Heilkunst und Spiritualität: Wege zur Genesung
By Klaus Bielau
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About this ebook
Klaus Bielau
Dr. Klaus Bielau, Jg. 1955, studierte ab 1975 Regie an der Kunsthochschule Graz, danach Theaterarbeit bis 1988. 1980 Begegnung mit der Homöopathie und der gnostischen Philosophie des Paracelsus, begann deswegen mit dem Medizinstudium, Promotion 1986. Seit 1990 führt er eine rein homöopathisch ausgerichtete Praxis; er war Vortragender und Lektor für Homöopathie an der Uni in Graz sowie an den Paracelsus-Schulen in Graz und Wien. Er ist Kolumnist und Redakteur der Zeitschrift „Pulsar“; verfasst Bücher, Essays und Erzählungen über Heilkunde, Paracelsus und die Wege des Menschen zur Autonomie. Lebt mit Familie in Graz.
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Book preview
Heilkunst und Spiritualität - Klaus Bielau
Brecht
Vorwort
Der Weise,
da er auf sein Herz hört,
lernt aus allem,
der Kluge aus Erfahrung,
der Dumme weiß alles besser.
1
Religion oder Spiritualität? Ist die Rede von einem religiösen Menschen, meinen wir meist einen, der etwas glaubt, was mit irgendeiner religiösen Richtung zusammenhängt, dessen Vorstellungen von einer Institution belebt werden; er hängt mehr oder weniger einer der vielen Glaubensrichtungen an, die in unseren freien Ländern nebeneinander bestehen können. Obwohl ja eigentlich bekannt ist, was das Wort Religion bedeutet, sei zur Wiederholung kurz darauf eingegangen: re-ligio, wörtlich Rück-Verbindung. Was wird womit rückverbunden? Gewöhnlich verbinden wir uns mit irgendetwas außerhalb von uns, mit Ideologien, Meinungen, kollektiven Ideen und ähnlichem. Wenn das so ist, dann hängen wir Matrizen, Mustern, familiären Prägungen an, von denen wir uns noch immer nicht gelöst haben, oder irgendeinem Gedankengut, das gemischt ist aus persönlichen Eigenheiten und Vorlieben – und um uns herum sind die alten Wolken von Angst und Sorge, die unsere Gehirne ohne Unterlass bewegen. Diese Gedanken und Vorstellungen sind es, die unser Leben schwer und kompliziert machen. Und immer wieder erfahren wir Mangel und Verdruss. Was also ist es, zu dem wir uns, wie man so sagt, rück-verbinden können?
2
Wer bin ich, wer sind wir und wozu sind wir da? Was haben wir mit Tieren, mit Pflanzen, mit der Schöpfung zu tun? Irgendwann werden in unserem Leben diese und ähnliche Fragen geboren, so als wollte etwas bei uns anklopfen. Es ist ein Drang, zu suchen nach dem Verborgenen, nach den Hintergründen; er wird geboren, und wir werden irgendwann hellhörig, wollen das Wesen dessen erkennen, was wir Leben nennen. Wir machen uns auf die Suche – wer suchet, der findet. Aber das Finden ist etwas, das uns nicht zu leicht gemacht wird. Zunächst lacht unser Herz, doch dann wird es wieder kompliziert, denn unsere Seele zweifelt an den mannigfachen philosophischen und spirituell-esoterischen Richtungen, oder wir finden keine praktischen Wege, um das verwirklichen zu können, was wir ahnen.
Ja, es ist bald klar, der Mensch ist nicht nur eine Persönlichkeit, nicht nur der, den wir so von außen her kennen, sondern viel mehr. Denken, wollen, fühlen … das Leben eben … aber da muss noch etwas sein, etwas wie ein Geheimnis in der Brust, im Herzen. Und irgendwie kann es der Verstand nicht fassen, dass es etwas gäbe, das nicht mit dem üblichen Denken gefunden werden kann: Gegenwart, Unendlichkeit, der Atem von Unendlichkeit in uns – in uns, natürlich, wo sonst. Wir sehen nur mit dem Herzen gut, für die Augen ist das Wesentliche unsichtbar. Das Wesentliche, der Quell, das muss es sein, worum es geht: die Liebe.
An diesen Quell, das geistige Zentrum, müssen wir uns rück-verbinden. Spätestens dann ist da kein Platz mehr für einen Autoritäts- oder anderen Aberglauben, und der Funke in unseren Herzen ist dabei, Feuer zu werden – wie viele Zeitläufe, Äonen hat das gedauert!? Von verschiedenen Seiten wollen wir uns dem Thema nun nähern, dem Thema der Gesundung der Seele durch das eine große Heilmittel: das Feuer des Herzens. Der Wunsch des Verfassers ist es, dass – angeregt auch durch diese Arbeit – immer mehr Menschen verstehen, worum es geht. Unser äußeres Leben ist reich an Hinweisen, die uns immer und immer wieder den Weg zeigen, der zu den Quellen führt. Dabei werden alte Sichtweisen und vor allem Denkmuster zerbrechen. Was kann an ihre Stelle treten?
Spurensuche
Paracelsus – Visionär für unsere Tage
Eines in allem
alles in einem
feuriges Leben
hier und heute.
1 Der Weise, ein Magier…
… verändert sein Leben mit dem Tod, er stirbt nicht. – Theophrastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, gilt als der vielleicht bedeutendste Arzt und medizinische Revolutionär unserer Zeitrechnung. Er machte Reformationsvorschläge auf vielen Gebieten, so in der Theologie, der Philosophie, der Medizin und anderen Wissenschaftsbereichen. Auch gilt er als Begründer der Pharmakologie, da er natürliche Substanzen im Labor veränderte, wirksamer machte durch die Kunst der Spagyrik. Diese findet übrigens ihre Fortsetzung in der heute landauf landab bekannten Homöopathie. Paracelsus ruft die Menschen – dich, mich, eben uns alle – auf zu wahrer Selbsterkenntnis und Autonomie. Sein Lebensmotto heißt entsprechend: »Eines anderen sei nicht, wer er selbst sein kann.« In diesem Sinne ist auch ein weiterer Schlüsselsatz zu verstehen: »Der Patient sei sein Arzt und der Arzt dessen Helfer.«
Paracelsus’ Lehre wirkt nachhaltig bis in unsere Tage, weil sie aus der unvergänglichen Wahrheit des Lebens zeugt und weil er das, was er lehrte, selbst auch lebte, ohne Rücksicht auf seine eigenen Vorteile. Alles ist rein, echt, gerade, ohne Schminke; die Sprache ist stark, unverblümt, ja wie ein Schwert, das morsche Traditionen scheidet vom lebendigen Neuen. – Seine Wanderungen brachten ihn durch ganz Europa, er lehrte, er behandelte die Menschen, reiche wie arme, letztere umsonst. Er schrieb, es sind viele tausend Seiten, und das, obwohl er kaum länger als einige Monate an einem Ort weilen konnte. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte er in Salzburg, da sich in dieser Stadt die einzige von Jesuiten freie Universität im südlicheren Europa befand, weil der dort residierende mächtige Fürsterzbischof keine Mitglieder jenes Ordens in seiner Stadt und seinem Lande duldete. Die Jesuiten nämlich hatten Paracelsus’ Bücher auf den Index gesetzt und verbrannten sie, wo sie deren habhaft werden konnten. Einige Tage vor seinem Tode verfasste er vor sieben Zeugen im »Gasthof zum weißen Ross« sein Testament. Vermutlich ist er von Häschern seiner Feinde – ob es die Jesuiten oder neidische Kollegen waren, ist schwer zu beurteilen – eine Stiege hinuntergeworfen worden. Sein Grabmal befindet sich in Salzburg, wo wir auch folgenden Satz lesen können: »Vitam cum morte mutavit.« – »Er hat das Leben mit dem Tod verändert.« Verändert und nicht vertauscht,wie die häufige, jedoch falsche Übersetzung lautet; denn mutare heißt nun einmal verändern. Nur ist es eine Frage des Verständnisses, ob wir uns vorstellen können, dass sich das Leben mit dem Tod verändert. Dieses bezeugt nämlich eine tiefe Sicherheit in das eine wahrhafte und unendliche Leben, das aus dem Quell aller Dinge ist.
2 Paracelsus’ Antwort auf die Not der Seele
»Anders bin ich – lasst euch das nicht seltsam sein.« Ja, Theophrastus war immer anders als die anderen, die Gelehrten und Doktoren. Wie kommt das? Nun, er schreibt: »Ich habe für gut angesehen, nicht allein den natürlichen Menschen zu beschreiben, sondern auch noch viel mehr den ewigen Menschen, den himmlischen in der Neuen Geburt, damit der alte Mensch sehe und merke, was der Mensch sei, und lerne, sich nach demselbigen zu richten…« – Und so versteht er die Not des Menschen als Not der Seele. Der Mensch ist nicht frei, sondern gefesselt von Ehrgeiz, Materialismus, Angst und Eifersucht usw. usf. Und er ist dazu verurteilt, zu leiden, krank zu werden, zu sterben.
Ist es in unseren Tagen so viel anders? Ja, die Möglichkeiten, tatsächlich zu lernen, was die Wege des Menschen sind, sind heutigentags deutlich sichtbar. Doch ergreifen wir sie? Theophrastus ermutigt uns höchst aktuell: »Lerne, lerne, frage und frage – und höre nicht auf zu lernen…« Haben wir doch den Mut, Erfahrungen zu sammeln; irgendwann wird in uns die Sehnsucht wachsen nach etwas anderem,nach dem, was jenseits ist von Gut und Böse, von Licht und Schatten. Dann werden wir erkennen, dass der Kern des Menschen, der Funke des Ewigen, der schöne Götterfunke, als Essenz in uns wartet, um wieder lebendig zu werden – und unsterblich. Dann erst wird die Not der Seele ein Ende haben können.
3 Einige Texte von Paracelsus
Der Weg
»Ihr sollt nur den heutigen Tag kennen und die jetzige Stunde. Was gehen die Sorgen des morgigen Tages den heutigen an? Der Tod kommt nämlich nicht morgen, er kommt heute.«
Gott im Menschen
»Schön und groß, edel und gut hat Gott sich seinen Himmel gemacht. Denn Gott ist im Himmel, das heißt im Menschen; sagt er doch selbst, er sei in uns und wir seien sein Tempel. Ist er nun in uns, so senden wir unsere Gebete zu ihm, dorthin, wo er ist, nämlich im Himmel – also im Menschen.«
Die Arznei
»Niemand sieht die Arznei; was die Zähne kauen, ist nicht die Arznei. Die Arznei ist nicht Stoff, sondern Kraft.«
Viel Fleiß ist nötig…
»Wo ist das Werk, dessen sich die Autoren rühmen können, dass