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Subjekt und Wahrheit
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Subjekt und Wahrheit

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About this ebook

Marcus Steinwegs neues Buch kreist um zwei Grundbegriffe der philosophischen Tradition: Subjekt und Wahrheit. In über 300 Bemerkungen zu ›Positivismusfalle‹, ›Aktive Indifferenz‹, ›Kopflos denken‹, ›Karate (空手)‹, ›Wittgensteins Herz‹, ›Lieblingstier‹, ›Politidiotie‹, ›Chinesische Romantik‹, ›Gespensterliebe‹ oder ›Zoologische Irritation‹ geht es ebenso um die kritische Infragestellung dieser Kategorien wie um die Insistenz auf ihrer Unverzichtbarkeit. Immer hält sich Steinwegs Denken im Spannungsfeld von Konsistenz und Inkonsistenz, Vertrautheit und Unvertrautheit, Immanenz und Transzendenz.
LanguageDeutsch
Release dateJan 1, 2018
ISBN9783957575043
Subjekt und Wahrheit

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    Subjekt und Wahrheit - Marcus Steinweg

    Marcus Steinweg

    Subjekt und Wahrheit

    »Entschuldige nichts, verwische nichts,

    sieh & sag, wie es wirklich ist

    – aber Du musst das sehen,

    was ein neues Licht auf die Tatsachen wirft.«

    Ludwig Wittgenstein

    INHALT

    1. Papagei

    2. Schlinge

    3. Hegel & Kafka

    4. Seltsam

    5. Peitsche

    6. Uhr

    7. Ungeheuer

    8. Xeniteia

    9. Löwe

    10. Spiegel

    11. Kunst

    12. Traum und Zeit

    13. Emergenz

    14. Wunde

    15. Zwiefache Angst

    16. Notiz zu Baudelaire

    17. Reise

    18. Mantel

    19. Maske

    20. Streunen

    21. Was jeder weiß

    22. Notiz zu Foucault

    23. Problematischer Kredit

    24. Beschwichtigung

    25. Scham

    26. Ironie

    27. Notiz aus Warschau

    28. Weigerung

    29. Geheimnis

    30. Notiz zu Etel Adnan

    31. Opposition

    32. Spaziergang

    33. Überraschung

    34. Abgrund

    35. »Liebe mich!«

    36. Baltimore am frühen Morgen

    37. Unerlöst

    38. Fantasie

    )

    40. Melancholie

    41. Substitutionslogik

    42. Bellende Hunde

    43. Sex oder Kino

    44. Panik

    45. Bloch mit Lacan

    46. Notiz aus Paris

    47. Lücke

    48. Berührung des Unberührbaren

    49. Tatsachenesoterik

    50. Ohne Gespenster

    51. Schmerz

    52. Barfuß

    53. Bummeln

    54. Wolken

    55. Kontingenzoffenheit

    56. Mut

    57. Intensitäten

    58. Aufbruch

    59. Kafka ohne Bataille

    60. Desperado

    61. Wette

    62. Netz

    63. Komplexe Wirklichkeiten

    64. Märchen

    65. Verlangen

    66. Notiz zu Nancy

    67. Atheismus

    68. Notizen

    69. Gott ist tot

    70. Deleuze war Spinozist genug, …

    71. Falsche Gegensätze

    72. Plätschern

    73. Fehler

    74. Ex negativo

    75. Notiz zu Karl Kraus

    76. Liebe

    77. Kindheit

    78. Angsthasen

    79. Schiefe Welt

    80. How it is

    81. Notiz zu Michaux

    82. Sucht

    83. Lektion

    84. Tricky

    85. Zwist

    86. Kopf

    87. Lust

    88. Dämon

    89. Traum

    90. Kometen

    91. Haut

    92. Notiz zu Kafka

    93. Milch

    94. Denken

    95. Romantic Shit

    96. Kette

    97. Notiz zu Deleuze

    98. Der Knilch

    99. Ja-Sagen

    100. Pedanterie

    101. Gespensterliebe

    102. Schnori

    103. Aufmerksamkeit

    104. Athletik

    105. Notiz zu Valéry

    106. T-Shirt

    107. Paradies

    108. Schlüssel

    109. Harmlos

    110. Paraphrase

    111. Nichts

    112. Riss

    113. Tabu

    114. Einsatz

    115. Unruhedialektik

    116. Humor

    117. Lesen

    118. Parallelismus

    119. Certitudo

    120. Existenz

    121. Null

    122. Mittendrin

    123. Romantisch?

    124. Notiz zu Nietzsche

    125. Gezischel

    126. Gesetz der Liebe

    127. Schiedsrichter

    128. Labyrinth

    129. Pferd

    130. Interpretation

    131. Opium

    132. Nichtsnutz Odradek

    133. Tänzer

    134. Spinne

    135. Notiz zu Lacan

    136. Definition

    137. Fieber

    138. Eine Art Irrsinn

    139. Ermutigung

    140. Notiz zu Kant

    141. Synopse

    142. Intervention

    143. Rasur

    144. Romantik

    145. Schein

    146. Selbsteinmauerung

    147. More Geometrico

    148. Hier

    149. Écrire

    150. Collage

    151. Loch

    152. Wittgensteins Herz

    153. Drehtür

    154. Verdacht

    155. Notiz zu Kojève

    156. Traum 2

    157. Wildes Denken

    158. Liebeslüge

    159. Impotenz

    160. Notiz zu Cioran

    161. Ontologische Faulheit

    162. Katze

    163. Poetische Präzision

    164. Nähe

    165. Eye to Eye

    166. Apologie

    167. Ununterscheidbarkeit

    168. Mythen

    169. Vergebliche Tränen

    170. Erfahrung

    171. Skandal

    172. Geheimnis

    173. Mehr ist nicht drin

    174. Schreckbild

    175. Vertrauen

    176. Nach dem Tod Gottes

    177. Kreuzung

    178. Privileg

    179. Mutter

    180. Positivismusfalle

    181. Immanenztheater

    182. Essenzialismus

    183. Zähne

    184. Appell

    185. Apriori

    186. Notiz zu Adorno

    187. Tanz der Begriffe

    188. Walser mit Wittgenstein

    189. Traurige Tiere

    190. Souveränität

    191. Konsistenztraum

    192. Kathedralik

    193. Chinesische Romantik

    194. Hysterie

    195. Straucheln

    196. Stern

    197. Deleuze mit Derrida

    198. Stay here

    199. Inkongruenz

    200. Einfach

    201. Sexualtheologie

    202. Daneben

    203. Wirkliche Wirklichkeit

    204. Angst?

    205. Intelligenzmangel

    206. Kopflos

    207. Drift

    208. Je ne supporte pas la stupidité

    209. Nichts?

    210. Sekundarismus

    211. Autoritätsgläubig

    212. Kompromiss

    213. Selbstverkennung

    214. Punkt

    215. Lösung

    216. Komplexität

    217. Kalt

    218. Gespenster

    219. Sätze

    220. Tanz

    221. Aktive Indifferenz

    222. Vektor

    223. Mimikry

    224. Schnurren

    225. Liturgie

    226. Notiz aus Malta

    227. Clare et distincte

    228. Selbstverkleinerung

    229. Faszination

    230. Notiz zum Körper

    231. Kafka mit Bataille

    232. Kinder

    233. Alchemie

    234. Kleine Insektenkunde

    235. Notiz zu Susan Sontag

    236. Chance

    237. Gespensterliebe 2

    238. Witz

    239. Konstruktion

    240. Ekel

    241. Fäden

    242. Umgekehrt

    243. Heiterkeit

    244. Kuss

    245. Notiz zu Derrida

    246. Wittgenstein

    247. Befremdung

    248. Neue Welt

    249. Notiz zu Alexander Kluge

    250. Traumwesen

    251. Lüge

    252. Dumm?

    253. Riss

    254. Überwindung

    255. Folie

    256. Alles klar?

    257. Notiz zu Barthes

    258. Sensibilismus

    259. Schriftsteller

    260. Angst

    261. Taschenlampe

    Anmerkungen

    PAPAGEI

    »Ohne Vergessen ist man nur Papagei«¹, schreibt Valéry, als wolle er Nietzsches These vom aktiven Vergessen bekräftigen, die die Kraft des Denkens statt in der Erinnerung in ihrem Versagen erblickt. Statt wie ein Papagei zu sein, der Gehörtes wiederholt, impliziert Denken die Bereitschaft zu vergessen, was man weiß. Nicht um in den Irrationalismus zu gehen, sondern um sich der Autorität des Gewussten zu entziehen. Denken erschöpft sich nicht im Wissen. Denken heißt, der Wissensautorität sein Vertrauen zu entziehen. Weder beugt es sich der δόξα noch der ἐπιστήμη. Wer beim Denken nicht bereit ist, den Kopf zu verlieren, denkt überhaupt nicht.

    SCHLINGE

    »Die Wahrheit«, schreibt Kierkegaard in seinen Tagebüchern, »ist eine Schlinge: Du kannst sie nicht haben, ohne daß du gefangen wirst; du kannst die Wahrheit nicht derart haben, daß du sie fängst, sondern nur derart, daß sie dich fängt.«² Nichts anderes sagt Hegel übers absolute Wissen. Du kannst es nicht haben, weil es dich längst hat. Deshalb jagst du ihm hinterher – als Beute.

    HEGEL & KAFKA

    Beide setzen das Subjekt ins Verhältnis zum Absoluten, das bei Freud das Unbewusste und bei Lacan das Reale heißt. Beide kommen zu dem Schluss, dass es keinen Zugang zu ihm gibt, weil es kein Entkommen vor ihm gibt. Dass mir der Zugang zu ihm verwehrt bleibt, hat den Grund, dass es mir immer schon zugänglich ist. Die Linie zu ihm ist längst überschritten. Wollte ich sie nochmals überschreiten, verlöre ich mich mit ihm, weshalb eben diese Überschreitung unmöglich ist.

    SELTSAM

    Robert Walsers Prosa ist von seltsamen Gestalten bevölkert. Sie gehören der Welt an, indem sie sich ihr entziehen. Es sind Resistenzfiguren, die sich der Gesellschaft durch unmerkliche Gesten verweigern. Sie sind ganz von dieser Welt. Doch sind sie es auf eine seltsam-verstörende Art. Man könnte sie Immanenzfiguren nennen, insofern sie den Übergang zur Transzendenz verschließen, indem sie die Immanenzzone durchlöchern, um ihre Inkonsistenz zu demonstrieren. Rätselwesen, die inmitten transzendenzloser Immanenz deren Brüchigkeit indizieren. So werden sie zu Protagonisten einer noch unerschlossenen Welt. Eine dieser Figuren wird als »Doktor« beschrieben, nicht weil es sich um einen Doktor handelt, sondern weil sie »eine Art Doktorhut« auf dem Kopf hat. Seltsam am »Doktor« ist seine Entrücktheit in ein immanentes Jenseits. Er tritt inmitten der Menschen als einer auf, der ihnen nur diskret angehört. Der »Doktor« ist nicht verrückt, er verbleibt im Bereich des Greifbaren, wenn auch in Gestalt der Ungreifbarkeit selbst. Er trägt, schreibt Walser, »eine unzweideutige Verachtung gegenüber seiner Umgebung zur Schau«.³ Ihm gelingt es nicht den Abstand zu verbergen, der ihn von den anderen trennt. Walser beschreibt ihn als von Gedanken durchschossen, die ihm Realitäten öffnen, die der gesunde Menschenverstand als Gespinste beschreibt. Er ist nicht nur vom Rest der Menschheit abgeschnitten, es scheint, als leide er noch an einer unüberwindbaren Distanz zu sich selbst. Ein Subjekt ohne Wesen, wie ohne Absichten. Von Musils Mann ohne Eigenschaften, über Duras und Deleuze bis hin zu Agamben, findet sich der Gedanke eines Subjekts ohne Subjektivität. Walsers »Doktor« ist nur ein Beispiel dieser leeren Allgemeinheit: »Was dieser Mann sein eigen nannte, betrachtete er als etwas, dessen er auch schon Grund hatte, überdrüssig zu sein. Nur was er ersehnte, vermochte er zu achten, und nur was er erstrebte, schien er zu besitzen.«⁴ Walter Benjamin hat von Walsers Figuren gesagt, dass sie aus der Nacht kommen. Er vergaß hinzuzufügen, dass sie in sie zurücksinken, von Augenblick zu Augenblick. Und dieses Sinken wird ihr Leben gewesen sein.

    PEITSCHE

    Über den Selbstausbeutungskapitalismus schreiben heute alle. Zu seiner Zeit war Kafka der Einzige: »Das Tier entwendet dem Herrn die Peitsche und peitscht sich selbst, um Herr zu werden, und weiß nicht, daß das nur eine Phantasie ist, erzeugt durch einen neuen Knoten im Peitschenriemen des Herrn.«

    UHR

    Das Subjekt zu denken – das seinen Tod nicht nur überlebt hat, sondern andauernd überlebt: seinen Tod wie seine Auferstehung – bedeutet der Wahrheit einer Torsion zu entsprechen, die es gegen sich selbst dreht wie eine gegen den Uhrzeigersinn laufende Uhr. Die Zeit des Subjekts – die seine Lebensspanne umfasst – verläuft nicht vom Vergangenen ins Künftige. Das Subjekt ist längst tot, in Gestalt eines lebenden Toten, der nicht aufhört, sich aus seiner Zukunft heimzusuchen, um als verrücktspielende Uhr, mit Zeigern wie Fingern, an seinem Ursprung zu kitzeln, der mit seinem Tod koinzidiert.

    UNGEHEUER

    Der Kampf mit dem Dämon erweist sich als Kampf mit sich selbst. Die Psychoanalyse kennt diesen Konflikt. Im Denken ist es der Kampf gegen »das schändliche Ungeheuer des Dogmatismus«⁶, wie Barthes es nennt. Das Dogma, das sind wir. Der Dämon ist in uns. Es sind nicht ausschließlich die Anderen, die irren. Dies ist die fundamentale Lektion der sokratischen Lehre. Wir müssen gegen uns selbst kämpfen, um zu verstehen, wer wir sind.⁷ Wichtig ist zu verstehen, dass das innere Ungeheuer keine Macht darstellt, sondern ein Außen, das in mir wohnt, ohne mir anzugehören. Barthes weiß, dass der Kampf mit dem Dogmatismus nicht gewonnen werden kann. Er hat unendlich viele Leben. Einmal geschlagen, setzt er sein Unwesen unter anderem Namen fort. Es gibt kein Jenseits des Dogmatismus, keinerlei letzte Wahrheit. Aber es gibt die Möglichkeit, sich nicht damit abzufinden, dass es so ist. Das Ungeheuer verschwindet nicht, doch es hat Schwächen. Ab und zu verliert es an Einfluss. Das sind die Momente, in denen das Denken sich von seinen Gespenstern befreit, in dem es sie als solche markiert.

    XENITEIA

    Das Wort taucht in Barthes’ Vorlesung von 1976–1977 am Collège de France auf. Gewöhnlich übersetzt man Xeniteia mit Unbehaustheit, Heimatlosigkeit = Sein in der Fremde. Barthes spricht von Fremdheit, Unvertrautheit, Emigration oder Auslandsaufenthalt.⁸ Es geht um den Normalfall menschlicher Existenz, außerhalb seiner selbst, im Unheimlichen zu sein. Die Xeniteia verweist darauf, dass zum Menschen der Aufenthalt im Außen gehört. Das ist seine Lage: nichtidentisch mit sich wie mit seiner Umgebung zu sein. Er ist das in der Fremde streunende Tier = Exilant seiner selbst.

    LÖWE

    Einmal beschreibt Robert Walser den abessinischen Löwen im Zoologischen Garten Berlins. Sein Blick richtet sich auf Erscheinung wie Verhalten des Tiers. Er erkennt in ihm einen Schauspieler, dessen Inszenierung vor Publikum kontrolliert und dramatisch ausfällt, einen Tragiker, den nichts aus der Fassung bringt. Er bewahrt Ruhe noch dann, wenn er sich dem Drama seiner Sterblichkeit öffnet. Walser skizziert ihn als würdevolles und wildes Tier. Darin liegt seine Schauspielkunst: In der Gleichzeitigkeit von Anmut und Gefährlichkeit: »Er ist sein eigener Dichter und sein eigener Spieler.«⁹ Man muss an das heraklitische Kind denken, den Archonten des Weltspiels, in dem Heidegger, Axelos und Deleuze das Prinzip gekrönter Anarchie erblicken. Das Schicksal der Welt liegt in seinen Händen. Das Kind paart Unschuld mit Unberechenbarkeit. Wie der Löwe Walsers, der – als »eingesperrtes Tier« – Souveränität angesichts faktischer Gefangenschaft exerziert, ist das Kind Allegorie gefesselter Kontingenz. Walser spricht vom »Götterblick« des Löwen. Er erkennt in ihm Erhabenheit und Schrecken, Milde und Zorn. Rilkes Panther verwandt, blickt er durch Käfigstäbe in die Welt, um »im Gefangenenzimmer hin und her« zu gehen: »Immer hin und her. Hin und her. Stundenlang. Welch eine Szene! Hin und her, und der mächtige Schweif peitscht den Boden.« Welch eine Szene also? Unser aller Szene, die wir gefangen sind im Käfig – statt nackter Triebe, unserer Welt. Die Szene des in seinem Gefängnis schauspielernden Löwen exemplifiziert die Realität sämtlicher Subjekte, deren Lebensform ihr Leben verneint. Dem Löwen gelingt es, das Drama seiner Existenz mit majestätischer Noblesse zu bestehen.

    SPIEGEL

    Der Spiegel zeigt die Leere, die er verbirgt.

    KUNST

    Weder allein die der Welt zugekehrte noch die ihr abgewandte Seite sind das Spannende am Kunstwerk, sondern die Spannung, die es zu zerreißen droht, indem es mit gleicher Aufmerksamkeit in beide Richtungen blickt. Was ihm nicht gelingt!

    TRAUM UND ZEIT

    Eintrag aus Adornos Traumprotokollen vom 10. September 1954: »Ich träumte, ich hätte an einer theologischen Diskussion teilgenommen, auch Tillich war dabei. Ein Redner entfaltete den Unterschied von Equibrium und Equilibrium. Jenes sei das innere, dieses das äußere Gleichgewicht. Die Anstrengung, ihm zu beweisen, daß es Equibrium nicht gebe, war so groß, daß ich darüber erwachte.«¹⁰ Ist der zu führende Beweis, dass es weder das Wort Equibrium noch das von ihm bezeichnete Gleichgewicht gibt, deshalb so anstrengend, weil er den Traum intakter Träume erschüttert und den Träumenden seinem Traum entreißt? Wohin? In ein Außen des Traums, das zwar Gleichgewichtsverhältnisse, aber nur äußerliche kennt? Alles weist darauf hin, dass der Traum vom inneren Gleichgewicht Traum jener bleibt, die sich aus dem Außen ins imaginäre Innen verziehen. So gesehen gehörte der Traum einer Innerlichkeitsmetaphysik an, deren Konsistenz sich Ignoranz verdankt. Träumend negiert der Träumende den Kontakt zum Traumaußen, das ihn mit asymmetrischen Verhältnissen quält. Der Traum vom inneren Gleichgewicht ist der Traum errungener

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