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Ein Roboter in der Garage
Ein Roboter in der Garage
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Ein Roboter in der Garage

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About this ebook

Es hatte die ganze Nacht geregnet. In den Löchern und Mulden am Boden der Grube hatte sich das Wasser gesammelt. Stellenweise waren kleine Seen entstanden. Die Arbeiter, die in wenigen Tagen mit der Schließung der Grube beginnen sollten, hatten Bohlen ausgelegt, so dass die Besucher die wichtigsten Stellen erreichen konnten, ohne sich dabei nasse Füße zu holen.
Als Matthias Wehrheim den Hang hinabstieg, sah er, dass die meisten seiner Klassenkameraden zwischen den Maschinen, die hinter den Baubuden abgestellt waren, herumturnten, anstatt zuzuhören, was Oberstudienrat Edwin Bandermann über die Grube Messel zu berichten hatte. Bandermann hatte einen kleinen Hügel erklommen und redete von dort auf den kleinen Kreis seiner Zuhörer ein, die er im Übrigen kaum wahrzunehmen schien. Der Oberstudienrat trug eine gelbe Regenschutzhaut, deren Kapuze ihm lose im Nacken hing, dazu ausgebeulte braune Cordhosen, die er unordentlich in die Gummistiefel gesteckt hatte. Man hätte ihn für einen der Arbeiter halten können, die ihre Frühstückspause gerade beendet hatten und widerwillig aus den Baubuden herauskamen.
LanguageDeutsch
Release dateDec 15, 2017
ISBN9783945620458
Ein Roboter in der Garage

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    Ein Roboter in der Garage - William Voltz

    WILLIAM VOLTZ

    EIN ROBOTER

    IN DER GARAGE

    Roman

    WING Publishing

    Cover

    Über den Autor

    1

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    Impressum

    Über den Autor

    William Voltz wurde am 28.Januar 1938 in Offenbach geboren. Er interessierte sich bereits in früher Jugend für Science Fiction, wurde Mitglied im SFCD und war Mitbegründer des SF-Clubs STELLARIS in Frankfurt.

    William Voltz begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und auch ein Buch mit dem Titel STERNENKÄMPFER wurde veröffentlicht. Für seine Stories, die sich großer Beliebtheit erfreuten, bekam er im Jahr 1961 den »Besten Fan-Autor Preis«.

    Sein Engagement ebnete ihm 1962 den Weg ins damals noch junge und kleine PERRY RHODAN - Team.

    Bis zu seinem viel zu frühen Tod am 24. März 1984 schrieb der Autor nicht nur für diese und andere Serien, sondern veröffentlichte auch Serien unabhängige Romane und Kurzgeschichten.

    Bookwire gab uns die Möglichkeit, diese William Voltz Veröffentlichungen als e-books anzubieten.

    1

    Es hatte die ganze Nacht geregnet. In den Löchern und Mulden am Boden der Grube hatte sich das Wasser gesammelt. Stellenweise waren kleine Seen entstanden. Die Arbeiter, die in wenigen Tagen mit der Schließung der Grube beginnen sollten, hatten Bohlen ausgelegt, so dass die Besucher die wichtigsten Stellen erreichen konnten, ohne sich dabei nasse Füße zu holen.

    Als Matthias Wehrheim den Hang hinabstieg, sah er, dass die meisten seiner Klassenkameraden zwischen den Maschinen, die hinter den Baubuden abgestellt waren, herumturnten, anstatt zuzuhören, was Oberstudienrat Edwin Bandermann über die Grube Messel zu berichten hatte. Bandermann hatte einen kleinen Hügel erklommen und redete von dort auf den kleinen Kreis seiner Zuhörer ein, die er im Übrigen kaum wahrzunehmen schien. Der Oberstudienrat trug eine gelbe Regenschutzhaut, deren Kapuze ihm lose im Nacken hing, dazu ausgebeulte braune Cordhosen, die er unordentlich in die Gummistiefel gesteckt hatte. Man hätte ihn für einen der Arbeiter halten können, die ihre Frühstückspause gerade beendet hatten und widerwillig aus den Baubuden herauskamen.

    Matthias Wehrheim blieb stehen und blickte zum Hang hinaus.

    Am oberen Rand der Grube stand eine einsame, schmächtige Gestalt: Dakhor, sein Adoptivbruder. Sooft Matthias ihn beobachtete, kam ihm zum Bewusstsein, wie wenig er eigentlich über ihn wusste. Vor sechs Jahren war Dakhor von der Familie Wehrheim aufgenommen worden. Er kam aus Asien und war angeblich ein laotischer Prinz.

    »Geh schon voraus!«, sagte Matthias zu seiner Begleiterin Elisabeth Janzon. »Ich kümmere mich um Dakhor.«

    »Lass ihn doch in Ruhe!«, meinte das Mädchen. Sie war 14 Jahre alt, sah aber aus wie eine Zwölfjährige. Sie war pummelig, hatte blaue Augen, eine Stupsnase und ein von Sommersprossen übersätes Gesicht. Sie hatte Matthias zu ihrem Freund erkoren und hielt sich bei jeder Gelegenheit in seiner Nähe auf. Matthias mochte sie, ließ sich das aber vor seinen Klassenkameraden nicht anmerken, denn er wollte ihretwegen nicht gehänselt werden. Manchmal hatte er das Gefühl, dass Elisabeth eifersüchtig auf den Prinzen war.

    »Er ist mein Bruder«, sagte Matthias einfach und stieg den Hang wieder hinauf.

    Dakhor sah ihm entgegen. Seinem ausdruckslosen Gesicht mit den unergründlichen dunklen Augen war nicht abzulesen, was in ihm vorging.

    »Warum kommst du nicht mit?«, fragte Matthias ihn. »Morgen wird uns Tyrannosaurus Rex einen Aufsatz über die Grube Messel schreiben lassen, und du hast nichts von dem gehört, was er uns erzählt hat.«

    Die Schüler der Klasse 9 b nannten Bandermann wegen seiner Vorliebe für Fossilien und prähistorische Tiere »Tyrannosaurus Rex«. Der Oberstudienrat wusste das, aber er schritt nicht dagegen ein. Es schmeichelte ihm.

    »Du siehst doch, was da unten los ist, Matt«, erwiderte Dakhor. »Alles ist voller Schlamm und Dreck. Ich würde mir die Füße schmutzig machen.«

    Bei jedem anderen hätte eine solche Bemerkung lächerlich gewirkt, nicht aber bei dem Prinzen. Die ruhige Würde, mit der Dakhor sprach, verlieh seinen Worten Bedeutung.

    »Ich gehe jetzt zu den anderen«, sagte Matthias. »Meinetwegen kannst du zu Hause dann meine Notizen abschreiben.«

    »Das brauche ich nicht«, erwiderte Dakhor gelassen. »Ich weiß schon alles über diese Grube. Ich hätte eigentlich nicht mitzukommen brauchen.«

    Matthias zuckte mit den Schultern und ließ seinen Adoptivbruder stehen. Er sah, dass Bandermann noch immer auf dem Hügel stand. Die Zahl seiner Zuhörer hatte sich inzwischen verdoppelt. Das lag nicht am Interesse seiner Schüler, sondern an dem Umstand, dass die Arbeiter sich nun der Maschinen bemächtigt hatten und sie dorthin fuhren, wo mit den Planierarbeiten begonnen wurde. Matthias wusste, dass die Grube Messel bereits zu Beginn der siebziger Jahre in eine Mülldeponie hätte umgewandelt werden sollen. Über ein Jahrzehnt hatten die Wissenschaftler erfolgreich gegen diese Pläne protestiert, doch nun, im August des Jahres 1987, war das Schicksal der Grube beschlossen und nicht mehr abzuwenden. Geologen und Fossiliensammler hatten sich damit abgefunden, denn Material, das sie interessierte, schien in diesem Gebiet weitgehend erschöpft zu sein.

    »Matt!«, rief jemand und unterbrach damit jäh die Überlegungen des Jungen. »Matt, sieh doch, dort drüben, zwischen den Hütten, wer das ist!«

    Es war Peter Spengler, der Matthias das zugerufen hatte. Peter ließ keine Gelegenheit vorübergehen, sich bei Matthias wichtig zu machen. Er war ein hoch aufgeschossener Junge mit kantigem Gesicht, der wegen seiner Geschwätzigkeit nur schwer Anschluss fand.

    Matthias blickte zu den Hütten hinüber.

    Da sah er Dorbaz.

    Dorbaz schien zu lächeln. Genau konnte man das auf diese Entfernung nicht ausmachen. Wie immer sah er verwahrlost aus.

    Wie kommt er nur hierher?, schoss es Matthias durch den Kopf.

    Dorbaz behauptete, fünfzehn Jahre alt zu sein, ein Jahr älter als Matthias Wehrheim und die meisten Schüler der Klasse 9 b. Er sah jedoch aus wie ein Achtzehnjähriger. Als Kleinkind war er von Zigeunern, die durch Neu-Isenburg gezogen waren, zurückgelassen worden. Seither lebte er bei einer kränkelnden älteren Frau, die sich seiner angenommen hatte. Die Wohnung dieser Frau lag in jenem Stadtviertel, wo auch Matthias Wehrheim und viele andere Klassenkameraden der 9 b aufwuchsen.

    Irgendetwas an Dorbaz zog Matthias an, obwohl er sich andererseits auch wieder von ihm abgestoßen fühlte. Die Eltern hatten ihm geraten, nicht mit diesem Jungen zu verkehren, aber in seiner Freizeit war er oft mit Dorbaz zusammen. Manchmal war der Zigeunerjunge wochenlang verschwunden, ohne dass jemand wusste, wo er sich aufhielt; dann tauchte er unvermittelt wieder auf.

    Dorbaz winkte Matthias zu, dann zog er sich hinter die Hütten zurück. Wahrscheinlich wollte er nicht von Bandermann gesehen werden. Die Lehrkräfte der Otto-Hahn-Schule wussten von der Existenz des Zigeunerjungen, denn der Hausmeister der Schule hatte ihn vor zwei Jahren einmal schlafend unter dem großen Tisch der Bibliothek gefunden.

    Matthias beeilte sich jetzt, zu den anderen zu gelangen, denn er wollte nicht den ganzen Vortrag des Klassenlehrers versäumen.

    Matthias Wehrheim war ein großer, schlaksig wirkender Junge mit braunen Augen und hellblonden Haaren. Er gehörte nicht zu den Intelligentesten seiner Klasse, aber man hatte ihn wegen seiner ruhigen und freundlichen Art zum Klassensprecher gewählt.

    Bevor Matthias seine Kameraden, die sich um den Oberstudienrat geschart hatten, erreichte, stolperte er über einen Stein und verlor das Gleichgewicht. Instinktiv versuchte er den Sturz dadurch abzumildern, dass er die Arme ausstreckte und mit den Händen nach einem Halt griff. Er bekam einige Grasbüschel zu fassen und klammerte sich daran fest. Sie gaben nach und lösten sich aus dem Erdreich, aber Matthias war bereits wieder auf den Beinen.

    In diesem Augenblick machte er seine Entdeckung.

    Dort, wo seine Hände sich in das Gras gekrallt hatten, war ein Loch entstanden. Zwischen den feuchten Erdbrocken sah Matthias einen glänzenden Gegenstand. Es schien ein Stück Metall zu sein, wahrscheinlich ein Werkzeug, das ein Forscher vor längerer Zeit hier vergessen hatte. Allerdings war es erstaunlich, dass der Gegenstand glänzte, denn in dieser Umgebung hätte man eher erwarten sollen, dass das Metall rostet und sich deshalb, statt zu glänzen, kaum mehr vom Erdboden unterscheidet.

    Matthias bückte sich, um das Ding aufzuheben.

    Er stellte fest, dass es sich nur um einen Teil von etwas wesentlich Größerem handelte, das noch tiefer in der Erde steckte und daher nicht zu sehen war.

    Matthias wurde plötzlich von dem Gefühl beschlichen, etwas Verbotenes zu tun. Er sah sich nach den anderen um, aber niemand schien ihn zu beobachten. Der Lärm der Maschinen übertönte Bandermanns Stimme, aber daran, wie der Oberstudienrat mit den Armen in der Luft herumfuchtelte, konnte Matthias erkennen, dass Tyrannosaurus Rex jetzt erst langsam in Form kam.

    »Was hast du?«, fragte Dakhor.

    Er war Matthias völlig lautlos gefolgt und stand nun ein paar Schritte oberhalb am Hang.

    Die Fähigkeit des laotischen Prinzen, sich wie eine Katze zu bewegen, hatte Matthias schon oft beeindruckt. Diesmal zuckte er zusammen, als hätte ihn jemand bei einer unerlaubten Tat erwischt. Auch schien Dakhor immer zu ahnen, wenn sich etwas Ungewöhnliches ereignete.

    »Dorbaz ist drüben hinter den Hütten«, sagte Matthias. Es war ein Versuch, den Prinzen von dem abzulenken, was im Boden steckte.

    »Ich weiß«, erwiderte Dakhor. »Ich habe ihn gesehen. Aber wolltest du mir nicht etwas anderes sagen?«

    »Ich? Wieso?«

    »Du hast etwas gefunden?«

    »Gefunden?«

    »Das da.«

    Dakhor bückte sich und blickte in das von Matthias unfreiwillig geschaffene Loch im Boden. Mit seinen dünnen Fingern betastete er das freigelegte Metallstück, so sanft, als berühre er etwas Lebendiges.

    »Da ist noch mehr drin«, sagte er, sich wieder aufrichtend.

    Die ganze Szene wirkte auf Matthias unwirklich, er hatte plötzlich den Wunsch, diesen Zustand zu beenden. Er wusste nicht, was sein Unbehagen auslöste, aber das machte alles nur noch unheimlicher. Irgendetwas Rätselhaftes war im Gange.

    »Ich hau ab«, stieß er hervor. »Mir ist egal, was da drin ist. Kommst du mit?«

    »Erst muss ich wissen, was das ist«, erklärte der Prinz. »Was meinst du, sollen wir die Arbeiter verständigen, damit sie es herausholen? Sie haben Werkzeuge.«

    »Warum sollten sie es herausholen?«, fragte Matthias nervös.

    »Vielleicht ist es etwas Wertvolles«, meinte Dakhor. Das änderte die Sachlage auch für Matthias. Etwas Wertvolles wollte er sich nicht entgehen lassen. Der Gedanke, den Arbeitern die Nase draufzustoßen, war ihm plötzlich absolut unsympathisch.

    »Das können wir selbst auch«, sagte er. Wenige Augenblicke später begannen die beiden Jungen wie auf ein geheimes Kommando weitere Grasstücke auszureißen und Erdklumpen wegzuräumen.

    Dakhor hielt als erster wieder mit dieser Arbeit inne.

    »Hör auf!«, sagte er auch zu Matthias. »Sonst sehen uns die anderen.«

    »Und wie soll's weitergehen?«

    »Heute ist Freitag«, antwortete Dakhor. »Morgen und übermorgen arbeitet niemand. Dann ist die Grube leer. Kein Mensch wird uns sehen. Dann machen wir's. Klar?«

    »Morgen wollte ich fußballspielen ...«

    »Was ist dir wichtiger, das hier oder fußballspielen? Du musst es wissen.«

    »Du spielst doch sonst auch immer mit ...«

    »Nicht morgen!«

    Dakhor hatte schon begonnen, die ausgerissenen Grasstücke wieder über dem Metallstück auszubreiten und es damit abzudecken.

    »Du gräbst das Loch wieder zu?«, wunderte sich Matthias.

    »Damit es kein anderer findet, kapierst du?«, versetzte der schlaue Asiate. »Oder bist du scharf drauf, dass uns jemand zuvorkommt? Dorbaz zum Beispiel. Wo ist er überhaupt?«

    Sie sahen ihn nicht.

    »Komm!«, sagte Matthias impulsiv. »Lass uns zu Bandermann gehen.«

    Dakhor schüttelte den Kopf. »Das reicht mir hier noch nicht. Man sieht noch zu viel. Geh du, ich bleibe. Außerdem habe ich dir gesagt, dass ich mir die Schuhe nicht schmutzig mache. Wenn ich hier fertig bin, gehe ich wieder nach oben. Dort warte ich auf euch.«

    Matthias sah ein, dass es keinen Zweck hatte, Dakhor umstimmen zu wollen. So nickte er und ging schnell davon. Seine Gedanken waren in Aufruhr, obwohl es dafür momentan eigentlich keinen Grund mehr gab. Als er die inzwischen fast vollzählig um den Oberstudienrat versammelte Klasse erreicht hatte, beschäftigte sich seine Phantasie noch immer mit dem seltsamen Gegenstand.

    »Matt«, sagte Oberstudienrat Bandermann tadelnd, »warum kommst du jetzt erst? Ich sah dich am Hang. Was hast du dort gemacht?«

    Alle wandten sich um zu Matthias. Es kam selten vor, dass er den Unwillen eines seiner Lehrer erregte.

    »Ich ... ich habe nach Fossilien gesucht«, stotterte er.

    Eines der Mädchen kicherte. Es hatte wieder zu regnen begonnen. Bandermann zog die Kapuze seiner Regenhaut über den Kopf. Mit seiner Hakennase und den große grauen Augen erinnerte er an einen Waldkauz, der aus seiner Baumhöhle blickte.

    »Es gibt hier keine Fossilien mehr«, sagte Bandermann. »Auf jeden Fall liegen sie nicht einfach so herum.«

    Er öffnete seine abgewetzte Tragetasche und holte einen in Packpapier eingewickelten Gegenstand heraus. Nachdem er das Papier auseinandergefaltet hatte, kam ein grauer Stein zum Vorschein. In dem Stein befand sich eine Art Muster, das wie aneinandergereihte Fischgräten aussah.

    »Dies ist eine Versteinerung aus dem Paläozoikum, dem Altertum der Erdgeschichte«, sagte Tyrannosaurus Rex. »Und zwar ein Trilobit aus dem Mittleren Kambrium. Trilobiten sind ausgestorbene meerbewohnende Gliedertiere des Erdaltertums. Das Kambrium ist der älteste Zeitabschnitt des Erdaltertums. Ich habe diesen Fund als Anschauungsmaterial aus der Schulsammlung mit hierher gebracht.«

    Diese Handlungsweise erschien Matthias grotesk, aber sie war typisch für Edwin Bandermann. Er würde wahrscheinlich Mondgestein von der Erde zum Mond mitnehmen, wenn er jemals Gelegenheit haben sollte, eine Klasse auf dem Mond zu unterrichten.

    Matthias betrachtete den Trilobiten, aber er hörte kaum auf das, was Bandermann sagte. Seine Gedanken waren bei Dakhor und dem Metallbrocken oben am Hang. Bandermann musste auch Dakhor gesehen haben, aber er wäre nie auf den Gedanken gekommen, den Prinzen zu rufen oder gar zu maßregeln. Keiner der Lehrer richtete je ein strenges Wort an Dakhor. Matthias wunderte sich, dass ihm das früher nie aufgefallen war. Erst in diesem Augenblick kam es ihm zu Bewusstsein. Er hatte es offenbar auch für selbstverständlich gehalten, dass der Prinz eine Art Sonderstellung einnahm.

    »Ihr könnt euch jetzt umsehen«, sagte Bandermann nach einer Weile. »Ich möchte, dass ihr euch die einzelnen Erdschichten in der Grube anschaut. Macht euch Notizen über die verschiedenen Beobachtungen.«

    Die Mädchen und Jungen lösten sich in Gruppen auf. Als Matthias davongehen wollte, rief der Oberstudienrat ihn.

    »Matt«, sagte er freundlich. »Der Zigeunerjunge treibt sich hier wieder herum.«

    Matthias errötete.

    »Ich weiß«, bekannte er. »Keiner von uns hat ihm gesagt, dass wir diesen Ausflug machen. Er muss uns heimlich gefolgt sein.«

    »Ich habe nicht gewusst, dass ihr immer noch Kontakt mit ihm habt«, sagte Bandermann. »Er ist ein Herumtreiber. Matt, ich habe keinen Grund, mich über dich zu beklagen, aber ich sehe es ungern, wenn du mit diesem Kerl zusammen bist. Ich kann mir denken, dass auch deine Eltern damit nicht einverstanden sind.«

    Matthias schwieg.

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