Hinter der Raumzeitwand
By Uwe Lammers
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About this ebook
Die Empfangswelt – mutmaßlich Nylviidin, von woher die Zhonc-Siedler auf Hushhin einst kamen – ist eine vollkommene Wildnis, bar jeder Spuren intelligenten Lebens... nun, fast. Denn da ist immerhin jener metallene Schienenstrang. Und der muss ja irgendwohin führen.
Das ist durchaus richtig. Aber ihr Reiseziel sieht auch jetzt völlig anders aus, als sie sich das ausmalen. Während die Yantihni sich allmählich als Gruppe zusammenraufen, wächst die Befürchtung, dass es die Zhonc vielleicht schon sehr lange gar nicht mehr gibt.
Aber die Wahrheit sieht auch hier vollkommen anders aus...
Erlebt selbst im kommenden Band „Hinter der Raumzeitwand“, was der Planet, auf den es die Yantihni verschlagen hat, noch für Geheimnisse birgt. Und seid bereit für die nächste Stufe des Abenteuers!
Seid dabei, wenn die Odyssee durch das Reich des Baumeisters von Twennar weitergeht, jetzt im neuen E-Book von Uwe Lammers. Dies ist Band 21 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI).
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Book preview
Hinter der Raumzeitwand - Uwe Lammers
Anmerkungen
Was bisher geschah:
Als der Technikwissenschaftler Noshtoy auf dem Planeten Hushhin die Gebote des Missionskommandanten Jeshtar übertrat und die unterirdische Halle mit dem „Archiv der Hushhiner" aufsuchte, da konnte er nicht wissen, was das für Konsequenzen haben würde.²
Sie führten ihn und seine vier Verfolger unfreiwillig durch ein Sternentor der Zhonc auf eine Regenwelt, weit entfernt vom yantihnischen Imperium, wo sie seither versuchen, Spuren der arachniden Rasse zu finden, die vor zwei Jahrhunderttausenden von einem angeblich unsterblichen Baumeister beherrscht wurden.³
Als sie die ersten Reste der Zivilisation finden, werden auch prompt andere Wesen auf sie aufmerksam. Diese Wesen leben hinter der Raumzeitwand...
2. Teil
„Sie nennen das in Ihrem Forschungsantrag Exponatjagd."
„Das ist zutreffend. Wie meinem Antrag zu entnehmen ist, bin ich der festen Überzeugung, dass wir nur auf diese Weise genauere Daten über die genetische Progression auf der Quarantänewelt gewinnen können. Es reicht definitiv nicht aus, allein die Orbitalbeobachtung durchzuführen. Wenn ich der Ansicht sein könnte, dass es auf eine andere Weise möglich wäre, diese Daten zu erheben, würde ich das natürlich machen. Mir ist auch sehr bewusst, wie anstrengend und kostspielig diese Untersuchung sein…"
„Das ist nicht der entscheidende Punkt, wurde er bei der Begründung des Forschungsplanes unterbrochen. „Sie übersehen in Ihrem wissenschaftlichen Eifer einen ganz wesentlichen Aspekt, der möglicherweise auf den ersten Blick naiv wirken mag – ein solches Vorhaben ist nicht ungefährlich, Xiiyin-Cuhn!
Er hatte geahnt, dass dieser Einwand kommen würde. Man hatte ihn davor gewarnt. Er bemühte sich, gleichwohl standhaft zu bleiben, weil es wirklich das Allerletzte gewesen wäre, sich durch irgendwelche Formen von Irrationalismus vom Weg abbringen zu lassen. Das war schon vielen Forschern vor ihm so gegangen – die Xiiyin-Cuhn definitiv nicht als ernsthaft Forschende bezeichnen wollte. Wer wirklich aufrichtig und mit voller Energie Rätsel der Vergangenheit aufklären wollte, musste einfach kräftigere Standbeine besitzen. Wer bei solchen Hindernissen einknickte, hatte den falschen Beruf ergriffen.
„Ich weiß das natürlich", gab er zu. „Aber ich bleibe dabei: dies ist eine einmalige Chance, die abgeschottete Ökologie der Feuchtwelt zu untersuchen, die nur dort existiert. Nach den alten Aufzeichnungen gab es damals Ansätze einer rudimentären Neuevolution, nachdem die Häretiker geflüchtet waren. Und unsere Fakultät hat Anspruch darauf, die erste erfolgreiche Expedition dorthin zu entsenden. Das müssen die Wächtergremien doch verstehen. Es geht um unsere wissenschaftliche Reputation und den wissenschaftlichen Fortschritt, der dem gesamten Volk zugute kommen wird! Wir reden hier nicht über Egoismus…"
Ihm wurde Schweigen geboten.
Erst nach einer Weile, die sich so lange ausdehnte, dass Xiiyin-Cuhn fast die Beine zu zittern begannen (ernstlich, die Standfestigkeit wurde auf eine harte Probe gestellt, und er beglückwünschte sich, dass er in den letzten Monaten so hart trainiert hatte, um seine Beinmuskeln zu stärken!), erfolgte eine – leider ebenfalls hinhaltende – Antwort.
„Die Argumente müssen erst noch genauer abgewogen werden. Im Entscheidungsfall wird der Rat zusammengerufen werden müssen. Wie dem auch sei, das Ergebnis steht nicht vor Ablauf von acht Ziliir fest. Gedulden Sie sich solange, Wissenschaftler Xiiyin-Cuhn. Sie sind jetzt entlassen."
Erinnerungsprotokoll des Wissenschaftlers
Xiiyin-Cuhn von Ghyl’xish
23009.240 Zhoncor-Zeitrechnung
10. Geheimnisvolle Dinge
Irgendwo in Twennar, 11. oder 12. Larsheb 440, vormittags
„Nein! Nein! Nein!"
Zharidds von oben herabwehender, wütender Kommentar ließ die behutsam emporgesprossene Hoffnung in dem hünenhaften Missionskoch Ayantor und der Miene der zierlichen Soziologin Yasaari sofort wieder absterben, noch ehe sie die Kuppe der nächsten Düne erreicht hatten. Zharidd war ihnen natürlich, stur und durchtrainierter als der Rest der Wandergruppe, vorausgeeilt in dem Bestreben, zu schauen, was hinter der nächsten Dünenkuppe lag. Und sein frustrierter Ausruf machte unmissverständlich klar, was das bedeutete.
Noch ein Dünental.
Noch ein Stück der seltsamen extrayantihnischen „Einschienenbahn".
Und danach: eine weitere Düne.
„Wir kommen hier nie raus, seufzte Yasaari erschöpft. Sie klang mutlos. „Niemals!
Sie sackte regelrecht in sich zusammen.
Ayantor, der das schon vorausgesehen hatte, fasste sie kurzerhand unter den Armen und zog sie weiter bis auf die Kuppe der von trockenem graugelbem Gras bewachsenen Düne, wo warmer Wind feine Sandschleier abtrug und auf der Kleidung der yantihnischen Wanderer ablagerte. Jedes einzelne Mal, wenn sie in einem Tal rasteten und die Kleidung abklopften, standen sie in einer regelrechten Staubwolke. Anfangs hatten Zharidd, Jeshtar und Ayantor darüber noch herzhaft geflucht, aber inzwischen gehörte das alles schon zur Routine. Die ewige Wanderung durch dieses Dünenland unter dem grauen, diesigen Himmel schliff ihre Nerven ziemlich blank, stumpfte sie regelrecht ab.
Die Düne, die sie nun erklommen hatten, war wie die meisten hier in der Gegend schon ziemlich alt, vermutlich etliche Jahrhunderte. Entlang der unteren Säume dieser und der anderen langen Dünenkämme in weitem Umfeld wucherte die Vegetation intensiver. In gewisser Weise war das von enormem Vorteil. Wäre dieser Landstrich eine klassische Wüste gewesen, wie es sie beispielsweise auf Hushhin oder Shoylon in reichlichem Maße gab, wären sie alle längst tot. Wassermangel. Den gab es hier aber durchaus nicht, selbst wenn seit Tagen kein Niederschlag erfolgt war.
Der Allroundwissenschaftler Noshtoy ging inzwischen davon aus, dass zu Zeiten des stärkeren Niederschlags hier unten stehende Gewässer für bessere Durchfeuchtung des Bodens sorgten. Die Pflanzen „wussten" das natürlich – so hatte Zharidd das ausgedrückt und dafür einiges Amüsement geerntet – und siedelten sich verstärkt dort an. In manchen zurückliegenden Dünentälern hatten die Yantihni deshalb auch erst einmal Vegetation entfernen und im angewehten Sandboden stochern müssen, ehe sie den Verlauf der metallenen Schiene wieder fanden, die ihnen derzeit den Weg wies.⁴
In den vergangenen Tagen, seitdem sie diesem ersten Hinweis der Zivilisation auf einer verlassenen Welt folgten, die Noshtoy hartnäckig für die Zhonc-Welt Nylviidin hielt, obwohl kaum etwas dafür sprach – sah man von der Ruine des Transmitterdomes ab, in der sie materialisiert waren, inmitten eines warmen Dauerregens, der sie von Kopf bis Fuß durchnässte und ihre gute Laune ebenso davonspülte wie ihre anfänglichen Hoffnungen und Erwartungen – , also, es hatte in diesen letzten Tagen schon dann und wann Gründe für wieder aufflammende Hoffnung gegeben.
Vorgestern etwa, erinnerte sich Ayantor.
Da überwanden sie – ganz so wie jetzt – einen Dünenkamm, und dann gebärdete sich Noshtoy auf einmal wie verrückt und überschlug sich buchstäblich, während er die Düne herunterstolperte. Er wurde schließlich von einem ausladenden Pflanzendickicht in seinem Vorwärtsdrang gestoppt und machte für ein paar Momente eine echt komische Figur, wie er da so verwirrt und schwindelig dalag.
Er fing sich aber sehr flink wieder und war auf den Füßen, ehe die anderen ihn erreicht hatten.
Nun, dieses überstürzte, wilde Verhalten konnte man ja verstehen, wenn man dieses komische Ding sah, das ein paar Dutzend Neen rechts von der Schiene lag. Es erwies sich als beinahe so hoch wie die Düne, ein mächtiges, rostrot schimmerndes und fremdartiges Ding, war halb eingewachsen in Sand und vertrocknetes Gesträuch. Aber was das wohl früher mal gewesen sein mochte… Quin alleine sollte das wissen.
Ein sicherlich fünfzehn Neen durchmessendes, zweifelsohne technisches Artefakt, aber nahezu vollkommen verwittert. Entfernt kugelförmig, mit ein paar traurigen, strohigen Kabelausläufern, die herabhingen wie diese schlaffen Tentakel des Tassaiers Gwensh damals auf Hushhin.⁵ Der Rest war in Jahrtausenden beharrlicher Erosion zu braunem Blech verwittert.
Noshtoy wanderte andächtig und begeistert um das Gebilde herum, als wäre es ein archaisches Heiligtum. Der Koch fand indes, dass das eigentlich einfach nur Schrott war. Rostiger Schrott, und sicherlich nicht mehr sehr aussagekräftig. Es sah zudem ziemlich porös aus.
Als Ayantor spaßeshalber einen Stein dagegen schleuderte, brach ein erheblicher Teil des Artefakts donnernd in sich zusammen – innen war es längst vollkommen hohl, wie eine ausgetrocknete Frucht und genauso rostig wie außen – , und der fassungslose Noshtoy geriet ganz außer sich vor Zorn, schrie ihn an, was ihm denn einfalle, ein extrayantihnisches Artefakt mutwillig zu zerstören… das müsse gescheit dokumentiert, untersucht werden…
„Eine verdammte Scheiße ist das, Nosh", lautete Ayantors abweisender Kommentar dazu. „Vielleicht hast du vergessen, wo wir hier sind? Wir sind dabei, ums Überleben zu kämpfen,