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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 362: Die Galeone der Frauen
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 362: Die Galeone der Frauen
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 362: Die Galeone der Frauen
Ebook106 pages1 hour

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 362: Die Galeone der Frauen

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Die Dreimastgaleone, die unter vollem Preß heransegelte, bot einen reichlich merkwürdigen Anblick. Das begann schon mit den unzähligen bunten Stoffbändern, die außenbords wie riesige Fransen an den Verschanzungen flatterten. Ergänzt wurde diese "Beflaggung" von einer beigefarbenen Flagge mit einem großen roten Herzen darauf, die munter im Topp des Fockmastes wehte. Bei der Galeonsfigur handelte es sich um einen goldenen Hahn, und der Name des Schiffes lautete "Le Coq d´Or". Aber das war noch nicht alles, was die Arwenacks so grenzenlos verblüffte. Als Blickfang besondere Art erwiesen sich die Wäschestücke, die an den Innenseiten der Wanten im Wind flatterten und offenbar zum Trocknen dort aufgehängt waren...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateNov 21, 2017
ISBN9783954397594
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 362: Die Galeone der Frauen

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 362 - Frank Moorfield

    9

    1.

    Auf Tortuga bahnte sich an jenem Novembertag im Jahre des Herrn 1593, an dem die Sonne wie ein alles versengender Feuerball am tiefblauen Himmel stand, ziemlicher Ärger an.

    Doch davon ahnte Diego, der dicke Wirt der Felsenkneipe „Zur Schildkröte", vorerst nichts. Er war noch voll damit beschäftigt, einem betrunkenen Kerl zu beweisen, daß er sein Handwerk in jeder Beziehung verstand. Dieser verluderte Bursche hatte doch tatsächlich gewagt, ihm die Faust vor die Brust zu donnern, weil er sich geweigert hatte, ihm noch mehr Wein auf Pump zu kredenzen.

    Der kleine, etwas bullige Mann geiferte vor Wut.

    „Dir werde ich’s zeigen, du verdammter Geizkragen! schrie er. „Erst haue ich dich in Stücke, dann nehme ich mir dieses stinkende Rattenloch vor! Du wirst noch darum winseln, mir einen Humpen Wein spendieren zu dürfen!

    Diegos Schweinsäuglein verengten sich.

    „Eins sage ich dir, du mickrige Saufeule: Diegos Kneipe mag – gemessen an ihren Gästen – eine Räuberhöhle sein. Aber sie ist kein stinkendes Rattenloch, das solltest du dir merken!"

    Bevor der Betrunkene den Kopf senken konnte, um ihn dem Wirt in den mächtigen Bauch zu rammen, riß dieser die Arme hoch und trieb ihn mit raschen und wuchtigen Hieben vor sich her. Schließlich packte er ihn am Kragen seines dreckigen Hemdes und verpaßte ihm einen gewaltigen Fausthieb unter das Kinn.

    Der Radaubruder ächzte wie ein vom Sturm gebeuteltes Schiff, taumelte zurück und stieß gegen den Tisch, an dem er noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Das grobgezimmerte Möbelstück stürzte um, und der wütende Zecher ging mit ihm zu Boden. Die wenigen Schlucke Rotwein, die sich noch in seinem Humpen befunden hatten, flossen über den kühlen Steinboden.

    Diegos feistes Gesicht verzog sich zu einem schadenfrohen Grinsen.

    „Gleich wirst du sehen, wo Schnorrer und Ratten hingehören, versprach er. „Und wenn du dich noch mal hier blicken läßt, stopfe ich dich kopfüber in ein Essigfaß. Da kannst du umsonst saufen, soviel du willst.

    Der Wirt der „Schildkröte, wußte, wie man eine Kneipe so richtig „ausmistete, schließlich gehörte das zu seiner täglichen Arbeit. Außerdem mochte er es nicht, wenn man seine inniggeliebte Goldgrube als „stinkendes Rattenloch" bezeichnete, auch wenn es sich nur um eine tief in den Felsen reichende Höhle handelte, in der es zahlreiche Räume, Gänge und Nischen gab.

    Unter dem lauten Gegröle der anderen Zecher stapfte er auf den Kerl zu, der benommen am Boden lag, packte ihn kurzerhand am Gürtel und schleifte ihn zur Tür hinaus. Dort warf er ihn schwungvoll in die Gosse.

    Nachdem Diego die Hände an seiner speckigen Schürze abgewischt hatte, wollte er in die „Schildkröte" zurückkehren. Doch da fielen seine Blicke hinunter zur Hafenbucht. Was er dort sah, ließ das Grinsen in seinem Gesicht augenblicklich verschwinden.

    „Por Dios!" entfuhr es ihm, dann schlug er hastig das Kreuzzeichen.

    Ähnlich erging es vielen anderen Bewohnern Tortugas, die teils fluchend, teils mit kalten Schauern auf dem Rücken zu den vier Schiffen starrten, die in die Hafenbucht einliefen.

    Drei davon waren ihnen zwar unbekannt, aber das andere genügte, um reichlich gemischte Gefühle hervorzurufen – jener düster wirkende Zweidecker nämlich, der den anderen vorausgesegelt war und gerade vor Anker ging.

    „Die Black Queen ist wieder da!" Diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile über die Insel. Und jeder, der sie hörte, wußte, was sie zu bedeuten hatte.

    In der Karibik war seit Wochen der Teufel los, und zwar in Gestalt einer Frau, deren Haut so schwarz war wie ihre Augen und ihr dichtes Kraushaar. Seit sie mit ihrem rahgetakelten Zweidecker See und Küsten verunsicherte, gab es ständig neuen Ärger. Davon hatte man auf Tortuga ohnehin schon genug.

    Die Insel, die Hispaniola im Norden vorgelagert ist, galt bereits seit Jahrzehnten als berüchtigtes Piratennest, in dem sich lichtscheues Gesindel aller Rassen und Sprachen herumtrieb. Obwohl von zahlreichen Machtkämpfen heimgesucht, hatte es doch keiner geschafft, das „Schildkröteneiland" auf Dauer zu beherrschen. Nach blutigen Gefechten waren immer wieder Zeiten der Ruhe eingekehrt.

    Doch seit die Black Queen mit ihrem Zweidecker namens „Caribian Queen" vor Tortuga aufzukreuzen pflegte, konnte selbst der friedlichste Schnapphahn nicht mehr in Frieden leben.

    Wo immer die herrschsüchtige Negerin vor Anker ging, da krachten bald die Kanonen – nicht zuletzt deshalb, weil das Teufelsweib, das sich mit Vorliebe Black Queen nennen ließ, dem „Bund der Korsaren" den Krieg erklärt hatte.

    Die unermeßlichen Schätze, die auf der geheimnisvollen Schlangen-Insel lagern sollten, gingen der Piratin seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf. Und so blieb es nicht aus, daß sie immer wieder heftig mit Jean Ribault, der Roten Korsarin, dem behelmten Wikinger und zuletzt auch mit den Seewölfen aneinandergeriet. Die Kämpfe zwischen den Schiffen von der Schlangen-Insel und der Black Queen hatten Tortuga schon bis in die Grundfesten erschüttert.

    Diego kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf.

    „O heiliger Santiago! seufzte er und wölbte den Bauch vor, daß die Schürze zu zerreißen drohte. „Was hat das nun wieder zu bedeuten?

    Der plötzliche Aufmarsch eines ganzen Verbandes gab ihm zu denken, denn ohne Zweifel gehörten die drei sehr spanisch aussehenden Galeonen zum Gefolge der Black Queen, auch wenn er sie noch nie im Hafen von Tortuga gesehen hatte.

    Ihre Namen konnte er bald entziffern. Es handelte sich um die „Aguila, die „Vascongadas und die „Buena Estrella". Die Galeonen sahen demnach nicht nur spanisch aus, sondern hatten auch spanische Namen. Außerdem befanden sich, wie er deutlich sehen konnte, jede Menge Leute an Bord. Was hatte die Black Queen diesmal vor? Er wurde das verdammte Gefühl nicht los, daß es mit dieser Flotte eine besondere Bewandtnis haben mußte.

    Diego verharrte noch einen Moment auf seinem Platz, denn in der Kneipe würden sich schon die Schankknechte darum kümmern, daß die Humpen rechtzeitig nachgefüllt wurden und das Geld dafür den Besitzer wechselte.

    Doch plötzlich fiel dem dicken Diego ein, daß er ja der einzige Wirt auf Tortuga war. Sein ausgeprägter Geschäftssinn erwachte blitzartig und ließ ihn rasch das böse Omen, das die Anwesenheit der Black Queen für die Insel darstellte, vergessen. Vier Schiffe – dem Herrn sei Dank! –, das bedeutete, daß seine Felsenkneipe in kurzer Zeit von durstigen Männern überschwemmt sein würde.

    Das feiste Gesicht des Wirts verzog sich zu einem zufriedenen Grinsen. Viele Zecher – das brachte Zuwachs für seine Lederbeutel, die er an einem sicheren Ort tief in der Grotte auf bewahrte, die würden von Stunde zu Stunde praller werden.

    Diego rieb sich die Hände. Geld stank ja bekanntlich nicht, auch nicht, wenn es von der Black Queen und ihren Schnapphähnen stammte. Außerdem – was konnte ihm schon passieren? Er war ein neutraler und friedfertiger Mensch, der es bisher immer verstanden hatte, sich aus brenzligen Situationen herauszuhalten. Er schlängelte sich gewissermaßen in der Mitte hindurch und verstand es, auf allen Schultern zu tragen. Nur so konnte man auf Tortuga überleben, das hatte er schnell herausgekriegt.

    Diego hatte es jetzt sehr eilig. So schnell ihn die Beine trugen, eilte er in die „Schildkröte" zurück. Dort trat er noch einem Betrunkenen, der auf allen vieren am Boden herumkroch, in den Hintern und verscheuchte eine allzu aufdringliche Hafenhure. Dann verzog er sich hinter seinen Schanktisch.

    Nachdem er seine Gehilfen

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