Der Unerbittliche (Western)
By Pete Hackett
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Der Unerbittliche (Western) - Pete Hackett
Der Unerbittliche
von Pete Hackett
© P.Haberl 2012
© der Digitalausgabe 2012 AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172953
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Der Unerbittliche
Der Unerbittliche
„Da stehen die zweihundertfünfzig gehörnten Biester, sagte Allan Sheridan lächelnd, „und hier sind die Papiere.
Er reichte Hunter Barkley den Umschlag aus braunem Papier. „Den Kaufpreis von 2500 Dollar habe ich quittiert. Wir können noch einen Drink auf das erfolgreiche Geschäft zu uns nehmen. Wollt ihr?"
Hunter und Jim Otis, sein Partner, sahen sich an. Otis schüttelte kaum merklich den Kopf und Hunter sagte: „Danke, Sheridan. Ein andermal vielleicht." Er schob den Umschlag ein und ließ seinen Blick über die grasenden Rinder gleiten. Sie trugen den Hufeisenbrand, und dem Kaufvertrag entsprechend war ihr Besitzer ein gewisser Jack Flaherty aus dem Lincoln County.
Nun war es Hunters und Jims Herde. Die beiden waren mit sich zufrieden. Zehn Dollar pro Rind war ein guter, fairer Preis.
„Wie ihr wollt, sagte Sheridan, und es war offensichtlich, dass ihm die Ablehnung gelegen kam. Er hatte es plötzlich sehr eilig und nahm sein Pferd herum. „Glücklichen Trail
, wünschte er, dann gab er seinen beiden Begleitern einen Wink. Sie trieben die Pferde an und ritten zurück nach Santa Fe.
Jim Otis verzog den Mund. „Ohne die Papiere, die zweifellos echt sind, würde ich den drei Kerlen nicht ein einziges Rind abgekauft haben. Vom ersten Eindruck her hätte ich sie für lichtscheue Sattelstrolche gehalten, nicht aber für hart arbeitende, ehrliche Cowboys."
„Der erste Eindruck täuscht eben oft, Jim", versetzte Hunter und ritt hinüber zur Herde. Die Tiere grasten ruhig. Horn klapperte. Hin und wieder stieg Muhen oder Brüllen zum Himmel. Die Herde stand gut im Futter.
Jim folgte Hunter, holte auf und ritt neben seinem Partner her. Er sagte in den pochenden Hufschlag hinein: „Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen. In zehn - elf Tagen können wir zu Hause sein. Ich mache mir Sorgen wegen Isabel und Juanita. Es ist nicht gut, sie so lange in der Wildnis alleinzulassen."
Hunter pflichtete ihm mit einem Nicken bei.
Sie umrundeten die Herde. Die Tiere standen auf der Ebene südliche von Santa Fe. Über den Berggraten im Osten stand die Sonne. Es war noch kühl. Dem Morgendunst nach zu schließen aber würde der Tag wieder heiß werden. Die Geräusche aus der Stadt wehten heran. Santa Fe war wirtschaftlicher Knotenpunkt und Umschlagplatz für Waren und Güter aller Art, Sitz des Gouverneurs und Stelldichein für Abenteurer und Glücksritter jeder Schattierung. Eine Stadt, in der das Leben pulsierte.
Als sie nach ihrem Rundritt wieder am Ausgangspunkt angelangt waren, gab Hunter zu verstehen: „Bleib bei der Herde, Jim. Ich besorge zwei Packpferde und Proviant und noch ein paar Dinge mehr, die wir brauchen auf dem Trail."
„In Ordnung, erwiderte Jim. „Wenn du zurückkehrst, brechen wir auf.
Hunter wusste, wie sehr Jim sich um die Frau sorgte, mit der er seit über acht Jahren zusammenlebte und mit der er eine Tochter hatte. Isabel war Mexikanerin. Die Kleine hieß Juanita. Vor über einem halben Jahr hatten sie sich in der Nähe von Red Hill, einem kleinen Nest mitten in den Bergen weit im Westen New Mexikos, niedergelassen, ein Haus, einige Schuppen und Scheunen und Corrals errichtet, und vor einer Woche waren Hunter und Jim nach Santa Fe geritten, um Rinder zu kaufen.
Nach vielen ruhelosen Jahren des ziellosen Herumziehens hatten sie beschlossen, sesshaft zu werden und eine Ranch zu gründen.
Im Trab näherte Hunter sich der großen Stadt …
Als er über zwei Stunden später zurückkam, führte er zwei hochbeladene Maultiere an der langen Leine. Die Tiere trugen vom Hufnagel bis zum Campzeug alles, was sie auf ihrem Weg nach Südwesten brauchten. Zweihundert Meilen durch unwegsame Wildnis lagen vor ihnen. Zweihundert Meilen voller Strapazen und Gefahren.
Als die Sonne sich dem Zenit näherte, brachten sie die kleine Herde auf den Trail. Staub wolkte dicht, kroch unter die Kleidung der beiden Männer, knirschte zwischen ihren Zähnen und entzündete ihre Augen. Tausend Hufe wühlten den Boden auf, es war ein auf und ab knochiger Rücken. Bald nahm die Herde Marschordnung ein. Das Rumoren, das sie verursachte, schlug auseinander und ließ alle anderen Geräusche versinken. Nach und nach aber mäßigte es sich zu einem monotonen Brodeln, das an fernes Donnergrollen erinnerte.
Hunter führte den Leitbullen an der Longe. Die Herde zog in Keilformation dahin. Jim Otis ritt am Ende und sorgte dafür, dass keine Tiere zurückblieben. Er war dem wogenden Staub vollkommen ausgesetzt und hatte sich das Halstuch über Mund und Nase gezogen. Am nächsten Tag sollte Hunter als Dragrider der Herde folgen.
Das Land war hügelig, felsig, heiß und staubig. Die Herde zog eine deutliche Spur durch das harte, trockene Gras. Hier und dort wucherte auf den Hügelflanken dichtes, undurchdringliches Sumac-Dickicht, hauptsächlich aber bestand die kärgliche Vegetation aus Comas und Mesquitesträuchern.
Als die Sonne unterging und die Abenddämmerung den Tag nach Westen verscheuchte, lagerten sie in einem Talkessel, dessen Grund von einem plätschernden Bach zerschnitten und der ringsum von buckeligen Anhöhen begrenzt wurde. Die Longhorns drängten zum Wasser. Buschige Schwanzenden peitschten über den knochigen Rücken, die Senke war erfüllt vom Stampfen der Hufe, vom Muhen und Brüllen der Tiere.
Am Rand der Senke, etwas abseits von der drängenden und schiebenden Herde, schlugen Hunter und Jim ihr Camp auf.
„Ein guter Tag", murmelte Jim, es klang mitgenommen und erschöpft, aber es lag auch Zufriedenheit im Tonfall seiner staubheiseren Stimme.
„Yeah", antwortete Hunter einsilbig und begann, Feuerholz zu sammeln.
*
Es war dunkel. Dennoch war Santa Fe hell. Lichtbahnen fielen aus Fenstern und Türen in die riesige Plaza und lichteten die Nacht. Scharen von vergnügungssüchtigen, grölenden und johlenden Männern bevölkerten Gehsteige und Fahrbahnen. Dann und wann peitschte ein Schuss, den ein übermütiger Bursche in die Luft abfeuerte. Manchmal war es auch ein Schuss, der ein Leben auslöschte. In Santa Fe verging fast kein Tag ohne Schießerei und Blutvergießen. Aus der 'Santa Fe Dancing Hall' drang wilde Tanzmusik, aus den Saloons Geschrei und Gelächter. Die Stadt summte wie ein Bienenkorb. Bösartige Impulse füllten Santa Fe mit Lasterhaftigkeit und Todsünde.
Allan Sheridan, Cole Denton und Wade Morgan beobachteten die Wells & Fargo Bank. Nachdem sie Hunter und Jim die Herde verkauft hatten, beschlossen sie, die große Stadt zu verlassen und für einige Zeit unterzutauchen. Langsam wurde ihnen der Boden heiß unter den Fußsohlen hier in New Mexiko.
Es waren Banditen. Übles Grenzgesindel, das ohne mit der Wimper zu zucken für eine Handvoll Dollar ein Menschenleben auslöschte. Als Hunter und Jim den Kaufvertrag für die Herde unterzeichneten, konnten sie nicht ahnen, dass sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten.
Der Erlös, den sie für die Herde erzielt hatten, reichte den Outlaws nicht, um für längere Zeit ein sorgenfreies Leben in Mexiko führen zu können. Und so hatten sie beschlossen, die Wells & Fargo Bank auszurauben und dann ihre Spur zu verwischen.
Sie observierten die Bank fast den ganzen Nachmittag lang. Auf den yardhohen Vorbau hatte sich einer der Wachmänner einen Stuhl hingestellt. Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß er darauf, das Gewehr quer vor der Brust haltend, jeden Kunden scharf taxierend.
Soeben verließ ein dickleibiger Mann die Bank. Er wechselte ein paar Worte mit dem Gunman auf dem Vorbau, tippte an die Krempe seiner Melone und marschierte davon.
„Geh in den Hof, Cole", murmelte Allan Sheridan zwischen den Zähnen.
Cole Denton setzte sich in Bewegung, schritt ein Stück den Gehsteig entlang, überquerte die Fahrbahn und verschwand auf der anderen Seite in einer Gasse.
Als Cole Denton mit der Dunkelheit verschmolz, war Wade Morgan an der Reihe. Einen Betrunkenen mimend torkelte er über die Plaza. Noch nahm der Wachmann keine Notiz von ihm. Betrunkene gehörten zum Stadtbild. Aufmerksam wurde er erst, als Wade Morgan seinen Fuß auf die Vorbautreppe setzte, sich mühsam auf das Geländer stützte, den linken Fuß nachzog, stolperte und der Länge nach vor ihm auf die Vorbaubohlen krachte.
Allan Sheridan kam über die Straße. Der Gunman von Wells & Fargo hatte nur Augen für den vermeintlich Sturzbetrunkenen. Er verzog angewidert das Gesicht, erhob sich und krümmte etwas seinen Oberkörper, als er grimmig hinausspuckte: „Du kannst wohl nicht mal mehr die Bank von einer Brandybude unterscheiden, Suffkopf. Steh auf und zieh Leine, oder ich trete dir in den Hintern."
Wade Morgan wälzte sich auf den Rücken, lallte unartikulierte Worte, hickste, und mühte sich ab, auf die Beine zu kommen, fiel aber wieder nach hinten und gab unverständliche Laute von sich, gurgelte und stammelte.
Der Gunman beugte sich hinunter und packte ihn mit der Linken am Hemd.
Allan Sheridan schritt indessen an ihm vorbei in die Bank. Der Wachmann achtete kaum auf ihn. Er versuchte, Wade Morgan zum Rand des Vorbaus zu zerren, um ihn einfach über die Kante auf die Straße zu werfen. Seine Augen weiteten sich, sein Mund klappte auf, und über seine Lippen brach ein versiegender Ton, als er plötzlich einen harten Druck gegen den Leib verspürte, und ehe er seine Bestürzung überwinden konnte, zischte der vermeintlich Betrunkene mit glasklarer Stimme. „Zieh mich hoch, Buddy, und bleib schön vor mir. Was du auf dem Bauch spürst, ist nicht mein Zeigefinger, sondern der Lauf meines Sechsschüssers."
Allan Sheridan war in der Bank verschwunden. Als die Tür hinter ihm zufiel, zog er völlig überraschend den Colt und schlug