Cantamus Pädagogik & Campus: Schule zur Potenzialentfaltung für alle Kinder
By Regina Canto
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Das inklusive pädagogische Angebot bietet u. a. in Lernbüros, Partnerklassen und kooperativen Projekten eine Binnendifferenzierung im Schulalltag an, die die individuellen Kompetenzen zur Entfaltung bringen, die ansonsten brachliegen.
Auf dem Plan steht sowohl die Unterstützung von schulischen Fähigkeiten, Insel- und speziellen Begabungen, von Kreativität wie auch die Förderung geistiger Entwicklungen.
Neun verschiedene Durchlässigkeiten durch das Schulsystem motivieren selbst die hartnäckigsten Schulschwänzer, sich in Richtung Schule zu bewegen, um mit ihren Peer-Groups am Schulprojekt teilzunehmen. Das vielseitige Schulangebot kommt Familien und Alleinerziehenden zugute; es dient der Entdeckung und Förderung der individuellen Ressourcen der Berufsvorbereitung.
Die "Cantamus-Pädagogik" veranschaulicht, wie bei einem gut durchdachten pädagogischen Konzept Schule heute gelingen kann. Das theoretische und praktische Wissen der Autorin Regina Canto aus jahrzehntelanger Erfahrung an Schulen, Hochschulen und in der Politik gibt die Sonderpädagogin an alle weiter, die für die Erziehung und Bildung verantwortlich sind, z. B. an Schulpolitiker, Studierende, Pädagogen und Eltern.
Für alle, die Genaueres wissen wollen, steht die Autorin als Beraterin, Referentin, Interview-und/oder Diskussionspartnerin gerne zur Verfügung.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite: www.cantamus-campus.de
Regina Canto
Regina Canto wurde in Gleiwitz in Oberschlesien geboren, ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Sie studierte in Münster und Köln Erziehungswissenschaften auf das Lehramt und in Berlin Sonderpädagogik mit den Fächern Lern- und Geistige Behinderung. Sie war Sonderschulrektorin an einer Förderschule in Berlin-Spandau. Die Autorin übernahm über viele Jahre hinweg Lehraufträge an der FU Berlin, nach der Wende an der Universität Potsdam und an der Fachschule für Sozialwesen Teltow im Fachbereich Erziehungswissenschaften / Psychodiagnostik auf dem Gebiet Sonderpädagogik. In ihrer Lehrtätigkeit widmete sie sich schwerpunktmäßig den ausführlichen Sonderpädagogischen Gutachten, wobei diagnostische und verhaltensrelevante Daten erfasst werden, um einer gezielten Förderung willen, aber auch um Kompetenzen zu erkennen und weiterzuentwickeln. Vorschläge zu Schuleignungsüberprüfungen im vorschulischen Bereich erarbeitete die Autorin u. a. als Pädagogische Fachberaterin beim Klett Verlag, Stuttgart. 10 Jahre lang (bis 2017) war Regina Canto als Bezirksverordnete in Berlin-Spandau in den Ausschüssen Bildung und Kultur, Integration und Jugendhilfe tätig. Seit 2018 setzt sie sich für die Entstehung eines Schul-Pilot-Projekts mit dem Cantamus-Campus ein, bei dem die Cantamus-Pädagogik Anwendung findet. Regina Canto steht als Beraterin, Referentin, Interview- und/oder Diskussionspartnerin zu Verfügung. Über ihre Webseite oder eMail können Sie Kontakt mit ihr aufnehmen: Web: www.cantamus-campus.de eMail: kontakt@cantamus-campus.de
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Cantamus Pädagogik & Campus - Regina Canto
1 – Basiskompetenzen für erfolgreiches Lernen
1.1. Lernende
Um das Lernen zu erlernen, bedarf es einiger wichtiger Voraussetzungen.
Zwei grundlegende menschliche Urbedürfnisse sind die Basis für alle Kompetenzentfaltungen, zum einen sind es die sozialen Beziehungen und zum andern das Bedürfnis nach Selbständigkeit.
Das enge Zusammengehörigkeitsgefühl, das bereits prä- und perinatal im Mutterleib entsteht, setzt sich in sicheren, sozialen Bindungen fort, zuerst zu Bezugspersonen und später in Freundschaften, Klassenverbänden und dann in eigenen Familien. Der soziale Kontakt und die Anerkennung in einer festen Bindung gehören zu den ureigenen Bedürfnissen eines Menschen. Manche Schüler unterliegen besonders dem Einfluss der Freunde und Klassenkameraden. Das sind dann die sogenannten „peerabhängigen Lerner. Bei anderen Schülern spielt der Lehrer eine größere Rolle. Diese heißen „lehrerabhängigen Lerner
. Es gibt aber noch eine dritte Gruppe, die leistungsmäßig fast immer konstant abschneidet, unabhängig davon, mit welchen Freunden oder Lehrpersonen sie zusammenarbeitet. Sie nennt man die „unabhängigen Lerner".
Die zweite wichtige Erfahrung neben der sozialen Bindung ist die Bestätigung, die sich einstellt, wenn das Kind etwas selbständig zustande bringt, wenn es zunehmend Kompetenzen entwickelt, die schließlich zur Autonomie und Freiheit führen.
Nach neurobiologischen Experimenten kommt u. a. der Psychologe Nikolas Westerhoff zu der Erkenntnis, dass Lernen dann besonders viel Spaß macht, wenn der Lernende selbst entscheiden kann, was und wie er lernen will (Westerhoff, N. 2008). Löst das Kind aus eigenem Antrieb eine schwierige Rechenaufgabe, wird vermehrt durch das Glücksempfinden das Glückshormon Dopamin – ein Neurotransmitter – ausgeschüttet.
Werden diese beiden Urbedürfnisse, die der sozialen, festen Bindung und die des selbständigen Lernens und Erforschens nicht erfüllt, können sich Kinder und Jugendliche auf die Suche nach Ersatzbefriedigungen machen. Sie zeigen dann Arbeits-Vermeidungsverhalten und schwänzen die Schule; es können sich hoher Fernsehkonsum, Spielsucht, Drogen- oder Alkoholmissbrauch einstellen. Der Weg, sie mit Geldbußen oder Polizeibegleitung zur Schule zwingen zu wollen, ist denkbar ungeeignet. Eine Motivation zum Lernen kann nicht erzwungen werden.
Dann müssen die Heranwachsenden Unterstützung in positiven sozialen Verknüpfungen erhalten und in ihrem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen aufgebaut werden. Es gilt herauszufinden, welche Erfahrungen die Kinder bisher gewonnen haben; denn jeder Mensch erhält andere emotionale und kognitive Eindrücke. Er hat dadurch persönlich sehr verschiedene Vorstellungen über sein Selbstbild, das Menschenbild, das Weltbild entwickelt.
Die bisher gemachten Lernerfahrungen sind als innere Einstellungen, Überzeugungen, Haltungen und der sich daraus entwickelnden Vorstellungen über sich selbst (Selbstbild), über die anderen (Menschenbild) und über die Welt als Ganzes (Weltbild) im Frontalhirn verankert. Die Eindrücke sind nicht zu trennen von den Verbindungen emotionaler und wahrnehmungsgebundener Strukturen. Jeder Mensch hat zudem individuelle, multiple Erbanlagen. Man kann sich vorstellen, wie groß die inter- und intraindividuellen Unterschiede sein müssen. Auch Untersuchungen belegen: jeder Mensch macht je nach seiner eigenen Denkstruktur mit individuellen Verknüpfungen neuronaler Nervenzellen andere Vorerfahrungen, auf denen sich weiteres Wissen aufbaut. Somit besitzt Jeder ein eigenes Leistungsmuster, das sich immerzu verändert, das aber auch in festen Entwicklungsstrukturen verhaftet ist.
Einen grundlegenden Beitrag hat Jean Piaget zu diesem Thema geleistet. Jean Piaget (1896 1980) legt in seiner Theorie die schrittweise Intelligenzentwicklung des heranwachsenden Menschen dar. Dabei sind die Entwicklungen von Lernstruktur und Lernhandlung zirkulär aufeinander bezogen. Der Mensch handelt frühzeitig auf der Grundlage bestehender Strukturen, die er besitzt und die Strukturen bilden sich aufgrund der Handlungen des Menschen aus.
Piaget unterscheidet vier Entwicklungsstufen des kindlichen Lernprozesses: die sensomotorische, die prä-operationale, die konkret-operationale, die formal-operationale Phase. Auf jeder Entwicklungsstufe gibt es Veränderungen in den Formen der Prozesse, von der senso-motorischen Phase des Kleinkindes über die Wahrnehmungsprozesse des Kindes im frühen Schulalter bis hin zu den Anfängen abstrakt logischen Denkens bei Pubertierenden. Assimilation, Aneignung neuer Sachverhalte, Problemstellungen, Lerninhalte vollziehen sich stets in einer Art Eingliederung in vorangehende Schemata. Erworbene Schemata passen sich an eine neue Situation an, an ein neues Problem, an einen neuen Lerninhalt, ordnen, verfeinern, strukturieren sich immer wieder aufs Neue. Die Bewältigung einer neuen Problemstellung bewährt sich, verstärkt sich, das Wissen festigt sich. Es verbindet sich der Prozess der Selbstverstärkung mit dem „sinnvollen Lernen. Sinnvoll bedeutet, dass ein neuer, aufzunehmender Sachverhalt auf bereits Erlerntem aufbaut. Jede Stufe sollte gefestigt und abgeschlossen sein, sonst kann sinnvolles Lernen nicht stattfinden. Keine Entwicklungsstufe darf übersprungen werden. Hat z. B. ein Kind die sensomotorische Phase noch nicht abgeschlossen (vielfach ist das der Fall bei Kindern mit einer geistigen Behinderung), kann die nächste Stufe des abstrakten Buchstaben- und Zahlen-Erlernens nicht erfolgreich eingeleitet werden. Allerdings fängt die kognitive Entwicklung des Kindes nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen viel eher an, als von Piaget beschrieben (s. Roth, G. 2011). Wolfgang Jantzen (1992) kritisiert, dass Jean Piaget die emotionalen Kompetenzen völlig außer Acht lässt. Trotz der berechtigten Kritik sind die Erkenntnisse dieses bedeutenden Entwicklungspsychologen über die kognitiven Entwicklungsstufen eines Kindes grundlegend und gehören zum „Rüstzeug
eines jeden Pädagogen. Sie sind noch heute die Basis für die Grundschul-Rahmenrichtlinien.
Wie Kinder logisch denken und wie dieses Denken durch das Entwicklungsstadium bestimmt wird, hat Einfluss auf die Auswahl des Lernstoffes und dessen Schwierigkeitsgrad. Die richtige Einordnung in die kognitiven Fähigkeiten kann den Lernenden vor einer Über- bzw. Unterforderung bewahren. Da gibt es zweierlei Beurteilungsmöglichkeiten: einmal die Sichtweise von außen, vom Lehrer, von den Eltern und zum andern von einem selbst. Um die eigenen Ressourcen ausschöpfen zu können, muss der Lernende in die Lage versetzt werden, sein eigenes Lernniveau genau einzuschätzen. Die Reflexion des eigenen Lernens und Denkens – auch Metakognition genannt – ergibt in der Regel eine relativ realistische Einschätzung, jedenfalls eine genauere, als dies Eltern, Lehrer oder andere Außenstehende leisten können. Nach John Hattie (2015) hat die Lernvariable: „Selbsteinschätzung des eigenen Lernniveaus" den höchsten gemessenen Einfluss auf den schulischen Lernerfolg.
Wie kann aber das eigene Denken – die Metakognition – am wirkungsvollsten zur Entfaltung gebracht werden?
Besonders bevorzugte Methoden sind die der Lernstrategien; so dienen sie zur Erreichung von Lernzielen (Mandl 1993) und verhelfen dem Lernenden zum meist selbständigem Wissens- und Informationserwerb.
Von J. Baumert (1993) werden die kognitiven, die metakognitiven und die ressourcenbezogenen Lernstrategien näher beschrieben.
Die kognitiven Lernstrategien dienen der allgemeinen Anwendung unmittelbarer Informationsaufnahme und -wege als Handlungssequenzen, als konkrete Arbeitstechniken, als Planung von Lernhandeln, als Basis konkreter Beispiele und Analogien aus bereits Erlerntem.
Die metakognitiven Lernstrategien beziehen sich weniger auf den eigentlichen Lernvorgang, sondern mehr auf die Reflexion und Kontrolle des individuellen Lernfortschrittes und des selbstregulierenden Lernens. Das bedeutet: Wie plane und überprüfe ich selbständig die Lernschritte meiner zu bewältigenden Aufgabe? Wie unterscheide ich Wichtiges von Unwichtigem? Welches Ziel und welche Arbeitsschritte setze ich für mich persönlich fest? Erkenne ich Fehler und wie gehe ich mit ihnen um?
Zu den ressourcenbezogenen Lernstrategien gehören:
die Gestaltung meines persönlichen Zeitmanagements,
das Erfassen meiner individuell besten Lernzeit am Tag, meiner höchsten Konzentrationsfähigkeit, die Länge und Gestaltung meiner Pausenzeiten,
die Vorbereitung eines ansprechenden, aufgeräumten und ruhigen Arbeitsplatzes,
die Bereitstellung von Hilfsmitteln, Medien,
die Organisation der Arbeit in Lerngemeinschaften, in Lerngruppen, in Peer-Groups,
die richtige Einschätzung der Anstrengungsbereitschaft, meines Interesses für ein bestimmtes Arbeitsgebiet / Projekt, meine Motivation, meine Willenskraft und Selbstkontrolle.
Willenskraft und Selbstkontrolle haben einen speziellen Einfluss auf das selbständige Lernen. Die psychologische Erforschung der Selbstkontrolle ist den berühmt gewordenen Arbeiten von Walter Mischel (W. Mischel, 2015, Stanford University) zu verdanken.
Bei seinem „Marshmallow-Experiment" stellte er Kinder vor die Wahl, entweder sofort ein Marshmallow zu bekommen oder später zwei, vorausgesetzt die Kinder warten solange, bis der Versuchsleiter wieder in den Raum zurückkommt. Nach Jahren stellte sich heraus, dass diejenigen ehemaligen Probanden, die selbstdiszipliniert den Belohnungsaufschub durchstanden hatten, ob beruflich oder privat im Leben erfolgreicher waren als diejenigen, die die Süßigkeit sofort hatten haben wollten.
1.2. Durchhaltevermögen und Motivation
Wenn Sie wissen wollen, was der Schlüssel zu jedwedem Erfolg ist, dann schauen Sie sich die Veröffentlichungen der Wissenschaftlerin Angela Lee Duckworth und die der Motivationsforscherin Carol Dweck an. Nach Duckworth (Duckworth, L. 2016) steht das Durchhaltevermögen im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen auf dem Weg zum Schulerfolg und manifestiert sich, wenn man wirklich hart, ausdauernd und intensiv über einen längeren Zeitraum an einem Zukunftsplan arbeitet. Durchhaltevermögen bedeutet für sie, das Leben als Marathon zu sehen und nicht als Sprint.
Carol Dweck (Dweck, C. 2006) von der Stanford University meint, zum Durchhaltevermögen gehört eine prozess- und wachstumsorientierte Haltung. Am Anfang des Kapitels „Lernen habe ich u. a. die Entwicklung des Selbstbildes beim Menschen erwähnt. C. Dweck hat in ihren Studien zwei verschiedene Arten des Selbstbildes beschrieben: Es sind Schüler, die ein „statisches Selbstbild
aufzeigen, ein sogenanntes „Fixed Mindset; es gibt wiederum andere Lernende mit einem sogenannten „dynamischen Selbstbild
, dem „Growth Mindset". Menschen mit einem statischen Selbstbild denken, ihre Kompetenzen sind angeboren, unveränderlich, eben statisch. Sie haben Angst davor, bei Fehlern verlacht zu werden und trauen sich deshalb nicht viel zu. Ihr Persönlichkeitsbild ist abhängig von der Meinung anderer und sie stellen sich keinen Herausforderungen, um Rückschläge zu vermeiden.
Lernende mit einem dynamischen Selbstbild vertrauen auf ihre Fähigkeiten, sie riskieren auch mal, einen falschen Weg einzuschlagen; sie lernen aus ihren Fehlern, arbeiten aber trotz mancher Misserfolge weiter. Die Geschichte gibt Carol Dweck Recht, große Erfinder, Dichter, Wissenschaftler haben zäh und unverdrossen an ihren Ideen und Zielen festgehalten und sind meist mit Hilfe ihres Durchhaltevermögens zum Erfolg gelangt. Ich denke an Virchow, Schliemann, Edison, die Gebrüder Wright, Zuse, Curie; die Reihe ließe sich endlos fortführen.
David Weinstock, Autor des Buches: „Schluss mit Ungenügend! Wie ich vom