Verlobung im Schloss!: Der kleine Fürst 185 – Adelsroman
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Kriminalrat Volkmar Overbeck sah schweigend von einem zum anderen, nachdem Baron Friedrich von Kant, gelegentlich unterstützt von Bettina von Aahlen, seinen Bericht beendet hatte. Die Familie und ihre Gäste hatten sich in der Bibliothek von Schloss Sternberg versammelt: Baron Friedrich und seine Frau Sofia, die Teenager Anna, Konrad und Christian, Bettina und ihre Cousine Anja Mahler, sowie Annina von Hellingfors.
Es war ein stürmischer Tag gewesen, der in einen nicht minder stürmischen Abend übergegangen war. Dazu regnete es, und es war mit einem Schlag empfindlich kalt geworden. Im Kamin der Bibliothek brannte deshalb ein ordentliches Feuer, das den schönen Raum noch gemütlicher machte. Die schweren alten Ledersessel waren in einen großen Halbkreis um den Kamin gerückt worden, Eberhard Hagedorn, der langjährige Butler im Schloss, hatte Tee und Gebäck serviert. Doch jetzt, als die letzten Worte des Barons verklungen waren, veränderte sich die Atmosphäre: Unter den Blicken des Kriminalrats fühlten sich mit einem Mal alle unbehaglich.
Das steigerte sich noch, als er schließlich mit kühler Stimme fragte: »Und warum erfahre ich das alles erst jetzt?«
Als niemand antwortete, fuhr er fort: »Ich fasse zusammen, wenn Sie gestatten, was ich bis jetzt gehört habe. Im Gestüt gehen seltsame Dinge vor sich: Es wird gestohlen, Ihr Stallmeister Robert Wenger wird mit K.o.-Tropfen mattgesetzt, als er sich auf die Lauer legt, um den Dieb zu entlarven. Während er ohnmächtig da liegt, wird Ihr wertvollster Hengst mit einem Messer verletzt. Sie, Herr von Kant, bekommen einen anonymen Brief, der andeutet, dass Herr Wenger nicht vertrauenswürdig ist. Wir haben
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Verlobung im Schloss! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 185–
Verlobung im Schloss!
Freund und Feind sind rasch vereint
Viola Maybach
Kriminalrat Volkmar Overbeck sah schweigend von einem zum anderen, nachdem Baron Friedrich von Kant, gelegentlich unterstützt von Bettina von Aahlen, seinen Bericht beendet hatte. Die Familie und ihre Gäste hatten sich in der Bibliothek von Schloss Sternberg versammelt: Baron Friedrich und seine Frau Sofia, die Teenager Anna, Konrad und Christian, Bettina und ihre Cousine Anja Mahler, sowie Annina von Hellingfors.
Es war ein stürmischer Tag gewesen, der in einen nicht minder stürmischen Abend übergegangen war. Dazu regnete es, und es war mit einem Schlag empfindlich kalt geworden. Im Kamin der Bibliothek brannte deshalb ein ordentliches Feuer, das den schönen Raum noch gemütlicher machte. Die schweren alten Ledersessel waren in einen großen Halbkreis um den Kamin gerückt worden, Eberhard Hagedorn, der langjährige Butler im Schloss, hatte Tee und Gebäck serviert. Doch jetzt, als die letzten Worte des Barons verklungen waren, veränderte sich die Atmosphäre: Unter den Blicken des Kriminalrats fühlten sich mit einem Mal alle unbehaglich.
Das steigerte sich noch, als er schließlich mit kühler Stimme fragte: »Und warum erfahre ich das alles erst jetzt?«
Als niemand antwortete, fuhr er fort: »Ich fasse zusammen, wenn Sie gestatten, was ich bis jetzt gehört habe. Im Gestüt gehen seltsame Dinge vor sich: Es wird gestohlen, Ihr Stallmeister Robert Wenger wird mit K.o.-Tropfen mattgesetzt, als er sich auf die Lauer legt, um den Dieb zu entlarven. Während er ohnmächtig da liegt, wird Ihr wertvollster Hengst mit einem Messer verletzt. Sie, Herr von Kant, bekommen einen anonymen Brief, der andeutet, dass Herr Wenger nicht vertrauenswürdig ist. Wir haben also zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Delikte, die eine Anzeige verdient hätten: Diebstahl und Körperverletzung auf jeden Fall, vielleicht noch Hausfriedensbruch.«
Er machte eine Pause, in der er seine Augen einmal mehr durch den Raum wandern ließ. Sein Gesicht ließ nicht erkennen, was er dachte, auch seine Stimme hatte nicht unbedingt ärgerlich geklungen. Dennoch wünschten sich nicht nur die Teenager ein Mauseloch herbei, in das sie sich hätten flüchten können.
»Und als wäre das alles noch nicht genug«, fuhr Volkmar Overbeck schließlich fort, »stellt sich heraus, dass Herr Wenger sich in ärztliche Behandlung begeben muss. Er wünscht aber keinen Besuch und erklärt sich Ihnen gegenüber auch nicht, Herr von Kant, obwohl Sie sein Arbeitgeber sind. Sie stellen eine Vertretung ein, Frau von Hellingfors, die, kaum dass sie ihren Dienst angetreten hat, giftige Blätter im Futter findet und ebenfalls einen anonymen Brief erhält, eindeutig in erpresserischer Absicht. Dann erfahren Sie, dass Herr Wenger Frau von Aahlen engagiert hat, weil er tatsächlich schwer krank ist und ebenfalls erpresst werden sollte.« Die Stimme des Kriminalrats war allmählich lauter geworden. »Was, zum Teufel, haben Sie sich dabei gedacht, das alles so lange für sich zu behalten?«
Der Baron öffnete den Mund, um zu antworten, doch Bettina kam ihm zuvor. »Ich habe darum gebeten«, sagte sie, wobei sie sich um einen ruhigen Tonfall bemühte, um die angespannte Stimmung nicht noch weiter anzuheizen.
»Herr Wenger hat mich engagiert, Herr Overbeck«, fuhr sie fort. »Ich hätte also, streng genommen, über das, was er mir anvertraut hat, kein Wort verlieren dürfen. Ich habe immer wieder versucht, ihn davon zu überzeugen, dass er sich zumindest Baron von Kant anvertrauen sollte, doch er hat das abgelehnt. Sie müssen eins bedenken: Es kam zu einem sehr unglücklichen Zusammentreffen zweier Ereignisse. Erstens, er bekam seine Diagnose, die ihn vollkommen niedergeschmettert hat. Während er noch dabei war, sie zu verarbeiten und sich zu überlegen, was zu tun war, kam der erste Erpresserbrief, in dem ihm gedroht wurde, seine Krankheit zu veröffentlichen, wenn er nicht bestimmte Aussagen über Furioso machte. Da er ohnehin fürchtete, seine Arbeit nicht mehr ausüben, sich nicht mehr den nötigen Respekt verschaffen zu können, war er zunächst wie gelähmt. Dann beschloss er, sich auf keinen Fall in Behandlung zu begeben, bevor der Erpresser nicht gefunden war.«
Der Kriminalrat unterbrach sie. »Das wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, zuerst Baron von Kant und dann uns zu informieren.«
»Ich bin Ihrer Ansicht, aber mir waren die Hände gebunden«, erklärte Bettina. »Als private Ermittlerin bin ich auf das Vertrauen meiner Kunden angewiesen. Wenn ich es verspiele, kann ich meinen Beruf nicht mehr ausüben. Das müsste Ihnen doch einleuchten.« Nun hatte sich auch in ihre Stimme eine gewisse Schärfe eingeschlichen.
»Mag sein«, gab Volkmar Overbeck zu. »Aber Sie, Herr von Kant, Sie hätten doch sofort reagieren müssen, als Sie von den Diebstählen erfuhren und als man Ihren Hengst verletzt hatte.«
»Frau von Aahlen hat sich bereit erklärt, sich darum zu kümmern, und sie hatte gut Argumente, die Polizei nicht sofort einzuschalten«, erklärte der Baron. »Wir sind ja schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass der Schuldige unter den Angestellten zu suchen ist. Wir wollten ihn nicht warnen, sondern gewissermaßen in Sicherheit wiegen. Und tatsächlich hat ja Frau von Aahlen gemeinsam mit Frau Mahler und mit ihrer Mitarbeiterin herausgefunden, dass einer der Pferdepfleger hinter der Erpressung steckt. Er hat eine Freundin, die Sprechstundenhilfe ist, sie hat ihn mit Informationen zu Herrn Wengers Krankheit versorgt.«
»Was für eine Praxis ist das?«
»Eine radiologische«, antwortete Bettina nach kurzem Zögern.
Der Kriminalrat warf ihr einen durchdringenden Blick zu, den sie ruhig erwiderte, woraufhin er darauf verzichtete, ihr weitere Fragen zu stellen, die sie in dieser großen Runde auf keinen Fall beantworten würde. Das hatte er offenbar begriffen.
»Der Fall ist also aufgeklärt«, sagte er ausdruckslos.
»Wir haben keine Beweise«, erklärte Bettina. »Laura Koslik, meine Partnerin im Büro, hat Matteo Wulf, den Pferdepfleger, und seine Freundin mehrfach beschattet und auch belauscht. Sie hat jedenfalls genug gehört, um sicher zu sein, dass die beiden das Erpresserteam sind. Aber wenn es hart auf hart käme, stünde Aussage gegen Aussage. Das hilft uns also nicht weiter.«
Volkmar Overbeck war immer noch zornig, wie seine nächste Frage bewies: »Und wieso erfreut sich die Polizei jetzt plötzlich Ihres Vertrauens?«, fragte er mit sarkastischem Unterton. »Weil Sie nicht weiter wissen?«
»Weil die Geschichte allmählich aus dem Ruder läuft«, erwiderte Bettina. »Diese Erpresser sind keine Profis, sie machen ständig die lächerlichsten Fehler, aber sie sorgen mittlerweile für so viel Unruhe im Gestüt, dass der Schaden schon jetzt sehr groß ist. Die Sache muss ein Ende haben. Mit Ihren Mitteln kann man die beiden gewiss überführen. Dass die Polizei so lange herausgehalten wurde, lag an Herrn Wenger und seinem … seiner besonderen Situation, die auch mir zu schaffen gemacht hat, aber es lag auch daran, dass wir schnell Fortschritte erzielt und deshalb gedacht haben, wir kriegen das allein geregelt.«
»Sie haben es, wie unprofessionell auch immer, mit Kriminellen zu tun. Das war doch spätestens klar, als Furioso mit dem Messer verletzt wurde, oder? Es ist nicht Ihre Aufgabe, Verbrecher zu jagen. Sie sehen ja jetzt, was dabei herauskommt: