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Road to Roth: In 365 Tagen vom Schwimmkurs bis zur Finish Line
Road to Roth: In 365 Tagen vom Schwimmkurs bis zur Finish Line
Road to Roth: In 365 Tagen vom Schwimmkurs bis zur Finish Line
Ebook401 pages7 hours

Road to Roth: In 365 Tagen vom Schwimmkurs bis zur Finish Line

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About this ebook

Ohne den Hauch einer Ahnung von Triathlon beschließe ich am weltweit größten Triathlonevent teilzunehmen. In einem Jahr will ich bei der Challenge Roth starten und die Langdistanz über 3,8 km schwimmen, 180 km radfahren und 42,2 km laufen meistern.

Es ist der Startschuss einer 365 tägigen Reise in der es gilt, alles über Triathlon zu lernen, den Körper und Geist fit zu bekommen, Training und Arbeit unter einen Hut zu bringen und das Jahr als ein Erlebnis wahrzunehmen.
LanguageDeutsch
Release dateDec 21, 2017
ISBN9783746085739
Road to Roth: In 365 Tagen vom Schwimmkurs bis zur Finish Line
Author

Stefan Ferber

Frägt man Freunde und Bekannte, würden diese Stefan Ferber als leicht ver-rückt bezeichnen. Als der Vollblutfußballer mit 30 Jahren seine Fußballschuhe an den Nagel hängt, beginnt eine kunterbunte Reise. Beruflich orientierte sich der studierte Betriebswirt neu. Er macht eine Ausbildung zum Coach und Gehirntrainer und macht sich nebenbei selbständig. Sportlich macht er alles, was er bis dato noch nicht ausprobiert hat. Sämtliche Wintersportarten werden ausprobiert und immer neue Herausforderungen gesucht. So kommt 2015 seine Kindheitsidee zu Tage, ein mal einen Ironman zu machen.

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    Book preview

    Road to Roth - Stefan Ferber

    "The miracle isn't that I finished.

    The miracle is that I had the courage to start."

    John Bingham

    Inhalt

    Juli 2015

    Aller Anfang ist Glückssache

    Wenn nicht jetzt, wann dann?!

    Triathlon

    Die Anfänge

    Professionelle Hilfe erforderlich

    August 2015

    Schockerlebnis verdauen

    Jetzt geht´s los

    Mein Wettkampfgerät

    FKK beim ersten Halbmarathon

    September 2015

    Neo tragen will gelernt sein

    Lange Läufe

    Teamevent im Ein-Mann-Team

    Ein Meilenstein für den Kopf

    Brombachseehalbmarathon

    Reifenwechseln will gelernt sein

    Oktober 2015

    Mein sensationelles rechtes Knie

    Mein erster Marathon

    Materialschlacht

    Schwimmen und seine Folgen

    November 2015

    Phase 2: Trainieren nach Plan

    Jedermannsläufe

    Garmin Uhr

    Frühschwimmen

    Abwechslung im Trainingsplan

    Dezember 2015

    Jugendfreunde, Schuhkondome und Co

    Treppenläufe

    Mentale Herausforderung an Weihnachten

    Mountainbiketour Altmühltal – Teil 2

    Freunde sind Gold wert

    Ein Hauch von Olympia

    In 45 Minuten zum Modellatlethen

    Januar 2016

    Triathlontraining mal anders

    Ein Top Ten Ergebnis

    Das Leben und seine Phasen

    Wäschewaschen und andere Teildisziplinen

    Schwimmen wie Erik der Aal

    Kolumne in der Donauwörther Zeitung

    Februar 2016

    Testosteron und Gewichtsprobleme

    Mein Hauptkonkurrent

    Verschobene Wahrnehmung

    Wetterkapriolen

    Gesundheit ist alles

    März 2016

    Pleiten, Pech und Pannen

    Schnee an Ostern

    Ästethik

    Trainingspartner – Mangelware

    Oh wie schön ist Panama!

    April 2016

    Hör auf dein Gefühl

    Neue Trainingsimpulse und rebellierender Körper

    Regeneration, Schwimmen und Ernährung

    Finanzielle Aspekte

    Windschattenfahren

    Erster Testwettkampf - Duathlon

    Mai 2016

    Radfahren in Gruppen und die Folgen

    Challenge Feeling

    Muttertag am Ammersee

    Fotoshooting

    Job und Training kombinieren

    Premiere - Freiwasserschwimmen

    St. Pölten – Ironman 70.3

    Glück im Unglück

    Juni 2016

    Trainingsinhalte

    Ingolstadt - Mitteldistanz

    Die längste Radtour meines Lebens

    Rückschläge

    Letztes hartes Wochenende im Allgäu

    Juli 2016

    Wettkampftag für meine Besucher

    Die letzten Trainingseinheiten

    Finale Vorbereitungen mit Schockerlebnis

    Die letzten Tage vor Ort

    17. Juli 2016 – Challenge Roth

    3,8 km - SWIM

    180 km - BIKE

    42,2 km - RUN

    Backstage

    Was bleibt?

    Juli 2015

    Aller Anfang ist Glückssache

    Montag, 20. Juli 2015 – 09:59 Uhr: Leicht angespannt sitze ich vor meinem Bildschirm im Büro und klicke in kürzesten Abständen auf die linke Maustaste, die den „Aktualisieren"-Button auf der Anmeldeseite für die Challenge Roth 2016 auslöst. Laut den Informationen der Challenge Roth Homepage wird geraten, pünktlich zum Start der Anmeldung um 10:00 Uhr online zu sein, da erfahrungsgemäß die Startplätze innerhalb von wenigen Sekunden vergeben sind.

    „Das sind ja tolle Aussichten" waren meine Gedanken damals, als ich ungefähr im Mai beschlossen habe, mich dem Projekt Ironman in Roth zu widmen. Ich weiß noch, wie ich damals mit dem Gedanken spielte, ob ich es tatsächlich machen soll. Begonnen hat das alles bereits in Jugendjahren. Zwar war ich immer 100%iger Fußballer und in meinem Leben gab es auch nichts anderes, als den ganzen Tag dem runden Leder hinterherzujagen, doch ich kann mich noch an die Berichterstattungen der sonntäglichen ZDF-Sportreportage oder der ARD-Sportschau erinnern, wenn sie vom Ironman auf Hawaii berichtet haben. Auch kann ich mich an Übertragungen vom Triathlon in Roth erinnern, wenn die Sportler diesen einen Berg (jetzt weiß ich, dass das der Solarer Berg war) hochfuhren. Ich habe diese Athleten immer bewundert. Doch so etwas zu schaffen war für mich damals irgendwie unmenschlich und unrealistisch. Es war ein Traum von Ruhm und Ehre, den man als Jugendlicher hin und wieder hat. Doch irgendwie hatte Fernsehen für mich immer etwas von einer Scheinwelt. Etwas, das es in der Realität nicht gibt.

    Triathlon spielte lange Zeit ehrlicherweise keinerlei Rolle in meinem Leben. Ich war erfolgreicher Fußballer, spielte 4-5 mal die Woche auf gehobenem Amateurniveau, war dort Führungsspieler, zweiter Kapitän, war bekannt für unbedingten Willen, großer Disziplin sowie enormen Ehrgeiz, für Zuverlässigkeit und ausgeprägtem Teamgedanken und verfolgte zielstrebig meine Ziele. Doch trotzdem schaffte es die Faszination Ironman wieder in mein Leben. Im Jahr 2011 las ich zufällig in der ortsansässigen Zeitung, dass ein Jugendfreund von mir, den ich aus den Augen verloren habe, erfolgreich an der Challenge Roth teilnahm. Mein Jugendfreund war immer der talentiertere Sportler, meine Stärke war hingegen die bereits erwähnten Eigenschaften Disziplin, Wille und Ehrgeiz, wodurch ich so manch fehlendes Talent ausgleichen konnte. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mit meinem damaligen Arbeitskollegen darüber sprach. Das war der Moment in dem ich erkannt habe, dass es wohl tatsächlich auch für einen normalen Menschen wie mich möglich ist, so etwas zu schaffen. Die Scheinwelt des Fernsehens begann zu bröckeln.

    Die damalige Erkenntnis fiel mir wie Schuppen von den Augen. Georg Hettich, der 2006 bei den olympischen Spielen von Turin völlig überraschend und unverhofft die Goldmedaille im Einzelwettbewerb der Nordischen Kombination holte, beschrieb seinen Olympiatriumpf kurz nach der Siegerehrung im Fernsehinterview mit den Worten: „Olympiasieger – ich dachte, das gibt es nur im Fernsehen." Ähnlich war meine Erkenntnis auch. Ironmänner gibt es nicht nur im Fernsehen. Mein Jugendfreund hat bewiesen, dass es auch für normale Menschen möglich ist. Erstmals war es greifbar, doch die Vorstellung, es tatsächlich anzugehen, war auch damals noch nicht real.

    Dazu brauchte es ein weiteres Aha-Erlebnis. Es vergingen fast drei Jahre, bis ich 2014 den Impuls bekam, es tatsächlich auf meine To-Do-Liste für´s Leben zu nehmen. Bei der Wahl zum Sportler des Jahres unserer regionalen Tageszeitung war ich als Gast eingeladen um auf der Bühne einen kleinen Einblick in meine Arbeit als Mentaltrainer zu geben. Im Vorgespräch berichtete mir der Sportredakteur und Veranstalter, dass ich im Anschluss an die letzte gezeitete Roth-Finisherin an der Reihe bin.

    Die Einlage war gelungen, denn Ziel war es, nicht nur den Sportlern die Bühne zu schenken, die in ihren Disziplinen mit Titel oder Erfolgen glänzten, sondern auch einmal die Leistungen von Sportlern zu würdigen, die nicht den ersten Platz belegten, jedoch trotzdem Außergewöhnliches leisteten. Ich war gespannt und als sie aufgerufen wurde, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nicht wie von vielen jetzt vermutet, kam eine durchtrainierte, schlanke, 1,70m große sportlich wirkende, Modelathletin auf die Bühne.

    Nein, es war eine ca. 1,45m große Frau mit weiblichen Kurven, hinter der man diese Leistung keinesfalls vermutet hätte. Großes Staunen machte sich im Saal breit. Ich bin ehrlich, auch ich konnte nicht glauben, dass sie eine solche sportliche Herausforderung erfolgreich gemeistert hatte. Wieder einmal wurde ich darüber belehrt, dass der wahre Wert eines Menschen im seinem Inneren zu finden ist, denn sie entfachte ein Feuerwerk der Emotionen, als sie vom Event sprach. Sie inspirierte den ganzen Saal und sie schloss mit den Worten „Glaubt an eure Träume, sie können wahr werden". Was für ein magischer Moment. Ich hatte Tränen in den Augen und wurde unsanft in meine aktuelle Realität zurückgeholt, als ich meinen Namen hörte und auf die Bühne ging. Der Moment blieb in Erinnerung und an diesem Abend fasste ich den Entschluss, dass ich es eines Tages versuchen werde.

    Anfang 2015 meldete ich mich mit meiner damaligen Freundin unabhängig von den Ereignissen der Sportlerwahl zu einem Sprinttriathlon an. Da kamen die Erinnerungen wieder. Die Rahmenbedingungen es zu versuchen waren gegeben. Meine Karriere als Fußballtrainer endete im Mai 2015 und ich wusste, dass ich den Fußballsport definitiv an den Nagel hängen werde. Ich wollte meine Zeit nun etwas Neuem widmen. Beruflich schien zum damaligen Zeitpunkt auch noch nichts dagegen zu sprechen und auch privat waren die Umstände gegeben, denn ich hatte noch keine eigene Familie und trotz meinen 36 Jahren war Familienplanung auch noch nicht im Gange. Seit Januar habe ich wieder regelmäßig beim Mannschaftstraining meines Fußballteams, das ich zu der Zeit noch trainierte, teilgenommen. Dazu bin ich auch wieder öfters laufen gewesen und regelmäßig mit dem Trekking Rad in meine 20km entfernte Arbeitsstelle gefahren. Ich war also verhältnismäßig fit, wenn auch weit weg von einem Ironman.

    Wenn nicht jetzt, wann dann?!

    Also erkundigte ich mich nach der Möglichkeit, in Roth bei der Challenge zu starten. Klar, dass ich mich direkt auf der Homepage informierte. Es gab zwei Möglichkeiten. Erstens, sich am Tag nach dem Wettkampf direkt in Roth vor Ort für das nächste Jahr anzumelden, doch diese Möglichkeit schien mir fremd. Also blieb nur die zweite Möglichkeit: Die Online-Registrierung! Doch da stand er, dieser Satz, der das alles hat fraglich werden lassen. „Erfahrungsgemäß sind die Startplätze innerhalb weniger Sekunden vergeben." Die Chance auf einen Startplatz war somit nicht sehr groß. Ich fasste für michden Entschluss, das Schicksal entscheiden zu lassen. Ich dachte mir, ich probiere es einfach. Wenn das Schicksal will, dass ich einen Startplatz bekomme, dann bekomme ich einen, will es das nicht, erhalte ich eben keinen. Zwar habe ich versucht, dem Schicksal etwas zu helfen, indem ich Freunde, Familie und Bekannte animierte, sich für mich ebenfalls zu registrieren, aber alle hatten entweder selbst Termine, es vergessen, oder aber gar nicht gewusst, was sie genau machen sollten. Also hing es ganz allein an mir, dem Schicksal die Chance zu geben mich auszuwählen.

    Am 01. Juli startete ich bei einem neuen Arbeitgeber als Projektleiter und ausgerechnet am Anmeldetag stand um 10:00 Uhr eine Besprechung auf dem Plan. „Nein, ich muss Prioritäten setzen". Den Termin habe ich verschoben und so kam es, dass ich an diesem einschneidenden Tag in meinem Leben vor meinem Bildschirm sitze und auf 10:00 Uhr warte.

    Noch immer klicke ich wie wild auf den Aktualisieren-Button. Nichts passiert. Gut, es ist noch immer 9:59 Uhr.

    Aktualisieren – und die Uhr springt um auf 10:00 – eine Maske erscheint – schnell die notwendigen Daten (Name, Vorname, Emailadresse) eingeben - bestätigen – ein „Herzlichen Glückwunsch" ist auf dem Bildschirm zu lesen.

    Das Herz pocht. Habe ich mich gerade wirklich für einen Ironman angemeldet? Ja, habe ich, beziehungsweise fast, denn nach diesem Vorgang erhält man per Mail einen Link, über den man eine Woche Zeit hat, seine Anmeldung rechtswirksam abzuschließen.

    Ich lasse mich in meinen Bürostuhl fallen, die Anspannung fällt von mir ab. Ich merke, wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert. Und dann kommt die Erkenntnis: „Ich habe tatsächlich einen Startplatz für die Challenge Roth am 17.07.2016. Oh mein Gott, was mache ich denn jetzt?"

    Triathlon

    Von Triathlon habe ich bis zum heutigen Tag ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es eine Kombination aus dendrei Sportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen ist. In dieser Reihenfolge werden die drei Disziplinen auch absolviert. Was ich auch herausfinde ist, dass der Start auf unterschiedliche Arten erfolgen kann. Es gibt Massenstart, bei dem alle Teilnehmer gleichzeitig starten. Daneben existiert der sogenannten Rolling-Start. Hier werden die Teilnehmer nacheinander ins Wasser gelassen. Die Zeit für jeden Starter beginnt erst zu laufen, wenn er die Startmatte direkt vor dem Wasser überquert. Bei der dritten Variante startet man in Startgruppen. Hier werden in zeitlichen Abständen von ein paar Minuten jeweils eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern gleichzeitig auf die Strecke geschickt.

    Teilweise neu ist mir die Erkenntnis, dass es im Triathlon unterschiedliche Wettbewerbe gibt, die sich in ihren zu bewältigenden Distanzen unterscheiden. Das war mir bisher nur unterbewusst klar.

    Vollkommen neu für mich war, dass der Begriff Ironman lediglich ein Markenname ist und nicht für eine Wettbewerbsform steht. Die Mittel- und Langdistanz werden in der Regel von zwei Organisationen angeboten. Ein Veranstalter heißt eben Ironman, der andere Challenge. Ironman ist also keine Disziplin oder ein Wettkampf, sondern ein Markenname für einen Veranstalter, der Triathlonevents auf der ganzen Welt ausrichtet. Das Aushängeschild von Ironman ist die Langdistanz auf Hawaii, für die man sich bei anderen Ironmanveranstaltungen qualifizieren muss. Das Aushängeschild der Challenge Familie, die ebenfalls weltweit Veranstaltungen anbietet, ist die Langdistanz in Roth, die als größte Triathlonveranstaltung der Welt gilt. Hier muss man sich nicht qualifizieren, sondern anmelden und mit Glück auf einen der 3.500 Einzelstartplätze hoffen.

    Als Ironman wird man bezeichnet, wenn man einen Triathlon der Ironmanserie beendet. Da es aber die gleichen Distanzen und Regeln sind, ist mir das nicht so wichtig. In meiner Welt werde ich trotzdem ein Ironman sein, wenn ich es über die Ziellinie schaffe. Für mich ist jeder ein Ironman, der eine Langdistanz absolviert hat. Auch werde ich den Begriff Ironman immer wieder verwenden, obwohl ich streng genommen nicht bei einem Ironman starte.

    Die Anfänge

    Seit ein paar Minuten habe ich jetzt einen der begehrten Startplätze für die Challenge Roth. Aber was heißt das jetzt? Die Fakten: In fast genau einem Jahr gibt es einen Tag, an dem ich 3,8 km Schwimmen, 180 km Radeln und einen Marathon über 42,2 km auf der Agenda stehen habe. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was das heißt. Die längste Distanz, die ich bisher gelaufen bin, waren 21km. Die letzten beiden Jahre habe ich begonnen, die 21km zu meiner Mama an Weihnachten joggend zurückzulegen, um dort dann mit meiner Familie zusammen Weihnachten zu feiern.

    Schwimmen ist für mich quasi völliges Neuland und ich gestehe, schon fast ein Fremdwort. 2013 hatte ich mir einen Knöchelbruch zugezogen und damals bin ich vielleicht 2x 500m geschwommen, im Bruststil und mit langen Pausen bei jeder Schwimmbadwende, um meinen Knöchel bei der Heilung zu unterstützen und um ihm Mobilität zu verleihen. Zum Glück hatte ich im Mai einen Kraulkurs belegt, aber selbst dieser hilft mir aktuell noch nicht, um mir das Gefühl zu geben, dass 3,8 km ein realistisches Ziel sind.

    Radfahren ist nicht ganz so rudimentär entwickelt. Zu meinen Fahrten zur Arbeitsstätte gesellten sich auch noch regelmäßige Fahrten zu meiner Freundin und eine gemeinsame Radtour auf dem Donauradweg von Donauwörth aus ins 600 km entfernte Wien. Radhelm habe ich ehrlicherweise noch keinen eigenen, sondern immer den vom Schwager Carsten geliehen. Aber, ich habe ja noch nicht mal ein Rennrad, geschweige denn Erfahrungen mit Klickpedalen. Oh Gott, was habe ich gemacht?

    Puh, jetzt stehe ich also da, habe einen Startplatz für eines der härtesten Sportereignisse der Welt und außer, dass ich weiß, wie man Ironman schreibt, bin ich Meilen davon entfernt auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, wie ich das jetzt angehen soll. Aber … es gibt ein Zitat, das die aktuelle Situation am besten beschreibt.

    „The miracle isn´t that I finished.

    The miracle is that I had the courage to start."

    -

    „Das Wunder ist nicht, dass ich ins Ziel gekommen bin.

    Das Wunder ist, dass ich den Mut hatte zu starten."

    Auch wenn ich noch nicht im Ziel bin, ist der Spruch treffend. Nachdem die anfängliche Euphorie verflogen und Ernüchterung eingekehrt ist, frage ich mich ernsthaft, wie und was ich jetzt machen soll. In solchen Situationen denke ich immer wieder gern an mein Motto, das mir schon oft geholfen hat, mir einen Tritt in den Hintern versetzt und Motivation genug ist, um weiter zu machen: „Das haben schon viel Dümmere als ich geschafft." Also Ärmel hochkrempeln und ran an das Projekt.

    Schon am darauffolgenden Sonntag, den 26. Juli 2015, wartet meine erste Triathlon Erfahrung auf mich. Ein Sprinttriathlon über 500m schwimmen, 20 km radeln und 5 km laufen. Vor dem Schwimmen habe ich am meisten Respekt. Zwar kann ich inzwischen etwas Kraulen, doch die Anfänge dieser Schwimmtechnik werde ich so schnell nicht vergessen.

    Im Mai bot die Schwimmabteilung des VSC Donauwörth einen Kraulkurs für Anfänger an. Da ich schon länger mal plante, einen Kraulkurs zu machen und da dieser Sprinttriathlon in Augsburg anstand, habe ich mich dafür angemeldet. Zum Start hatten wir fünf Kursteilnehmer die Aufgabe, einmal 50m zu Kraulen um den Leistungsstand eines jeden zu ermitteln.

    Natürlich wollte ich mich von meiner besten Seite zeigen, denn „man will sich ja nicht blamieren. Also ging ich ins Wasser, ging noch mal kurz in mich um die 50m in meiner besten Art und Weise kraulend hinter mich zu bringen. Natürlich habe ich Vollgas gegeben. Die Luft wurde immer dünner und das Kraulen immer anstrengender. „Wo bleibt nur dieses verdammte Beckenende dachte ich mir immer wieder, „aber egal wie weit es noch ist, ich zieh es irgendwie durch" und das tat ich auch. Vollkommen außer Atem kam ich dennoch stolz am anderen Ende des Beckens an. So schlecht fand ich mich gar nicht. Da gibt es bestimmt ein paar gute Ansätze auf denen man aufbauen könnte, waren meine, mich selbst überschätzenden Gedanken.

    Nachdem alle ihre 50m geschwommen sind, kam die aussagekräftige Analyse von Hilde, unserer Schwimmtrainerin. Ich freute mich schon auf die Komplimente für mein Schwimmen. „Okay, ich sehe schon. Da müssen wir bei Null anfangen." Ein Satz, der sich zum einen eingebrannt hat und zum anderen deutlich machte, wie mein aktueller Stand in der Disziplin Schwimmen aussieht. Ich fange also ganz am Anfang an. Ernüchternd, aber war doch irgendwie klar. Warum sollte jemand, der seit der Grundschulzeit kein Freistil mehr geschwommen ist, das Niveau eines guten Schwimmers haben. Dass diese Einschätzung meiner Trainerin gar nicht so verkehrt war, durfte ich selbst bald feststellen.

    Ich stehe also am Start beim Augsburger Kuhseetriathlon und bin auf meinen ersten Triathlon gespannt. Nervosität macht sich breit und obwohl von den ca. 400 Athleten viele wohl schlechter trainiert sind oder aber genauso viel Triathlonerfahrung haben wie ich, komme ich mir wie ein Außerirdischer vor. Gefühlt ist jeder besser trainiert, jeder professioneller ausgerüstet oder vorbereitet und wenn ich mich so umsehe trügt mich mein Eindruck nicht. Neben mir ein Mädel mit einem Triathlonanzug auf dem ein Vereinsname aufgedruckt ist. Ich trage lediglich meine Badehose und Schwimmbrille. Später in der Wechselzone muss ich erst noch Shirt und Hose anziehen. Weitere Athleten sehe ich mit professionellen Uhren am Handgelenk und manche haben sogar Ohrenstöpsel. Wofür die wohl gut sind? Naja, egal, gleich geht´s los. Da meine damalige Freundin bereits im Vorjahr teilnahm, höre ich auf ihren Rat und wir positionieren uns möglichst weit vorne am Start. An alle Anfänger: Diesen Rat bitte nicht verfolgen! Vor mir also ca. 30 Athleten, hinter mir die restlichen 370.

    10:00 Uhr: Los geht´s! Massenstartsprint ins Wasser. Auf einer Breite von ungefähr 30 Metern tummeln sich nun 400 Schwimmer und ich vorne dran. Nachdem alle mit dem Schwimmen beginnen und ich etwa hüfthoch im Wasser stehe, fange ich auch zu schwimmen an. Doch was ist das? Ich sehe ja gar nichts. Klar, ist ja auch ein See und kein klares Wasser wie im Freibad, doch das habe ich bis zu dem Zeitpunkt noch gar nicht bedacht. Chaos pur! Ich bin vollkommen überfordert. Ein Getümmel. Ständig habe ich fremde Hände und Füße irgendwo am Körper, die mich stoßen und unsanft behandeln. Hilfe, wo bin ich denn hier gelandet. Wasser schlucken ist ganz normal, Atemnot auch, hier geht es für mich erstmal ums Überleben. Raus aus dem Gewühl und ins eigene Rennen finden. Keine Chance. Selbst Kraulen geht gar nicht mehr. Okay, neues Motto: Ich schwimme Brust. Brustschwimmen, ja genau, Brustschwimmen könnte klappen und dann, oh Gott endlich, die Panik lässt nach und ich denke: „Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wie soll das erst in Roth werden? Im Bruststil schwimme ich die komplette Schwimmstrecke durch. Ein paar Mal versuche ich noch zu kraulen, doch da kommt sofort wieder Panik hoch. Endlich am rettenden Ufer angelangt, kommt es mir vor, als würde niemand mehr hinter mir sein. Komischerweise bin ich ungefähr 240., also gibt es tatsächlich noch 160 Teilnehmer hinter mir. Egal, das Schlimmste liegt wohl hinter mir. Jetzt geht es darum, den Rückstand aufzuholen. Radfahren auf Schotter mit meinem Trekkingrad. Windschattenfahren ist verboten, aber „Ähm, wie soll ich hier nicht Windschatten fahren? Wir sind in einer nicht enden wollenden Teilnehmertraube auf einer Schotterstraße mit Wendemarke unterwegs. Ich weiß, dass mir bald Athleten entgegen kommen. Es ist unmöglich, nicht Windschatten zu fahren. Das Tempo ist mit etwas über 30 km/h voll okay. Es fühlt sich komisch an, in Badehose zu radeln. In der Wechselzone habe ich mir einfach eine kurze Hose drüber gezogen, doch es fühlt sich trotzdem ungewohnt an. Dennoch, radeln läuft bei mir. Mit einer Gruppe von 5 Personen geht es zügig der zweiten Wechselzone entgegen. Rein in die Wechselzone, Laufschuhe an und weiter geht’s auf die letzten 5 km. Ich bin aktuell ungefähr auf Rang 170. 4:30 min/km bin ich im Training schon mal gelaufen, aber noch nie unter dieser Belastung. Mal sehen, wie es jetzt läuft. Noch fühlt es sich gut an. Was mir aber zu denken gibt: Ich bin nur am Überholen.

    Ich spüre, wie dieses mulmige Gefühl hoch kommt. Laufe ich zu schnell? Teile ich mir das Rennen falsch ein? Aber es fühlt sich aktuell einfach gut an, also laufe ich dieses Tempo weiter. Es gibt gefühlt keine 10 Sekunden in denen ich nicht irgendjemand überhole. Die Strecke ist flach auf einem Damm entlang

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