Die Herrin der Morton-Ranch
By Thomas West
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About this ebook
Ein neuer Thomas West!
Harte Männer und Frauen, die alle um Verstand und manche um ihr Leben bringen.
Ein pralles Sittengemälde aus der Zeit des Wilden Westens - ein echter Thomas West. Hart, schonungslos und ohne Tabus.
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Book preview
Die Herrin der Morton-Ranch - Thomas West
Die Herrin der Morton-Ranch
Thomas West
Published by Casssiopeia-XXX-press, 2019.
Inhaltsverzeichnis
Title Page
Die Herrin der Morton-Ranch | Western von Thomas West
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Further Reading: 10 Marshal Western August 2016
Also By Thomas West
About the Publisher
Die Herrin der Morton-Ranch
Western von Thomas West
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
WAS EMPFINDET EIN MANN Auge in Auge mit dem Tod?
Randolph O'Rourke hatte sich diese Frage oft gestellt. In den Jahren vor dem Krieg, als er Siedlertrecks durch die Indianergebiete noch Oregon hinaufführte. Dutzende von Gräbern ließen sie am Wegrand zurück.
Und natürlich während der Kriegsjahre dann, in denen er als Kavallerist der Konförderation gegen die Yankees ritt. Vor allem, an dem Tag, als ihn die Nachricht vom Tod seines Bruders und seines Vater erreichte - weiß Gott - vor allem an diesem Tag, hatte er sich diese Frage gestellt, was ein Mann angesichts des Todes empfindet.
Jetzt wusste er es. Jetzt, wo der neue Befehlshaber von Fort Worth - ein Colonel der Yankees - auf der Veranda vor der offenen Tür seines Kommandantur-Büros stand, um der Hinrichtung von neun Partisanen beizuwohnen.
Jetzt, da fünf von Randys Waffengefährten gefesselt und mit verbundenen Augen an der Rückwand der Stallungen standen.
Jetzt, da zehn Blauröcke die Gewehre anlegten, und der Sergeant zehn Schritte neben dem Hinrichtungskommando Feuer!
brüllte, und der Schusslärm über den Exerzierplatz donnerte. Jetzt wusste Red Randy bestens Bescheid.
Ein Mann angesichts des Todes empfand Glockengedröhn, das seinen Körper von den Fußnägeln bis hinauf in die Haarwurzeln ausfüllte - seinen Herzschlag. Und er empfand einen quälenden Harndrang. Vielmehr nicht.
Die Männer an der Stallwand brachen zusammen. Einer kippte seitlich um, einer stürzte das Gesicht voran in den Staub, einer drehte sich spiralartig um sich selbst, bevor er endlich still am Boden lag, und zwei prallten gegen die Stallwand und rutschen langsam daran herunter.
Noch während die Yankees Randys tote Gefährten durch den Staub davonschleiften, packten die Corporals rechts und links von ihm den langen Kerl an den Armen. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Zusammen mit seinen drei noch lebenden Waffenbrüdern zogen sie ihn hinüber zu der Stallwand.
Gleich ist's vorbei, dachte Randy, gleich hab ich's geschafft. Seine einzige Sorge war tatsächlich die, sich nicht in die Hosen zu pinkeln, solange er noch lebte.
Feuchte Flecken an den geteerten Holzstämmen der Stallwand. Auch im Staub davor Blut. Sie stießen Randy und die anderen drei mit den Gesichtern voran gegen die Stallwand. Sie verbanden ihnen die Augen Mit den Tüchern, die sie den schon toten Gefährten abgenommen hatten. Warm und feucht waren die Tücher.
Sicher hatte Randy vor drei Tagen daran gedacht, dass er sterben könnte. Vor drei Tagen an der Grenze ins Indian Territory, als sie den Vierspännertross der Yankees überfielen, die schweren Armee-Planwagen voller Munition und Waffen.
Es war nicht schwer gewesen - sie hatten sich die blauen Uniformen der verdammten Yankees angezogen. Und die schwerbewaffnete Eskorte - eine ganze Kavallerie-Schwadron - hatte sie für eine Nordstaaten-Einheit gehalten.
>Nordstaateneinheit<...! Partisanen der Südstaaten waren sie! Dreiundsiebzig zu allem entschlossene Partisanen! Es ging ruckzuck. Keinen hatten sie am Leben gelassen, nur die Pferde.
Grobe Hände rissen Randy herum und drückten ihn rücklings gegen die Außenwand des Stalls. Dann entfernten sich die Schritte der Corporals. Randy glaubte, der Schädel unter seinem Rotschopf müsste ihm zerspringen, so heftig dröhnte der Glockenschlag seines Herzens in seinem Hirn...
Lancaster war der Verräter gewesen. Ohne Zweifel - Henry Lancaster. Der Bürgermeister von Paradise arbeitete mit den Yankees zusammen! Ausgerechnet der Bürgermeister...! Diesmal war das Überraschungsmoment auf Seiten der Nordstaaten gewesen. Red Randy hatte von der Schießerei gar nichts mitgekriegt. Sie hatten ihn betrunken aus dem Bett geholt. Das war gestern gewesen.
Lancaster würde das Kriegsende nicht erleben. Doch das tröstete Randy nicht.
Er hörte das Geschrei des Sergeants. Achtung!
Zu Harndrang und Glockendröhnen in seinem Kopf mischte sich ein Bild. Das Bild seiner Mutter, ihr liebes Gesicht, ihre zärtlichen Augen, ihre vom Waschen, Nähen und Stallarbeit schwieligen Hände.
Gewehr anlegen!
Randy fühlte sich plötzlich wie ein Sechsjähriger. Seine Tränen sickerten in die schwarze Augenbinde und vermischten sich mit dem Schweiß des schon erschossenen Kampfgefährten. Er biss die Zähne zusammen und wartete auf den Feuerbefehl.
Plötzlich Hufschlag. Halt!
Eine Frauenstimme. Dunkel, herrisch, lauter als die Männerstimme, die jetzt hätte Feuer!
schreien müssen. Wie aus einer anderen Welt drang sie in Randys Bewusstsein. Er stand schon auf der Grenze in jenes Land, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Halt, zum Teufel! Ihr erschießt den Falschen!
Randy erkannte die Stimme.
Josephine Morton...
Stimmengewirr vor der dunklen Binde, Getuschel. Der Hufschlag verstummte. Es mussten vier oder fünf Reiter sein, die auf den Exerzierplatz von Fort Worth geritten waren. Randy hörte wenigstens einen aus dem Sattel springen. Er war jetzt hellwach.
Colonel Webbster!
, rief die Frauenstimme. Ich weiß nicht, ob dieser Mann ein Partisan ist oder nicht! Aber ich weiß, dass er vor drei Tagen keinen Munitionstransport an der texanischen Grenze überfallen haben kann!
Randy sah nichts - die Binde, wie gesagt - aber er wusste, dass sie auf ihn deutete. Vor drei Tagen nämlich war dieser Mann auf der Morton-Ranch und hat mit mir zusammen meine Fohlen gebrannt.
Das stimmte nur halb. Randy war auf der Morton-Ranch gewesen, ja. Aber das war über eine Woche her. Und da hatte er nicht mit Josephine Morton zusammen ihre Fohlen gebrannt, da lag er mit ihr zusammen in ihrem Bett.
Das kann ich beschwören, Colonel!
Randy vergaß zu atmen. Und er vergaß auf den dröhnenden Glockenschlag in seinem Schädel zu achten. Er lauschte Josephines energischer Stimme und den bohrenden Fragen des Yankee-Kommandeurs. Wie viele Meilen ihre Farm von Denton entfernt sei, wollte er wissen, wie lange O'Rourke an diesem Tag mit ihr zusammen die Fohlen mit dem Brandeisen bearbeitet hatte, ob das jemand bezeugen könne, und so weiter, und so weiter.
Josephine Morton beantwortete jede seiner Fragen knapp und nachdrücklich und mit der für sie so typischen rauen Altstimme. Über eine Reitstunde läge ihre Ranch von Denton entfernt und der Ort mindestens zwanzig Meilen von der Grenze zum Indian Territory, und O'Rourke hätte vom frühen Vormittag bis zum Sonnenuntergang bei ihr gearbeitet. Einige Männerstimmen bestätigten das. Dann die Stimmen der Yankees, und schließlich der Befehl des Sergeants Gewehr ab!
Randy wusste nicht, wie ihm geschah. Sie nahmen ihm die Binde ab. Da stand sie - dunkle, zornige Augen, brauner Teint, schwarzes, streng zurückgekämmtes und zusammengebundenes Haar und ähnliche Kleider, wie die fünf Männer bei ihr: Staubige Nietenhosen, Lederchaps, Baumwollhemd, speckige Weste und verschwitzter Stetson. Josephine Morton.
Ihre Blicke begegneten sich. Triumph loderte in ihren braunen Augen. Wie ein Engel kam sie ihm vor. Sperrt ihn ein
, sagte Colonel Webbster.
Die Corporals führten ihn über den Exerzierhof zum kleinen Zellentrakt von Fort Worth. Randy glaubte zu träumen. Gewehr auf!
, schrie der Sergeant. Feuer!
Eine Schusssalve krachte hinter Randy über den Exerzierplatz. Er hörte die Körper seiner Waffengefährten dumpf auf dem Boden aufprallen.
Wieso leb ich noch...? Warum hat mich keine Kugel getroffen...? Ein Karussell rotierte in seinem Schädel. Es drehte sich um das Gesicht von Josephine Morton. Ich kenn sie kaum, warum hat sie das getan...?
Sie stießen ihn in eine der zehn Zellen des Gefängnistraktes. Randy stand am kleinen Zellenfenster und versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war. Auf der anderen Seite des Exerzierplatzes sah er den Kommandeur mit Josephine Morton sprechen. Ihre Männer standen abseits bei den Pferden und rauchten. Randy kannte sie nicht.
Er wusste - jeder unter den Partisanen wusste das - dass Josephine Morton die Kavallerie der Yankees mit Pferden belieferte. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Die Union hatte den Krieg so gut wie gewonnen. Sie führten sich schon auf wie die Herren von Texas.
Aber Josephine Morton belieferte auch die Partisanen mit Pferden. Heimlich natürlich. Deswegen hatte der rothaarige Randy gemeinsam mit vier Waffenbrüdern die Mortonranch aufgesucht. Vor etwas mehr als eine Woche, wie gesagt.
Das Geschäft nahm einen halben Tag in Anspruch, nicht mehr. Doch die Morton hatte darauf bestanden, ihnen ein Essen vorsetzen zu lassen. Es gab Bier und Whisky dazu. Das Hausmädchen stellte