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Kathena und mein Logbuch nach Norden
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Kathena und mein Logbuch nach Norden

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About this ebook

Abschied von einer langen Leidenschaft

14 Jahre stand das Schiff aufgebockt im Garten hinterm Haus. 14 Jahre, in denen durchaus gesegelt wurde – nur eben nicht mit dem Schiff, das für Seetüchtigkeit und Zuverlässigkeit steht wie kein anderes. 14 Jahre, die dem soliden Rumpf und der spartanischen, aber sinnigen Ausrüstung nichts anhaben konnten.
Im Sommer 2016 aber sollte sich alles ändern. Die KATHENA, die zwei Nonstop-Weltumseglungen mit Bravour hinter sich gebracht hatte, sollte wieder ihrem Element zugeführt werden. Eine neue Reise angegangen. Salzluft, Windluft, Seeluft schnuppern. Ein Törn in eines der schönsten, wildesten, rauesten Reviere Europas. Wie gemacht für dieses Schiff. Wie gemacht für seine Eigner. Deren Name Erdmann schon lange für "Seemann" steht.

Im Sommer 2016 waren Wilfried und Astrid Erdmann mit der Kathena nui unterwegs mit Ziel Schottland. Obwohl die Reise insgesamt glückte, empfanden beide das Ganze als anstrengend und kräftezehrend und kamen zum Ergebnis: Es war die Abschiedsreise. Zumindest, was größere Törns angeht. Ihr Bericht ist zeitgleich die Bilanz eines großartigen Segelpaares.
LanguageDeutsch
Release dateOct 11, 2017
ISBN9783667112330
Kathena und mein Logbuch nach Norden
Author

Wilfried Erdmann

Wilfried Erdmann, 1940 in Pommern geboren, beschäftigte sich mit ungewöhnlichen Reisen bereits, als dies noch nicht gängig war: 1958/59 unternahm er allein eine Radtour nach Indien. Dort kam ihm die Idee, mit einem Segelboot Fahrten zu unternehmen. Mangels Geld konnte er diesen Traum jedoch erst 1965 verwirklichen. Im spanischen Alicante erwarb er von einem Engländer die verwahrloste Slup KATHENA. Nach monatelanger Arbeit - er versah den sieben Meter langen Kielschwerter unter anderem mit selbstlenzendem Cockpit, Brückendeck, Heckkorb - war der Segler im September 1966 seeklar. Sein Kurs: Karibik, Panama, Tahiti, Kap der Guten Hoffnung. Als er am 7. Mai 1968 in Helgoland festmachte, hatte er nicht nur 30223 Seemeilen im Kielwasser, sondern auch als erster Deutscher die Welt allein umrundet. Seitdem lebt Erdmann für das Segeln, damit und davon. Auf die Einhandfahrt folgte nämlich 1969-72 eine dreijährige Weltumseglung mit seiner Frau Astrid in einem 8,90 Meter langen Stahlboot, das mehr naß als trocken segelte. 1976 -79 dann der Traum eines jeden Fahrtenseglers: dreieinhalb Jahre Südseesegeln mit Frau und Kind. Am 8. September 1984 startete Erdmann zu einem besonders anspruchsvollen Törn. Nonstop und allein um die Erde. Von West nach Ost um alle berüchtigten Wetterecken: Shetlands, Kap der Guten Hoffnung, Tasmanien, Kap Hoorn. Am 6. Juni 1985 war es geschafft: Nach 271 Tagen landete der Weltumsegler wieder im Starthafen Kiel. 30183 Seemeilen im Kielwasser ohne das es unterwegs ernsthafte Probleme mit seiner relativ kleinen (10,60 Meter) Aluminiumslup KATHENA NUI gab. Es waren neun Monate inmitten einer grandiosen Meereslandschaft, Monate der Euphorie, aber auch der Einsamkeit und Gefahren, die für den besessenen Segler zu einer Grenzerfahrung ohnegleichen wurden. Schwerste Stürme in den antarktischen Breiten, Kälte, Nässe und Apathie setzten ihm zu. Südwestlich von Neuseeland scheiterte das Unternehmen beinahe an den vorgelagerten Felsen einer winzigen Insel, bei Kap Hoorn stürzte das Boot im Surf über einen Wellenkamm hinaus in ein Wellental, im Nu strömte das überschäumende Meer in die Kajüte. In einem Log-Tagebuch sowie auf Tonbändern hielt Deutschlands erster Nonstop-Weltumsegler alle Stadien seines Wagnisses fest. Dieses half ihm, Ereignisse nicht nur festzuhalten, sondern auch zu bewältigen. 1989 folgte eine doppelte Nordatlantiküberquerung mit unerfahrenen Gewinnern eines Stern-Preisausschreibens. Nach den Ozeantörns segelte Erdmann nach dem Mauerfall, 1990, mit einer motorlosen Jolle einen ganzen Sommer lang auf den Küsten- und Binnengewässern Mecklenburg-Vorpommerns. 1993 umrundeten er und seine Frau Astrid die Ostsee in ihrer ganzen Ausdehnung bis hinauf nach Haparanda und 1996 die Nordsee. Holland, Belgien, England und Schottland, die Hebriden, Orkneys und Shetlands und die Westküste Norwegens waren markante Punkte dieser abwechslungsreichen Reise. Eine zweite noch schwierigere Nonstop-Weltumseglung vollbrachte Wilfried Erdmann im Jahre 2000/2001. Er segelte in 343 Tagen allein, nonstop gegen den Wind von Cuxhaven nach Cuxhaven. Dieses Wagnis haben vor ihm weltweit erst vier Segler geschafft. In seinem mit Offenheit geführten Bordbuch hält er die lange Zeit, harte Polarstürme, Angst und Hochgefühle fest. Nach der Ankunft bringt Erdmann die überwältigenden Erlebnisse zu Papier. Das Buch "Allein gegen den Wind" steht nach seinem Erscheinen 32 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Im Supersommer 2003 unternimmt Erdmann erneut eine Jollenfahrt auf heimischen Gewässern: Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg. Sein Boot, KATHENA GUNILLA, ein 50 Jahre altes Schmuckstück aus Holz. In "Ein deutscher Segelsommer" berichtet er von seinen Eindrücken der fantastischen, weiten, einsamen Wasserlandschaft, und er beschwört die Magie des Einfachen und die Freude des täglichen Entdeckens.

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    Kathena und mein Logbuch nach Norden - Wilfried Erdmann

    Es segelt in mir

    Vom 10. Mai bis 8. September 2016 segelten wir übers Meer. Von Missunde an der Schlei über Skagen, Norwegen, die Shetlands zu den Färöern und zurück via Schottland und Kiel-Kanal. 121 Tage. Davon waren wir acht Nächte auf See. Oder waren es neun? Na, das ist egal. An Bord waren meine Frau Astrid und ich. Mit an Bord auch mein Log-Tagebuch, in das ich täglich alle besonderen und auch belanglosen Begebenheiten eintrug. Ich nannte es meinen »Hero«, der immer auf der Höhe der Zeit sein sollte. Ergebnis: Von diesem Sommer steht fast nichts Heldenhaftes drin. Das Buch liegt dennoch links neben meinem Computer und soll mir helfen, die Reise nachzuerleben. Leider ist meine Schrift sehr schlecht. Ich habe Mühe, sie zu entziffern. Da steht zum Beispiel artifiziell . Was wollte ich damit bloß sagen? Oder: Wie der Sommer meine Glieder schlottern ließ . Ja, kalt war es gewiss. Aber so kalt? Ich weiß nicht. Es war doch Sommer. Oder ich lese vom Meer . Die Ostsee und die Nordsee sind nicht das Meer. Stimmt. Das fand eigentlich so richtig erst westlich der Shetlands statt.

    Ich fange an mit der ersten Nacht im Skagerrak. Von Skagen aus geht es morgens um fünf Uhr mit KATHENA NUI Richtung Südnorwegen. Glücklicherweise ist es zu dieser Tageszeit schon echt hell und außerdem nichts los auf dem Wasser. Wir runden die Tonne Skagen Rev und nehmen Kurs auf Mandal, 110 Seemeilen entfernt. Nach den engen Gewässern der dänischen Inseln ist das nun unsere erste richtige Aufgabe – Segeln übers Meer, pardon, über die See. Obwohl, der Skagerrak kann schon manchmal zweifellos das Meer sein. Der Wind kommt aus Nordost. Wir starten mit gefierten Schoten und herrlichen sechs und sieben Knoten Fahrt. Nur: Uns treffen unerwartet viele Querläufer. Schon paradox: Die Wellen kommen aus dem Nichts, und überhaupt zeigt der Skagerrak Seegang aus allen Richtungen. Es rumst von rechts, es rumst von links und vor allem von vorn. Astrid muss sich bei dem wahnsinnigen Geschaukel übergeben. Wenn man das hinter sich hat, geht es einem danach normalerweise sofort besser – jedoch nicht so bei meiner Frau. Sie schafft es gerade noch in ihre Koje, wo eine Schüssel bereitsteht. Sie ist wirklich schwer krank. Die Sache ist nur die, dass auch ich nichts im Griff habe, nicht einmal mich selbst. Wie Radrennfahrer über Kopfsteinpflaster, so holpern wir übers Meer. Ich sollte eigentlich begeistert sein, denn es ist meine erste Nacht auf See nach vielen, vielen Jahren. Es grenzt schon an ein Wunder, dass wir tatsächlich in See stechen – das Meer wieder sehen und spüren dürfen. Aber da ist nichts Freudiges, nichts von locker durch die Wellen preschen. Überhaupt nicht. Ich bin still und ganz leer. Und immer auf der Suche nach irgendetwas, einer Flasche Wasser, einer Taschenlampe, einer Wolldecke. Es ist eine insgesamt ungemütliche Mainacht. Glücklicherweise eine kurze nordische Nacht. Dennoch: Vier Stunden Dunkelheit und eine verquere See reichen, um mich mutlos für das eigentliche Ziel zu machen: die Färöer auf 62° nördlicher Breite.

    Wir haben vor, über Norwegen zu den Färöern zu segeln, dem großen, dem konkreten Ziel unserer Sommerreise. Ich hatte diesen Vorschlag gemacht, mit Astrid geplant und auf Seekarten Dreieck und Zirkel hin- und hergeschoben: »Die Färöer sind nur 700 Seemeilen von der Schlei entfernt. Mensch, das machen wir, das ist doch ein Klacks«, versuchte ich Astrids Skepsis zu überwinden. »Außerdem wollen wir doch KATHENA NUI wieder etwas bieten.« Sie begleitete meine Vorschläge mit Kopfschütteln.

    »Oder willst du wieder auf die Ostsee?«

    »Natürlich nicht.«

    »Also, ich auch nicht. Ich will irgendwohin, wo niemand, den ich kenne, je war.«

    Der Skagerrak liegt nach einer freudlosen Nacht morgens um vier Uhr hinter uns. Dafür aber liegen ganz plötzlich unzählige Inseln vor uns. Astrid führt uns mithilfe des Navigationsprogramms auf ihrem iPad an den vorgelagerten Inseln, Felsen und Untiefen vorbei in den geschützten Hafen. Er wirkt irgendwie beruhigend. Kein Hauch Wind kräuselt das Wasser, kein Schiff bewegt sich. Vollkommene Stille ringsum. Am Steg umarmen wir uns und legen uns in die Kojen. Die ungestüme Kraft der Elemente hatte mich, wie früher auf meiner allerersten Reise, überrascht und erschreckt. Meine Resignation auf dem Meer hing nicht so sehr von der Höhe der Wellen ab als von dem geringen Abstand, der sie voneinander trennte und uns das Leben schwermachte. Dennoch fühle ich mich glücklich, endlich mal ein richtiges Seestück gesegelt zu sein. Jetzt erwartet uns, was die Nordländer als einen einzigen Tag ansehen: der Polarsommer voller Helligkeit. Ich kann es kaum erwarten – das Licht des Nordens.

    In meinem Logbuch sieht es ziemlich trostlos aus, inhaltlich und die Schrift betreffend:

    27. Mai. Erste Nachtfahrt. A. ist fertig mit der Fahrt. Sie überrascht mich heute. Will abmustern. Wegen der brutalen Seekrankheit möchte sie nach Hause. Mit der Fähre nach Dänemark und dann weiter. Zu Ende? Das Kotzen über Bord muss ihr schwer zugesetzt haben. So habe ich sie noch nie erlebt. Sie sagt: »Es liegt am Alter.« Liegt es wirklich daran? Womöglich am Interesse. Besser: an der inneren Einstellung, was ja wohl dasselbe ist. Ich denke: Ist ja auch kein Pappenstiel. Mit gut 70 Jahren diese Abfahrt vorbereiten: Kleidung zusammenstellen, Haus in ordentlichem Zustand hinterlassen, Informationen bezüglich Garten verteilen und Anweisungen für die Post und zur Blumenpflege geben. Ich habe weiche Knie und sage erst mal nichts zum Abmustern. Denke und hoffe, morgen geht’s frohen Mutes weiter. In der Tat war es eine große Anstrengung. Erst der feine Wind, dann fallen wir in Flautenlöcher, und gleich nach Mittag ist fini mit Segeln. Die Dümpelei im Seegang schaffte uns beide. Nachdem sich das Meer nach einer Stunde nicht beruhigte, startete ich die Maschine. Bedeutete mit der Hand an der Pinne Kurs halten. Stunde um Stunde. 2200 Umdrehungen brachten magere 3,2 Knoten. Es torkelte und gischtete und knallte erbärmlich, wenn das Großsegel back kam. A. resignierte. Ich machte weiter. Schlafmangel, Schiffsverkehr, Navigation. Es kam noch dunkler: Regenschauer, und A. ging es immer schlechter. »Scheiß Segeln«, stöhnte sie, riss sich trotzdem zusammen, steuerte ein wenig, stieg wieder hinab in die Kajüte und schmiss sich hin.

    Ein ruhiger sonniger Maitag wird in Mandal genutzt, um zu entspannen. Im Schiff Ordnung schaffen und überlegen, was wir nun machen – weiter oder abbrechen. Auch am nächsten Tag lädt das Wetter nicht zu einer Weiterfahrt ein. Stramme sechs bis sieben Beaufort aus West, wir bleiben am Steg und gewöhnen uns an das kabbelige Wasser, das gegen den Kai schwappt. Ärgerlich, dass die Sanitäranlagen noch geschlossen sind, aber dennoch 200 Kronen Liegegebühren verlangt werden. »Die Saison ist noch nicht eröffnet«, sagen uns die Norweger.

    Das Schiff unserer Reise: KATHENA NUI. Einfachheit gleich Schönheit ist das Resultat meiner Erfahrungen mit ihr.

    Wir sind nicht allein im Hafen. Die Crew der DAKLA, eine Malö 36, leistet uns Gesellschaft. Ein Berliner Ehepaar, das schon 14 Logbücher an der norwegischen Küste abgefasst hat. Das ist gleichbedeutend mit 14 Sommern. Dagmar und Klaus sind Anfang 60 und gute Erzähler. Es wird nicht langweilig mit ihnen. »Wir fahren dieses Jahr nur bis Ålesund.« Solche revierkundigen Segler möchte man wiedertreffen. Zeigen uns gar einen Film von einer ihrer Reisen gen Norden. Sehr verlockend, aber wir bleiben bei dem Ziel Färöer. Als wir Klaus von unserem seit Beginn der Fahrt kaputten Topplicht erzählen, holt er mit zwei Handgriffen ein weißes Licht mit Kabel aus seiner Backskiste. »Nimm dieses«, meint er salopp. Wir nehmen es gern, und es leuchtet alle Nächte auf unserer Reise. Danke.

    Mandal ist ein feines, adrettes Städtchen. Alle Häuser sind weiß gestrichen. Der Supermarkt gut gefüllt und als Erleichterung gleich um die Ecke platziert. Nachschub an Bier für Astrid insofern nicht weit zu schleppen. Alle Wege sind grundsätzlich kurz. Eine aparte Brücke führt über den Fluss Mandalselva, der der zweitlängste Fluss Norwegens ist und heute wieder gutes Lachsangeln erlaubt. Die ursprüngliche Lachspopulation wurde als Folge der Versauerung des Flusssystems ausgerottet. Eine umfangreiche Kalkzugabe jedoch hat zu besseren Umweltbedingungen in dem Fluss geführt, sodass neue Lachsbestände aufgebaut werden konnten. Lachse und Meerforellen können eine Flussstrecke von 48 Kilometern hochschwimmen und werden trotzdem fett. Der größte vor Ort je gefangene Lachs wog 13,9 Kilogramm. So steht es in der Tageszeitung »Stavanger Aftenblad«.

    Ein riesengroßes orangefarbenes Ei von vielleicht fünf Meter Durchmesser liegt mitten auf dem Fluss. Ist wohl als Kunstinstallation gedacht. Es zieht unweigerlich die Blicke an. Morgens, abends, immer, wie auch am Ufer das Buen Kulturhaus mit Bibliothek, Theater und Konzertsaal. Wir trinken einen Kaffee in der Einkaufsstraße und schauen uns die Menschen an. Blond überwiegt, und schlank sind vor allem die Norwegerinnen. Gewiss besteigen wir auch den Aussichtspunkt Uranienborg, der die Stadt überragt, um den Ausblick zu genießen. Der Aufstieg ist steil, rechts und links vom Weg Gras, Büsche, Bäume. Oben angekommen, lädt ein Pavillon mit Sitzbänken zu einem fantastischen Weitblick auf Hafen, Stadt und in die Ferne auf ein Meer von Felsen ein. Ja, die Einwohner von Mandal und Umgebung sind wahrlich reich beschenkt. Nicht nur mit Steinen, nein, in der Nähe des Hafens entdecken wir einen unerwartet langen, weißen Sandstrand. Wenn nur das Wasser wärmer wäre.

    Abends lese ich ganz aufgeregt in der neuen »Yacht« den Bericht über meine KATHENA NUI. »Die Vertraute«, geschrieben von Marc Bielefeld. Und ich frage mich, wie man sich danach fühlt:

    – Wichtig? Stolz? Nein, überhaupt nicht.

    – Ausgeliefert? Selbst Schuld.

    – Dankbar? Wenig. Zu spät die Vorstellung im Heft unter der Rubrik »Das besondere Boot«. Aber es ist meine Schuld. Ich habe das jahrelang verhindert. Ich wollte keinen Journalisten darüber schreiben lassen. Mein Boot ist mein Boot.

    – Geehrt? Kommt dem sehr nahe, weil dieses Schiff mit meiner Hilfe Bedeutsames geleistet hat.

    – Erschrocken? Ja, ein wenig. Dass mein Schiff nur Vorteile bieten soll, darüber bin ich erschrocken. Denn das trifft ganz und gar nicht zu.

    Immerhin habe ich 271 Tage und ein zweites Mal 343 Tage ununterbrochen auf See mit KATHENA NUI vollendet – ohne ein ernsthaftes Malheur. Ich hätte gleich noch eine weitere Nonstopfahrt mit dem Boot machen können. Darauf sind wir, KATHENA und ich, ein wenig stolz. Sie hat bewiesen, dass sie es kann. Ich glaube auch, und ich wiederhole mich, dass die Einfachheit des stabilen Bootsbaus und der Ausrüstung den Erfolg beschert hat. Ich habe im Zweifel auf jeglichen Firlefanz verzichtet, dafür lieber das Beste, was der Markt hergab, gekauft.

    Der Text von Marc Bielefeld liest sich gut. Vertrauen ins Boot wird erwähnt. Steht für mich im Vordergrund, denn das ist wirklich wichtig, um Freude an Bord zu haben, auch oder speziell in gefährlichen Situationen. – Außerdem finde ich, dass KATHENA NUI verlockend gut aussieht. Es ist der Riss, der beeindruckt.

    Dabei hat auch dieses Schiff viele kleine und größere Fehler, die aber nur ich kenne. So soll es bleiben. Schluss jetzt, ich klappe das Heft zu und sage gute Nacht. Vertraute Dinge, fremde Dinge. Man soll sein Herz nicht an Dinge hängen. Ich hänge an wenigen. Ende.

    Ergänzung: Dass wir die Fahrten erfolgreich abgeschlossen haben, lag auch an der Fähigkeit, die lange Zeit zu managen. Unterwegs habe ich alle paar Wochen einen Feiertag eingelegt. Der fand nicht immer bei schwerem Wetter statt. Das Feiern beinhaltete Körperwäsche, lecker kochen, in Ruhe essen, frische Kleidung anziehen. Weg vom Kopfzerbrechen über Wetter, Segelstellung, Meilenmachen, Luftdruck … Das hat mir sehr geholfen.

    Auf gen Norden

    Schon die Abfahrt in Missunde klebt. Ich erinnere mich gut. Ob wir unser Ziel Färöer hinkriegen? Planen, kein Problem, am besten am Kamin, wenn das Buchenholz knistert und man in der Hand einen Törnführer oder gar ein Seehandbuch hält. Umsetzen und abfahren ist eine andere Sache.

    Eine Abfahrt kann bei uns leicht wie folgt aussehen, aufgezeichnet im Logbuch:

    Wie vereinbart sitze ich morgens um fünf Uhr in Socken und Hose auf der Koje, Astrid kleidet sich ebenfalls an. Plötzlich sagt einer zum anderen: »Wollen wir echt los?« Kurzer Blickkontakt, und ohne Umschweife springe ich wieder in meine Backbordkoje und Astrid in ihre Hundekoje

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