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Öko-Dschihad: Der grüne Islam - Beginn einer globalen Umweltbewegung
Öko-Dschihad: Der grüne Islam - Beginn einer globalen Umweltbewegung
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Öko-Dschihad: Der grüne Islam - Beginn einer globalen Umweltbewegung

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Wie geht die muslimische Welt mit dem Thema Ökologie um? Was ist das Spezifische am Öko-Islam? Wann und wo entstanden die ersten Initiativen? Und wie leben Muslim/innen dieses neue Bewusstsein in ihrem Alltag? Die Öko-Islam-Bewegung ist eine starke Stimme im Kampf um den Klimaschutz, von der Gründung der Umweltschutzorganisation IFEES 1994 durch den Briten Fazlun Khalid bis zur internationalen Istanbuler Konferenz 2015. Mit großem Engagement und neuen Lösungen hat auch die Zivilgesellschaft Anteil daran. Ursula Kowanda-Yassin wirft einen kritischen Blick auf Europa, die USA, die arabische Welt und Asien. Das Buch bietet erstmals eine spannende Reise durch die mannigfaltige Welt muslimischer Nachhaltigkeitsbestrebungen.
LanguageDeutsch
Release dateMar 5, 2018
ISBN9783701745708
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    Book preview

    Öko-Dschihad - Ursula Kowanda-Yassin

    Frauen.

    Einleitung

    Ein Ranking der Boston Consulting Group (BCG) im Juli 2017 zeigte, dass die Lebensqualität in Österreich ausgesprochen hoch ist. Im Rahmen dieser Studie wurde in 162 Ländern anhand von 44 Indikatoren untersucht, wie es um das Wohlbefinden der Menschen bestellt ist. Österreich belegte in diesem Ranking Platz vier. Besonders hervorgehoben wird die Tatsache, dass man es in Österreich sehr gut versteht, »bei einer hohen Wirtschaftsleistung die Menschen zufriedenzustellen.« Aufholbedarf ortete man hingegen im Bereich des Umweltschutzes. Ein schlagendes Argument, Klimaschutz insgesamt zum Thema zu machen. Dies ist auch aus islamischer Perspektive ein dringendes Anliegen, denn im Koran wird auf die menschliche Verantwortung gegenüber der Natur und ihrer Zerstörung hingewiesen. Fazlun Khalid, Gründer der ersten islamischen Umweltschutzorganisation IFEES, verweist in diesem Zusammenhang auf folgende Koranstelle: »(…) es ist Verderbnis auf dem Land und im Meer erschienen als ein Ergebnis dessen, was die Hände der Menschen gewirkt haben (…)« (30/41).

    Der Fokus des vorliegenden Buches liegt auf Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die von Muslimen und Musliminnen aufgebaut wurden und deren Engagement aus dem Bemühen kommt, die eigene Religion zu leben und die Natur zu schützen. Persönlicher Gewinn, materielle Vorzüge oder dergleichen spielen hier keine Rolle. Die Menschen, die in den folgenden Kapiteln vorgestellt werden, handeln aus tiefster Überzeugung, wobei sie andere nicht zwanghaft von ihrer Meinung überzeugen, sondern einfach mit gutem Beispiel vorangehen möchten. Sie tun das, was sie selbst leisten können, entsprechend ihres Umfeldes, ihrer Lebenssituation und ihren Möglichkeiten. Sie setzen auf Bewusstseinsarbeit, Bildung und Eigenverantwortung. Gleichzeitig bemühen sie sich, andere dazu zu motivieren, sich eigene Gedanken zu machen und aktiv zu werden.

    Staatliche Maßnahmen sind für dieses Buch nur am Rande von Interesse – ausgenommen im Kapitel 11 (Geld wie Sand am Meer: Ist Reichtum ein Garant für »Fortschritt«?) – zumal in der Realität oft ein großer Widerspruch zu beobachten ist zwischen der Ankündigung von prestigeträchtigen Umweltschutz-Projekten und der zögerlichen Umsetzung in der Praxis.

    Vorab ein Wort zur Struktur dieses Buches: Im ersten Teil – »Dem Fundament« – erfolgt ein Überblick über die theologischen Grundlagen des Islams im Zusammenhang mit den Themen Natur und Umweltschutz. Um die religiösen Beweggründe der muslimischen Aktivisten nachvollziehbar zu gestalten, werden relevante Prinzipien aus der islamischen Umweltethik vorgestellt. Worauf stützen sich Musliminnen und Muslime, die sich aktiv für die Schöpfung einsetzen? Welche religiösen Grundlagen gibt es, auf die das muslimische Umweltbewusstsein aufbaut, auf welche Prinzipien beruft man sich, um ein nachhaltiges Leben zu gestalten? Und wo, wann und durch welche Menschen sind die Anfänge der »islamischen Umweltbewegung« zu verorten?

    Im zweiten und wesentlich umfangreicheren Teil des Buches – dem »Blick in die Welt« – werden persönliche Einblicke in muslimische Lebensgeschichten eröffnet. Es werden Initiativen, Organisationen und Menschen vorgestellt, die sich aktiv für das Thema Umweltschutz einsetzen. Kapitel-Schwerpunkte sind u. a. »Hilfsorganisationen und kooperative Organisationen«, »Umweltbewusste muslimische Einzelkämpfer«, »Gottesdienst und Umweltsch(m) utz« sowie »Bildungsarbeit und staatliche Unternehmungen«. Auch gesellschaftskritische Fragen fließen mitunter in den Text ein, denn Ökologie und soziale Themen sind eng miteinander verbunden.

    Im Zuge der Lektüre mag auffallen, dass Öko-Aktivitäten aus Großbritannien einen gewichtigen Platz einnehmen. Das liegt daran, dass es hier sehr viele Initiativen und eine gute Öffentlichkeitsarbeit gibt. Auch gegenüber diesem Buchprojekt zeigte man sich aufgeschlossen und war gerne zu Interviews bereit. Die kontaktierten Personen sehen sich oft als Botschafter des Islams und seiner umweltethischen Prinzipien, und man spürte bei diesen Gesprächen förmlich die Freude darüber, über diese Sache aufklären zu dürfen. Hinzu kommt, dass viele britische Organisationen weit über die Landesgrenzen hinaus wirken. Somit entstehen Verbindungen zu anderen Teilen der Welt wie beispielsweise zu Indonesien, Malaysia oder Saudi-Arabien, deren Aktivitäten dann ebenso zur Sprache kommen.

    In den einzelnen Kapiteln werden u. a. folgende Initiativen und Personen exemplarisch vorgestellt: Beginnend mit der Organisation IFEES, die auf zerstörerische Fischerpraktiken in Tansania reagierte und mit religiösen Argumenten Überzeugungsarbeit leistet, folgt ein Porträt der britischen Jugendorganisation MADE, die auf kreative Weise in Umweltfragen aktiv ist. Eine säkulare Organisation, die Menschen unterschiedlicher Religionen zusammenbringt, um einander gegenseitig zu unterstützen, ist ARC. Dass Religiosität keine Garantie für achtsamen Umgang mit der Schöpfung ist, zeigt das darauffolgende Kapitel über die Pilgerfahrt. Bei der Organisation GO wird wiederum sichtbar, dass das Öko-Thema in besonderer Weise ein Frauenthema ist und dass mit Bildung und ohne großen materiellen Aufwand viel erreicht werden kann. Ein wenig provokant klingt der Titel des Kapitels, in dem Sarah Joseph einen Aufruf zum Öko-Dschihad wagt. Im nächsten Abschnitt wird anhand von Beispielen gezeigt, wie man sich seinen Lebensunterhalt mit »Öko-Islam« verdienen kann und sich damit gleichzeitig vielleicht auch einen Traum erfüllt. Dass es am sinnvollsten ist, von jung an zu lernen, um dann dieses Wissen ein Leben lang weiterzuentwickeln, wird im anschließenden Pädagogik-Kapitel näher unter die Lupe genommen. Des Weiteren werden – beispielhaft für eine neue Generation – einige junge Frauen vorgestellt, die in ihrer Religion die Verpflichtung zur Achtsamkeit sehen und ihre wissenschaftlichen und persönlichen Erkenntnisse in die Communities tragen. Die Tatsache, dass die Moschee als ein Lebensraum im Kleinen ebenso gepflegt werden muss wie die Erde, ein Lebensraum im Großen, wird in der Folge behandelt und in diesem Kontext der Verein NourEnergy vorgestellt. Im vorletzten Kapitel wird ein kritischer Blick in die Vereinigten Arabischen Emirate geworfen und die Frage in den Raum gestellt, ob Reichtum einen achtsamen Umgang mit der Natur bestärkt oder nicht, ehe abschließend ein Überblick gegeben wird, wie das Thema Öko-Islam in Medien dargestellt wird, die von Muslimen gestaltet werden.

    Teil A:

    Die Theorie

    oder

    Das Fundament

    1.

    Öko-Islam und seine Muslime

    Anfänge, Merkmale und Überblick der Öko-Islam-Bewegung

    »Die Rolle des Islams kann einer der entscheidendsten Faktoren dabei sein, wenn es darum geht, den Planeten in Richtung nachhaltige Zukunft zu bewegen.«

    Mit diesem Statement machte Olav Kjørven, Direktor des Büros für Entwicklungspolitik der UNDP (United Nations Developement Programme – das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen), im Rahmen der internationalen Istanbuler Konferenz 2009 auf die Bedeutung des Islams für die Umweltbewegung aufmerksam. Diese Aussage ist bezeichnend dafür, dass der Religion in Zusammenhang mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine wachsende Bedeutung beigemessen wird.

    In der muslimischen Welt gibt es immer mehr Menschen, die ihre Verantwortung am Klimawandel erkannt haben. Es ist vorwiegend eine junge Generation, die ihre Religion bewusst lebt und in Sachen Klimaschutz eine aktive Rolle einnehmen will. Auffallend ist, dass – vergleichsweise zu anderen Bereichen – der weibliche Anteil in dieser Bewegung relativ hoch ist. Eine Rückbesinnung auf Einfachheit, Maßhalten und kritisches Konsumverhalten ist in der muslimischen Gemeinschaft allgemein wahrnehmbar. Muslime und Musliminnen sehen es in ihrem Religionsverständnis als Pflicht eines »guten« Muslims an, nicht nur an den eigenen Vorteil zu denken, sondern gleichzeitig die Mitwelt zu berücksichtigen.

    Diese Einstellung ist nicht nur unter Muslimen zu beobachten, insgesamt geht der Trend in diese Richtung, sich auf das ökologisch Vertretbare zu besinnen, anstatt in übertriebener Form nach materialistischen Werten zu streben und in der Konsumgesellschaft »aufzugehen«. Dieser Bewusstseinswandel fußt sicherlich auf der Erkenntnis, dass die Industrialisierung Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur Positives gebracht hat. Junge Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten hinterfragen den Technologieglauben kritisch und widmen sich in verstärktem Maße ethischen Fragen, wobei die Frage nach dem richtigen Handeln im Sinne von Religion und Umwelt im Vordergrund steht. Ihre Einstellung lautet: »Jeder ist verantwortlich für seine Taten und jeder kann etwas bewirken.« In einer Überlieferung des Propheten heißt es sinngemäß: »Wenn das Ende der Weltzeit einen überrascht und man einen Setzling in der Hand hielte mit der Absicht ihn zu pflanzen, dann soll man sich nicht abhalten lassen, dies doch zu tun.« Mit anderen Worten: Es ist nie zu spät, und jede kleine Tat in Verbindung mit Gottesvertrauen ist für die Umwelt und im Auge Gottes wertvoll und sinnvoll.

    Und das ist gut so, denn durch den Klimawandel, so konstatieren Klimaforscher, wird der Meeresspiegel in den nächsten Jahrzehnten vermutlich so stark ansteigen, dass viele Gegenden der Welt unbewohnbar sein werden. Alexandria etwa, die ägyptische Metropole mit derzeit geschätzten fünf Millionen Einwohnern, könnte Mitte des 21. Jahrhunderts unter Wasser stehen. Wenn man bedenkt, dass es sich hier um die drittgrößte Stadt Nordafrikas handelt, kann man sich ausmalen, was das für die Einwohner bedeuten würde, welche Fluchtbewegungen in Gang gesetzt würden und welche Konsequenzen das für die ganze Weltgemeinschaft haben würde. Auch die Tatsache, dass weltweit täglich bis zu 150 Tierarten aussterben, ist alarmierend. Man könnte die Liste an umweltbedingten Zerstörungen noch lange weiter ausführen.

    Sich für die Idee des Umweltschutzes einzusetzen, motiviert viele Menschen, sich zusammenzuschließen und gemeinsam Überzeugungsarbeit zu leisten, zumal man in der Gemeinschaft mehr bewirken kann als alleine. Auch diese Entwicklung ist zunehmend in den unterschiedlichsten muslimischen wie auch interreligiösen Umweltgruppen zu beobachten. »Die Sorge um das gemeinsame Haus« verbindet, wie es Papst Franziskus 2015 in der Enzyklika »Laudato si’« beschrieb, schließlich ist es EIN Planet, auf dem die Menschen miteinander leben. Kurzum: Ökologisches Bewusstsein ist ein Thema, das Menschen zusammenbringt. Denn: »Wir sitzen alle auf dieser Erde.«

    Grundsätzlich können zwei Schienen des Öko-Islams unterschieden werden: einerseits zivilgesellschaftliche Bewegungen und andererseits Maßnahmen von Regierungen unterschiedlicher Staaten. Der Fokus in diesem Buch liegt auf Menschen, die eigenverantwortlich handeln und aus Überzeugung selbstständig aktiv werden. Bei den Aktivitäten der Zivilgesellschaft lassen sich in Hinblick auf den Stellenwert, den die Religion in ihrem Umweltbewusstsein hat, zwei verschiedene Phänomene feststellen. In mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern tritt die religiöse Motivation in den Hintergrund und die Notwendigkeit zu handeln, steht an erster Stelle. In Ländern, in denen Muslime eine Minderheit darstellen, verhält es sich umgekehrt, vermutlich, weil die Religion bewusster gelebt wird und man das Image des Islams verbessern möchte.

    Tatsache ist, dass sich immer mehr Muslime mit der Idee des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit befassen und über ihren Lebensstil und ihre Alltagsgewohnheiten reflektieren. Die Formen, wie gelebter Öko-Islam umgesetzt wird, sind so vielfältig, wie es die Muslime selbst sind. Ein indonesischer Bauer hat sicher nicht das Problem des Konsumwahns wie beispielsweise ein Stadtmensch in Mitteleuropa. Und ein muslimischer Moscheeverband im hohen Norden wird vermutlich nicht die Stromversorgung für die Beheizung der Gebetsräume mittels Solarenergie bewerkstelligen können, wie dies in Ländern wie Marokko der Fall ist. Demzufolge ist jeder Mensch, jede Gruppierung, jede Bewegung, die sich für die Umwelt einsetzt, individuell zu sehen.

    Der geistige Anfang und die Beweggründe

    Als den geistigen Gründervater dieser Öko-Bewegung kann man den Philosophen iranischer Herkunft, Seyyed Hossein Nasr, betrachten. Nasr, geboren 1933 in Teheran, zählte zu den Ersten, die sich von muslimischer Seite mit diesem Thema beschäftigten. Neben seiner Professur für Islamwissenschaften an der George Washington University ist Nasr ein bedeutender islamischer Philosoph. Er lebt seit vielen Jahren in den USA und hat, wie viele andere auch, erst durch sein Leben im Westen und seine religiöse Fundierung zum Umweltschutz gefunden und später zu diesem Thema mehrere Publikationen verfasst.

    Nasr vertritt die Ansicht, dass der Islam nicht nur aus der Befolgung von Riten besteht, sondern ganz im Gegenteil: Der Islam weist auf die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen für die Welt hin, jenseits konfessioneller Grenzen. »Die Umweltkrise hat tiefe spirituelle, philosophische und religiöse Wurzeln und Gründe. Es ist das Ergebnis schlechter Haushaltung.« Demgemäß hat jeder einzelne Mensch die Aufgabe, an sich und an seinem Umfeld zu arbeiten. Seyyed Hossein Nasr vertritt ferner die Auffassung, dass seit der europäischen Aufklärung die höhere Ordnung von den Menschen verleugnet worden sei. Stattdessen hätten die Menschen ein anthropozentrisches Weltbild geschaffen, das sie selbst in den Mittelpunkt stellte und den Gedanken der Enthaltsamkeit verdrängte. Durch die Abkoppelung von einer höheren Ordnung hat der Mensch sich freie Bahn für die Ausbeutung der Natur eingeräumt. Zum einen ist der Mensch ein grenzenlos egoistisches Wesen, gleichzeitig strebt er aber auch nach Transzendenz und findet ohne kosmologische Verankerung keine wirkliche Befriedigung im Leben. Sein stetig gesteigertes Konsumverhalten und sein Streben nach immer neuen technischen Errungenschaften dienen lediglich als Ventil für dieses Ungleichgewicht. Für Nasr haben materielle Werte die Spiritualität ersetzt. Diese Einschätzung trifft auch auf Muslime zu, die, so Nasr, wieder zu ihrem ursprünglichen Weg zurückfinden müssten. Wenn sie den wahren Kern ihrer Religion erkennen würden, wäre der Umweltschutz eine logische Konsequenz daraus. Nasr vertritt die Auffassung, dass diese Konsumgläubigkeit wieder zurückgedrängt werden könnte, wenn die religiöse Spiritualität wiederbelebt würde. Eine gewiss nicht unumstrittene These, mit der so manche Religionskritiker nicht konform gehen.

    Die deutsche Soziologin Sigrid Nökel beschäftigte sich eingehend mit Nasrs Theorien und Überlegungen, wonach die Umweltkrise auch auf eine spirituelle Krise zurückzuführen sei. Nökel ist Autorin einer Untersuchung zum Thema Islam, Umweltschutz und nachhaltiges Handeln in der Reihe »Stiftung Interkultur – Skripte zu Migration und Nachhaltigkeit«. Nökel findet Nasrs Ansicht, dass sich der Mensch der kosmologischen Verankerung fügen soll, sehr konservativ. Dennoch ist auch sie der Meinung, dass islamische Prinzipien einen großen Einfluss auf die Menschen haben könnten, nicht zuletzt in Hinblick auf den Umweltschutz. »Umwelt- und Klimaschutz werden, jenseits aller Moden, zu einer Angelegenheit von spirituellem Rang. Über Moscheegemeinden und islamische Gruppen würde man eine große Gruppe von Menschen erreichen, die sich sonst nicht angesprochen fühlen. Umweltdiskurse könnten hier verankert werden. Vernetzungen mit anderen Umweltgruppen und -organisationen wären möglich. Die Umweltbewegung wäre damit einen Schritt weiter«, ist Nökel überzeugt.

    Der Islam strebt in seinem ganzheitlichen Verständnis die Harmonie des Menschen mit seinem Schöpfer, der Natur und seiner Umgebung an. Wer davon überzeugt ist, dass sowohl der Mensch als auch die Natur Teil der Schöpfung sind, fühlt sich für seine Umwelt (hoffentlich) verantwortlich. Somit wäre es wünschenswert, achtsam mit der Natur umzugehen, um Frieden mit seinem Schöpfer – und somit auch mit sich selbst und seiner Mitwelt – zu erlangen.

    Die Umweltprobleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, resultieren aus Sicht vieler Ökologen aus der Industrialisierung und dem Kapitalismus und stammen somit eher aus der jüngeren Vergangenheit. Die Beschäftigung mit der Beziehung zwischen Mensch und Kosmos

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