu brannte - von Tag zu Tag stärker - jenes immense Sehnen in meiner Brust, eines Tages auch physisch und dauerhaft zu einem Gral zu werden, bereit zu sein, mein Leben gänzlich der Schöpfung zu widmen.

    Doch statt daß diese gewaltigen Neuerungen in meinem Wesen jene vogelhafte Leichtigkeit im Alltag des Lebens initiiert hätten, die ich von manchen Meditationen her kenne, hinterließen sie gelegentlich ein Gefühl von großem Weltschmerz. Keine emotionale Trauer, sondern eine nagende, drückende Erkenntnis: Jener Sodon, den ich in mir demaskiert hatte, war in seiner schwärzesten, destruktivsten Form derart tief in allen Lebens-Strukturen dieser Erde verankert, daß mir meine lichtvollen Erfahrungen fast schon wie ein Hohn erschienen.

    Die Erkenntnis, daß hinter allem letztendlich das Wirken des Göttlichen zu sehen ist, konnte nur wenig Trost spenden, eher die schreckliche Frage initiieren, ob es denn allmählich der Wille des Göttlichen sei, daß die als Spezies mehr und mehr versagende Menschheit von diesem Planeten verschwinden müsse?

    Sicher, die Welt hatte Fortschritte gemacht. Große politische Umwälzungen zum Positiven waren in letzter Zeit geschehen. Doch die Masse der Menschen suhlte sich nach wie vor im Schlamm der Trägheit und Unbewußtheit. Und diese Tatsache war mir schmerzlicher bewußt als je zuvor, zumal ich von einem beständigen Bombardement all dieser Normalitäten unablässig beschossen wurde.

    Die Zivilisation war nach wie vor abhängig von ihren ‘lieb’ gewonnenen Verhaltensweisen. Wie giftige Pfeile bohrten sie sich in meine Aura und verhinderten, daß ich zügig weiter gehen konnte auf meinem Pfad der Selbst-Eroberung und der Verkörperung eines Matrimandir, eines Tempel des Göttlichen.

    Es war fast wie ein Fluch: ich hatte von dem himmlischen Ambrosius der Grals-Erkenntnis kosten dürfen, von einer Erfahrung weit jenseits der Vergänglichkeiten dieser Welt; hatte den Fluß der Schöpfung in mir erlebt und die Vernichtung der Dämonenheere in meinem persönlichen Armageddon erfahren; und dennoch klammerte sich der Alltag krakenhaft an all meine Wesensteile, als wenn mir gezeigt werden sollte, daß alles Erlebte nur eine Illusion war.

    Doch es war keine Illusion!

    All diese Erfahrungen, angefangen von dem ersten Kontakt mit Ailon damals bei mir im Garten, bis hin zur Suche nach dem kosmischen Gral, waren echt, absolut echt. Keiner konnte sie mir jemals wieder nehmen.

    Sie hatten mich zutiefst verändert, mein Weltbild völlig umgekrempelt und mein

    Bewußtsein aus der mentalen Kerkerhaft befreit. Und dennoch war kein Frieden in meinem Wesen, sondern jene nagende Aufforderung, daß etwas fehlte. Natürlich wußte ich, was fehlte: jenes goldene Durchflutet sein mit unverfälschter Schöpfungs-Kraft, das ich einige Male während meiner mystischen Erfahrungen erleben durfte.

    Doch ich war ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und trotz des damaligen Abstiegs in die Tiefen des archaischen Bewußtseins, wo Sodons schrecklichster Plan, das Magische Tor, vereitelt worden war, war diese fesselnde Vergangenheit des Menschseins vorhanden und brachte sich in beständige schmerzhafte Erinnerung: Nein, kein goldenes Durchflutet sein, sondern ein Fressen-und-Gefressen werden in einem schrecklichen Kreislauf der Vergänglichkeit, aus dem es offensichtlich – trotz aller individuellen Erkenntnisse - für die Menschheit kein Entkommen gibt.

    Überdeutlich wußte ich, was erforderlich wäre: die gesamte Materie dieser Erde müßte die Erfahrung der höchsten göttlichen Realität erhalten und sich dadurch in ihrer ursprünglichen Substanz verändern, um die Fähigkeit zu erlangen, den reinen Geist der Schöpfung in sich zu tragen und zu verkörpern. Doch wie - um Himmels Willen - sollte dies geschehen?

    Die allermeiste Materie dieses Planeten war träge und in beständiger dumpfer

    Bewegung. Nichts unverfälscht Göttliches war hier zu finden, es sei denn in der Tiefe des Seins an sich, wie mir die Ereignisse bei Sodons unglaublicher Demaskierung

    gezeigt hatten.

    Doch wie sollte es möglich sein, in jedem einzelnen Atom dieser Welt die involvierte, verborgene Schöpfungs-Kraft freizulegen? Denn nur auf diese Weise, so stellte ich mir das zumindest vor, könnte die gesamte Welt zu einem transformierenden Erkenntnisprozeß gebracht werden.

    So schien es mir, trotz (oder gerade wegen) meiner so tiefgreifenden Erlebnisse mit Sodon und dessen Demaskierung, daß die Welt unrettbar und für alle Zeiten ein Feld seiner destruktiven Schlachten bleiben würde.

    Zu sehr war alle Existenz meiner Meinung nach bereits verfestigt, verdunkelt und von einem erstickenden Netz an Lügen und Pervertierungen zugedeckt. Mein innerstes Wesen war jedoch nicht zur Resignation geboren.

    So ordneten sich die Pfade meines Lebens-Schicksals auf sehr erstaunliche Weise, und sollten mich auf ein Relikt aus längt vergangenen Tagen stoßen lassen, dessen richtiger Gebrauch dazu geeignet sein sollte, wahrhaftige und dauerhafte Veränderungen auf der gesamten Erde zu initiieren.

    Doch gleichzeitig leitete dieser Fund auch meine bisher schwerste Prüfung ein, war ich doch schon kurz davor, einen ähnlich verbitterten Aufschrei in den Kosmos zu schicken, wie einst Pater Gregorius, als er voller Verzweiflung über die Gräuel der Inquisition in seiner Klosterzelle rief: Ist es das wirklich, was du willst, o Herr? Oh hätte ich nur deine Macht, Herr, ich würde die Welt schon zum Rechten verändern.

    Die Prüfung, die das Schicksal mir dann auferlegte, war in ihrer Bürde kaum noch zu überbieten und sollte Auswirkungen auf das Schicksal des gesamten Planeten haben.

    Ailon hatte mir einst gesagt, nachdem ich durch das Schwarze Loch an jenen mystischen Ort der kosmischen Gralsrunde gelangt war, daß ich selbst bald ein kosmischer Gralsritter werden würde. Es mag sein, daß diese Aussage richtig war. Dennoch war ich vor allem erst einmal ein menschliches Wesen dieser Erde mit menschlichen Aufgaben und eine Liebe zur Menschheit im Herzen. So erstreckte sich meine Aufgabe, nachdem Sodon in mir demaskiert war, nicht in unergründliche kosmische Höhen oder mystische Tiefen, sondern war auf unglaubliche Weise mit dem Planeten Erde verbunden, mit seiner Evolution und seinen Kerkermauern an Lüge und Entstellung.

    Man mag meiner folgenden Erzählung nun Glauben schenken oder nicht, was

    spielt das schon für eine Rolle im Strom der Zeit … Eines Tages wird nur ein Ergebnis eine bedeutende Rolle im Lauf der Geschichte spielen: die Fähigkeit der Menschheit als Ganzes, das übergestülpte Netz der Lüge und Entstellung zu zerreißen und der Ankunft des Höchsten Lichts jeden Weg zu ebnen.

    Nicht nur im Bewußtsein, vor allem in der körperlichen Existenz, denn wir sind physische Wesen.

    Nicht nur unser Geist hat sich zu weiten, auch die Materie selbst muß sich ändern und zu einem weiten Grals-Gefäß der unverfälschten Wahrheit werden.

    Dann wird der neue Äon Einzug halten und das KIND geboren werden können, welches vor den Kräften der Destruktivität nicht zurückschreckt.

    Nicht nur im eigenen Herzen wird es geboren werden …

    Der Seelenmensch verstehe, wer das KIND ist …

    … das dazu bereit ist, den rohen Kräften dieser Erde mit Liebe zu begegnen …

    Manchmal glaubt man, daß es nicht mehr

    schlimmer kommen kann,

    wenn Hoffnungslosigkeit und Todesangst

    zur puren Realität werden.

    Doch wer wirklich den Pfad des Erwachens

    zu gehen wagt,

    der wird sich damit abfinden müssen,

    daß die lehrreichen finsteren Täler

    von Mal zu Mal dunkler werden.

    Irgendwann wird die ultimative Prüfung ins Leben treten.

    Spätestens dann weiß man,

    wozu all die vorherigen Hindernisse gut waren

    und welch immense Vorbereitung sie brachten,

    um das Unmögliche eines Tages wagen zu können.

    Sei dir sicher, Kriegerin, daß du eines Tages

    das Unmögliche wagen mußt.

    Die Stimme Excaliburs zu Lara, während sie darauf vorbereitet wurde,

    das Unmögliche zu wagen …

    Arktischer Schneesturm

    Die Grenze des physisch Erträglichen ist nahezu erreicht. Seit zwei Tagen irren wir nun schon in diesem Schneesturm umher. Keinerlei Orientierung mehr; das GPS funktioniert nicht. Keine Kommunikationsmöglichkeit; das Satellitentelefon verloren wir in jenem unseligen Moment, als sich der Eisbär vor uns aus dem Schneegestöber schälte und ich die Pumpgun fast nicht mehr rechtzeitig abfeuern konnte.

    Die letzte Notration an Energie-Riegeln vor ca. 1 Stunde verbraucht.

    Etwas Schnee zu einem Tee oder einer Suppe zu kochen ist unmöglich.

    Der Sturm ist einfach zu stark.

    Vielleicht halten wir physisch noch ein paar Stunden durch, doch dann müssen wir dem Unausweichlichen in die Augen blicken und dem Ende irgendwie begegnen.

    Der Überlebenswille ist in der letzten Stunde fast schon von Minute zu Minute gesunken, Körper und Geist spüren nun gleichermaßen, daß eine Rettung nicht mehr im Bereich des Möglichen liegt. Und das ist eine zermalmende Erkenntnis …

    Mit langsamer werdenden Gedanken frage ich mich, wie es so weit hat kommen können.

    Warum?

    Warum? Warum nur befinden wir uns in jener hoffnungslosen Lage, die uns wohl nicht mehr ins Leben zurückführen wird …

    ***

    Einige Zeit zuvor …

    Es klappt mit der Reise nach Spitzbergen! berichtete ich Lara begeistert, Das norwegische Gouverneursbüro in Longyearbyen hat keine Einwände gegen unsere private Expedition in das Gebiet hinter der Petuniabucht bei Pyramiden erhoben. Es kann losgehen!

    Lara war gerade damit beschäftigt, die Löcher meiner Strümpfe zu stopfen, und meinte etwas desinteressiert: Aha …

    Was heißt hier aha??? erboste ich mich, breitete eine auf dem Boden liegende Detailkarte aus, die das Archipel Svalbard genau zeigte, und deutete mit dem Finger auf eine Stelle.

    Schau, das ist die Petuniabucht, wir können sie von der verlassenen russischen Siedlung Pyramiden aus gut erreichen. Wir gehen bis zum Delta des Flusses hier an der Küste entlang, und versuchen von dort auf die Hochebene zu gelangen, machen dann einen riesigen Bogen, um von der anderen Seite her, über das Yggdrasil-Plateau wieder nach Pyramiden zu kommen. So stelle ich mir das vor.

    Seit einiger Zeit planten meine Frau Lara und ich eine abenteuerliche Trekking-Tour auf dem hocharktischen Archipel Svalbard, wo wir auf der Hauptinsel Spitzbergen versuchen wollten, in eine der spektakulärsten Gegenden der Insel zu wandern.

    Lara, weiter Strümpfe stopfend, war momentan aber immer noch nicht so ganz bei der Sache. Immerhin bemerkte sie frotzelnd: Wow, klasse! Yggdrasil … das klingt mystisch. Ob wir die Weltenesche sehen? Ob’s dort Trolle gibt?

    Quatsch, Trolle … aber Eisbären eventuell, deswegen gehen wir heute Abend auch wieder zum Schießen. Wir müssen gut trainiert sein. Wenn uns so ein 600kg schwerer Bär angreifen sollte, dann müssen wir wirklich die Waffe beherrschen.

    Lara grinste über beide Ohren, als sie antwortete: Zuerst mal muß ich meine Finger trainieren, daß ich bis dahin alle deine Löcher in den Strümpfen gestopft bekomme, sonst wird’s dich dort an den Füßen frieren, ob Eisbär oder nicht …

    Ich wollte etwas erwidern, ließ es dann aber lieber.

    Doch Lara klang nun ebenfalls begeistert, als sie fortfuhr: Auf alle Fälle freue ich mich total auf die Reise. Daß ich damals nicht nach Tibet mitgenommen wurde, stinkt mir heute noch.

    Wärst du gerne zombifiziert worden? Du weißt doch, was den Jungs und Mädels damals in diesem Kloster passiert ist!

    Lara warf mir einen Kußmund zu. Da ist mir Eisbär aber lieber als Zombi …

    Gute Voraussetzung! Also, paß auf: Karten sind besorgt, obligatorische Versicherung auch, Genehmigung liegt vor, norwegische Waffenlizenz haben wir sowieso, Satellitentelefon funktioniert, jetzt müssen wir nur noch die Schuhverlängerungen zum Durchwaten der Flüsse besorgen und ausprobieren, ob unsere Schlafsäcke wirklich die darauf angegebenen Minustemperaturen aushalten.

    Flug ist gebucht?

    Ja, in einen Monat sind wir schon dort.

    Zu organisieren hatten wir in der letzten Zeit wahrlich viel gehabt. Besorgung von arktischem Kartenmaterial; genaue Koordination des Flugs nach Longyearbyen (jener norwegischen Klein-Siedlung dort oben im höchsten Norden) mit dem Bootstransfer über den 30 km dicken Arm des Adventsfjords zur Petinuabucht; Anschaffung und Erprobung des Iridium-Satellitentelefons für Notfälle; Zusammenstellung der Ausrüstung bis hin zu Spezial-Schuhverlängerungen, damit wir das Schmelzwasser durchwaten können.

    Es waren derart viele Dinge bei einem privaten arktischen Trekking zu beachten, daß wir uns nicht wunderten, warum kaum ein Globetrotter auf eigene Faust die Hoch-Arktis bereist, sondern sich meist den geführten aber sehr teureren Touren anschließt.

    Einen nicht unwesentlichen Teil der Vorbereitungen nahmen auch Schießübungen mit der Pumpflinte und Flintenlaufgeschossen ein, denn der geübte Umgang mit einer großkalibrigen Waffe ist auf Spitzbergen Pflicht für eine Wanderung auf eigene Faust. Zu gefahrvoll und Angsteinflößend wäre sonst die mögliche Begegnung mit einem angriffslustigen Herrn der Arktis, der durch ebendiese Angst den Menschen sofort als Opfer erkennen und verspeisen würde.

    Irgendwann war es dann soweit. Es war zwar schon Spätsommer, Anfang September, für Spitzbergen schon Spät-Herbst, doch der Weltwetterbericht hatte eine lange Schönwetterperiode für diese Gegend vorhergesagt, sodaß wir mit Schnee-Einbrüchen nicht rechneten.

    Wir flogen voller Unternehmungslust nach Longyearbyen, wo wir noch am selben Tag die Ausrüstung vervollständigten und den gebuchten Bootstransfer über jenen Arm des Eismeers antraten, der uns an eine der schönsten Gegenden der Arktis brachte.

    Zwei Tage lang erlebten wir einen unvergleichlichen Traum. Wir wanderten mit unseren Rucksäcken bei herrlichem Sonnenschein in einer überwältigenden Landschaft.

    Etwa 100 Meter von der Eismeerküste entfernt, an die der gegenüberliegende Riesen-Gletscher beständig einige kleinere Eisberge schickte, stiegen wir über eine leicht schräge Ebene voran, die übersät war mit Geröll und arktischen Blumen. Ich trug meine Pumpgun ständig schußbereit in einer Hand, doch weit und breit war hier kein Eisbär zu sehen.

    Lara’s Augen strahlten wie noch nie über die Faszination der Landschaft. Gelegentlich kalbte donnernd der Gletscher auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht und entließ weitere Eisbrocken in den Fjord.

    Schau, hier ist ein kleiner Wasserlauf, laß uns mal Rast machen. sagte meine

    Liebste nach einem steilen Stück des Weges. Ich nickte und setzte Rucksack und Waffe ab, um Lara mit ihrem Rucksack zu helfen.

    Dann holten wir ein Stück belegtes Brot aus den Rucksäcken, setzten uns auf zwei Steine und träumten ein wenig vor uns hin.

    Bei so einer Landschaft waren Worte überflüssig …

    Später nahm ich eine Wasser-Schöpfkelle aus Holz vom Rucksack und holte Wasser von dem kleinen Bachlauf.

    Hmm! Schmeckt köstlich! Voller Gestein-Schmirgel, wie konzentriertes Mineralwasser.

    Lara blickte auf die Höhenlagen links von uns.

    Da geht’s später hinauf?

    Naja, laut Karte geht weiter hinten eine alte russische Piste serpentinenförmig nach oben. Sie haben dort offenbar einmal Probebohrungen für Kohle gemacht. Diese Piste läßt uns bequem nach oben gelangen. Dann geht’s über die Hochebene weiter.

    Mein Gott, wenn dieser Sonnenschein weiter anhält, dann wird das ein unvergleichliches Natur-Erlebnis.

    Ja, das wird es wirklich! Und ich glaube auch, daß das Wetter hält. Es sind weit und breit nur ein paar arktische Schönwetterwolken zu sehen.

    Schließlich wanderten wir weiter durch diesen unvergleichlichen Traum. Die sichtbaren Gletscherzungen gegenüber glitzerten wie diamantene Straßen in einer Welt mystischer Schönheit.

    Als wir die Küste in Richtung nördliches Inland verließen, gerieten wir in eine steinige Tundra-Landschaft von solch spektakulärer Gewaltigkeit, daß wir kaum mehr redeten, sondern all diese Impressionen still in uns aufsaugten, wozu uns die geheimnisvolle Ruhe noch unterstützte, die jetzt nicht mehr durch die Brandung der nahen Meeresküste und durch gelegentliche Schreie angriffslustiger Raubmöwen unterbrochen war, denn das Meer war nun deutlich weiter entfernt.

    Nach anstrengendem Anstieg über Geröll befanden wir uns schon viel weiter oben, auf einem kleinen Plateau in den Bergen, von wo aus wir auf der einen Seite einen spektakulären Blick auf die Bucht und auf der anderen Seite in die wilde Bergwelt hatten.

    Später saßen wir - immer noch schweigend - vor einem kleinen Lagerfeuer, welches wir vor dem bereits aufgebauten Zelt entzündet hatten. Die kleinen Treibholzscheite hatten wir zuvor an der Küste aufgesammelt. Eng aneinander gekuschelt, eine gemeinsame Decke um die Schultern gelegt, träumten wir auf das gerade noch sichtbare Meer hinaus.

    Die Sonne stand deutlich tiefer, ging aber in den ‘Nachtstunden’ Anfang September natürlich noch nicht unter.

    Ich legte einige Holzscheite nach. Unglaublich, daß es hier genug Feuerholz gibt. Du weißt ja, all das Treibholz stammt aus den großen sibirischen Strömen, von dort gelangt es mit der Westdrift hierher.

    Lara gab leise Antwort: Ja, ich weiß …

    Dann deutete sie auf die majestätische Natur hinaus. Peter?

    Hmmm?

    "Wenn ich diese grandiose Natur betrachte, dann kann ich mir kaum vorstellen, daß es destruktive Kräfte auf dieser Welt gibt. Es ist so unglaublich harmonisch hier, so voller Schönheit …

    Ich schwieg lange, was sollte ich hier auch Sinnvolles antworten. Schließlich erwiderte ich leise: Diese Natur kann sicher auch sehr destruktiv sein, zumindest für uns Menschen. Die Polarforscher und die Walfänger, die früher hier ihren Tätigkeiten nachgingen, müssen teilweise unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt gewesen sein, die von einem modernen Mitteleuropäer kaum zu überleben gewesen wären.

    Dann schwiegen wir wieder eine Zeit lang, bis Lara sich erhob und mir ein Küßchen auf die Backe schmatzte: Ich gehe mal als erste schlafen. Halte gut Wache, alter Wikinger.

    Dann verschwand sie ins Zelt.

    Wir schliefen abwechselnd, einer hielt jeweils mit der Waffe die Eisbär-Wache und betrachtete in Meditation die faszinierenden Lichtspiele, die die wandernde Sonne mit sich brachte. Es wurde bitter kalt in der Nacht, weil die Sonne nur noch knapp über dem Horizont in dieser Jahreszeit, stand so daß der jeweils Wachende sich zwischen den meditativen Phasen bewegen mußte.

    Am Morgen bereiteten wir ein kurzes Frühstück, dann brachen wir auf.

    Es war unser Schicksalstag.

    Gegen Mittag waren wir auf einer Hochebene angelangt, die nach allen Seiten ähnlich aussah. Das Meer war nirgends mehr zu sehen. Überall lagen Schnee-Flecken.

    Eine unendliche hier fast trostlos wirkende Weite, doch durchsetzt mit Bergen, Tälern und Geröll.

    Ich blickte etwas besorgt nach oben, da es sich ziemlich bewölkt hatte.

    Hoffentlich hält das Wetter, bis wir den Bogen zum Mimedal hinter uns haben. Von da aus geht’s dann rasch nach Pyramiden weiter.

    Voller bester Laune erwiderte meine Frau: Na, und wenn schon. Laß es ruhig mal stürmen oder regnen. Das gehört hier dazu. Gute Schutzkleidung haben wir ja dabei!

    Der Weg führte nun durch viel Geröll und kleine Schluchten, die umgangen oder durchwandert werden mußten, so daß wir eine Zeit lang nicht auf’s Wetter achteten und daher eine riesige Wolkenwand nicht bemerkten, die sich wie ein kriechender Bodennebel näherte.

    Meter um Meter kämpften wir uns durch das leicht ansteigende Geröll, das hier nur gelegentlich mit ein paar Flechten und Steinbrech-Gewächsen durchsetzt war, dann wurde es schlagartig sehr düster.

    Erschrocken blickten wir uns um und erkannten die gewaltige Nebelwand am Boden und die Wolkendecke in der Höhe, die von der südlichen Küste der Bucht her so rasch aufgezogen war, daß wir sie nicht bemerkt hatten, da wir jetzt in nordwestliche Richtung wanderten.

    Es wehten in dieser Gegend der Welt ja ständig kräftige Brisen, so war der starke Rückenwind der letzten Stunde kein Warnzeichen gewesen.

    Lara meinte besorgt: Ist’s nicht besser, umzukehren?

    Das wäre jetzt viel gefährlicher! gab ich zurück. Von der Küste her können Eisbären kommen, die wir nicht sehen, auch war der Pfad auf die Hochebene recht steil, während die Ebene in Richtung Mimedal sanft abfällt. Mit dem GPS kann eigentlich gar nichts passieren. Und für alle Fälle haben wir ja das Iridium-Telefon dabei.

    Wie zur Bestätigung klopfte ich tätschelnd auf die schwarze Lederhülle, die an

    meinem Hosengürtel hing.

    Dann laß uns jetzt den Schnellgang einlegen. Wohin ?

    Da lang!

    Rasch setzte ich noch einen GPS-Wegpunkt, dann waren wir auch schon von dichtem Nebel umfangen, unfähig, weiter als fünf Meter zu blicken.

    ***

    Viele Jahrhunderte zuvor …

    Der Weißgekleidete, unter dessen Gewand wie immer die Spitze des blau leuchtenden Schwerts hervorblinkte, stand in meditativer Versenkung vor dem gesamten Schatz und schien sich auf eine gewaltige Anstrengung vorzubereiten. Das Gewölbe war gefüllt mit Goldstücken, Kisten voller Schmuck, großen Statuen aus arabischen Kulturen, Diamanten, Rubinen, Smaragden und einigen Gold-Statuen aus den Ägyptischen Dynastien.

    Einer der letzten Tempelritter rannte in den tief unter der Erde liegenden Raum und rief: Meister, alles ist verloren. Die Schergen des Papstes haben unsere letzte Bastion überrannt. Ich bin zu Euch in die Tiefe entkommen, um Euch diese letzte Nachricht zu übermitteln, sowie die Bitte all unserer Getreuen, Euer Möglichstes zu tun, um unser Vermächtnis zu retten, geistig und materiell.

    Die Augen des Weißgekleideten blitzten unter dem schmalen Spalt seiner Gesichtsverhüllung.

    Mit seiner hellen Stimme antwortete er: Mein Versprechen gilt! Ich werde den Schatz in Sicherheit bringen. Ihr könnt es gerne beobachten, damit Euer Herz in Frieden den letzten Kampf mit den Schergen bestreiten kann. Ich kann Euch versichern, daß der Schatz erst wieder ans Tageslicht kommen wird, wenn die Menschheit alle Gier verloren hat und Geld und Macht keine Rolle mehr spielen werden. In diesen Zeiten wird der wahre Geist der Gral-Suche in der gesamten Menschheit wirken, nicht nur in wenigen Suchern.

    Der Dank aller aufrichtigen Menschen sei Euch gewiß für all das, was Ihr für uns getan habt. Ohne Eure Unterweisungen wären wir niemals so weit gekommen! verkündete der Templer; verbeugte sich und schlug das Zeichen des Kreuzes.

    Schließlich drückte er ergeben sein Schwert an die Stirn und fügte noch hinzu: Bitte bringt auch das geistige Erbe der Templer mit Euch in Sicherheit. Lehret die Welt eines Tages, daß Liebe nur mit Macht vereint imstande sein kann, die Finsternis wahrhaftig zu besiegen. Die Fülle des Grals sei stets das Kennzeichen Eures Geistes. Lebt wohl!

    Der Ritter mit dem Templerkreuz-Symbol auf dem Rücken trat einige Schritte zurück und beobachtete den Weißgekleideten, der sich zunächst zu ihm wandte und sich ebenfalls verabschiedete.

    Dann drehte er sich zu dem unermeßlichen Schatz, der Hunderte von Tonnen an Gold, Edelsteinen und Schmuck umfaßte, und schien sich zu konzentrieren. Ein blaues Leuchten umgab nun den geheimnisvollen Menschen, der den Aufbau des Templerordens so sehr mit seiner Weisheit unterstützt hatte. Dieses Leuchten breitete sich über den Schatz aus und wurde immer stärker und stärker.

    Gerade wunderte sich der Ritter zum wiederholten Male darüber, daß der Geheimnisvolle auf dem Rücken kein Templersymbol trug, sondern eine Art Flamme mit einem daraus hervorragenden Schwert und einem weiteren, ihm unbekannten Sinnbild, dann gab es einen gewaltigen Lichtblitz - und der Weißgekleidete und der Schatz waren verschwunden.

    Nur einige Nebelfetzen zeugten noch davon, daß hier vor ein paar Sekunden noch der größte Schatz der Menschheitsgeschichte gelegen hatte. Der Tempelritter atmete tief befriedigt durch. Voller Inbrunst und Kampfesmut zog er sein Schwert und rannte brüllend nach oben in die Schlacht mit den päpstlichen Schergen zurück, bereit, darin den Tod zu finden, von dem er – wie alle Templer - wußte, daß er nur ein Tor zur anderen Seite des Seins war.

    ***

    Spitzbergen

    Mit klammen Händen, trotz wetterfester Berghandschuhe, versuche ich die Zeltplane aus der Hülle zu ziehen, um sie wie eine wetterfeste Decke um uns zu schlingen.

    Wir haben hinter einem großen Felsbrocken eine kleine Senke gefunden, die ein wenig mehr Schutz vor dem Schneesturm gibt, als die offene Landschaft, die jetzt nur noch eine weiße, konturlose Wüste war.

    Mit stark verlangsamten Bewegungen kriechen wir in die Senke, die Gesichter gegenseitig vor angefrorenem Schnee fast nichts mehr erkennend, bilden mit den Rucksäcken einen weiteren Schutz, drücken uns aneinander und wir versuchen die Zeltplane um uns zu wickeln. Doch schon während des Versuchs wird sie uns von einer heftigen Bö aus den Händen gerissen. Sie bleibt zwar fünf Meter weiter an einem zackigen Fels hängen, doch ist sie erst einmal für uns unerreichbar. Die Kraft langt nicht mehr zum Aufstehen. Ein weiterer wichtiger Ausrüstungsgegenstand ist verloren …

    Lara drückt den Kopf an meinen Anorak. Sie zittert nicht mehr, ein schlechtes Zeichen: der Körper hat aufgegeben, hat offenbar das Erfrieren akzeptiert.

    Weine nicht! versuche ich herauszupressen, sonst frieren dir die Lider an …

    Ist doch egal, will nichts mehr sehen … haucht sie zurück, wie ich eher vermute denn höre, denn das Heulen des Windes verschluckt fast die leisen Worte.

    In die Schneewehe hinter Rucksäcken und Fels gepreßt, versuche ich, auf eine rettende Lösung zu kommen, auf irgendeine Maßnahme, die den drohenden Kältetod abwenden könnte. Doch sogar der optimistischste Verstand muß die Lage als absolut hoffnungslos einschätzen. Obwohl zwar ein tiefes Gefühl in mir flüstert, daß wir die Lage heil überstehen werden, spukt es quälend durch den Kopf: ‘Das ist das Ende!’

    Resigniert und verzweifelt liege ich da, Laras an meinen Anorak drückend, und konzentriere mich so gut es noch geht auf’s Wachbleiben.

    ‘Wach bleiben, wach bleiben, wach bleiben …’ hämmere ich mir beständig ein, doch spüre ich überdeutlich, wie die Erschöpfung nun mit Riesenschritten Geist und Körper zu lähmen beginnt und bleierne Schwere Einzug hält. Schleichend beginnt ein seltsam euphorisches Gefühl, gepaart mit ungeheurem Schlafbedürfnis, die Verzweiflung zu verdrängen. Ein sicheres Zeichen dafür, daß der Erfrierungstod an die Tür klopft.

    ‘Zwei Tage … zwei Tage in dieser Schnee-Hölle, wie haben wir das nur durchgehalten bisher? Das muß doch alles einen Sinn haben …’ schieben sich die Gedanken in meine Wachhalte-Anstrengungen.

    ‘Immer wieder sind bereits Menschen aus nahezu aussichtslosen Situationen gerettet worden …’

    Die Gedanken der illusionären Hoffnung erlahmen wieder, hier wird keine Rettung kommen. Ich drücke Lara fest an mich und frage mich, ob sie noch bei Bewußtsein ist.

    Lara, Lara, schlaf nicht ein! schreie ich in das Tosen des Windes.

    Sie schüttelt tatsächlich ganz leicht den Kopf. Unglaublich, sie hält noch durch, vielleicht hofft sie immer noch.

    Es stimmt …, die Hoffnung stirbt immer zuletzt …

    ***

    Viele Jahrhunderte zuvor …

    Ein gigantisches Schlachtfeld vor einer großen mittelalterlichen Burg. Unzählige Leichen von Rittern lagen herum, einige Pferde standen herrenlos auf dem Feld.

    Artus hatte seinen letzten Befehl erteilt.

    Wirf Excalibur in den See! rief der sterbende König seinem treuen Ritter Parzival zu, seinem treuesten aller Ritter, der die wunderbaren Eigenschaften der Treue und des Gehorsams mit einer nahezu kindlichen Weltoffenheit paarte, einer Kombination von Eigenschaften, die ihn in Artus Wertschätzung sogar noch vor Lancelot und dessen großen Tapferkeit stehen ließ.

    Artus lag im Sterben, der Kampf mit Mordret hatte ihn tödlich verletzt.

    Er, der Herrscher des Edlen, und sein Sohn, Herrscher der Finsternis, hatten sich gegenseitig ausgelöscht, um einer Kraft Platz zu machen, die jenseits der Aufspaltung des Seins in zwei Pole lag.

    Es war die Zeit für umfangreiche Neuerungen gekommen, die auf den Scherben

    der alten Werte erblühen sollten.

    Ragnarök, der Kampf zwischen Göttern und niederen Wesen, erzwang den Untergang der alten Strukturen, um dem Neuen zur Geburt zu verhelfen!

    So war Parzival der letzte Ritter, der das Schwert in Händen hielt, bevor es in den Tiefen des Unbewußtheits-Sees versenkt werden sollte, von wo aus es zur rechten Zeit wieder auftauchen würde, um einem wahren Herrscher die Unbesiegbarkeit zu gewähren.

    Ich höre und gehorche, mein Herr! antwortete Parzival dem blutüberströmten König, nahm das Schwert in Empfang und ritt in Windeseile zu jenem nahegelegenen See, woraus Excalibur einst aufgetaucht war.

    Er stieg vom Pferd, hob das heilige Schwert andächtig mit beiden Händen hoch,

    der Sonne entgegen, und sagte:

    O Schwert des Lichts, willst du wirklich von uns gehen? Gibt es keinen auf dieser Erde, der würdig wäre, dich zu tragen und dadurch für das Wahre zu kämpfen? Soll ich dich wirklich in die Tiefen des Sees zurückwerfen, wo doch deine Kraft so sehr bei uns Menschen gebraucht würde?

    Eine helle, singende Stimme erklang in Parzivals inneren Ohren: "Du Ritter der

    neuen Zeit, du kindlicher Träger der Menschheitszukunft! Wisse, daß zum momentanen Zeitpunkt keiner geeigneter wäre als du, um mich zu tragen und in meinem Sinne zu verwenden.

    Die Zeit der Gegensätze ist vorüber. Es beginnt die Epoche des EINSseins.

    Ihr Menschen müßt jedoch das Trennende aus eigener Kraft überwinden können. Erst wenn die Chance zur Erneuerung der Menschheit wahrlich besteht, werde ich wieder gefunden werden, doch nicht im See der Unbewußtheit, sondern im Eis der Todeskälte, denn es wird der Tod sein, der im neuen Zeitalter dem wahren Leben wird weichen müssen."

    Wer wird dich finden, o Schwert meines Königs?

    Jemand der dir ähnlich ist, du Treuester der Treuen, denn du hast mich zuletzt berührt. Jemand, der ebenso verzweifelt ist über den möglichen Verlust eines geliebten Menschen wie du nun über Artus baldigen Tod. Denn wisse, nur wenn du mich fortzugeben vermagst, kannst du die Menschheit wirklich heilen. Es ist die Prüfung der Prüfungen.

    Heißt das, der König könnte wieder gesund werden, wenn ich dich nun zu seiner Heilung verwenden würde? fragte der Ritter.

    Excaliburs Stimme wurde noch lauter: Ja, und er könnte das Reich Camelot wieder aufbauen! Doch du würdest dann den richtigen Zeitpunkt nicht mehr finden, um mich dem Vergessen zu übergeben. Und alles wäre umsonst gewesen …

    Das Schwert schwieg nun.

    Parzival stand wie versteinert.

    Er hatte gerade den Weg zu Artus Rettung offenbart bekommen, ja zur Wiederherstellung des Reichs, das jetzt in Schutt und Asche lag.

    Excalibur hatte die Macht dazu.

    Was geht mich die spätere Menschheit an …? flüsterte er zu sich selbst, "mein

    König und meine Heimat sind mir wichtiger als alles andere …"

    Schon wollte er sich wieder auf seinen Schimmel schwingen und zu Artus zurückreiten, da traf ihn das Erkennen wie ein Blitz.

    Noch einige Minuten hielt er Excalibur wie zum Abschied auf den ausgestreckten Händen, dann warf er das glitzernde Schwert weit in den tiefen See hinaus, worin es wie in Zeitlupe verschwand.

    Das Alte Reich war losgelassen.

    Nun mußten die gesäten Samen des Neuen Reichs aufgehen.

    Der See-Spiegel glättete sich. Nichts mehr deutete darauf hin, daß hier ein Kleinod versenkt worden war, das den Schlüssel zur Manifestation der seelischen Unbesiegbarkeit auf Erden in sich barg.

    Der Ritter stieg auf das Pferd und ritt zu Artus zurück, der zwischen all den Leichen der großen Schlacht lag und immer noch flach atmete.

    Parzival bettete den blutigen Kopf seines Königs in seinen Schoß und vernahm ganz leise die Frage: Hast du meinen letzten Befehl ausgeführt, mein Treuer?

    Ja, mein König, doch ich hätte es fast nicht vermocht …

    Von deiner Entscheidung hing die Zukunft der Menschheit ab. Du hast wahrlich großen Mut bewiesen. Kaum ein anderer wäre dazu fähig gewesen. Nun kann ich in Frieden gehen …

    Während Artus in Parzivals Armen verschied, sank Excalibur immer tiefer in den See der Unbewußtheit, bis es die Ebene es irdischen Seins verließ und Vergessen über seine Existenz gewachsen war …

    ***

    Spitzbergen

    Schon wenige Minuten, nachdem uns der Nebel eingehüllt hatte und wir uns noch überlegten, ob wir umkehren oder bis zur alten Siedlung weitergehen sollten, setzte der Schneesturm ein.

    Schneestürme waren zwar im westlichen Teil des Archipels zu dieser Jahreszeit recht selten, gelangte doch der wärmende Einfluß des Golfstroms gerade noch bis dorthin, dennoch waren sie möglich. Und dieser Schneesturm war auch noch mit einem deutlichen Temperatursturz verbunden, mit dem wir trotz gründlicher Vorbereitung nicht gerechnet hatten.

    Nach kurzer Debatte beschlossen wir, die relativ kurze Strecke bis ins Mimedal und von dort nach Pyramiden weiterzugehen, vertrauten wir doch auf das GPS, dessen grandiose Orientierungs-Hilfen uns noch nie im Stich gelassen hatten. Was sollte bei ein paar Kilometer Wegstrecke auch noch groß passieren.

    Wir zogen die Winterpullover an, schlossen die dicken Windjacken und marschierten zielstrebig weiter, doch schon nach kurzer Zeit bemerkten wir den ersten Ausrüstungsmangel: Wir hatten natürlich im polaren Sommer keine Schneebrillen mitgenommen, da wir durch eisfreies Gebiet zu trekken gedachten, doch die Augen schmerzten bereits nach fünfzehn Minuten durch das grelle, undurchdringliche Weiß, mit dem wir uns plötzlich konfrontiert sahen.

    Etwa nach einer halben Stunde ereignete sich die erste Katastrophe: das GPS gab seinen Geist auf, ohne jeglichen Grund. Die sofort eingelegten Ersatzbatterien bewirkten nichts.

    Dummerweise hatten wir während des Marsches nicht allzu sehr auf unsere Orientierungs-Intuition gelauscht, da das Gelände übersichtlich war und der Ausgangs- und gleichzeitig Zielpunkt fest im GPS verankert war.

    Lara wurde unruhig und meinte, wir sollten per Iridium-Telefon sofort einen Rettungs-Hubschrauber verständigen. Doch ich besänftigte sie, da mir klar war, daß bei diesem Wetter weder ein Hubschrauber starten würde, noch in der Lage wäre, uns zu finden.

    So stapften wir langsam weiter durch die Schneewehen und versuchten verbissen, das innere Bild der weit vor uns liegenden Piste, die wir bereits ausgemacht hatten, als quasi-Orientierungshilfe zu verwenden, in der Hoffnung, daß der Sturm wohl in absehbarer Zeit nachlassen würde und eine klare Sicht wieder möglich wäre.

    Doch diese Hoffnung war trügerisch.

    Nachdem wir eine weitere Stunde gelaufen waren, wurde das Gelände plötzlich flach, obwohl es doch bei Annäherung an die verlassene Siedlung hätte bergiger werden sollen, um dann zum Tal hin deutlich abzufallen. Da wußten wir, daß wir uns verirrt hatten und beschlossen, uns ein notdürftiges Lager einzurichten, um das Ende des Schneetreibens abzuwarten.

    Bevor wir jedoch dazu kamen, geschah die nächste Katastrophe: unmittelbar vor uns war undeutlich ein Schatten zu erkennen. Wir hielten es für einen großen Felsen und wollten in dessen Windschutz schon das provisorische Lager aufbauen, da wuchs der Schatten in die Höhe und nahm jene schreckenserregende Drohgebärde ein, die arktischen Wanderern zu allen Zeiten das Mark in den Knochen erstarren ließ: wir waren auf einen Eisbären gestoßen, und dieser erkannte willkommenes Futter in uns.

    Zu Tode erschrocken über diese unerwartete Begegnung riß ich die Pumpflinte von der Schulter. In der Hast verhedderte sich aber das Schulterband an einer Schnalle des Rucksacks.

    Lara begriff geistesgegenwärtig die Lage und rannte zwei Meter zur Seite, brüllte und wedelte todesmutig mit den Armen, um das hungrige Tier kurz von mir abzulenken.

    Keine Sekunde zu früh, denn der Eisbär hatte gerade zu seiner Fang- und Schlagbewegung angesetzt und war nun tatsächlich kurz von mir abgelenkt.

    Diese fünf Sekunden reichten mir, um die Flinte herunterzureißen, durchzuladen und den ersten Schuß abzufeuern.

    Ich hatte sieben Magnum-Slags im Röhren-Magazin, das sollte reichen, um dem Bären Paroli zu bieten. Der erste rasche Schuß traf den Bären nicht, ich hatte wohl auch danebengeschossen, weil ich mir in der Vorbereitungs-Phase eingeprägt hatte, daß der erste Schuß stets ein Warnschuß sein sollte.

    Der weiße Riese wich tatsächlich ein paar Schritte zurück, während ich durch repetierte und wieder anlegte. In dieser Sekunde begriff ich die lebensrettende Notwendigkeit einer Schußwaffe hier in diesen Gefilden der Welt, und wunderte mich fast etwas über die kaltblütige Ruhe, die ich - trotz der nervenaufreibenden Situation - in diesem Augenblick verspürte.

    Dann bewegte sich der Bär fast sprunghaft auf uns zu. Ich löste den zweiten Schuß. Der Bär brüllte auf und wurde durch die heftige Energie in der Bewegung gestoppt.

    Er war getroffen. Ich repetierte nochmals, versuchte möglichst auf die Mitte des Schattens zu zielen und schoß zum dritten Mal. Seltsam stöhnende Laute drangen durch das Pfeifen des Sturms zu uns, als der Bär nach dem zweiten Treffer wie in Zeitlupe in sich zusammensackte.

    Ich repetierte, ging ein paar Schritte auf den Bären zu, der nun klar erkennbar in teils rot gefärbtem Schnee lag, und schoß ihm zur Sicherheit noch ein weiteres Mal direkt in die Brust. Der Eisbär bäumte sich noch einmal auf und blieb dann still liegen. Erst jetzt gingen wir langsam zu ihm hin. Lara zitterte von oben bis unten und klammerte sich an meinen rechten Arm.

    Ist er tot? fragte sie bebend.

    Ja! antwortete ich, Aber sieh mal sein Gesicht, so schön, so kraftvoll und edel. Mensch, hat das jetzt wirklich sein müssen?

    Traurig und betroffen standen wir vor der Leiche des großen Raubtiers, das den gewaltigen, tödlichen Energien der todbringenden menschlichen Erfindungen nichts entgegenzusetzen hatte. Wir wußten aber, daß wir ungeheures Glück gehabt hatten, denn diese Situation hätte wahrlich zu unseren Ungunsten ausgehen können, wenn ich die Flinte nicht rechtzeitig hätte anlegen können.

    Ich lobte Lara in höchsten Tönen wegen ihrer Tapferkeit, den Bär kurz abzulenken, und war mächtig stolz auf meine Gefährtin.

    Wir fühlten uns in diesem Moment wie einer der alten Trapper auf Spitzbergen, die einst tag-täglich den Kampf gegen die Raubtiere der Arktis hatten aufnehmen müssen.

    Kurz hatten wir den Ernst unserer Lage vergessen, doch sollte die entsprechende Wahrnehmung schon bald danach vehement zurückkommen, als wir nach einer Stelle für ein Notlager suchten.

    Ich hatte die Waffe wieder geladen, über die Schulter gehängt und überprüfte den Sitz des Rucksacks und der an der Jacke und Hose angebrachten Ausrüstungsgegenstände, als mir plötzlich der Atem stockte: das Satelliten-

    Telefon war verschwunden. Ich mußte es während der Auseinandersetzung mit dem Eisbär verloren haben, vielleicht auch schon eher, irgendwo im Sturm. Es war zwar sicher in einer festen Ledertasche am Hosengürtel angebracht worden, doch war die haltende Lederschlaufe möglicherweise bei einer allzu festen Belastung gerissen.

    Eine Stunde lang suchten wir die weise Wüste um die Leiche des Eisbären herum ab: nichts. Das Telefon blieb unauffindbar.

    Und der Sturm wurde immer heftiger, statt nachzulassen.

    Wir beratschlagten nochmals, was zu tun sei, und kamen zu dem Ergebnis, daß es zu gefährlich wäre, ein Notlager aufzuschlagen.

    Die verlassene Siedlung konnte nicht mehr weit entfernt sein, denn bei dem geraden Gelände würde es sich hier doch nur um eine kleine Senke handeln, die rasch wieder hügeliges Geröll übergehen würde.

    Deshalb faßten wir den schicksalsträchtigen Entschluß, uns auf die Intuition zu verlassen, auf jene innere Stimme, die uns beide noch niemals irregeführt hatte.

    So schleppten wir uns weiter, Stunde um Stunde, bis in die Nacht- und Morgenstunden hinein, die natürlich wegen des Schneesturms sehr düster waren und durch ihre Bedrohlichkeit die Psyche weiter zermürbten.

    Das Gelände wurde zwar etwas hügeliger, doch nichts entsprach der Erinnerung an die zuvor sichtbare Gegend, noch weniger fanden wir auf der mühsam zwischen unseren Körpern als Windschutz eingesehenen Karte einen Anhaltspunkt. Vielleicht waren wir längt im Kreis gelaufen und irrten auf den Hügeln hinter dem Mimedal umher, auf der anderen Seite von Pyramiden.

    Nach kurzen Pausen und einigen vergeblichen Versuchen, den Kocher für einen heißen Tee anzuzünden, war es uns am Vormittag des zweiten Tages klar, daß wir nur wenig Chancen hatten, mit dem Leben davonzukommen.

    Wir hatten uns verirrt, die Nahrung ging zu Neige, Flüssiges konnten wir nicht mehr zu uns nehmen; Müdigkeit und Erschöpfung waren fast nicht mehr zu ertragen.

    ***

    Wir mußten beide eingenickt sein, ergeben in unser Schicksal. Nur ganz langsam höre ich Laras schwache Stimme in mein Wachbewußtsein vordringen: Peter, wach auf, es stürmt nicht mehr …

    Unendlich langsam öffne ich die Augen und brauche eine Zeit lang, um unsere

    Lage zu begreifen. Wir leben noch.

    Nachdem ich die Augen langsam vom angefrorenen Eis an den Wimpern befreit habe, blicke ich in eine weiße, zugeschneite Landschaft, die mir in jeder anderen Situation das Herz vor Freude hätte höher schlagen lassen.

    Ein Blick auf Laras totenbleiches Gesicht, das immer noch vor mir auf der Brust liegt, bringt jedoch absolut keine Freude, sondern tiefste Besorgnis.

    Wie lange würde sie noch durchhalten?

    Wir müssen aufstehen, Lara, wir müssen weitergehen, sonst erfrieren wir …

    Laß mich hier liegen. Ich kann nicht aufstehen. Hole du Hilfe. Dann ist die Chance größer, haucht sie.

    Ein Adrenalinstoß schießt mir ins Blut, ich krieche aus dem Schnee, drücke mich hoch, ziehe sie mit und stelle sie auf ihre Beine, wozu ich sie beschwöre: Versuche es doch wenigstens, gib jetzt nicht auf, wir haben so lange durchgehalten …

    Doch kaum wird mein Griff lockerer, sinkt sie wieder in sich zusammen und fällt wimmernd in den Schnee. Ich knie mich vor

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