Herakles: Historischer Roman
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... Und nun sah Herakles, daß es nicht der Mond war - daß die Helle näher und näher kam, und daß sich die Gestalt einer Unsterblichen daraus löste. Vor ihm stand Athena, und ihre leuchtenden blauen Augen blitzten auf Herakles herab. Ihr schuppiger Panzer schimmerte in olympischem Glanze. Das Ägisfell lag wie eine mondlichtumsäumte Wolke um ihre jungfräulichen Schultern, und aus den Falten ihres Peplos, der von ihrem eigenen Glanz widerstrahlte, trat die Göttin wie eine silberne Bildsäule hervor. Silbern erstrahlte ihr Schild, silbern blitzte ihr Helm, silbern leuchtete ihr Speer, und aus dem Medusenhaupt in der Ägis glühten die unsterblichen Augen der Gorgo gleich zwei funkelnden Sternen. Der heilige Glanz, der von der Jungfrau ausging, fiel zu des Herakles breiten Füßen über den Boden hin.
Er blieb traurig und finster sitzen: seine mächtigen Hände hingen schwer und kraftlos herab, die Adern waren geschwollen, die viereckigen Fingerspitzen weit gespreizt. Schmerz und Trostlosigkeit in seinem düster leidenden Herzen waren so groß, daß selbst der Glanz der Göttin, der vor ihn fiel, seine mißmutige Haltung nicht zu wandeln vermochte, gleich als sei die Ehrfurcht in ihm erstorben ...
»Herakles!« ...
Die Göttin nannte seinen Namen. ...
Louis Couperus
Louis Marie Anne Couperus (geboren am 10. Juni 1863 in Den Haag; gestorben am 16. Juli 1923 in De Steeg) war ein niederländischer Autor. Er war das jüngste von elf Kindern von Jonkvrouwe Catharina Geertruida Reynst und Dr. John Ricus Couperus, pensionierter Gerichtsrat an den beiden Hohen Gerichtshöfen im damaligen Niederländisch-Indien (Indonesien). Louis Couperus verbrachte den Großteil seines Lebens im Ausland, als Schulkind in Batavia, als Erwachsener auf seinen ausgedehnten Reisen in Skandinavien, England, Deutschland, Frankreich, Spanien, Niederländisch-Indien, Japan und vor allem in dem von ihm so geliebten Italien, das ihn überaus faszinierte. Am 9. September 1891 heiratete er Elisabeth Wilhelmina Johanna Baud. Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges feierte er als Erlösung aus Erstarrtheit. Infolge des Krieges kehrte er 1915 nach Den Haag zurück, wo ihm von seinen Freunden ein Haus in De Steeg angeboten wurde, das er jedoch nur für kurze Zeit bewohnte. Er starb dort am 16. Juli 1923, wenige Wochen nach seinem 60. Geburtstag, vermutlich an einer Lungenfellentzündung und einer Blutvergiftung. Die stattliche Reihe der historischen und psychologischen Romane, Erzählungen, Reiseberichte, Essays, Feuilletons und Gedichte, die Couperus hinterließ, zeugen von einer erstaunlichen Vielfalt und nicht zuletzt von einem außergewöhnlich arbeitsamen Schriftsteller. Für sein literarisches Werk erhielt er 1897 den Offiziersorden von Oranien-Nassau und 1923, an seinem 60. Geburtstag, den Orden des Niederländischen Löwen. Ein großer Teil seiner Romane und Novellen spielt in den Kreisen des Haager Großbürgertum, dem Umfeld also, in dem Couperus aufwuchs. Andere Werke beschäftigen sich mit dem Orient, insbesondere (aber nicht ausschließlich) mit Niederländisch-Indien. Sein Werk wird oft der Stilgattung des Impressionismus zugerechnet.
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