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Angst (Das Avery Black Mystery-Buch Nr. 6)
Angst (Das Avery Black Mystery-Buch Nr. 6)
Angst (Das Avery Black Mystery-Buch Nr. 6)
Ebook265 pages4 hours

Angst (Das Avery Black Mystery-Buch Nr. 6)

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About this ebook

„Eine packende Geschichte, deren Spannung vom ersten Kapitel bis zum Ende nicht nachlässt.“
--Midwest Book Review, Diane Donovan (über Verschwunden)

Nr. 1 Bestseller-Autor Blake Pierce liefert ein neues Meisterwerk psychologischer Spannung – die Serie mit AVERY BLACK – geht weiter mit dem Band ANGST (Buch Nr. 6), der auch als eigenständiger Roman funktioniert. Die Serie setzt mit dem Band DAS MOTIV (Buch Nr. 1) an, welches zum kostenlosen Download bereit steht und über 200 top Bewertungen erhalten hat!

Ein Mann wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, im Schrank eingesperrt und über seinen Leichnam krabbeln unzählige Giftspinnen. Die Bostoner Polizei steht vor einem Rätsel. Alle Hinweise führen ins Leere und die Polizei befürchtet, der Mörder könnte erneut zuschlagen. Wegen dieser aussichtslosen Lage, wendet sich die Polizei verzweifelt an ihre beste und kontroverseste Mordkommissarin - Avery Black. Avery, bereits im Ruhestand und an einem absoluten Tiefpunkt in ihrem Leben, ist widerwillig bereit, bei diesem Fall zu helfen. Als weitere Leichen auftauchen, die auf bizarre und seltsame Weise getötet wurden, muss sich Avery fragen, ob hier ein Serienmörder seine Hand im Spiel hat.

Unter gewaltigem Druck der Medien und mit einer neuen, unerfahrenen Partnerin an ihrer Seite, kommt Avery an ihre Grenzen. Der Fall fordert ihr alles ab, während sie gegen ihre eigene Dunkelheit ankämpft.

Avery steigt immer tiefer in den kranken Geist des Mörders ein, der mehr Geheimnisse bewahrt, als Avery geahnt hatte.

Der spannendste und schockierendste Fall der Serie, der die Spannung ins Äußerste steigen lässt. ANGST werden Sie noch bis spät in die Nacht lesen wollen.

„Ein Meisterwerk aus Thriller und Mystery. Pierce hat ganze Arbeit geleistet und entwickelte Charaktere mit psychologischem Tiefgang, so gut beschrieben, dass wir in ihren Köpfen mitfiebern, ihre Ängste erleben und uns mit ihren Erfolgen freuen. Eine intelligente Handlung, die sie durch das ganze Buch durch unterhalten wird. Voll überraschender Wendungen, hält Sie dieses Buch vom Schlafen ab.“
--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (über Verschwunden)
LanguageDeutsch
PublisherBlake Pierce
Release dateMar 30, 2020
ISBN9781640294103
Angst (Das Avery Black Mystery-Buch Nr. 6)
Author

Blake Pierce

Blake Pierce is author of the #1 bestselling RILEY PAGE mystery series, which include the mystery suspense thrillers ONCE GONE (book #1), ONCE TAKEN (book #2) and ONCE CRAVED (#3). An avid reader and lifelong fan of the mystery and thriller genres, Blake loves to hear from you, so please feel free to visit www.blakepierceauthor.com to learn more and stay in touch.

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    Angst (Das Avery Black Mystery-Buch Nr. 6) - Blake Pierce

    A N G S T

    (DAS AVERY BLACK MYSTERY-BUCH Nr. 6)

    B L A K E   P I E R C E

    Blake Pierce

    Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller RILEY PAIGE Krimi Serie, die bisher acht Bücher umfasst. Blake Pierce ist außerdem die Autorin der MACKENZIE WHITE Krimi Serie, bestehend aus bisher fünf Büchern; von der AVERY BLACK Krimi Serie, bestehend aus bisher vier Büchern; und der neuen KERI LOCKE Krimi Serie.

    Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi und Thriller Genres. Blake liebt es von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com und bleiben Sie in Kontakt!

    Copyright © 2018 by Blake Pierce. Außer im Rahmen des Urheberrechtsgesetzes von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne die vorherige Zustimmung des Autors vervielfältigt, verbreitet oder in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln gespeichert oder in einem Datenbank- oder Abfragesystem gespeichert werden. Dieses E-Book ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses E-Book darf nicht wieder verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte ein Exemplar für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht kaufen, oder es wurde nicht für Ihren Gebrauch gekauft, dann bringen Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Fantasie-Produkt des Autors oder werden fiktional genutzt. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, ist völlig zufällig. Umschlagbild Copyright Karukua, verwendet unter Lizenz von shutterstock.com.

    BÜCHER VON BLAKE PIERCE

    RILEY PAIGE KRIMI SERIE

    VERSCHWUNDEN (Band #1)

    GEFESSELT (Band #2)

    ERSEHNT (Band #3)

    GEKÖDERT (Band #4)

    GEJAGT (Band #5)

    VERZEHRT (Band #6)

    VERLASSEN (Band #7)

    ERKALTET (Band #8)

    VERFOLGT (Band #9)

    VERLOREN (Band #10)

    BEGRABEN (Book #11)

    GEBUNDEN (Book #12)

    MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE

    BEVOR ER TÖTET (Band #1)

    BEVOR ER SIEHT (Band #2)

    BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)

    BEVOR ER NIMMT (Band #4)

    BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)

    BEVOR ER FÜHLT (Band #6)

    AVERY BLACK MYSTERY REIHE

    DAS MOTIV (Buch Nr.1)

    LAUF! (Buch Nr.2)

    DAS VERSTECK (Buch Nr.3)

    GRÜNDE DER ANGST (Buch Nr.4)

    RETTE MICH (Buch Nr.5)

    ANGST (Buch Nr.6)

    KERI LOCKE KRIMI SERIE

    EINE SPUR VON TOD (Band #1)

    EINE SPUR VON MORD (Band #2)

    EINE SPUR VON LASTER (Band #3)

    EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4)

    INHALTSVERZEICHNIS

    EINLEITUNG

    KAPITEL EINS

    KAPITEL ZWEI

    KAPITEL DREI

    KAPITEL VIER

    KAPITEL FÜNF

    KAPITEL SECHS

    KAPITEL SIEBEN

    KAPITEL ACHT

    KAPITEL NEUN

    KAPITEL ZEHN

    KAPITEL ELF

    KAPITEL ZWÖLF

    KAPITEL DREIZEHN

    KAPITEL VIERZEHN

    KAPITEL FÜNFZEHN

    KAPITEL SECHSZEHN

    KAPITEL SIEBZEHN

    KAPITEL ACHTZEHN

    KAPITEL NEUNZEHN

    KAPITEL ZWANZIG

    KAPITEL EINUNDZWANZIG

    KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

    KAPITEL DREIUNDZWANZIG

    KAPITEL VIERUNDZWANZIG

    KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

    KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

    KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

    KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

    KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

    KAPITEL DREISSIG

    KAPITEL EINUNDDREISSIG

    KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

    KAPITEL DREIUNDDREISSIG

    KAPITEL VIERUNDDREISSIG

    EPILOG

    EINLEITUNG

    Obwohl er Rosie hieß, war an ihm weder etwas Sanftes noch Hübsches. Roosevelt „Rosie" Dobbs marschierte in seiner gewohnt unbeholfenen Art auf die Veranda des Apartments 2B – wäre jemand in der Nähe gewesen, hätten er ihn vielleicht fluchen hören können, denn Schimpfwörter folgten ihm wie ein Schatten.

    Mit seiner Faust, die so groß wie eine Keule war, hämmerte Rosie an die Tür. Bei jedem Schlag hatte er das Gesicht des Mieters vor sich, der in 2B lebte. Ein Angeber namens Alfred Lawnbrook – dieser Typ, der sich immer für etwas Besseres hielt, obwohl er in einer zweitklassigen Wohnung in einem der schlimmsten Viertel der Stadt lebte. Seine Miete hatte er noch nie pünktlich bezahlt, jedes Mal war er mindestens eine Woche zu spät dran, seitdem er die letzten zwei Jahre  in der Wohnung gelebt hatte. Diesmal war er seit drei Wochen im Rückstand. Und Rosie hatte es satt. Wenn Lawnbrook am Abend seine Miete nicht beglichen hatte, würde Rosie ihn rausschmeißen.

    Es war Samstag, kurz nach 9:00 Uhr. Lawnbrooks Auto stand wie gewohnt auf dem Parkplatz und Rosie wusste, dass er zu Hause war. Trotz des Hämmerns, öffnete Al Lawnbrook nicht die Tür.

    Rosie schlug mit der Faust ein letztes heftiges Mal gegen die Tür und schrie: „Lawnbrook, beweg deinen Arsch raus! Und am besten hast du die Miete in der Hand, wenn du die Tür öffnest."

    Rosie versuchte, geduldig zu sein. Er wartete ganze zehn Sekunden, bis er wieder rief: „Lawnbrook!"

    Als immer noch keine Antwort kam, packte Rosie seinen riesigen Schlüsselbund aus, den er an einem Karabiner an seiner Hüfte trug. Er blätterte geschickt durch die Schlüssel bis er den für Wohnung 2B fand. Ohne eine weitere Vorwarnung steckte Rosie den Schlüssel ins Schloss, drehte den Türknopf um betrat die Wohnung.

    „Alfred Lawnbrook! Hier ist Rosie Dobbs, dein Vermieter. Du bist drei Wochen im Rückstand…"

    Aber Rosie wusste sofort, dass ihm niemand antworten würde. In der Wohnung lag eine Stille, die ihn sofort wissen ließ, dass Lawnbrook nicht zu Hause war.

    Nein, stimmt nicht, dachte Rosie. Es ist etwas anderes... etwas fühlt sich seltsam an. Irgendwie abgestanden und... einfach falsch.

    Rosie ging ein paar Schritte weiter in die Wohnung und blieb stehen, als er mitten im Wohnzimmer stand.

    Da bemerkte er den Geruch.

    Zuerst dachte er an faule Kartoffeln. Aber da lag noch etwas anderes in der Luft, etwas Ungreifbares.

    „Lawnbrook?", rief er wieder, dieses Mal jedoch mit angsterfüllter Stimme.

    Wieder keine Antwort... nicht, dass Rosie eine erwartet hätte. Er ging durch das Wohnzimmer und blickte in die Küche. Er dachte, dass vielleicht etwas Essbares liegengelassen wurde und sich zu zersetzen begann. Aber die Küche war recht aufgeräumt und, auch wenn sie klein war, war offensichtlich, dass alles in Ordnung war.

    Ruf die Polizei an, sprach eine weise Stimme in Rosie. Du weißt, dass hier etwas nicht stimmt, also ruf die Polizei und mach dir keine Probleme.

    Aber Neugier ist eine höllisch starke Droge und Rosie konnte nicht widerstehen. Er ging den Flur entlang und ein krankhafter Impuls ließ ihn einen Blick direkt durch die offene Schlafzimmertür werfen.

    Ein paar Treppenstufen weiter den Flur entlang, entwickelte sich der Geruch zu etwas Üblem und er wusste sofort, worauf er zuging. Trotzdem konnte er jetzt nicht Halt machen. Er musste es wissen... er musste es sehen.

    Al Lawnbrooks Schlafzimmer war etwas unordentlich. Ein paar Dinge waren von seinem Nachttisch gestoßen worden: Seine Brieftasche, ein Buch und ein Bilderrahmen. Die Kunststoffjalousien im Fenster saßen etwas schief, die unteren Jalousien waren verbogen.

    Und hier war der Geruch noch schlimmer. Es war nicht überwältigend, aber Rosie wollte ihn sicher nicht noch länger einatmen.

    Das Bett war leer und zwischen Kommode und Wand war nichts zu sehen. Mit einem Kloß im Hals wandte sich Rosie dem Schrank zu. Die Tür war geschlossen und das war irgendwie schlimmer als der Geruch. Dennoch trieb ihn seine Neugierde an und Rosie stand nun vor dem Schrank. Er streckte die Hand aus, berührte den Drehknopf und für einen Moment dachte er, er könnte den schrecklichen Geruch fühlen, er war klebrig und warm.

    Bevor er den Knopf drehte, sah er noch etwas aus dem Augenwinkel. Er sah auf seine Füße und dachte, seine Nerven seien kaputt oder spielten ihm Streiche. Aber nein... er hatte etwas gesehen.

    Zwei Spinnen kamen unter der Tür hervorgekrochen. Sie waren beide ziemlich groß, eine so groß wie ein Vierteldollar-Stück und die andere so groß, dass sie kaum durch den Spalt passte. Rosie sprang schreiend und überrascht zurück. Die Spinnen huschten unter das Bett und als er sich umdrehte, sah er ein paar Spinnen, die sich ebenfalls am Bett festklammerten. Die meisten waren klein, aber über das Kissen huschte eine, die so groß wie eine Briefmarke war.

    Das Adrenalin trieb ihn weiter an. Rosie packte den Knopf, drehte ihn um und zog ihn auf. Er versuchte zu schreien, aber seine Lungen schienen gelähmt zu sein. Nur ein trockenes Röcheln kam aus seiner Kehle, als er langsam vom Schrank zurückwich. Was er sah, war grauenvoll.

    Alfred Lawnbrook lag ausgestreckt in der hinteren Ecke des Wandschranks. Sein Körper war blass und regungslos. Er war fast vollständig mit Spinnen bedeckt.

    Auf ihm lagen dicke Spinnenweben. Die an seinem rechten Arm so dick, dass Rosie seine Haut nicht mehr sehen konnte. Die meisten Spinnen waren klein und schienen harmlos zu sein, aber wie er jetzt erkennen konnte, waren auch größere Spinnen da. Rosie starrte entsetzt alles an, als eine golfballgroße Spinne über Lawnbrooks Stirn spazierte. Eine kleinere kletterte über seine Unterlippe.

    Dieses Bild riss Rosie aus seiner Erstarrung. Beinahe wäre er über seine eigenen Füße gestolpert, als er kreischend aus dem Raum rannte, sich seinen Nacken anschlug und das Gefühl hatte, als ob Millionen von Spinnen über ihn krabbelten.

    KAPITEL EINS

    Vor zwei Monaten…

    Als Avery Black eine der vielen Kisten öffnete, die noch immer in ihrem neuen Zuhause verstreut herumstanden, fragte sie sich, warum sie so lange gewartet hatte, um aus der Stadt wegzuziehen. Sie vermisste sie überhaupt nicht und fing tatsächlich an, sich darüber zu ärgern,  dass sie dort so viel Zeit verschwendet hatte.

    Sie schaute in eine Kiste und hoffte, dort ihren iPod zu finden. Sie hatte die Kisten nicht beschriftet, als sie ihre Wohnung in Boston verlassen hatte. Sie hatte hastig alles in Kisten geworfen und war während eines Tages ausgezogen. Das war vor drei Wochen gewesen und sie war immer noch nicht mit dem Auspacken fertig. Die Bettlaken waren irgendwo in diesen Kisten, aber sie hatte die letzten drei Wochen auf der Couch geschlafen.

    Der iPod war nicht in der Kiste, dafür aber einige Flaschen mit Alkohol, die sie fast vergessen hatte. Sie zog einen Tumbler aus der Kiste, füllte ihn mit einer ordentlichen Portion Bourbon und ging auf die Veranda. Sie blinzelte in das helle Morgenlicht und nahm einen Schluck. Sie genoss das brennende Gefühl, das der Bourbon in ihrer Kehle hinterlassen hatte und trank dann gleich weiter. Sie sah auf ihre Uhr, es war kurz nach 10:00 Uhr morgens.

    Sie zuckte mit den Schultern und ließ sich in den alten Schaukelstuhl fallen, der seit dem Umzug auf der Veranda stand. Sie schaute sich ihre neue Umgebung an und sie überkam das  warme Gefühl von Sicherheit, hier den Rest ihres Lebens ganz bequem verbringen könnte.

    Das Haus war nicht wirklich wie eine Hütte, hatte aber eine rustikale Atmosphäre an sich. Es war ein einfacher einstöckiger Bau mit modernem Interieur. Ihre Postanschrift war in der Nähe von Walden Pond, aber die Anschrift war weit abseits der bekannten Pfade und daher konnte sie sich als „weit draußen" bezeichnen. Ihr nächster Nachbar war eine halbe Meile entfernt und alles, was sie hinter ihrer Veranda und dem hinteren Küchenfenster sehen konnte waren Bäume.

    Keine hupenden Autos. Keine geschäftigen Fußgänger, die in Eile waren, während sie in ihre Handys schauen. Kein Verkehr. Kein ständiger Gestank von Benzin und Abgasen oder das Dröhnen der Motoren.

    Im Morgenlicht nahm sie einen weiteren Schluck ihres Bourbons und lauschte. Nichts. Absolut gar nichts. Nun, das war nicht unbedingt wahr. Sie konnte zwei singende Vögel hören, und das leise Knirschen der Bäume, als eine kühle Brise hereinbrach.

    Sie hatte alles versucht, Rose dazu zu bringen, mit ihr hierher zu kommen. Ihre Tochter hatte viel durchgemacht und es war klar, dass es ihr nicht helfen würde, in der Stadt zu bleiben. Aber Rose hatte vehement abgelehnt. Nachdem Gras über den letzten Fall gewachsen war, brauchte Rose einen Ort, um dort die Schuld für den Tod ihres Vaters ablegen zu können. Und wie immer wurde Avery diese Schuld überantwortet.

    So sehr es auch schmerzte, Avery konnte es nachvollziehen. Sie hätte sich genauso verhalten, wenn sie an Roses Stelle wäre. Während des Umzugs hatte ihr Rose vorgeworfen, vor ihren Problemen davonzulaufen. Und Avery hatte kein Problem damit, das zuzugeben. Sie war hierhergekommen, um vor den Erinnerungen an den letzten Fall zu fliehen – an die letzten Monate in ihrem Leben, um ganz ehrlich zu sein.

    Es war ihnen fast gelungen die Beziehung wiederherzustellen, die sie einmal hatten. Aber als Roses Vater gestorben war - genau wie Ramirez, ein Mann, den sie als Mann an der Seite ihrer Mutter zu tolerieren begann – war es vorbei damit... da fehlt was. Rose gab Avery die  Schuld an dem Tod ihres Vaters und Avery fing langsam an, sich selbst die Schuld zu geben.

    Avery schloss die Augen und leerte das Glas Bourbon. Sie hörte den leisen Geräuschen des Waldes zu und ließ sich von der Wärme des Bourbons trösten. Sie hatte sich im Laufe der letzten drei Wochen von ähnlicher Wärme trösten lassen und sich dabei einige Male so sehr betrunken, dass sie für einige Stunden einen Filmriss hatte. Sie hatte diese Nacht über die Toilette gebeugt verbracht und beweinte Ramirez Tod und die verlorene gemeinsame Zukunft, der sie schon so nahe waren.

    Avery erinnerte sich nun daran und es war ihr peinlich. Sie hatte geschworen, nie mehr zu trinken. Sie war nie ein großer Trinker gewesen, aber in den letzten drei Wochen hatten Schnaps und Wein das ihre dazu beigetragen, den Tag zu überstehen.

    Doch wozu? fragte sie sich, als sie aus dem Schaukelstuhl aufstand und zurück ins Zimmer ging.

    Sie beäugte den Bourbon, sie war versucht sich zu betrinken, damit sie mittags nicht mehr existierte, nur um einen weiteren Tag zu überstehen. Aber sie wusste, dass es feige war. Sie musste das alleine schaffen, mit einem klaren Kopf. Also stellte sie den Bourbon und die anderen Schnapsflaschen in den Küchenschrank. Sie ging zur nächsten Kiste, immer noch auf der Suche nach dem iPod.

    Auf der Kiste lag ein Stapel Fotoalben. Da sie an Rose dachte, fischte sie Avery schnell heraus. Es waren insgesamt drei, eins davon mit Bildern aus ihrer Collegezeit. Sie ignorierte dieses Album komplett und klappte das zweite auf.

    Sofort sah sie Rose. Sie war zwölf, auf einem Schlitten mit schneebedeckter Mütze. Auch auf dem Bild drunter war Rose noch zwölf. Auf diesem Foto malte sie in ihrem alten Schlafzimmer etwas auf ihrer Staffelei, das nach einem Sonnenblumenfeld aussah. Avery blätterte alles durch, bis sie etwa in der Mitte des Albums ein Bild sah, das erst vor drei Jahren an Weihnachten aufgenommen worden war. Rose und Jack, Roses Vater, tanzten wild vor einem Weihnachtsbaum. Sie lachten beide so sehr, dass einem schwindlig davon werden konnte. Jacks Weihnachtsmannmütze saß schief auf seinem Kopf und im Hintergrund glänzte die Weihnachtsdeko.

    Es war als drehte ihr jemand ein Messer im Herz um. Sie verspürte plötzlich das Bedürfnis zu weinen. Seit sie hierher gezogen war, hatte sie kein einziges Mal den Drang dazu verspürt, da sie im Laufe ihrer Karriere ziemlich gut darin wurde, solche Emotionen zu ersticken. Aber dann traf es sie aus dem Nichts und bevor sie es abwehren konnte, öffnete sich ihr Mund und ein qualvolles Stöhnen kam heraus. Sie griff nach ihrem Herzen, als ob das Messer wirklich da wäre und sank zu Boden.

    Sie versuchte aufzustehen, aber ihr Körper schien sich zu wehren. Nein, schien er zu sagen. Du wirst diesen Moment zulassen und du wirst weinen. Du wirst weinen. Du wirst trauern. Und wer weiß? Es könnte tatsächlich gut für dich sein.

    Sie klammerte sich an das Fotoalbum und drückte es gegen ihre Brust. Sie weinte laut und ließ für einen Moment diese Verletzlichkeit zu. Sie hasste es, dass es sich so gut anfühlte, es einfach raus zu lassen, einfach zusammenzubrechen. Sie stöhnte und weinte, sie sagte nichts - rief niemandem an, rief nicht zu Gott und betete nicht. Sie war einfach in Trauer.

    Und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich wie ein Exorzismus an.

    Sie wusste nicht, wie lange sie dort zwischen den Kisten auf dem Boden saß. Sie wusste nur, dass sie, als sie aufstand, nicht mehr das Bedürfnis hatte, sich mit etwas Flüssigem zu betäuben. Sie musste ihren Kopf frei bekommen und ihre Gedanken ordnen.

    Sie spürte einen vertrauten Schmerz in ihren Händen, etwas, das noch stärker war als das Bedürfnis, ihre Gefühle zu ertränken. Sie ballte die Finger lose zu Fäusten und dachte an Zielscheiben aus Papier und die langen Bahnen der Schießstände. In ihrem Herz sammelte sich etwas mehr Leben, als sie an die wenigen Gegenstände dachte, die sie im Schlafzimmer hatte und die sie irgendwann im Zimmer einräumen würde. Das Zimmer war noch fast leer, aber es gab etwas, das sie im Dunst der letzten Tage fast vergessen hatte. Langsam versuchte Avery durch die Wohnung voller Kisten ins Schlafzimmer zu gehen.

    Für einen Moment stand sie in der Tür und studierte die Waffe, die in der Ecke stand.

    Das Gewehr war eine Remington 700, die sie seit ihrem College-Abschluss gehabt hatte. Während des letzten Jahres hatte sie große Pläne gehabt, irgendwo in der Wildnis des Winters Hirsche zu jagen. Ihr Vater hatte dies immer getan und obwohl sie nicht besonders gut darin gewesen war, machte es ihr Spaß. Sie war von ihren Freundinnen deswegen oft ausgelacht worden und hatte wahrscheinlich einen oder zwei Freunde an der Highschool wegen ihrer Zuneigung für den Jagdsport verängstigt. Als ihr Vater starb, hatte sie ihre Mutter gebeten, die Waffe zu nehmen, in der Annahme, ihr Vater hätte es so gewollt.

    Umzug um Umzug ist sie miteingepackt worden und landete in einem Schrank oder unter einem Bett. Zwei Tage nachdem sie in dieses Haus gezogen war, hatte sie sie zu einem Waffenhändler im Ort gebracht und ließ sie warten. Als sie die Waffe abholte, kaufte sie auch drei Schachteln Munition.

    Sie dachte, sie könnte genauso gut treffen, auch wenn sie nicht in der Stimmung

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