Stefanie – verzweifelt gesucht: Kurfürstenklinik 67 – Arztroman
()
About this ebook
Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist.
Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich.
»Tschüß, mein Schatz«, sagte Mara Collin und umarmte ihre siebenjährige Tochter Stefanie liebevoll. »Vertrag dich gut mit Omi, hörst du?«
»Klar, Mama!«
»Steig ein, Mara!«, drängte Maras Mutter Beate Herrmann.
»Der Zug wird noch ohne dich abfahren!«
»Ach was, sie sagen einem doch, wann man einsteigen soll«, erwiderte Mara. Sie war eine hübsche, zierliche Blondine, im Augenblick allerdings ziemlich blaß und nervös, was sie jedoch zu verbergen versuchte. »Steffie, achte darauf, daß deine Omi nicht zu viel raucht. Auf mich hört sie nicht, aber vielleicht auf dich.«
»Hetz das Kind nicht auf!« Beate Herrmann bemühte sich, ein strenges Gesicht zu machen, doch das gelang ihr nur unvollkommen. Sie war, ganz anders als ihre Tochter, eine rundliche dunkelhaarige Frau von achtundfünfzig Jahren mit munteren braunen Augen und einem freundlichen, ebenfalls runden Gesicht.
»Auf Gleis sechs bitte einsteigen, Türen schließen automatisch!« ertönte eine Lautsprecherstimme, und endlich löste sich Mara von ihrer Tochter und ihrer Mutter und stieg in den Zug. »Ich bin übermorgen wieder da«, sagte sie. »Und vergiß nicht, Mama, daß Steffie am Montag pünktlich in die Schule muß und daß...«
Beate unterbrach sie. »Das wissen wir doch alles, Kind, darüber haben wir schon -zigmal gesprochen!« Sie schüttelte den Kopf. Sie selbst war nie so hektisch und nervös gewesen wie Mara, aber sie hatte in ihrem Leben auch mehr Glück gehabt als ihre Tochter bisher. Sie hatte eine überaus harmonische Ehe geführt, bis ihr Mann vor zwei Jahren gestorben war. Maras Ehe hingegen war nach nur wenigen Jahren bereits gescheitert, dabei war es einmal die ganz große
Read more from Nina Kayser Darius
Kurfürstenklinik
Related to Stefanie – verzweifelt gesucht
Titles in the series (100)
Kurfürstenklinik 1 – Arztroman: Warum schweigst du, kleiner Kerl? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 22 – Arztroman: Heimliche Tränen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 4 – Arztroman: Alarmstufe 1 in der Kurfürstenklinik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 2 – Arztroman: Für ein neues Glück mit dir Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 15 – Arztroman: Eine viel zu junge Mutter Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 14 – Arztroman: Küsse, die nach Tränen schmecken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 8 – Arztroman: Die Nacht, in der Bettina kam Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 5 – Arztroman: Sünde ist dich nicht zu lieben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 16 – Arztroman: Die schöne Fremde mit den dunklen Augen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 12 – Arztroman: Maja Asanova – Agentin zum Verlieben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 11 – Arztroman: Die Schöne von nebenan Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 6 – Arztroman: Mein Herz hat doch schon ja gesagt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 9 – Arztroman: Vom Paradies in die Klinik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 3 – Arztroman: Geständnis hinter Klinikmauern Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 26 – Arztroman: Schön, aber ein bisschen verrückt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 31 – Arztroman: Die schöne Tropenärztin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 24 – Arztroman: Eine Schwester spielt falsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 7 – Arztroman: Die Schwester und der fremde Arzt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 10 – Arztroman: Eine Verzweiflungstat mit Folgen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 17 – Arztroman: Schwester Janines Traumhochzeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 28 – Arztroman: Was nun, Walli? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 19 – Arztroman: Millionen kannten ihr Gesicht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 13 – Arztroman: Schwester Cornelias bitteres Geheimnis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 25 – Arztroman: Operation ohne Patient Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKein Platz für Stefanie?: Kurfürstenklinik 38 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 21 – Arztroman: Die Frau ohne Erinnerung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 27 – Arztroman: Der Rivale Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 18 – Arztroman: Alarm auf der Kinderstation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 20 – Arztroman: Einst war sie seine große Liebe Rating: 5 out of 5 stars5/5Angst als ständiger Begleiter: Kurfürstenklinik 50 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related ebooks
Stefanie – verzweifelt gesucht: Notarzt Dr. Winter 68 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin trauriger Mann: Der kleine Fürst 246 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Sonnenwinkel 55 – Familienroman: Die Kinder vom Lauritzhof Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas verbirgt der junge Graf?: Der kleine Fürst 220 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Sonnenwinkel 43 – Familienroman: Es ist nicht leicht, berühmt zu sein Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDein Glück ist in Gefahr!: Der kleine Fürst 388 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDein Glück ist in Gefahr!: Der kleine Fürst 367 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Unfall für die Liebe: Der kleine Fürst 278 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKein Glück für Elisa an Weihnachten?: Der kleine Fürst 292 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMit meinen Kindern allein: Mami 2010 – Familienroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAm Größten aber ist die Liebe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGlück im Doppelpack: Mami 1917 – Familienroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie verkaufte Braut: Der kleine Fürst 196 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 201 – Arztroman: Die Jugendliebe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer kleine Fürst 105 – Adelsroman: Eine Frau zum Verlieben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHör auf dein Herz, Agata!: Der kleine Fürst 333 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSkandal um die Millionenerbin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer kleine Fürst 117 – Adelsroman: Baron Friedrich in Gefahr! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNacht in Angst: Der neue Dr. Laurin 4 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWesterwaldötzi: ...weitere unglaubliche Geschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEine bittere Enttäuschung: Der neue Sonnenwinkel 87 – Familienroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEine Romanze mit Hindernissen - Unveröffentlichter Roman: Der neue Dr. Laurin 91 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDu sollst doch mein Herzerl sein!: Heimat-Heidi 11 – Heimatroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie verkaufte Braut: Der kleine Fürst 395 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas größte Glück auf Erden: Der kleine Fürst 313 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Umweg ins Glück: Die Klinik am See 13 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsScheidungskind Sascha: Sophienlust - Die nächste Generation 19 – Familienroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFrühblüher schneidet man später. Ein München-Krimi Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Sonnenwinkel 8 – Familienroman: Hochzeit im Sonnenwinkel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurfürstenklinik 15 – Arztroman: Eine viel zu junge Mutter Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
General Fiction For You
Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Rating: 4 out of 5 stars4/5Der Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Rating: 4 out of 5 stars4/5Italienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratings1984 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Welle: In Einfacher Sprache Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Rating: 5 out of 5 stars5/5Ilias & Odyssee Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Rating: 4 out of 5 stars4/5Das Nibelungenlied Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Werke Walter Benjamins Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJames Bond 01 - Casino Royale Rating: 4 out of 5 stars4/5Annas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Rating: 4 out of 5 stars4/5Der Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJames Bond 03 - Moonraker Rating: 4 out of 5 stars4/5City on Fire: Thriller Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Vorleser von Bernhard Schlink (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Tod in Venedig Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLogisch-philosophische Abhandlung: die Hundertjahrsausgabe: Der Tractatus in Baumform Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related categories
Reviews for Stefanie – verzweifelt gesucht
0 ratings0 reviews
Book preview
Stefanie – verzweifelt gesucht - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik
– 67–
Stefanie – verzweifelt gesucht
Wo ist der kleine Sonnenschein nur geblieben?
Nina Kayser-Darius
»Tschüß, mein Schatz«, sagte Mara Collin und umarmte ihre siebenjährige Tochter Stefanie liebevoll. »Vertrag dich gut mit Omi, hörst du?«
»Klar, Mama!«
»Steig ein, Mara!«, drängte Maras Mutter Beate Herrmann.
»Der Zug wird noch ohne dich abfahren!«
»Ach was, sie sagen einem doch, wann man einsteigen soll«, erwiderte Mara. Sie war eine hübsche, zierliche Blondine, im Augenblick allerdings ziemlich blaß und nervös, was sie jedoch zu verbergen versuchte. »Steffie, achte darauf, daß deine Omi nicht zu viel raucht. Auf mich hört sie nicht, aber vielleicht auf dich.«
»Hetz das Kind nicht auf!« Beate Herrmann bemühte sich, ein strenges Gesicht zu machen, doch das gelang ihr nur unvollkommen. Sie war, ganz anders als ihre Tochter, eine rundliche dunkelhaarige Frau von achtundfünfzig Jahren mit munteren braunen Augen und einem freundlichen, ebenfalls runden Gesicht.
»Auf Gleis sechs bitte einsteigen, Türen schließen automatisch!« ertönte eine Lautsprecherstimme, und endlich löste sich Mara von ihrer Tochter und ihrer Mutter und stieg in den Zug. »Ich bin übermorgen wieder da«, sagte sie. »Und vergiß nicht, Mama, daß Steffie am Montag pünktlich in die Schule muß und daß...«
Beate unterbrach sie. »Das wissen wir doch alles, Kind, darüber haben wir schon -zigmal gesprochen!« Sie schüttelte den Kopf. Sie selbst war nie so hektisch und nervös gewesen wie Mara, aber sie hatte in ihrem Leben auch mehr Glück gehabt als ihre Tochter bisher. Sie hatte eine überaus harmonische Ehe geführt, bis ihr Mann vor zwei Jahren gestorben war. Maras Ehe hingegen war nach nur wenigen Jahren bereits gescheitert, dabei war es einmal die ganz große Liebe zwischen ihr und Boris Collin gewesen.
Aber Mara war ja offenbar wild entschlossen, zu retten, was zu retten war – deshalb machte sie jetzt die Reise von Berlin nach Hamburg. Sie wollte ihren Mann, von dem sie sich nach monatelangen sehr häßlichen Auseinandersetzungen vor einiger Zeit endlich getrennt hatte, noch einmal über einen Neuanfang reden. Allerdings wußte Boris Collin, der nach der Trennung nach Hamburg gezogen war, nichts von dem bevorstehenden Besuch, Mara wollte ihn überraschen. »Dann kann ich besser beurteilen, ob wir uns wirklich nicht mehr lieben«, hatte sie ihrer Mutter erklärt. »Aber ich hoffe, daß wir uns versöhnen können. Steffie braucht beide Eltern, es ist nicht gut für Kinder, wenn sie nur bei der Mutter aufwachsen.«
Grundsätzlich sah Beate das genauso – nur in diesem speziellen Fall nicht. Boris Collin war Steffie noch nie ein guter Vater gewesen – er hatte sich nur um die Kleine gekümmert, wenn es ihm gerade in den Sinn gekommen war, meistens jedoch hatte er sie kaum zur Kenntnis genommen.
Beate selbst und ihr Mann waren ihrem Schwiegersohn gegenüber immer reserviert geblieben, aber es war schließlich Mara, die mit Boris leben mußte. Es war ihre Entscheidung, ob sie sich jetzt mit ihm versöhnen wollte oder nicht.
Jedenfall wußte nicht einmal Steffie, wohin die Mutter nun eigentlich fuhr – sie hatte ihr erzählt, daß sie beruflich kurz verreisen mußte. »So kann ich ihr eine große Enttäuschung ersparen, wenn es nicht klappt«, war Maras Ansicht gewesen, und in diesem Punkt immerhin stimmte Beate ihr voll und ganz zu.
»Tschüß, Mama!« rief Steffie, und im selben Augenblick schlossen sich die Türen des Zuges. Beate und ihre Enkelin sahen, daß Mara die Lippen bewegte, doch es drang kein Laut mehr nach draußen.
»Was?« schrie Steffie. »Wir können dich nicht verstehen, Mama!«
Auch Mara schien jetzt zu schreien, doch sie konnte sie noch immer nicht hören. Nun setzte sich außerdem der Zug in Bewegung, und während Mara noch die Lippen bewegte und wild mit den Händen gestikulierte, entschwand sie langsam ihren Blicken.
»Weg ist sie«, stellte Beate fest. »Und jetzt, Herzchen? Es ist Samstag, wir müssen nichts tun – wir können es uns also gemütlich machen. Was möchtest du am allerliebsten?«
»Ins Kino!« antwortete Steffie prompt. Sie war ein niedliches Mädchen, das die gleichen dunklen Haare wie Beate hatte. »Bitte, Omi, laß uns ins Kino gehen!«
»Im Kino darf ich nicht rauchen«, brummte Beate, die bereits eine völlig zerdrückte Zigarettenschachtel aus ihrer Handtasche fischte.
»Ach, Omi!« Die Kleine stülpte schmollend die Lippen nach vorn. »Ein Film dauert doch nicht lange. Du kannst doch vorher und hinterher ganz viel rauchen.«
»So, meinst du?«
Steffie nickte eifrig mit dem Kopf. »Wenn du jetzt gleich anfängst, schaffst du mindestens drei Zigaretten, bis wir im Kino sind.«
Beate lachte schallend. »So hörst du also auf deine Mutter! Hat sie dir nicht eben aufgetragen, darauf zu achten, daß ich nicht zu viel rauche?«
»Ach, das hat die nur so gesagt, Omi. Sie weiß doch genau, daß du nicht auf mich hörst!«
Beate inhalierte tief und fing an zu husten. Sie blieb stehen, bis der Hustenreiz nachgelassen hatte, danach mußte sie erst einmal ein paarmal tief Luft holen, bis sich ihr Atem wieder normalisiert hatte.
»Was ist denn?« fragte Steffie, sowohl beunruhigt als auch ungeduldig. Sie hatte die Anfangszeiten des Films, den sie gern sehen wollte, im Kopf und wußte, daß sie sich beeilen mußten, wenn sie die nächste Vorstellung besuchen wollten.
»Nichts«, antwortete Beate, obwohl ihr Atem noch immer rasselnd ging. »Ich hab’ schon seit Tagen so einen blöden Husten, der einfach nicht weggehen will. Außerdem…« Sie legte eine Hand auf die Brust und verzog das Gesicht, als sie tief einatmete. »Außerdem hab’ ich hier so ein komisches Gefühl.«
»Vielleicht kommt das vom Rauchen«, meinte ihre Enkelin altklug.
»Ach was!« Beate machte eine wegwerfende Geste, nahm die Hand der kleinen Stefanie und sagte betont munter: »Auf ins Kino. Welche Richtung?«
»Einfach geradeaus«, antwortete Steffie glücklich. »Soll ich dir erzählen, was für ein Film das ist, Omi?«
»Wieso willst du ihn sehen, wenn du das schon weißt?« erkundigte sich Beate.
»Ich weiß doch nur ein bißchen. Das wichtigste kriegt man nur mit, wenn man den Film sieht.«
»Na, schön«, seufzte Beate. »Dann erzähl mal. Aber lauf nicht so schnell, ich bin eine ältere Frau und kein junges Huhn wie du.«
Steffie kicherte über diesen Vergleich, dann begann sie Beate zu schildern, was sie im Kino erwartete.
*
»Herr Dr. Kleibert, wie schön, daß Sie wieder einmal in Berlin sind«, sagte Stefanie Wagner, als sie den hochgewachsenen, dunkelhaarigen jungen Mann begrüßte, der soeben die Lobby des Hotels King’s Place in Berlin-Charlottenburg betreten hatte.
»Vor allem ist es schön, daß ich wieder einmal ein paar Tage in Ihrem Haus zu Gast sein kann«, erwiderte er charmant. Sein voller Name war Hans-Joachim Kleibert, doch niemand nannte ihn so. Selbst in Fachkreisen kannte man ihn nur als Hajo Kleibert. Er war Literaturwissenschafter, beschäftigte sich vor allem mit Sprichwörtern und Redensarten und war oft auf Reisen, um Vorträge zu halten.
Wer nun aber glaubte, daß er ein trockener Gelehrter war, irrte sich gründlich: Hajo Kleibert konnte ganze Gesellschaften blendend unterhalten. Einmal hatte er gewettet, daß er es schaffen würde, bei einem feierlichen Essen nichts als Sprichwörter und Redensarten von sich zu geben und sich dabei immer auf das