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Heilende Haustiere: Wie Hund, Katze und Maus Sie seelisch gesund halten
Heilende Haustiere: Wie Hund, Katze und Maus Sie seelisch gesund halten
Heilende Haustiere: Wie Hund, Katze und Maus Sie seelisch gesund halten
Ebook439 pages6 hours

Heilende Haustiere: Wie Hund, Katze und Maus Sie seelisch gesund halten

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About this ebook

Katzen schmusen gern, Hunde sind die besten Spielkameraden und Meerschweinchen machen alle Kinder glücklich - das ist bekannt. Aber Haustiere leisten noch einiges mehr: Hunde, Hamster, Mäuse und Co. helfen ihren Besitzern gesund zu bleiben und gesund zu werden. Menschen, die Tiere besitzen gehen seltener zum Arzt und haben kürzere Krankenhausaufenthalte. Tierbesitzern fällt es leichter, sich an die Genesung nach einer Erkrankung zu gewöhnen. Tiere bewirken oft sogar bei Krebspatienten wahre Wunder. Aber welches Haustier passt zu wem und kann bei welcher Heilung unterstützend mitwirken und wie können gerade Kinder von der heilenden Kraft der Haustiere profitieren? Dr. Marty Becker hat zu diesem Thema umfangreiche Studien erstellt und kommt zu faszinierenden Ergebnissen: Haustiere können chronische Krankheiten wie Arthritis, Depressionen, Fresssucht und vieles mehr heilen - Haustiere tun gut.
LanguageDeutsch
PublisherRiva
Release dateOct 8, 2013
ISBN9783864134777
Heilende Haustiere: Wie Hund, Katze und Maus Sie seelisch gesund halten

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    Book preview

    Heilende Haustiere - Dr. Marty Becker

    www.twitter.com/rivaverlag

    Wir widmen dieses Buch

    … jedem Haustier, das seine heilenden Kräfte großzügig in jeder Familie austeilt. Wir verdanken euch sehr viel.

    … jeder Familie, die die Gesundheit, das Glück und die Langlebigkeit ihrer Haustiere in den Vordergrund stellt.

    … allen Anbietern von Leistungen der Gesundheitsfürsorge, die das Konzept der ganzheitlichen Medizin für Körper und Geist und deren Bedeutung zelebrieren, schützen und fördern und die die heilende Kraft der Haustiere zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen nutzen.

    … all den Wissenschaftlern, die schließlich das, was wir schon wussten, bewiesen haben: Haustiere geben uns nicht nur ein gutes Gefühl, sondern sie tun uns auch gut.

    … und nicht zuletzt Gott, für die Gabe der Tiere und die Verheißung eines neuen Gartens Eden im Himmel.

    Danksagung

    Millionen Menschen fühlen sich durch die enge Bindung an ein geliebtes Haustier, als würden sie jeden Tag einen Sechser im Lotto gewinnen. Anders als bei so vielen anderen Dingen im Leben, geben wir Haustieren vergleichsweise wenig und empfangen im Gegenzug doch so viel mehr von ihnen.

    Ich habe die heilende Kraft der Haustiere über mehrere Jahre hinweg studiert und Hunderte von Geschichten über medizinische Wunder miterlebt oder gehört. Während meiner Erkrankung habe ich sogar selbst die Kraft dieser Bindung erfahren. Obwohl die Idee für dieses Buch fast zehn Jahre lang in meinen Gedanken kreiste, ahnte ich nicht, dass diese wissenschaftliche Arbeit einen derart großen Anklang finden würde, als wir mit der Arbeit begannen. Wie schön ist es, wenn man eher zu viel als zu wenig Material hat.

    Anfangs war ich zuversichtlich, dass ich genügend Geschichten, Studien und Erfahrungen gesammelt hätte, um ein gutes Buch zu schreiben. Doch erst dank der hervorragenden Erfahrung der Co-Autorin Danelle Morton mit Untersuchungsberichten, ihrer Gabe Interviews zu führen und ihrer schriftstellerischen Erfahrung, haben wir ein für Sie hoffentlich rundum interessantes Buch herausgebracht. Ich danke Danelle nicht nur für ihre Partnerschaft und dafür, dass sie mir die Kunst des Schreibens und Erzählens beigebracht hat, sondern auch für die Gabe der Freundschaft.

    Ich möchte ebenfalls denjenigen danken, die uns mit ihren Nachforschungen und Kritiken geholfen und wichtige Teile dieses Buches mitgeschrieben haben: Arden Moore, Anne Sellaro, Rolan und Susan Tripp und Sandra Wendel. Ihr habt zu 110 Prozent in unserem Team mitgearbeitet, und dafür sind wir euch sehr dankbar. Außerdem sind wir Stephanie Voss, Bill Krauss und Roland Riksheim für ihre Unterstützung und Hilfe beim Krisenmanagement während der hektischen Recherchereisen zu Dank verpflichtet.

    Ich möchte den über 350 Tierärzten, Ärzten und anderen Angestellten im Gesundheitswesen, Forschern, Akademikern, Schriftstellern, Patienten und Tierliebhabern, die wir für dieses Buch interviewen durften, meine tiefste Anerkennung zum Ausdruck bringen. Obwohl wir nicht all eure Informationen oder Geschichten berücksichtigen konnten, seid ihr alle Teil dieses Erfolgsrezeptes. Ich möchte einige Beziehungsfanatiker und außergewöhnliche Unterstützer besonders hervorheben: R. K. Anderson, Scott Campbell, Steve Garner, John Payne, Jack Stephens, Chuck Wayner und Jim Wilson.

    Danke auch an unseren einzigartigen Vertreter und Freund David Vigliano, der eine klare Sprache spricht und gut kritisieren kann. Wir bewundern deine Kenntnisse in allen schriftstellerischen Bereichen.

    Allen Mitarbeitern des Hyperion Verlages gebührt ebenfalls Dank, doch insbesondere gilt er zweien von ihnen. Unserem begabten Redakteur Leslie Wells, der uns mit seiner zuverlässigen Beratung, seinem unveränderlichen Enthusiasmus und seinen klaren Ansichten über das, was gesagt werden muss und das was weggelassen werden kann, hart arbeiten ließ, ohne dabei unseren Optimismus und unsere Freude zu verlieren. Ein ganz besonderes Dankeschön an Carrie Covert, die sich des öfteren nicht nur als Redaktionshilfe erwies sondern wie eine Zauberin Probleme löste, Berge versetzte und Wünsche erfüllte.

    Wir hätten dieses Buch ohne unsere geliebten Familien, deren Liebe uns zu diesem anstrengenden Buch inspiriert und deren liebende Arme uns nach einem Zwölf- bis Achtzehn-Stunden-Tag aufgefangen hat, nicht herausbringen können.

    Nicht zuletzt danke ich meinen Tieren und Haustieren, die mich mit ihrer Liebe, Loyalität und ihrem Lachen umgeben haben und mir erlaubten, meine Aufgaben und Theorien über die Vertiefung der Bindung an ihnen zu testen.

    Die heilende Kraft der Haustiere

    Vorwort

    Die Bindung – Das Zusammenführen von Wissenschaft und Seele

    Ich gehöre zu den Menschen, die am Morgen aus dem Bett springen, während die Gedanken schon um den Tag und die darauf folgenden Wochen kreisen. Doch an einem Mittwochmorgen im November 2000 machte mein Körper einfach nicht mehr mit. Ich sprang wie gewöhnlich aus dem Bett, doch als meine Füße den Boden berührten, waren sie so taub als wäre ich barfuß durch knietiefen Schnee gelaufen. Als ich versuchte mich am Bett festzuhalten, musste ich erkennen, dass ich auch von den Fingern bis zum Ellbogen kein Gefühl mehr hatte. Vielleicht habe ich nur falsch gelegen, versuchte ich mich selbst zu überzeugen und ging wie auf hölzernen Beinen ins Bad. Während ich mich im Spiegel betrachtete, bewegte ich Finger und Arme, um wieder Gefühl in meine Gliedmaßen zu bekommen. Währenddessen versuchte der Arzt in mir alle medizinischen Hauptursachen dieser Symptome herauszufinden. Ich hatte Angst! Vor drei Jahren war mein älterer Bruder Bob mit den gleichen Symptomen aufgewacht – und anschließend wurde bei ihm Multiple Sklerose diagnostiziert.

    Am nächsten Tag musste ich aus geschäftlichen Gründen für fast eine Woche nach New York, Colorado Springs und Houston verreisen. Finanziell gesehen war dieses Jahr sehr schwer für meine Familie. Meine Frau Teresa und ich nannten diese Zeit den „Finanziellen Sturm". Jeder dieser folgenden Termine war ein Schritt, um diese Sturmwellen zu besänftigen. Ich dachte: Du musst durch die Schmerzen durch, du hast keine Zeit krank zu sein. Und ich sprach mit niemandem darüber.

    Während ich also den ganzen Tag arbeitete, verschwand das Gefühl der Taubheit allmählich, und ich redete mir ein, dass es besser würde. Doch in New York fingen die Kopfschmerzen wieder an: Ein starker Druck hinter meinen Augen, der bis zu den Schultern ausstrahlte. Ich schluckte haufenweise rezeptfreie Kopfschmerztabletten, kniff mir in einem Versuch von Selbst-Akupressur in den Daumen und versuchte mit einem kalten Umschlag auf den Augen einzuschlafen. Nichts half.

    Schlaflos in New York, flog ich um 6.00 Uhr morgens nach Colorado Springs. Dort traf ich meinen Gastgeber, Dr. Jim Humphries, den TV-Tierarzt von CBS. Jim spürte, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte und versuchte mich zu überreden, in die Notaufnahme zu gehen. Ich überzeugte ihn aber davon, dass es mir schon wieder besser ginge, und so setzte er mich nach unserem Treffen am Flughafen ab. Dort fing ich dann an zu stottern. Ich rief Dr. Steve Garner, einen befreundeten Tierarzt an, den ich in Houston auf seinem Seminar treffen sollte. Ich erschrak über seine Bestürzung angesichts meiner Symptome.

    Am Gate fing mein Telefon an zu klingeln. Der erste Anruf kam von Jim, der sagte, dass er doch nicht davon überzeugt sei, dass es mir besser ginge. Er wollte zurückkommen und mich in die Notaufnahme fahren, doch ich lehnte ab. Danach rief Steve an und sagte, dass er einen seiner Freunde, einen Neurologen an der Baylor Universität, gebeten hatte, mich gleich nach meiner Landung zu untersuchen. Ich wollte nur noch nach Hause. Ich versank unter quälenden Schmerzen in einem Sitz am Gate. Ich stellte mir Teresa und die Kinder vor, meine vierzehnjährige Tochter Mikkel und meinen zehnjährigen Sohn Lex, wie wir, umgeben von Haustieren, abendelang im Sommer auf der Veranda unseres Hauses in Bonners Ferry saßen. Von unserem Haus überblickt man das Tal eines 50 Kilometer langen Gletscherflusses. Wir genießen dort die Sonnenuntergänge während Rehe, Elche und gelegentlich Hirsche das Tal durchqueren, während Falken und Adler am Himmel schweben. Krank wie ich war, sehnte ich mich jetzt nach diesem Ausblick, nach diesen Gerüchen und nach meiner Familie. Ich rief meinen Familienarzt Dr. Will McCreight an, der mir genau das sagte, was mein Herz spürte: „Komm nach Hause."

    Ich befand mich im Gangway und war gerade dabei, an Bord des Flugzeuges zu gehen, als Steve mich wieder anrief. Er hatte mit seinem Neurologen gesprochen, und der meinte, es könnte eine Blutung unter der Hirnhaut sein. Er sagte: „Steig nicht ins Flugzeug ein." Die Luftdruckveränderung beim Abheben könnte mich töten. Ich müsste in Colorado Springs sofort ins Krankhaus gehen. Ich sagte Steve, dass ich nach Hause gehen würde und entfernte mich von der Menschenmenge, um für die richtige Entscheidung zu beten. Danach ging ich an Bord. Die Angst, die ich verspürte, ließ den Flug zu einem der längsten in meinem Leben werden, doch ich habe es geschafft. Als ich in jener Nacht um elf Uhr landete, veranlasste Dr. McCreight, dass mich ein Neurologe in Coeur d’Alene am nächsten Morgen untersuchten sollte und vereinbarte einen Termin für eine magnetische Resonanzspektroskopie.

    Der Arzt, der mich untersuchte, zählte mit ernster Miene vier Möglichkeiten auf: Schlaganfall, Gehirntumor, Multiple Sklerose oder eine subarachnoidale Blutung, die offizielle Bezeichnung für eine Blutung unter der Hirnhaut. Als ich zur magnetischen Resonanzspektroskopie ging, warnte mich das Pflegepersonal, der Test würde laut und beengend. „Selbst einige der lokalen Bergwerkarbeiter fühlten sich in der Röhre nicht wohl, sagten sie. Auf die Frage ob ich während der Untersuchung Musik hören wolle, entschied ich mich für eine Gospel-CD. Stellen Sie sich meine Beklommenheit vor, als der Text der ersten beruhigenden Hymne lautete: „Sanft und leise ruft Jesus, komm, komm nach Hause / Ihr, die ihr mühselig seid, kommt nach Hause. Vielleicht hätte ich lieber bei meiner zweiten Wahl, bei Credence Clearwater Revival, bleiben sollen.

    Die Ergebnisse der magnetischen Resonanzspektroskopie waren jedoch so gut, wie ich sie mir nur wünschen konnte. Ich hatte ein einfaches mechanisches Problem – einen Bandscheibenvorfall im Nacken – und die Inhaltsstoffe verteilten sich über das Rückenmark. Die Scheiben, die die Knochen der Wirbelsäule wie ein Stoßdämpfer umgeben, sind gebaut wie ein Donut: Eine feste äußere Hülle enthält einen weichen, geleeartigen Mittelteil. Bei einem Bandscheibenvorfall ist in der Regel nur eine Seite betroffen, doch bei mir war es schlimmer: Die Bandscheibe drückte extrem auf die ganze Wirbelsäule. Das war der Grund für das beidseitige Taubheitsgefühl. Die Kopfschmerzen waren auf Muskelkrämpfe und Angst zurückzuführen. Um die Schäden an der Bandscheibe zu beseitigen, hätte ich mich einer Operation unterziehen müssen, in der ein kleines, chipgroßes Stück Rinderknochen für den richtigen Abstand eingesetzt und meine Wirbelsäule mittels einer Titanplatte stabilisiert würde. Mein Arzt verschrieb mir ein Entspannungsmittel gegen die Angst und schickte mich mit einer Nackenstütze nach Hause, wo ich bis zu meinem nächsten Termin beim Neurochirurgen, der erst auf Ende Dezember vereinbart werden konnte, warten sollte – sechs ewig lange Wochen. In der Zwischenzeit riet mir der Arzt, mich zu schonen und mich auf einen längeren Heilungsprozess einzustellen.

    Obwohl ich sehr erleichtert war, dass keines der vier potenziellen Krankheitsbilder diagnostiziert worden war, konnte ich immer noch schwer akzeptieren, dass ich nun kürzer treten musste. Als wir vor fünf Jahren nach Bonners Ferry umgezogen waren, nannte Teresa unsere Ranch Almost Heaven („Beinahe Himmel), denn sie betrachtete sie als Oase der Schönheit, Freundlichkeit und Gelassenheit. Wir entwarfen damals Familien-Briefmappen, und ich fügte den Spruch hinzu: „Leben auf der Kriechspur. Doch der Spruch entwickelte sich innerhalb der Familie zum Witz. Seit wir hier angekommen sind, habe ich viel härter gearbeitet als zuvor, obwohl ich die ganze Zeit versprach, einen Gang zurück zu schalten. Doch sobald ich eine Aufgabe erledigt hatte oder einer weiteren Gelegenheit hinterher jagte, bot sich mir schon die nächste, und sofort war ich auf und davon. Es schien mir immer wichtiger zu sein für die Arbeit zu sorgen als für mich selbst. Seit wir an diesen wunderschönen, ruhigen Ort umgezogen sind, habe ich tatsächlich 25 Kilo zugenommen und Bluthochdruck bekommen.

    Teresa nutzte meine Krankheit als Gelegenheit, um mich zu zwingen endlich Wort zu halten. Sie bat mich, den Terminkalender für die nächsten sechs Monate anzusehen und zu einer Reihe von Terminen, zu denen ich „Ja gesagt hatte, „Nein zu sagen. Schon diese Vorstellung brachte mich in Verlegenheit. Was ist, wenn ich irgendetwas verpasse? Was ist, wenn niemand mich vermisst? Ich fing an, meine Kollegen und Freunde anzurufen und ihnen mein Schicksal zu klagen, und indirekt bat ich sie um Erlaubnis, Nein zu sagen. Sie sagten mir einstimmig, dass ich mich schonen und die Krankheit auskurieren solle. Selbst als Teresa und ich am nächsten Morgen in den Pferdestall gingen, um die Boxen unserer vier Pferde Sugar Babe, Chex, Pegasus und Gabriel zu säubern, kämpfte ich immer noch mit der Diagnose. Ich war bisher immer völlig gesund und fähig gewesen, mich ins Zeug zu legen und Dinge durchzustehen. Meine Entschlossenheit war die eines verletzten Athleten oder eines Bauernjungen, dessen Vater die Ernte vor dem Sturm einbringen will, auch wenn ich mal eine Grippe hatte. Der Arzt sagte mir, dass ich sechs oder sogar mehr Wochen nach der OP würde liegen müssen, doch ich bin sonst immer sehr schnell gesund geworden. Ich dachte, ich wäre innerhalb eines Monats oder sogar noch eher wieder auf dem Dampfer.

    Die Pferde galoppierten auf der Koppel und erwarteten ihr Frühstück. Teresa öffnete daher die Stalltür, um sie wieder herein zu lassen, während ich zur Heugabel griff, um jedem Pferd seinen Strohballen von der Größe einer Aktentasche zu geben. Ich stach also ins Heu und stellte plötzlich fest, dass meine Kraft nicht ausreichte, um diese kleine Menge hochzuheben. Beschämt, dass mir diese Aufgabe, die ich schon seit meinem fünften oder sechsten Lebensjahr regelmäßig übernahm, plötzlich unmöglich war, kämpfte ich heimlich mit allen Tricks, die ich als Bauernjunge gelernt hatte, als ich Gewichte heben musste, die weit schwerer waren als ich selbst. Der Stolz trieb mich, es zu versuchen, doch der Stolz allein konnte das Bündel nicht bewegen. Ich musste Teresa bitten, es für mich zu tun.

    In diesem Jahr fing es sehr früh an zu schneien. Der Schnee war nass, schwer und dicht, und man konnte fußballgroße Schneebälle aus ihm formen. Für die Beine der Pferde war er jedenfalls zu hart. Als ich sah, wie sie zaghaft mit den festen Eisklumpen unter den Hufen liefen, dachte ich, ich könnte ihnen zumindest hier helfen. Ich nahm den Schraubenzieher mit dem langen Griff und lehnte mich gegen Sugar Babes rechtes Vorderbein und winkelte ihr Bein so an, dass es auf meinem Oberschenkel lag. Eine weitere Niederlage. Ich war so überwältigt, dass ich Teresa gestehen musste, dass mir selbst dafür die Kraft fehlte. Tatsächlich musste ich wieder einmal meine kleine, einen Meter zweiundsechzig große Frau bitten, mir diese Handgriffe, die ich mindestens schon hundert Mal gemacht hatte, abzunehmen.

    Ich hielt Sugar Babes Zügel, während Teresa an ihrem Huf arbeitete, doch meine Gedanken kreisten nur um die durch die Krankheit bedingte tiefe Identitätskrise. Ich betrachtete mich selbst als Ausdauer-Champion, als unermüdlichen Ernährer. Wenn ich nicht das bin was ich tue – wenn ich andere Dinge oder Dinge anders als gewohnt tun muss – wer bin ich dann? Die Frage war zu beängstigend, als dass ich sie hätte beantworten können. Sugar Babe legte ihren schweren Kopf sanft, wie die Berührung eines Babys auf meine Schulter, und instinktiv streckte ich die Hand aus, um ihr das Maul zu streicheln. Es gibt nicht sanfteres als das Maul eines Pferdes, das weich ist wie Samt. Pferde ertasten die Welt mit dem Maul, diesem geschmeidigen, empfindlichen Sinnesorgan. Sugar Babe zog den Kopf hoch und fing an mit ihren Vibrissen, den Tasthaaren, die – ähnlich wie die Schnurrhaare einer Katze jedoch in unterschiedlicher Länge – über das ganze Maul verteilt sind, an meinem Nacken zu knabbern. Sie streifte hin und her, bis sie an genau der Stelle, wo ich diese verflixten Schmerzen hatte, still hielt.

    Ihr Kopf dampfte immer noch nach dem Lauf in der Koppel, und ihr Atem drang kräftig und gleichzeitig sanft aus ihren Nüstern. 38,6 Grad Celsius. Die Körpertemperatur eines Pferdes ist um einige Grade höher als unsere. In dem kalten Stall fühlte sich ihr warmer Atem auf meinem Nacken an wie eine Dampfkur. Als sie sich beruhigt hatte, passte ich mich an ihr Ein- und Ausatmen an und konnte zum ersten Mal nach dieser erschütternden Erfahrung entspannen. Ich war am Leben, konnte mit meiner Familie zusammen sein, ich war zu Hause: Drei Tatsachen, die ich für selbstverständlich gehalten hatte und die ich doch beinah verloren hätte. Auf diese den Tieren eigene, einfache Art, mit der sie einen Menschen wieder auf den Boden der Tatsachen holen, zeigte mir Sugar Babe, dass meine Heilung hier anfangen sollte.

    Während Teresa und ich zurück ins Haus gingen, ließ mich das Gefühl von Sugar Babes sanftem Druck auf meinen Nacken nicht mehr los. Ich trug wirklich eine Last, die zu schwer für mich war, etwas, das ich mit Intelligenz und verbissener Entschlossenheit nicht beiseite schieben konnte.

    So ungewöhnlich die Vorstellung für mich auch war, ich musste lernen, diese Krankheit nicht als Niederlage sondern als Gabe zu betrachten – eine Chance neu aufzutanken, neu anzufangen und Kraft zu schöpfen. Der Stress musste als Erstes verschwinden.

    Teresa und ich nahmen also meinen Terminplaner für die nächsten sechs Monate zur Hand und erstellten eine Liste mit all den Terminen, die ich streichen musste. Als der Terminplaner so gut wie leer war, trugen wir jede Menge Zeit mit der Familie ein. Teresa machte aber nicht nur vor dem offensichtlichen Stress halt. Ich habe eine Schublade in meinem Büro, die überfüllt ist mit Dingen, die ich irgendwann einmal tun will, wie zum Beispiel: den Vorsitz im Fundraising übernehmen, Reden halten, mich für eine gute Sache einsetzen oder das Manuskript eines meiner Kollegen überprüfen. Ich konnte diese Schublade jetzt nicht einmal hoch heben, sie war zu schwer für mich. Teresa nahm also die Schublade in die Hand und warf den gesamten Inhalt feierlich in den Müll. Danach bat sie um ein ganz bestimmtes Weihnachtsgeschenk: elf Kilogramm abzunehmen und meinen Blutdruck unter Kontrolle zu bekommen.

    Aber was war das? Kaum hatte ich den Stress verringert, schaffte das Raum für eine andere Art Angst. Was genau sollte ich mit mir anfangen? Der Spruch „Arzt, hilf dir selber" nahm bei mir eine ironische Wende. Mein ganzes Leben lang habe ich Tiere geliebt und konnte während meiner mehrjährigen Tätigkeit als Tierarzt unzählige Male beobachten, wie Menschen durch eine starke Bindung an ein Tier nach einer langen, niederschmetternden Krankheit wieder Kraft erlangten und motiviert wurden, ihre Gesundheit zurückzuerlangen. Während meiner gesamten beruflichen Laufbahn habe ich mich an der besonderen Beziehung, dieser gesunden, liebevollen Bindung zwischen Mensch und Haustier erfreuen können, die die Wissenschaft erst jetzt wirklich zu schätzen beginnt. Bis jetzt war ich noch nie wirklich krank gewesen; ich hatte daher in Hinsicht auf einen gesünderen Lebensstil noch nie auf Haustiere zurückgreifen müssen. Diese Bindung, die ich leidenschaftlich im Detail beschreiben könnte, kannte ich nur als Beobachter. In Wahrheit hatte ich zunächst keine Ahnung, wie man heilt.

    Meine eigenen Worte schwirrten mir im Kopf umher: die Geschichten, Studien und Statistiken, die ich oftmals für jede Menge ernste Erkrankungen zitierte, um die heilende Kraft der Haustiere zu veranschaulichen. Zum Beispiel haben diejenigen, die ein Tier zu Hause haben, eine achtmal größere Chance, ein Jahr nach einem Herzinfarkt zu überleben. Tiere reduzieren beim Menschen Stress, indem sie den Herzschlag verlangsamen, den Blutdruck und Cholesterinspiegel senken. Diejenigen, die Tiere besitzen, gehen seltener zum Arzt, haben kürzere Krankenhausaufenthalte, und es fällt ihnen leichter, sich an die neue Routine der Genesung nach einer Erkrankung zu gewöhnen. Haustiere bekämpfen Depression und Isolation durch die Eisbrecherrolle, die sie auf sozialer Ebene spielen, indem sie ein alternatives Gesprächsthema zur Krankheit bieten. Am wichtigsten ist, dass der körperliche Aspekt der Beziehung zu einem Tier ein Segen für die Gesundheit ist. Die heilende Berührung beim Streicheln eines Haustieres und von ihm im Gegenzug „geküsst" oder berührt zu werden, bietet eine liebevolle Intimität in Zeiten der Einsamkeit. Tiere animieren auch zu körperlicher Tätigkeit – eine Schlüsselfunktion in den meisten Rehabilitationsfällen. Doch das Element dieser starken Beziehung, das mich schon immer am meisten beeindruckt hat, war die Wichtigkeit, sich um eine andere Kreatur zu kümmern. In einer Zeit, in der sich eine kranke Person von der Außenwelt abgeschnitten fühlt und nicht fähig ist ihren normalen Verpflichtungen nachzugehen, zeigen Haustiere ihr, dass sie immer noch von jemandem gebraucht wird und dass man sie sehr vermissen würde.

    Wenn Sie mich über meine Bindung an unsere Tieren gefragt hätten, hätte ich sie mit „zehn bewertet. Alle unsere Haustiere genießen eine sorgfältig kontrollierte, ausgewogene Ernährung, werden regelmäßig vom Tierarzt durchgecheckt, haben viele Bewegungsmöglichkeiten und sind von einer Familie umgeben, die sie liebt und verwöhnt. Dennoch offenbarte mir meine Erkrankung, dass ich, wenn ich nur die Geduld dazu aufbrächte, jetzt die nötige Zeit hatte, einfach mit einem aufmerksamen Auge zu beobachten wie sich die Tiere um mich kümmerten, oder all diejenigen Dinge zu tun, die ich so sehr im Leben schätzte. Während ich anfing mich auf die Welt, die vor mir, und nicht auf die, die 5.000 Kilometer hinter mir lag, zu konzentrieren, entdeckte ich dieses „Kümmern in jeder Begegnung, selbst in ganz einfachen Dingen, wie zum Beispiel wenn ich nach Hause kam.

    Für gewöhnlich weiß meine Familie auf die Minute genau um wie viel Uhr ich von der Hauptstraße abbiege und die letzten paar hundert Meter bis zur Einfahrt zu unserem Holzhaus zurücklege. Wenn es mitten in der Nacht ist und Teresa, Mikkel und Lex in ihren Daunendecken eingewickelt im warmen Bett liegen, erwarte ich nicht, dass sie aufstehen und mich begrüßen. Doch auch wenn ich um 18.00 Uhr nach Hause käme und weder etwas gutes im Fernsehen liefe noch das Telefon klingelte, würden sie mir dennoch nicht entgegeneilen, um mich zu begrüßen. Ich habe noch nie gesehen, dass Teresa romantisch und wie in Zeitlupe über den Zaun gehüpft wäre, um mir zur Begrüßung in die Arme zu fallen. Ich bin auch noch nie langsamer in die Garage eingefahren und genauso wenig haben mir Mikkel und Lex wie wild zugewinkt und ihre freudestrahlenden Gesichter an die Fensterscheibe gepresst.

    Doch Sirloin, unser schwarzer Labrador Retriever, und LLLucky unser „Wunderhund (nach dem Motto „Ich frage mich was für ein Hund er ist?) warten rund um die Uhr und das ganze Jahr über, bei jedem Wetter, ohne sich einmal frei zu nehmen weil sie verschlafen oder gerade keine Lust haben, nur darauf mich zu begrüßen. Sie zupfen am Rasenbeet mitten auf unserer runden Einfahrt und warten gespannt wie die Flitzebogen auf den Augenblick, in dem ich endlich anhalte und aus dem Auto steige.

    Der dreibeinige LLLucky gewinnt das Begrüßungsrennen immer indem er ungestüm heranspringt und tief und durchdringend bellt. Der vierbeinige und eigentlich flinke Sirloin kommt immer zu spät, weil seine Herkunft als Retriever ihm nicht erlaubt, mich ohne ein Geschenk – in Form eines Knochenstückchens aus dem Wald, eines Stöckchens, eines Spielzeugs, eines Tannenzapfens oder was auch immer – zu begrüßen. Die beiden Fellknäuel prallen übermütig gegen meinen Köper, ihre Schwänze sind eingerollt und schwingen rhythmisch hin und her, ihre Mäuler sehen aus, als ob sie grinsten. Scooter dagegen schläft unter einer dicken Daunendecke in Mikkels Zimmer und ist nicht zu sehen.

    Dann kommt mein Auftritt. Mit einer schrillen Stimme, die nur bei unseren täglichen Treffen zum Einsatz kommt, rufe ich ihre Namen und Spitznamen und kraule sie dort, wo sie mit Vorliebe gekratzt und gestreichelt werden wollen. „Gomer, du bist Papas großer Bub, nicht wahr, necke ich und gurre während ich die Innenseite von Sirloins Hängeohren kratze. „Boo let the dogs out, hoo, hoo, hoo, hoo, singe ich für LLLucky, den wir manchmal, in einer Familienparodie des Hits von Baja Men aus dem Jahre 2000, Boo nennen. Dies sind einzigartige Spitznamen, und es ist eine besondere Stimmlage, die ich bei keiner anderen Kreatur auf dieser Welt einsetze.

    Wenn ich in ihre liebevollen feuchten Augen schaue, weiß ich nicht, ob diese Freude mir persönlich oder meiner Funktion als Futterdosenöffner gilt. Doch es ist mir egal. Ich weiß nur, dass der Stress der Außenwelt verschwindet und das Ritual mich sofort wieder an den einfachen Freuden teilhaben lässt, ohne dass dabei irgendeine Leistung von mir erwartet wird.

    An manchen Sommerabenden, wenn ich nach Hause komme, legen wir uns ins Gras und starren in den Himmel, statt dass ich nur kurz die Hunde beruhige und sofort ins Haus stürme. Sirlion und LLLucky liegen neben mir und folgen der Bewegung meines Kopfes, während ich in aller Ruhe den Himmel betrachte. Die Sterne durchbohren den pechschwarzen Himmel, und manchmal leuchten Sternschnuppen von einem Berg bis zum anderen, wobei sie eine Spur aus feinem Lichtstaub als Wegmarkierung hinterlassen. Aufgrund dieser wortwörtlichen Auszeit kenne ich die Phasen des Mondes, viele Sternbilder, die Umlaufbahnen der Satelliten, die Position des Polarsterns, die Klänge der nächtlichen Welt, die den beruhigendsten musikalischen Hintergrund liefern, den man sich vorstellen kann.

    Sie konnten mir aber noch viel mehr geben: Augenblicke der Freude, Berührungspunkte und das Verlangen, die Schönheit des Lebens, die mich umgibt, zu genießen. Durch alle diese Gaben konnten die Tiere mir helfen, gesund zu werden. Ich begriff langsam, dass jeder Schritt, den ich machte, um ihre Lebensqualität zu verbessern, ein Schritt zur besseren Gesundheit und Freude für mich selbst war. Ich bin ein Mann der breiten Pinselstriche, der großen Gesten, der schnellen Aktionen, immer und überall dabei. Immer im Bewusstsein, dass man einen Eindruck hinterlässt, aber nicht lange genug verharrend, um die Nachwirkungen mitzuerleben. Zu einer Zeit, als ich nicht das Gefühl hatte, in der Welt sehr effektiv zu sein, ließen mich die Hunde in einem kleineren und viel einfacheren Rahmen in meiner direkten Umgebung effektiv sein. Sie zeigten mir, wie man diese Kraft in der intimen Umgebung umsetzen und sie auf eine Art und Weise spüren kann, die nicht nur für die Tiere sondern auch für meine ganze Familie von Nutzen ist und sie stärkt.

    Wenn man das struppige Trio betrachtet, so sehen unsere Hunde nicht wirklich wie Arzthelfer, Physiotherapeuten oder Psychiater aus, doch für mich wurden sie dazu. Ich stellte sehr schnell fest, dass lebensrettende Tiere nicht unbedingt Hunde sein müssen, die einen aus einem brennenden Gebäude herausziehen und dann als Helden gefeiert werden. Genauso oft vollbringen unsere Haustiere täglich heldenhafte Taten, indem sie in Zeiten der Not einfach da sind.

    Scooter, eine Foxterrierhündin mit fülligem Drahthaar, ist unser Liebling. Ein klassischer Terrier, voller Energie, unzähmbar und kampflustig mit einem wachsamen und scharfen Blick. Wir nennen sie liebevoll „die Haarkönigin, um ihren königlichen Status als einzigen Hund der Familie, der ausschließlich im Haus – ihrem Palast – lebt, zu betonen sowie ihre unglaubliche Fähigkeit, unsere „Kein-Leckerli-Politik zu umgehen. Sie verfügt über eine Vielzahl an Hundekleidung, wie zum Beispiel handgestrickte Halsbänder, Halstücher für jede Jahreszeit und sogar über ein vollständiges Elvis-Outfit mit einer Gitarre in Hundegröße.

    Da ich sie immer als Prinzessin betrachtet hatte, hätte ich nie erwartet, dass sie sich um die Nöte anderer kümmern würde. Doch während ich mich nach meiner Wirbelsäulen-Operation erholte, war Scooter mir noch näher gekommen. Während der gesamten Zeit zwischen meiner Diagnose und der OP habe ich viel Zeit auf der Couch verbracht mit der Fernbedienung in der Hand, wie in einem Raumschiff, das zum Abflug bereit ist, umgeben von Polstern als Stütze für meinen Nacken und drei weiteren Polstern für meine Knie. Sie kam auf die Couch, hob meine taube rechte Hand mit ihrer Schnauze an und ließ mich wissen, dass sie an meiner Seite lag, für den Fall, dass ich ihre Hilfe brauchte.

    So dankbar wie ich Scooters Zuneigung in Anspruch nahm, so sehr bewunderte ich LLLuckys fröhliche Persönlichkeit, trotz seiner eigenen Behinderung. Niemand kann LLLucky widerstehen, dessen zahlreiche Ls für die drei Mal stehen, in denen er nur knapp dem Tod entkommen ist, bevor er ein Mitglied unserer Familie wurde. Hineingeboren in ein Haus ohne Liebe und Freundlichkeit, hatte sein Besitzer ihn in der Hoffnung ausgesucht, der halbrassige Schäferhund würde ein machomäßiger, aggressiver Wachhund. Ungeachtet des Missbrauchs, den er erfahren hatte – bis hin zum Verlust des rechten Vorderbeines im Kampf mit einem Güterzug – behielt das treue Tier sein sanftes Verhalten bei. Als ich LLLucky zum ersten Mal sah, war sein Beinstumpf nach der OP, in der ihm die zertrümmerten Knochenteile und Gewebereste entfernt wurden, immer noch angeschwollen. Sein Gesicht war völlig entstellt, weil er bei einem Motorradunfall mit über 100 Stundenkilometern über den Asphalt geschleudert worden war. Selbst seine gesunde Vorderpfote hatte einen Zeh, der rot wie eine Cherry-Tomate, entsetzlich geschwollen und infiziert war.

    LLLucky verkörperte das, was ich als Tierarzt schon so oft gesehen habe. Ohne sich selbstbewusst zu überheben, ohne Sympathie erlangen zu wollen und ohne „Verbissenheit" erholen sich Haustiere nach ernsthaften Unfällen oder Erkrankungen wie ein Gummiball. Für LLLucky war der Verlust seines Beines oder das Herausfliegen aus dem Rettungswagen und die darauf folgende Drei-Punkt-Landung eher wie das Entfernen eines Splitters und nicht die seines Beines. Unserem Tierarzt Dr. Rolan Hall zufolge, der unseren LLLucky nach den Unfällen behandelte, hat er nie gejault, vor Schmerzen geheult oder aufgehört mit dem Schwanz zu wedeln. Er wollte nur Futter (und sehr viel davon, da er am Verhungern war) und ein bisschen Liebe. Da er nun beides zur Genüge in unserem Hause bekommt, ist er immer fröhlich und beschwert sich nicht. Sein welpenhafter Spieltrieb steht im Gegensatz zu seinem Gesichtsausdruck, der an Abraham Lincoln erinnert. Trotz amputiertem Bein erreicht er Höchstgeschwindigkeiten und ist so beweglich, dass er unsere Gäste immer wieder in Staunen versetzt.

    Durch das Vorbild ihrer Liebe und ihres persönlichen Mutes, halfen mir Scooter und LLLucky die verborgenen und intellektuellen Aspekte der Heilung von Geist und Seele zu erkennen. Genauso wichtig war es, meinen Körper allmählich mehr und mehr zu belasten. Hier tat unser schwarzer Labrador Sirloin seinen ehrenamtlichen Dienst.

    Wir witzeln manchmal, dass der 4 Jahre alte Sirloin eigentlich nicht mehr ist als zwei durch ein Gebiss verbundene Neuronen. Er bewegt sich in der Welt frei von Hass, Bitterkeit oder Eifersucht und hält seinen Schwanz ständig in Bewegung.

    Ich hatte schon als kleiner Junge Labradors auf der Farm. Für mich sind sie ein Beweis dafür, dass Mutter Natur tatsächlich ihre Favoriten hat. Diese vielseitigen Tiere werden als Blindenführhunde eingesetzt, als Drogen-Spürhunde, Waffenhunde und als zuverlässige Haustiere in Familien. Sie sind sanft, loyal, ausgeglichen, intelligent und begierig einen guten Eindruck zu machen.

    Sirloin hat die Gene eines Champions. Sein Vater war beim Hundesport sehr erfolgreich und athletisch, und auch Sirloin ist so gut gebaut und muskulös, dass ein Besucher der Almost Heaven Ranch einmal sagte, er könnte der Hund von Michelangelos David sein.

    So hatte ich nun drei Kreaturen in bestem gesundheitlichem Zustand: Sirloin in der Blüte seiner Jahre, den schnittigen, behinderten aber putzmunteren LLLucky und die altersschwache Scooter, kränkelnd aber nie verzagend. Zur gleichen Zeit als ich mich zu erholen versuchte, wollte ich herausfinden, wie die nächste Phase ihres Lebens aussehen würde. Ich wollte Scooter entlasten, da ich nun wusste, wie sehr sie unter ihrer Arthritis litt. Ich wollte LLLucky wissen lassen, dass er niemals hungern, frieren oder allein sein musste, dass er für den Rest seines Lebens in den liebenden Armen unserer Familie in Sicherheit war. Das beste Geschenk, das ich Sirloin machen konnte, war die vollkommene Vitalität, die Chance also, die Fähigkeiten, die in seinen Genen brach lagen, zu nutzen. Entlastung, Trost und Vitalität sind recht gute Beschreibungen dessen, was ich auch für mich selbst wollte. Ich begriff, dass alles was ich tat, um die Bindung zu festigen, eigentlich ein Schritt in Richtung meiner eigenen Genesung war.

    Indem ich meinen Hunden mehr Aufmerksamkeit schenkte, vertiefte sich auch unsere Kommunikation, das Vertrauen und die Beziehung zwischen uns. Ich beobachtete bei unseren Hunden und Katzen die Stellung der Ohren, wie sie

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