Internet-Troll
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About this ebook
Ein junger Mann, der seine Stiefmutter und ihren Liebhaber endlich wegen des Mordes an seinem Vater überführen will...
Ein frustrierter Mensch, dem es ein teuflisches Vergnügen bereitet, Leute im Netz zu beleidigen und zu terrorisieren - als sogenannter "Internet-Troll" verbreitet er Angst und Schrecken...
In den drei neuen Kurzgeschichten von Klaus Enser-Schlag geht es morbide und mysteriös zu.
Klaus Enser-Schlag, Hörspielautor von zahlreichen Kurzkrimis der Schweizer Kultserie "Schreckmmüpfeli", zeigt auch in seinen neuen Erzählungen, wie sich das Grauen ganz leise von hinten anschleicht und dann umso fester zupackt. Scheinbar völlig alltägliche Situationen sind der Anlass für Angst, Terror und Schrecken. Hinter mancher bürgerlichen Fassade leuchtet es blutrot und die Verlierer in unserer Leistungsgesellschaft rächen sich an ihr auf perfide Weise.
Klaus Enser-Schlag
Klaus Enser-Schlag hat bisher 15 Hörspiele für die Schweizer Kultserie "Schreckmümpfeli" des SRF geschrieben. Er veröffentlichte bis heute 31 E-Books und knapp 700 Gedichte. Sein Schreckmümpfeli "Habgier" wurde 2018/19 verfilmt und lief als Beitrag für den besten Kurzfilm bei den 44. Schweizer-Jugendfilmtagen. Der Autor wurde in Bad Cannstatt geboren und lebt heute im Großraum Stuttgart.
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Internet-Troll - Klaus Enser-Schlag
Internet-Troll
Titelseite
Impressum
Die pflichtbewusste Lehrerin
Margret Tillingworth war mit Leib und Seele Lehrerin. Kindern etwas beizubringen – welch‘ eine schöne und erfüllende Aufgabe das doch war! Bisher hatte sie jeden ihrer Schützlinge gut auf das Leben vorbereitet. Doch seit Jimmy Summers in ihr pflichtbewusstes Lehrer-Dasein eingebrochen war, lagen ihre Nerven blank. Ein echter Horror waren die Korrekturen von Jimmys Diktaten, welche Miss Tillingworth regelmäßig an den Rand der Verzweiflung trieben. Die altjüngferliche Lehrerin hatte nie geheiratet und auch keine Kinder in die Welt gesetzt. Gerade deshalb empfand sie so etwas wie einen Mutterinstinkt für ihre Schüler. Auf diese Weise kompensierte sie ihren eigenen, unerfüllten Kinderwunsch und ihr trübes Privatleben. Die männlichen Kollegen machten sich allesamt lustig über Margret.
„Hey, John!", rief Mr. Hopper, ein Mathematiklehrer, zu seinem Kollegen, John Carpenter, welcher Physik und Chemie unterrichtete.
„Die Tillingworth ist sicher noch Jungfrau! Na, keine Lust?"
Mr. Carpenter winkte lachend ab.
„Um Himmel Willen, nein! Ihr Hymen ist sicher schon so hart wie Leder. Da komme selbst ich nicht mehr durch!"
Das war nur einer von vielen, zotigen Witzen, welche sich auf die angebliche Jungfernschaft von Miss Tillingworth bezogen.
Die Lehrerin wusste sehr wohl, was da so alles über sie getuschelt wurde. Kolleginnen, die es „gut mit ihr meinten, überbrachten ihr manchmal die Gemeinheiten der Lehrer, natürlich hinter vorgehaltener Hand. Wenn sie ihrer bedauernswerten Kollegin die neuste Niedertracht schilderten, beobachteten sie Margret Tillingworth ganz genau. Wenn diese schließlich mit den Mundwinkeln zuckte und sich die Tränen verbiss, freuten sich die „wohlgesonnenen
Kolleginnen immer diebisch. Im Grunde benahmen sich die Lehrer nicht viel anders als ihre Schüler. In der Gruppe fühlten sie sich stark genug, um einen Außenseiter zu schikanieren.
An jenem Montag, es war der 25. September, gab Miss Tillingworth wieder einmal die korrigierten Diktate zurück. Der Klassendurchschnitt dieser Arbeit war ganz passabel ausgefallen: 2,6 war für die Lehrerin zwar keine Meisterleistung, aber immerhin gab es fünf Einsen, ein paar Zweier und – leider – auch einige Schüler mit der Zensur „ausreichend". Wer den Klassendurchschnitt allerdings in die Tiefe drückte war – Jimmy Summers.
Er hatte es fertiggebracht, bei gerade mal 12 Sätzen 15 Rechtschreibfehler zu machen, was ihm mit der Note 6 vergütet wurde.
„Jimmy Summers!, rief Miss Tillingworth böse. „Mit diesem Diktat hast du heute deinen eigenen Rekord gebrochen. Wo willst du später eigentlich einmal leben? Auf dem Mond?
Der Junge sah ihr frech ins Gesicht.
„Oh, das tut mir schrecklich leid, Miss Tillingbird!"
„TILLINGWORTH!, zischte die Lehrerin böse und errötete leicht, weil einige Schüler über Jimmys „Witz
lachten.
„Nicht mal meinen Namen kannst du korrekt aussprechen. Oder willst du dir hier etwa einen Namen als Klassenclown machen?"
„Nee, ich will Ihnen ja nicht Konkurrenz machen", entgegnete Jimmy und lächelte süffisant. Die Klasse brach in schallendes Gelächter aus und Miss Tillingworth war einmal mehr den Tränen nahe.
„Ich muss mich frühpensionieren lassen", schoss es ihr durch den Kopf. „Wenn ich hier nicht bald herauskomme,