Volltreffer: Kennenlerngeschichten von Paaren. Eine Ermunterung für Singles
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About this ebook
Uns alle beschäftigt doch: Wie entsteht Liebe und wo kann ich SIE oder IHN kennenlernen?
Das Leben ist unberechenbar und lässt sich doch immer wieder etwas Besonderes einfallen und dann ist es wie ein 6er im Lotto. Ach wie schön, dass ich meine Liebe nun verschenken darf. Was dann nach dem Kennenlernen geschieht und wie viel Arbeit Beziehung neben aller Bereicherung ist, ist uns allen vermutlich trotzdem bewusst.
Sehr offen, anrührend, witzig, spannend und charmant sind diese 36 Kennlerngeschichten.
Freya von Stülpnagel, Autorin von ohne dich: Die Geschichten sind sehr authentisch, erfrischend und ermutigend.
Ein Buch, das so wunderbar ist, weil es so sehr das Leben zeigt.
Besser als ein Roman erfindet das Leben selber die Geschichten der Liebe und wie sie entstehen darf, unterschiedlicher geht es kaum. Es ist wie in einem Chemielabor: spannend ist es, wer reagiert wann und wie auf wen in welcher Intensität?
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Book preview
Volltreffer - Books on Demand
Goethe)
Kapitel 1:
Die Partnerin und der Partner erzählen oder
two in one boat
Medina:
Ich war am wilden Tanzen in einer Kellerbude, wo sich meistens Künstler und Lateinamerikaner mit viel Talent oder viel Ego aufhalten, wo die Musik perfekt ist und die Atmosphäre partytauglich. Ein paar Spanier unterhielten sich neben mir auf der Tanzfläche und einer tappt mir auf die Schulter und fragt, ob ich mit ihnen tanzen möchte. Ich tanzte mit und schreiend bei lauter Musik fragten sie, wie alt ich sei. Dreißig ist ja nicht so schlimm, erwidere ich und sie verblassten auf der Tanzfläche, weil sie ja gerade mal 20 sind. Sie hätten voll gedacht, ich sei gleichaltrig wie sie und trauten sich nun nicht mehr, mit mir zu flirten. Der Typ an der Wand mit dem alkoholfreien Bier, der könne aber mit mir reden, kommentieren sie und schrien noch zu dem Unbekannten rüber, er soll mir den Hof machen, er sehe aus wie im richtigen Alter für mich. Der 38-jährige aus Lateinamerika reagierte aber sehr schüchtern und total tollpatschig, ich merkte ihn fast kaum und das Gespräch verlief eher telegrafisch. Ich drückte ihm meine Telefonnummer in die Hand, weil ich so viele Visitenkarten in der Tasche hatte und mir neue drucken lassen und die alten loswerden wollte und verschwand in die tanzende Masse.
Am nächsten Tag nach dieser getanzten Nacht taten mir alle Muskeln weh, die Sonne schien schon seit Stunden und ich lag noch im Bett. Auf dem Handy eine Nachricht: es ist der Typ von gestern, dem an der Wand im Hintergrund. Er fragte, ob er mich zum Mittagessen einladen darf. Klar denk ich, ich habe ja noch nicht einmal gefrühstückt.
Wir trafen uns in einem unauffälligen Café beim Bahnhof und er zeigt auf ein Gebäude und sagt, da wohne er. Ein Studentenwohnheim!? In dem Alter?? Ok, das hat mich dann doch interessiert, warum ein Mann in dem Alter dort wohnt, mitten zwischen Zimmern der 20-jährigen Studenten. Er sei an der Uni tätig und die Lage sei praktisch, erwidert er.
Eine Woche später musste ich arbeitsbedingt den frühesten Zug nach München nehmen, der vom Bahnhof aber um eine unmenschliche Uhrzeit losfuhr. Idee: ich frage den Typ, ob ich bei ihm schlafen kann. Es wäre praktisch, er wohnt ja beim Bahnhof direkt!
Auf diese Frage kam ein Ja und eine Einladung zum Abendessen am Abend davor. Deal! Der Salat schmeckt lecker den er zubereitet hat, aber ich hab meine Oropax vergessen und seine Luftmatratze quietscht die ganze Nacht, auf der er schläft. Ich schlafe ja in seinem Bett, er hatte darauf bestanden.
Schlaflos mit tiefen Augenringen fahre ich in der Frühe los und penne im Zug den ganzen Weg nach München. Der Zufall wollte dass ich nach ein paar Tagen einen Zug zurück nehme, der um eins in der Nacht ankommt. Da fährt keine S-Bahn mehr zu mir nach Hause!
Der Typ aber wohnt immer noch beim Bahnhof. Ich frage ihn nochmal.
Er sagt wieder ja und er versuche eine andere (weniger laute) Möglichkeit zu arrangieren.
Der Abend kam, er holte mich ab, wir gingen zu ihm. Er bedauerte keine alternative Lösung gefunden zu haben. Ich sagte: „gut, wir schlafen im selben Bett. Hauptsache leise! Meine nagelneuen Oropax aus München werden für tiefen Schlaf sorgen".
Er wirkte sehr aufgeregt. Ich bin mal Pfadfinderin gewesen, für mich spielt keine Rolle, wo und wie ich schlafe, Hauptsache schlafen eben!
ABER da passiert das Unterwartete. Beim Umziehen sah ich seine tonische, muskulöse und sonnengebräunte Brust. Und plötzlich nahm ich wahr: ein ganz gut aussehender Mann ist er, eigentlich! Und ein intelligenter und sehr großzügiger sogar. Ein Promotionsstudent, der sensibel und höflich, gerecht und geduldig war, der mir zuhören kann und gerade dann, wenn ich es am meisten brauche und dafür sorgt, dass es mir gut geht. Und ich hab bis jetzt echt keine Dankbarkeit gezeigt! Ob ich meine weiche Seite versteckt hatte? Sie lässt sich jetzt spüren.
Er stieg ins Bett und ich überfiel ihn mit einem total chaotischen Kuss.
Es wird trotzdem geschlafen! Aber viel und schön geträumt, in einer warmen, beschützenden Umarmung.
Der Morgen fühlte sich anders an, mit mehr Licht und wie ein Neubeginn. Und es wird tatsächlich neu, eine regelrechte Herausforderung gleich, denn er hatte mir noch nicht erzählt, dass seine ganze Familie aus Lateinamerika am Tag danach ankommt und sie wollen den Tag zusammen verbringen.
Ich an seiner Hand, alle denken, wir sind zusammen.
Und so wurde es auch. Vor vier Jahren schon! Manchmal weiß man selbst nicht, dass das Universum einem genau die Person auf den Weg stellt, die man braucht, in dem Moment und in dem Lebensabschnitt. Wenn man die Augen öffnet und auch das Herz, dann passieren Wunder!
Jorge:
Drachen und Feuerwerke
Sie ist zurzeit 31 und ich 37. Damals waren wir 3 Jahre jünger und ungefähr die gleichen Jahre haben wir zusammen gewohnt und wollen weiter ewig zusammen bleiben.
Stereolab ist eine britische Band aus der 90er. Bemerkenswert bei ihnen ist die französische Sängerin Laetitia Sadier, die der Band eine besonders einzigartige Stimme liefert. Stereolab habe ich immer geliebt, ich hatte alle ihre Platten gesammelt aber live hatte ich sie bis dahin noch nie gesehen. Nur Laetitia Sadier konnte ich beim Konzert live genießen und zwar als Solo-Performance. Also Solo, zusammen mit Schlagzeug-Spieler und Bassist. Sowohl bei Stereolab als bei Laetitia führen manche Lieder zur Reaktion: Kritik des heutigen Systems, politische Stellungnahme zu allgemeinen heutigen Angelegenheiten usw.
Das Konzert war sehr gut aber leider schlecht besucht. Ich hatte mich auf jedem Fall total gefreut, Laetitia persönlich kennengelernt und mit ihr ein bisschen gequatscht zu haben. Diese tolle Atmosphäre zu erleben und dass so gute Musik praktisch für dich privat live gespielt wird war wunderbar. Mit voll guter Laune ging ich befriedigt nach dem Konzert nach Hause. Rund herum des Hauses gab es aber viele Bars und Restaurants, es war letztendlich ein Freitagabend und immer noch früh. Die zwei Biere in meinem Kopf haben mich nicht dahingehend beraten, dass ich nach Hause gehen soll. Komm! Ich habe mich dann doch endlich entschieden, in die Bar zu gehen und zu schauen was mir die Nacht noch bringen könnte.
Ich habe mir das dritte Bier des Abends gekauft und mich umgeschaut. Eigentlich fühlte ich mich gut aber die Bar bot mir halt das Übliche an. Keine Besonderheit, Alkohol, anonyme Personen, hier und da wird gejubelt, übliche unbekannte Besoffene. So bekam ich eine leichte Brise von Langeweile. Dann habe ich mir aber überlegt ob das die Bar ist oder meine innere „State of mind"? Meine Schultern hatten ja in letzter Zeit was ertragen müssen. Viele Veränderungen, Pläne die nicht so aufgegangen sind wie sie sollten, Nostalgie. War es mir tatsächlich langweilig aber im Inneren? Naja, ich wollte mein Gehirn stoppen, es ging damals um feiern und Spaß haben.
Ich habe dann mit meinem Nachbarn ein bisschen Irrelevantes gequatscht, fühlte mich aber nicht gerade angeregt, etwas Interessantes zu erzählen. Small-Talk, nirgends hinführendes Gequatsche. „Gefällt es dir hier gerade?"
In diesem Moment kam plötzlich ein echter Wirbelsturm in die Bar, ein Wirbelsturm in einer wunderschönen Frau verkörpert. Dem Wirbelsturm habe ich sofort in die Augen geschaut und sie erwiderte mit Ihrem, jetzt mir gut bekannten, Anblick. Was soll denn das jetzt sein? So ein sexy, strahlendes Geschöpf!
Sie war in der Lage die dunkle, feuchte, ja nicht gerade stielvolle Stimmung der Bar zu erleuchten. So ein tänzerisches Wesen, wie Freude aus Ihr strahlte, wie graziös ihre Bewegungen und ihr Haar waren. Und da noch dieses schöne, schwarze mit Drachen und Blumen geschmücktes Kleid. Eine Kette von Reaktionen war sofort in mir ausgelöst worden. Langeweile zu Anregung, Anregung zu Bewunderung, Bewunderung zu Leidenschaft, Leidenschaft zu…? Wie kann ich so eine Frau kennen lernen? Gehirn aus! Ich plauderte weiter mit meinem Nachbarn und fragte ihn, ob er Spaß am Abend hat.
Unsere Blicke auf diese Frau gerichtet, erwiderte er ganz frech, dass sein Abend bis dahin gut gelaufen sei, es könnte aber noch besser laufen, wenn er diese Wirbelsturm-Frau ins Bett bringen könnte. Er hat aber auch sofort erklärt, dass das alles sehr unwahrscheinlich wäre, da er die „dazu notwendigen Spezifikationen nicht hätte. So genau waren seine Worte. Nach einer kurzen Pause, meinte er, dass ich wahrscheinlich doch diese „Spezifikationen
habe… Komm mal mit mir, hat er dann sofort gesagt!
Warte mal. So auf einmal geht es nicht ich muss mich auf so ein Wesen geistig vorbereiten, so schnell kann ich nicht... Oh hallo, ich heiße… wie geht’s, wo kommst du her? Was machst du? Wieder die inneren Reaktionen: Leidenschaft zu Stress, mein Herz schlug 10.000 Mal pro Sekunde! UFOs flogen über meinen Kopf. Feuerwerke knallten in meinen Ohren.
Ihre honigsüße Stimme, Ihr Akzent, ihre Gestikulation, alles fand ich sofort unglaublich attraktiv, sie kam mir als die Königin der Nacht vor. Auch in irgendeiner anderen Bar auf der ganzen Welt könnte sie als Königin der Nacht gekrönt werden. Ich dachte auf einmal: In so eine wundervolle Frau werde ich mich verlieben. Ich werde sie tief und pur lieben. Freude und Leid werde ich mit ihr tief spüren. Im Herzen werde ich beides erleben, Freude, die unmessbar ist und unbeschriebenes Leid. Sie wird auch mein Herz brechen!
Meinerseits kam ehrlich gesagt, an diesem Abend aus meinem Mund nichts wirklich Interessantes und so wie bei meinem ursprünglichen Bar-Nachbarn hatte ich damals auch nicht die „dazu notwendigen Spezifikationen" gehabt! Ich war aber unglaublich froh, sie kennengelernt zu haben und habe Ihre Visitenkarte, die sie mir plötzlich hinstreckte, wie einen Schatz behalten. Ich ging auch nach Hause und schlief mit einem großen Lachen im Gesicht ein.
Wie sind wir dann aus dieser Ausgangssituation ein Paar geworden? Das ist doch natürlich eine ganz andere Geschichte. Teilweise schuldig daran war mit Sicherheit diese unschuldige Visitenkarte und dann auch die Tatsache, dass ich letztendlich doch anscheinend die guten Spezifikationen gehabt habe.
Bettina:
Auf meiner ersten Griechenlandreise im Hafen von Heraklion (Kreta), auf die Nachtfähre wartend, blitzte er mir, aus weiter Ferne von mir sitzend, entgegen.
Ich saß mit meiner Gitarre auf dem Boden und sang dazu. Er kam näher. Ich war wie von einem Blitz getroffen: dunkle Locken, große, warme, gütige braungrüne Augen, groß und athletisch gebaut und mindestens genauso unerfahren und schüchtern wie ich.
Wir konnten uns nicht richtig unterhalten, da ich erst 1 Jahr Schulenglisch hinter mir hatte, ohne jegliche Praxis. Dennoch fühlte ich mich sehr angezogen von ihm, von seiner Art, seinem Wesen und er fühlte sich an, als ob ich ihn schon immer kannte.
Ganz natürlich und selbstverständlich umarmten wir uns und schauten uns tief in die Augen und verbrachten die ganze Nacht eng umschlungen auf dem Deck der Fähre. Magie pur. Liebe auf den ersten Blick. Zusätzlich erlebte ich meinen ersten Sonnenaufgang auf Deck auf hoher See: der endlose Horizont des Meeres und des Himmels und ein prächtiges Licht- und Farbenspektakel der Sonne in den warmen liebenden Armen meiner großen Liebe.
Meine etwas ältere Schwester hat die neue Situation sehr elegant und gelassen mitgetragen. Es war unsere allererste gemeinsame Griechenlandreise als Schwestern.
Zwei Sommer lang trafen wir uns, P. und ich. Mein Englisch verbesserte sich etwas, aber ich fand oft keine Worte, die hätten ausdrücken können, was ich ihm gegenüber fühlte: die Verbindung fühlte sich so natürlich, leicht und tief an – wie eine eindeutige Tatsache.
Die Abschiedsszenen waren für mich immer einen tränenerfüllte Tragödie. Ich schrieb ihm viele Briefe während meiner Schulzeit, die Jungs in meinem Umkreis waren für mich keine Alternative. Für mich gab es nur P.
Wie das Leben so spielt, haben wir uns den 3. Sommer verpasst. Ich war tief traurig und brauchte etliche Jahre, bis ich P. vergessen und mich auf junge Männer in meiner Umgebung einlassen konnte.
Ich heiratete, bekam 2 Kinder, trennte mich wieder nach 17 Jahren Ehe und hatte mich an das Single Dasein ganz gut gewöhnt.
Als 2013 die Griechenlandkrise akut wurde, kam mir P. wieder in den Sinn. In einer kalten Januarnacht fiel mir sein Nachname wieder ein, so dass ich ihn auf Facebook finden konnte. Ich schrieb ihm eine Nachricht, ob er sich noch an mich erinnere und wie es ihm ginge? Es kam keine Antwort, so ließ ich es darauf beruhen.
3 Jahre später, im Januar 2016 entdeckte ich eine Nachricht von P. auf Facebook. Ich traute meinen Augen nicht. Er hat meine einstige Anfrage im Spamordner gefunden und freute sich über meine Suchaktion.
Wir mailten uns regelmäßig, waren beide Singles – er hat sogar niemals geheiratet. Nicht wegen mir, sondern aufgrund seiner aufregenden intensiven Arbeit als Journalist. In den e-mails und auf Skype kamen wir uns immer näher. Er fand sogar meine einstigen Liebesbriefe und studierte sie. Ich fühlte mich wieder so vertraut und natürlich mit