Jagd auf den Jenseitsmörder
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Jagd auf den Jenseitsmörder
Romantic Thriller von Frank Rehfeld
Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.
Helen Chambers malt Bilder, die sich unbewusst mit dem Tod beschäftigen. Das zieht den Verbrecher Bannister magisch an, der den Tod selbst als Kunstwerk begreift. Nachdem er von Helen in Notwehr erschossen wurde, kehrt er als Geist zurück. In ihrer Not sucht sie Hilfe beim Geisterjäger Sutton, der sich jedoch als Hochstapler entpuppt. Dennoch nehmen beiden Kampf gegen den Geist auf, weil ihnen niemand sonst helfen kann.
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Jagd auf den Jenseitsmörder - Frank Rehfeld
Jagd auf den Jenseitsmörder
Romantic Thriller von Frank Rehfeld
Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.
Helen Chambers malt Bilder, die sich unbewusst mit dem Tod beschäftigen. Das zieht den Verbrecher Bannister magisch an, der den Tod selbst als Kunstwerk begreift. Nachdem er von Helen in Notwehr erschossen wurde, kehrt er als Geist zurück. In ihrer Not sucht sie Hilfe beim Geisterjäger Sutton, der sich jedoch als Hochstapler entpuppt. Dennoch nehmen beiden Kampf gegen den Geist auf, weil ihnen niemand sonst helfen kann.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.
© by Author
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
1
„Nein, George‟, sagte Heather Chambers entschieden und schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte sie gelacht, obwohl die Situation eher zum Weinen war. „Das würde nicht funktionieren. Schlag es dir aus dem Kopf.‟
„Du lehnst es einfach kategorisch ab, weil du dich gar nicht näher damit beschäftigen willst‟, behauptete er und drehte nervös seine Kaffeetasse in den Händen. „Denk doch wenigstens einmal darüber nach. Schon seit Jahren, seit Pauls Tod, vergräbst du dich hier wie eine Einsiedlerin, während das Leben an dir vorbeizieht.‟
Nachdenklich betrachtete Heather den blonden, leicht übergewichtigen Mann, der ihr gegenüber auf einer Bank des Diners saß, in dem sie gegessen hatten. Vielleicht hatte George Wilton in mancherlei Hinsicht gar nicht mal so unrecht.
Es stimmte, dass sie seit Pauls Tod, also seit nunmehr vier Jahren, sehr abgeschieden lebte und sich beinahe völlig in ihre Arbeit vergrub. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt, in einem Alter, in dem andere ihr Leben in vollen Zügen genossen, während sie es weitgehend an sich vorbeistreichen ließ. Das war ihr schon seit langem bewusst, und es war nicht das erste Mal, dass sie mit George darüber sprach.
Dennoch konnte sie nicht anders. Der Gedanke an die Welt dort draußen, außerhalb ihres eigenen kleinen Reichs, ängstigte sie, und sie war noch nicht bereit, sich ihr wieder zu stellen.
Früher war sie anders gewesen. Eine lebenslustige junge Frau, die viel unternahm, gerne ausging und keine Probleme damit hatte, auf Leute zuzugehen. Dann aber hatte sie Paul Chambers kennengelernt. Er war die große Liebe ihres Lebens gewesen. Sie hatten geheiratet, aber ihre Verbindung hatte unter keinem günstigen Stern gestanden. Nicht einmal ein Jahr nach der Hochzeit war Paul bei einem unverschuldeten Autounfall ums Leben gekommen, und von diesem Moment an hatte sich alles für Heather geändert.
Sie hatte allein sein wollen, um mit ihrer Trauer fertig zu werden. Durch das Geld, das sie von Paul geerbt und dem, das sie von seiner Lebensversicherung erhalten hatte, war sie finanziell relativ unabhängig. Sie hatte ihren Job als Angestellte einer Kunstgalerie aufgegeben und war aus Seattle weggezogen. In der kleinen Ortschaft North Bend, die etwa fünfzig Kilometer östlich von Seattle ebenfalls im amerikanischen Bundesstaat Washington lag, hatte sie ein abgelegenes Haus gekauft, wo sie seither lebte.
Eine Einsiedelei, wie George es nicht ganz zu Unrecht bezeichnet hatte, denn nach und nach hatte sie im Laufe der folgenden Wochen und Monaten den Kontakt zu beinahe allen ihren Freunden abgebrochen. Ihre mehr oder weniger hilflosen Versuche, ihr Trost zu spenden, waren Heather immer unangenehmer geworden.
Den einzigen wirklichen Trost spendete ihr ihr Hobby, die Malerei. In ihren Bildern gelang es ihr, all ihren Kummer und Schmerz zum Ausdruck zu bringen. Schon früher hatte sie vereinzelte Bilder verkauft, und angesichts der Obsession, mit der sie dieser Tätigkeit nun nachging, hatte sie bald weitere Werke angeboten.
George Wilton, der Inhaber der Galerie in Seattle, bei der sie früher gearbeitet hatte, war bereit gewesen, eine Ausstellung für sie zu organisieren, und zu ihrer eigenen Überraschung hatte sie fast jedes angebotene Bild innerhalb kurzer Zeit verkaufen können.
Inmitten ihrer privaten Trauer hatte sie dadurch zumindest auf einem Gebiet Erfolg. Wie sie es sich schon früher manchmal erträumt hatte, hatte sie die Malerei von einem bloßen Hobby zum Beruf machen können und verdiente nicht einmal schlecht dabei. Mittlerweile hatte sie sich einen Namen geschaffen und erzielte für jedes neue Bild einen beachtlichen Preis.
„Ich brauche nicht weiter darüber nachzudenken, George‟, antwortete sie mit Verspätung und strich sich eine Strähne ihres rötlich-blonden Haares aus der Stirn, das ihr in Locken bis weit über die Schultern fiel. „Ich kenne dich schon seit so vielen Jahren, dass du wie ein Bruder für mich bist. Und auf genau diese Art mag ich dich auch. Mach das nicht kaputt, indem du plötzlich mehr willst. Du bist mein bester Freund, eigentlich sogar mein einziger, aber mehr wird niemals zwischen uns sein. Ich bin nun einmal nicht in dich verliebt, und so etwas lässt sich auch nicht erzwingen.‟
Warum bloß hatte er überhaupt damit angefangen? Begriff er denn nicht, welcher Zerreißprobe er ihre Freundschaft aussetzte, indem er plötzlich behauptete, sich in sie verliebt zu haben?
„Weil du dir nicht gestattest, überhaupt irgendwelchen Gefühlen nachzugeben, alles sofort unterdrückst. Mein Gott, du kannst doch nicht glücklich sein, so völlig allein. Aber wahrscheinlich willst du gerade das ja auch nicht. Du glaubst immer noch, du würdest eine Mitschuld an Pauls Unfall tragen, und dafür versuchst du dich zu bestrafen. Du meinst, du hättest gar kein Recht, jemals wieder glücklich zu sein.‟
„Es reicht jetzt‟, stieß sie heftig hervor. „Hör auf, den Amateurpsychologen zu spielen. Vielleicht habe ich meine Gefühle zu sehr verdrängt, aber das hat absolut nichts mit dir zu tun. Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht liebe, wie viel du mir aber als Freund bedeutest. Damit musst du dich begnügen, wenn du nicht auch diese Freundschaft zerstören willst.‟
Er schien regelrecht in sich zusammenzusinken, und fast taten ihre barschen Worte ihr schon wieder leid, denn sie konnte sehen, wie weh sie ihm damit tat. Aber anscheinend waren sie nötig gewesen, um ihm die Wahrheit begreiflich zu machen. Anderenfalls hätte er sich wahrscheinlich gänzlich zum Trottel gemacht und noch stundenlang versucht, sie zu etwas zu überreden, wozu man niemanden überreden konnte. Eine Liebesbeziehung mit ihm war für Heather schlichtweg unvorstellbar, daran würde George auch mit noch so liebevollem Verhalten und noch so viel Überredungskunst nichts ändern. In dieser Hinsicht war er absolut nicht ihr Typ.
„Ich glaube, wir sollten allmählich fahren‟, sagte sie mit einem Blick auf die Uhr. „Es ist schon spät.‟
„In Ordnung.‟ George nickte und rang sich ein verkniffenes Lächeln ab. „Dann muss ich wohl heute Nacht doch noch zurück nach Seattle fahren.‟
„Hättest du mir schon am Telefon gesagt, was es so Wichtiges gab, worüber du unbedingt mit mir sprechen musstest, hättest du dir die ganze Fahrt sparen können.‟
„Tja, hinterher ist man meistens schlauer. Aber ich hielt es für wichtig, persönlich mit dir zu sprechen. Und auch wenn das Ergebnis nicht so war, wie ich es mir erhofft habe, bedauere ich nicht, dass ich gekommen bin. Ich habe wirklich geglaubt, du würdest mehr als nur Freundschaft für mich empfinden, würdest dich aber nicht trauen, den ersten Schritt zu unternehmen.‟
„Da hast du dir etwas eingebildet. Und jetzt lass uns das Gespräch nicht wieder von vorne beginnen.‟
„Schon gut.‟
George winkte eine Kellnerin herbei, bat um die Rechnung und bezahlte. Das Diner, eine Art Mischung zwischen Café und Schnellimbiss, war zwar nicht übermäßig gemütlich, aber hier gab es die besten Hamburger, die Heather je gegessen hatte. Um in einem gemütlicheren Lokal zu essen, hätten sie außerdem wesentlich weiter fahren müssen, da es in North Bend kein einziges richtiges Restaurant gab.
Verglichen mit einer Großstadt wie Seattle musste man hier deutliche Abstriche machen, was kulturelle Angebote und ganz allgemein die Möglichkeit zum Ausgehen betraf. Zusammen mit dem Nachbarort Snoqualmie und sämtlichen weit verstreut außerhalb liegenden Häusern hatte die gesamte Ortschaft nicht einmal viertausend Einwohner.
Eine gewisse Bekanntheit hatten die beiden Orte im regnerischen Nordosten der USA lediglich vor einigen Jahren als Drehorte der Fernsehserie „Twin Peaks‟ erlangt. Gerade weil die Landschaft mit ihren endlosen Wäldern und den beiden titelgebenden Zwillings-Berggipfeln ihr in der Serie so gut gefallen hatte, war Heather hierher gezogen und hatte dies bislang nie bedauert. Die Kriminalitätsrate war äußerst niedrig, die Luft klar und gesund.
Hier war insgesamt ein sehr viel natürlicheres und naturverbundeneres Leben als in der Großstadt mit ihrer schnelllebigen Plastikkultur möglich, wo man gerade als Künstler allzu schnell den so wichtigen Bezug zu seinen Wurzeln verlor.
Zusammen mit George verließ sie das Diner und stieg in seinen Wagen, mit dem sie auch hergekommen waren.