Sünde ist, dich nicht zu lieben: Kurfürstenklinik 62 – Arztroman
()
About this ebook
Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist.
Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich.
»Sind Sie Dr. Winter?« fragte der dunkelhaarige junge Mann schüchtern und blieb vor dem Behandlungsraum stehen, in dem Dr. Adrian Winter gerade einen weinenden kleinen Jungen beruhigte, der sich an einer Glasscherbe die Hand aufgeschnitten hatte. Die Mutter des Jungen war so aufgeregt, daß sie ebenfalls weinte.
Adrian sah auf. »Ja, der bin ich. Und Sie sind unser neuer Arzt im Praktikum, nehme ich an? Herr Brehmburg?«
Olaf Brehmburg nickte. »Ja. Kann ich gleich mit der Arbeit anfangen?«
»Eine solche Frage höre ich gern«, erwiderte Adrian lächelnd. »Bitte, gedulden Sie sich noch einen Augenblick.« Er verband die Hand des Jungen, wobei er ihn mit einer kleinen Geschichte von der schmerzhaften Prozedur abzulenken versuchte. Dann gab er der Mutter ein paar Ratschläge mit auf den Weg und entließ die beiden.
»So, jetzt stehe ich Ihnen voll und ganz zur Verfügung. Willkommen in der Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik. Wir sind immer froh, wenn sich ein neuer Kollege bei uns einfindet, um uns zu unterstützen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Olaf und sah sich beeindruckt um. »Das ist ja riesig hier, ich hatte es mir nicht so groß vorgestellt. Und obwohl es noch so früh ist, haben Sie hier schon ganz schön Betrieb.«
Adrians Lächeln vertiefte sich. »Im Augenblick ist es extrem ruhig, Herr Brehmburg, das versichere ich Ihnen. Wenn hier wirklich Betrieb ist, dann sieht das ganz anders aus. Aber ich will Ihnen keine Angst machen. Kommen Sie, ich stelle Sie den anderen Kollegen vor, die im Augenblick Dienst haben – Frau Dr. Martensen ist Internistin, Dr. Schäfer
Read more from Nina Kayser Darius
Notarzt Dr. Winter
Related to Sünde ist, dich nicht zu lieben
Titles in the series (100)
Kurfürstenklinik 1 – Arztroman: Warum schweigst du, kleiner Kerl? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 3 – Arztroman: Geständnis hinter Klinikmauern Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 5 – Arztroman: Sünde ist dich nicht zu lieben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 24 – Arztroman: Eine Schwester spielt falsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAufruhr: Ein Virus breitet sich aus!: Kurfürstenklinik 34 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 4 – Arztroman: Alarmstufe 1 in der Kurfürstenklinik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 2 – Arztroman: Für ein neues Glück mit dir Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 18 – Arztroman: Alarm auf der Kinderstation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 8 – Arztroman: Die Nacht, in der Bettina kam Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 10 – Arztroman: Eine Verzweiflungstat mit Folgen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 13 – Arztroman: Schwester Cornelias bitteres Geheimnis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 7 – Arztroman: Die Schwester und der fremde Arzt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Versuchung der neuen Schwester: Kurfürstenklinik 33 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 19 – Arztroman: Millionen kannten ihr Gesicht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 9 – Arztroman: Vom Paradies in die Klinik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnter Tränen sagte sie JA: Kurfürstenklinik 53 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 6 – Arztroman: Mein Herz hat doch schon ja gesagt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 15 – Arztroman: Eine viel zu junge Mutter Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWenn ein Traum zerrinnt: Kurfürstenklinik 41 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 20 – Arztroman: Einst war sie seine große Liebe Rating: 5 out of 5 stars5/5Kurfürstenklinik 21 – Arztroman: Die Frau ohne Erinnerung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 11 – Arztroman: Die Schöne von nebenan Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 12 – Arztroman: Maja Asanova – Agentin zum Verlieben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 30 – Arztroman: Notoperation im Unfallwagen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 17 – Arztroman: Schwester Janines Traumhochzeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEine gefährliche Patientin: Kurfürstenklinik 35 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 16 – Arztroman: Die schöne Fremde mit den dunklen Augen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 27 – Arztroman: Der Rivale Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 25 – Arztroman: Operation ohne Patient Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 26 – Arztroman: Schön, aber ein bisschen verrückt Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related ebooks
Wenn Ärzte irren: Kurfürstenklinik 72 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden 16 – Arztroman: Als April verschwand … Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWenn Ärzte irren: Notarzt Dr. Winter 73 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 20 – Arztroman: Angst um Almut Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEine Schwester spielt falsch: Notarzt Dr. Winter 24 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 24 – Arztroman: Eine Schwester spielt falsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer neue Landdoktor 14 – Arztroman: Nicht gut genug? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnter Tränen sagte sie JA: Kurfürstenklinik 53 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnter Tränen sagte sie JA: Notarzt Dr. Winter 54 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Chefarzt und eine verzweifelte Frau: Kurfürstenklinik 54 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnschlag auf die Klinik: Kurfürstenklinik 55 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMit Herz und Skalpell Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 20 – Arztroman: Einst war sie seine große Liebe Rating: 5 out of 5 stars5/5Der Chefarzt und eine verzweifelte Frau: Notarzt Dr. Winter 55 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingseinst war sie seine große Liebe: Notarzt Dr. Winter 20 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden – Unveröffentlichte Romane 14 – Arztroman: Ein großer Krach und seine Folgen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAls das Unglück geschah: Kurfürstenklinik 52 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnschlag auf die Klinik: Notarzt Dr. Winter 56 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Chef ist verliebt!: Dr. Norden 99 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAls das Unglück geschah: Notarzt Dr. Winter 53 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 10 – Arztroman: Eine Verzweiflungstat mit Folgen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Daniel 43 – Arztroman: Ein tiefer Fall Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden 24 – Arztroman: Du gibst mir die Schuld? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZum Glück gehören zwei: Chefarzt Dr. Norden 1141 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPraxis Dr. Norden 17 – Arztroman: Wer ist Ronny Thalbach? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Extra 81 – Arztroman: Gehofft – gewagt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAlpendoktor Daniel Ingold #24: Eine Wahl mit Hindernissen: Cassiopeiapress Bergroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 429 – Arztroman: Gehofft – gewagt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSophienlust Bestseller 103 – Familienroman: Spatz im fremden Nest Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Laurin 93 – Arztroman: Ich werde die ganze Wahrheit sagen Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
General Fiction For You
Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Rating: 4 out of 5 stars4/5Der Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Rating: 4 out of 5 stars4/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Rating: 0 out of 5 stars0 ratings1984 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Rating: 5 out of 5 stars5/5Italienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Rating: 4 out of 5 stars4/5Handbüchlein der Moral Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIlias & Odyssee Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Tod in Venedig Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Welle: In Einfacher Sprache Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Rating: 5 out of 5 stars5/5Duineser Elegien: Ein metaphysisches Weltbild in zehn Skizzen: Elegische Suche nach Sinn des Lebens und Zusammenhang Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Nibelungenlied Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIdentitti Rating: 4 out of 5 stars4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Rating: 0 out of 5 stars0 ratings5-Minuten-Märchen: Zum Erzählen und Vorlesen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Zauberberg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJames Bond 01 - Casino Royale Rating: 4 out of 5 stars4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAlois Irlmaier 1894-1959: Der Seher von Freilassing Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Haus mit vielen Zimmern: Autorinnen erzählen vom Schreiben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKönig Artus: Die Geschichte von König Artus, seinem geheimnisvollen Ratgeber Merlin und den Rittern der Tafelrunde Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related categories
Reviews for Sünde ist, dich nicht zu lieben
0 ratings0 reviews
Book preview
Sünde ist, dich nicht zu lieben - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik
– 62–
Sünde ist, dich nicht zu lieben
Wenn ein Kind eine neue Heimat sucht
Nina Kayser-Darius
»Sind Sie Dr. Winter?« fragte der dunkelhaarige junge Mann schüchtern und blieb vor dem Behandlungsraum stehen, in dem Dr. Adrian Winter gerade einen weinenden kleinen Jungen beruhigte, der sich an einer Glasscherbe die Hand aufgeschnitten hatte. Die Mutter des Jungen war so aufgeregt, daß sie ebenfalls weinte.
Adrian sah auf. »Ja, der bin ich. Und Sie sind unser neuer Arzt im Praktikum, nehme ich an? Herr Brehmburg?«
Olaf Brehmburg nickte. »Ja. Kann ich gleich mit der Arbeit anfangen?«
»Eine solche Frage höre ich gern«, erwiderte Adrian lächelnd. »Bitte, gedulden Sie sich noch einen Augenblick.« Er verband die Hand des Jungen, wobei er ihn mit einer kleinen Geschichte von der schmerzhaften Prozedur abzulenken versuchte. Dann gab er der Mutter ein paar Ratschläge mit auf den Weg und entließ die beiden.
»So, jetzt stehe ich Ihnen voll und ganz zur Verfügung. Willkommen in der Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik. Wir sind immer froh, wenn sich ein neuer Kollege bei uns einfindet, um uns zu unterstützen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Olaf und sah sich beeindruckt um. »Das ist ja riesig hier, ich hatte es mir nicht so groß vorgestellt. Und obwohl es noch so früh ist, haben Sie hier schon ganz schön Betrieb.«
Adrians Lächeln vertiefte sich. »Im Augenblick ist es extrem ruhig, Herr Brehmburg, das versichere ich Ihnen. Wenn hier wirklich Betrieb ist, dann sieht das ganz anders aus. Aber ich will Ihnen keine Angst machen. Kommen Sie, ich stelle Sie den anderen Kollegen vor, die im Augenblick Dienst haben – Frau Dr. Martensen ist Internistin, Dr. Schäfer ist chirurgischer Assistenzarzt. Außerdem sind Oberschwester Walli und Schwester Monika noch da.«
Während sie sich auf die Suche nach den Genannten machten, erklärte Adrian dem jungen Kollegen, wie auf der Station gearbeitet wurde.
Die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg war eine der größten des Landes, und jeder, der sie das erste Mal betrat, war nicht nur beeindruckt, sondern auch eingeschüchtert. Aber Adrian Winter war nicht umsonst ein besonders beliebter und landesweit renommierter Mediziner. Er schaffte es immer, neuen Kollegen in kurzer Zeit ihre Befangenheit zu nehmen.
Zuerst trafen sie Julia Martensen, die Adrian nicht nur wegen ihres großen Fachwissens, sondern auch wegen ihrer zupackenden und geradlinigen Art schätzte.
Julia war Ende vierzig, also rund fünfzehn Jahre älter als Adrian, doch weder sah man es ihr an, noch machte sich dieser Altersunterschied in ihrem Umgang miteinander irgendwie bemerkbar.
»Julia, das ist Herr Brehmburg, der ab heute hier arbeitet. Er steht noch unter Schock, seit er begriffen hat, was bei uns auf ihn zukommt.«
Julia lachte vergnügt und reichte Olaf die Hand. »Lassen Sie sich keine Angst einjagen, Herr Brehmburg«, sagte sie. »Ich zum Beispiel arbeite hier mindestens so gern wie auf der Inneren Station, zu der ich eigentlich gehöre. Die Notaufnahme ist spannend, hier gibt es keine Routine.«
»Aber viele Überstunden«, sagte Bernd Schäfer, der in diesem Augenblick zu ihnen trat. Er trug schwer an seinen zahlreichen Kilos, hatte sich jedoch seit einiger Zeit damit abgefunden. Seitdem versuchte er nicht mehr, sie durch immer neue Diäten, die er dann doch nicht durchhielt, loszuwerden. Bernd war nur wenig jünger als Adrian, aber immer noch Assistenzarzt, was ihn nur wenig störte.
»Sie sind also der neue Arzt im Praktikum, den man zur Arbeit in der Notaufnahme verdammt hat? Lassen Sie sich nicht einlullen von den schönen Worten meiner Kollegen, Sie werden hier arbeiten müssen bis zum Umfallen. Ich bin übrigens Bernd Schäfer.«
»Gegen viel Arbeit habe ich nichts«, versicherte Olaf ernsthaft.
Die drei anderen lachten. »Dann erfüllen Sie schon einmal eine wichtige Voraussetzung«, bemerkte Julia Martensen.
»Alles andere bringen wir Ihnen schnell bei«, fügte Bernd Schäfer hinzu.
Olafs Augen flogen hin und her, er konnte noch nicht recht einschätzen, welche der Bemerkungen nun ernst gemeint war und welche eher scherzhaft. Sein Lächeln war unsicher.
Adrian bemerkte es und sagte ruhig: »An unseren lockeren Umgangston werden Sie sich schnell gewöhnen. Wir brauchen das, um gelegentlich Streß abzubauen. Und hier sind Oberschwester Walli und Schwester Monika – damit sind Sie, wie man so schön sagt, in die Gesellschaft eingeführt.«
Er stellte den beiden Schwestern, der rundlichen Oberschwester Walli mit dem hübschen Pagenkopf und der temperamentvollen Schwester Monika, den neuen jungen Kollegen vor. Das hatte er jedoch kaum getan, als diese ruhigen Minuten des Vormittags ein jähes Ende fanden. Olaf wurde schneller mit der Realität der Notaufnahme vertraut gemacht, als er sich das hätte träumen lassen: Ein Lastwagen hatte in unmittelbarer Nähe einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Dabei hatte es mehrere Verletzte gegeben, die alle in die Kurfürsten-Klinik gebracht wurden.
In Windeseile verwandelten sich die eben noch locker scherzenden Ärzte und Schwestern in hochprofessionell und konzentriert arbeitende Menschen, und Olaf fand sich plötzlich neben Julia Martensen wieder, die sagte: »Wir müssen intubieren. Haben Sie das schon gemacht?«, während vor ihnen ein blutüberströmter Patient auf dem Tisch lag.
Olaf nickte, sein Herz flatterte. Ja, er hatte das schon einmal gemacht, aber unter anderen Bedingungen, nicht im Streß, nicht, wenn es wirklich auf jede Sekunde ankam. Er atmete tief durch und merkte, wie er langsam ruhig wurde. Er hatte das alles gelernt, er konnte das. Er mußte sich nur konzentrieren, wie es die anderen auch taten.
Behutsam schob er den Tubus in die Kehle des Verletzten und hörte sich selbst sagen: »Ich bin drin.«
Wie aus weiter Ferne vernahm er die Antwort: »Gut, dann können wir weitermachen…«
Sein erster Arbeitstag in der Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik hatte begonnen. Er wußte es noch nicht, aber in den nächsten Stunden würde er nicht einmal eine Minute Zeit zum Nachdenken haben.
*
»Frau Brehmburg, Frau Brehmburg, der Andy hat sein Kaugummi in mein Heft geklebt«, jammerte die achtjährige Jennifer. »Mitten in meinen Aufsatz!« Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen, denn Jenny war ein sehr ordentliches Mädchen, dessen Hefte Seite um Seite mit gestochener Schönschrift bedeckt waren.
»Stimmt das, Andy?« fragte Karen Brehmburg streng.
Der Junge grinste sie verschmitzt an. »Sie hat mich getreten«, behauptete er. »Und wenn ich sie wieder getreten hätte, dann hätten Sie geschimpft.«
Niemals hatte Jenny ihn getreten, das wußte er genau so gut wie sie. Sie antwortete nicht einmal darauf. Jenny allerdings schrie empört: »Ich habe ihn nicht getreten!«
»Schon gut, Jenny«, sagte Karen beruhigend und wandte sich wieder an Andy. »Und du meinst, wenn du ihr einen Kaugummi ins Heft klebst, schimpfe ich nicht?«
»Nicht so schlimm«, meinte Andy hoffnungsvoll. »Oder?«
Karen mußte sich ein Lachen verkneifen. Sie unterrichtete die Klasse seit drei Jahren als Klassenlehrerin, und in dieser Zeit hatte sie gelernt, ihre Schülerinnen und Schüler einzuschätzen. Andy war der Klassenclown, der schon seit Jahren versuchte, Jennifers Aufmerksamkeit zu erringen, doch sie übersah ihn hochmütig. Sie war die Beste der Klasse, ihr Vater war Zahnarzt, und Jenny war durchaus standesbewußt: Andys Vater arbeitete bei der städtischen Abfallentsorgung, und darüber konnte das hübsche Mädchen nur das kleine Näschen rümpfen.
Doch Andy war mit bemerkenswertem Selbstbewußtsein ausgestattet, er ließ