Ein geheimer Ort des Trostes: Der neue Landdoktor 52 – Arztroman
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About this ebook
Die Serie zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt.
Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt...
»Ja, Sie haben aber einen netten kleinen Jungen«, sagte die ältere Dame vom Nachbartisch im Café Bernauer. »Wie manierlich und ruhig er sein Frühstück isst. Da gibt's kein Geschmiere und Gezeter und wildes Herumrennen beim Buffet.« Ihr missbilligender Blick galt zwei jungen Paaren, die ihre Kinder zwischen den anderen Gästen einen ziemlichen Radau veranstalten ließen. Vom Müsli war mehr auf dem Boden als in den Schalen gelandet, angeknabbertes Obst wurde auf die Tischdecke geworfen, und niemand kümmerte sich darum. »Sie haben den Kleinen gut erzogen, darauf können Sie und Ihre Frau stolz sein.«
»Danke«, murmelte der angesprochene Mann und rührte verlegen in seiner Kaffeetasse. Wie jeder junge Vater freute sich Dominik Breitner über die Anerkennung, die aus den Worten der älteren Frau sprach, aber gleichzeitig trafen sie auch einen wunden Punkt.
Oft wünschte er sich, sein Sohn Max möge nicht ganz so ruhig und zurückhaltend sein. Für sein Alter von sieben Jahren war er zu ernst. Der plötzliche Tod seiner Mutter hatte eine tiefe Wunde in seiner Seele hinterlassen, die nicht heilen wollte. Max hatte gleichaltrige Freunde, ging inzwischen zur Schule, spielte Fußball, aber er tat alles mit einem Ernst, der untypisch war für einen lernwilligen, kleinen Grundschüler. In der letzten Zeit hatte Max oft über Kopfweh und Bauchschmerzen geklagt, für die der Kinderarzt im heimischen Regensburg noch keine organische Ursache gefunden hatte.
Dominik hatte sich vom Urlaub im Allgäu einiges versprochen. Das idyllische Dorf Bergmoosbach bot Ruhe und Abwechslung zugleich, man konnte Touren in die Umgebung unternehmen, die Dominik zu Abenteuerausflügen machte.
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Ein geheimer Ort des Trostes - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor
– 52–
Ein geheimer Ort des Trostes
Max ist oft so schrecklich traurig
Tessa Hofreiter
»Ja, Sie haben aber einen netten kleinen Jungen«, sagte die ältere Dame vom Nachbartisch im Café Bernauer. »Wie manierlich und ruhig er sein Frühstück isst. Da gibt’s kein Geschmiere und Gezeter und wildes Herumrennen beim Buffet.« Ihr missbilligender Blick galt zwei jungen Paaren, die ihre Kinder zwischen den anderen Gästen einen ziemlichen Radau veranstalten ließen. Vom Müsli war mehr auf dem Boden als in den Schalen gelandet, angeknabbertes Obst wurde auf die Tischdecke geworfen, und niemand kümmerte sich darum. »Sie haben den Kleinen gut erzogen, darauf können Sie und Ihre Frau stolz sein.«
»Danke«, murmelte der angesprochene Mann und rührte verlegen in seiner Kaffeetasse. Wie jeder junge Vater freute sich Dominik Breitner über die Anerkennung, die aus den Worten der älteren Frau sprach, aber gleichzeitig trafen sie auch einen wunden Punkt.
Oft wünschte er sich, sein Sohn Max möge nicht ganz so ruhig und zurückhaltend sein. Für sein Alter von sieben Jahren war er zu ernst. Der plötzliche Tod seiner Mutter hatte eine tiefe Wunde in seiner Seele hinterlassen, die nicht heilen wollte. Max hatte gleichaltrige Freunde, ging inzwischen zur Schule, spielte Fußball, aber er tat alles mit einem Ernst, der untypisch war für einen lernwilligen, kleinen Grundschüler. In der letzten Zeit hatte Max oft über Kopfweh und Bauchschmerzen geklagt, für die der Kinderarzt im heimischen Regensburg noch keine organische Ursache gefunden hatte.
Dominik hatte sich vom Urlaub im Allgäu einiges versprochen. Das idyllische Dorf Bergmoosbach bot Ruhe und Abwechslung zugleich, man konnte Touren in die Umgebung unternehmen, die Dominik zu Abenteuerausflügen machte. Es gab andere Kinder zum Spielen, den Sternwolkensee zum Schwimmen und Toben, zwei wunderschöne Gestüte mit Pferden und Bauernhöfe, auf denen Max Kälbchen streicheln durfte. Es war alles so, wie man es sich für den perfekten Urlaub mit Kind vorstellt, aber Max blieb weiterhin schweigsam, aß wie ein Spatz und verfolgte Dominik mit einem eindringlichen Blick aus den blauen Kinderaugen, welcher dem Vater in die Seele schnitt. Dominik hatte alles getan, was in seiner Macht stand, um seinem trauernden kleinen Sohn zu helfen, aber allmählich war er mit seinem Latein am Ende.
»Max, hast du Lust, nachher mit mir zu diesem hübschen Karussell zu gehen, das sie beim Marktplatz aufgebaut haben? Es ist ein altmodisches Kettenkarussell, so wie sie früher auf den Jahrmärkten gestanden haben. Oma und Opa sind als kleine Kinder damit gefahren und hatten viel Spaß, gerade weil es nicht so eines dieser rasenden Dinger ist, die heute überall aufgebaut werden.«
»Klar, Papa, das machen wir«, antwortete Max und legte erwartungsvoll seinen Löffel zur Seite. Seine Müslischale war leergegessen, aber Dominik wusste, dass sich sein Sohn nur eine winzige Portion aufgetan hatte.
»Wenn du fertig bist, dann lass uns gehen.«
Max rutschte vom Stuhl und griff nach der Hand seines Vaters. »Komm, Papa.«
Die beiden verließen den Garten des Cafés mit den schattenspendenden Kastanien und schlenderten durch die Straßen mit den malerischen Häusern, deren weiße Fassaden teilweise mit kunstvoller Lüftlmalerei verziert waren. Von den hölzernen Balkonen leuchtete üppiger Blumenschmuck, Sonnenblumen nickten über Zäunen, und Schwalben schossen durch den blauen Himmel.
Der Marktplatz des Dorfes war mit Kopfstein gepflastert, hatte einen steinernen Brunnen und war umgeben von einigen Geschäften und einem kleinen Eiscafé. Am Rande des Platzes war ein herrlich altmodisches Kettenkarussell aufgebaut, das sich im gemäßigten Tempo drehte. Sowohl Kinder als auch Erwachsene hatten ihren Spaß und kreisten lachend und rufend durch die Luft.
Vor dem Eiscafé stand eine Gruppe junger Leute, die sich unterhielten und ein wenig herumalberten, während sie darauf warteten, dass alle ihre Waffeln in den Händen hielten. Ein hübsches junges Mädchen mit langen dunklen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, trat zwei Schritte zurück, um eine Passantin durchzulassen. Sie konnte Max nicht sehen, der sich direkt hinter ihr befand, und stieß mit ihm zusammen. Durch den plötzlichen Ruck überrascht, drehte sie sich hastig um, die Eiswaffel in ihrer Hand machte die Bewegung mit – und die oberste Kugel geriet ins Rutschen und klatschte Max genau auf den Kopf. Der Kleine blieb wie erstarrt stehen, und auch das Mädchen erschrak heftig.
»Du meine Güte!«, rief sie aus. »Es tut mir so leid, ich habe es nicht mit Absicht getan.« Hastig drückte sie ihre Eiswaffel einer Freundin in die Hand und riss ein Papiertaschentuch aus der Hosentasche. »Beweg dich nicht. Ich hab die Kugel, ehe sie über dein Gesicht glitscht.«
Dominik sah, wie rasch und fürsorglich das Mädchen das Eis beseitigte und versuchte, den Schaden zu begrenzen. Da es sich um keine rücksichtslose Rempelei von einer Jugendlichen gehandelt hatte und Max nichts weiter passiert war, wartete sein Vater einfach ab.
»Mann, das nenne ich aber mal eine Punktlandung«, sagte das junge Mädchen, als sie Max die Reste der Eiskugel aus den Haaren wischte. »So ein Schokotopping hat auch nicht jeder auf dem Kopf.« In ihren Augen funkelte der Schalk, und ihre Mundwinkel begannen zu zucken. Sie kämpfte gegen das aufsteigende Lachen an, konnte es aber nicht länger unterdrücken. »Zu Hause kannst du erzählen, dass du an einem Ort Ferien gemacht hast, wo die Eiskugeln durch die Luft fliegen«, kicherte sie.
Dominik glaubte seinen Ohren nicht zu trauen: Max stimmte in das fröhliche Lachen mit ein.
»Ich muss ganz schön bescheuert dreingeschaut haben, als sich mein Eis verabschiedet hat«, lachte sie.
»Nee, du bist cool«, antwortete Max und schaute sie bewundernd an.
»Ich muss sagen, du hast diese kleine Panne gut bewältigt«, mischte sich Dominik ins Gespräch.
Das Mädchen schaute ihn aus klaren Augen an. »Das ist doch selbstverständlich, ich hatte etwas wiedergutzumachen. Entschuldigen Sie das Missgeschick.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. »Ich bin Emilia.«
»Und wir sind Max und Dominik«, stellte der Vater vor.
»Darf ich mit Max zum Brunnen gehen und ihm den Eisrest aus den Haaren rubbeln?«, erkundigte sich Emilia fürsorglich.
Nachdem Dominik sich mit einem Blick mit seinem Sohn verständigt hatte, gingen Emilia und Max zum Brunnen hinüber, und sie rieb mit etwas Wasser den klebrigen Rest aus dem hellen Blondschopf. »Darf ich Ihren Sohn als Entschädigung zu einer Runde Kettenkarussell einladen?«, fragte sie.
»Ab mit euch«, antwortete Dominik lächelnd. Ihm gefiel die Art des jungen Mädchens sehr, und vor allen Dingen freute er sich riesig über den Gesichtsausdruck seines Sohnes. Max wirkte entspannt und ungewohnt zutraulich, als er mit Emilia im Kettenkarussell Platz nahm. Dominik trat zu den anderen jungen Leuten, die geduldig auf ihre Freundin warteten. »Diese Emilia ist ein sehr nettes Mädchen«, sagte er zu dem Jungen, der ihm am nächsten stand.
Die Augen des blonden jungen Mannes leuchteten auf. »Ja, das ist sie!«, sagte er so nachdrücklich und voller Stolz, dass Dominik lächeln musste. Offensichtlich war das hübsche Mädchen die Freundin des Jungen.
»Und sie kann gut mit Kindern umgehen. Wahrscheinlich hat sie kleinere Geschwister«, vermutete Dominik.
»Nein, Emilia hat keine Geschwister«, erklärte der Junge, »aber ich. Wir sind oft mit ihnen zusammen.«
»Das merkt man«, antwortete Dominik beeindruckt.
Jetzt kamen Emilia und Max wieder zurück, und der Vater hörte, wie sich sein Sohn und das Mädchen unterhielten. »Hast du einen Hund?«, stellte Max eine für ihn ganz wichtige Frage.
»Ja. Er heißt Nolan und ist ein Berner Sennenhund«, antwortete Emilia.
»Uih, so einen großen hast du?«, fragte Max bewundernd.
»Ja, Nolan ist sehr groß und schwer, und du kennst dich gut mit Hunderassen aus, wenn du gleich weißt, wie ein Berner Sennenhund aussieht.«
»Ich lese ganz viel über Hunde«, antwortete Max stolz, »damit ich alles weiß, wenn wir auch mal einen bekommen.«
»Dann hast du keinen Hund, wünscht dir aber einen?«, fragte Emilia ahnungsvoll.
»Ja, ganz, ganz doll«, antwortete Max sehnsüchtig.
Emilia tauschte einen raschen Blick mit dem Vater und schwieg. Sie ahnte, dass dieses Thema wohl schon oft Gegenstand langer Diskussionen gewesen war. »Vielleicht kannst du uns mal besuchen kommen. Dann kannst du dir aus der Nähe anschauen, wie es ist, wenn ein Hund mit im Haus lebt, und du kannst mit ihm spielen. Nolan ist ein vorsichtiger Riese«, schlug sie vor.
Der kleine Junge war ganz von seinem Lieblingsthema gefangen. »Spielst du oft mit Nolan? Immer, jeden Tag?«, fragte er interessiert.
Emilia wechselte wieder einen Blick mit dem Vater. Wie oft mochte er sich mit seinem Sohn darüber schon unterhalten haben. »Ja, ich spiele jeden Tag ein bisschen