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Wenn die Nacht zum Tag wird: Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte und was Sie dagegen tun können
Wenn die Nacht zum Tag wird: Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte und was Sie dagegen tun können
Wenn die Nacht zum Tag wird: Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte und was Sie dagegen tun können
Ebook291 pages2 hours

Wenn die Nacht zum Tag wird: Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte und was Sie dagegen tun können

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About this ebook

Bei seinen Untersuchungen über die Besonderheit des Schlafs in der zweiten Lebenshälfte differenziert der Experte Riccardo A. Stoohs zwischen Männern und Frauen, erläutert die Ursachen und Formen der unterschiedlichen Störungen und erklärt die zur Verfügung stehenden Medikamente und widmet sich darüber hinaus dem Schlafen im Seniorenheim. Ein umfangreicher Praxisteil zeigt u. a. wo man sich informieren und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen kann.
LanguageDeutsch
Publishermvg Verlag
Release dateMar 7, 2014
ISBN9783864156069
Wenn die Nacht zum Tag wird: Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte und was Sie dagegen tun können

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    Book preview

    Wenn die Nacht zum Tag wird - Riccardo A. Stoohs

    DANKSAGUNG

    Ganz besonders möchte ich Frau Dr. Annette Bussmann für ihre einfühlsamen Korrekturen meines mitunter zu wissenschaftlichen und mit Amerikanismen durchsetzten Manuskripts danken. Sie hat den Text in etwas für jedermann Lesbares verwandelt.

    Herrn Betram von der Selbsthilfeorganisation Schlafapnoe-Online sei für die Anregungen und wesentlichen Passagen zum Abschnitt „Selbsthilfe gedankt. Meinem Kollegen Dr. Hans-Christian Blum danke ich für das Kapitel „Schlafmedizin 2011. Frau Birgit Bataryk von der Firma Linde Gas Therapeutics sei für zahlreiche Informationen zu krankenkassenbezogenen Informationen gedankt.

    Herzlich möchte ich auch allen anderen ärztlichen Kollegen und nichtärztlichen Mitarbeitern der Somnolab-Schlaflabore für ihre unermüdliche Arbeit danken – ganz besonders denen, die bewusst ihre Nacht zum Tag machen und damit einen wesentlichen Beitrag leisten, um das Wissen über Schlafstörungen voranzubringen.

    VORWORT

    Es klingelt an Ihrer Tür. Sie machen auf und vor Ihnen stehen zwei Männer in dunklen Anzügen und schwarzen Krawatten. „Sind Sie Herr Schmidt? „Ja, antworten Sie, und bevor Sie verstehen können, wer diese beiden Männer sind und was sie von Ihnen wollen, werden Sie in ein dunkles Fahrzeug gezerrt. Sie bekommen keine Gelegenheit, zu fragen, was man eigentlich von Ihnen will oder wo man Sie hinbringen wird. Eine dicke Scheibe trennt Sie von den Eindringlingen. Die Fahrt dauert über eine Stunde. Panikartig versuchen Sie zu verstehen, was dies bedeuten könnte.

    Das Fahrzeug stoppt, man zerrt Sie heraus und bringt Sie in ein Gebäude, das Sie nie zuvor gesehen haben. „Wo bin ich? Was haben Sie mit mir vor?" Keine Antwort. Innerhalb von fünf Minuten bringt man Sie in einen kleinen Raum: ein Tisch, vier Stühle. Die Tür schließt sich hinter Ihnen. Der Raum ist nicht hell, er hat kein Fenster, eine schwache Glühbirne brennt. Nach einer halben Stunde kommt ein Mann herein, Sie können hören, wie die Tür hinter ihm wieder verschlossen wird. Er setzt sich auf einen Stuhl und beginnt Sie zu befragen.

    „Wer sind Sie und was machen Sie? „Wo waren Sie gestern zwischen 14 und 18 Uhr? Weitere Fragen folgen für Stunden am Stück. Waren es zwei oder gar sechs Stunden? Ein zweiter Mann kommt in den Raum. Er hat die Tür nicht geöffnet. Irgendwie ist er durch sie hindurchgegangen. Sie erkennen ihn erst, als er direkt vor Ihnen steht, sich setzt und anfängt, die gleichen Fragen zu stellen wie jener Mann zuvor. Ebenso mysteriös verlässt der erste Mann den Raum. Es wundert Sie nicht, dass auch er nicht die Tür geöffnet hat, sondern einfach durch sie hindurchgegangen ist.

    Die Fragen hören nicht auf, oft sind es dieselben, auf die Sie schon geantwortet haben. „Der Anschlag auf den Zug nach Berlin! Gestern! Glauben die etwa, dass ich etwas damit zu tun habe? Sie werden müde. Es muss schon weit nach Mitternacht sein oder vielleicht Mittagszeit? Man gönnt Ihnen keine Ruhe, immer wieder diese Fragen! Ihr Kopf wird schwerer, Sie schließen Ihre Augen und legen Ihren Kopf in die verschränkten Arme auf den Tisch. „Schlafen, denken Sie, „wenn ich nur schlafen könnte!"

    Im selben Augenblick schrecken Sie hoch: Der Mann, der Ihnen gegenübersitzt, hat mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen – so heftig, dass jeder Wunsch nach Schlaf vergessen ist. Stundenlang geht es so weiter, die Männer wechseln sich ab. Sie können sich nicht erinnern, wen Sie schon einmal gesehen haben. War der nicht gerade im Raum? Ist er weggegangen, hat sich die Tür geöffnet? Sie schauen zur Tür und sind so erleichtert: „Da steht sie, meine Frau! Sie rufen sie bei ihrem Namen, und schon ist sie wieder verschwunden. „Komm zurück! Wo bist du?, schreien Sie. Sie richten sich auf, sind ganz verschwitzt.

    Ein Traum, gütiger Gott, es war nur ein Traum!

    Was wie ein Traum erscheint, ist pure Wirklichkeit. Im Oktober des Jahres 2006 wurde in den USA ein neues Anti-Terror-Gesetz verabschiedet. Ein Teil dieses Gesetzes beschäftigt sich mit den Methoden, die zur Befragung von Verdächtigen eingesetzt werden können. Während Schlafentzug in der Vergangenheit immer wieder als probates Mittel im Verhör benutzt wurde besonders gern vom KGB im Kalten Krieg und vermutlich auch heute in den USA, ist inzwischen eine Diskussion darüber entbrannt, ob Schlafentzug als Folter aufzufassen ist und nach der Genfer Konvention von 1949 als unzulässig einzustufen ist. Es gibt Befürworter und Gegner.

    Schlafentzug kann aber auch ungewollt entstehen. Menschen, die nächtelang, gar wochen- und jahrelang nicht gut schlafen können, werden die Pein des Träumers im Traum verstehen. Oft werden sie dafür belächelt: Nicht schlafen können, das ist doch keine Krankheit, heißt es oft. Sie gehen von Arzt zu Arzt, doch nirgendwo kann ihnen wirklich geholfen werden. Sie empfinden Ihre Schlafstörung vielleicht nicht direkt als Folter, wenngleich es dem doch sehr nahekommt. Sie sind bereit, alles zu tun, um von Ihrem Leid befreit zu werden. Sie schlucken Tabletten, in der Hoffnung, wieder einmal richtig gut schlafen zu können. Mehr als 30 Prozent aller Erwachsenen in der zweiten Lebenshälfte leiden unter chronischen Schlafstörungen. Je älter wir werden, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir an einer Schlafstörung leiden werden. Aber die gute Nachricht ist, dass sich fast alle Schlafstörungen behandeln lassen. Je früher man sich in die Behandlung eines Schlafspezialisten begibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Störung behoben werden kann.

    EINLEITUNG

    Wir alle schlafen manchmal schlecht. Entweder können wir überhaupt keinen Schlaf finden und wälzen uns von einer Seite auf die andere. Oder wir schlafen rasch ein, erwachen jedoch nach kurzer Zeit, starren hellwach ins Leere und beginnen zu grübeln. Manchmal fühlen wir uns am Tag wie gerädert, obwohl wir glauben, eigentlich ausreichend geschlafen zu haben. Doch wann handelt es sich um eine harmlose, vorübergehende Schlafstörung und wann ist der Besuch eines Arztes ratsam? Was können wir selbst tun, um unsere Schlafqualität zu verbessern? Wer ist besonders empfänglich für Schlafstörungen? Welche Schlafstörungen gibt es überhaupt und wie können sie behandelt werden?

    Schlafstörungen haben viele Gesichter und Ursachen. Sie können jeden treffen, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau. Gleichwohl treten Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte, das heißt nach dem 50. Lebensjahr, besonders häufig in Erscheinung. Erst in den letzten Jahren hat sich die Wissenschaft vermehrt der Erforschung der Zusammenhänge von Schlaf und Alter gewidmet – nicht ohne Grund, denn wir Menschen werden immer älter. Deutliche Verbesserungen der sozioökonomischen Gegebenheiten und die Fortschritte in der medizinischen Forschung und Versorgung während der letzten Jahrzehnte haben hierzu maßgeblich beigetragen.

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    Im Jahr 1998 waren 16 Prozent der Deutschen älter als 64 Jahre. Dieser Anteil wird bis zum Jahr 2020 auf 23 Prozent und bis zum Jahr 2050 auf 32 Prozent anwachsen. Die Lebenserwartung wird bis zum Jahr 2050 um weitere zehn Jahre steigen.

    Während unsere Politiker verzweifelt versuchen, an der Geburtenschraube zu drehen und Konzepte zur Erhöhung des Renteneinstiegsalters zu entwickeln, machen sich Forscher Gedanken darüber, wie die natürlichen biologischen Veränderungen, die mit dem Altern einhergehen, in der Form beeinflusst werden können, dass Älterwerden nicht zwangsläufig mit einer Einschränkung der Lebensqualität gleichzusetzen ist. Zentraler Bestandteil der viel beschworenen Lebensqualität ist zweifelsfrei der Schlaf. Zahlreiche Studien belegen, dass Komponenten von Lebensqualität wie die Fähigkeit, tägliche Einkäufe selbst zu verrichten, sich selbst anzuziehen, die Zähne zu putzen und soziale Funktionen wahrzunehmen, davon abhängen, wie gut man schläft. Bekommt man während der Nacht kein Auge zu, ist man morgens wie gerädert, kann sich nicht konzentrieren und möchte auch nicht so recht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Doch was bedeutet Schlaf eigentlich für unser Leben, wie lange schlafen wir, wer außer uns Menschen ist auf ein erholsames Nickerchen angewiesen und seit wann ist das Phänomen „Schlaf" überhaupt nachweisbar?

    Der Schlaf – älter als die Menschheit

    Die Forschung geht davon aus, dass der Schlaf mit der Entwicklung des Lebens außerhalb des Wassers vor 600 Millionen Jahren entstanden ist. Zwar gibt es keine Anzeichen dafür, dass Fische wie Menschen schlafen, doch zeigen auch sie Phasen geringerer Aktivität. Bei Säugetieren wie Delfinen oder Walen indes ist Schlaf eindeutig nachweisbar. Auch die meisten anderen Lebewesen auf der Erde brauchen Schlaf. Wäre der Schlaf nicht für das Überleben des Menschen wichtig, hätte die Evolution ihn schon lange wegrationalisiert.

    Kostbares Lebenselixier

    Seit Menschengedenken verbringen wir ein Drittel unserer wertvollen Lebenszeit schlafend. Wie viel mehr könnten wir schaffen, wenn wir nicht schlafen müssten! Sicherlich haben auch Sie schon einmal versucht, mit weniger Schlaf auszukommen, etwa wenn Sie aufgrund beruflicher Erfordernisse weniger schlafen oder eine weite Reise mit dem Auto antreten wollen und dafür einige Stunden früher als üblich aufstehen. Der Preis, den Sie dafür entrichten müssen, ist immer derselbe: Müdigkeit. Müdigkeit ist ein Alarmsignal unseres Körpers. Dieses Signal sagt uns, dass wir Schlaf brauchen. Je länger wir dieses Signal ignorieren, desto stärker wird es. Damit ist Schlaf ein Grundbedürfnis unseres Körpers wie Essen und Trinken. Experimenteller Schlafentzug bei Tieren führt nach 20 bis 30 Tagen unweigerlich zum Tod.

    Schlaf und Lebensalter

    Ob Jung oder Alt, alle brauchen Schlaf. Allerdings ändert sich das Schlafbedürfnis mit zunehmendem Alter. Je älter wir werden, desto weniger Schlaf benötigen wir.

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    Entgegen anders lautenden Behauptungen ändert sich das Schlafbedürfnis nach dem 50. Lebensjahr jedoch nicht mehr wesentlich. Es liegt derzeit bei siebeneinhalb Stunden. Diese siebeneinhalb Stunden beanspruchen aber immerhin noch fast ein Drittel des gesamten Tages.

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    Obwohl die Schlafdauer nach dem Erwachsenwerden nahezu gleich bleibt, beeinflussen wichtige Veränderungen des Lebensrhythmus während der zweiten Lebenshälfte dennoch entscheidend unser Schlafverhalten und unsere Schlafqualität. Zahlreiche Studien belegen, dass ältere Menschen verstärkt Probleme mit dem Durchschlafen haben. Sie wachen nachts häufiger auf und haben mitunter erhebliche Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen. Eine vor wenigen Jahren durchgeführte Studie ergab, dass 15 bis 45 Prozent der älteren Menschen Probleme mit dem Einschlafen und 20 bis 65 Prozent Probleme mit dem Durchschlafen haben. Frauen sind überdurchschnittlich häufiger von Ein- und Durchschlafstörungen betroffen als Männer. Die Ursachen unzureichenden Schlafes während der zweiten Lebenshälfte sind mannigfaltiger Natur. So können beispielsweise zugrunde liegende Erkrankungen, die Einnahme bestimmter Medikamente oder schwierige Lebenssituationen unsere Schlafqualität erheblich beeinträchtigen.

    Sie haben vielleicht auch schon erlebt, was es bedeutet, wenn man nicht gut schlafen kann. Dieses Buch soll Ihnen verdeutlichen, dass Sie mit Ihrem Problem keineswegs allein dastehen. Aus der Sicht eines Schlafforschers und klinisch tätigen Arztes möchte ich Ihnen die Welt des Schlafes näher-bringen. Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie verstehen, dass der Schlaf kein inaktiver Zustand ist, sondern ein strukturiert ablaufendes Programm, das Ihren Körper auf die Anforderungen des bevorstehenden Tages vorbereitet. Sie werden erfahren, dass Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte keineswegs eine Ausnahmeerscheinung verkörpern.

    Ich möchte Sie über besonders häufige Formen der Schlafstörung sowie deren potenzielle Ursachen und Erscheinungsformen informieren und Ihnen Tipps vermitteln, wie Sie diesen Schlafstörungen vorbeugen können. Das Buch soll Sie darin unterstützen, zu erkennen, wann es an der Zeit ist, sich in die Obhut eines Arztes zu begeben, und wie Sie geeignete Spezialisten finden können, damit am Ende Ihrer Bemühungen der Behandlungserfolg steht. Ich werde mir in diesem Buch jederzeit Mühe geben, Sie nur über die medizinischen Methoden zu informieren, die als wissenschaftlich anerkannt gelten. Denn nur was nachprüfbar Erfolg beschert, wird Ihnen am Ende etwas nützen. Wenn ich auf „alternative Methoden" eingehe, werde ich sie auch so kennzeichnen, damit Sie wissen, was belegt und was nicht belegt ist.

    1 NORMALER SCHLAF

    Ohne Schlaf würden wir sterben – schliefen wir dauernd, könnten wir nicht leben.

    Was ist Schlaf?

    Schlaf ist ein umkehrbarer Verhaltenszustand, der mit einer weit gehenden Sinnesabkopplung von der Außenwelt verbunden ist. Im Schlaf können wir auf äußere Reize nur bedingt reagieren. Der Schlaf selbst gliedert sich in zwei Zustände: den REM-Schlaf (aus dem Englischen: Rapid Eye Movement, was so viel heißt wie schnelle Augenbewegungen) und den NREM-Schlaf (Non Rapid Eye Movement, übersetzbar als ohne schnelle Augenbewegungen). Unser Schlaf kann also in den traumlosen Schlaf und den Traumschlaf untergliedert werden. Starke äußere Reize wie sehr laute Geräusche oder sehr helles Licht können zum Erwachen führen, bestimmte Gerüche hingegen reißen uns seltener aus dem Schlaf. Die Fähigkeit, bedingt starke Reize auch im Schlaf wahrzunehmen, trägt wesentlich zur Überlebensfähigkeit der Menschen und Tiere bei. Der Schlaf vereint sowohl die lebenswichtige Erholung des Körpers als auch die Fähigkeit, auf Gefahrensituationen zu reagieren. Die Mechanismen, die diese Fähigkeiten steuern, befinden sich im entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil des menschlichen Gehirns, dem Stammhirn.

    Wenn die äußeren Reize eine gewisse Schwelle überschreiten, leiten Zellen im Stammhirn diese an das Großhirn weiter. Umgehend erwachen wir, damit unser Körper auf den Reiz, das heißt auf die potenzielle Gefahr, reagieren kann. Im Gegensatz zu nachtaktiven Tieren ist der Mensch in der Dunkelheit ziemlich hilflos. Seit Beginn der Menschheit war er daher gezwungen, sich einen möglichst sicheren Platz in der Dunkelheit zu suchen, um in aller Ruhe seine Batterien aufladen zu können – mit anderen Worten: zu schlafen. Wenn wir schlafen, haben wir einen verminderten Energiebedarf. Würden wir nicht schlafen, müssten wir mehr Nahrung zu uns nehmen – in Zeiten vermehrter Nahrungsknappheit durchaus ein Problem! Alles in allem sind Wachheit und Schlaf Ereignisse, die eng mit Rhythmen verknüpft sind, die von außen auf uns einwirken. Die Erdumdrehung verursacht den Wechsel von Licht und Dunkelheit, an den sich der Mensch mit seinem Schlaf-Wach-Verhalten angepasst hat. Und es bedarf ungefähr 16 Stunden Wachheit, damit sich langsam ein Gefühl der Müdigkeit aufbauen kann, das uns signalisiert: Es ist Zeit, zu schlafen. Während des Schlafes wird dieses Gefühl der Müdigkeit langsam wieder abgebaut, bis wir uns am Morgen wieder frisch fühlen. Je länger wir wach sind, desto ausgeprägter ist unser Müdigkeitsgefühl.

    Im Laufe der vergangenen 40 Jahre haben sich zahlreiche Forscher mit den Abläufen im Körper beschäftigt, die zum Verhaltenszustand des Schlafes führen. Während unsere Muskeln im Schlaf nur zehn Prozent der Energie verbrauchen, die sie bei Höchstleistung am Tag beanspruchen würden, sind die Unterschiede beim Energieverbrauch des Gehirns viel geringer ausgeprägt: Im Ruhezustand beansprucht das Gehirn immerhin 20 Prozent des gesamten Körperenergiebedarfs, obwohl es nur zwei Prozent des Gesamtkörpergewichts ausmacht. Das Gehirn bleibt im Schlaf äußerst aktiv, obgleich sich unser Körper in einem inaktiven Zustand zu befinden scheint. Diese Hirnaktivität ist messbar und in bestimmten Phasen des Schlafes sogar größer als im Wachzustand.

    Warum schlafen wir?

    Wenn man bedenkt, dass die menschliche Evolution mehr als eine Million Jahre überbrückt und wir immer noch schlafen müssen, stellt sich die Frage, warum. Tatsache ist, dass die Schlafforschung immer noch keine eindeutige Antwort darauf gefunden hat. Es gibt eine Reihe verschiedener Theorien, von denen eine zurzeit besonders plausibel erscheint. Vergleichende Untersuchungen an Säugetieren haben ergeben, dass die Schlafdauer eng mit der Größe des Organismus verbunden ist: Je größer ein Organismus, desto weniger Schlaf braucht er. Während Menschen

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