Neal Chadwick Western - Der Geächtete
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Jeff Kane blinzelte gegen die aufgehende Sonne. Der großgewachsene Mann hatte sein Nachtlager aufgeräumt und trank den letzten Rest Kaffee aus seiner Blechtasse. Irgendwo hinter dem Horizont musste San Antonio liegen. Ein halber Tagesritt, so schätzte er. Fünf lange Jahre war es her seit er das letzte Mal im Südwesten von Texas gewesen war. Fünf Jahre – und in vier davon war er Soldat in der Armee des Nordens gewesen. Jetzt kam er zurück in ein Land, das ihn dafür hassen würde, dass er auf der falschen Seite gekämpft hatte.
Aber Kane hatte seine Gründe gehabt.
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Neal Chadwick Western - Der Geächtete - Alfred Bekker
Der Geächtete
von Alfred Bekker
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch
© by Author
© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
1
Jeff Kane blinzelte gegen die aufgehende Sonne. Der großgewachsene Mann hatte sein Nachtlager aufgeräumt und trank den letzten Rest Kaffee aus seiner Blechtasse. Irgendwo hinter dem Horizont musste San Antonio liegen. Ein halber Tagesritt, so schätzte er. Fünf lange Jahre war es her seit er das letzte Mal im Südwesten von Texas gewesen war. Fünf Jahre – und in vier davon war er Soldat in der Armee des Nordens gewesen. Jetzt kam er zurück in ein Land, das ihn dafür hassen würde, dass er auf der falschen Seite gekämpft hatte.
Aber Kane hatte seine Gründe gehabt.
Dass er keine Sympathien für die Sklavenhalter und Plantagenbesitzer des Südens gehabt hatte, war nur einer davon.
Jeff Kane horchte auf und seine aufmerksamen stahlblauen Augen suchten den Horizont ab. Er sah vier kleine schwarze Punkte, die sich gegen das Sonnenlicht abhoben und rasch größer wurden. Der Wind trug Hufschlag herüber.
Kane verstaute die Blechtasse in seiner Satteltasche. Sein Lagerplatz befand sich in der Nähe einer kleinen Baumgruppe. Mindestens einer dieser Bäume war vollkommen verdorrt. Kane hatte seinen Braunen dort festgemacht.
Seine Winchester steckte im Sattelschuh, dem Scubbard, den er zusammen mit dem restlichen Sattelzeug, den Taschen, seiner Decke und dem alten Militärmantel zwischen den knorrigen Wurzeln abgelegt hatte.
Kanes instinktiver Griff ging zu dem tiefgeschnallten Revolverholster. Links trug er ein Bowiemesser am Gürtel. Die schwarze Lederweste war staubbedeckt. Er schob den Hut ein Stück in den Nacken. Die vier Reiter hielten direkt auf ihn zu.
Wer hätte das gedacht!, ging es ihm durch den Kopf. Ein Begrüßungskomitee, das mich bereits zwanzig Meilen vor San Antonio abfängt!
2
Die Reiter ließen ihre Gäule im vollen Galopp heranpreschen. Sie zügelten die Pferde. Eines von ihnen stieg auf die Hinterhand.
Der Mann, der die Gruppe offensichtlich anführte, trug einen dunklen Schnauzbart und hatte eine Narbe am Kinn, die wahrscheinlich aus einem Messerkampf stammte.
Einer seiner Begleiter trug einen grauen Hut, wie er in der Kavallerie der Konföderierten üblich gewesen war – nur dass er die Rangabzeichen entfernt hatte. An seinem Sattel hing außer dem Winchester-Karabiner und den Satteltaschen auch noch ein Säbel, den er sich wohl, als ganz persönliches Andenken aus dem gerade zu Ende gegangenen Bürgerkrieg aufbewahrt hatte.
Die beiden anderen waren gekleidet wie Cowboys. Sie trugen Leder-Chaps an den Beinen und Stetson-Hüte. Der eine war rothaarig und trug zwei Revolver im Gürtel, deren Griffe nach vorn gerichtet waren. Dem anderen fehlte ein Auge. Rechts trug er einen langläufigen Navy Colt vom Kaliber 45, links eine Shotgun, für die er sich ein Spezialholster angefertigt hatte.
Das sind Killer!, dachte Kane. Und ich bin mal gespannt darauf, wer sie angeheuert hat.
Dass es bei seiner Rückkehr Ärger geben würde, damit hatte er gerechnet. Aber nicht damit, dass man ihn bereits aus dem Weg zu räumen versuchte, noch bevor er San Antonio überhaupt erreicht hatte.
Der Narbige grinste schief und spuckte dann aus.
„Bist du Laredo Kid?", fragte er.
„So hat man mich früher genannt", bestätigte Kane. Seid seinem fünfzehnten Lebensjahr war Jeff Kane als Post-Expressreiter die Strecke zwischen Laredo am Rio Grande und San Antonio geritten. Und da er der schnellste Postreiter weit und breit gewesen war, hatte ihn jeder in der Gegend gekannt.
Laredo Kid – das war der Name gewesen, den man ihm gegeben hatte. Aber das war lange her. Jeff Kane erschien es fast wie eine Ewigkeit. Dazwischen lag so viel. Der Streit mit seinem Onkel Ray Tomkins, bei dem er aufgewachsen war, sein Aufbruch nach Norden, wo er zuerst auf einer Ranch in Kansas angeheuert hatte. Aber diese Ranch gab es nicht mehr. Kansas war in jenen Jahren durch den Gegensatz zwischen Gegnern und Befürwortern der Sklaverei zerrissen gewesen und mit Ausbruch des Bürgerkrieges trieben Guerilla-Banden im Auftrag des Südens dort ihr