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30 rote Kleider
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Ebook147 pages1 hour

30 rote Kleider

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About this ebook

Während einer Lesereise sucht der Schriftsteller James Moore in Kambodscha außerplanmäßig Unterschlupf in einem Bordell, um sich vor einer verheerenden Sturzflut in Sicherheit zu bringen. Er und sein Übersetzer werden Zeugen von den Abscheulichkeiten, denen Mädchen, die zur Prostitution gezwungen werden, ausgesetzt sind - unter ihnen ein Kind mit einer besonderen Gabe. Zusammen kämpfen sie nicht nur, um die Mädchen vor dem Hochwasser zu retten, sondern auch vor dem gefährlichen Bordellbesitzer und seinen Männern.

LanguageDeutsch
Release dateMar 21, 2018
ISBN9781547519439
30 rote Kleider

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    Book preview

    30 rote Kleider - Johan Twiss

    INHALTSVERZEICHNIS

    Widmung1

    Kapitel 12

    Kapitel 25

    Kapitel 310

    Kapitel 414

    Kapitel 518

    Kapitel 622

    Kapitel 726

    Kapitel 829

    Kapitel 932

    Kapitel 1035

    Kapitel 1139

    Kapitel 1243

    Kapitel 1350

    Kapitel 1452

    Die Geschichte von der Manguste59

    Anmerkungen des Autors65

    Diskussionsthemen für Lesegruppen  68

    Danksagung69

    WIDMUNG

    An jene, die unter den Übeln des Menschenhandels leiden, es tut mir für euch im Herzen weh. Ich weine für euch. Ich bete für euch. Und ich werde versuchen zu helfen, so gut ich kann.

    Und an jene wundervollen Organisationen und Seelen, die gegen diese Art der modernen Sklaverei kämpfen. Euch sage ich danke, weiter so.

    KAPITEL 1

    Ob er sich wohl daran erinnert, dass heute mein Geburtstag ist? dachte Veata.

    Höchstwahrscheinlich würde sie keine Geschenke bekommen und den Tag – wie immer - mit Hausarbeit verbringen, doch das konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breitmachte.

    Heute bin ich acht!

    Sie bereitete das Frühstück vor und genoss dabei, wie der Duft von Spiegeleiern und Curry durch die kleine Einzimmerhütte wehte. Die Gerüche erinnerten sie an das Essen, das ihre Mutter immer zubereitet hatte, was ihrem frohen Tag einen Stich von Traurigkeit verlieh. Es war zwei Jahre her, dass ihre Eltern an Cholera gestorben waren und sie vermisste sie schrecklich – und hatte Mühe, ihre Gesichter in ihrer Erinnerung lebendig zu halten.

    Seitdem lebte sie bei ihrem Onkel, der seine Tage mit Glücksspielen verbrachte – zumindest, wenn er nicht irgendwo zusammengeklappt oder betrunken oder damit beschäftigt war, sie zu schlagen. Trotzdem war es ihr Geburtstag und sie war glücklich.

    Veata hörte ein tiefes Brummen von der anderen Seite der Hütte kommen und sah ihrem Onkel dabei zu, wie er sich faul von seiner Schlafmatte rollte. Er rieb sich die Augen, setzte sich auf und knurrte sein Missfallen daran, dass er so früh aufstehen musste, in den Raum.

    „Guten Morgen, Onkel", sagte Veata leise. Ihre besonderen Augen sahen, wie braune, flache Farbwirbel sich langsam um ihren Onkel herumbewegten. Er war müde und angeschlagen, aber zumindest hatte er keine schlechte Laune.

    Soweit ihre Erinnerungen zurückreichten, hatte Veata immer die Farben gesehen, die andere Menschen umgaben. Ihre Mutter hatte ein helles Gelb, wie die Sonne, und ihr Vater ein wässriges Grün, wie die Reisfelder, in denen er arbeitete. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, dass sie besondere Augen hatte, und dass es ein Geschenk war, die Aura der Anderen sehen zu können. Aber Veata wusste nicht, was eine Aura war - für sie waren es einfach nur Farben. Und alles, was lebte, zeigte ihr anhand seiner Farben sein wahres Gesicht.

    Ihr Onkel stand langsam auf. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, als er seinen Rücken wölbte und sich streckte. Mit schweren Schritten ging er rüber zu dem kleinen Herd und schaufelte eins der Spiegeleier auf, die Veata gemacht hatte.

    „Ich fahre heute in die Stadt, verkündete er. „Du kommst mit mir mit. Mach hier schnell sauber und mach dich dann fertig.

    Veata erstarrte und ihr Gesicht wurde ganz rot, als sich ein Bauchgefühl in ihr breitmachte, welches ihr sagte, dass es etwas mit einer unerwarteten Geburtstagsüberraschung zu tun hatte. Sie hatte ihr ganzes Leben in ihrem kleinen Dorf verbracht, und dies würde ihr erster Ausflug nach Phnom Penh, in die Hauptstadt Kambodschas sein.

    Die Farben, die um ihren Onkel herumwirbelten, wechselten von einem schmutzigen Braun zu einem Smaragdgrün mit einem grauen Stich. Sie hatte ihn nie zuvor so aufgeregt gesehen.

    Die Busfahrt war lang und ereignislos. Aber als man die Stadt sehen konnte, staunte sie über die hohen Gebäude, geteerten Straßen und vielen Autos.

    Veata schluckte einen Klumpen in ihrem Hals herunter. All diese Leute, dachte sie. Die sehen ganz genau so aus, wie die Ameisen, wenn ich einen Ameisenhügel antippe.

    Der Bus hielt in einem älteren Teil der Stadt an und ihr Onkel gab ihr mit einem Zeichen zu verstehen, dass sie mit ihm aussteigen sollte. Veata folgte ihrem Onkel leise durch ein Labyrinth aus engen und zunehmend schmutzigen Gassen. Die Farben der Leute, an denen sie vorbeikam, waren ganz unterschiedlich, wie ein Regenbogen – die einen waren blendend und hell, die anderen trüb und dunkel.

    Nachdem sie in eine weitere Gasse eingebogen waren, stieß Veata fast mit ihrem Onkel zusammen, als er abrupt vor einer verwitterten grünen Tür stehenblieb.

    „Warte hier, sagte er in einem scharfen Ton und bewegte seinen erhobenen Zeigefinger vor ihrem Gesicht hin und her. „Ich gehe hier rein, um etwas zu klären. Wage es nicht, dich von der Stelle zu rühren.

    Veata nickte und wartete geduldig in der Gasse, aber ihre Neugier brachte sie dazu, ihre Umgebung zu erkunden. Neben einem Müllhaufen fand sie zwei kleine Schnecken. Ihre Farben schimmerten rosa und silber. Mit den Schnecken in der einen Hand hob sie mit der anderen zwei kleine Stöcke auf und baute daraus eine Laufbahn.

    „Also gut, meine Kleinen, flüsterte sie und platzierte die Schnecken jeweils in eine Spur. „Und los!

    Die Schnecken krochen vorwärts. Eine von ihnen steuerte auf den Stock in der Mitte zu. Oh nein, sie ist gefangen. Sie bückte sich, um die Schnecke zu befreien, als sie hörte, wie sich die Tür hinter ihr öffnete.

    Ihr Onkel kam zusammen mit einem Fremden aus dem Haus. Er hatte eine schwarze Igelfrisur, die an den Spitzen rot gefärbt war. Der fremde Mann gab ihrem Onkel einen kleinen Stapel Geld und sie schüttelten sich die Hände.

    Veata neigte ihren Kopf zur Seite. Ich habe meinen Onkel noch nie lächeln sehen, dachte sie, als sie seinen Farben dabei zusah, wie sie dunkelgrün und lila explodierten.

    „Da", ihr Onkel zeigte herablassend auf Veata. Gierig blickte er auf seinen neugefundenen Reichtum, drehte sich um und ging. Veata richtete sich auf, um ihm zu folgen, aber der Mann mit der Igelfrisur packte sie von hinten und drückte seine dreckige Hand auf ihren Mund.

    Sie biss dem Mann in die Hand und schrie: „ONKEL! KOMM ZURÜCK!"

    Ihr Onkel hielt an und drehte sich um. Seine Farben veränderten sich zu einem soliden Grau, wie kalter, harter Stein. Dann blitzten sie dunkelgrün auf, als er sehnsüchtig auf das Geld in seiner Faust blickte. Ohne ein Wort drehte er Veata das zweite Mal den Rücken zu und verließ die Gasse.

    Veata schrie und kratzte, versuchte vergeblich, sich aus dem Griff des Mannes herauszuwinden, als er sie ins Gebäude zerrte. Er schubste sie in einen großen Schrank und schlug ihr ins Gesicht.

    „Ich werde dich so lange schlagen, bis du aufhörst zu schreien!", brüllte er. Seine Farben veränderten sich von einem matten Grau zu flammenden Rot- und Orangetönen, als er sie schlug.

    Jeder Schlag fühlte sich an wie ein Hammer, der Veata immer weiter zusammenschrumpfen ließ. Sie hörte auf zu schreien, aber ihre Gedanken flehten: Hilf mir, Onkel! Komm zurück! Helft mir! Irgendjemand muss mir doch helfen!

    Aber es kam niemand.

    Der Mann mit der Igelfrisur ignorierte ihre Tränen. Seine grauen Farben bewegten sich lasch um seinen Körper herum, als er auf sie heruntersah. Er griff ein kleines rotes Kleid von einem Regal und schmiss es in ihre Richtung. Veata sah dabei zu, wie es durch die Luft flatterte, beinahe glitt, bevor es auf den dreckigen Boden vor ihren Füßen fiel.

    „Zieh dich um!", befahl ihr der Mann.

    Veata schmeckte die salzigen Tränen, die ihr das Gesicht herunterliefen. Sie versuchte, den Schmerz von sich zu schieben, versuchte zu verstehen. Ein Bild von ihrer Mutter in einem gelben Kleid kam in ihren Gedanken auf.

    „Mama", schluchzte sie, und ihre Mutter lächelte und streckte ihre Arme aus, um sie zu trösten.

    „Mama. Halte mich." Veata streckte sich nach ihrer Mutter aus, ihre Finger berührten sich fast, als ein fester Schlag gegen ihre Wange donnerte. Ihre Mutter verschwand.

    „Halt den Mund und zieh dich um!"

    Veata blinzelte und versuchte, ihre Mutter zurück in ihr Blickfeld zu bekommen, aber sie war weg. „Nein, schluchzte sie. „Komm zurück, Mama!

    „Ich habe gesagt, dass du den Mund halten und dich umziehen sollst", zischte der Mann. Er holte aus, um sie noch einmal zu schlagen, aber Veata griff schnell das Kleid vom Boden und fing an, sich umzuziehen, um zu verhindern, wieder geschlagen zu werden.

    Der Mann grunzte, anscheinend zufrieden, als er seine gehobene Hand wieder herabließ.

    Als sie umgezogen war, griff der Mann ihre Hand, führte sie einen Flur entlang und schubste sie dann in einen kleinen Raum mit einem Duzend weiterer Mädchen in roten Kleidern. Diese Mädchen sahen alle viel älter aus als Veata, wie Teenager. Einige fingen an, zu flüstern, während andere nur ausdruckslos auf einen braunen Vorhang an einer der Wände starrten.

    „Hört auf, zu reden und stellt euch in einer Reihe auf!", schrie der Mann mit der Igelfrisur.

    Als er die Reihe entlangging, hielt er bei jedem der Mädchen an, um ihnen jeweils ein Schild um den Hals zu hängen. Auf den Schildern waren Nummern geschrieben. Veata hatte die „30".

    Plötzlich schienen grelle Lichter von oben auf sie herab und Veata hielt sich die Hand vor die Augen.

    „Los geht’s!", rief der Mann. Er zog an einem Seil, das die samtigen Vorhänge öffnete und ein großes Glasfenster auf der anderen Seite zum Vorschein brachte.

    Keines der Mädchen sagte etwas, aber einige von ihnen fingen an, zu posieren und sich zu winden. Durch das blendende Licht sah Veata, dass sie auf einer Bühne standen und Männer sie durch das Glas ansahen. Einige von ihnen zeigten auf sie. Schwach, verängstigt und von den Schlägen zu sehr unter Schmerzen, um zu begreifen, was passierte, starrte sie auf den Boden, wie

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