Von Gespenstern bis zum Kasperl: Theaterstücke für Kinder
By Helmut Glatz, Jochen Hübbe and Kerstin Paul
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Das alles und noch viel mehr erfahrt ihr hier in den wunderschönen Theaterstücken für Kinder, die ganz leicht nachgespielt werden können.
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Book preview
Von Gespenstern bis zum Kasperl - Helmut Glatz
Von Gespenstern bis zum Kasperl
Theaterstücke für Kinder
Alle Rechte, insbesondere auf digitale Vervielfältigung, vorbehalten.
Keine Übernahme des Buchblocks in digitale Verzeichnisse, keine analoge Kopie ohne Zustimmung des Verlages.
Das Buchcover darf zur Darstellung des Buches unter Hinweis auf den Verlag jederzeit frei verwendet werden.
Eine anderweitige Vervielfältigung des Coverbildes ist nur mit Zustimmung der Coverillustratorin möglich.
Die Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit Zustimmung der Künstler verwendet werden.
Die Namen sind frei erfunden.
Evtl. Namensgleichheiten sind zufällig.
www.net-verlag.de
Erste Auflage 2014
© Coverbild: Sandra Braun
Covergestaltung, Korrektorat
und Layout: net-Verlag
Auswahl der Geschichten:
Lysann Rößler & Leserteam
© Illustrationen:
Kerstin Paul (S. 39)
Jochen Hübbe (S. 57)
Monika Piller (S. 108)
Bernd Daschek (S. 214)
Nadine Langohr (S. 227)
Dina Lobas (S. 228; 249)
Bruna Häcker (S. 306; 311; 313)
© net-Verlag, Tangerhütte
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN 978-3-95720-040-2
Von Gespenstern bis zum Kasperl
Was lassen sich denn Gespenster so alles einfallen?
Oder wie will der Kasper das Krokodil retten, das von der Hexe entführt wurde?
Das alles und noch viel mehr erfahrt ihr hier in den wunderschönen Theaterstücken für Kinder, die ganz leicht nachgespielt werden können.
Wir wünschen allen Lesern
einige unterhaltsame Stunden!
Ihr net-Verlag-Team
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Kerstin Paul - Das Fünf- Sterne- GESPENSTER-Hotel
Jochen Hübbe - Die Eierzauberkiste
Helmut Glatz - Das fliegende Schiff
Monika Piller - Pia reist ins Land der Märchen
Roswitha Gruler - Der magische Hexenkessel
Britta Ahrens - Das Schulmonster
Vera C. Koin - Mary Maus und die Müllbande
Bernd Daschek - Prinzessin Rattenschlau
Nadine Langohr - In der Weihnachtswerkstatt
Dina Lobas - Ein geheimnisvolles Testament
Katharina Stein - Weiße Weihnacht
Laura Baltz - Die Suche nach der fliegenden Untertasse
Bruna Häcker - Kasperle im Buchstabenmüsliwald
Simon Käßheimer - Kasperl und Seppl
Autorenbiografien
Illustratorenbiografien
Buchempfehlungen
Kerstin Paul
Das Fünf- Sterne- GESPENSTER-Hotel
Personen:
Erzähler (oder Erzählerin)
Der Graf und seine Frau, die Gräfin
Ihre drei Kinder: Lisa, Lucas und Lili
Die Gespenster: Tom, Tim, Till, Tiffy, Toby
Die Gespenster sollten vom Hals abwärts in weiße Laken gekleidet sein, die Gesichter weiß geschminkt und die Haare weiß gepudert und wild frisiert. Jedes Gespenst sollte ein Erkennungszeichen haben, damit die Rollen bei einer großen Gruppe auch auf mehrere Kinder aufgeteilt werden können: Tom mit Krawatte, Tim mit Halstuch, Till mit Mütze oder Kappe, Tiffy mit großer, weißer Blume im Haar, Toby mit Schnuffeltuch.
Reisekaufmann (oder
-frau
)
junges Paar
älteres Ehepaar
amerikanische Familie (Vater, Mutter und zwei Kinder)
Mindestanzahl von Akteuren (bei Übernahme mehrerer Rollen): 12
Requisiten:
eine Stellwand mit gemalter Außenmauer des Schlosses (mit Fenster, Rosenstock, Schlosstür)
weitere Stellwände oder Paravents, um die Gästezimmer voneinander zu trennen; sie können bei entsprechender Beleuchtung (Spot) auch weggelassen werden
ein Tisch, drei Stühle
ein Teddybär und weitere Kinderzimmer-Dekorationen
Aktenordner, Schreibzeug, ein Globus, ein »Kopiergerät«. (bemalter Karton mit Klappe)
Betten (oder Matten) mit Bettzeug
Hintergrunddekoration (evtl. aufgemalt): ein Schrank, ein Regal …
weiße Gardinen, Bettlaken, Tischdecken …
Abspielgerät für Geräusche (Computer,
CD-Player
o.ä.)
1. Bild: Im Schloss
Der Erzähler steht vor der Stellwand mit Schlossmauer-Motiv, die ganz links auf oder vor der Bühne platziert ist.
Erzähler:
Hoch oben auf der Klippe liegt ein altes Schloss. Hier wohnt der Graf mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Oh, und natürlich mit den fünf kleinen Gespenstern! Wie konnte ich die nur vergessen? So ein Schlossgespenst hat schließlich nicht jeder. Und wenn man gleich fünf davon hat, dann hat man … tja – lasst es mich so ausdrücken: Langweilig wird es hier bestimmt niemandem! Denn dafür sorgen schon Tom, Tim, Till, Tiffy und Toby.
Es ist Abend. Der Raum befindet sich im Halbdunkeln. Hinten rechts, wo die Kinderzimmer-Szene aufgebaut ist, ist es etwas heller. Dort stehen drei Betten. Schrank, Regal und Spielzeug runden die Szenerie ab. Halb links befindet sich ein Schreibtisch mit Stuhl, auf dem Tisch sitzt ein großer Teddybär. Die drei Kinder toben in ihren Schlafanzügen durchs Kinderzimmer und spielen mit den Gespenstern Verstecken. Sie lachen und freuen sich. Die Gespenster sind zwischen weißen Gardinen und unter weißen Tischdecken nur schwer zu finden. Aber sie finden die Kinder ganz leicht!
Lisa:
Oh, ich gebe auf! Ihr habt gewonnen!
Till (schaut hinter der Gardine hervor):
Ehrlich?
Lucas:
Ja, lasst uns etwas anderes spielen!
Lili:
Hüpfekästchen! Ich will Hüpfekästchen spielen! Auf den Steinfliesen kann man gut Himmel und Hölle spielen. Ich fange an!
(Sie hüpft geschickt, ihre Geschwister machen es ihr nach.)
Tiffy:
Jetzt bin ich dran!
Toby:
Ich auch!
(Sie hüpfen direkt hintereinander. Dabei tritt Toby Tiffy auf das weiße Gewand, und beide fallen zu Boden. Tim fällt über beide, und Till hüpft so im Kreis, dass er Tom in die Arme läuft und auch ihn zu Boden wirft.)
Lisa:
Hurra, gewonnen!
Die Kinder jubeln.
Der Graf (kommt von links ins Zimmer):
Was ist denn hier los? Marsch, ab ins Bett!
Die Kinder schlüpfen in ihre Betten. Der Graf deckt jedes Kind noch zu, streicht ihm über den Kopf oder gibt ihm einen Kuss, dann geht er nach links von der Bühne. Die Gespenster beobachten die Szene von Weitem, d. h. sie stehen auf der Bühne vorne rechts und sehen zu.
Toby (bekümmert):
Unser Graf guckt in letzter Zeit so traurig. Aber ich weiß gar nicht warum.
Tom:
Das ist mir auch schon aufgefallen.
Tiffy:
Ob der Graf böse ist, weil ich Kamillentee in die Kaffeekanne getan habe?
Tim:
Oder weil ich die Zahnpasta mit der Senftube vertauscht habe?
Tom:
Kommt, wir schauen mal nach! Vielleicht erfahren wir etwas. Aber seid leise!
Die Gespenster schauen zum Schreibtisch, der jetzt das Arbeitszimmer darstellt. Der Teddybär ist durch Aktenorder ersetzt worden. Der Graf sitzt am Schreibtisch. Die Gespenster verstecken sich. Tiffy schaut über Toms Schulter. Toby spielt mit seinem Gewand.
Der Graf:
So viele Rechnungen! Die Borkenkäfer haben in diesem Jahr unseren Wald ganz schlimm zugerichtet. Ich konnte kaum Holz verkaufen. Wie soll ich bloß alles bezahlen? Ich kann doch nicht unsere Köchin entlassen! Wo sollte sie dann arbeiten?
Er seufzt. Dann schreibt er einige Überweisungen aus und klappt schließlich seine Bücher zu.
Der Graf:
Aber jetzt habe ich kein Geld mehr. Und dabei haben die Zwillinge Lucas und Lisa in schon zwei Wochen Geburtstag, und unsere Lili zehn Tage später! Und das alles kurz vor Weihnachten, wo wir für die Feiertage einkaufen müssen! Wie soll ich nun den Kindern etwas Schönes schenken?
Das Dach müsste auch dringend repariert werden. Es regnet schon durch! Wenn ich wenigstens meine Frau um Rat fragen könnte! Ihr würde bestimmt etwas einfallen … Aber sie freut sich schon so auf das Wochenende bei ihrer Schwester und dem neuen Baby. Gleich morgen früh fährt sie mit den Kindern dorthin, und ich möchte ihr nicht die Freude auf ihre Familie mit meinen Sorgen verderben. Nein, das möchte ich wirklich nicht.
Der Graf verlässt den Raum nach links. Die Gespenster stecken die Köpfe zusammen und beraten sich.
Tom (nachdenklich):
Der Graf braucht dringend Geld! Sonst gibt es keine Geburtstagsgeschenke für die Kinder!
Tim (überlegt):
Ach. Das ist wirklich ein großes Problem!
Toby:
Und wir? Bekommen wir dann auch keine Geschenke?
Tiffy (staunend):
Du willst Geburtstagsgeschenke haben? Ja, weißt du denn überhaupt, wann du geboren worden bist?
Toby:
Weiß ich genau, das war der 35. Dezember!
Till:
Den 35. Dezember gibt es überhaupt nicht.
Toby:
Na, dann feiere ich eben meinen Geburtstag an Silvester, da bekomme ich gleich ein großes Feuerwerk zu meinen Ehren! Und am nächsten Tag kann ich lange ausschlafen, das passt doch! Und ihr dürft übrigens auch an Silvester Geburtstag haben, bin ich nicht großzügig?
Tiffy:
Äh … ja. Und was wünschst du dir so zu deinem Geburtstag?
Toby:
Na ja, zum Beispiel ein Skateboard, um damit durch das Schloss zu rasen. Das geht viel schneller, als nur zu schweben, und macht auch viel mehr Krach!
Till:
Damit würdest du bestimmt nur die Treppe runterfallen! Nein, ich würde mir ein Smartphone wünschen. Und dann mache ich jede Menge Selfies!
Tim:
Du machst was?
Till:
Fotos von mir selbst, beim Spuken, beim Erschrecken oder …
Tom:
Du weißt aber schon, dass du auf den Fotos gar nicht zu sehen sein wirst? Gespenster kann man nicht fotografieren!
Tim:
Ich hätte gern ein Batman-Kostüm. Diese ewigen Bettlaken hängen mir zum Hals raus!
Tilly:
Jetzt hört endlich auf herumzuspinnen und fangt an zu überlegen! Wie können wir dem Grafen nur helfen?
Alle denken nach.
Till (begeistert):
Ich weiß was! Wir könnten den Schulkindern im Dorf Nachhilfe geben … in Geschichte! Da sind wir wirklich gut!
Tiffy (skeptisch):
Aber wer lässt sich von einem Gespenst Nachhilfe geben?
Toby:
Oder Hunde ausführen … nein, das geht auch nicht. Ich kenne keinen Hund, der Gespenster mag. Schade!
Tim:
Autos waschen?
Till:
Schnee wegräumen?
Tiffy:
Für alte Menschen einkaufen gehen?
Die Gespenster überlegen angestrengt.
Toby (begeistert):
Ich hab’s! Wir machen ein Hotel in unserem Schloss auf!
Alle Gespenster reden aufgeregt durcheinander.
Tom:
Die Turmzimmer sind nicht mehr bewohnt. Man könnte darin die Gäste beherbergen. Aber die Zimmer müssen sauber gemacht werden. Sie sind ganz staubig.
Tiffy:
Und das Reisebüro in der Stadt muss einen Brief bekommen, damit es uns Gäste schickt.
Alle rennen durcheinander. Tom und Tiffy holen Briefpapier und einen großen Füllfederhalter.
Tom schreibt und liest dabei laut vor:
Tom:
Das Fünf-Sterne-Hotel.
Till:
Aber wir sind doch nicht fünf Sterne, Tom! Wir sind fünf Gespenster!
Tom (streicht mit ausladender Bewegung »Sterne« durch und schreibt »Gespenster«):
Also gut: Das Fünf-Gespenster-Hotel.
Neu! Nur dieses Wochenende! Übernachtung mit Frühstück in echtem Gespenster-Hotel!
Tiffy (kichert):
Schreib: Sie werden be-GEIST-ert sein!
Tim:
Oh ja! Also weiter: Mit Spuk um Mitternacht!
Tom:
Nur
50
Euro
pro Person. Meint ihr, das ist zu viel für eine Übernachtung mit Frühstück?
Tiffy:
Ich glaube, das passt. Aber schreib dazu: Zahlbar bei Ankunft! Vielleicht reisen sonst ängstliche Gäste mitten in der Nacht ab, ohne zu bezahlen. Wer weiß …
(Tom schreibt den letzten Satz dazu.)
Tom:
So, fertig. Ich bringe den Brief gleich heute Nacht zum Reisebüro.
Das Fünf-Sterne
GESPENSTER-Hotel
Neu! Nur dieses Wochenende! Übernachtung mit Frühstück im echten Gespenster-Hotel!
Sie werden be-geist-ert sein! Mit Spuk um Mitternacht! Nur
50
Euro
pro Person, bei Ankunft zu zahlen.
(Vorhang)
Erzähler:
Na, ich bin ja gespannt, ob Tom mit seinem Brief tatsächlich beim Reisebüro ankommt. Ob der Brief dann auch gelesen wird? Und will denn heutzutage wirklich noch jemand in einem alten, zugigen Schloss übernachten, in dem es auch noch spukt?
2. Bild: Im Reisebüro
Am nächsten Vormittag. Ein Zimmer mit Tisch und drei Stühlen. Im Hintergrund Schrank und Regal aus der ersten Szene, nur die Betten und das Spielzeug sind weggeräumt bzw. von Paravents verdeckt. Ein Globus steht auf dem Tisch, Urlaubsprospekte liegen herum. An den Wänden hängen Urlaubsplakate mit großen Sonnen, weißen Stränden, der Skyline von Manhattan …
Hinter dem Tisch sitzt der Reisebürokaufmann in tadelloser Kleidung, z. B. Hemd, Sakko, dunkle Hose. Auf einem Namensschild steht groß »Herr Brandt«. Ihm gegenüber sitzt ein junger Mann.
Junger Mann:
Morgen ist der Geburtstag meiner Frau. Ich möchte etwas ganz Besonderes. Es soll eine Überraschung werden!
Reisekaufmann:
Da sollte sich etwas machen lassen. Wie wäre es mit einem Wochenende in London oder Paris? (Er blättert in den Prospekten, stutzt) Was ist das denn? (zieht einen Zettel zwischen den Prospekten hervor) Gespensterhotel … eigenartig, das lag gestern noch nicht hier … Übernachtung im echten Gespenster-Hotel … mit Spuk um Mitternacht! Ich glaube, hier habe ich etwas für Sie!
Junger Mann:
Oh, das klingt aber gut! Ja, das würde meiner Frau bestimmt Spaß machen. Und mir natürlich auch!
Reisekaufmann:
Warten Sie, ich mache Ihnen gleich eine Fotokopie. Hier, bitte. (überreicht einen Zettel)
Junger Mann:
Oh, vielen Dank! Und preiswert ist es auch noch. Das wird sicherlich eine ganz wundervolle Geburtstagsüberraschung! (steht auf und geht)
Reisekaufmann:
Na bitte! Schon ein glücklicher Kunde heute Vormittag! Ich kann wirklich zufrieden sein!
(ein älteres Ehepaar kommt herein)
Älterer Herr:
Guten Tag, wir würden gern übers Wochenende verreisen. Wir feiern nämlich unseren vierzigsten Hochzeitstag, und es wäre so schön, wieder einmal etwa anderes zu sehen. Aber es sollte nicht so weit weg sein.
Ältere Dame:
Ja, aber wir kennen schon fast alles in der Umgebung. (Ein bisschen traurig:) Wenn man so alt ist wie wir, hält das Leben gar keine Überraschungen mehr bereit.
Reisekaufmann:
Ach, ich glaube, da hätte ich etwas für Sie! Waren Sie schon einmal in einem echten Gespensterhotel?
Älterer Herr:
Junger Mann, Sie denken doch wohl nicht, dass wir an solchen Blödsinn glauben?
Ältere Dame:
Glauben Sie mir, wenn mein Hubert nachts schnarcht, laufen alle Gespenster vor Schreck davon! (zu ihrem Mann gewandt:) Aber Bärchen, sieh doch mal, ein altes Schloss. Weißt du noch, wie wir damals auf unserer ersten gemeinsamen Reise auf einer Burg übernachtet haben und du mir auf dem Burgfried einen Heiratsantrag gemacht hast? Das war so romantisch!
Älterer Herr:
Na ja, wenn du meinst, Häschen, dann fahren wir eben zu diesem Schloss. Aber ich glaube trotzdem nicht an Gespenster!
Sie lassen sich vom Reisekaufmann einen Zettel aushändigen und gehen.
Das Telefon klingelt.
Reisekaufmann:
Hallo? Hier Brandt, Reisebüro »Sonnen-Brandt«. Was kann ich für Sie tun? (lauscht) Oh, sie kommen aus Amerika! Und Sie wollen etwas ganz Besonderes erleben, etwas, was es in den USA nicht gibt! (lauscht)
»Good Old Germany«, sagen Sie? Wie wäre es mit