Eine gefährliche Patientin: Kurfürstenklinik 66 – Arztroman
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Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist.
Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich.
»Morgen, Adrian!« Oberschwester Walli lächelte ihrem Chef kurz zu. »Gut, daß du schon ein bißchen früher gekommen bist. Könntest du mal kurz zu Norbert Scheunemann hochgehen? Er wirkte ziemlich deprimiert heute.«
Dr. Adrian Winter seufzte. »Dazu hat er auch allen Grund. Es ist wirklich furchtbar... aber wir können einfach noch keine Spenderniere für Norbert auftreiben. Seine Blutgruppe ist ziemlich selten, dazu kommen noch alle anderen Werte, die auch völlig von der Norm abweichen.«
»Geh zu ihm und bau ihn ein wenig auf«, bat Schwester Walli. Sie und alle anderen kannten Norbert schon seit anderthalb Jahren. Damals war der Sportstudent zum ersten Mal in die Kurfürsten-Klinik gekommen. Mit diffusen Beschwerden, die sich aber bald zu einer ganz akuten Krankheit herauskristallisiert hatten.
Seither kam Norbert zwei Mal in der Woche zur Blutwäsche. Seinen geliebten Sport konnte er nicht mehr ausüben, das Studium mußte er abbrechen. Jetzt studierte er Informatik, ein interessantes und aktuelles Themengebiet, das ihn zwar auch fesselte, aber lange nicht so befriedigte wie es die körperliche Bewegung getan hatte.
Dr. Winter konnte den jungen Mann gut verstehen, und er nahm sich vor, ihn nach besten Kräften aufzumuntern.
In den Dialyseraum fiel das graue Licht eines Regentages. Norbert schloß die Augen. Er dachte an Sonne, Wind, Meeresrauschen. Jetzt surfen können! Oder mit dem Boot hinausfahren, irgendwohin, in eine kleine Bucht, wo man ungestört war, wo man baden und tauchen konnte, ohne von Hunderten von Touristen gestört zu werden. Vor ein paar Jahren war er für ein paar Wochen auf Hawaii gewesen... und die herrlichen Bilder dieser
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Kurfürstenklinik
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Eine gefährliche Patientin - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik
– 66–
Eine gefährliche Patientin
Der Chefarzt gerät in die Fänge der schönen Karla
Nina Kayser-Darius
»Morgen, Adrian!« Oberschwester Walli lächelte ihrem Chef kurz zu. »Gut, daß du schon ein bißchen früher gekommen bist. Könntest du mal kurz zu Norbert Scheunemann hochgehen? Er wirkte ziemlich deprimiert heute.«
Dr. Adrian Winter seufzte. »Dazu hat er auch allen Grund. Es ist wirklich furchtbar... aber wir können einfach noch keine Spenderniere für Norbert auftreiben. Seine Blutgruppe ist ziemlich selten, dazu kommen noch alle anderen Werte, die auch völlig von der Norm abweichen.«
»Geh zu ihm und bau ihn ein wenig auf«, bat Schwester Walli. Sie und alle anderen kannten Norbert schon seit anderthalb Jahren. Damals war der Sportstudent zum ersten Mal in die Kurfürsten-Klinik gekommen. Mit diffusen Beschwerden, die sich aber bald zu einer ganz akuten Krankheit herauskristallisiert hatten.
Seither kam Norbert zwei Mal in der Woche zur Blutwäsche. Seinen geliebten Sport konnte er nicht mehr ausüben, das Studium mußte er abbrechen. Jetzt studierte er Informatik, ein interessantes und aktuelles Themengebiet, das ihn zwar auch fesselte, aber lange nicht so befriedigte wie es die körperliche Bewegung getan hatte.
Dr. Winter konnte den jungen Mann gut verstehen, und er nahm sich vor, ihn nach besten Kräften aufzumuntern.
In den Dialyseraum fiel das graue Licht eines Regentages. Norbert schloß die Augen. Er dachte an Sonne, Wind, Meeresrauschen. Jetzt surfen können! Oder mit dem Boot hinausfahren, irgendwohin, in eine kleine Bucht, wo man ungestört war, wo man baden und tauchen konnte, ohne von Hunderten von Touristen gestört zu werden. Vor ein paar Jahren war er für ein paar Wochen auf Hawaii gewesen... und die herrlichen Bilder dieser traumschönen Insel gingen ihm immer durch den Kopf, wenn er mal wieder hier lag und an die Maschine angeschlossen war.
Urlaub am Meer... sportliche Aktivitäten, die einen bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit brachten... damals war das für ihn völlig normal gewesen. Damals hatte er diese Wirklichkeit gar nicht zu schätzen gewußt, hatte sie als das Selbstverständlichste der Welt angesehen.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem seine Nieren ihre Arbeit fast ganz aufgegeben hatten. Da war sein Leben von einem Augenblick zum andern völlig auf den Kopf gestellt worden. Er war zum Sklaven eines Gerätes gemacht worden, an das er zwei Mal in der Woche gefesselt wurde.
Vom Funktionieren des Dialyseapparates hing sein Leben an den übrigen Tagen ab. Ohne die regelmäßig vorgenommene Blutwäsche wäre sein Organismus von den Abfallstoffen seines Körpers überschwemmt und langsam vergiftet worden. Norbert wußte das alles ganz genau, und er war sich auch bewußt, daß er dank der modernen Apparate-Medizin ein relativ gutes Leben führen konnte. Aber... es war so unendlich schwer, sich mit den Einschränkungen abzufinden, die die Krankheit mit sich brachte!
»Ach, Sie sind es, Herr Dr. Winter!« Ein kleines Lächeln glitt über sein blasses Gesicht. »Wollen Sie mir die Langweile vertreiben?«
»Würde ich gern, aber in wenigen Minuten beginnt mein Dienst in der Unfallabteilung, und Sie wissen ja selbst genau, was da immer los ist.«
»Ich weiß. Schließlich haben wir uns da zum ersten Mal gesehen.« Norbert grinste ein wenig schief. Er dachte nicht gern an jenen Tag zurück, an dem er in die Kurfürsten-Klinik eingeliefert worden war. Es war nach einem langen Wochenende mit Karla gewesen. Sie waren damals beide 22 Jahr alt gewesen, jung, lebenshungrig. Und sie hatten die Tage in einem kleinen Ferienhaus an der Ostsee sehr genossen. Bis er sich immer elender gefühlt hatte, bis die Schmerzen schier unerträglich geworden waren...
Karla hatte auf einen Arztbesuch bestanden. Der Dorfarzt im hohen Norden hatte rasch erkannt, daß eine Nierenschädigung vorlag. Er hatte gemeint: »Ich kann hier kaum etwas für Sie tun. Fahren Sie heim und lassen Sie sich in eine gute Klinik einweisen. Dort wird man Sie gründlich durchchecken – und kann ihnen dann bestimmt optimal helfen.«
So war er in die Kurfürsten-Klinik gekommen. Und so hatte er Karla verloren, die sich nicht mit einem kranken Freund belasten wollte. Sie hatte ihm unter einem fadenscheinigen Vorwand schon wenig später den Laufpaß gegeben und war nach Frankreich gegangen, wo sie ihre Studien beendete.
Was aus ihr geworden war, wußte er nicht. Karla schien alle Kontakte zur Heimat abgebrochen zu haben...
»Wie fühlen Sie sich?« erkundigte sich Adrian Winter und nahm kurz neben dem Dialyse-Bett Platz.
»Wie soll ich mich schon fühlen? Besser bestimmt als mancher Ihrer Patienten – und elender als viele Gesunde. Ich...« Er biß sich auf die Lippen, dann gestand er: »Ich komme einfach nicht mit diesem Leben klar! Die Vorstellung, für immer und ewig so eingeschränkt zu sein, ist entsetzlich! Und was werden wird, wenn die Dialyse mal nicht mehr ausreicht, wage ich gar nicht zu denken.«
»Das sollen Sie auch nicht«, erwiderte Adrian. »Sie wissen doch, daß ganz intensiv nach einem Spenderorgan für Sie gesucht wird.«
»Ich weiß. Nur – wann findet man endlich eins?« Er drehte den Kopf zur Seite. »Außerdem ist der Gedanke, daß ein Mensch sterben mußte, nur damit mir geholfen werden kann, auch nicht angenehm.«
»Darüber dürfen Sie ja auch nicht nachgrübeln. Es ist das Schicksal von uns allen, daß wir eines Tages – und meist unerwartet abtreten müssen. Jeden kann es in jeder Minute treffen. Und wenn es dann Menschen gibt, die so vorausschauend sind und möchten, daß einem Kranken mit einem ihrer Organe geholfen wird, so sollte der Empfänger nichts als Dank empfinden.«
»Sie haben ja recht. Schade nur, daß sich gerade in Deutschland so wenige Menschen dazu durchringen können, einen Organspender-Ausweis anzufordern.«
»Stimmt. Ich plädiere sehr dafür. Aber jetzt muß ich wieder los. Möchten Sie noch irgend etwas? Kann ich Ihnen was geben oder Ihnen was besorgen lassen?«
»Danke, nicht nötig. Ich hab mir den neuesten Bestseller von Janine Miller mitgebracht. Tolle Schriftstellerin. Ihre Krimis sind super durchdacht und von einer geschliffenen Sprache, daß es die reinste Freude ist, sie zu lesen.« Während er es sagte, wies er auf ein Buch in einem giftgrünen Umschlag, das auf der linken Seite des Bettes lag.
Adrian Winter warf nur einen kurzen Blick darauf. Er hatte kaum Zeit, mal in Ruhe ein Buch zu lesen, er war schon froh, wenn er all die medizinischen Fachzeitschriften durcharbeiten konnte, die er abonniert hatte. Und auf dem neusten Stand zu sein, war ihm immens wichtig.
»Dann viel Spaß bei ihrer gruseligen Lektüre«, wünschte er lächelnd und zog sich zurück.
An der Tür wäre er fast mit einer jungen Frau zusammengestoßen, die sich rasch abwandte und davoneilte. Kopfschüttelnd sah Adrian ihr nach, doch noch ehe