Tückische Liebe: Der kleine Fürst 182 – Adelsroman
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Robert Wenger, Stallmeister auf Schloss Sternberg und ein noch junger, durchtrainierter Mann, saß im Sprechzimmer seines Hausarztes Dr. Antonius Bäuml, und versuchte zu verstehen, was dieser ihm gerade erklärte. Er hatte sich wegen anhaltender Kopfschmerzen an Dr. Bäuml gewandt, einige Wochen zuvor, und dieser hatte ihn, nach einigen erfolglosen Therapieversuchen, schließlich in eine radiologische Praxis überwiesen. Nun lagen die Bilder von seinem Kopf vor.
»Eine Raumforderung?«, fragte der Stallmeister. »Was soll das sein?«
Antonius Bäuml seufzte. Er war mehr als doppelt so alt wie sein Patient und wenn es überhaupt etwas an seinem Beruf gab, das er nicht mochte, dann waren es Situationen wie diese. Er zeigte auf eine der Tomografien, die er an eine Lichtleiste über seinem Schreibtisch gehängt hatte. »Sehen Sie diesen Schatten hier?«
»Ja, klar.«
»Sie haben einen Tumor, Herr Wenger. Einen gutartigen Hirntumor, den Sie so schnell wie möglich operieren lassen sollten.«
»Einen Tumor«, wiederholte Robert Wenger ohne erkennbare Regung. »Und das nennen Sie Raumforderung?«
»Ein Fachbegriff«, erklärte der Arzt beinahe verlegen. »Der Tumor beansprucht Raum, deshalb. Raum, der ihm nicht zusteht, Raum, der in Ihrem Gehirn für anderes gebraucht wird. Ihr Tumor wächst, Herr Wenger, es wird also nicht bei Ihren gelegentlichen Kopfschmerzen bleiben, andere Beschwerden werden hinzukommen. Richten Sie sich auf Seh- und Gleichgewichtsstörungen und häufigere, schlimmere Kopfschmerzattacken ein.« Er verstummte, als er das Gesicht seines Gegenübers sah. Robert Wenger hatte endlich begriffen, was die Diagnose für ihn bedeutete.
»Herr Wenger«, fuhr Antonius Bäuml nach einigen Sekunden mit ruhiger Stimme fort, »heutzutage werden solche Tumore ohne größere Probleme operiert. Es ist
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Book preview
Tückische Liebe - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 182–
Tückische Liebe
Ein Missverständnis kostet Bettina von Ahlen fast ihr Glück
Viola Maybach
Robert Wenger, Stallmeister auf Schloss Sternberg und ein noch junger, durchtrainierter Mann, saß im Sprechzimmer seines Hausarztes Dr. Antonius Bäuml, und versuchte zu verstehen, was dieser ihm gerade erklärte. Er hatte sich wegen anhaltender Kopfschmerzen an Dr. Bäuml gewandt, einige Wochen zuvor, und dieser hatte ihn, nach einigen erfolglosen Therapieversuchen, schließlich in eine radiologische Praxis überwiesen. Nun lagen die Bilder von seinem Kopf vor.
»Eine Raumforderung?«, fragte der Stallmeister. »Was soll das sein?«
Antonius Bäuml seufzte. Er war mehr als doppelt so alt wie sein Patient und wenn es überhaupt etwas an seinem Beruf gab, das er nicht mochte, dann waren es Situationen wie diese. Er zeigte auf eine der Tomografien, die er an eine Lichtleiste über seinem Schreibtisch gehängt hatte. »Sehen Sie diesen Schatten hier?«
»Ja, klar.«
»Sie haben einen Tumor, Herr Wenger. Einen gutartigen Hirntumor, den Sie so schnell wie möglich operieren lassen sollten.«
»Einen Tumor«, wiederholte Robert Wenger ohne erkennbare Regung. »Und das nennen Sie Raumforderung?«
»Ein Fachbegriff«, erklärte der Arzt beinahe verlegen. »Der Tumor beansprucht Raum, deshalb. Raum, der ihm nicht zusteht, Raum, der in Ihrem Gehirn für anderes gebraucht wird. Ihr Tumor wächst, Herr Wenger, es wird also nicht bei Ihren gelegentlichen Kopfschmerzen bleiben, andere Beschwerden werden hinzukommen. Richten Sie sich auf Seh- und Gleichgewichtsstörungen und häufigere, schlimmere Kopfschmerzattacken ein.« Er verstummte, als er das Gesicht seines Gegenübers sah. Robert Wenger hatte endlich begriffen, was die Diagnose für ihn bedeutete.
»Herr Wenger«, fuhr Antonius Bäuml nach einigen Sekunden mit ruhiger Stimme fort, »heutzutage werden solche Tumore ohne größere Probleme operiert. Es ist natürlich keine gute Nachricht, aber es ist auch keine Katastrophe.«
»Sie verstehen das nicht. Mit einem Hirntumor kann ich doch nicht Stallmeister auf Sternberg bleiben! Wie soll das denn gehen? Und wer garantiert mir, dass die Operation gut verläuft? Dass nicht doch etwas von dem Tumorgewebe zurückbleibt? Oder wollen Sie mir jetzt auch noch erzählen, dass das eine ganz harmlose Operation ist?« Robert Wengers Stimme war immer lauter geworden.
Der Arzt blieb ruhig. Sein Patient befand sich in einem emotionalen Ausnahmezustand, was ja kein Wunder war, er hatte solche Reaktionen schon öfter erlebt. »Natürlich nicht«, antwortete er. »Jede Operation birgt Risiken, also erst recht eine am Gehirn. Aber die Erfolgsquote bei solchen Eingriffen ist hoch, Ihr Tumor ist gut erreichbar für die Chirurgen, und er ist abgekapselt, also gutartig. Allerdings wächst er, wie schon erwähnt, Sie müssen ihn also entfernen lassen, sonst werden Ihre Beschwerden zunehmen.«
»Wenn ich mich operieren lasse: Wie lange kann ich dann nicht arbeiten?«
»Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Da Sie einen verantwortungsvollen Job haben, der sowohl geistig als auch körperlich anspruchsvoll ist, denke ich, dass Sie mit etwa zwei Monaten rechnen müssen. Es kann auch sein, dass Sie sich deutlich schneller erholen, aber bei vorsichtiger Schätzung …«
Robert Wenger stand so plötzlich auf, dass der Arzt zusammenzuckte. »Kann ich die Bilder mitnehmen? Vielleicht ist das gar kein Tumor, sondern etwas anderes. Vielleicht irren sich Ihre Kollegen. Bei uns in der Familie hat noch nie jemand einen Tumor gehabt, und ich kann mir so etwas einfach nicht leisten.«
Auch Antonius Bäuml erhob sich. Er war zweiundsechzig Jahre alt, sein Haar war weiß, aber er hielt sich kerzengerade, sein Gesicht war fast faltenlos, und der Blick seiner grauen Augen verriet, dass er im Herzen viel jünger war. »Natürlich können Sie die Bilder mitnehmen«, sagte er ruhig. »Holen Sie eine zweite Meinung ein, lassen Sie sich beraten, und dann kommen Sie wieder zu mir. Sie sehen Ihre Situation im Augenblick zu schwarz, Herr Wenger. Warum reden Sie nicht mit Baron von Kant ganz offen darüber? Ich bin sicher, er will Sie als Stallmeister nicht verlieren und wird versuchen, mit Ihnen gemeinsam eine Lösung zu suchen für die Zeit, in der Sie nicht arbeiten können.«
»Das mache ich bestimmt nicht«, entgegnete Robert Wenger. »Ein Stallmeister, der nicht gesund ist, wird von niemandem ernst genommen. Was denken Sie denn, wie es auf einem Gestüt zugeht? Ich habe über dreißig Mitarbeiter, die ich führen muss, zum Teil sind das raue Gestalten. Wenn die hören, dass ich einen Hirntumor habe, tanzen sie mir auf der Nase herum.«
»Ich habe ja nicht vorgeschlagen, dass Sie Ihre Diagnose überall herumerzählen, sondern nur, dass Sie mit dem Baron reden sollen. Es muss doch außer Ihrem Arbeitgeber niemand von dem Tumor erfahren. Aber wenigstens er sollte wissen, was auf das Gestüt zukommt, wenn Sie eine Weile nicht arbeiten können.«
Antonius Bäuml war nicht sicher, ob der junge Stallmeister ihm überhaupt zugehört hatte, denn statt einer Erwiderung bat er: »Kann ich die Bilder jetzt haben? Ich würde gerne gehen und in Ruhe über alles nachdenken, Herr Doktor.«
»Selbstverständlich.« Nachdem er die Bilder von der Lichtleiste genommen und seinem Patienten ausgehändigt hatte, reichte er ihm die Hand. »Ich hoffe, Sie melden sich bald wieder bei mir, Herr Wenger.«
»Diese Leute in der radiologischen Praxis, die sind doch auch zu Stillschweigen verpflichtet, oder?«
»Ja, natürlich. Von den Diagnosen dringt nichts nach außen, das ist doch selbstverständlich, Herr Wenger.«
»Ich wollte mich nur noch einmal vergewissern. Auf Wiedersehen, Herr Dr. Bäuml, danke, dass Sie sich so viel Zeit genommen haben.« Nach diesen Worten verließ Robert Wenger das Sprechzimmer, ohne sich noch einmal umzusehen. Er hatte den Kopf hoch erhoben, den Rücken gerade durchgedrückt. Niemand sollte ihm ansehen, was er soeben erfahren hatte.
Antonius Bäuml seufzte. Wäre es nach ihm gegangen, er hätte den jungen Mann unverzüglich in die Sternberger Klinik von Dr. Brocks geschickt, der mit ausgezeichneten Spezialisten zusammenarbeitete. Je eher sich Robert Wenger operieren ließ, desto besser, das legten die Bilder nahe, aber es war ihm ja offenbar nicht gelungen, seinen jungen Patienten von der Notwendigkeit eines baldigen chirurgischen Eingriffs zu überzeugen.
Als seine Sprechstundenhilfe ihn fragte, ob er bereit sei für den nächsten Patienten, sagte er müde: »Geben Sie mir noch ein paar Minuten, Frau Schauder.«
Sie warf ihm einen beunruhigten Blick zu, sagte aber nur: »Selbstverständlich, wir sind auch ganz gut in der Zeit.«
Zwei Minuten später öffnete sie die Tür zum Sprechzimmer noch einmal und brachte ihrem Chef einen Kaffee und zwei Stückchen Schokolade. Er dankte ihr mit einem Lächeln dafür und fühlte sich bereits ein bisschen besser.
Vielleicht sah er ja auch zu schwarz und Robert Wenger kam schon morgen zur Vernunft, redete mit Baron von Kant und ließ sich operieren.
*
Baron Friedrich von Kant machte einen langsamen Rundgang durch die Stallungen von Schloss Sternberg. Der Stallmeister hatte wegen einer familiären Angelegenheit um Urlaub gebeten und am Tag zuvor zu ihm gesagt: »Vielleicht lassen Sie sich dann mal hier blicken, Herr Baron, wenn ich nicht da bin. Nicht, dass ich meinen